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Nr. L48. Zehnter Jahr«. «glich früh 7 Uhr. Iwserate Nxrdru «igenommen: »WLöe»dSV,S,n«. tag» bis Mittag» 12 Uhr: Martenstra-e 12. Lrzrig. in dies Blatt», 2», jrtzt i-U,»«« Uxemplare« erscheint, ß»dtn ein» erfolgreich« ' »«bnitung ^ > Dienstag, 8. Sept. 18SS. Monncmnlt: «letteljährluh 26 Ngr. bei unentgeldlicher Lie ferung in « Hau». Durch di« KLnigl Pof dtcrteljiihrlich 22 Ngr Einzeln« Nmmnen- 1 Ngr Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. MitreLacteur: Theodor Drobisch. Inseratenpreisen Für d«n Raum «io«r gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile 2 Druck «rd Eigrnthum der Herausgeber: Liepsch -k Netlhürdt. — Verantwortlicher Redactrur: Julius Reicharbt« Dresden, de» 5 September. — Ee Majestät der König hat dem Eommandanten des Garde Reiter-Regiment-, Obersten von Hehgendsrff, die erbetene Entlastung aus dm Kriegsdiensten mit Pension, un ter Verleihung de» Charakte-S als Generalmajor und mit der Erlaubniß, die Uniform der Generalität zu tragen, bewrlligt, auch dem auf sein Ansuchen in Wartegeld versetzten Comman- danten des 1. Reiter-Regiments, Obersten von PaszkowSki, dm Charakter rin«s Generalmajor- verliehen. Demnächst haben Se. König!. Majestät die Oberstleutnant- Freiherr» von Friesen, Stellvertreter und Assistent des General Inten- danten, von Thielau. König! Flügeladjutant, Freiherrn von Biedermann des 2. Reiten Regiment-, unter Ernennung zum Eommandanten de- 1. Reiter-RegimmtS, von Thielau-Rlisfing, Adjutant Sr. K. H. de- Prinzen Georg, und Grafen zur Lippe de- Garde Reiter-Regiment-, unter Ernennung zum Eommandanten de- ebmgmanntm Regiment-, zu Obersten der Reiterei, dm Rittmeister Freiherr» Prenzel v Penzig des Garde-R iter-Regiment- zum Major und dm Oberleutnant von Minckwitz de- 3. Reiter-Regiment- zum Rittm-ister beför dert, dem Oberleutnant v. Einsiedel II. der 2. Reiter-Regiment-, ,an Stelle der als Echwadrons-Commandant in die Linie «»gerückten Rittmeister« von Helldorff, die Adjutantenfunction im Garde-Reiter-Regimenle übertragen und endlich die Leutnants von Stammer und Echultze de« 1. Reiter Regiments zu Oberleutnants ernannt — Zur Ausstellung von Gartenproductm in Erfurt werdm in DreSdm und Leipzig FahrbilletS auSgegrben, welche 8 Tage Giltigkeit haben. Es ist dabei ein Aufschlag von 10 Ngr zu «legen, der bei Entnahme eine- Ausstellung-- billets zurückgezahlt wird. Die Ausstellung wird sehr groß, artig werdm Einem Privatbriefe entnehmen wir Nachstehen des: „Drei Tage lang habe ich mit noch zwei Herren die aus gezeichnet schönen, frischen Früchte von Rio de Janeiro, Val paraiso. Benicarlo, Carthagena, Rockhampton und au- der Berber« auSgrpackt und eS wird gut noch 8 Tage in An spruch nehmen, bi- Alles im Stande ist. Eine Brotfrucht von Xrlooorpus inlegrilolia ist mitgekommen, welche 15 bis 20 Pfd. wiegt." — Der Stadtrath schärst di« Bestimmungen ein. welche üb« die Aichung der Biergläser bestehen, nach welchen beim Au-schanke und Verkaufe aller Binsorten nur solche Gläser benutzt werdm dürfen, welche nach dem Maße von j, j oder j Kanne geaicht sind. Contraventionen wnden mit Hinweg» nähme d« vorschriftswidrigen Gläser und außerdem mit ei ner Geldstrafe bis zu 20 THIr geahndet werden. — Am gestrigen Constitution-feste fand die übliche Ar menspeisung statt, wobei etwa 3500 Portionen Esten in den 38 Armmbezirkm zur AuStheilung gelangt sind. Abends brannten w e gewöhnlich die Gascandelaber auf dm öffent lichen Plätzen. — Am Sonnabend fand im freundlichen Saale zum '„Burgberg" in Loschwitz ein Concnt des das,gm Gesangver ein- „Bagatelle", dirigirt von Herrn Fell«, statt, da- vielen Beifall erntete. Besonder- gefirl rin Gesang-Potpourri. Der Besuch war für Loschwitz zahlreich