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Rr. 846. Zehnter Jahrq. c-rscheivt: «glich früh 7 Uhr. Inserate wrrden angenommen: bi« Abend-6,Sonn- tag» bi» Mittags 12 llbr: Vkarienstraße 18. Lo;«ig. in dies. Blatt«, da, jetzt in 11,8«« Exemplaren erscheint, ftndeo eine erfolgreich« «erbreitung. Sonntag, 3. Sept. 1865. Tageblatt für Unterhaltung und GcWstsvcrkchr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Druck und Tigeothum der Herausgeber: Tiepslh Netlharbt. — Verantwortlicher Redacteur: JullNS Rklchakbt, ^ikorrnemenk: vierteljährlick, 2t>Ng^. bei unentgeldlicher Ltr- serung in's Haue. Durch die Königl. Pos vierteljährlich 22 Ngr Einzelne Numsrerr 1 Agr. Inseratenpreise: tztir den Raum ein«r gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" dir Zeile 2 Ngr. Dresden, den 3 September. — II. KK. HH der Prinz und die Frau Prinzessin Geo.g sind gestern Nachmittag 13 Uhr von München in Hostertvitz eiagetroffn — I. k !. Hoheit die Erzherzogin Antoinette, Prin zessin von Toscana ist vorgestern Abend ^9 Uhr von Rei chenhall hier eingetroffen und hat Sich nach P llnitz begeben. — Ter Herr Staatsministcr der Finanzen. Freiherr von Friesen, ist von seiner Reise zurückzckehrt und hat die Leitung des Finanzministeriums wieder übernommen. — Wie wir hören, findet nächste Mittwoch, den 6 Septbr. die vorletzte Excursion des Gewerbevereins, diesmal nach Fr eiberg statt; die letzte soll Ende September gewerblichen Etablissements der hiesigen Neustadt gewidmet sein. Rück sichten auf die immer kürzer werdenden Tage und die Hoff nung, in der ersten Hälfte des Septembers mit größerer Zu versicht auf gutes Wetter rechnen zu können, mögen dazu bestimmt haben, kurze Zeit nach der genuß- und lehrreichen Zittauer Excursion den Ausflug nach der alten s henswerthen, von uns Dresdnern vorzugsweise gern gesehenen Bergstad: Freiberg folgen zu lassen. Bei einer Mitgliederzahl von nahe zu 1700, wie sie der Gewerbeverein gegenwärtig zählt, muß übrigens auch ein reichhaltiges Programm geboten werden, und wenn Alle, welche nach Zittau gewandert sind, Zurück bleiben, weil sie des Guten in diesem Sommer genug gesehen zu haben vermeinen, so würden immer noch 3 Extrazüge nothwendig sein, um die übrigen Mitglieder nach Freiberg zu führen. Diesmal ist insofern crne Abwechselung geboten, als in Potschappel die Mitglieder des „Vereins zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse im Plaucnschen Grunde" (seiner Tendenz nach gleichfalls rin Gewerbeverein) ausgenommen werden, um die Excursion gemeinschaftlich mit dem Dresdner Vereine zu unternehmen. Das Programm ist auch diesmal ein so reichhaltiges, daß von vorn herein 2 Abtheilungen ge bildet werden müssen, die erst wieder in der sehenswerthen Gewerbeausstellung von Freiberg, deren Dauer dieser Excursion wegen von dem Freiberger Gewerbeverein in anerkennenSwertber Weise verlängert worden ist, zusammentreffen werden. So beginnt die erste Abtheilung mit dem Besuch der Muldener- Hütten, wendet sich darauf zum Drahthammer der Ironischen Waarenfabrik der Herren Thiele L Steinert (Muldenhammer), besichtigt die oberirdischen und (wenn auch nur in kleineren Abteilungen) die unterirdischen Werke von Sachsens größtem und einträglichsten Bergwerk „Himmelfahrt", um sich dann nach Arnberg selbst und zwar nach der Ausstellung zu wenden. Die zw ite Abtheilung fährt bis Freiberg, besucht die groß artige Flachsspinnerei, die Gewerbeausstellunz und in kleineren Abteilungen, soweit cs die Lokalitäten gestatten, die weit be rühmten Fabriken der Herren Schlegel (Lederwaaren- und EtuiS- Fabrikation) und Thiele L Steinert (Gold- und Silbertreffen, leonische Wraren u. s. w.) Wie in Zittau, wird auch die Aufnahme in Freiberg eine sehr