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Nr. L84. zehnter Jahr« Erscheint: «-glich stütz 7 Uhr. Anserate »»rbrn angenommen: R» Abends 8,2 onn- tag» bi, Mittag» 1» Uhr: Marienstraße t». Uuzeig. in dies. Blatt», »a, jetzt in Exemplaren erscheint, Inden eine erfolgreich« Verbreitung. Mittwoch, 11. Oktober 1888. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredactrur: Theodor Arabisch. Mounemeut: vierteljährlich rONgv. bei nnrntgeldlicherLivl serung in'« Han». Durch die Königl, Pos vierteljährlich W Ngn Linjekie Nummer» 1 Ngr. Anseratmprnse: Für den Raum eia«! gespaltenen Zelle: 1 Ngr. Unter „Siu-vs laudt" die Zell, L Ngr. Druck nab Etgruthma der H«rau«geber: tkiepsch 8k Nkicharbt. — Beranttvorllichrr Redakteur: JulillS Reichardt. ——-—-»S-SSWS l-17 , i > D»«Od«« dm 11. October. — Se. Königl. Majestät hat dem Bürgermeister Ernst Wilhelm Gottschald zu Plauen bei Gelegenheit seine- vebertrittS in den Ruhestand in Anerkennung seiner bewäh- 1,n ausgezeichneten Pflichttreue und Loyalität da» Comthur- kreuz II. Clafse vom Verdienstorden verliehen. — Die Kreuzz. meldet, daß der König und die Königin von Portugal in Paris in einiger Zeit erwartet würden, doch kämen die hohen Herrschaften nicht direct von Lissabon, son dern besuchten erst ihre Verwandtm in Sachsen. Bekanntlich ist I. K H., die Frau Prinzessin Georg eine Infantin von Portugal, die Schwester des portugiesischen König«. Wir werden demnach, wenn dies wahr ist, bald an unsrem Hofe hohen Besuch haben. — Das Ministerium de« Innern erläßt Verordnung Wegen der Rinderpest, da das Umsichgreifen der Nindeipest in England Holland und Belgien und der WirderauSbruch der selben in Niederöstreich der Besorgniß Raum geben, «S könne diese verheerende Seuche aller dagegen von den zunächst betheiligtm Staaten ergriffenen Sperrmaßregrln ungeachtet, doch nach dem Innern Deutschland- und nach Sachsen «ingeschleppt werden. — Eine wichtige Beschlußfassung steht in der nächsten General. Versammlung dem hiesigen Gewerbrverein bevor. ES handelt sich um dir schon seit 1863 ventilirt« Frage: Will der Dresdner Gewerbeverein ein eigene- Haus errichten und soll dazu der in Vorschlag gebrachte Platz de« ehemaligen JacobShoSpitalS auf der Annrnstrahe ang>kaust werden. Wir lassen den von dem Vorsitzenden der HauSbaucommisston, Herrn Oberinsprcto- Tauberth, au-gearbeiteten Bericht aus» zugSweise selbst sprechen. E« wird darin unter Anderem ge sagt: „Das rasche Wachsen der Mitzliederzahl unseres Ge- Werbe-Vereine-, die Schwierigkeit für die Hauptversammlung ein günstig gelegene» und geräumige» Local regelmäßig zu be- schaffen, und da» Bedürsniß, das bewegliche Sigenthum de- BereinrS (Bibliothek, Jnventarim der Schule u. s. w ) an einem bestimmten Orte bleibend vereinigen zu können, ließen bereit- im Jahre 1863 den Wunsch entstehen und sich rasch bei einer großen Mehrzahl der Mitglieder ausbilden, daß — so wie die- hier und anderwärts von Corporationen ang« strebt und resp. in'- Leben grrufm wurde — auch der DreSd ner Gewerbe-Verein sich ein eigene» Hau« schaffen » öze. Der Gewerbe-Verein ernannte hierzu «ine Hausbau-Commission, bestehend au- 16 Mitgliedern. Davon, daß der Gedanke, einen Platz al- Geschenk zu erhallen, ein frommer Wunsch werde bleiben müssen, konnten wir un- bald überzeugen. Wir mußte« un- selbst bescheiden, daß der Gewerbe-Verein, so sehr er sich der allgemeinen Achtung und selbst de- Entgegenkom men« und der Wohlgewogenheit der Behörden und sonst er freut. doch in einer ganz andern Lage sich befinde, als z B. die Künstlerschaft, welche eben nur eine, aber constante Cor poration im Lande ist, während viele gewerbliche Vereine die selben Ansprüche wie wir zu machen berechtigt sein würden und da- tau rnde Bestehen jed.S solchen Vereine- doch unter allen Umständen nur rin