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Rr. SIS. Zehnter Jahrgl Mittwoch, 8. Rovbr. 1883. Erscheint: «glich früh 7 Uhr. Inserate »»rdrn arrgeuommea: gi,«Vend»v,Lonn. ^g» bi» Mittag» 12 Uhr: Marte,rstraße IS« »»zeig iu dies Blakt«, ha« jetzt tu lSOUV tLxemPlare» erscheint, jDadeu ein« ersolgreich« Verbreitung. Tageblatt für Uatcrhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drodisch. Abonnement! Vierteljährlich 20 L bei uneutgeldlickerli- serung in'« Haub Durch die Kbnigl. Pv, dierteljährlich 22 Ng> Einzelne Nummer» 1 Ngr Anseratenpretse: Für den Raum rin« gespaltenen Zeile: 1 Nz-r. Unter „Einge sandt" di« Z«l, » tzrgr. Druck und Mgeothmu der HerauSgtber: Nkpsch 4k Netlhardt. — Verantwortlicher Redakteur: Jullu- Vkrtchard!» Dikssö««, de» 8. November. --- II. kk. HH der Kronprinz und Prinz Georg sind gestern Morgen ^7 Uhr auf der Leipzig-Dreedner Bahn von hier abgefahren, um an einer in WermSdorfer Revier statt- findenden Jagd Theil zu nehmen. Sie wurden gegen Abend hier wieder zurückerwartet. -- — In Dresden hat sich eine Industrie Actien-Gesellschaft gebildet, welche den Namen einer Sächsi ch Böhmischen Berg bau- und Jndustrie-Äctien-Gesellschaft führt und deren Zweck in der --.rwerbung, Bearbeitung und Vertverthung böhmischer Brgdau- und Industrie-Objecte besteht. Das Grundcapital der G-s'llschaft soll in 500.000 Fl. österr. Silber bestehen und durch Emission von 2500 Ac'ien « 800 Fl. aufgebracht werde.,, wovon vorläufig >500 Aktien auszegebcn werden, während die spätere Emission der übrigen 000 Aktien dem Ermessen des Ve-waltui^sralhes anheimgestellt ist. Der Ver> waitungSrath besteht bis zur ersten Generalversammlung auS den Herren Oberbergrath a D. Friedrich Wilhelm Gustav Wählers in Dresden, Gutsbesitzer David Mortz Knauth da elbst, Privatier Anvreas Wilyelm Jordan daselbst, GutSbe Fitzer Karl Gustav Häusel daselbst, k. k. Notar Adolf Hajek a Nassab rg bei Prag, welche sämmtl ch Gründer der Gesell- hait sind, und Advocat Karl Oitomae Schmidt in Dreste, Sitz de» LerwaUun^Srarhs ist Dresden. Bei dcr Reichhal tigkeit Böhmens a« noch unersch'offenen Kohlenbkcken und an- d rn Bergbauobjielen d-rf die er Gesellschaft Wohl bei um sichtiger Lertung «in reges Gedeihen in Aussicht stehen und deshals ein günstiges Prognostikon g, stellt Melden. Nähere Aufschlüsse, welche die eben ausgesprochene Meinung zu be stätigen geeignet sind, gibt das von der Gesellschaft soeben ausgegebene Schiftchen, „Prosp ct und Gutachten' enthaltend. „Kohlen und Eisen", sagt der Prospekt, „diese Grundbedin gungen aller industriellen Entwickelung, denen das britische Reich sein eminentes Uebe-gewicht v-riankt, hat die Natur in den Boden des nordwestlichen Böhmen mit verschwenderi scher Hand niedcrgelegt L-.nge haben diese Schätze vergeben- ^geharrt, an das Tageslicht zu gelangen. Der Aufschwung der montanistischen Industrie war, trotz der reichsten Mittel, seither unmöglich, weil tue nothwendigen Elsenstraßen zur leichten uns billig-« Bewegung ihrer Producie mangelten. Nicht minder war das exclusive Zollsystem Oesterreichs für Sie Fabrikmdustrte hemmend und hiermit der Consum, na mentlich des Brennstoffs vn Ort und Stelle, auf nur geringe Quantität » be>ch änkt." „Diese Hindernisse sind jetz ", fährt ber Prospekt so t, „als b seitigt anzusehen", und bezieht sich «uf di- für Böhmen projectirlen resp. in Bau genommenen Elsenbahnlinien wie die Fortsetzung der Aussig Teplitzer Bahn über Brüx und Kommolau nach Karlsbad, den Bau der Bahn von Prag über Saatz und Kommotau nach Annaberg, an , w'lche Hauplziige sich demnächst noch mehrere Neb-nlinien rei chen dürste». Äutor tä en im Berg- und Hüttenfach haben die beabsichlnten Unternehmungen der Gesellschaft höchst gün stig begutachtet. — Concert. Montag, den 6. November, trat Fräul. Anna Schloß zum ersten Mal in Dresden in einem öffemli- chm Concert im Saale des Hotel de Saxe als Pianoforte spielerin auf. Sie sprlte daS Concert für Pianoforte von L van Beethoven (6-öur) mit Begleitung des Orchesters, die Sonate Nr I von Domenico Scailatti. I.