herzliche sein. Nicht nur, daß die Besitze der Etablissements den Besnch in zuvorkom mendster Weise gestattet, hat der Freiberger Gewerbeverein sich zur Führung erboten, und um in den Abendstunden bis zur Rückfahrt ein gemüthlicheS Zusammensein zu ermöglichen, in den Räumen der Baumann'schen Restauration ein Garten- concert veranstaltet. Daß diesmal Damen von der Excursion ausgeschlossen sind, wird freilich den Frauen mancher Mit glieder nicht angenehm sein; wer aber erwägt, wie gefährlich in den meisten dieser Etablissements der Besuch in weiten, bauschigen Kleidern ist, wird begreifen, daß nicht nur mehrere der Herren Fabrikbesitzer gebeten haben, Damen von dem Be such der Fabrik ausschließen zu dürfen, sondern auch der Vorstand des Vereins darauf bedacht sein muß, durch seine Maßregeln einem leicht möglichen Unglück so viel als möglich vorzubeugen. Wie wir hören, werden die Angehörigen der GewerbevereinS-Mitglnder nicht nur durch die Fahnenweihe sondern ganz besonders durch für diesen Winter in Aussicht genommene „Familienabende" nach einem ganz neuen Pro gramm mehr als entschädigt werden. — Zu unsrer Notiz über die Gustav-Abolph.Feier müssen wir erläuternd bemerken, daß die erste Anregung zu dem feier lichen Kirchgänge durch den für die Sache des Gustav-Adolph- Verein sich warm interessirenden Herrn Bürgermeister Neubert geschah, daß man aber einhellig der Ansicht war. daß die Ar rangements des Festzuges keinen erfahrneren Händen über geben werden könnten, als denen des Herrn Direktor Heger. — Hierbei sei zugleich im Voraus darauf aufmerksam gemacht, daß nach den 3 Gottesdiensten, welche in der Frauenkirche stattfinden werden, durch eine Anzahl von Herren zum Besten des Gustav-Dolph-Vereins an den Kirchthüren gesammelt Werden soll. Wem also die Noch unsrer evang.lischen Brüder am Herzen liegt, findet reichlich Gelegenheit, seine Mildthätizkeit Hu beweisen. — Heute findet in der Restauration Hamburg das be liebte Georginenfest stait. Im großen Saale daselbst ist ein Tableau errichtet, welches dm König Gustav Adolph in der Schlacht bei Lützen zu Pferde darstellt, sehr künstlich von bun ten Georginen zusammengesetzt — Auf der Hauptstraße brach gestern Morgen ein höherer Militair mit dem Pferde, welches er ritt, durch eine morsche Schlcußenbohle und zog sich dabei mehrere Verletzungen zu. — Von mehreren hiesigen Militärstrafarbeitcrn, die vor gestern auf dem Waldschlößchen mit Arbeit beschäftigt wur den, sind drei Mann flüchtig geworden. Dem Einen von ihnen scheint aber sein Schritt gereut zu haben, deshalb hat er sich gestern Morgen freiwillig in der Anstalt wieder ein gestellt. — Beim Landungsplatz der Dampsfähre in Anionstadt kam vorgestern ein männlicher Leichnam angcschwommen. Man erkannte in ihm später den seit mehreren Tagen vermißten Soldat Haufe von dem 1. Bat. 1. Comp — In der vorvergangrnen Nacht hat sich ein Soldat, der auf Posten in der Strafanstalt stand, mittelst seines Dienstgewchrs erschossen. — Eine Handwerksfrau von hier hat vorgestern mit ihrem einjährigen Kinde die Wohnung ihres Mannes verlas sen, vorher aber gegen ihre Umgebung die Absicht zu erken nen gegeben, daß sie sich das Leben nehmen wolle. — Wie wir aus sicherer Quelle erfahren, wird Se. Maj. der König künftigen Donnerstag dm 7. Septbr. hier wieder eintreffm. Um dieselbe Zeit wird Se. Exc. der Hr. Staats minister v. Be-st hier zurückerwartet. Wie es heißt, wird er den König von Possenhofen nach Dresden begleite-, — Vorgestern Nachmittag 4 Uhr wurde unter ent sprechender Feierlichkeit der Grundstein zu dem neuen Gebäude des königl. Seminars zu Friedrichstadt gelegt. — Hr. Musikdir. Witting wird von seinem jetzigen Wir kungskreise als Musikdirigmt zmücktreten und sich wieder