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Rr. 256. Zehnter Jahr«. Mittwoch. 13. Gept. 1865. rKrfcheiul: «Sttch früh 7 Uhr. Kuserat« 1»«v«l «,g«n»mmtv: sR«Lde»v»S,Sonn- tag« »ia Mittag» 12 Lbr: Martenstraße 13. Mqrtg.tndies.Dlattr, ha, jrtzt t,Ll,»«0 Exunplart» «rscheinr, Huden »ine erfolgreich« BerbreUung^ Abonnement: vierteljährlich 2» bei unenrgeldlicher Lie ferung in'« Haut. Lurch die ttönigl Pof dirneijährlich 22 Ngr Sinjel«« Nummer» t Ngr. >1 Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drodifch. Inseratenpreise: tzür de« Raum ein« gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter. „Einge sandt" die Zeile 2 Ngr Druck and Stgeathum der Herausgeber: Llkpsch 6k Netchardt. - «eranlwortlicher Redacteur: IllllUS Rekchsrdt. Dresden, de» 13. September. — Dean Oberleutnant Schmalz des 8. Infanterie Ba- Haillens ist die wegen überlommmer Dienstuntüchtigkeit nach, «gesuchte Entlastung au« der Armee bewilligt worden — Die Mitglieder de» MännergesangverrinS „Orpheus' 'brachten vorgcstern Abend ihrem musikalischen Leiter, Herrn Aantor und Oberlehrer Müller, zu Ehren seiner 85jährigen Wirksamkeit eine Fackelserrnade mit Begleitung ihre« eigenen MufikchorS (von Leisching'S Restauration auf der Trabanten- Haft« au» bis an Müller s Wohnung „An der Herzogin Tar ten"). Auch der gestrige Tag wurde Seiten diese» Ve>einS durch «in Festmahl im Saale de» Lincke'schen Bade» festlich begangen. Von Deputationen anderer Gesangvereine beglück wünscht, wurde dem Jubilar rin mit goldenen Früchten ver sehener Lorbrerkranz nebst Votivtasel von Mitgliedern seine- Verein« überreicht. — Ein frohes Fest feierte am verflossenen Sonntag der Verein „ehrenvoll verabschiedeter Militärs". Da sah man in der achten Morgenstunde die Veteranen stromweis dahinziehen nach dem schlesischen Bahnhofe, um mit Frau und Kind ein mal „au-zurücken", aber nicht gegen die Dänen, auch nicht in'« Cantonnemert, sondern um Stolpen zum Sammelplatz« der alten Kameraden von weit und breit zu machen. So mancher ehrwürdige Graubart schritt munter am Stocke daher, um dort aus der alten Bergveste Mutter Natur in vollen Lügen «inzuschlürfen. Der lüde Gott muß die alten treu ge dienten sächsischen Soldaten gern haben, denn rr begünstigte ihr Vergnügen durch ausdauernd schönes, heiteres Wetter. Bon Fischbach, wo zur Aufnahme der Damen und einiger «orpulentnr Persönlichkeiten hinreichendes Fuhrwerk bereit stand, -i»- es mit dem Gesänge alter militärischer Lieder, voran zwei Trommeln, im Zuge nach Rennrrsdorf, wo derselbe durch rin« Deputation des Stolpener Militärverrins mit Musik empfan- - gm wurde. Nachdem der Vorstand des Dresdner Verein- Gruß und Dank für herzlichen Empfang dargebracht„ schritt «an dem alten Schlosse entgegen. Unerwartet schön war die Aufnahme, die dem V.rrin durch Ausschmückung der Stadt <md Beschaffung möglichster Bequemlichkeit in allen Gasthöfen -« Stolp n gewährt wurde. AlS der Zug unter dem Jubel, rufe der M-nge und dem Lösen der Böller auf dem Markt- Platze angelangt, „Haiti" und „Front!" kommandirt war, sprach der Vorstand des dasigrn MrlitärvereinS sein herzliches Willkommen und seinen Dank für den so zahlreichen Besuch <der Dresdner MUitärverein zählte nahe an 500 Personen) mit der Bitte aus. es sich in Stolpen möglichst angenehm zu machen. Nach ertheilter Ordre, um 3 Uhr wieder auf dem Platze sich einzufinden, wurde der Verein entlasten, um sich «ck libitum zu erquicken. Die reizende Landschaft, von der Schloßruine au- ein prächtiges Rundgemtlde darbietend, übte ihren mächiigen Zauber auf den Sinn der Beschauer. Bis 2 Uhr waren 8 Militärvereine, ca. 1200 Personen, in Stol pen versammelt und die Seele der Kameradschaft durchströmte Alle. Da wurde erzählt von 1813 und 1818, von Leipzig und Schleswig-Holstein vom italienischen