genug — Nachdem die Freuden der großm Feste verrauscht und wir nun Wied« in da« mit mancherlei Mühen und Sor gen geschäftige Alltag-leben zmückgekehrt sind, fühlt sich wohl Manch« (jetzt währmd dieser schönen Tage) veranlaßt, hinaus »u eilen in Gottes freie Natur. Wohin aber die Schritte kenkm? Wohl giebt eS hier viele herrliche Anlagen mit präch tigen Aussichten und gut eingerichteten Restaurationen, ab« «in Plätzchen unsere- ElbthaleS, ich meine nämlich das äußerst «mantisch gelegene Dir-bar unterhalb Meißen, ist wohl auch rineö Besuche- werth. Hier hat man auf den Höhen die schönsten Fernsichten über weite gesegnete Fluren und auf die Elbe, die sich wie ein Silberband d« nahen Grenze zuschlän gelt und auf ihrem Rücken spielend die stolzen Dampfschiffe dahin trägt. An den Abhängen sieht man die wohlgepflegte reifende Traube, die dem Winz« eine gesegnete Ernte ver spricht. Im Thale «freut sich das Herz an den schönen Obst und Blumengärten, die weit und breit ihre- Gleichen suchen. Ei» solche- Plätzchen zu schauen und da rin Paar Stunden zu verlebm, bleiven gewiß für lange Zeitm angenehme Erin nerungen. — Mit 1. Januar Ir 64 trat bekanntlich in unserem sächs. LandeSimmobrliar-Brandverficherung-wesm ein auf das Risiko (die Feuergesährlichkeit) der versichert,n Gegenstände ge gründetes Adstufungs- und Klaffenchstem ein. Darnach zahlen Gebäude je nach der Feuergefährlichkeit, «inen einfachen bis fünfunddreißig fachen (Z5 Klaffen). Betrieb-gegenstände einen einfachen bi« cinhundertsünffachm Beitrag (105 Klaffen). Das Beitrag-verhältniß wird durch BeitragSeinheilen ausgedrückt. Zudem müssen die Gegenstände nach ihrem vollen Werthe ver sichert werdm. Gegenwärtig stellen sich nun für das Jahr 1864 folgende intereffante Ergebnisse heraus. Ende 1863 waren im Ganzen 332,453,531 j Thlr. Dagegen 1864 stieg die Versicherungssumme auf 490,272,280 Thlr. mit 113,960,001^ Beitragseinheiten. Die Abgabe von der Beitragseinheit be trägt 3 Pf., eS lamm also ein 1,151,596 Thlr. 3 Ngr. 9!j Pf. Brandfälle kamen vor 783, davon 540 zu vergüten waren. Die Ausgaben betrugen an Brandentschädigungen 850,052 Thlr. 10 Ngr. und die gesammte Ausgabe incl. Ein nehmergebühren, Verwaltungsaufwand rc belief sich auf 937,614 Thlr 26 Ngr. 2j Pf. — Die Brandmtstehungs. fälle mehren sich, der Umfang der Brände mindert sich. Folge des solideren Ausbaues der abgebrannten Gebäude. Natürlich zahlen bei der gegenwärtigen Einrichtung die Gebäude weniger, je massiver sie sind. Je best« ein Ort gebaut ist, desto billiger hat er die Versicherung. In den drei größten Städten des Landes beträgt der Beitrag durchschnittlich eine Kleinigkeit über 1 Thlr. vom Tausend der Versicherungssumme. Billig genug! — Die Idee des Herrn O-car Klemich (Palmstraße 56), Briefbogen und Visitenkarten mit dem Portrait eines jeden Käufers anzufertigen, finden vielfachen Anllang. Sogar nach Amerika wurde vor einigen Tagen schon der zweite Auftrag von Herrn Klemich effectuirt. — Bei einer gestnn früh Seiten der Marktpolizei un ternommenen Revision der auf den Marktplätzen zum Verkauf gestellten Butt« wurdm ungefähr 35 Kannen als unvoll wichtig in Beschlag genommen. D« Preis pro Kanne 23 bis 24 Ngr. giebt -mithin einen empfindlichen Verlust für Die jenigen, die es betroffen hat. - — Zum «Pen Male war am Sonntag die neue Lirder- halle de- „SchillerschlößchrnS' Lus der Schillerstraße eröffnet Was man geglaubt hatte, trat ein, die Räume füllten sich namentlich im Parterre war es so voll, daß kein Sitzplatz, ja selbst kein Stehplatz mehr frei und man genöthigt war, sich in allen Stellungen zu probiren, um nicht vom Hintermann oft mit „Kopf weg" — „Hut runter" — „Hören Sie, setzen Sie sich doch" — u. s w. incommodirt zu werden. Was die Leistungen