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Nr. LSS. Zehnter Iahrg. Lrschmrt: «stich stütz 7 lchr- Kvserale wervru angk«»«m»i hi, LbrudS 8,So»n- ta>» bi» Mittag» ir Uhr: Murienstra-« 1L. Anzeig- iv diel- Blattt. »»4 jetzt t»LS0«o Uxnaplatt» rrichrint, I»L»u eia« «rfolgruch« ««Lreituag Freitag. SL. Tevt. 186L. Tageblatt für Uaterhaltung uud Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drodisch. /bonnemntt: vtrrteljührllch 20 N. dei anenrgeldlichrr strunz in'« Han«. Durch die SSnigl. P»f vierteljährlich 22 Rg» öuizrl«« Nummer» 1 Ngr. Anserateupreise: ffür den Raum ei«, grlpaltenru Zeile: 1 Ngr. Unter „Etuz»« l«mdt" die Zeile Ü «gr. Druck und Eigrnthum der Herausgeber: Liepsch Hk Nrklharbt. — Verantwortlicher Redactenr: IllllllL Nrichllldl« Mil dem 1. Octvber 1865 beginnt ein neues Quar tals-Abonnement- Abonnement in Dresden bei freier Zu sendung in'S Haus 20 Ngr. Sämmtliche Postanstalten des In- und Auslandes nehmen Bestellungen an. Da die Post Zeitungen nur aus ausdrückliche Bestellung sortspedirt, so ersuchen wir unsere geehrten Abonnenten um baldige Erneuerung ihrer Bestellung. Die Expedition der DreSdn Nachr Dre-de«, de» 22. September. — ». Oesfentliche Sitzung der Stadtverord neten am 20. September. Vor längerer Zeit hat sich Stadtv. Unruh einmal in öffentlicher Sitzung über die Kriegseinquar- r.erunzsbkhörde mßbilligend ausgesprochen; darauf setzte der Vorstand dieser Behörde, Stadtrath Hempel, Herrn Stadtv. Unruh zur Rede und warf ihm Entstellung der Wahrheit vor. Letzterer, welcher sich durch dies; Aeußerung beleidigt fühlte, beschwerte sich beim Etadtrathe, der ihn aber mit dem Be merken zurückwies: er sei der Kriegseinquartierunzsbehörde gegenüber nicht competent, diese stehe direct unter der Kreis direction. Da wandte sich Stadtv. Unruh an das Stadtver- ordnetencollegium. und dieses nahm sich seiner Sache an und erstattete über die Angelegend eit der Kreisdirection Bericht. Von dieser ist nun eine Verordnung einaegangen. in welcher erklärt wird, daß der Stadtrath bezüglich der Abweisung der Beschwerde Unruh's im formellen Rechte gewesen, daß aber die Kreisdirection das Verfahren dcs Vorstandes der Ein- quartierungsbehörde dem Stadv. Unruh gegenüber durchaus nicht billigen könne, da es unrecht sei, ohne vorherige Erör terungen angrstellt zu haben, den Stadtv. Unruh der Unwahr heit zu bezeihen, dann aber es ihm auch nicht zukomme, Rügen und disciplinelle Verfügungen allein auf seinen Navnn hin ohne Hinzuziehung der übrigen Mit. lieber der Behörde zu. erlassen. Hierzu bemerkte der Vorsitzende, Hofrath Acker mann, daß, da F.eiheit in der Meinungsäußerung die Haupt- Waffe der Stadtverordneten sei, diese Verordnung nur mit Befriedigung entgegengenommen werden könne. — Bekanntlich hat der Stadtrath bei den Stadtverordneten die Anlegung eines Asphalt-Trottoirs mit Betonunterla-e anstatt der Gra- nrtplatten an der Rathhausseite des Altmarktes beantragt. Hiermit würde der ursprüngliche Voranschlag für diese Pflaster ung sich um einige hundert Thaler reduciren. Nichtsdesto weniger ist die Fiuanzdeputation gegen eine solche ausgedehnte Pflasterung mit Asphalt, weil ihrer Meinung nach es eine Ungerechtigkeit gegen die übrigen Grundstücksbesitzer sein würde, dir durch das Bauregulativ verpflichtet seien, Gran'tplatten zu legen. Versuchsweise die Rathhausstrecke mit Asphalt zu belegen, dazu will aber die Deputat on ihre Zustimmung geben. Stadtv. Anger vertheidigt als Mitglied der Baude putation d e Asphaltlegung, und weist namentlich auf die Schwierigkeit der Beschaffung von Granitplattea hin Auch die Stadtv. Stellvertreter Walther, Oberländer, Linnemann, Brauer, Hartwig und Schmidt sprechen sich für die Asphalt legung auS und befürworten den stadträthlichen Vorschlag, die ganze Rathhausseite von der Wilsdrufferstraße