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Nr. »S1. 8»«ter Jahr«. Mittwoch. 18. Vetober 18M. igm der «ige »geß idt. und ichem ebten asbe» So ge- nden tief» i.H.L. » am iütag «o- Neu- hfing, smals «tzterc e un- Ter» ttigm anzea ch »st er i« eirte »tzea wäre seim eit«- und urch ert find : al» L. - sich Frau > der rlebten atula» r Hof» t, daß ihrem age die ctionirt mag. . ^schemi: Wieltch MH 7 llhe. Anseratr «erven «ngenommeur X, Abend»-,Sou«, tag» bi» Mittag» LA Uhr: Martenstra-e 1». /-«»nemntt: VteN.ljLhrNch rvNgV b«i nnentgeldttcher A«- sernng in'« Hank. Durch di« «iinigl Pof vierteljährlich SS Rge Linzrki« Nummer» ' N»r >»r»ig iu dies. Matt«, da» jetzt in Exemplaren erschein», ßnden «iu« erfolgreich« Verbreitung Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drodifch. Anseratenpreife: Für den Raum eim» »espaltene» Zelle: t digr. Unter „Sing«, landt" die Zeil, r N,r Druck uud Etgenthu» der H«rau»g«brr: Eikpsch -r Nklchardt. — Verantwortlicher Redacteur: IllUnS Nelchardl. Dresden. den 18. Oktober — 6a> Der naturwiffenfchaftliche ChcluS konnte dir heu rige Saison nicht besser und passender eröffne«, als eS vorgestern durch den Vortrag de» Hrn. vr. Drechsler über den gemein samen Freund und Rathgeber aller Menschen, den freilich oft noch nicht genug gewürdigten Kalender geschah. In ebenso klarer ur.d faßlicher wie fesselnder Weise, JedtM leicht ver ständlich,, verbreitete sich der geehrte Vortragende über die Entstchung. Einrichtung und Eigenthü „lichkeiten de« Kalen der» 'in astronomischer, bürgerlicher und kirchlicher Beziehung und gab höchst interessante Erklärungen über die Begriffe: Duy, 'Woche, Monat, Jahr Leider verhinderte di, vorgerückte Leit l,der Vortrag nahm über eine Stunde in Anspruch) den Redner, sich über da» Historische der Kalen deren-tstehung zu »erlsrriten, was er jedoch in einem seiner nächsten astronomi schen Vorträge nachzuholrn vrrsprach. - In dies?» Tagen ist in diesiger Stadt der Prinz Georg von Dessau, dtk sich in Dresden seit einer langen Rehe von Jahren unter dem Namen eines Baron v. Berbitz aufhült und auf der Lüttichaustraße Ne. 8 wohnte, gestoiben, — Von Seiten de» k. Ministerium deS Jnne-n sind vorgestern einige Aerzte und Krankenwärter nach Werdau ubgeordnrt worden, nachdem von dort die Nachricht anher ge langt, daß die Cholera dort keineswegs im Abnehmen befind lich, sondern täglich viele neue Opfer hinraffe, — In einem aus der Eisenbahnstrecke bei Waldheim befindlichen Tunnel ist bei dem Courirrzug, der vorgestern Abend gegen 11 Uhr von Hof in Riesa eingetroffen, und kurz nach Mitternacht Hier angelangt ist, ein Schaffner herabgestürzt unter die Räber grrathen und in Folge erlittener gräßlicher Verstümmelung um das Leben gekommen - So viel man hört, ist rS bisher nicht gelungen, den Urheber de» neucrdings in unserer Näh, verübten Raub morde» zu ermitteln Aeußere Spuren, die den Verdacht nach irgend einer bestimmten Richtung hinlenken sollen, sind nicht vorhanden. Der Herr Generalstaatsanwalt l)r Schwarze hat sich gestern mit dem Herrn Staatsanwalt Rvßteuscher nach Hintergern dorf begeben. — Der Täschnerlrhrling, der vorgestern seinen Lehrherrn um KO Thalrr b-stohlcn und darauf flüchtig geworden war, ist nicht weiter als bis nach Leipzig gekommen. Dort hat ihn die Polizei, die von hier auS von der Flucht des Bur schen telegraphisch benachrichtigt war, aufgrfangen und gestern hierher zurückgebracht Von dem gestohlenen Geldbetrag soll sich ziemlich noch dir ganze Summe im Besitz des Deserteurs vorgefunden haben. — Am lß. Vormittag lO Uhr fand im Saale des Kra- rnerbauseS zu Leipzig eine Conferenz von Vertretern aller Mitt lern und kleinen deutschen Staaten behufs einer gemeinschaft lichen Ausstellung auf der nächsten Pariser Weltausstellung im Jahre 1867 statt — An der k. po'htechnischen Schule wird im Lause des Winters Herr RegierungSrath Meusel Vorträge über