ausschließlich dem Musikunterrichte widme». — Das ,,G) T." berichtet vom 1. Sept.: Die gestern Abend von Mitgliedern deS „Allgemeinen Deutschen Arbeiter vereins" in Hahn's Saale hier veranstaltete Todtenfrier La- salle'S wurde polizeilich aufgelöst und der Saal geräumt; vier Theilnehmer der Versammlung wurden in Folge von Eon- flirten mit der Polizei verhaftet und auf dre Polizeiwache ge bracht, was einen nicht unerheblichen Straßen auflaus zur Folge hatte. — Herr E. Devrient wird Donnerstag, den 7. August, als Rubens in dem Birch-Pfeiffec'schen Schauspiel: „Rubens in Madrid", austreten, das zum Besten des Unteistützungs- fonds für die Wittwen und Waisen des kgl. Hoftheaters be stimmt ist. — Die Tollwuth hat sich im benachbarten Meißen bei einem Hunde gezeigt, und ist daher das ganze dortige Hunde geschlecht zu zwölfwöchentlicher strenger Aufsicht und Tragen von Maulkörben vrrurtheilt. — Die Maschinenbauarbciter-Compagnie zu Chemnitz, eine Arbeitergenossenschaft nach dem System von Schulze-De litzsch, seit ungefähr zwei Jahren hier begründet, hat vor Kurzem ihr erstes vollständiges Geschäftsjahr beendigt. Der Rechnungsabschluß weist bereits an Aktiven 63,662 Thlr., an Passiven 59,680 Thlr. nach, so daß 3982 Thlr. Ueberschuß sich ergeben, wovon 5 Proc. Dividende pro Actie, nach Ab zug eines Theils für Reservefonds und neue Anschaffungen, vertheilt wurden. Die Compagnie hat ihr Grundkapital auf 25,000 Thlr. in 1000 Aclien <r 25 Thlr. festgesetzt, wovon 450 Stück voll mit einem Capital von 11,250 Thlrn. am Schluffe deS Rechnungsjahres emittirt waren. Mitglieder können eine solche Actie durch Zahlung von wöchentlich 5 Nzr. erwerben. Die Compagnie hat mit Hilfe eines ausgenomme« nen Darlehns von 8700 Thlrn. ein Grundstück erworben und ihr Fabriketabliffcment darin mit Dampfmaschine rc. nach neuerer Praxis eingerichtet; sie hat bereits für 3.,000 Thlr. Werth Maschinen und Maschinenteile geliefert und für tüch tige Ingenieure und Constructeure gesorgt. Es ist der Gesell» schalt bei der Tüchtigkeit ihrer Leistungen alles Gedeihen zu wünschen. (D. A. Z.) — Als vorgestern Nachmittag hinter dem Gasthaus zur Stadt Coburg ein mit zwei Pferden bespannter, mit Sand beladener Wagen nach der Marienbrücke einboz, kam d-mseibcn ein leerer, gl-.ichfalls mit zwei Pferden bespannter Wegen ent gegen. Der Führer des letzteren vermochte seine Pferde, von denen eines mit dem Hinterbein über die Deichsel geschlagen hatte, nicht zu erhalten, so rannte die Deichsel dieses Wagens dem Sattclpferd des nur Sand beladenen, entgegen kommen den Wagens dermaßen vorn an die Brust an, daß es glnch zusammenstürzts und der Wagen noch üdrr dasselbe hinweg rollte. Außer einigen nicht unbedeutende:: äußerlichen Ver letzungen soll jedoch das zum Stürzen gekommene Pserv wer teren Schadm nicht davongetragen haben; wenigstens hat die sofort vorgenommene thierärztliche Untersuchung dem Vc neh men nach irgend weiche gefährliche Verletzungen nicht zu con- statiren vermocht. U°— Wochen-Nepertoir des Königl. Hoftheaters. Montag: Die Hugenotten. Raoul: Herr Colomann-Schmid, a. G. - Dienstag: Egmont. Egmont: Herr Emil Devrient. — Mittwoch: Robert der Teufel. Donnerstag: Zum Besten des Unterstützungsfonds für di; Wittwen und Waisen der Mitglieder des K. Hoftheaters: Rubens in Madrid. NubenS: Herr Emil Devrient. — Freilag: Eine Braut vom Lande. Käthe: Frl. Jda Porth, als erster theatral. Versuch. Deo 30. November. Goldschmids Töchterlcin. Walpurgis: Fräul. I Porth Der Unsichtbare. — Sonnabend: Der Stern von Sevilla. (Ä. e.) — Sonntag: Ricnzi — Monrag: Der Verschwender. — Angekündigte Gerichtsverhandlungen: Morgen den 4. d. M. finden folgende Verhandlungstermine statt: Vormittags 9 Uhr: Unter Ausschluß der Oeffentlichkeit Wider Christophine Bertha Voigt geb. Seeber wegen Ehe bruchs. 