« Osscacio von F. Pauer, Op 37 und kouäo brillam (ed-ckur) von Hummel für Piano orte mit Orchesterbeglcitung. Dir junge strebsame Con- certgeberin. eine Schülerin des Hrn. Hospranest Krägen, zeich nete sich durch gediegene Technik und einen recht gefühlvollen Vortrag der mit großer Umsicht gewählten Piecen aus. Wir glauben, daß das Rondo von Hummel und daS Pauer'sche Concertslück am meisten ange piochen habeu, und zwar weil dieselben, an uns für sich schon schön dem Stande der AuS- bildung des Fräul Schloß am nächsten lagen und weil sie dm lieblichen, diese Compositwnen durchw h-nden Geist recht innig aufgesaßt halte. Fräul. Schloß gefiel und wird in Zu- kunft noch größ-.re E>folge erringen, wenn sie die zu üb-r windenden Schwierigkeiten weniger bemerklich macht und bei größerer Krasrentwickelung auch dem Forte dm Glanz geben kann der ihrem Spcl im Piano nicht abzusprechen ist. An ke kennen« wer the Collcgialitär hatte das Co cert vielfach und vielseitig reizend aus gestattet. Unter Leitung des Hrn. Kapell meister vr Rietz spielte die königl. Kopllle die Ouvertüre zu Egmont und die im Programm angegebene Begleitung in d,r vortrefflichen Weise, wie wir Dresdner es eben als selbstver ständlich annehmen; Frau Jauner-Kroll sang eine Conee-t« Arie von Mend lslohn und ein Duett auö der Oper „D r Liebestrank" von Don-zetti mit Hrn. Scaria mit dem ganzen Zauber ihrer Stimme, Herr Tichaischrck trug drei Lfider von Franz Schubert vor, und Herr Concertmeister Lautkkbach spielte au< dem so unendlich schönen Biolinconcert rn Il-ölir von Mozart mit Begleitung des Orchester- da» Andante und Rondo zum ersten Mal Wir können nicht umhin, den ge- wattigen Eindruck dieser Composition, welche in so meisterhaf ter Weise vorgetragen wurde, zu constatirm. Der heute ge brauchte Flügel ist von dem Hofpianosortefabrikantm Hrn. Bechstein in Berlin gebaut. DaS Concert war überaus zahlreich besucht und fehlte eS auch nicht an vielfachen Zeich-n de» Beifall» — Nächsten Sonntag wird auf dem Plötze, wo unsere Sängerhalle sich befand, die Eiche gepflanzt, w lche den Dresd nern von dem Leipziger Gausängerbunde zur Erinnerung an das Fest geschenkt und bei dem großen Festzuge in einem großen Kübel vorangetragrn wurde. Die Sängerschaft ist deshalb nächsten Sonntag Vormittags 10 Uhr auf das Wald- schlößchen eingeladen und die Vereine veranlaßt worden, die Fahnen mitzubringen. — Nach der Grundsteinlegung des BötsengebäudeS in Chemnitz wurde die mit Dokumenten gefüllte und in den Stein gemauerte Blechkapsel gestohlen Auf gegründeten Verdacht ist nun ein bei Legung des Steines beschäftigter Maurer ein- gezogen worben Die Entdeckung wurde dadurch hoeb-rgc- fügrt, daß man am Montag Morgen den die Kapsel decken den Stein durch Kalk, anstatt deS vorher verwendeten CementeS, mit dem eigentlichen Grundsteine verbunden fand und dürfte wohl schon dieser Umstand auf das Gewerbe der Thäter schließen lasten Daß deien mehrere find, ist bei dem Ge wichte des abgehobenen Steines kaum anders zu vermulhen und wird man hoffentlich durch den Eingezogenen auch den oder die übrigen Mitschuldigen ermitteln. Tie Thäter haben übrigens, anstatt das Gehoffte, Geld, zu finden, bei ihrem Raube dessen sogar wahrscheinlich noch verloren, wenigstens fand man am andern Morgen m-hrere kleine Münzen an der betreffenden Stelle, die jenen bei den Manipulationen ihrer verbrecherischen Arbeit entfallen sein mögen. — Am 3. d. M. früh wurden in dem Kuhstalle des Gutsbesitzers Neubert i» EberSbach bei Glauchau 9 Stück Kühe todt gefunden, während