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Nr. 245. Zehnter Jahrq. Sonnabend, 2. Tept. 1865. cßrschnnt: «glich früh 7 Uhr. Inserate »xrven aagenommra: Hi, Abends 6,Eonn- tag» bi« Mittags 12 llbr: Martrnstraße 13. »»zeigt» dies.Bl»«,, da, jetzt lull,««« Uxemplarr» «rscheiat, Duden eine rrjolgreich, Varbrritung. Abonnement: vierteljährlich roNgv bei lmentgeldlicherL^l serung in', Hank. Durch die Köoigl. Pos vierteljährlich -r Rgr ümzelne Nummer» 1 Rgr. Tageblatt für Unterhaltung «ad Geschäftsverkehr. Mitredactmr: Theo-or Drobisch. Inseratenpreise: Für den Raum ein« gespaltenen Zeile: 1 Rgr. Unter „Eilige sandt" die Zeit« L Rgr. Druck und Sigenthunl der Heran,geber: Ekepsch ^ Nklchardt. — Verantwortlicher Redakteur: IllltUS Vteichklldt. Dresden, dm 2 September. — Se. k Maj. hat dem Adoptivsöhne der Frl. Louise Henriette v. Boblick zr» Dresden, Heinrich Adolph Boblick, mit Beilegung de- Familiennamens von Boblick, die Erhebung rn d,S hiesigen Königreichs Adelsstand bewilligt. — Die k. Staatsanwaltschaft zu Meißen macht bekannt, -daß Demjenigen eine Belohnung von 100 Thlrn. zugesichert wird, welcher den Urheber deS Frevels herbeiführt, der am 7- August Abends nach 10 Uhr auf der Meißner Zweigbahn dadurch verübt worden ist, daß ein zuvor mit Gewalt von seinem Standorte entfernter Nummerstein auf einen Schienen- straug in der Nähe des Niederau-Zaschendorf« Communica- tion-wegeS gelegt wurde. — In der Sitzung des Festausschusses für den Gustav- Adolph. Verein einigte man sich auf Vorschlag des Schuldirek tor Heger, am Morgen der Mittwoch einen gemeinsamen Kirch gang von der Kreuzkirche durch die Kreuz- und Moritzstraßr nach der Frauenkirche zu veranstalten. Dieser Zug wird, wenn die Behörden, Ministerien, Stadtrath uno Stadtver ordnete sich betheiligen, unter Vorantritt mehrerer Musikcorps und der Confirmanden des nächsten Jahres, sowie der Geist lichkeit im AmtSornate gewiß einen würdigen, ja imposanten Eindruck machen, wenn auch der dekorative Theil, dem Zwecke des Gustav-Adolph-Vereins entsprechend, nicht in den Vor dergrund gestellt wird. In gleicher Rücksicht und um nicht anderen Städten ein gleiches Opfer zuzumulhen, sah man auf Wunsch deS Vorstandes deS Vereins von einem Schmucke der Kirchen u. s. w. ab. — Am Donnerstag Abend 9 Uhr fand in der Central halle eine Todtenfeier für Lafsallr durch den „Allgemeinen Arbeiter-Verein" Katt. Ein sehr gutes Sängerchor von 12 Mann eröffnete dre Feierlichkeit durch dm Choral: „Line feste Burg rc.", hierauf las Herr Richter rinm Prolog in gebun- drner Rede vor, dem folgte das Lied: „Mag auch die Liebe weinen" und nun las Herr Wolff eine biographische Skizze von Laffalle'S Leben vor. Hierauf ergriff Herr Emil Förster- ling da» Wort, um über die sociale und politische Agitation Laffalle'S in dessen Sinn zu sprechen, worauf „Haltet Wacht" von Zöllner gesungen wurde. Diesem folgte ein Vortrag über die weitere Entwickelung der Agitation und Ausbreitung der Principien Laffalle'S von seinem Tode bis jetzt durch Herrn Riha Nun wurde von der ganzen Versammlung das Äed „Arbritertreue", von Ludw Würkert in Leipzig, gesungen und dann von dem Arbeitrrchor noch „Ein geistlich Lied" von Kinkel. — Die Frauenkirche wird in den nächsten Tagen wie der dem Gottesdienste übergeben werden. Durch die vor einem Jahre begonnene und nun vollendete Restauration sind die Auswitterungen der Hauvtkuppel und der vier Hauptthürme beseitigt und dieselben auf's Neue verankert worden. Im In- nern der Kirche hat man durch Umbau mehr Licht geschaffen, die Herren Historienmaler Kriebel, Schurig und Lichtenbergrr habm die acht allegorischen Gemälde der Kugel umgemalt, die Oeffnung der Kugel wird mit einem GlaSdache geschloffen, welches die Durchsicht nach der oberen Kuppelwölbung gestat tet. Die Rüstungen