bis zur Webergaffe, nicht blos die Naihhausseite, wie die Dep tatron vorgeschlagen, zu belegen. Nach Schluß der Debatte wird der Vorschlag der Finanzdeputation gegen 2 Stimmen abge- lehnt, der stadträthliche Vorschlag gegen 1 Stimme angenom men. — Zur Herstellung und Beschleußung der Beuststraße postulirt der Stadtrath die Summen von 3733 Thlr. und 107! Thlr., sow e zur Beschleutzung und Correction der Sr- donienstraße zwei Posten im Betrage von 140 Thlr. und 946 Thlr. Für die Beuststraße schlägt die Finanzdeputation vor: beim ersten Posten nur 3062 Thlr., beim letzteren in der geforderten Höhe zu bewilligen, die Restitution der Ad- jacenzbeiträge von den Grundstücksbesitzern der Westseite aber sich vorzubetzalten Die Postolate für die Sidonienstraße em pfiehlt sie zur Bewilligung. Ihr Votum wird einstimmig an genommen. Ebenso bewilligt man die Summe von 1574 Thlr. zur Vergoldung des Orgelgehäuses des Altars an der Frauenkirche. Dieser Posten soll durch Parochialanlagen ge deckt werden. — Der Nathhausumbau kostet unserem Com- munsäckel schon viel Geld. Bekanntlich wurden anfangs zu diesem Zwecke 57,000 Thlr. bewilligt, womit man Alle» ab getan glaubte. Aber weit gefehlt! Bald darauf kam der Stadtrath mit einem abermaligen Postulate in der Höhe von 25,000 Thalern. Auch diese- ward bewilli t. Da kommt der Stadtrath neuerdings abermals mit einem Nachposiulat von nicht weniger als 17,000 Thalern. Na türlich hat der Stattratb «ne ausführliche Rechtfertigung -wegen diese- bedeutenden Nachposiulat- an die Stadtverord» meien gelangen kaffen, indem er darauf hiuweist, daß der An- -kaugS projectirte Umbau sich später ^r einem völligen Neubau gestaltet habe- Die Finanzdeputation schlägt vor: unter be- ckoandten Umständen die 17,000 THK.-alS «erechnungsgeld zu bewilligen und dir Erwartung auszusprechen, daß hiermit alle Baukosten gedeckt seien- Stadtv. Schaffrath stellt den Rach- Hausbau als ein abschreckende- Beispiel von Eommunbauten hin und erklärt nur dann der Deputation seine Zustimmung geben zu können, wenn er wegen Verwendung der 17.000 Thlr. einige nähere Voranschläge erfahren würde. Nachdem Referent (Stadtv. E. Lehmann) diese gegeben, bemerkt Stell vertreter Walther, daß von einem Berechnungsgeld gar nicht die Re:e sein könne,' sondern nur von einem Nachpostulate, da alle Arbeiten bereits ausgeführt seien. Schließlich wird das Votum der Deputation einstimmig angenommen. — Der Stadtrath hat die Bewohner der communlichen Grundstücke Nr. 4 und 5 der Landhautstraße dem jüngsten Beschlüsse der Stadtverordneten gemäß gefragt, ob sie geneigt seien, den MiethzinS in gleicher Höhe zu zahlen, wie der Fiscus. Zwei Abmiether haben nun aber, ehe sie sich entschieden, einige In terpretationen an den Stadtrath gerichtet: 1) ob die Bewoh ner der ersten und zweiten Etage, wenn sie bleiben wollten, auch die Entschädigungssumme, welche in den MiethzinS von 2260 Thlr. eingerechnet sei, bezahlen sollten, 2) ob sie eben- falls gehalten sein sollten, auf 8 Jahre Contract abzuschließen, 3) ob sämmtliche Bewohner des Hauses höheren MiethzinS zahlen müßten, um der Kündigung vorzuberrgen. Hierzu er klären heute die vereinigte Finanz- und Verfaffungtdeputa- tion: Die jetzigen Abmiether sollen nur 40 Proc. Zuschlag zum jetzigen MiethzinS zahlen, nicht aber eine Entschädigungs summe, müssen aber auch auf 8 Jahre abschlirßen und können endlich nur dann die Kündigung abwenden, wenn sämmtliche Ab- miether zu höherem Mstthzinse sich bereit erklären. Ferner erklären die Deputationen als Erläuterung zu ihrem Beschlüsse in letz ter Sitzung, daß der FiScus, wenn er die 1. und 2. Etage ermiethen wolle, auch die 3. und 4. ermiethen müff«. Diesen Erklärungen der Deputation girbt da« Collegium seine Zu stimmung. — In einigen Schulanaelegenheitrn sind von den