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Nr. 861. Zehnter Jahry. Erscheint. «glich srüh 7 Uhr. Auserate »«kd«, äug«»», >m««r ht«>d«nd»0,Sonn- tag» bi« Mittag» 12 Uhr: Wllartenstraße 1L. Uuzeig. in dies Blatt«, A« jetzt ia >. «««» >»«»iplarM rrschrirtt, ß>»«let««s»lgr«ich« vttbttiwng Montag, 18. Tkvt. IM. Tageblatt für Untcrhalttmg und Gcschästsverkehr. Mltredactem: Shrodor Drobisch. Vikiu'jlhlnS SSUpK b»i un«^lgud.!!h«rL>Ä scrung in s Hlluii. Durch die Äiinigl. lj-sf «ieneljährlich 22 Rg, Li»zrl«e Ruinenerr 1 Ngr. Knseratenpreift: ffür den Raum eia« gespaltenen Zeile: 1 «gr. Unter „Bing»«« lrmdt" dir Zeile r «tgr. Druck and Eigenchmn der Herausgeber: Ltkpsch öl Ntichardt« — BeranNvattltcher Redactrur: JullllS Neicharfft. Vre-be«. dm 18. September. —^ Da» Köm gl. Ministerium de- Innern hat im Ein- Derpkudniß mü dem Finanzminü/erium genchmigt, daß die Bovarbeiicn zur E milt.'Iung eine- Eisenbahnlinie von Schmie deberg über Dippoldiswalde nasch dem Plauen'schen Grunde in Angriff genommen wencrr. Die Bekanntmachung des König! GerichtSamtes und 1»es St.düathrs zu Dippoldis walde setzt die Gemeinden hiervon in Krnntniß und fordert dieselben auf, dm bevorstehenden T'.acirungS arbeiten der Be amten k ine Hindernisse entgegm zu setzen, sondern freun Zu tritt zu ihren Fluren zu gestatten. — Schon seit längerer Znt fesselte die Spaziergänger am Elbuser ein g^oß s Schiff in Form eines Dampfschiffes, da- 1700 Quadrat E7en in sich faßt und sich den Blicken in ägyptischen Architecturftyl darstellt. Seit gestern lagert daS Schiff dcht an Hlbig's Restauration, das unter d.m 'Namen „Strilaceum" bekannt ist, über welchen Namen ffch Viele so zu sagm d n Kopf zerbrochen haben und einfach Born Erbauer desselben Herrn Ltrilack abstammt. Angekün- digt unter dem Tilel: „Schwimmendes ägyptisch-römische- Museum" enthält das Schiff in prächtig ausgestatteten Räu men eine Sammlung ägyptischer Broncen, Sialuelten und Gefäße auS Thon, einen Mumiensara mit Iheilweisen Ueber- reffen einer ägyptischen Königin. Wir sahen diese Gegen stände bei Lampenlicht, wo der Efstct sich besonders schön ge staltete. Nicht minder interessant ist ein mit baccischen Em blemen decorirter Saal mit Obericht, wo römische und ä YP- tische Alterthümer in Stein- und Marmorgruppen aufgestellt find, wie denn der dritte Saal eine reiche Sammlung von großen photographischen Bildern zeigt, welche Landschaften und architectoaischr Ansichten aus Aegypten, Nubien. Sirien und Kleinasten darstellen. Herr Strtlack hat dies« Gegenden «reist und diese Alterthümer mit großem Fleiß gesammelt. Der Eintrittspreis ist für die Person auf 7.j Ngr. gesetzt »nd werten die Gegenstände, wenn 6 Personen vereinigt find, von Herrn Strilack erklärt werden. — Heute Abend findet auf dem Lincke'schen Bade zum Besten des Hilf« Vereins Cor.cordia ein Eoncert statt. Dem Bevern, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, seine Mitglieder, die großentheils der Arbeiterklasse angehören, in Krankheits und Sterbesällen zu unterstützen, ist eine recht lebhafte Theil- oahme zu wünschen, damit der gute Zweck reichlich gefördert Werden kann. — Die Weingläser. Es ist nicht uninteressant. zu be obachten, wie die sogenannten Römer in etlichen unserer Wenstuben in Kleinheit zusammenschrumpfen. — Rom, wie bist du klein geword-n. Man kann schon eine hübsche Anzrhl solch-r Römlinge herunterschlucken, ohne gerade fürchten zu «üffen, den Weg nach Haus; zu verfehlen. Sonst verlangte «an rin Viertel Landwein, Medcc u s. w., jetzt heißt eS: Gebe« Sic mir ein Viertelchen. Wie bezeichnend. Ja wohl ist es ein-Viertelchen, oft ein sehr winziges. In Frankreich ist jede» Weinglas mit einem Stempel