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Nr. L4V. Zehnter Jahr«. ^rschrtttt: Mlsltch früh 7 Uhr. Inserate »«v« angenommeur MAtend-S.Sonn tag» bi« Mittag» 13 Uhr: Martenstraße 13. Eazrtg. iu dies. Blatte, d« jetzt taU,»0<» Exemplare» erscheint» ß«d«o eine erfolgreich, Verbreitung Mittwoch, 8. Sept. 18«S. Tageblatt für Unterhaltung und Geschästsverlehr. Mttredactem: Theodor Krodisch. Monnement: vtrrteljLhrlich 20NgS. bei »arutgeldlichetAtt servng in'« Hau». Durch dir Mnigl.Pos vierteljährlich 22 Ngr Sinzrklt Nummer» 1 Ngr. Inseratmpreise: tzür den Raum riu« gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Cingeq sandt" dÜ' Zeile L Ngr. Druck and Sigrnlhum der Herausgeber: Llkpsch 4k Retchardt. — Berantwortlichrr Redacteur: ÄUttUS Uelchardt« DkckSden, den 6 September. ^ Se. königl. Hoheit der Prinz Georg hat sich gestern Morgm j7 Uhr von hier nach Großenhain begeben. In seinem Gefolge befanden sich mehrere hohe StabSofficiere. — — Der Privatdocent vr. plui. Heinrich Hirzel ist zum außerordentlichen Professor in der philosophischen Facultät zu Leipzig ernannt worden. — Zu der 21. Hauptversammlung der Gustav-Adolph- Stiftung hatten sich bi» gestern Abend über 300 auswärtige Aesttheilmhmer eingefunden. Da» Hauptcontingent stellte selbstverständlich uitser engere» Vaterland und die angrenzen den Länder, doch waren selbst au» den entferntesten Theilen Europas Vertreter eingetroffen, aus Schottland, England, Frankreich, Italien, Ungarn, Siebenbürgen, Polen und Ruß. land. Ja dem einen Saale der Harmoniegrsellschaft erhielten die Festthrilnehmer die Festkarten, QuartierbivetS und sonsti gen Rachweisungen Non 11 Uhr an fand im Belvedere der Brühl'schen Terrasse eine gesellige Zusammenkunft statt Um 14 Uhr riefen die Glocken zum Gottesdienst in der Frauen- kirche, welche, nachdem sie reüaurirt worden ist, gestern einge- tvriht wurde. Die Eintretenden wurden schon durch den wahrhaft imponirenden Endruck dieser schönsten unserer prc- testantischen Kirchen in eine weihevolle Festet stimmung versetzt. Jedermann fragte sich erstaunt: ist dieser Prachtbau denn wirklich unsere Frauenkirche? Die edle Architectonik diese» Baue», die Kühnheit und Großartigkeit des Planes sind Wohl noch Niemandem in solcher Klarheit «ntgegengetreten, als gestern, wo die Kirche sich zum ersten Male in ihrem statt lichen, neuen Gewände repräsentirte. Besondere» Interesse erregten die herrlichen FreScogemälde in der Kuppel Vor dem zahlreich erschienenen Auditorium hielt Prediger Müllen siefen au» Berlin eine beredte Predigt über „Arbeitsfeld de- Gustav-Adolph-Verein» ein hoffnungsreiches Saatfeld" — Durch die hochherzigen Bemühungen mehrerer prote, siantischen Frauen ist binnen acht Tagen eine so große Summe, wir hören 600 Thlr, zusamnungekommen, daß nicht blo» für eine unbemittelte Kirche, sondern für zwei die Wrihgesäße und Nltargeräthschaften beschafft werden konnten. Man hat dem nach dieselben zweifach in Silber trefflich ausgeführt und mit einer Erinnerung an die Spenderinnen versehen angeschafft, und gestern nahm der Zug Derjenigen, welche sie in der RathStöchtrrschule ansehen wollten, kein Ende. Besonder» zu erwähne» ist, daß sich bei dem ächt christlichen Liebeswerke der Beschaffung dieser Altargefäße nicht bloS Wohlhabende, sondern auch Unbemittelte betheiligt haben. Namentlich rühmt man die Opferfreudigkeit der Jugend, die oft ihre ganzen Er sparnisse dem edlen Zwecke frohen Herzens weihten. — In Großenhain brannten am 4. d. Morgens die Ge bäude des früher Görner'schen Restauration-- Etablissements total nieder. Leider verlor der dasige Chorgesangverein auch seinen Conceriflü el und den sämmilichen Notenvorrath. — Das Stiftungsfest des N.u- und Antonstädter Turn vereins nahm am verflossenen Sonntag Nachmittag in