und Krimfrldzuze rc. So belustigte man sich von 2 Uhr an in der Restauration hes Herrn Fmk rt am Schlöffe, bei Sang und Tanz und Gläserklang. Ter anwesende Herr Hauptmann v Meerheimb beantwortete einen ihm vom Vorstande des Hohnsteiner Mili- tärvrreinS, Rud. Bohn. aus gebrachten Toast, den Wunsch äußernd, daß der gute kameradschaftliche Sinn, wie er sich heut« im traulichen Zusammensein so vieler ehemaligen Waf fenbrüder zeige, recht segenbringend sein möge. Nachdem der Dresdner Verein gegen j8 Uhr wieder zum Abmarsch auf -em Marktplätze sich versammelt hatte, sprach der Vorstand desselben den Bewohnern Stolpen- und insbesondere dem dor. tigen Militärverein den wärmsten Dank aus für alle Liebe und Gastfreundschaft Mit Musik und Trommelschlag ging «s nun wieder nach Fischbach zu, um daselbst den zur Rück Fahrt bestimmten lfxtrazug zu erwarten. Das war ein Tag! Das war ei« Tag für uns, von Gvit erlesen, Ein Tag der innigsten Verbrüderung! Kamraden mein! ich »erd' ihn nie vergessen, Der aite .tkrivger wurde wieder jung! Dank Euch, die Hr so freundlich uns empfangen, Euch Stolpnern Dank u«d Glück aus fern're Balm! Ein Slcr», .ttsmraden, ist uns aniacaangen, i Der Bruders««», er ist kein eitler Wochn! Auf Wiedersehn! Aus Wiedersehn! Wie Me Kr Euch nennet, Wohrr Ihr Alle auch gekommen seid! ' Denn Eins genügt, daß Ihr Euch Bruder nennet, Und Euch vereint in Freude wie n» 2sid! Ja. ist schon längst die Twnimel Euch «erkklunge», Tont Euch nicht mehr das schmetternde Sigßral, Der Wunsch dal Suern Busen stets durchdrungen: Des cin'gen Deutschlands goldncr llllmPenst rahl! — Der Herr Staat-minister Frhr. v. Neust ist. von Frankfurt kommend, hier wieder eingetrosfen. — Der Omnibusverein veröffentlicht seinen Wintersabr- plan, welcher mit dem 15. September d. I. beginnt. Es werden nach demselben die Touren Schloßplstz-Waldschlößchen viertelstündlich, Bischofsweg-böhm. Bahnhof halbstündlich Schießplatz-Plauen anderthalbstündlich, Pillnitzer-BrieSnitzer Schlag halbstündlich, Schloßplatz-AlbertSbahnhof zu den gehen, den und von den kommenden Zügen, Schießplatz-Neustädter Bahnhöfe deSgl., Schloßplatz. große Wirthschast im k. großen Garten von Mittags an bis Abends ^5 Uhr, bez 5 Uhr halbstündlich Wagen abgehen. Die Fahrpreise bleiben wie bisher. — Die Fahnenweihe des Gewerbevereines fand vorgestern Nachmittag auf dem Waldschlößchen statt, wo Gar ten, Terrasse und Park die große Menge der Theilnehmer faßten. Die Weihe begann Nachmittags um 5 Uhr. wo der Zug nach dem Park vom Musikchor der Artillerie eröffnet wurde, dem 25 weiß gekleidete Mädchen in grünen Schärpen folgten, welche die zusammrngerollte Fahne trugen. Diesem schloffen sich sodann die Ehrengäste und Vereinsmitglieder an, und als der Zug im Park angelangt, ertönte vom Laade'schen Musikchor die Jubelouverture, worauf nach Abfingung eines Fest liedes Herr 0r. Rentzsch die Weiherede hielt Ehe man zum Hammer schlag schritt, der die 34 Ehrennägel befestigte, machte Herr I r. Rentzsch der Versammlung die erfreuliche Mittheilung, daß Se. Maj der König, welcher schon als Prinz dem Vereine seine Teilnahme als Mitglied desselben geschenkt, einen silbernen Ehren nagel mit NamenSzug gespendet habe. Das von dem Redner auf S« Majestät ausgebrachte Hoch fand einen begeisternden Wiederhall und unter Böllerschüffrn geschah die erste Befestig ung deL Nagels. Es folgte« dem Redner dann Oberbürger, meister Psotenhauer (in Stellvertretung Herr Steher) Re- girrungSrath Professor Schubert. Staatsminister von Falken stein, Professor 11r Gnnitz, Hofrath Ackermann, Professor Dr. Fcck, Stadlrach Grüner, Professor Sußdorf, so wie Vorstände und Beamte des Vereine- Gewerbtreibender. Nachdem so manch tr fflicher Spruch erklungen und die Cer- monie beendet, widmete d?r i r. Rentzsch der Fahne noch