Stadtverordnete» gegen den diesjährigen HauShallplan Erin nerungen gezogen worden, welche der Stadtrath neuerdings beantwortet hat. Bezüglich der Erbauung einer Schule auf der Stiftsflraße stockt es hiernach immer noch wegen der Stieitigkeiten mit dem CultuSministerium und schlägt deshalb der Stadtrath yor. zur Aushilfe das Schönheit'sche Haus auf der Etiftsstraße zu Schulzwecken zu verwenden. Hierbei faßte daS Collegium Beruhigung. Wegen der besseren Nutzung der Communhäuser auf der Breitestraße hat der Stadtrath eine Commission erwählt, welche etwaige Vorschläge eröffnen soll Hiermit sah daS Collegium auch die in dieser Beziehung ge zogene Erinnerung für erledigt an. Da dir Erbauung der neuen Schule am Pillnitzer Schlage sich immer noch längere Zeit verzögern dürfte, der Mangel an Schulen aber immer fühlbarer wird, gäbt das Collegium dem stadträthlichen Vor schlage: von Ostern an die alte Kreuzschulc zu einer Elemen tarschule zu verwenden, seine Zustimmung. — Die Anstellung eines neuen Expedienten be, der Schulexpedition wird be schlossen. Die Anstellung eines neuen DiakonuS der Annen- parochie hat die Anschaffung neuer Kirchengeräihe ncthtvrndiz gemacht. Dieselben sollen aus Silber hergestellt werden und postulirt der Stadtrath hierzu 72 Thlr. Sie werden be willigt. — Herr Keil Hai in Herrn und Frau NergeS für seine Liederhalle ein Paar Künstler erworben, die vollständig am Platze sind. Herr NergeS ist ein trefflicher Komiker, der na mentlich das Uebel seiner Vorgänger, unverständlich zu sein, nicht kennt. Selbst in den entferntesten Theilen der Lokali täten ist jedes Wort vernehmbar. Dab.i herrscht in seinem Auftreten in jeder Maske eine besondere, ansprechende Eleganz. Sein „Schnriderwalzer' enthusiasmirt zu stürmischem Beifall und bekundet den Komiker von reinstem Wasser. Frau NergeS- Cissig secundirt als Soubrette vorzüglich, außerdem ist sie noch eine brave Coloratursängenn, ebenbürtig an Fräul. Marnone's Seite zu stellen, um so mehr, als ihre Stimme kräftiger, ihre Gewandtheit eine größere ist Somit ist für Komik durch das Engagement die er beiden Künstler hinreichend gesorgt. — Unterhalb der Marienbrücke schlug am Montag mitten auf der Elbe ein kleiner Kahn um, rn welchem sich vier Pontonniere besarden. Zwei davon retteten sich auf den um- geschlagenen Kahn und trieben oben darauf sitz-nd mit dem Strome, während die andern beiden unter dem Kahne sestge- klammert das unterdeß herangekommene Re tungsboor erwar teten, welches alle Vier in der Nähe der Schiffmühle auf nahm Das Umschlägen des Kahnes war veranlaßt durch daS entstandene lieber,irwich:, indem alle Vier die Spitze des Kahnes gleichzeitig einnehmen wollten. — Dieser Tage sah man mehrere Frachtwaqen mit Ersen- gußwaaren unsere Stadt pasfirin. welche, von den Einsiedel, schen Eisengießereien m Lauchhammrr kommend, nach Kairo IranSportirt werden zum Bau eine- eisernen Gebäudes, wel ches kl» Harem für den Vicekönig von Aegypten dienen soll. — Gestern früh 10 Uhr erschien S«. Maj. der König in dem großm Saal des CadettenhausrS, um daselbst eigen händig dem Commandanten der badetten-Schule, Oberstleut nant v. Montbs, eine neue Fahne für dar hierzu unter den Waffen flehende Kadetten cor PS zu überreichen. Der König richtete dabei anerkennend! Worte an den Commandanten und aufmunternde an die Cadrtten. Hinauf fand das Einschlag«n der Nägel statt; der König schlug den ersten ein, ihm folgte der Oberstleutnant v. Montbv, die übrigen Offiziere de« In stituts, der älteste Gouverneur und zulttzt der CvrpSältrste der Cadetten, v. Vitzthum, welcher auch di« Ehre hatte, die Fahne zuerst zu Nagen. Nachdem di« Cadetten noch drfilirt waren, verließ Ee. Majestät unter laut schallendem Hoch der erster«» den Saal. Sämmtliche Eivillrhrer der Anstalt und alle dienst freien Offiziere der