Volltext Seite (XML)
Nr. L87. Aebvter Jahr-. Souuabnnd.14> Oktober 1868. t,,-s ,e- sch! icht. P«>^ sich Wege ffen- aber : da- llent, , der» Erscheint: «alt» früh 7 Uhr. Inserate , »«rt>«u «igenommm: ' tt,»bend-S,Sonn tag» bi- Mittag» L 12 Uhr: s Marienstraße 18« L Unzrig. tu dies Blatt«, tza, jetzt in I S-i U» Exemplare« erscheint, Kndeu rin» rrsolgreich« Verbreitung. E Abonnement: vieneljährlich 2dN>x) bei unentgeldlicherLi-l srrung in's Hau». Durch die Lönigl. Pos vierleljährlich 22 Ngr Lirizelil« Nummer» 1 Ngr. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredactem: Theodor Drodisch. Inseratenpreise: Für den Raum eiu« gespaltenen ZeUe: 1 Ngr. Unter »,Eing*t sankt" die Zril« 2 Ngr. Druck und Etgenthum der Herausgeber: Eikpslh Sk Nktlhardt. — Verantwortlicher Rrdactrur: JutlUS Nelchardt» den 14. Octobrr. W — Se. König!. Majestät hat dem Straßenbau Commissar Bormann das Ritterkreuz vom Verdienstorden verliehen. — Se. Majestät der König hat dem Bürgermeister zu Mittweida als Ausdruck allerhöchster Anerkennung für die dem königlichen Hofe während dessen mehrtägigem Aufenthalt in Mittweida erwiesenen Aufmerksamkeiten rin prachtvolle- Kaffeeservice von Meißner Porzellan zustellrn lassen. — — Wi: wir hören, wird am 19. Oktober der Besuch I. Maj der Königin der Niederlande, einer Schwester deS Königs von Würtemberg, in Dresden erwartet. Die Königin beabsichtigt einen dreitägigen Aufenthalt hier zu nehmen. Ihre Majestäten der König und die Königin werden zum Empfange der hohen Frau von Wesenstein nach Dresden kom men, woselbst am königlichen Hofe mehrere Festlichkeiten in Aussicht genommen sein sollen. — — Die Ankunft Ihrer Majestäten des König» und der Königin von Portugal in Dresden wird in der allernächsten Zeit «.»wartet. — — Der römische Fürst Camill Massimo, ein Enkel deS 1806 verstorbenen Prinzen Administrator Xaver von Sachsen, mithin ein Verwandter unsere» Königshauses, weilt gegen wärtig mit der Fürstin, seiner Gemahlin, in hiesiger Stadt. — — In Wei dau ist die Cholera immer noch nicht im Ab nehmer«. D>m Glaser Reißmann daselbst starben am 10. d. zwei blühende Töchter und die Frau an der Cholera. — rl. Im „Verein Gewerbtreibender" hielt am II. Ok tober Abenl 8 im Saale deS ConversationShauseS der Direktor der hiesigen Gewerbrbank Herr Fröhner den ersten Vortrag über Genossenschaften in diesem Winter. Herr Schneidermeister Tirnstein führte da» Präsidium, Herr Kaufmann Hessel das Protokoll. He r Fröhner wirß in seinem Vortrag zuerst nach, daß er den Nutzen und Werth der Genossenschaften aus Ueber» zeuzung rühmen müsse, daß er auch gern bereit sei mit Rath und That beizustehen, wenn es verlangt werde, und daß daS Genossenschaftswesen in Dresden seiner Ansicht nach darum weniger blühe, weil di« Vortheile desselben zu wenig gekannt seien. Selbst der kleine Gewerbtreibende würde al» Glied «iner Genossenschaft mächtig, wenn die Genossenschaft von Treue und Einigkeit durchdrungen sei, wenn die Genossen- schaftSmänner und die GewerbSmännrr sich durch steten Ver- kehr untereinander über die nöthigen Bedürfnisse der Gegen wart ausklärten und vereint die Zukunft im Auge behielten. Dieß sei auch der einzige Weg um Verluste möglichst zu ver meiden, die zwar dadurch nicht ganz unmöglich gemacht wer den könnten, aber fänden bei häufigen Zusammenkünften recht lebhafte ernste Debatten statt, würden der Jrrthümer immer weniger werden. Freilich müßte das Kleingewerbe sich ent schließen, etwa» mehr von seiner theueren Zeit den Genossen schaften zu opfern, sonst würden dieselben Sünden, wie früher beim Spar- und Borschußverein, begingen werden. Redner verwahrt sich nun gegen die Annahme, als wolle er jetzt als Quasi-GeschäftSreisender für die Gewerbebank werben, und stellt nun drei Thesen zur Verhandlung auf. I) „Eine