die zehnte noch mit dem Tobe kämpfte und dann noch getödtet ward; die übrigen 6 Kühe befanden sich in krankem Zustande und mußten in thierärzt- liche Behandlung genommen werden. Unter der neben dem Kuhstalle angebrachten Feuerung war des Abends zuvor klarer Torf zu dem Zwecke angebrannt worden, um den andern Morgen für das Vieh warmes Wasser zu haben, dieser Torf aber nicht gehörig in Brand gekommen, sondern zur Feuer- thüre herausgeraucht, der Rauch aber ist du ch eine Oeffnung in den Kuhslall gedrungen und davon sind die Kühe erstickt, beziehendlich erkrankt. Der Schaden soll sich auf 600 Thaler belaufen. — Diejenigen Damen, welche neben dem Nützlichen und Nothwendigen sich für daS Geschmackvolle und Zierliche irter- essieen, finden heule eine reiche Augenweide in d-r Nampeschc- straße 81 eröffneten Auction verschiedenster Tapisserie- und niedlicher Galanterie-Maaren. — Auch die „Liedrrhalle zum Schillerschlößchen" schließt sich heute den WohlthätigkeitS-Concerten für Gottleuba an, dem wir besten Erfolg wünschen. — Eine tolle Katze ist in vergangener Woche am Mitt woch auf dem herrschaftlichen Hofe zu Königswartha, welche vorher eine Frau gebissen hatte, erschossen worden. Die Section der gelödteten Katze hat ergeben, daß sie wirklich toll gewesen. Es sind infolge dessen sämmtliche Katzen des Ortes erschossen und ebenso Maßregeln gegen das freie Umherlaufen der Hunde getroffen worden. — Der zu Neichenbach im Voigtlande auf den 13. und 14 November fallende Herbstmarkt ist bis auf Weiteres ver schoben worden, um dre Einschleppung der in Werdau und Attenburg epidemisch aufgerretenen Cholera zu verhüten. — Zu den wiederholt in diesem Blatte aufaeführten, die Luft verpestenden Wass rtümpeln, ist mit Recht noch die Prießnitz, oberhalb der Brücke am Liv.ckeschen Bade hinzuzu- füg n. Es ist hier keine Spur von einem Bach mehr, son dern ein reiner Sumpf, welcher seine Ausdünstungen bis auf die Brücke heraus crstr-ckt. Eine sofortige Abhilfe ist hier ebenfalls dri-gend nölbig. — Medizmalrath 1>r. Schmalz ist von seiner Reise nach d'M Süden zurückgekehrt, uno wird nun wieder Gehör- und Sprach Kranken seinen bewährten Rath ertheilcn. — Einem Privatbriefe aus Werdau entnehmen wir folgende Schilderung: „DaS Elend im armen Werdau ist grenzenlos; Hilflosigkeit, erbarmungswürdige Armuth, Ent- blößung vom Nothwendi^sten find jetzt die Mörder so man cher unglücklichen Familien. Die lalt« Jahreszeit rückt heran, und viele arme Kinder, die ihren sonst für Nahrung sorgen- den Vater oder ihr« pflegende Mutter, ja Manche, die B ideS verloren, sind der Noth und dem Elend preiSgegeb-n. Außer- dem ist ja Alle- theurer geworden, da kein Mensch mehr hrreinkommt, keine Butter, kein Fleisch re. mehr von Außen zugeführt wird. Also bitte, schickt an alten Kleidern und Wäsch«, wa» Ihr habt rc." (Wiederholt sei erwähnt, daß die Expedition de» DreSd. Journal- und Herr Kaufmann Emil Richter Gaben zur Beförderung «»nehmen.) — Vorträge über französisch« Literatur in französischer Sprache sind be« jetziger gesellschaftlicher Bildung ein Genuß, dessen Annehmlichkeit in jeder in teile ctuellen Stadt aus eine nicht kleine Zahl von Zuhörern rechnen kann Daher werden sicherlich die hiesigen Kenner der französischen Literatur mit Freud- erfahren, daß der Literat Herr Io V,n, dessen Vorträge wir bereits vor zwei Jahren in hiesiger Stadt mit großem Interesse gefolgt sind, binnen kurzem mir einem Vorträge über Olistesudriittick und die französische Revolution auftre- tm wird — Der reichhaltige Stoff dies r Vorträge und der voitheilhaftc Name, den H rr le Via sich bereit- auch ander wärts erworben hat, versprechen dem rheilnehmenden Publi kum mehrere genußreiche Soireen und besonders der Damen welt, deren Gefühle sich am leichtesten in dre ideale Welt des