betrifft, so ist allerdings das Streben des Herrn Keil, etwas Neues für die langen Winterabende zu schaffen, nur anzucrkennen, ab« sein neugeschaffenes Werk wird man cher Abänderung bedürfen, wenn es nachhaltig bestehen soll. Einerseits reicht, abgesehen davon, daß die Bühne hoch liegt, ein Pianoforte zur Begleitung nicht hin, es gehört hier min destens ein Quartett oder Sextett her, um die Gesangspiecen zur vollen Geltung zu bringen Die am Sonntag vor jeder Abtheilung des Programms abgespielte Piece für Pianoforte verschwand spurlos im Saale. Andrerseits solle die Licdcr- halle ja nicht steife Concerte im Frack und weißen Glace handschuh mit dem unvermeidlichen Notenblatt in der Hand bringen, sondern heitere Abende schaffen, die deswegen von Kunstgenüssen nicht nothwendig ganz frei zu sein brauchen. Wir sahen es gestern, als Herr Carlen seine Freischützarie sang. Man folgte seiner schönen Stimme weit gespannter, als er das Notenblatt wegließ nnd durch Gestikulationen dem Vortrag mehr Ausdruck gab. Die Piecen in Costüm interessir ten bedeutend. Es kommen ja nicht lauter Kunstkenner hin, und da die Eintrittspreise billig sind, so gestattet sich auch einmal der minder Be .ittelte, dem eS gerade um klassische Musik nicht zu thun ist, einen vergnügten Abend. Was die einzelnen Mitglieder der Liederhalle betrifft, so sind die Herren Boldt und Carlön mit krischen, kräftigen, aushaltenden Stimm mitteln begabt, ebenso Fräulein Mainone. Alle Drei ernteten stürmischen Beifall und mußten einzelne Piecen «1s cspo singen. Dem Komiker, Herrn Klemann, welch« die Regie führt, wäre eine lautere Aussprache zu wünschen, da seine Worte dem größten Theile des Publikums unverständlich blieben. Im Uebrigen wäre zu erwarten gewesen, neue Couplets zu brin gen, denn das Publikum w.ll, wie Herr Herrmann san„auch einmal eine kleine Abwcchs-lung haben!" Der Schluß fand erst gegen 11 Uhr statt und hatte sich das Publikum für das billige Entree hinreichend amüsirt. — In den letzten Tagen wurde ein hiesiger Bürger wie derholt durch ein ihm unbekanntes Individuum belästigt, wel- ches ihm bald eine angeblich kostbare, jede ärztliche Hilfe üb«, flüssig machende Mixtur enthaltende Flasche zum Kauf anbot, bald durch Kartenschlagen ihm seine Zukunst prophezeien, ja schließlich ihm sogar die Kunst erlernen wollte, daß er Jeder mann „festmachcn" könne, indem er gleichzeitig die Versicher ung hinzufügte, daß « schon mehrere Gendarmen .sestgcmacht" habe, so daß sie nicht hätten gehen können. Obwohl eS nun für Viele gewiß ein unschätzbares Gut wäre, im Besitz eines Mittels zu sein, veimöge dessen unter Umständen Jedermann und insbesondere die Organe der öffentlichen Behörden so ohne Weiteres „festgemacht" werden könnten, so hatte der biedere Bürger doch durchaus keine Veranlassung, sich in die i Geheimnisse diese- Schwarzkünstler- einweihen zu lassen, er hielt denselben vielmehr, da « merkte, daß es lediglich aus Beutelschneiderei abgesehen sei, als er sich Wied« einfand, fest. Leider entsprang jedoch dieser Alchymist und fand hierbei Ge le enheit, sich mehrerer sein« der leidenden Menschheit zuge» dachten Fabrikate zu entledigen. Doch soll eS gelungen sein, ihn gestern in einer hiesigen Wirthschaft ausfindig zu machen, und ihn in sicheres Gewahrsam zu nehmen. Dem Vernehmen nach soll dieser Wunderdoktor, der seine Künste übrigens noch bei anderen Personen versucht haben soll, ein arbeitslos hi« aufliegender HandwnkSgesell aus dem Großherzogthum Ba den sein. — In einem Gasthofe hiesiger Neustadt hielt sich am 26 v. M. ein unbekannte- Frauenzimmer auf, welche- nach sein« heimlichen Entfernung den Verdacht erregte, sich selbst entbunden und das Kind auf irgend eine Weise beseitigt zu haben Am 29 v. M. ward im Bad