Ge nossenschaft darf nie zwei auseinandergehcnde Richtungen pfle gen^. Es dürften sich also nur Personen gleichen Bedürf nisses vereinigen, wie z. B. Creditsuchende. Fehlerhafter Weise habe man früher hohe Zinsen Suchende dazu ziehen wollen, die auch recht gern ihr Capital hergegeben und dadurch Ge legenheit zu falschen Spekulationen geboten hätten, welche dem Verein hätten fern bleiben sollen: der fälschlicher We se zu hoch berechnete Gewinn hätte die Zahl der Theilnrhmer sehr -vermehrt, welche aber endlich meist gar nicht dem Gewerbe- stand angehörten. Das Capital habe sich nun, als man den Zinsfuß endlich redueiren mußte, zurückgezogen und dadurch seien die schlechten Endresultate unvermeidlich gewesen. Eine ^Gewerbrbank also solle z. B. den möglichst billigen Credit ge währen, könne aber daher d>m Capiialisten nur den markt gängigen Zinsfuß bieten 2) ,Jn einer Genossenschaft muß sich ein Jeder den Statuten unterwerfen". In der Regel Wolle jeder Theilnehmer für sich eine Ausnahme gemacht haben, und glaube beanspruchen zu können, daß er allem ohne Bürgen Credit erkalten könne. Derartige Ausnahmen zu ge statten. sei in großen Städten unmöglich, weil die persön lichen V rhältnisse zu unbekannt seien, und nur die Gefäh,- düng deS Vereins herbeisührcn müßten, und die Verwaltung eines Vereins stets nur das Ganz: im Auge haben dürfe. Z) „In der Verwaltung einer Genossenschaft muß die pein lichste Genauigkeit und die größte GcschästSmoral herrschen". Daß dieser Satz begründet sei, g'aubt R dncr auS der Ge schichte des hiesigen Spar- und Vorschußvereins beweisen zu lönnen Nachdem nun über diese Punkte die Debatte eröffnet worden war, betheiligten sich viele der Anwesenden, auch nicht Vereinsmitglieder, daran, und schien besonders da» für nach- sien Dienst»» den 17. Oktober angesetzte Thema: „Eine Ge- Mffenschast darf nicht mehr Credit gewähren, als sie selbst hat" schon diesmal die Gemüthrr lebhaft zu beschäftigen. Die persönliche Theilnahme an dieser Sitzung überhaupt war ziem lich zahlreich, und herrschte in derselben viel anerkennenswertheS Verständniß über diese wichtige sociale Frage. — Der hiesige Artillerie-Musikdirektor, Herr August Böhme, hat neulich in Weimar, Gotha, Meiningen, Hildburghausen und Coburg mit großem Beifall als Posaunenvirtuos con- certirt. Wie wir hören, hat Herr Böhme eine Einladung für daS nächste Hofconcert in Weimar erhalten. — Bei Herrn Hoflieferant Röhnisch sahen wir gestern einen prachtvollen Salonflügel von Nosenholz mit Bronzeaus- lage, eine wahre Perle in äußerer Eleganz und schönem Ton, welchen eine hochgestellte Persönlichkeit in Berlin bestellt hat: Ebenso interessant war eS uns, den tausendsten Concertflügrl zu spielen, welcher vor ca. 3 Monaten in dem großartigen Etablissement des Herrn Rö-misch fertig wurde. Aus jedem Tone dieser Instrumente erkennt man den Meister in der Pianofortebaukunst. — Ein fünfzigjährige» Bäckerjubiläum hat am 3. Oct. in Chemnitz stattgesunden Der dortige Bäckermeister Titzner feierte dasselbe. Da es im Volksglauben feststeht, daß Bäcker und Fleischer zu den einträglichsten Gewerben gehören, so dürfen wir dies fünfzigjährige zu den goldenen Jubiläen zählen. — Einen kuriosen Anblick, der aber nur wenigen Dresd nern bekannt sein dürfte, hat man, wenn man sich auf der Töpfergasse Nr. 3 unter den Erker stellt und nach dem Dache des Schlosses guckt. Man wird dann einen Schornstein ge wahren, in den einer der 59 Statüen der katholischen Kirche hineinsieht Ob in der Absicht zu riechen, was man unten kocht, wissen wir nicht, die Haltung der Arme läßt aber noch ein: andere Deutung zu. — Am Sonntag befand sich der Diener eine- in Blase witz wohnenden Oberst im Tanzsaal des Gasthofes, um sich dort zum letzten Male mit der weiblichen Nachkommenschaft