9? Uhr: wider den Procurist Carl Heinrich Ferdi nand Willing wegen Anstiftung des Hausfriedensbruchs IO7 Uhr: Gerichtsamt Nadeburg: wider Johann Gottfried Kotre aus Moritzdorf wegen Diebstahls 11 Uhr: wider den Lohn« kutscher Carl Gottfried Kluge hierselvst wegen Beschädigung fremden Eigenthums, Urkundenfälschung und Beleidigung. 11j Uhr: wider den Zimmergesellen Gottlob August Ringel von Weixdorf wegen versuchter Körperverletzung. Vorsitzen der: Gerichtsrath Ebert. Den 5. d. M. Vormittags 9 Uhr: Wider den Special-Agent der Triester Feucrversicherungs-Ge- sellschafr Johann August Hempel aus Schandau wegen aus gezeichneter Unterschlagung, versuchten Betrugs durch Fälschung und Fälschung. Vorsitzender: Gerichtsrath Ebcrt. Oesterreich. Die Citadelle von Lemberg soll dcmolirt werden — F.-M.-L von Gablenz soll nicht eher nach den Herzogthümern gehen, als bi» die Verhältnisse der Civilregier- ung mit Preußen arrangirt sind. — Der ungarische Hoslanz- ler hat ein Circular an sämmtliche Obergespane gerichtet. — Die mittellosen Schwestern des in Udine ermordeten Landge- richtsrath Essl habln jede 100 Fl. Pension erhalten. — In Knin (Dalmatien) ist es bei den Gemeindewahlen zu Exceffen gekommen, es gab 2 Todte, 2 schwer Verwundete rc. — Das Princip der Nechtscontinuität in ganz Oesterreich, also für Ungarn und für die Februarversassung, soll Anfang Septem ber in einem kaiserlichen Erlaß ausgesprochen werden. — Man hofft in Böhmen, daß die einzelnen Provinzen wieder in Kreis hauptmannschaften gelheilt werden, deren Vorsitz Ehrenamt, sein soll. — In Saaz ist der Preis des Hopfens sehr ge fallen. — Am 28. August wurde in Preßburg der Verrm ungarischer Aerzte und Naturforscher eröffn t. — L ie Slo- vaken wollen so wählen daß die Reichseinheit gewahrt wirr. — Die Nordbahn hat ein Silberprioritätsanlehen von 10 Millionen Gulden gemacht, das 5 Proc. Zinsen in Silber trägt. — In Deutsch-Oesterreich werden fleißig Turnfeuci- wehren gegründet, sie haben den Wahlspruch angenommen: „Gott zur Ehr', dem Nächsten zur Wehr." — Im Bezirk Ottakring in Wien sind den 31. August sämmtliche Wurst läden revidirt und sehr viel verdorbene Waarc confiscirt wor den. In Nudolphsheim wurde wieder viel unreifes Obst und giftige Pilze weggenommen. — Es soll in jeder Gewerbege nossenschaft Wiens eine Gewcrbcbank errichtet werben — 19k Wiener Mädchen sind in das Beffcrungehaus Neudorf vorigen Monat internirt und fast eben so viele sind wiever wegen Jmmoralität in Untersuchung genommen worden — In Harn--' bürg wird behauptet, Oesterreich habe den Kaufschilling sü: Lauenburg zur Gründung der deutschen Flotte bestimmt. — Die Creditanstalt hat wieder den Haupttreffer von 200 000 FI. auf ein Prämienloos gemacht. Preußen. Generalleutnant von Maotcuffcl solle alle nicht zuverlässigen Beamten in Schleswig durch preußische er setzen. — Das Cabinet soll «inc Bundcsrcform bcarbcitet haben, von der cs aber zweifelhaft ist, ob sie erst einer deut schen Ministereonfercnz oder gleich dem Bundestag vorgrlegr wird. Die Mittelstaaten sollm dadurch anderweit beschäftigt: werden — Präsident Grabow des Abgeordnetenhauses hat von Elasten Kappe mann den silbernen Fcstpelal überschickt er halten, welcher ihm beim Abgcordnctenfest i» Cöln überreicht werden sollte — Conrcctor Ohncsorge aus Anllam (d.rmalen in Dresden) ist wegen Wahlagitation auf dem Disciplinar- wege auch in zweiter Instanz zur Dienstenilafflng verurtheilt worden. -- In Berlin ist nach einaefordertcn Polizciberichtm nur ein Zwölftel des consumirten No:hw:ins wirklicher reiner Wein, der andere ist ganz von« Wein — eine Art Brannt wein — oder verbesserter und vermehrter Grüneberger. Dm