Volltext Seite (XML)
'«"V ' Nr. SIL. Zehnter Jahrg. Dienstag' 7. RovVr. 1865. Erscheint: «glich früh 7 Uhr. Inserate I^rkru angenommen: Hz,Abend» Ü.Lonn- , ja«» bi» Mittag» Z 12 llhr: Marienstraße IS« «n,rig. in dies.vlatt,. M va« jetzt in 1L««« M Exemplare» erscheint, ^ Anden eine ersolgreich» »«rbrrituag. '1 Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur! Theodor Arabisch. Monnemmt: vierteljährlich 20 Ng? bei »nentgeldlicher Lv.>> serung in'» Hau?. Durch die Krnigl. Pof Vierteljährlich ,22 Ngr Sinjclue Nummern 1 Ngr Inseratenpreise: tzttr den Raum ein« gespaltenen Zeile: 1 Ngr, Unter „Eing»«t laudt" die Zeil» r slrgr. Druck und Ntgeuthmu brr H«rau»grb«r: Kiepsch stk Ntlchardl. — Verantwortlicher Redacteur: Julius Nrichardt« de« 7. November. -2 Der Hrrr Stoateminister von Brust, der vorgestern Morgen nach Leipzig gereist, ist Abend» desselben Tage» hier« her wieder zmückgrkehrt — — Loncert. Am Sonnaberd den 4. November gab Herr vr. Salier im Saal des „Hotel de Saxe" sein zweite» «nd letztes Concert Der Concertgiber brachte seine eigenen Eompositionen zu Gehör, die n cht nur seine vorzügliche Tech nik, sondern auch seine geistige Kraft in der Bewältigung musikalisch darstellbarer Ideen auf dem Pianosorte vollständig vorzusühcen Gelegenheit gaben. Nr. 3 des Programm» „In der freien Natur", große» Duo für zwei Pianoforte Op. 77 (v-äar) und von den unter Nr. 4 aufgesührten Charakter« stückt«. „Die Spinnerin", Op 65 und „VögleinS Morgen- liev", Op. 78, gefielen wohl mit Recht am meisten, und be zeugten, daß Herr Or. Satter wirk,ich Herr über sein Instrument in jeder Beziehung ist Zum Schluß imsrovifirte der Con- certgeber in zwei Iheilen über vom Publikum gegebene Th?- «ra's: Deffauer Marsch, Trinklied au» Freischütz, Kol« Lrita- o>» und „Eine feste Burg rc.", „Es ist bestimmt in Gotte» Nach l und „Auf Flügel« de» Gesanges." Hierbei errang sich Herr vr. Satter den einstimmigen Beifall der Zuhörer. Bei den unter Nr. 1 und 3 des Programms aufg führten Pie cen, spielte jHerr Johannes Weidenbach das zweite Instru ment und zeigte abermals, daß er mit Eifer seinem Lehrer immer mehr zu erreichen bestrebt ist. Anregender würde Wohl da» Concert noch gewesen sein, hätte Herr vr. Satter eine oder die andere fremde Composition in sein Programm mit ausgenommen, um Vergleiche, die er doch nicht zu fürchten braucht, leichter anstelle« zu können. —ü. k. Wenn es die Aufgabe eine» jeden Gebildeten sein muß, sich di« Bekanntschaft mit den wichtizsten GristeS- erzeugniffen seines Volke» in Sprache und Schrift anzueig nen insofern sich an deren Form und Inhalt da» Leben, die Sitten und Gesammtanschauungen de» Volke» in den ver schiedenen Zeiträumen seiner Entwickelung abspiegeln, so wird zu erneuerter Anregung dazu nicht» wesentlicher beitragen, als verständlich gehaltene Vorträge. Literar - historisch und arsthetisch behandelte Gelegenheit zu erwähntem Zwecke ist schon seit mehreren Jahren durch die von Herrn Or. Semler im Saale de» Hole! de Pologne gehaltenen Vor träge geboten und die rege Teilnahme, die denselben jed n Winter gezollt wurde, zeigte sich «rnrunt in dem ersten Vor trage de» diesjährigen Ehclu» der aesthetischen Borträge über deutsche Literatur, welcher Sonnabend, den 4 November, von Herrn vr. Seml<r gehalten wurde, und die niederländische allegorisch-epische Thiersage von „Reineke Fuchs" zum Thema hatte, welche rer zahlreich vertretenen Zuhörerschaft in klarer Weise geschildert und erklärt ward. Sonnabend, den 11. No vember, findet ein Vortrag über „das deutsche Volkslied im 15. und 16. Jahrhundert" statt. — Musikalischer Fund. In einem FaScikrl alter Roten, meist Kirchenmusiken, welche der Cantor Müller zu Langebrück bei Nadeberg in der Auttron erstand, fand sich rin Oratorium von