problematische« sein kann; und war es schon schwierig, nur überhäuft einen t.eeign ten Platz aus- zumitteln. so hielten wir un« zunächst sür verpflichtet, den Ge danken einer Gratis-Akquisition nicht auf Kosten der Zweck mäßigkeit unsres ganzen Planes werter zu verfolgen, d. h. »icht etwa um diesen Preis unser Hau- in «ine entfernte Vorstadt x. zu verweisen Unter diesen Verhältnissen ergriffen vir es daher al- «in, für den Zweck de- Gewerbe-VeremS höchst günstige Chance, daß zufolge eine- Beschlusses der Stadtverordneten die beabsichtigt gewesene Erbauun.i eines neuen Leihhauses auf dem Bauplatze de- ehemaligen Jacobs» Hospital- autgegrbe» und dieser Platz zu anderweiter Be bauung verkauft werden sollte. Wir setzt n un« durch Stel- lung von vorläufigen Kaufsanträgen unterm 15. Tecembrr 1864 sofort mt dem Eiadtrathe in direete Verbindung und fanden dankbar anzuerkennendrS Entzegerikomrwn de« Stadt- bau-Amtes. E« wurde mit Re olution vom 17. Deccmber 1864 der ra. 3 00 Hs Ellen große Platz zu einrm sür die dortige Lage mäßigen Preise von 3 T?lr. is Ngr. pro s^s-Elle un« in Aussicht gestellt. Der von Herrn Zmmer- »erster Eduard Müller entworfene Bauplan entsprach dem Zwecke und der Ansicht der Hausbau-Commission und zwei bauverständige Vertrauens-Männer, die Herren Hvfzimmer- «ristrr Hübner und Baumeister Eb rhardt erk äeten da» Mül- lrr'sche Projekt in aller Hinsicht zweckenttprechend und so durch dacht und sorgfältig bearbeitet, daß von einer au»zuschreiben, den Concurrrnz kein besserer Plan zu erwarten sei. Ferner s«i der Baup'atz von so günstiger Lage für ein Gewrrbe Ver. »inshaus, und die Bedingungm, unter denen der Verein den selben rigrnthümlich «»langen kann, so annehmbar, daß man sich zu dieser zufälligen, aber außerordentlich vortheiihaitrn Gelegenheit nur gratuliren kann, und daß brr Gewetbe-Ver- ein einen großen, in langer Zeit nicht wieder gut zu machen den Fehler begehen würde, wenn er eine Gelegenheit, die kaum günstiger sich wieder bieten dürfte, ungenützt vorüber- gehrn lassen wollte — Da« Gebäude soll enthalten I) 1 großen Saal, 55 Ellen und 24 Ellen*) (einschlirßlich der Gallerten), Sa. 1550 Ellen. II) 1 mittlen Sitzungssaal, 25 Ellen und 12 Ellen, Sa. 300 s^s-^llen. Hl) 1 kleinen dergl, 14 Ellen und 8 Ellen. Sa. 112 Ellen. Ferner: IV) Große RestaurationS und Gesellschaftszimmer. V) Dispo nible Zimmer. VI) Bibliothek mit Lesezimmern. VII) Archiv und Ncquisitenraum VIII) Wohnung für Restaurateur und Castellan (Bibliothekar). IX) Gute Küchen-Einrichtung mit 2 Aufzügen sür Speisen von der Küche nach dem Saale X) Garderoben. XI) Ein sehr elegantes Vestibül. X») Sech« vermiethbare Laden mit Magazinen (Arbeitsstuben) und Kel lern rc. Die Kosten des grsammtrn Gebäudes sind auf 58,800 Thlr veranschlagt. Die Verzinsung, Abgaben, Un terhaltung rc. des Gebäudes würden sich auf jährlich 4005 Thlr. belaufen; während die Einnahme von zuzuschießen- den Mitgliederbeiträgen, Nestaurationspacht, Vermiethung der Säle Ladenzinsen auf 4200 Thlr. veranschlagt ist. Hieraus, und da man doch auch noch auf besondere Einnahmen durch Ausstellungen rc. rechnen muß, geht hervor, daß ein Ausglei chen der Einnahmen und Ausgaben wenigstens nicht illusorisch ist. Da ferner (wenn man sich mit dem Gedanken schon jetzt vertraut macht, daß bei etwaiger Verringerung der Mitglie derzahl oder wegen sonstiger Ausgaben bei einem Vereine, der den Mitgliedern so viel bietet wie der unsrige) auch selbst eine Erhöhung der Mitgliederbeiträge, die ja immer noch die selben sind wie vor 20 und 30 Jahren, wohl nicht ungerecht fertigt und sür die Folge wohl kaum zu umgehen sein würde, so ist zu hoffen, daß unser Projekt recht bald festen Boden gewinnen werde." — Zum Besten der bei dem Brande im Albertsgarten in Antonstadt betroffenen 16 armen Familien hat die hiesige Gesellschaft „Urania" eine theatralische Vorstellung veranstal tet, die zum Besten dieser Ealamitosen Freitag den 13. Octbr. im Saale de» ColossrumS abgehalten werden soll. (Siehe Inserat.) — Nachdem der treuvrrdiente Inspektor des hiesigen Pestalozzistiftes, Herr Horn, welcher i« Benin mit seiner nicht minder verdienten Gattin 14 Jahre lang in dieser An stalt in Segen gewirkt, eine Lrhrerstelle an einer hiesigen com- munlichen Schulanstalt übernommrn hat, wurden vorgestern Nachmittag der neue Inspektor, Herr Pfau, bisher Lehrer in Hopfgarten bei Grithain, sowie seine Gattin in ihre Aemter feierlich eingewiesen, und es ist gegründete Hoffnung vorhan den, daß die Neueingewirsenen mit gleicher Hingebung, Treue und Geschicklichkeit jener so segensreich wirkenden Anstalt un serer Stadt vorstehen werden, wie dics bei ihren Vorgängern der Fall gewesen ist. — Eine Pferdeschau wird von dem „Verein sür Ver besserung der Pferdezucht im Königreich Sachsen" am 17. Oktober in Moritzburg abzehalten werden. Es sind Prämien sür die Züchter der besten Pferde — bestehend in Geldbeträ gen, silbernen Bechern. Reit- und Fahrutensilie» und dergl. — auSgesetzt. Zur Schau werden Mutterfluten mit diesjäh- rigen Fohlen, dann zwei- und dreijährige Fohlen, doch auch ältere Pferde bis zu fünf Jahren zugelassen. — Man schweift oft in die Ferne, um da» Gute zu suchen, und doch lieat e- gewöhnlich sehr nahe. So erging «S einem Bäckerribesitz:r in GroßröhrSdorf bei PulSnitz, wel cher au- den R feraten über dir GewcrbvrreinSsitzungen von den Backöfen mit Steinkohlenseuerung gelesen hatte, und als ein Mann de» Fortschritts sich sogleich entschloß, da- gerühmte Bessere «inzuführen. Er wendete sich deshalb gleich weit, an einen Leipziger, der da» Berliner System dieser Oefrn aus führte, ließ sich einen Berliner Ofen bauen, erkannte aber bald, daß derselbe keineswegs prrcktisch war. DaS Feuer hatte zu wenig Zug, brannte nicht hinter, erforderte zu viel Zeit und Arbeit und war wedek praktisch sür Brod- noch für Weißbäckerei. Der alte Holzosen wurde deshalb wiedrr in Betrieb gesetzt. Man wendete sich nun an Einen, der weniger weit her war, an Her-n Bäckermeister A Vierling in D. er den, brsah sich dess n Backofensystem, fand es praktisch und ließ einen Bierltng'schen Ofen durch Herrn Prüfer aus Drrk- den bauen. Nun gehr's und man ist außerordentlich zufrie den ü' er den geringen Bedarf an Fcuerungsmaterial (50 Proc. der Kosten), Übrr das Bcqueme beim Backen, über die vor aussichtliche Dauerhaftigkeit de- OfenS, wie auch, und zwar ganz besonders, über die Güte der Maaren. Wie wir bei dieser Mirtheilung erfuhren, sind Bierling'ische Ocfen schon seit *) Ter Lira! vom Lincke'scticn Bade hat evensaUs >V> kille» t'ange, aber 27 Elten Breite, wogegen d-r uitscre die sehr welenllret'e» V'nUerie- flächen voraus hat. einiger Zeit in Betrieb bei Herrn Vierling selbst, bei den Herren Braune, Wilhelm, Seidel, Heller, Schulze in Dresden, sowie in Fichta und in Greiz. Herr Bäckermeister Grüner und Herr Mühlengutsbesitzer Hausse in Großröhrsdorf em pfehlen diese Oefen auf's Wärmste. — Gestern Morgen gegm 3 Uhr ist auf der KönigS- brückerstraße ein Düngrrwagen sammt den ihm vorgespannten beiden Pferden in den dortigen Straßengraben und zwar ge rade an einer Stelle hineingrstürzt, wo derselbe 5 bis 8 Ellen lief ist. Der Vorfall ist passirt, während der Kutscher dm Wagen, der auf der Straße gehalten, auf kurze Zeit einmal verlassen hatte. Mehrere Stunden sind vergangen, ehe e- ge lungen, da» Geschirr, und insbesondere die Pferde, die unter den Wagm zu liegen gekommen, wieder flott zu machen. — — Auf der großen Plauen'schen Gasse stürzte vorgestern ein Pferd nieder, das mit noch einem anderen einem mit Steinen beladenen Wagen vorgespannt war. Man fand, daß demselben ein unpassender Kummet aufgelegt