zur Kuppel-Renovation sind kühn und praktisch von Herrn Hofzimmermeister Hübner ausgeführt wor den. Die DecorationSmalerei hat Herr Hofmaler Lanka» be sorgt. — Vorgestern Abend ging em Dienstmädchen vom Elb berge aus in den Elbstrom in der unzweifelhaften Absicht ihr Leben zu beenden. Rechtzeitig hierauf aufmerksam geworden, sprang sofort Herr Elbfischer Klemm in den Strom und brachte mit eigener Lebensgefahr das Mädchen wieder an's Ufer. Nachdem dieselbe dem Krankenhause übergeben war, hat sich herauSgepellt, daß es dieselbe Person ist, welche den selben Versuch vor Kurzem im Zwingerteiche gemacht hat. Unehrlichkeilen deren sie sich bei ihrer Herrschaft zu Schulden kommen ließ, sollen das Motiv zu diesen Versuchen sein. — Im k. botanischen Garten ist die r.ste Blüthe der Victoria regia zu sehen. — Der Mörder des Birnfiein'schen Ehepaars in Großen hain ist noch immer nicht entdeckt. Man hat in der Umge bung der Stadt die Büsche und Wälder durchsucht und die Teiche und Bäche abgesperrt, um vielleicht weggeworfene Kleidungsstücke des Mörders zu finden, allein vergeblich. — Gestern Vormittag wurde in dem sogenannten Pirschner Wmkel rin Leichnam riwS jungen Mannes aus der Elbe gezogen und amtlich aufgehoben Aller Wahrscheinlich keit nach ist derselbe mit einem MechanicuSgehilfen von d>r Ammonflraße identisch, welcher bereils seit Montag, den 28. v. M, aus dem Quartier vermißt wird. — Wenn man bei Jahrmärkten die Absicht hat. die ^Straßen größtentheilS von Buden frei zu halten, so dürften .diejenigen Straßen ganz besonders berücksichtigt werden, die. der größten Frequenz deS Fuhrwerkes ausgesetzt sind; zu diesen Straßen gehört ganz besonder» die Landhausstraße, welche die Hauptverbindungsstraße zwischen der innern Stadt und der Pirnaische» und Ziegeleivorstadt ist. Man muß den Wirrwarr gesehen habm, der zu Jahrmarklszeiten auf dieser Straße stattfindet, und man wundert sich, daß noch kein besonderes Unglück geschehen. Allein in Dresden trifft man nur zu oft erst dann eine Aenverung, wen» ein namhaftes Unglück an dem Orte geschieht. Man sehe die Landhausstraße in jeder Woche Montag», Mittwochs und Freitags, wenn Heu- und Strohmarkt stattfindet, wie stopfen sich da die Wagen, wo noch keine Buden stehen. Möchte hier die Behörde wirklich diesen Zeilen ein geneigtes Gehör schenken, und insbesondere darauf sinnen, wie die Rampe'sche Gaffe nach der Pillnitzer- straße geöffnet werde, da die meisten Baumaterialien vom Elbbrrg und vor der Blasewitzerpraße geholt werden. — Am Mittwoch Abend war in den beiden Schwester- dörfern Loschwitz und Wasewitz ein reges Leben, das selbst auf der Elbe sich noch fortspann. In Loschwitz concertirte die Kunze'sche Kapelle zum letzten Male vor ihrem Abmarsch in's Cantonnement. Das 15 Nummern starke Programm brachte auch das Kunze'sche Potpourri: „Die Dresdner Vogelwiese", welche» mit stürmischem Applaus von den allerdings nicht zahl reich vertretenen Gästen aufgmommen wurde. Der Garten war mit bunten Ballons feenhaft erleuchtet, Feuerwerk, ben galische Flammen und Kanonensch'äge erhöhten das Vergnügen. — Im Blasewitzer Schillergarten fand das alljährliche Kin derfest statt, um das sich besonders der Herr Gemeindevor stand Tauscher und Herr Kaufmann Schurig stets sehr ver dient machen. An 200 Kinder des Dorfes erhielten Speise und Trank, 6 Freimarken für's Caroufsel und 1 Freimarke zum Würfeln. Abend» fand bis 9 Uhr im Gasthofe Tan der Kinder von 5 bi« 14 Jahren statt, von da ab tanzten die Kinder von 14 bis 70 Jahren. — Die am vorigen Sonntag in Freiberg feierlich er öffnet« Gewerbe-Ausstellung erfreut sich eines sehr zahlreichen Besuch» von Nah und Fern, und mit Rcht, denn sie bietet überraschend Vieles, Schönes und Interessantes, vom Berg bau und Hüttenwesen, und darf deren Besuch