bezeichnet, gleichsam geaicht, wie die Bi-rgläser, und dieß könnte denn auch hier von der Maaße und Gewichte controlirenden Behörde geschehen. — Noch nie ist der Vorrath von Steinkohlen bei allen hitpgea Eteinckohlenwerken so gering gewesen, als in diesem Jahre. Bereits find daher (seit dem I. d. M.) die Preise der härteren Kohlensorten gesteigert worden und wie man vermuthrt, ist auch eine Stei.rrung der sog. weichen Kohlen « Aussicht. Wer daher Strrnkohlen braucht, der sehe sich in Leiten vor. — Der vorgestern früh gegen 4 Uhr auf der schlesischen Bahn hier eintreffende Eourierzug überfuhr in der Nähr vom Bahnwärterhäuschen Nr. 15 einen jungen Mann von 16 Jahren, Namens Berger, welcher sich daselbst auf die Schienen gelegt batte. Die Lokomotive schnitt ihm vollständig dm Kopf vom Rumpfe, so daß der Tod augenblicklich eintrat. Die Furcht vor Strafe wegen Veruntrauung rmes Pferdes soll die Ver- «tlaffung zum Selbstmorde sein. — In Leipzig sah man am 9. auf dem Wochenmarkte auf dem Nikolai!,rchhofe unter den Kohlgärtnern ein Mon- strum von einer Gurke, w lchc aus der Gegend von Halle stmnutte und von der Gemüsrhändlerin Mlihtner aus Reud nitz feikglbotm wurde. Die Gurke war nicht weniger als volle 3 Ellen lang — AuS Meißen schreibt man, daß Mittwoch während der Nacht 2 A> restanten aus dem Gefängnisse der Gerichts behörden auSzubreckrn versuchten, und war einer dtrselbrn be- »eilS in den Schornstein gelangt, dort aber ebenso wie der andere entdeckt und zurückgehalren worden. Einer ist ein M^sch, über dessen Persönlichkeit, Herkunft und Namen noch »icht« festgesetzt und der möglicherweise ein sehr gefährlicher «ttfpruagener Züchtling sein kann. — Nach der neuesten Bekanntmachung d«S König! Ge- »ichtsamis zu Döhlen ist das Einsprrreu der HkNde im da- sigen Bezirke auf 12 Wochen — vom 8 d. Mts. an gerech net — verlängert wo.den und dürfen solche außer drm Hause nur an kurzer Leine geführt werden, oder sie müssen mit er- r.cm guten Maulkorbe versehen sein. Wir wollen nicht unter lassen, Besuch-r des Plaucn'schln Grundes, welche ihre Hunde gern bei sich haben, darauf aufmerksam zu machen, da es doch wohl möglich sein könnte, daß der eine oder der andere frei herumlaufende Hund von den mit dem Megfangm Be auftragten eingefangen würde. Allgemeine Wochenschau. rjr Mit zwrieilci Maah zu nnfsen, ist zwar kein ehrli ches, aber von gewissen Zeitungs schiert er n äußerst oft kelieotes Mittel. Namentlich den Mirielstaalen gegenüber wendet die „Kölnische Zeitung" diese« Mtte! vorzugsweise gern an. Jeder inteinationale Verkehr derselben mir Frankreich, ja so gar die Besprechung der mittelstaatlichen Gesandten zu Paris mit ihren Chefs in Deutschland giebt den allez it lügcnferti- grn Correspondenten das willkommene Signal, ein Aitentat gegen die Majestät teS deutschen Valerlandes auSzuposaunen und den betreffenden Minister al« den Judas, der seinen H-rrrn und Meister verräth, zu brandmarken. Das böse Ge wissen, das die osficicllen preußischen Federn haben, läßt sie hinter jeder Geschäftsreise eines mittelstaatl'chen Ministers so fort die größte Gefahr für ihren Staat Wütern. Wenn aber ihr eigner Minister von Bismarck nach Biarritz geht (angrb- lich, um dort die Seebäder zu nrhrnen, als gäbe es in Deutsch land nicht ebenso heilkräftige), so paßt eS sich allemal ganz trefflich, daß „ER" dort ist, und ist „ER" nicht dort, nun so sucht Herr von Bismarck „IHN" in Paris auf — aus lauter Höflichkeit. Das aber wäre die nichlswürdigpe Inst- nuation, wenn man vermuthen wollte, daß hierbei gewisse ge- Heime Abmachungen, etwa die Abtretung RordschlcSwigS an Dänemark und die Entschädigung Frankreichs am Rheine zur Sprache käme! So