Garnison waren bei dieser erhebende» Feierlichkeit zugegen. Mittags gab es für die Zöglinge ein Festmahl, bei welchem der Kommandant unter ergreifenden Worten rin Hoch dem Könige auSbrachte, und der Nachmittag wurde frrigegeben, denn es war ja dieser Tag ein erhabener militärischer Feiertag. — — Auf dem Zwingerteich vergnügte sich gestern gegen Abend ein junger Mann mit dem Fahren auf einem kleinen Kahn Des Rudrrns jedenfalls unkundig, stürzte er kopfüber in das Wasser und erst nach längerer Zeit gttang es ihm, sich dem nassen El-ment wieder zu entringen und in sein Fahrzeug zu begeben, das er natürlich sogleich dem Ufer zu- steuerte. — Prof. vr. Leisering an der hiesigen königlichen Thier arzneischule nebst dem Bezirksthierarzt Prietsch in Leipzig sind nach Holland und England entsendet worden, um sich mit der dort unter dem Rindvieh herrschenden Seuche bekannt zu machen. — Da» DreSdn Journal bringt telegraphisch ein in der Wiener Zeitung vom 2l. Srptbr. veröffentlichtes kaiserliche» Manifest, welches be'agt, daß um die gerechten Bedenken der Ungarn und Kroaten gegen das Okeoberdiplom und Februar- patent zu beschwichtigen, beide Erlasse der Prüfung auf ihren resp. Landtagen überlassen, und «twsi-e Vereinbarungsvor schläge den übrigen Provinziallandlagen aber zur Zustimmung vorgelegt werden sollen. Während dem ruht die Februar Ver fassung. Der Schluß lautet: „Frei ist die Bahn, welche mit Beachtung des legitimen Rechtes zur Verständigung führt, wenn — was Ich mit voller Zuversicht erwarte — ein opser- sähigrr versöhn! chcr Sinn, wenn gereiste Einsicht die Er wägung Meiner treuen Böller lei'et, an welche dieser kaiser liche Wort vertrauensvoll gerichtet ist. Wien, dm 20 Septbr. 1865. ftranz Joseph — Das hi'srge k. Gerichlsamt macht bekannt, daß die schnelle Beendigung der von der hiesigen Etadtbaudirectio» vorgenommenm Räumung des dritten Bogens der alten Elb» brücke allhier von Altstädter Seite her die theilweise Sperr«»» dieses Fahrbogens nothwendig mache. Dieser Fah bogen wird für die thalaufwärts gehende Schifffahrt von jetzt ab Vorm, von 8 bis II Uhr und Nachmit.ags von 2 bis 5 Uhr ge schloffen. — Durch Dresden reiste vorgestern rin japanrsischer Fürst mit seiner Tochter und einem Dolmetscher. — Am 19. d wurde in Wurzen ein Hand werksbursche beim Betteln betroffen und z--r Haft gebracht. Bei der ge nauem Durchsuchung desselben im Gefängnisse fand man bei ihm, auf dem bloßen Leibe befestigt, die Summe von 1037 T;lr. in Kassenscheinen, Gold und Silber. — Einen eigenthümlichen Weg, sich aus der Leipziger Messe bekannt zu machen, hatte die Spielwaarrnfabrik von Escher u. Comp. auS Sonncberg bei Koburg eingeschlagen. Sie hatte einen Dienflmann in die Maske eines Nußknacker- gesteckt, und dieser ging nun, eine Tafel mit der Firma in der Hand tragend, in der Grimmaischen Straße auf und ab, veranlaßte aber ein so arges Menschengedränge, daß die Polizei sich genöthigt fand, einzuschreilen. — Wie einflußreich sich das prächtige Herbstwetter auf die Vegetation äußert, kann man am Zwingerwall sehen, wo ein Hollunderflrauch zum dießjährig zweiten Male in voller Blüthe steht. - Bezüglich des neulich von uns mitzetheiltcn Ein- bruchsdiebstahls in einer Trinkhalle vor dem Pirnaische» Schlag soll sich infolge der angestellten Erörterungen die wahre Sachlage etwas anders gestalt t haben und unbethei» ligte Personen hierbei überhaupt nicht in Frage kommen. — Unsere Leser werden sich erinnern, daß bei Gelegen heit des am 24. Juli allhier während des deutschen Sänger bundfestes stattgehabten Fest-ZugeS von d:r Fahne des San- gerv, reines zu Weidhosen an der Jlls in Nieder - Oesterreich ein Fahnenband von weißem Atlas mit gcldenen Quasten und der Inschrift: „die Frauen den Sängern zu Wridhosen d. Jlls" auf unbegreifliche Weise spurlos abhanden ge»