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Nr. L57. Zehnter Jahra. Lrscheinl: «glich früh 7 Uhr. Inserat« »«Ix» «mgtnomm«»: t»Ur»«d<S,Son«- chq» dt« Mittag» 18 Uhr: Martrustraße IS. ,1» dies. Blatt«, jetzt tu»»,»«« Use«pl«»ra rrschrint, > «i»t «rs-lgrrtch« V«br«i»uug Donnerstag. 14. Äcpt. 186s. Tageblatt für Unterhaltung «nd Gefchästsverlehr. Mttredacteur: Theodor Drvdifch. rkSoMemeut: Vierteljährlich 2vNgÄ bet uucmgeldlicher Lie ferung in'« Haus. Durch die Lönigl.Pos dierteljährlich 22 Ngr ötnrelnr Nummer» 1 Ngr. Anseratenpreise: Für den Raum ein« gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Singet lande" dir Zetl« r Sigr. Druck «rd »tgruthum d«r Herau«geb«r: Likpsch fik Nklchardt. — Lerantwottkichrr Redakteur: IntlUS Nktlhardt. Dresden, de» 14. September. — Se. Excrllenz der Herr Staatsminister llr. v. Falken» Hei» ist in Begleitung des Herrn Geh. Raths Or. Hübel vor- gestern früh in das Voigtland, zunächst nach Plauen, gereist. — Die irdischen Reste des Heimgegangenen geh. Kirchen- rathrS vr. Käuffer hat man dem kühlen Schooß der Erde übergeben. Gestern früh in der achten Stunde« bewegte sich vom Sterbehaus in der Marienstraße nach dem weiten An- nenkirchhofe unter feierlichem Glockengeläut ein langer Trauer zug; Viele waren gekommen, um dem Verewigten, der ihnen Seelsorger und Beichtvater war, noch ihre Liebe und Ver ehrung bis an den Rand des Grabes zu künden; sie verein ten sich mit Denen, die dem Tobten im Leben näher gestan den. Alle Straßen und Plätze entlang, die der Zug passirte -and ernst die Menge des Volkes. Zuerst voran schritten die Schüler des Vereins zu Rath und That, dann die Chor sänger der evangelischen Hoskirche wie der Kreuzschule und Mitglieder verschiedener Gesangvereine, vorzüglich der Lieder tafel. Am Eingang des Ackers, wo für die Ewigkeit gesäet wird, wurde der Sarg hcrabgenommen und nach der Gruft getragen, während die Söhne und Schwiegersöhne des Ver ewigten, sowie der Herr Hofprediger vr Langbein in unmit telbarer Nähe folgten. Hin durch die Lüfte ertönte der vom Eher der Kreuzschüler angestimmte Choral: „Wie wohl ist mir, o Freund der Seelen!" und um das Grab schaarten sich Repräsentanten der königl. und städtischen Behörden in reicher Menge. Man bemerkte darunter den Staatsminister v. Brust, vie He ren wirk!, geh. Räthe Kohlschütter und Kreis- dirretor v. Könneritz, die Herren geh. Räthe: Körner, vr. Hänel und v. Broizem, die Räthe des CultusministrriumS und der übri gen Ministerien, Hrn. Polizeidir. Schwauß, sowie die Spitze der übrigen königl. Behörden. Herrn Oberbürgermeister Pfo terchauer, Hofrath Ackermann, die gesammte hiesige evange lische Geistlichkeit, Vertreter der katholischen Geistlichkeit, der Dberrabbiner vr. Landau, Vertreter des Lehrerstandes u. s. w. AuS dem Munde de» Herrn geh. KirchenratheS vr. Langbein »«nahmen die Umstehenden die Grabrede, worin der Red ner eine Charakteristik des geschiedenen AmtSbruders gab und verkündete: daß Liebe und Dank zu Gott die Grundveste des Heimgegangenen im Leben gewesen und sich somit die Treue im Amte und liebevoller Sinn «geben. Dieser Rede folgte der von Schicht componirte Ge sang: „Wir drücken dir die Augen zu," worauf Herr Consi- fiorralrath vr. TheniuS im Namen des evangel. Landes Con- fistoriumS sprach und ehrend der dreißigjährigen Wirksamkeit Käuffers bei den wichtigsten Angelegenh.iten dies« kirchlichen Behörde gedachte. Nach dem Vortrag von einem Mendels- sohn'schen Trauergesang von Seittn des G-sangvenins „Lie- dertafel," legte die Lehrerschaft, zugleich im Namen des Prsta- kozzi-VneineS, mehre Palmzwttge an de- Gruft nieder und Herr Schuldirektor Jäckel sprach herzliche Worte in gebundener Rede. Nach abermaligem, von der „Lredertafil" angestimmten Gesang, schloß Herr Pastor Böttcher mit einem Gebet und Segener- theilung die hohe Feier, welche