Schicht vor, dem ehemaligen Canlor an der Thomasschule zu Leipzig. ES ist dies Werk rin Orato rium zur Säcula»frier der Neukirche zu Leipzig, componirt 1799. ES entsteht nun die Frage: ist di.» Werk etwa im Mufikhandel erschienen? Wo nicht, dürste sich vielleicht mit einem Musikalienhändler eme Vereinigung treffen laffen, indem von Schicht'» Erben Wohl Niemand mehr lebt; denn seine, an einen Herrn Weise zu Leipzig vermählte Tochter ist längst gestorben. Das Oratorium, von Schicht'» Hand, umfaßt 108 Seiten Quartrohal-Format, compreß geschrieben. Schicht, ge storben im Februar 1823, ist bekanntlich Tonsrtzer de» be rühmten Oratoriums: „Das Ende des Gerechten", worau» bie Arie: „Wir drücken Dir die Augen zu" noch heute bei Brgräbniffen ertönt. — In Betreff der malerischen Ausschmückung de» AulasaaleS der neuen Kreuzschule hatten wir bereilS G legen- heit, rm Atelier ton Anton Dietrich Farbrnskizzen entgegen, zunehmen, welche «in gelungenes Mcrsierwerk in Aussicht st llcn. Es wird das Publ-kum interesfiren, zu erfahren, wie der Kiinsrl.r seine Aufgabe ersaßt,'. Vier grcße Wandge- mä«de, in Frcrko ausgesührt, werden den groß:» Saal der Schule zieren, in ihnen kommen vier hervorragende sittlich« Vorbilder aus d-r Weltgeschichte zu« Anschauung. Das erste Gcn-ärtze st d-.r !§ nt res l rede gewrlm't. Abraham, bereit, seinen Sohn zu opfern, dos zweite Vaterlandsliebe, Curtius in dm Abgrund springend, das dritte Wahrheits liebe: SnkratrS, den Giftbecher ucrend. und das vierte: geistige Tapferkeit: Luther vor dem Rrichitag zu Worin,». Ueber der EingangSthüre wird d e Schule, die alma mslvr i» allegorisch« Form thronen. Al« Grund und Boden so zu sagen, au» welchem hervorragende Handlungen de» Opser- ,t«tht m der Weltgeschichte hervorgehrn, läuft den oben ge- * / nannten vier Bildern unten entlang rin Fries, in acht Fest, der getheilt, die Entwickelung de» Lehramtes der Weltge schichte in seinen hervorragendsten Geistern behandelnd. Zu erst begegnen wir den Anfängen des Cultus und der Wissen- schäften im Bllg-meinen bei den Indiern und Eghptern, dann der mosaischen Zeit ; in einem dritten Abschnitt vereinigen sich die Spitzen der griechischen Gelehrten, in Wohl gelungen stm Portraüs und ganzer Figur, dann die Römer, in der fünften Abteilung tritt uns ein Hauptlich Punkt, der Christ mit seinen Aposteln entgegen, daraus folgt das Mittelalter, dann die Reformatio §z:it und als Schluß die N-uz'it, ihre Forscher, Denker, Dichicr und Philosophen, unter Anderen Lesfing, Schiller. Gö-H-, zuletzt H-mboldt. Das Werk ist mit einer Vielseitigkeit und Tiefe erfaßt mit einem Fleiß? entworfen, welche den Künstler in jeder Weise ehren und der Stadt Dresden eine Sehenswürdigkeit mehr zuführen werden. So viel wir wissen, lautet der Contraet zur Anfertigung auf vier Jahre Liet-.ich erhält etwas über achttausend Thaler für seine Arbeit und Auslag-n - Ver dem am Freiiaz Abend in Kutonäa't geschehenen Beltendkbslahl hatten nicht die Bestohlenen selbst den Dieb vorher gesehen, sondern andere Leute, auch waren die Bestoh- lenen noch mit Letten versehen, so daß sie sich zur Ruhe legen konnten. — Am 1. Nov. wurde der Handelsmann Zeising aus Dippoldiswalde auf dem von Ruppendorf nach Berreuth füh- rrnden Fußwege von einem unbekannten Manne am Halse gepackt, zu Boden geworfen und gewaltsam eines Quersack,» mit wollenen Maaren und 4 Thln 15 Ngr. baar beraubt. Ei« Eisenbahnar beiter aus Großdorfhain ist als verdächtig «ingrzogen worden. — Der Obskurantismus, welcher sich hier und da in deutschen Landen zeigt, da» Wesen der Dunkelmänner, wollte sich gestern Abend auch da» Dresdner Ga» ein weaig aneig nen, vorzüglich in der sechsten Stunde. Da hieß c» vorzüg lich in der Altstadt: „Herr, bleib' bei uns, denn es will Abend werden