sächsische GesetzgebungSSkunte hatten — Eine interessante Neuheit, welche bei H. Blumen- fiengel, Galerirfiraße 17 sich vor findet, ist die Pharaonische Wunderschlangr (Stück 5 Ngr.) in G.stalt kleiner konischir Körper, in Größe und Form den bekann en Räucherkerzchen ähnlich und wie diese zu entzünden, worauf sich aus den. selben in den grotrSkesten Windungen eine Schlange von min destens zwei Fuß Länge und von d.r Stärke einer natür lichen Otter entwickelt. Es ist dies jedenfalls eins der über- raschendsten und wunderbarsten chemischen Experimente und für die Winterabende ri«e Unterhaltung, die immer neue Ab wechselung bietet, denn die Schlange erscheint jedetmal in -anderer Figur — In der Nähe de» Rosenweges ist seit längerer Zeit bemrrkt worden, daß Katzen auf jämmerliche Weise theils arg verletzt, theils grtöbtrt worden find. Einem dort wohnenden thätigen Mitglied de« Thierschutz-VernnS ist es endlich gelun- gen die Urheber in einer Anzahl Schulknabrn zu ermitteln, und find bereils dies« jugendlichen Verbrecher der Polizeibe hörde zur Anstellung weiterer Untersuchung angezeigt worden. — Ein Act wiederholter Rohheit wurde in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag gegen 2 Uhr an einem beur- laubten Soldat aus jugendlichem Uebermuth auf der Brücke Verübt, und zwar von 6 dis 8 jungen Herrchen au» anschei nend gebildeten Ständen. Der Soldat war am Kopfe so verletzt, und in Folge dessen blutig, daß man von der ur- sprünglichcn Farbe re« Gesichts nichts sehen konnte. Durch mehrere hinzugekommene Persourn gelang e», «inen von den Ruhestörern fchzuhalten und mit ihm den (stanz hinter die Frauenkirche «nZutrelen, wo mm die ««deren ihrer woh'ver- dienten Strafe nicht entgehen werden. — Ländlich — sittlich! Im Obererzgebi'rg ff liegt rin ro- manlische» stille» Lörflrin. Der Name, der etwa« selten klingt, thut nicht» zur Sache. Dort steht ein Kirchlein, zwar nicht mit gewaltigen Wölbungen und Kuppeln und bunten Fenstern und schlanken Th innen, deren goldne Kreuze im golvnen Licht der Morgensonne strahlen — aber ein Kirchlein, in welchem die GlÄubigen des Dorfes Raum genug haben, um ihrem Herzensdrange zu folgen. So bescheiden das Aeußere deS Kirchleins ist, ebenso das Innere und besitzt der Tewp'l keinen eigentlichen Platz sür die Orgel, sondern der Zimmer mann hat über einige vierbeinige Holzböcke 4 bis 5 Bret.lein gelegt und darauf steht «in kleines Positiv mit etwa 3 iis 4 Oktaven, das seine dünnen Melodien zum Gesänge der Ge meinde, die meist aus Bergleuten besteht, hrrgiebt. Ein Berg mann also auch ist es, ein „Herr vom Leder", wie ihn die deutschen Rechtsbücher nennen, der den Organisten macht, der mit seinen arbeitsschweren Händen, welche in der Woche dos harte Erz aus dem Schachte holen, des Sonntag« das flüssige Metall der Positivsmelodien harmonisch herauSgreift. Dieser Bergmann, dieser „Herr vom Leder", hat nun bekanntlich wirk lich rin Leder, das zu seiner Bergkleidung gehört und gleich sam mit ihm nach hintenzu verwachsen ist. Solch ein Leder trägt auch der Organist, indem er während seine« seelenvollen Spiels der Gemeinde den Rücken zulchrt. Das Eigenthüm- liche bei der Sache ist nun dar. Da, ob aus Sparsamkeit, ob aus Mangel an irdischen Schätzen, ob auS andern Grün den, keine schwarze Tafel vorhanden ist, um die Nummer des zu singenden Liede« jedermal aufzuschreiben, so wird das Leder des Organisten dazu benutzt. Der sogenannte Windmacher, aiiss Balkentrrter, auch ein Bergmann, tritt vor, wischt mit vorher an gefeuchteter flachen Hand die Nummer deS abgesun- genen Liedes weg am Leder und kreidet hierauf behutsam und andächtig und mit vieler Kreidefertigk.it die Nammer des neuen, kommenden Liedes am Leder wieder an. So geht das Jahr auS, Jahr ein. Es geht aber nichts über eine so er finderische PrdxiS im Obererzgebirge! — Bei der am nächsten Sonntage in der festlich erleuch. teten