unendliche Rührung in Aller Herzen «weckt« und Zeugniß ablegte, wie hoch sich die Ver ehrung für einen Mann gestaltete, der unerschrocken für die Wahrheit gekämpft und den l ohen Sinn der Liebe aus seinem Herze» in di« Brust seiner Mitmenschen zu verpflanze« stets bemüht war. Geschmückt mit dieser Tugendkrone ist der Selige «ingegangen in die geheiligten Räume, wo seinem Geiste die Fragen an den gestirnten Himmel in voller Klarheit ge löst find. — Das Dresdner Journal demrntirt die von den Leip. zig« Nachrichten gebrachte Mittheilung, daß Se. Majestät dem großen Manöver deS 4. preußischen Armeecorps bei Merseburg beiwohnen werde. — Herr Pianist Blaß mann, welcher lange Jahre in Dresden als vorzüglicher Lehrer wirkte und sich vor drei Jahren nach Leipzig begab, ist wieder in unsere Stadt zurückgekehrt, wo er fortan seinen festen Wohnsitz behalten wird. — Gegenwärtig wird auch da» Dach des SchloßthurmeS reparirt und ist. einer Bekanntmachung de» Oberhofmarschall- amte» zufolge, das darunter befindliche sogen, „grüne Thor" während der Arbeitsstunden gesperrt. — Der Herbst hat begonnen und mit ihm kommen die schönsten Tage dis Jahres, mild und wonnig wie im Früh ling, nur rein« und klarer ist die Luft und prächtiger die Färbung über Wald und Flur! Da lockt es uns wieder mächtig und sehnsuchtsvoll hinaus in Gottes wette schöne Natur; die so recht fühlen läßt, daß tcr Mensch nur M-nich ist, wenn er ihren Zauber versteht und bei der Wirkung des selben auf Geist und Herz das Tr iben der Alltai-swelt zu vergessen vernra;. Wohl nirgends in unserer unmittelbaren Nähe offenbart sich dieser Zauber mächtiger als auf den Bergen und Felsen unserer sächsischen Schweiz mit ihren jetzt so reinen I und weiten Fernsichten. Besonder- empfehlenSwerth unter der reichen Auswahl lohnendster Partien ist da eine Tages fahrt nach den Schrammsteinen und ihrer Umgebung, welcher Theil der sächsischen Schweiz noch viel zu wenig gewürdigt ist. Allerdings winkt dort nicht aller Stunden ein Wirths- hauS und der Weg über die vielgestaltigen Felsen ist nicht ohne Beschwerde; so dankbar aber als dorthin hat uns kaum eine zweite Tour in die landschaftliche Perle unseres Sachsen landes erschien!». Die groteskesten Felsbildungen, die Wun de vollsten Fernsichten und all dir Bilder, welche Berg und Thal, Wald und Grund in reichster Fülle hervorzaubern, bieten sich hier dem Auge des frohen Wanderers in einer end losen Abwechselung und fesseln den trunkenen Blick, daß er nimm« davon lassen möchte. Unwillkürlich fragt man, warum gerade dieser Theil der sächsischen Schweiz so wenig noch be sucht wird und Pflicht jedes wahren Touristen ist es, alle Naturfreunde darauf aufmerksam zu machen. Die Tour läßt sich leicht abkürzen und nach Zeit und Belieben zu einer we niger anstrengenden machen, als sie Schreiber diesis vor we nig Tagen in Gesellschaft dreier wackerer Cumpane unter nommen. Wir verließen Dresden früh mit dem ersten Zuge, wanderten von Schandau aus nach den Postelwitzer Stein brüchen, durch den Zahn- und Lattengrund auf die Schramm steine, überstiegen die ganze wilde Felsenketle bis an den Fuß des g'oßrn Winterberges und gelangten weiter zu den ro mantischen Felsen und Schluchten und riesigen Steinwänden deS östlichen Theiles der Schweiz bis zum Raubschloß und dem berühmten Zeughaus mit seiner einfachen, aber vortreff lichen Wirthschaft. Noch nicht genug für die Unersättlichen! Weit« ging's noch rüstigen Schrittes durch den Grossen Zschand nach dem Kuhstall und zurück nach Schandau, wo 10 Uhr Abends Rast gehalten wurde. Weniger eifrige Wan derer mö^en mur bis zum Winterbcrg gehen und von da den Rückweg über Prebischthor, Schmilka, oder Ostrascheibe rin- schlagcn. Jedenfalls aber rathen wir, unsere längere Tour nicht ohne Führer zu unternehmen und empfehlen hierzu auf richtig unseren überaus kundigen