allgemein rm pfohlen werden; ebenso dar gleichfalls in dem Ausstellungs gebäude, dem städtischen Kaufhaus am Markte befindliche und zugleich geöffnete Alterthums-Museum. —8. Das am Donnerstag zum Besten der Krankenkasse der Turnerfeuerwehr von den Herren Helbig und Nagel in ihrem Etablissement an der Elbe veranstaltete Militärconcert unter Leitung des Hrn. Musikdirektor Kunze hatte sich einer recht lebhaften B-thriligung deS Publikums zu erfreuen. Einen feenhaften Anblick bot das glänzend erleuchtete Local nament lich von der Elbbrücke aus, auf welcher sich ebenfalls eine nicht geringe Anzahl Zuhörer eingefunden hatte. Im Local selbst herrschte an dem vom Wetter begünstigten Abend ein reges, ächt großstädtisches Leben und Treiben, man glaubte sich nach Venedig versetzt. In der That, es giebt wohl wenig Städte, die sich eines so schön gelegenen Etablissements dieser Art zu rühmen hätten, und es muß anerkannt werden, daß die Besitzer Alles thun, um ihrem Local den deutschen, ja man kann wohl sagen, europäischen Ruf zu erhalten. — Auf der Löbau-Rumburgcr Chaussee in Kottmarsdorfer Flur ist am Abende dcS 23. d. M. an dem Weber Ernst Gotthelf Weber auS Oberkunnersdorf von drei unbekannten Männern rin Raabanfall verübt und W-ber hierbei seiner Brieftasche mit 5 Thlrn. beraubt worden. — AuS Pirna berichtet man uns Folgendes: Vergan genen Dienstag in der Mittagsstunde brachte man einen Sol daten, welcher von der 4 Schwadron des Gardereitec-Regi ments desertirt war, in die Stadt zurück. Derselbe war hin ter dem Schloß Sonnenstein von einer Felswand herabge sprungen. um dem verfolgenden Unteroffizier zu enlgehen, wurde jedoch eingeholt und in der dasigen Brauerei, welche sich in der Nähe befand, mittelst eine» Strickes gebunden und so unter großen Menschenauflauf nach der Stabt zurück ge bracht und auf die Wache abgeliefert. — Am selben Tage Nachmittags kam in der Müsckc zu Zehista das Töchterchen deS dortigen Brauermeistcrs mit den Kleidern in das Ge- triebe, es wurden dem Kinde sämmtliche Kleider vom Leibe gerissen. Zum großen Glück war schnelle Hülfe vorhanden, so daß das Kind mit wenigen Verletzungen davon gekommen ist und sich bereits wieder wohl befindet — Mittwoch den 30. August feierte die hiesige Kaufmanns-Innung das hun dertjährige Jubiläum. Früh 10 Uhr wurde in dem schön decorirten Forsthaussaale ein feierlicher Actus abgehalten, zu dem nicht nur sämmtliche Innungs-Mitglieder, sondern auch die königlichen und städtischen Behörden geladen waren. Der Oberältestc Herr Schlegel hielt die Eröffnungsrede, worauf der Vorsitzende der Handelsschule, Herr Brerschneider, in län» geren und lehrreichen Worten der Vergangenheit und der Entwickelung deS hiesigen Handelsstandes gedachte. Ferner sprachen noch der Lehrer der Handelsschule, Herr Schuricht, sowie einige Handelsschüler und Herr Bürgermeister Pienitz. Nachmittags fand ein großes Diner statt, welchem auch viele Herren aus Dresden beiwohnten, bei welchem es auch an kräftigen Toasten nicht fehlte. Ein Ball machte den Schluß dieses seltenen Tage». — Heute rückt das Gardereitec-Regi ment in sein Cantonnement« - Quartier in Pirna und Umge gend ein. Nach Pirna selbst kommt der Regimentsstab, die hier garnisonirende 2- und 4 Schwadron bleibt im Garni sonorte, die 1. Schwadron wird in Cunnersdorf, Ebenheit und Krietzschwit, die 3. Schwadron auf Rittergut und Dorf Struppen und die 5. Schwadron in Groß- und Kleinsedlitz, Heidenau. Rittergut und Dorf Zehista untergrbracht. — Nach einer Stimme in einem Schweizer Blatt kam» man sich zu der Ansicht Hinneigen, daß da» Resse-Unternehme» des auf dem Titlis in der Schweiz am 23. d. M. verun glückten Herrmann Höppner aus Dresden ein tollkühnes ge wesen, oder mit andern Worten, Höppner waghalsig zu Werk gegangen sei. Eine derartige