den äußeren und inneren Räumen des Waldschlößchens einen voll- kommen würdigen und befriedigenden Verlauf. Um 4 Uhr begann das Fest im Parke mit einem Festmarsch und dem Ge. sang« des BundesiiedrS von Mozart. Hieran schlossen sich Begrüßungsworte des Vorstandes Herrn Adv Hippe, worauf unter dem Gesänge: , Turner, auf zum Streite" das von ei ner ausgewählten Zahl in schmucker leichter Kleidung ausge führte Turnen seinen Anfang nahm. Beim Wett-Turnen (Laufen, Hoch- und Weitsprung, Tauklimmen rc) leisteten Einige wahrhaft Erstaunliches. Im Weiisprung erreichte z B. rin Herr Enke die Distanz von 18 Fuß. beim Steinstoßen warf der Preisgekrönte ein 33.s Pfd. schweres Gewicht 9 Ell. weit; beim Tauklettern erreichte ein Herr Seiler die Höhe de» «a 12 Ellen hohen Seiles in 8 Sekunder, rc. Nach einigen Gesängen, Turnspielen rc. rc ,. bewegte sich der lange, durch viele Gäste Verfälle Zug in den oberen Saal deS Restaura- tionShausrs Die Preisrichter riefen die Namen der Sieger und zarte Jungfrauenhände b«k>än ten deren Stirn mit dem grünen Kranz. Ein froh b.wegtes geselliges Beisamm nsein entwickelte sich nun, gewürzt dmch Männe, quartette, Piano- forte- und Gesang-Solo-Vorträge, auch die heitere Muse mischte sich vielfach hier und da mit ein und so schloß da» ächt-deutsche sinnige Fest in ungetrübter W>is« mit den „Da menreigen", dessen Anfang das zahlreich vertretene schöne Ge- schlecht mit Ungeduld entgegen gesehen hatte. — Als Zeichen besonderer Fruchtbarkeit wurden un» gestern von einem Weinberge bei Loschwitz zwei kleine höch stens 4zollige Pfirsichzweige überbracht, an welchem je 6 und 7 prächtige Früchte dicht beisammenhingen. — Wie die „Sächs. Dorsztg." bericht»;, soll auch die Neustädter Kirche, demnächst in ihrem Innern einer gründli chen Renovation unterzogen werden. Während der Zeit, welche diese Arbeit in Anspruch nimmt, wird wahrscheinlich der Got tesdienst theilS in einem geräumigen Locale deS kgl. Cadetten- Hause», welches gegen 1000 Personen faßt, theilS in der Aula der Neustädter Realschule abgehalten werden. — Die „Budissiner Nachrichten" berichten auS Leipzig: „Im Laufe der letzten Woche ist «S gelungen, einer weitver- zweigten, größtentheils aus Angestellten der Sächsisch-Bayri schen Staatsbahn bestehenden Diebesbande auf die Spur zu kommen, welche seit längerer Zeit Güter, die auf dieser Bahn befördert werden sollten, in größtem Umfang entwendet und hier versilbert hatte. Ein O.eraufläder und Aufläder, sowie einige Privatpersonen find bereit» eingezogen, nachdem der er ster« einen Selbstmordversuch gemacht hatte, und man spricht von noch umfassenderen Verhaftungen. Ueber die Werthsumme der defraudirten Daaren läßt sich natürlich noch nichts sa gen; doch ist dieselbe jedenfalls eine höchst beträchtliche." — In Strießen hat sich auch wieder einmal ein Lang finger eingefunden, der in der Person eine» dasigen Ziegel arbeiters entlarvt wurde. Er hatte eine große Sehnsucht nach den Bierfässern deS dafigea Gasthofsbesitzers Sachse zum „Sächsischen Prinzen", die allerdings leer waren, aber den noch mitgenommen wurden. Außerdem hat sich noch daselbst ein unbekannter Dieb den Spaß gemacht, in demselben Gast hofe zwei Billardbälle, sog. „Blanche-Bällr" mitzunehmen. Sie kosten 19 Thaler. — Eine Scene auf der Elbe, wie sie sich schon manch mal zugetragm, zog in diesen Tagen eine Menge Zuschauer an das Ufer von Wachwitz. In der Mittagsstunde kamen auf einem kleinen Boot drei Dresdner angerudert. Da steuerte ihnen plötzlich ein großer Elbkahn entgegen, der, da sie ihm nicht schnell genug anrweichen konnten, den Nachen in Grund bohrt. Die drei Insassen konnten aber schwimmen und ge langten so glücklicherweise an'K Ufex, wo sie sich von Wasser geschwängert einander gar wundersam und lachend ansahen. Ihr