Geleilsmann, den Strumpf- wirkermeister Herrmann in Schandau, dem wir das Lob eines ebenso gebildeten, als besonder- gefälligen und unverdrossenen Schweizführers «theilen müssen. Seiner gründlichen Kennt- niß d« von uns berührten Gegend verdanken wir zumeist den köstlchen Genuß, den uns diese jedem Freunde d r Natur- schönhrit vor Allem empfehlenswerthe Pariie geboten. — Die zahlreichen Freunde und Verehrer d:s versterbe neu Hofprediger und Consiflorialrath vr. Käuffer werden es uns Dank wissen, wenn wir sie auf eine sehr wohlgetroffcne Photographie des Entschlafenen aufmerksam machen, welche bei Herrn Photograph Wolfram, kleine Oberseergasse I, erschienen ist. Die drei Hauptw ssenschafien, Religion, Welt- und Sprach- kunde und Botanik stehen auf dem Portrait dem würdigen Manne bildlich zur Seite, ausgedrückt durch Bibel, Pflanze und Globus. — Der Chorgesangverein brachte unter Fackelschein vor gestern Abend den irdischen Ueberresten des Consistorialrath Vr. Käuffer im Garten vor der Wohnung des Entschlafenen in der Marienstraße einen rührendergreifenden musikalischen AbschiedSgruß Die Theilnahme des Publikums drückte sich sowohl durch zahlreiches Erscheinen, als durch höchst taktvolle würdige Ruhe aus. — Am 11. d. M. gegen Abend entstand in der Scheune des Mühlenbesttzer Hamann in Daubnitz bei Lommatzsch auf bi» jetzt unermittelte Weise Feuer welches bei heftigem Winde auch bald das Seitengebäude ergriff. Wohnhaus mit Mühle blieben unversehrt, sämmtliches Mobiliar soll versichert sein. — Kurze Zeit darauf sab man wieder den ganzen Himmel von anderer Seite her mit Feuerwolken überzogen, denn cs war ein heftiges Feuer in Ziegenhain ausgebrochen, und zwar zuerst beim Sattler Uhlmann. Letzt«« war Abends auf kurze Zeit fortgrgangen, jedoch als er später zurückkchrt, um sein Schwein zu iüttern, soll sein Haus schon in Feuer gestan- den haben. Er hatte jedoch seit kurzer Zeit sein Mobiliar versichert. — Von hier wurde fast zu gleicher Zeit die Woh nung des Schmiedemeister Melzer von der Flamme ergriffen und total zerstöet, und nun kam der Gutsbesitzer Nudolyh an die Reihe, wo bei starkein Winde dessen sämmtliche Gebäude mit Brauhaus von dem Element zerstört wurden, jedoch Halle zum Glück dieser Besitzer noch auf kurze Zeit versichert. Der Schmidt Melzer ist hier der Beklagenswertheste. denn cr hatte desselben Tages erst sein Mobiliar zur Versicherung aufgefitzt, und ir steht nun mit seiner Familie mit heißen Thräncn, als armer Mann beim Schulte seiner sauer erworbenen Habe. — Die Fütterung der Raubthiere des Zoologischen Gar tens findet von morgen, den 15. September an b6 Uhr Abends statt. — Manche- Fest hat sonderbare und auch verschieden artige Nückerinnerungen, so euch das Sängerfeft, bringt Man chem Glück, Manchem wieder Pech. Kommt ein Dörfler, d« sein bekanntes, heimathliche«, romantisches Dörfchen plötzlich mit der Hauptstadt Preußens als flüchtigen Wohnsitz ver tauscht, zum Sängersest. Es ließ ihm nicht Ruhe, da- Pro gramm der Heimath war zu verlockend. Er stolzirt im Fest zuge stattlich nach den Melodien des Radetzkymarsches daher. Einsam steht an der Ecke des Altmarktes ein Gläubig« von ihm, der für ihn 35 Thal« geriit und nun, da der Accep- tant das Weite gesucht, selbst bezahlen mußte. Wer war glücklicher, als er. Doch in dem Gewühl verschwand der Ge suchte alsbald und da er, leichtsinnig genug, noch auch die Vogelwiese mitfeierte, so trat im Hippodrom der Dien« des Gerichts vor den sächsischen Berliner und führte ihn dahin, wo er nun „hoch da droben" Gelegenheit hat, üb« die ver lebten Festtage ruhig nachzudenken. — Das „Dr. I." schreibt: Die Berliner „Volkszeitung" veröffentlicht das Schreiben eines preußischen Israeliten, wel cher auf eine an den Stadtrath zu Budissin gerichtete Ein-- gäbe, seine beabsichtigte Niederlassung in dieser Stadt betreffend, den