Frauenkirche statifindenden Musikaufführung wird die k. Hofopernsängerin Frl. AlvSleben freundlichst Mitwirken. Der anerkannt bedeutendste Organist unserer Stadt (und wohl ganz Sachsens), Herr Hoforganist Merkel, wird nicht bloS das Concert durch «in Präludium einleiten, sondern auch borge- nannte Sängerin auf dem Harmonium begleiten. Der Chor gesangverein wird seine Partie von der Kuppel der Kirche auS zum Vortrags bringen Bekanntlich sind durch diesen Auf- strllungsplatz in früheren Jahren mehrmals exquisite Effecte erlangt worden. In den letzten Jahren war dieser Modus baulicher Schwierigkeiten wegen unmöglich. — Der majestätische Bau der Frauenkirche, welcher seit der vor Kurzem Vollendern inneren Restauration doppelt schön hervortrilt und neulich bei dem Gustav-Adolph-Feste alle Fremden zur Bewunderung hin riß, ist an sich schon eine Veranlassung für die vielen Be wohner der Provinz welche am Jahrmalktslonntage in Dresden sind, die Frauenkirche zu besuchen Die Vereinigung so vieler musikalischer Kräfte zu einem edlen Zwecke läßt daher einen möglichst günstigen Erfolg hoffen. — Es werden sich Viele wohl noch mit Vergnügen der mimisch-physiognomischen Soiroen des Herrn Ernst Schulz er innern, welche vor zwei Jahren hier im Saale de» Hotcl de Pologne stattfanden. Seit jener Zeit hat Herr Schulz 93 solcher Vorstellungen in Berlin, dann 53 in Wien u. s. w. gegeben, Herr Schulz, welcher gegenwärtig wieder in Dresden weilt und nächste Woche im Hotel de Pologne einen neuen CycluS beabsichtigt, scheint sich die Physiognomik zur Lebens aufgabe gemacht zu haben, freilich in anderer Weise als Lavater, und seine neueren Studien find von überraschendem Erfolg. Welche schlagend« Gegensätze, abgesehen von der Dar stellung der vier Temperamente. Vor uns liegen L5 photo graphische Bilder, welche den GesichtSkünstler in Charakter masken darstellen und uns den Gedanken aufdringen: welch eine genaue Menschenkenntniß und feine Beobachtungsgabe dem Manne inmtvohnm muß. Wie viele Menschen hat er an sich vorübergrhen lassen, wie viele Gelehrte und Dumme, Reiche und Arme muß er gesehen und bis in die kleinsten Züge hinein studiert haben. Diesen humoristischen Studien ä Is Ga:rik. diesem phhsiognomischen Carneval, den Herr Schulz mit dem Gesicht tanzt, werden sich diesmal Darstellungen vkrschiedener Menschenrayen anschließen. Jedenfalls wird diese Rheiorik des Gesichtes, wie wir das Ganze nennen wollen, sich abermals eines großen Beifalls erfreuen. — Die stille Droschke! Wer am Sonnabend Abend in dunkler Nacht und zwar wirklich zur Geisterstunde den Weg nach Plauen passirt wäre und hätte bei Basch Tags vorher sich die Gespenster und Geister besitzen, der hätte mit Windeseile querfeldein seine Schritte gelenkt, gliichnel ob er an den Feljrnfetzen der Begerburg, oder an irgend einer Trle- graphenstangr sich vor Angst den ?rocoorus conetililormis ab gebrochen. Durch die Nacht fubr ein Leichenwagen immer rasch nach Plauen zu — die wilde Jagd! Nicht die Starre der Todten füllte das Innere, sondern zwei lebendige, lustige Herze» schlugen darin, deren Inhalt,r voiher sich im „Boden» bacher" reichlich g-stärkt. Es waren zwei, Plauen'schr Gründ- ler", wr'che den zurückkehrenden Leichenwagen benutz en, um auf schnelle, aber romantische Weise der Heimary zizu- rädern. — Eine stille, kurze, seltene Feier beging am Sonnabend der Nestor der hiesigen Kellner, der „alte Richter", bei Hrn. Keil im Schillerschlößchen. Er feierte seinen 70. Geburtstag und auch den Tag seiner S9jährigrn Thätigkeit in derselben Lokalität. Herr Keil hatte ihm am Schluß des Concert» ein Couvert zurechtstellen kaffen nebst ovligatem Wein Auf dem weißgedeckten Tischchen dufteten frische Blumen und aus einem Teller lachten silberne Spenden in Gestalt von Thalern und Gulden heraus, an welchen sich auch einige Gäste betheüigt hatten. Seine College« begrüßten ihn und gratulirten, so daß »hm das Helle Wasser über dis Nacken lief. — Den Gartennahrungsbesitz r Poch.r in Nieska har am 14 d. M. ein schweres Unglück getroffen. Als derselbe Abends in der 11. Stunde erwacht, sieht er mit Schlecken sein Haus in Flammen stehen. Er sprang rnlküidet heraus, um sein Vieh zu retten, was auch so weit gelang, daß nur ein Schwel» und mehrere Hühner verbrannten. Als ec zu- »ückeilt nm seine Frau und fünf (im Alte.