Kähnchen aber, das den Boden dem blauen Himmel zu. gekehrt hatte, tanzte auf der Elbe lustig der Residenz zu, wo es aufgefangen und der treulose Flüchtling den Eigentümern wieder zurückgegeben wurde. Ein Curiosum ist noch aus Wachwitz zu melden. Es steht nämlich bei dem dasigen Wein bergsbesitzer Heinrich Zeibig rin Pflaumenbaum in schönster Blüthe. — Vorgestern wurde in Neustadt-Dresden der Markt helfer in einem dortigen Colonialwaarengrschäft verhaftet. Wie man erfuhr, hatte er fortgesetzte Diebereien von Cigar ren, Kaffee und Zucker in ziemlich bedeutender Menge verübt. — — Wenn man einen Weg durch die Räcknitzstraße und die dort angrenzenden Plätze und Straßen macht, sieht man fast an jedem Hause oft gleich mehrere Asfichen über zu ver mietende Quartiere. Hiernach und was uns sonst darüber mitgetheilt wölken ist, steht ein sehr großer Theil der für- vornehme fremde Herrschaften bestimmten Mietwohnungen jetzt leer. Was hingegen den Verkehr in den Gasthöfen anlangt, so sollen deren Besitzer damit ganz zufrieden sein. - — In mehreren Geschäftslocalen am Neumarkt bettelte vorgestern ein unbekannter Mann, der vorgab, daß er zu den Leuten gehöre, denen der Stadtrath das Straßensprengen üb.r- tragen habe. An manchen Stellen gelang es ihm wirklich auf dieses Vorgeben hin, eine milde Gabe zu erhaschen, und dies bestimmte ihn, seine Industrie von Laden zu Laden weiter fortzusetzen, bis sich endlich die Polizei dazwischen leg e, die in ihm einen bekannten Bettler ei kannte, der natürlich auch nie den Straßensprengern angehört hatte, und ihn deshalb verhaftete. — — Vor mehreren Abenden hat auf dem Reußischen Gar ten eine Versammlung von Cigarrenmachern stattgesunden, an der gegen 300 Personen Theil nahmen. Es wurden verschic. dene Klagen, z. B. über die Strafgelder bei zu spätem Ein treffen zu der Arbeit, über Lohnabzüge im Falle zu viel ver arbeiteten Tabaks geltend gemacht, endlich aber beschlossen, dieselben auf gütlichem Wege mit den Arbeitgebern zur Aus- gleichung zu bringen, insbesondere aber noch drei Cigarrenar- beiter gewählt, die der am 1. Oktober in Leipzig stattfinden, den Delegirtenversammlung beiwohnen sollen. — — Den ersten theatralischen Versuch unternimmt auf hiesiger Hofbühne Fräulein Jda Porth, ein Dresdner Kind, die jüngste Tochter unseres verehrten Veteran Porth. Fräulein Porth, jedenfalls eine liebliche Bühne-erscheinurg und mit Talent für ihren zu wählenden Beruf begabt, wird in zw>i Stücken auftieten, die zu den besten dramatischen Werken ge hören : „Die Braut vom Lande" von Frau von Weessenthurn, und „Goldschmieds Töchterlein" von C. Blum. Wir wün- chen dsr liebenswürdigen Debütantin, welche sodann an das Stadttheater noch Leipzig geht, alles Glück zu dem Beginnen auf der erwählten Laufbahn. '«»«,. .SSS.SM —7, — Heute und morgm findet im Belvedere großes Extra^ Concert und Illumination zu Ehren der hier anwesenden Herren der Gufiaph-Adolph-Stiftung statt — Am 3 Morgens gegm 4 Uhr wurde der Weber Hofmann in Meerane von den Polizriorganen der Behörde überliefert, weil er auf dem Wege aus einem VereinSlocal nach Hause dem Bürger und Handarbeiter Oertel von dort, angeblich ohne alle Ursache, meuchlings eine 9 Zoll lange und 11 Zoll tiefe Wunde in den Unterleib mit einem scharfen In strumente beigebracht. — Bei Bischofswerda wurde vorgestern früh der Bahn wärter Hüttig, der von einem der Nachtzüge überfahren wor» den war, todt aufgesunden. — Vorgestern in der 2. Stunde ist die unfern Ehren- sriedersdorf gelegene Schafwollspinnerei deS Fabrikbesitzers Karl Eduard Roth bis auf das Mauerwerk niedergebranntk — Am 3. d. feierte in Osch atz Herr Bahnhofs-Jnspec- tor Kräh den Tag, an welchem er vor 25 Jahren als Bahn hofs > Inspektor eingesetzt wurde. Derselbe verwaltet diesen Posten