Ottenstein bei Schwar zenberg (wie von dort bereits gemeldet wurde) ein neugebore nes Kind, in einen kattunenen Frauenunterrock einFewickelt, auSgesetzt aufgefundrn. TagS darauf Abends gelang eS der GenSd'annerie, die Mutt« dieses Kindes (ein Dienstmädchen aus Oberlauterbach) zu ermitteln und zur Haft zu bringen, wobei sich auch herausstrllte, daß dieselbe mit obgedachter Un bekannten identisch ist. — Borgest«» Nachmittag wurde auf dem Freibergerplatz b« 10 Jahr alte Knabe eines hiesigen Schneidergesellen von einer Droschke überfahren, ohne dadurch gerade erheblich ver letzt zu werden. — — In d« Antonstadt vermißt man wieder einen Wagen- schieber, der sich seit einigen Tagen aus seiner Wohnung in der Absicht entfernt haben soll, sich das Leben nehmen zu wollen. — , — Ein Bäckergeselle au- Wien, der hi« in Arbeit steht, erhielt neulich von seinen Eltern in einem Briefe den Betrag von 20 Gulden in Banknoten zugeschickt. Er legte das Geld in seine Lade. Als er eS vor einigen Tagen von dort heraus- nehmen wollte, war es verschwunden Der Brief, in dem eS gelegen, seine Uhr und Kette, die ebenfalls in der Lade lagen, Alles befand sich noch im vorigen Zustande, nur das Geld war und blieb verschwunden. Ein gewöhnlicher Dieb würde jedenfalls auch die anderen Sachen mit entwendet haben, des halb schloß man auf einen HauSdirb, und dies« Verdacht hat sich auch bestätigt. Das Dienstmädchen seines Arbeitgeber- war die Diebin, ihr hatte das Geld, von testen Ankunft sie Kenntniß gehabt, in die Augen gestochen. Dasselbe wurde später im Keller versteckt aufgefunden, und die Diebin ver haftet. — — In der gestrigen Leipzig« Lotterieziehung wendete sich Fortunas huldvoller Blick auch nach Dresden, indem der zweite Hauptgewinn von 10 000 Thalern auf das LooS Nr. 37,709 in die Collection des Herrn Alexander Hessel (Marienstr. 30) siel. (Hauptcollrction von F. A. Geneiß.) Ebenso entlud sich ein elektrisch« Glück«strahl am Neumarkt in die Collection des Herrn Schinck, indem er 5000 Thlr. auf Nr. 59,611 erhielt. — In d« Ziehung 4. Elaste 68 k. sächsisch« Lande-- lotterie fielt» aus beigesetzte Nummern folgende größere Ge winne: 20,000 Thlr. auf Nr. 38484; 5000 Thlr. auf Nr. 59611; 1600 Thlr. auf Nr. 2330; 400 Thlr. auf die Nrn. 18482 20490 27186 35296 47577 49408 55378 62471 64276 71540; 200 Thlr. auf die Nrn 1025 1877 5444 5633 7184 12620 13676 13801 19789 20653 20662 20779 24108 24785 25260 27215 29<-67 50778 36373 41089 45822 50086 54343 60197 62655 66982 68821 68970 69971 79025 79664. — Oeffentliche Gerichtsverhandlungen vom 4. September. Von den heute anberaumten fünf Einspruchs verhandlungen ist die erste eine geheime, in welcher eS sich um Ehebruch handelt, dessen Christophine Bertha Voigt, grd. Serbe,: beschuldigt ist. Sie kam nicht zum Abschluß, sondern wurde vertagt — Bei der zweiten Sache handelt sich's um Anstiftung des Hausfriedensbruchs, welch« sich der Prokurist Carl Heinrich Ferdinand Willing schuldig gemacht haben soll. Willing wurde tiesnhalb zu 5 Thalrr Geldbuße verurtheilt. Er hatte in einem hiesigen (Bretschneider'-chen?- Geschäft Geld zu bekommen. Er holte sich deshalb einen Dienstmann uns sandte ihn in das Geschäft, mit dem Aufträge, dort eher i nicht wegzugehen, bis « das Geld «halten hätte. Der Dicnstmann ging hin und that, wie ihm befohlen war. Der Schuldner Willmg's forderte den Dicnstmann auf, das Local zu verlassen, was freilich auch nicht so schnell geschah. Willing wu de nun verklagt und erhielt obige Strafe Herr Staats anwalt Held schloß sich kurz den Gründen der ersten Instanz - vollständig an und beantragte die Bestätigung des vorigen s Bescheids, welche auch erfolgte. — Das Gerichtsamt zu Nade- burg hat den Hausbesitzer und Handarbeit« Johann Gott- ! , i'I i