- von 1 bis 10 Jahren st he. den) Kinder zu retten, kann er wegen des Feuers nicht mehr zur HauSthüre herein ; beim Versuche, die Rettung durch das Fenster zu bewirken, sinzt rin Theil des brennenden Strohdaches herunter und verschüttet ihn, io daß er am ganzen Kö.per mit Brandwunden bedeckt itz und krank darni der liegt, rie vrrrhel. P steckt« nun ihre Kinder zum Feufier hinaus und zwar das älteste zuerst, welches die üb rigen Geschwister von der gefahrdrohenden Stelle svitschaffte; sie selbst wurde dadurch gerettet, daß der Sohn des Guts besitzers Kretzlchmar das Fenster herausriß Pochers Wohn haus, Stall- und Scheunengrbäude liegen sammt dm Ge- traidevorräthen, Mobiliar und sonstiger Habe in Asche. Der Verlust trifft ihn um so schmerzlicher, als er gar r-tchts ver sichert hat. — Uibcr die Langsamkeit des Telegraphen schreibt uns eine geachtete Firma aus Großenhain: Am 13. d. M. warm wir durch Verhandlung eines «nS offrrirten Geschäftes ge- nöthigt, nach Crimmitzschau lelegraphiren zu lassen, und war uns schn-ll- Rückantwort dringend nöthiz. Aber Stunde um Stunde v rging, es kam keine Antwort. Endlich Abend» 7j Uhr kam düselbe, unter Nr. 44 an. sie war in Crim mitzschau > Uhr 2) Min. Nachmittag aufgegeben, und 7 Uhr 10 Min. Abends erst hier ang kommen. Durch solche Ver zögerungen en stehen oft große Verluste, und ist zu wünschen, daß dem abgeholfm würde Liegt dies an den Beamicn. oder an Mangel von Drähten? Depeschen von Großenhain nach Crimmitzschau werden über Altmburq gegeben, lönn-n aber doch unmöglich 5 Stunden und 5 Minuten Znt br iu» ch-n. Die Depesche können wir zum Beweis Vorleben -- In der Nacht v:m Sonntag auf Montag gab ein beurlaubter Trainsoldat durch sein ungebührliche» Betragen Veranlassung, auS einem hnsigin Tonzsaale durch den Wirth herauSgewirsen zu werden. In Folge der Widersetzlichkeit, welche der Soldat hierbei beging, wu>de der dos-lbst an wesende Genderm genöthigt, zu seiner Arretur zn schreiten. DieS konnte jedoch nicht ohne die größte Anstrengung geschehen» der Soldat verg ng sich so weit, daß er oul den Gendarm lsSschlug, so daß der Letztere voraussichtlich zu Boden ge worfen worden wäre, wenn nicht durch da- Hinzvkommen eines -weiten Gendarmen seine Arretur endlich g-lungen wäre. Leider nahm ein Theil des mit anwesenden Publicum- Par tei iür den Soldat und munterte ihn dadurch aus, in seiner Widersetzlichkeit fortzufahren. Mrt Anerkennung muß aber einiger Herren gedacht werd,n. die sich um den Transport des Arrest-ttiN nach de,: Polizeiwache verdient mochten. — Oeffentliche Gerichtsverhandlungen vom 17. October. Amalie (Emilie) Mathilde Liebschner heißt die heutige Angeklagte, die schon oft distraft ist, und zwar saß sie s it dem Jahre 1855, wo sie ihre verbrecherische Laufbahn begann, drei Mal im Arbeitshaus und zwei Mal im Gefäng» niß theils wegen Betrugs, theils wegen auSgrzrichmten und einfachen Diebstahls. Heute liegt ebenfalls ausgezeichneter und einfacher Diebstahl vor, der eine im Bitroge von 1 Thlr! 29 Ngr., der andere in Höhe von 6 Thlr 10 Ngr. Cie erscheint im Dienstmädchercofiüm, sieht sehr blaß aus, ist aber lehr ridefrrtig, und mitunter sogar aufgebracht und h tzigtz Vor 30 Jahren »m Dorfe Plauen bei Dresden geboren, blieb sie bi« z>.m 19 Jahre im elterlichen Hause und ging dann in Dienste nach Dresden. Auch trieb sie mrtnnier Hand arbeit, sie wusch und scheuerte hier und do>t. ZuUtzt diente sie bei einer Frau G-ist, zn welcher sie an Ostern diese»