Anschauung würde mit dem Sachverhalt nicht übereinstimmen. Höppner hat bei seinem siebenmaligen Aufenthalt zu Engelberg in der Schweiz, jedes mal etwa Monate hindurch, bei seinen Touren in die Um gegend alle Vorsicht angewendet, wa» daraus hervor geht, daß er zum öfteren, sobald er von gefährlichen Reise-Stellen ge hört, sich zweier Führer bedient. Solche Stellen auf der Tour nach dem Rotheck, dem höchsten Punkt de- Titlis, der bereits von Anderen mehrfach bestiegen worden, mögm weder ihm, noch dem mitgenommenen einzigen Führer Jnfanger bekannt gewesen sein, denn solchenfalls hätte sich Höppner wie früher eines zweiten Führer- versichert. Aber auch dem Führer In- fanger muß das Unternehmen unbedenklich «schienen sein, da er der Gattin Höppner S auf ihre Einwendungen gegen die Aus führung erwiedert: „Frau haben Sie keinen Kummer!" Eben so läßt sich annehmen, daß Jnfanger, falls ihm auf der Tour Bedenklichkeiten aufgrstiegen, in Berücksichtigung seiner Fa milien-Verhältnisse als Bat« von 10 Kindern und Grund» besitzer in Engelberg, von weiterer Verfolgung der Tour ab» ge.athen haben würde, dem Höppner, als ein, wie seine Freunde ihn kennen, um sein« Gesundheit äußerst besorgt« Mann, Ne- stimmt nicht widersprochen hätte. Dem Sachverhalt kommt man am nächsten, sobald man die Annahme Raum gewinnen läßt, daß Höppn« und Jnfanger, während sie auf ein« schlüpfrigen Pfad sich befundm, von einem Natur-Ereigniß überrascht worden sind, sei es ein heftiges Gewitter, da» sie betäubt, oder undurchdringlicher Nebel, d« den Pfad ver dunkelt, oder ein Sturm gewesen. In der That ist auch am 23. August Nachmittags ein heftiges Gewitter von dem TitliS her in Engrlbcrg hörbar geworden und damit harmonirt die Angabe in dem oben berührten Schweizerblatt, daß heftiger Regen eingetreten. Mit dem Gewitter und Regen kann sich auch Sturm verbunden haben und für letztere Annahme spricht insofern hohe Wahrscheinlichkeit, als der Strohhut, den der verunglückte Höppner g< tragen, nicht in derselben Schlucht vorgefunden worden ist, in welche die beiden Unglücklichen ge stürzt, sondern in einer andern dergleichen. — Wir wir er fahren, ist die Leiche bereits in Dresden eingetrosfen und wird nächsten Montag das Begräbniß stattfinden. — An voriger Mittwoch hatte der Gewerbeverein von Bautzen eine Exkursion in unsere Stadt unternommen. Er wurde von einer Deputation des Dresdner Vereins begleitet in die Kammgarnspinnerei von Kreuznach und Schell«, in die Emaille-Oesenfabrik von Christ. Seidel, in die Schaddhwoll- sabnk von Ferd. Werner und in die Schiffsbauwerkstätte von Schlick, sämmtlich in der Nähe des Leipzig« Bahnhofs. — Die Einnahme des Zoologischen Gartens betrug im Monat August für 15 450 Billets ü 5 Ngr. 2575 Thlr., für 9604 Bill-.tS ä 3 Ngr. 960 Thlr. 12 Ngr, für 3149 Billets 4 2 Ngr. 209 Thlr. 28 Ngr., für 2959 BilletS a 1 Ngr. 98 Thlr 19 Ngr, in Summa für 31,162 BilletS 3S43 Thlr. 29 Ngr. — Oeffentliche Gerichtsverhandlungen vom 1. September. Die heutigen sechs Einspruchsverhandlungen beziehen sich auf Diebstahl und Betrug, wobei zunächst eine gewisse Amalie Laura Kunze aus Breirenborn als Angeklagte fungirt. Si wohnte in Deuben bei einer gewissen Eldam, mit der sie sehr imitläufig verwandt war. Als sie dort weg- gezogen war, fehlten der Eidam eine große Menge Effecten. Herr Staatsanwalt Held hielt die der Kurze zuzesprochene vierwöchentliche Gesängnißstrafe für ganz angemessen und bean tragte die Bestätigung des erstinstanzlichen Bescheides, welche auch erfolgt. — In der zweiten Sache ist cs ebenfalls ein sehr junges, erp 15jähriges Mädchen, das wegen eines Gelezen- hcitskieostahlü dom Gerichr zu 2 Tagen Gesängniß vcrurtheilt worden ist. Gegen das Urtel erbot» die Angeklagte, Pauline Auguste Wölkisch. Einspruch. Dw Wölkisch arbeitete bei der