einer P-rfidie ist nach den Gedanken der guten Kölnischen kein preußischer Minister fähig. I, Gott bewahre! — „Er ist der erste nicht." Man denke an den Frieden zu Bast! 1795, worin Preußen sich heimlich von sei r.en Waffengeiährten, u. A. von Oesterreich, trennte und sich durch lieber lafsung des link<n RhenuferS Frieden von der französischen Republik erkaufte, Deutschland durch eine De markationslinie in Nord- und Süddeutschland therlte und so factisch das heilige römische Reich deutscher Nation zerriß. Dieser Schandfleck in der preußischen Geschichte »xrstirt für gewisse Leute nrcht. Sie wiffen auch nicht, daß zu einer Zeit, wo dieser Friede zu Basel schon geschloffen war, Preußen die Stirn harte, gegen Oesterreich zu erklären, es würde mit dem gemeinsamen Feinde sich nie in Separatunterhandlungen rin- laflen. — Solche geschichtliche Rückblick- sind r.öthig. wo man die Mrttelstaalen fortwährend verletzert, sie riefen den „Erb feind" ins Land herein. Man kehre zunächst vor seiner Thür, da häuft sich des Unrates genug an. Was heißt denn j-tzt noch „Erbfeind"? Wenn zwei Völker Erbfeinde waren, so waren es nicht Deutsche und Franzosen, sondern Franzosen und Engländer. Trctzdem hat die Eintracht zwischen diesen beiden Culturvölkern jetzt bei den Flottenfesten zu Cherbourg und Portsmouth einen Triumph gefeiert, der m hr ist als eine Grille oder Laune der Weltgeschichte. Und Deutschland sollte tn den Franzosen noch die Erbfeinde sehen, wie einst Wolfgang Menzel, der „Franzosensr.fler"? Die Völker, jetzt einander durch Handelsverträge, Schifffahrt und Eisenbahnen näher gerückt als je zuvor, haben mchr zu thun, als den verstaubten Begriff „Erbfeind" wieder auS der Rumpelkammer zu holen. Woher kommt aber das Geschrei der Bismarckianer? Ter Minister des Auswärtigen,n Frankreich, Drouyn de Lhuys, hat an die diplomatischen Vertreter Frankreichs rin schreiben erlaffen, worin er das Verfahren Oesterreichs und Preußens in Gastein in den schärfsten Ausdrücken tadelt. Ist denn da« so sonderbar? Man tätte sich zu Wundern, wenn eS nicht so wäre. Der Gasteiner Vertrag tritt die alte Theorie drr Le gitimität und die neue Lehre von de^ Selbstbestimmung der Völker in gleicher Weise mit Füßen, so daß ein Kaistr, der seinen Thron dem allgemeinen Willen d«S Volkes verdankt, dem sullruA« universell, der dis Provinz Savoy-n einvr,leibte, weil deren Vertreter dies zu wollen erklärten, unmöglich eine Jubelhymne über die politische Weisheit, so zu Gastein an'S Tageslicht gefördert worben ist, fingen kann. Man wird doch nicht erwarten, daß er, wenn er Herrn von Bismarck im See bade Bianitz trifft, ihn freundlich auf die Achsel klopft und sagt: „DaS war ein Meisterstück. Octavio!" Daß diese Note Frankreichs in Preußen böses Blut macht, glauben wir gern. Schon Achill«-, der am yanzm Leibe unverwundlich war, schrie, wenn man ihn in seine Ferse stach; nun, Herr v. Bis- marck ist kein Achilles, denn er hat mehr wie rrnen faulen Fleck; eS ist daher nicht zu verwundern, wenn er für sich I seine Zeitungsschreiber Ach und Wehe schreien läßt über die Wahrheiten, dre chm in der französischen Depesche gesagt werden. Die jetzt herrschende Gewerlnfreihrit begünstigt auch das Gewerbe der Lügenfabrikrn ganz erstaunlich. Außer der Ver lästerung wegen Verrath an Frankreich bringt die „Kölnische Z ilung" d:e Ente aus den Markt, unser König habe einen VrrsöhnungSbrief an den preußischen König geschrieben. Als ob pster peccsvi zu machen, an unö wäre! Dann sollte unser König den preußisch«» Manövern, welche in demonstrativer Weise dicht an unserer Landrögrenze gehalten werden, beiwoh nen wollen! -- Einen jeden Sachsen ergreift es eigenthüin- lich, wenn