berühmten Dichters versenken können. — Wie wir vernehmen, sind in diesen Tagen auch in Grimma zwei Cholcrafälle vorgekommen, die beide einen tödtlichen Ausgang gehabt haben. — — Vorgestern hat in Leipzig die Beerdigung des ermor deten Kaufmann Markert unter zahlreicher Theilnahme de- PublckumS stattgesunden. Eine Compagnie Communalgarde, bei welcher der Ermordete gestanden, gab ihm unter Voran» tritt eines MusikchorS ein ehrenvolles Geleit. Der wegen Verdacht» seiner Ermordung cing-zogene Kürschner hat bi- jetzt noch nicht gestanden — — Auf dem Bahnhofe zu Voitersreuth ist ein Kvnigl. Sächsisches Grenzpolizeicommissariat errichtet worden, welchem dieselben Befugnisse, wie den König!. Sächsischen Grenzpoli- zeicommissariaten in Bodenbach und Zitra r, zustehen. — Versuchter Raubmord. Am vergangenen Don nerstag, den 2. d. M, Abends Men 8 Uhr, rst in der Ge gend von Bautzcn auf der Cotlbusser Chaussee, an der Stelle, wo der Weg nach Groß-Buckow abgeht, gegen den Fuhrmann Anton Rössel aus Böhmisch-Friedland, welcher am Nachmit- ta, desselben Tages Cottbus mit einer Frcchtladung nach Bautzen verlassen hat, von einem Unbekannten, der hint-r Madlow sich zu Rösseln gesellt und sich später mit auf dessen Wagen gefitzt hat, ein Raubmord versuch: worden Der Un bekannte hat nämlich Rösseln ein langes Messer von hinten in den Hals gestoßen und »st dann, nachdem er vom Wagen gestürzt war, entsprungen. Der Unbekannte ist mit ei^er Mütze, einem schwarzen Tuchrock, dunkler Weste und Stiefeln bekleivet gew sen, hat einen dick n, eichenen Knittel mit gebo genem Handgriff getragen, ist von mittler Statur, nicht stark gebaut gewesen und Lat ein blasse», nicht volle» Gesicht mit einem kleinen, dünnen, Hellen Schnurrbart, sowie eine dünne, weibliche Stimme gehabt und mit der Sprache, welche wie die eines Wenden gek ringen, nicht recht fort gekonnt. Die An- gaben des Fremden, welche er gegen Rössel erstattet, „er komme von Werben hinter Cotibus, sei Bauer rn Groß- Buckow, habe zwei Pferde und einen Knecht und sei rin Jahr berheirathet", haben sich als erdichiet erwiesen, du er über Feldbau k inen Bescheid gewußt, auch nicht anzugeben Ver mont wem daS zur Skile der Chausssr niederz.schlagene Holz unweit Groß-Buckow gehöre: vielmehr deuten vcrschre enc Um» stände darauf hin, daß der Thäter das Fleischcreeweibe be treibe. Der gekrüm-te Handgriff des vo» ihm zurückgelasfi» nen Knitt.lS ist fettig und das zur That verwenkele Messer rin solches, wie es die Fleischer gebrauchen. Der Verdacht r-chtet sich gegen den am 8. Oc:. 1837 zu Frankfurt an der Orer geborenen F'eischergtsellen Carl Fn-drich Franz Weid ner. Derselbe ist 5' 3" gioß, bat blonde Haare, blaue Augen, blonden Bart, Nase und Mund sind gewöhnlich, Ge- sichtkfurbe gesund, Statur schlank, er hat eine fcinklmger.de Sprache. Der k Staatsanwalt zu Spremberg fordert im öffentlichen Interesse Jeden aus, etwaige Verdachtsmomente;« semer sofortigen Kenntniß zu bringen, und macht bekannt, daß der Stock und das Misser sü>- Jedermann in den Vor- mitiagsstun'en im Bureau der k. Staatsanwalfichast zu Sprem berg zur Einsicht auslicgen. — Unser Viehmarkk, der im eigrntlichcn Sinne de- Wor tes unbemerkt vom größerem Publicum vorübergeht, bietet dem einiger Maßen aufmerksamen Beschauer manches recht in teressante Bild. Schon der Verkehr von Menschen und Pfer den im bunten Gewühl ist interessant anzufihen. DaS Pferd, da« kräftige stolze Thier, wrrd durch dichte Haufen von Menschen hindurch geführt, ohne daß man ein scheue- Zurückweich n der Letzteren si.ht. Denn w-r auf dem Vieh- markt ve> weilt, kennt nicht Furcht vor Pferden Die ächte Mannet kraft sieht me.n hier in seiner vollsten Entfaltung. Hochausbaumende Pfeede vermögen nicht sich der Hand zu entledigen, die sie nach ihrem Willen dui.rirt, und für dr»