des Dorfes zu amüsiren, da er alsbald nach Berlin abreisen mußte. Gegen 6 Uhr Abends stieg ein Langsinger in seine Kammer und stahl ihm daraus 17 Thaler baares Geld, ein Dutzend Hemden und ein Paar Hosen. Er wird wohl nicht» wieder erhalten. — In derselben Zeit entwickelte sich im Dorfe ein Etraßenkampf, der bei der schlechten Beleuchtung um so ergötzlicher war, weil die Parteien eben hinschlugen, wo sie hintrafen. — Eine eigenthümliche, sehr mysteriöse Art religiösen MijsionäreS versuchte anscheinend am vergangenen Sonntage seine Wirksamkeit an der wissenschaftlichen Jugend unserer Stadt zu probiren. Auf offener Straße wurde zwei Kreuz schülern von einem fremden, anständig gekleideten, seiner Tracht nach offenbar dem geistlichen Stande angehörigen Herrn mit den Worten: „Lesen Sie, ein Gotteswort; eS kostet nichts" ein Schriftstück überreicht, dessen in kalligraphischer Hinsicht wenig excellirender Inhalt mit den Worten anhub: „Das unS kunt gethan ist durch die Apostel in osftnbarungen der geheimniße Die sein in vorigen Zeiten den Menschen nicht bewust gewesen, das viel mehr die erkenntniß durch Christum denn Menschen ans Herz gelegd ist, daraus sie lern:» wie die das leben und der wandeln rechter ahrt geführed soll werden " Ehe sich die Beschenkten von ihrer Ueber- raschung erholen konnten, war der schwarze Herr bereits ver schwunden, und es gelang nicht mehr, seine Bekanntschaft zu machen. Da» mysteriöse Schriftstück nimmt den Raum eines dichtbeschriebenen vollen Bogens rin und verläuft in der be- zeichneten Weise bis zu Ende. — Die vergangene Woche brachte den Zöglingen deS Stadtwaisenhauses einen Festtag, indem ihnen durch die Güte eincS edlen Kinderfreunde». dessen Name bei den Waiden in dankbarem Gedächtnisse bleiben wird, eine so reiche Spende gewährt wurde, daß ein gemeinschaftlicher Ausflug per Dampf- wagen nach Tharandt und seiner im herrlichsten Hcrbstschmucke prangenden Umgebung uniernommen werden konnte. — Von Tharandt aus zog die kleine Schaar durch das Thal der wilden Weißer tz nach der „edlen Krone", wo das Mittags mahl, und später nach der gemüthlichen „Thalmühle', wo der Kaffee bereit stand. Durch Spiele und mancherlei Er- götzlichkettm wurden die Kinder — obschon dir Tour eine ziemlich anstrengende war — in der heitersten Stimmung er halten und kehrten )8 Uhr, nachdem sie auch die Ruine und einige andere Punkte besucht hatten, hocherfreut nach Dresden zurück. — Dankend ist hierbei noch der Direktion der Albcrts- bahn, welche eine Ermäßigung des Fahrpreises, sowie eines unbekannten H.rrn, welcher bei Ankunft der Kinder m Tha randt einen Beitrag zur Vergnügungtkasse derselben unter herzlichen Segenswünschen freundlichst gewährte, zu gedenken. — Heute, den 14. d. M , trifft rin Militärseparalzug mit 3 Osficierrn, 70 l Mann um 3 Uhr Nachmittags von Prag hier ein; nach dem Messen der Mannschait wird der Zug^um s5 Uhr weiter nach Berlin befördert. ES sind die« Ersatz.Mannschaften für die in letzterer Zeit auS Holstein zu» rückkehrenden österreichischen Urlauber. Bei dem am 4 Oct. aus Holstein hier durchpassirten österreichischen Militär transport kamen an die Mannschaft 5000 Stück C gar-en zur Vertheilung, welche zu diesem Zwecke dem öfter, e chnchen! Etappen-Commandanten von einem hiesigen Privaten, Herrn H st übergeben wurden. — Es hat sich nun doch wirklich durch einen Fall neuer dings herausgestellt, daß auf der Blasewitzerstraße und den angrenzenden Straßen ein Nachtwächter fehlt. Einem Dresdner Restaurateur von der kleinen Ziegelgaffe, der am Tatzberge einen Gartm in Pacht hält, sind die Spitzbuben gehörig über die Planken gerückc. Sie hatten, da kein nächtliches Auge über sie wachte, Zeit genug, um Obst zu schütteln und auch aus der Erde die Früchte heraus zu graben und heim zu