war, wodurch das arme Thier sich an der Brust so aufgezogen hatte, daß es vor Schmerz niedergefallen war. Ein yerbeigelommrnrr Gendarm ließ das Pferd wegsühren und ein anderes an dessen Stelle einspann-n. — — Wie wir hören, hat rin Mann aus Schönberg bei Wilsdruff, der Hähnig heißen soll, vorgestern ein« in Wils druff wohnhafte Frau, Namens Klemm, in ihrer Wohnung erschossen. Das Motiv der That, sowie deren nähere Um stände sind uns buher nicht belannt geworden, wir erfahren aber, daß sich ein Beamter deS hiesigen lönizlichen Bezirks gerichts, dem sich die königliche Staatsanwaltschaft ange- schlossen, bereits gestern Vormittag nach Wilsdruff begcknn hat, um an Ort und Stelle dm Thatbrstand des Verbrechen- festzustellen. — — Ein junger Mensch von hier schien vorgestern Abend besonderes Wohlgefallen daran zu finden, sich in einer hiesi gen Wirthschaft an anderen dort anwesenden Gästen zu reiben. Insbesondere war eS ein beurlaubter Soldat, den er sich a'S Stichblatt seiner Häckeleim und Beleidigungen auSersehm zu haben schien. Der Soldat war aber und blieb dabei sehr ruhig und hielt es nicht der Mühe Verth» sich mit dem jun- grn Burschen in einen Wortwechsel einzulassen. Als er sich alsbald darauf aus der Wirthschaft entfernte, lief ihm der Letztere bis auf den Bautzner Platz nach, und da auch hier der Soldat nicht Rede stehen wollte, so schlug er auf diesen mit einem Hausschlüssel loS. Der in Folge dessen herbeige führte Exceß führte endlich zu des übermüthrzen Burschen wohlverdienter Verhaftung. — Zu einem recht ersprießlichen Handelsartilel hat sich der Verkauf ausländischer Weintrauben gestaltet. Alljährlich um die Jetztzeit treffen bedeutende Sendungen ächtrr Ungar trauben hier ein, welche schnellen Absatz finden und nicht allein des Wohlgeschmacks, sondern auch der wohlthätigen Kur eigenschaften wegen genossen werden. Hauptsächlich bezieht und verkauft die hiesige Fruchthandlung von Ruschpler, an der Mauer Nr. 3, (die F.rma ist bekannt durch den berühmten alljährlichen Rosenflor) bedeutende Sendungm dieser delikaten Waare. — In Werdau soll die Cholera durch eine dort wohn hafte Frau eingeschleppt worden sein, deren Mann in Alten burg erkrankt und von ihr dort gepflegt ist. und nach dessen Tode sie nach Werdau zurückgekehrt rst. Auch das DreSd. I ist leider in der Lag-, berichten zu müssen, daß in Werdau in ner erer Zeit einige Cholerafälle vorgekommcn sind Am 30. Sept sin die ersten dergleichen Erkrankungen zur Beobach ung gelang und bis zum 8 d. hatten zusammen gegen 30 Erkrankungr flattgefunven, von welchen 7 zu einem tödtttchen AuSgang geführt haben Unter jenen Erk ankungen waren jrdoch un- gesähr die Hälfte leichterer Art und ließen zweifelhaft, ob sie zu den eigen lichrn Cholerasällen zu rechnen seien. Wie die Krankheit nach Werdau eingeschleppt worden ist hat sich zwar nicht constatrren lassen, doch ist >S nicht unwahrscheinlich, daß dieselbe au« dem benachbanen Altrnburg nach W rdau über tragen worden ist, da zwischen diesen beiden Stätten rin sehr reger Verkehr statlsindet. Am Sonntag, ten 8. d. hat sich der Medicinalreferent im !. Mimsteriun des Jnnrrn. geh. Medicinarath I>r. Reinhard, nach Werlau bezrbn. um sich von dm Stande der Krankheit zu überzeugen. Tie nöthigm sanitälSpolizerlichen Vorlehcungen, um «m-r weitern Ausbrei tung und bez rhrntlich Verschleppung der Seuche rvrzubeuzen, sind von den Loralvehürden getroffen werden. — — Wie die Zeitungen melde,», ist der vr. S Burx in Paris, welcher mit großem Erfolge im Krim Krieg« die Cholera mit Kupfer und Kupfersalz behandelte, »ach Toulon und Marseille gereist, um auch dort diese Sur anzuvendrn. — Bei der hrrannahenden Choleragrfahr dürft: es daher von Seilen der Regierungen wohl geboten sem. durch ihr« Ge sandtschaften ,n Parr» genaue und alsbaldig« Erlundigun-