einige Worte und übe-gab solche der Fahnendeputation. Es ertönte ein Hoch auf den Gewerbeverein und Gesang des zweiten Liedes beschloß die Feier. Unter den Klängen des Priestermarsches aus..Athalia" begab man sich nach der Ter- raffe zurück, wo die Fahne in der zwe ien Etage des Haupt gebäudes ausgestellt wurde Mit einem schwarz-roch goldenem Banke geschmückt, besteht die F-Hne aus drei gleich großen Theilev; der obere und untere von grüner, der mittlere von weißer Seide Im obern Theit ist der Bienenkorb, um. geben von einem Eichenzweig prächtig in Gold gestickt. Im mittleren Thule gewahrt man die Inschrift: „Gewerbe- Verein Dresden" während unten das Giündungsjahr „1834" angebracht ist. Später versammelte sich ein großer Theil der Anwesenden in den Räumen der zweieen und dritten Etage des Hauptgebäudes, wo sie noch manche fiohe Stunde genoss?". Die Direktion der SocietätSbrauerei hatten sich angelegen sein las sen, genannte Räume bestens zur Verfügung zu stellen undrs feblte später nicht an einem Tänzchen, um auch den anwesenden Da men noch einen in der Strlle gehegten Wunsch zu erfüllen. Das Ganze hatte den Charakter eines Volksfestes in edlem Styl; auch der Humor machte sich in einem aufgestellten Ra rität nkabinet bemerkbar, wo da« Entree, 24 Ngr.. für die HauSbaukafss bestimmt war. Verbunden in geselliger Heiter keit, verweilte man bis zur Mitternachts stunde, und in den Jahrbüchern des Gewerbevereins nimmt dieser Tag gewiß eine der schönsten Stcllen ein. — Vor einigen Tagen wurden Nachmittags zwei Da mm und ein Herr in das Polizeihaus escortirt. welche auf der nach der kleinen Brüdergasse führenden Quergasse einen hrftig-n Straßencxckß gehabt, in Folge sich eine ziem liche Menschenmasse versammelt und sich das Einschreiten der Polizei nöthig gemacht hatte. Dem Vernehmen nach war der Exceß dadurch hervorgerufen worden, daß die beiden unter Aufsicht der Sittenpolizei stehenden „Damen", welche zusam mengewohnt und, wie düs meistens der Fall zu sein pflegt Gütergemeinschaft unter sich eingesührt hatten, über ihr Eigen- IhumSrecht an velschiedenen Effecten in Meinungsverschieden heit gerathen waren und Jede nun ihren vermeintlichen An. spruch auf dem mittelaltcrtlchen Wege de- Faustrechte- gellend zu machen suchte. — Am vergangenen Sonntage war Schauturnen d.S Plauen'schen Grundes, wozu sich schon früh eine große Anzahl von Freunden de» Turnen- am Tharandler Bahnhof versammelt, um sich nach Hainkbergzu begeben. Unter diesen befanden sich auch eine größere Anzahl der Dresdner Fechter, unter Anführung de- Fccht- mrister-Staberohund zweier seiner Vorfrchter. Nachmittag 2 Uhr war die Uebergabe der von den Frauen und Jungfrauen g»- widmeten prachtvollen Fahne. Nachdem Herr Professor vr. Wigard über das Symbol einer Tmnrrfahne mit begeisterten Worten gesprochen, bewegte sich der Zug unter Voranirrrt von 24 Festjungfrauen und mehreren Turnvereinen der Umgegend auf den Turnplatz wo das Schauturnen abgehalten, wurde. — Auch der Turnverein zu Plauen bei Dresden hielt an demselben Tage sein diesjähriges Schauturnen ab, zu welchem sich ein zahlreiches Publikum im Parke zu Reisewitz versam melt hatte. Den Gönner der guten Sache muß es freuen, auch auf dem Lande das Turnen mit solchem Ernst« betrieben zu sehen, d?nn rS waren sowohl die Uebungen der Kinder wie dir der Elwachsenen, etwa in Summa 50 bis KO vorge» führte» Mannschaften, recht befriedigende. War auch von den üblich betreßten und beschärpten, festlich decorirten Mannschaf ten nichts zu sehen, so machten die Turner dieses kleinen Ver eins auch darin eine anerkennenSwerthe Ausnahme. — In einem Geschäft auf der Badergafse wurden in den ersten Tagen dieses Monates eine ziemlich« Anzahl seidner Taschentücher vermißt. Die Behufs Ermitietung des Diebes eingestellten