jetzt immer noch mit voller Rüstigkeit. —8. Mehr re Freunde dramatischer Kunst hatten am vorigen Sonnabend im Theater zu Freiberg eine theatra lische Vorstellung veranstaltet, deren Ertrag für die sächsische Jnvalidenstiftung bestimmt war. Das Theater war zu diesem Zwecke mit Blumen und Fahnm und den Büsten Sr. Maje stät des Königs und des Kronprinzen sinnig geschmückt, und von einem, trotz des schlechten Wetter», recht zahlr-ich vertre tenen Publikum gefüllt, das vom Anfang bis zum Ende der Vorstellung mit der lebhaftesten Theilnahme folgte. Zur Dar stellung kamen: „Der Brockensträuß" von G. zu Puttlitz, „Nachtigall und Nichte" von R. Hahn, und „Monsieur Her cules" von Bellh, drei unterhaltende Stück«-, die aber immer hin an das Talent der Ausübenden ziemliche Ansprüche machen. Wie sehr die Bewohner der freundlichen Bergstadt von dem gebotenen Kunstgenuß überrascht und befriedigt waren, bewies zur Genüge das freundliche Entgegenkommen, dessen sich die Betreffenden von allen Seiten zu erfreuen hatten. Nament« lich fanden dieselben im dortigen Kötel cks 8sxe des Herrn Claus eine ebenso billige al» comfortable und in jeder Be ziehung zufriedenstellende Aufnahme. — In den Nachmittagsstunden des letzten Sonnabends gab der Kinderbeschäftigungsverein für Neu- und Antonstadt seinen kleinen Arbeitern da» übliche Sommersest Er hatte auch diesmal den hierzu geeigneten Elbsalon gewählt, wo selbst die muntere Kinderschaar nicht blos mit allerlei heiteren Spielen bis zur Abendzeit unterhalten und belustigt, sondern auch reichlich bewirthet wurde. Die Freude Aller, der Klei nen wie der Großen, wurde in dem Augenblicke sichtlich er höht, als der Vorstand des Vereins, der Institutsdirector Herr De. Krause, eintrat. Er, ein Freund und Wohlthäter aller Nothleidenden und Vater armer Kinder, wurde, indem die frohen Kinder im Einzelmarsch sich um ihn hcrumbeweg- ten und hierbei durch die Güte eines Comitemitgliedes ein jedes ein gebackenes erhielt, mit dem Zurufe empfangen: „Vater Krause soll leben I" Dieser Zuruf, welcher so lange wiederholt wurde, bis auch der letzte Knabe sein k erhalten, ward immer und immer schwächer, weil Derjenige, welcher sein k, also seinen Vater Krause, besaß, aufhörte zu rufen, so daß der letzte Ruf nur noch aus dem Munde eines Ein zigen ertönte. Der freundliche Wohlthärer sprach seinen Dank dafür, aber auch den Wunsch auS, daß er gern Aller Vater sein »volle, wenn sie nur immer seine guten Kindkr blerben und sich unausgesetzt bemühen würden, sich jetzt schon an Fleiß nnd nützliche Thätigkeit, sowie an gute Sitten zu gewöhnen, um dereinst gute und brave Menschen und brauchbare Mit glieder der menschlichen Gesellschaft zu werden. Nachdem sämmtliche Kinder auch ein „Hoch' auf den Herrn Anstalts- director Höhne und den Inspektor Drechsler angeflimmt hatten, wurde zu einer kleinen Verloosung geschritten, wobei jeder Knabe ein nützliches Schreibe- oder Zrichnenmaterial erhielt. — Auf der Annenstraße stürzte gestern Nachmittag ein mit einem kolossalen Dampft ssel beladener Frachtwagen kra chend um und seine Räder ragten gen Himmel. Wie man hört, hat die früher stattgefundene Aufladung einige Tage in Anspruch genommen. — Ob da» Ungeheuer dort auch lo lange regen bleiben wird? — Telegraphische Depesche auS Neustadt Dienstag Mittags 12 Uhr: Sorben giebt die Neustädter Kirchtburm- uhr wieder ibr erstes Lebenszeichen. Die beiden Zuger treten ibnn regelrechten Marsch an und der Doppelschlag tön: durch kie reine Herbstluft. — Ein Werk der Menschenliebe und freundlich:» Gesin. nung übt abermals Herr Dawilon, indem solche: nächsten Sonnabend aus dem Leipziger ktabttheatcr in Wolswhn'S be- kannten, Schauspiel „Nur eine Seele" die Rolle d s Fürsten Michel zur Darstellung bringt Die Leipziger Direktion g,ed»