I" Die Gasflammen in Restaurationen, Comp toir» und Geschäfts localen schrumpften zusammen wie kleine Irrlichter an einem Sumpfe und in manchen Schreibstuben mußte auf Auzenblicke da» alte Jnsrltlicht aus der Noth helfe«. Wie aber die Finsterniß nicht ewig währt und L cht, da» gute Princip der Natur, wieder hervorbricht, damit da» Reich der Finsteriiß nicht den Sieg gewinne, so auch hier. Da» Ga» flammte wieder auf; dir Zocken brannten hell, lichtst', bmend breit und Alles war Fr« den und Seligkeit — Am Sonnabend Abend rannten auf der Mitte der alten Abdrücke zwei Wagen aneinander, so daß der eine, ein Postwagen, seitwärts auf's Trottoir geschleudert und sei nem Pferde die gegnerische Deichsel vor die Brust gestoßen wurde Ob das Pferd verletzt war, konnte augenblicklich nicht festgrfiellt werden — Außer der Expedition de» Dresdner Journal» nimmt auch Herr Kaufmann Emil Richter, Ecke der Seestraße und Altmarkt, Liebesgaben für das durch die Cholera hartbedrängtr Werdau an — (AuS der Praxis eines Eisenbahsn-Bille> teurs ) An die Bill t Ausgabe des sächs.-böhm. Bahnhofs in Dresdrn kommt neulich ein preußischer Officier und ver- langt, wie viele vor ihm Stehende, ein B.llet nach Perne, wofür er einen Ttaler hinlegt Der Billeteur rechnet von letzerrm dm Pie s für ein Billet dritter Classe ab und giebt dem Offizier das betreffende Billet Der Officier geräth da rüber förmlich in Zorn und stellt dm Beamten deshalb zur Rede, wie er ibm em Billet dritter klaffe geben könne Der vielbeschäftigte Billeteur gab die auS seiner Praxis geschöpfte, kurze Antwort: „Wer nach Perne ein Billct verlangt, fährt nur dritter Classe; in zweiter Clafle fährt man nach Pirna!" Dem Officier blieb nach dieser Aufklärung weiter nichts üb rig, als sich außer dem Billet nach „Perne" auch noch eins nach „Pirna" zu lösen. — U:ber deg wegen Mordverdacht- in Leipzig eingezo- gcnen KLnichncr schreiben die Leipz. N : Wir haben schon auf merksam gemacht, daß dir öffentliche Meinung mit zur Zeit noch unberechtigter Sicherbrit dm gefänglich eingezogmcn Schneider^sillm H intch Wilhelm Kün'chncr (nicht Kürschner) als len d- öidrr d.s Kaufmaiur Mackrrt bezeichnet. Es mög n allerdings starke Anzeichen gegen ihn sprechen, aber anderer seits >sr Manches, wes man von seiner nähern Umgebung über ihn kört. Wehl «eignet, seine Schul:- in Zweifel zu ziehen; a::ch jrr.d in riner der l'tz.en Nunm-rn eines hiesigm Blattrs Angabe» enthalten, die nicht auf Wahrhe t beruhen. Nach zuverlässigen Luesaaen srinir Geverks-enossm ist sein Charakter, soweit fir ihn kennen zu lernen Eelegenheit netten, von der Art, daß ihm eine solche Thal und rrne so große Verstellung kaum zuzutrauen ist; an jenem Freitag Abend hat «r wie gewöhnlich bi» um S Uhr gearbeitet und ist dann, etwa eine Viertelstunde später, fortgegangen; die Angabe, daß er mit Markert in einer Restauration zusammengetroffen sir, muß also unrichtig sein, da letzterer um 8 Uhr schon wieder in sein Geschäft zurückgekehrt ist. Künschner will dann bi» gegen 10 Uhr auf der Promenade spazieren gegangen sein; zwischen 10 und H11 Uhr hat er in QuaSdorf» R.str.N ation sich mit andern Gästen unterhalten, die an seinem vm-.bmen nichts Außergewöhnliches bemerkt haben. Bald nach ^11 Uhr ist er zur Wohnung seine» Meisters, wo auch er wohnt, zu rückgekehrt, hat sich zu Bett gelegt und auch sein Schlafge» noffe hat nichts Besondere» an ihm wah genomm n. Um 6 Uhr früh aufgestgnden, hat er dann bi» gegin 9 Uhr, wo seine Verhaftung erfolgte, fleißig gearbeitet; sein Benehmcn bei der Arrctur, im polizeilichen Gewahrsam, beim Verhör und bei d.:r Gegenüberstellung der Lriche soll dem Vernehme« nach stets ruhig und gefaßt gewesen fein. — Die letzte Mit theilung eines diesigen BiatteS, daß der Meister Künschncr'S