Recherchen waren bis jetzt erfolglos gewesen. Wie wir hören, soll es jedoch der Polizei gestern gelungen sein, zwei Laufburschen, als der Ausführung dirscs Diebstahls ver dächtig zu verhaften. Während der eine Laufbursche in dem fraglichen Geschäft auf der Badergaffe gewesen, hat der An dere diesen Posten in einem gleichen Geschäft aus der Schloß, straße innegehabt. Beide sollen die Diebereien förmlich pro- fessronsmäßig betrieben, die gestohlenen Sachen verkauft oder versetzt, und den Erlös brüderlich unter sich getheilt haben. Glücklicherweise ist der größte Theil der gestohlenen Sachen wieder erlangt worden. — In Ehrenberg bei Hohnstein brach vorgestern (Mon tag Mittags nach 1 Uhr im Gute de- Herrn Hanisch Feuer aus und verbreitete sich bei heftigem Westwind mit ungeheurer Schnelligkeit, so daß binnen kurzer Zeit nicht nur 5 große Bauergüter. sondern auch noch 4 Häuskernahrungen ein Raub der Flammen wurden Verlust an Vieh ist nicht zu beklagen, wohl aber find sämmtlich eingebrachte Halmfrüchte und das Futter ein Raub der Flammm geworden. — Ein Ballet im Mondenschein und noch dazu im Jahre 1865 — zur Vertilgung der Raupen! Ein Bäuerlein in der Nähe von Pirna, das sich gern einen lustigen Spaß macht, ist ebenso, wie viele seiner College», dieses Jahr von Raupen fraß geplagt ; d. h. die Raupen haben es nicht etwa auf ihn selbst, sondern auch auf die Krautköpfe im Acker abgesehen. Das ganze Dorf leidet auf diese Weise noch am Raupenfraß. Das lustige Bäuerlein erzählte, er besäße ein sympathetisches Mittel, da» sofort diesem Unheil« abhrlfe. Da- weibliche Per sonal dcs Dorfes müsse bei abnehmenden Monde zur Nacht um die zwölfte Stunde im tiefsten Negligee dreimal am Kraut acker auf- und ad tanzen — aber kein Wort dabei sprechen. — Nun ging's aber los. Schon am nächsten Abend begann daS Ballet rings um's Dörfchen und der stille Wanderer, der da vorükerschritt, mußte sich in'S Reich der Schatten ver setzt glauben, wenn er nicht über sich den lächelnden Mond hätte am blauen Himmel hängen sehen und nicht bemerkt hätte, wie hinter einem alten Buchenzaune ein Bäuerlein »er stickt kauerte, da- sich vor Lachen den Bauch halten mußte. Die Raupen aber diniren weiter auf den saftige» Kramkapfen und mästen sich noch unbekümmert um das Ballet im Mon- dcnschein! — Zur Nachmittagsstunde vor wenig Tagen zogen zwei Fleischer am linken Elbufer hin und transportirten eme Kuh nach Laubegast, die eben den gewöhnlichen Weg alles FlerscheS ging. Lange mochte baS Thier unterwegs über seine aller nächste Zukunft nachgedacht haben, da plötzlich fährt ihm em störrischer Gedanke durch den Sinn. Im Nu rennt rS seine beiden Führer in den Sand und sprang in die Elbe, wo die plätschernden Silberwellen des Strome» an den zukünftigen BcafsteakS empornetzten. Gegenüber lag Wachwitz, und der Fährmann, der die Scene längst gewahrt, ruderte der flüch tigen Kuh nach, faßte sie am sechSflrchiigrn Gängelband« und leitete sie so auf nasser Spur durch die Spalten der Natur. Sowie sie aber die beidcn Führer wieder erblickte, kam d«r alte Starrsinn wieder, die Elbe war nochmals ihr Schlupf winkel, aus dem sie die Gefoppten brüllend hohnneckt?. End lich muhte sie doch dem menschlichen Imperativ weichen. — Ocffentliche Gerichtsverhandlung vom 12. September. Heut handelt sich'- um gewöhnlichen Dieb stahl, dess n E> nestine Bertha Fritzsche aus Errflthal, 2l Jahr alt, ongcklogt ist. Sic tritt im Hausnegligee auf die An klag «bank und spricht sehr vernehn Uch. Äirer ist die Fritzsche schon bestraft und zwar im Januar dieses Jahre» erst dein, Königlichen JuKizamt zu Glauchau mit l4 tägigem Gesängniß, weil sie ihrer Dienstherrschaft damals Wäsche «»»wendet hatte. Eie zog in Apiil nach Gera zmn R.staurateur Steinert und blieb etwa nur drei Wochen dort In der bchlaskammer