Bescheid erhielt, daß nach dem Gesetze vom 16. August 1838 die Aufnahme und Etablirung deS Bittstellers in Bu» disfin unter allen Umständen gesetzlich nicht zulässig sei. Der Israelit geberdet sich über diese Zurückweisung höchst unwirsch und ist keck genug, dem Stadtrathe zu Budisfin Gesetzesun- kenntniß vorzuwerfen, da ja nach Artikel 25 des deutsch-fran zösischen Handelsvertrags „allen Franzosen, also auch den jü dischen Franzosen", gestattet sei, in allen Staaten des Zoll vereins Geschäftsniederlassungen zu «richten und Häuf« zu miethrn und zu besitzen rc., und was den französischen Juden zukomme, müsse doch mindesten« auch den preußischen Juden zukommen. Der sittlich entrüstete Israelit hat den Vorwurf der Unwissenheit lediglich sich selbst zu machen. Allerdings besagt nämlich d« angezogene Artikel, daß die Unterthanen der vertragschließenden Theile gegenseitig in jedem Theil« d« beiderseitigen Gebiete ungehindert... sich aufhalten, Häuser, Waarenlager, Läden und Grundstücke miethen und besitzen dürfen u. s. w.; allein das letzte Alinea desselben Artikels enthält die Beschränkung, daß „durch die vorstehenden Verab redungen den besonderen Gesetzen ... kein Eintrag geschieht, welche in Bezug auf Handel, Gewerbe und Polizei in dem Gebiete jedes vertragenden Staates bestehen und auf die Un- trrthanen aller andern Staaten Anwendung finden". — Leipzig, 12. September. (L. N.) Nachdem im Laufe dieses Jahr-s die Gehilfen verschiedener hiesiger Ge- werbSzweige gemeinsame Schritte gethan, um eine Lohnerhöh ung zu erzielen, haben sich nun auch die hiesigen Bäckerge sellen wegen gleicher Schritte zusammengethan und am vori gen Sonntag Nachmittag im „Hotel de Saxe" eine von un gefähr anderthalbhundert Bäckern besuchte Versammlung ab gehalten. In derselben einigte man sich dahin, den Meisten» am 17. d. M. die Arb.it aufzukündigen, falls dieselben nicht auf folgende Forderungen eingehen würden: 1) eine Lohner höhung von 25 Procent, 2) eine Entschädigung für das Mehl- ablragen in Höhe von 2 Pfennigen für den Centn«, und endlich 3) die Einführung deS Sie-Comments Seiten d« Meister den Gesellen gegenüber. — 8. Das am Dienstag stattgehabte Benefiz des Komi kers Herrn G. St-in hatte das freundliche Sommertheater zum größten Theile besetzt. Es wurde eine neue Dresdner Localpoffe: „Zwei Tage in Dresden" von Eugen Noack ge geben. Dieselbe durchweht ein frischer, gesunder Humor, der durch Natürlichkeit, Anstand und Wahrheit wirkt. Höchst an sprechend und originell ist die Musik, die Herr Moritz Uhle dazu geschrieben. Von den Darstellern lieferte vorzüglrch Herr Stein in seinem Gutsbesitzer Schmerbauch eine Figur von vorzüglichster Wirkung. Frl. Recklirig war ihrem Part, we nigstens im gesanglichen Theil, nicht genügend. Die darauf folgende Vorstellung von „Siebe,: Mädchen in Uniform" ließ Viel zu wünschen übrig; die Reprisen solcher Art Stücke find nur zu rechtfertigen, wenn sie in ganz gelungener Weise zur Darstellung gela,gen. In din Zwischenacten und zum Schluß tanzte Frau Stein ren Schiffsjungen-Tanz und im Verein mit Herrn Himmel eine komische Bauern-Polka, die ebenso beifällig ausgenommen, als allerliebst ausgeführt wurden. — Vor einigen Tagen wurde im Gasthaus zum Annen- hof ein junger Mensch angehallen, wie er eben im Begriff war, uiuer verdächtigen Umständen eine silberne Cylinderuhr feilzubietcn. Dem Vernehmen nach ist in diesem Menschen ein schon längst vermißter Deserteur ermittelt, und soll derselbe auch geständig gewesen sein, daß er die Uhr gestohlen habe. Er wurde von Gensd'arnm, verhaftet und an die nächste Mililäehauptwache abgeliefert. - In der Nacht von Dienstag zur Mittwoch sah sich die am Pontoirschuppen ausgestellte Schildweche gcnv hitt, ein;» Mann zu arretiren, welcher sich verdächtig in der Nähe deS am Pontonschuppen hürgelegten Wirthschastsgcräthes herum.