schleppen. Also: „Wächteeeeeer!" — Ein Curiosum findet der Wanderer, der die Tharandter Straße hinauspilgert. Da stößt er links auf eine „hohle Gaffe", die sonderbarer Weise den Namen .Zagdweg" trägt, wenigstens besagt es die Tafel. Aber, o Ironie! dicht dabei ist noch ein größerer Anschlag zu finden, der bei „Einem Thaler Strafe oder Arretur" die Verunreinigung dieses OrtrS verbietet. Was soll dort noch verunreinigt werden, wo eS schon von vorn herein so schrecklich auSsieht, daß Jeder sich scheut, da hinüber zu gehen. Wahrlich, ein trauriger Anblick — und dann noch einen Thaler Strafe? — Vorgestern Vormittag war der Ortsrichter und Wirth- schafts-Auszügler Hofmann aus Obersteinbach in Neukirchen bei einem Gutsbesitzer mit Obstabnehmen beschäftigt, hierbei glitt ihm die Leiter aus. er flürzte zur Erde und starb kurze Zeit darauf. — Gestern hat sich in unserer Stadt wieder ein toller Hund gezeigt, welcher der Thierarzeneischule übergeben wird?: Alle Symptom: der Tollwuth waren in hohem Grade vor handen. Es sind deshalb vom Stadtrathe Vorsichtsmaßregeln getroffen, daß sämmtliche Hunde 12 Wochen lang mit Maul körben zu versehen sind. — Bei der gestrigen Buttrrrevision wurde an mehre ren Stellen das Gewicht zu leicht befunden und nahe an 200 Stückchen Butter confiscirt, welche zu hohem Preise ver steigert wurde. — Vorgestern hat sich unweit der Tannenstraße ein Mann von demjenigen Eisenbahnzuge überfahren lasten, der Abends 10 Uhr auf der Schlesischen Bahn hi r eingetroffen ist. Seine Persönlichkeit ist bisher nicht bekannt Er scheint den besseren Ständen angchört zu haben, war gegen 72 Zoll g:oß und ungefähr 40 Jahre alt Die Maschine hat ihn am Kopf furchtbar zuzerichtet, insbesond.re das Gesicht ganz zer rissen, den Kopf vom Rumpfe aber nicht getrennt. Trctzdem ist er auf der Stelle todt geblieben. — — Vorgestern ist ein Ziegeldecker beim Umdecken d.s Hohenthal'schen Krankenhauses in F-.iedrichstadt vom Dache gefallen und hat sich durch den Sturz zwar keine lebensge fährlichen Verletzungen, jedoch mehrfache Beschädigungen der Füße und Beine zugezogen. Man brachte ihn in seine Wohnung. — — AuS einem Comptoir am Jüdrnhof drang vorgestern Abend gegen 9 Uhr bedeutender Qualm auf die Straße. Die Untersuchung ergab, daß dort mehrere Schürzen und Lumpen auf bisher unermittelle Weise angekohlt waren, die den bis zum Abend desselben Tages im Comptoir beschäftig»!, Tapl- zirern und Töpfern gehörten. Natürlich wurde das Feuer sofort erstickt und dadurch weiterer Schaden verhütet. — — Oeffrntliche Gerichtsverhandlungen vom 13. Oktober. Der rothe Diensimann Nr. 285, Joseph Gott lieb Hermann Lohse, ehemals Conductcur bei der Omnibus- gesellschast, ist wegen Betrugs und Fälschung mit 2H Monat Gefängniß belegt Lohse erhielt am 2. August eine telegra phische Depesche zur Besorgung, die er in der Nacht an den Direktor H.rrmann in Posftndorf bestellen sollte. Amtlich waren 15 N^r. als Bounl.'hn daran* notirt, die er einzu- ziehen und.dagegen Marken abzugeben hatte. L.hsc strich mit Blerstift die 15 aur und schrieb dafür 22 Ngr. hin, dre er sich auch auszahlen ließ. Er behauptet, der betreffende Telr- grapbenbote habe ihm gesagt, das sei Nachtdienst, da lönne er 22 Ngr. fordern. D r Tclcgraphcnbote Soda» wurde darüber befragt und spricht: , Das rst nicht wahr, ich kenne den Lohse gar nicht, ich kenne nur zwei Tirnpmänner, die mir sic S Ne Dcpeschin abtragcn. Ich bin bereits 10 Jadrr auf meinem Posten und ich glaube nichr. daß rmcr untrer Be amten eine fatsche Not:z auf die Arresten je gemacht!' Lohse weirt. er habe ja gar keinen Gewinn badet, sondern einer gewissen Frau Graue in Posiendors die Marken adgkgrbcn. iS ser also der Gewinn nur dem Dienstmannlnstitute zu Gurr gekommen. Die Frau Graue rn Possendort, der Lohse di«