auf dir Polizei gekommen sei, das verstörte Wesen deffclbrn und dis Fehlen von desiem Vollbart berichtet habe, sind wir auf des Meisters eigener Aussage hin als unwahr zu erklä ren befug«; Künschncr Hot vor wie nach jenem Abende nur einen Schnurrbart getragen; an stimm grauen Nock, seiner Wäsche oder seinen Händen sind keine Btu« spuren zu bemer ken, nur unten an den dunklen Beinkleidern sollen zwei kleine Blutflecken entdeckt worden sein, deren Vorkommen er nicht zu erklären weiß. — Bei der gerichtlichen Vorführung der Leiche soll er auf Geheiß die Hand auf deren Kopf (nicht in die Wunde) gelegt haben, ohne unruhig zu Weeden, und bejaht haben, daß er die Leiche als dir de» Kaufmann Markert erkenne. - — Auf dem Altmarkt versammelte sich vorgestern Abend gegen 10 Uhr ein zahlreiche» Publikum, darsclbe wollte in der Nähe einen Schuß fallen gehört haben. Die angestellte« Erörterungen blieben aber erfolglos. — Zwei Knaben verlangten vorgestern bei einem Bäcker in Antonfladt einige Zwiebäcke Al» da» Verkaufsmätchen dieselben zum offenen Ladenfenster herauSgab, baten sie noch um einige Brätzeln. Die Verkäuferin war vorsichtig genu;. die Zwiebäcke, die natürlich noch nicht bezahlt waren, nichr zu verabfolgen, sondern einstweilen an sich zu behalten, und im Innern der Stube hint«r da» Fenster zu legen. Kaum aber, daß sie nunmehr den Knaben den Rücken wendete, um die Brätzeln herbeizuholen, hatten dieselben mit den Hündin durch das offen gebliebene Finster durchgegriffen und eir.cn Theil der Zwiebäcke e>faßl, noch «he dar Mädchen dies de:-' hindern konnte.! Die bisher unbekannten Diebe nahmen dar auf mit ihrer Beute ReißauS. — — Au» der zwischen den Scheunenhöfen und dem schle- fischen Bahnhof gelegenen neuen Gasanstalt, mußte am ver gangen Sonnabend gegen Abend ein dortiger Arb-iter in laS Krankenhaus gebracht werden. Derselbe war mit einem sei ner Vorgefetzten wegen ungehörigen Benehmens in Werlwcck- sek gerathcn, in dcffen Folge aber an die Lust gesetzt wor» den, so daß er bchauptete, hierdurch Schaden genommen und angeblich eine innere Verletzung davon getragen zu haben. — — Das am Freitag im Saale deS Lincke'schen Bade» zum Besten der Abgebrannten in Gottleuba vom hiesigen „Sängerkreis" abgehallene Concert, war in Folge der ungün stigen Witterung nicht so besucht, al» eS der gute Zwrck er heischt hätte. Doch war die Ausführung d r Gcsäng- sehr erfreulich und das gewählte Programm bekundete dar Sie ben nach drm Schönen und Höheren im Ruch de, Kunst. Von den vorgetrazrnen Gesängen erreichten etliche eine Wir kung, daß sie sich einer Wtederho'ung erfreuten, was beson der» auf Rechnung de» umsichtigen Dirigenten, Herrn Sin- ger kommt, d ffen Si eben und künstlerische Einwirkung sich in schönstec^Weise geltend machte. — Auf « .der Großenhainrr Straße waren am verzan- grn:n Sonnabend zwei Knaben rm Alter von 13 Jahren, deren Eltern auf dem neuen Anbau wohnen. auS einem uns unbekannten Grunde mii einander in Zank und Streit ge- rathen, der nachträglich in Thäilichkeiien iioergegangen war und endlich dabin geführt hat, daß der eine Knabe ein Messer gezogen und damit d«m anderen mehrere Stichwund-n im Kopf zugesügt Hit. Man brachte Letzteren in li: el.erliche Wohnung. — — Der rct've Soldat der vor mehreren Tagen das Unglück gehabt hat» beim Wage:-schieben auf dem Leipzig- Dresdner Äa'-nhos zu verunglücke,». ist «n den Folgen der crhülttnen Verletzung >m M litärhospita! v rsioceen und gestern begraben worden. — — <la. Einer drr inlcrtssanleücn Verträge, welche wir bs jetzt im ntturwiffcnschaftlichcn Cyclu- zu bör-m b-komme« haben, war unstreitig der des Hrn l)r. Drechsler am ver gangenen Freitag, in welchem »ieser arck drm Gebitte der Na turwissenschaften rühmlichst bekannte Forscher in gewohnter