er die schönen Thüringer Länder, den herrlichen Saa'.kreis durchwandert; und unser König soll Verlange» tragen, am Fuße des Pitersberges zu Halle, wo so viele Markgrafen Meißens aus dem Hause Wettin schlafen, di« Nachkommen der ehemals sächsischen LandeSkindcr manöv» riren zu sehen. Eine solche Zumuthung ist allerdings et was stark. Starken Tabak muh auch der arme Redakteur May in Holstein vertragen lernen. Er ist jetzt nach KriedrichSort ge schleppt worden. Von einem Vnhöre hört man noch nichts^ Es ist nicht einmal ein RechtSvorwand da, die blanke, all r Scham baare Gewalt. Anderswo setzt man Jemanden, weil er sich den Gesetzen gegenüber in Verlegenheit gebracht ha, — May sitzt, weil ihm gegenüber die Gesetze in Verlegenheit sind un'i nichts Böses ihm nachzuweisen wissen. Anderswo hält man Leute s efangen, bei denen man etwas Gravirendes ge funden — May sitzt, weil man nicht- dergleichen be, ihm fand. In Schleswig werden die von der Dänrnzeit her verhaßtesten Beamten von den Preußen eingesetzt, während Frh. v. Gabelentz,' welcher zum „Statthalter in Holstein" ernannt, worden ist,' nunmehr nach Eilassung eines Manifeste», welche- den Hol steinern Schutz der Gesetze und Freiheit der Bewegungen ver heißt, nach Holstein gekommen ist. Daß ihn die Bevölkerung trotzdem äußeist kühl ausgenommen hat, kann uns nicht wun dern nach den vielen Enttäuschungen, d'e sie schon von Oester reich erlitten hat. Jetzt sind die Städte namentlich von einer äußerst starken Einquartierung fast erdrückt; in Kiel und Rends burg werden gewisse Rayons gezogen, wie bei uneinigen Be wohnern einer und derselben Stube Kreidestriche, damit sich die österreichischen und preußischen Soldaten nicht zu nahe kommen und in blutigen Schlägereien die „Waffenbrüderschaft der erlauchten Verbündeten" documentiren. Die Lander Vertreter haben, unterstützt von den Delegirten der holsteinischen Städte, in einer energischen Schrift an den deutschen Bundestag — eS ist freilich eine hoffnungslose Adresse — sich gewendet, um endliche Hilfe in ihrer großen Noth. Inzwischen schreitet die Vergewaltigung ruhig weiter, und das Recht und die Freiheit erliegen fast unter den Keulenschlägen der Gewalt. Das Hrrzog- thum Lauenburg ist von Preußen in Besitz genommen, der Titel eines Herzog von Lauenburg den übrigen Titulaturen des Königs beigefügt, Herr v. Bismarck als Minister für Lauenlmg ernannt und durch das Haus Rothschild aus der Plivatschatulle deS Königs an Oesterreich dir 2j Million dänischer Thaler ausgezahlt worden. Ob der deutsche Abge- ordnetcntag, welcher am I. Mai in Frankfurt zusammentreten wird, durch die Einhelligkeit einer zahlreichen Versammlung die öffentliche Meinung in Deutschland moralisch kräftigen wird, muß erst erwartet werden. Eine Versammlung von Abgeord neten, welche kein rechtliches Mandat, noch weniger eine aus übende Gewalt hat kann nur dann einflußreich wirken, wenn sie, das Recht auf ihrer Seite, der öffentlichen Meinung einen Ausdruck giebt. Sächsische l^ampagncr-Alttell^ stehen jetzt ungerechtfertigter Weise so niedrig, daß jeder, auch d r kleine Capitalist durch Anschaffung dieser Actirn in kur zer Zeit einen hübschen Gewinn erzielen kann. Da die dies jährige Dividende mit tvrnigstenö OpCt veranschlagt wird, so ist mit Sicherheit zu erwarten, daß nächste« Frühjahr der Aktien CourS auf mindestens 80 — 90 pCt., also ca. 20 pCt. höher als jetzt zu st ehr» kommt. HPkv-dlätklllchcr Berem. Montag den 18. Sept. Abds. 6 U. Versammlung d. Mitglieder. II Mdläger BiettllMel!! Zu jeder Tageszeit warme und kalte Speisen. Landhau«- straße 23. am Eingänge deS NeumartteS neben der Apotheke. UW«»GI) lVuLnev-, Our-, Haus-, Ooucde- »»ck «N. Itninns