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Rr. 838. Zehnter Jahr-. -Frschtiut: «glich srüh 7 Uhr. Inserate »«rd«i angenommeo: dt« AbendS 0,Sonn tag» bi» Mittag» 12 Uhr: Marienstraße IS. dwzetg. in dies. Blatt«, da, jetzt in 2 Exemplaren erscheint, Kaden eine erfolgreich« Verbreitung- Sonnabend 28. August 1883. Tageblatt für Unterhaltung und Mitredacteur: Theodor Drobisch. Abonnement: vierteljährlich LO Ngv bei unentgeldlicherLis« serung in'» Hau». Durch die königl. Pof vterleljährlich 22 Ng« Sinjeleie Nummere 1 Ngr. Inseratenpreise: Für den Raum rin« gespaltenen Zeile: 1 Sigr. Unter „Eing«<- sandt" die Zeit« L Ngr. Druck und Tigruthum der Herausgrbrr: Likpsch 8k Neilhardt. - Verantwortlicher Redacteur: ÄlttiUS Neichllrdt. Dresden, den 86 August. — Der zeithcrige ordentliche Professor der altclassischen Philologie an der Universität zu Bonn, Geheimer Regierungs rath und Oberbibliothekar vr Nitschl ist zum ordentlichen Professor der altclassischen Philologie an der Universität zu Leipzig ernannt worden. — Die Lohnerhöhungen, welche von Seiten der Arbeitcr in neuerer Zeit vielfach beansprucht wurden, die Klagen der Unterbeamten im Staatsdienst rc. über zu geringen Gehalt geben nur zu deutlich Zeuzniß von den gedrückten Familien leben der Arbeiter und Angestellten, besonders Derer, welche eine starke Familie zu ernähren haben. Gehen wir 20 oder nur tO Jahr zurück, so weiden Tausende Arbeiter oder An gestellte sagen müssen, daß sie damals dasselbe verdienten, wie heute, oder daß der Gehalt vor 10 Jahren derselbe war. w e heute. Fragen wir aber, was kosteten vor 10 oder 20 Jahren die verschiedenen Lebensproducte, oder was zahlten wir vor nur 10 Jahren Miethe für die Lokalität, die wir heute inne haben? Daß die L-benSprvducte und der MiethzinS, mit wenig Ausnahmen, seit 20 Jahren mehr als um die Hälfte im Preise gestiegen sind, braucht nicht erst lange erörtert zu werden. Dazu kommt noch, daß sich der Arbeiter oder Familienvater seine Lebensproducte nie im Ganzen ein kaufen kann, und somit in die Hände der Höker oder BüdchenSkrämer fallen muß. Nicht genug, daß er dann Alles theurer bezahlen muß, son der» er erhält dieselben auch noch oftmals verfälscht und der Gesundheit nachtheilig. Diesen Uebelstand in Einigen» etwas zu mildern, haben sich eine Anzahl Arbeiter und verheirathete Einwohner Dresdens vereinigt, um einen Konsum-Verein zu bilden, welcher den Zweck hat: Lebensproducte im Ganzen, womöglich aus erster Hand, anzukaufen und im Einzelnen an jedes Mitglied zu den billigsten Preisen abzulassen. Nicht allein, daß sich die Mitglieder dadurch gute Products und eine bessere Nahrung verschaffen wollen, sondern es wird auch Jedem Gelegenheit geboten, sich einen Nothpfennig durch Ankauf von Actien ä 3 Thlr., welche monatlich mit 7j Ngr. eingezahli werden, zu sparen. Möchten sich recht Viele dieser guten . Sache anschließen, sei es Arbeiter oder Arbeitgeber, Herr oder Hausfrau. — Frau Eugenik Blum, die Wittwe Robert Blum's, ist seit einigen Tagen aus der Schweiz, wo sie seit 1819 lebte, wieder nach Leipzig zurückgek hrt, um hur ihren dauern den Uafenthalt zu nehmen. — Aehnlich wie die Leipziger, richtete auch die Dresdner- Handelskammer am 22 d. eine Resolution an die sächsische Negierung, dahin lautend: Die Handels- und Gewerkckamm.r erkennt den Abschluß eines Handelsvertrags zwischen dem Zoll Verein und Italien nach den Grundsätzen der mit den anderen West-europäischen Staaten bereits abgeschlossenen Verträge als eine allseitig gefühlte Nothwendigkeit für die deutschen und ganz vorzüglich für die sächsischen Industrie- und Handelsbc Ziehungen an, und spricht die zuversichiliche Erwartung aus, daß die hohe Staatsregierung ihrerseits Alles aufbieten werde, um den ausgesprochenen Belürfniffen Rechnung zu tragen. — Die nach den Meinhold'schen Modellir-Cartons gefer tigte Sängcrhalle sahen wir besonders sauber ausgesührt bei Herrn Buchbinder Hoher in der Pillnitzerstraße. — Bei der Leipziger Feuerwehrgeräthe-AuSstellung zeich neten sich die von Herrn Händler in Plauen bei Dresden aus gestellten Gegenstände besonders aus. — Ein Augenzeuge des kürzlich gemeldeten Feuers in Oberpoiritz behauptet, daß nur ein einzelner Pillnitzer Feuer wehrmann dabei anwesend war und dasselbe nur von Weitem beobachtete. — Vorgestern Abend gegen 12 Uhr verfolgte ein Herr ein junge- Mädchen, anscheinend eine K llnerin aus einer hie sigen Restauration, über den Neustä'ter Markt bis in das Blockhausgäßchen. Tort holte er sie ein und hielt sie fest. Sie schien die Absicht verfolgt zu haben, in die Elbe zu spren gen. Der Herr verhinderte sie aber daran und nahm sie nack- kurzem Parlamentiren mit sich fort. Jedenfalls hat er sie in ihren Dienst zurückMhrt. — — Auf dem gestern Morgen 1 Uhr von Blasewitz hier eingetroffenen Omnibus befand sich ein Lohnkellner von hier, der das Unglück gehabt hatte, auf einem Balle, den hiesige Kellner Abends zuvor dort veranstaltet, dcn linken Arm zu brechen. Er suchte alsbald nach seinem Eintreffen in Dresden bei einem Arzt auf der Pillnitzerstraße Hilfe — — Auf der Breitestraße Nr. 13 ist vorgestern Abend gegen 10 Uhr ein dort dienende» Mädchen eine Trepp- herab- gestürzt und hat hierdurch so bedeutende Kopfverletzungen da von getragen, daß es zwar noch lebend, aber ganz ohne Be- wußtiein mittelst Siechkorbs in das Krankenhaus gebracht wer den mußte. — — ckt. Vorgestern, wo in der vor Kurzem erst eröffnten Heilanstalt des Herrn vr. Flcmming auf der Falkenstraße die Zahl der im Zimmer genommenen warmen Sandbäder bere ts auf 1000 gestiegen war, bereitete der Besitzer derselben seinem Anstaltspersonal, und insbesondere den Knaben aus der An tonstädter Bcschäftigungsanstalt, welche den heilsamen Prieß- nitzsand täglich frisch herbeischaffen, eine Festlichkeit, welche sinnig arrangirt war und so heiter verlief, wie es die Freund lichkeit des Wirthes und die dankbare Gesinnung der Gäste erwarten ließen. Wir wünschen dieser höchst praktischen und wohlthätigen Anstalt zu diesem günstigen Anfänge einen recht glücklichen Fortgang. — In einem Eckhause der Pillnitzer- und Mathilden straße war ein junges Dienstmädchen in Condition, die, ohne daß irgend Jemand etwas davon wußte, auf dem Aborle e n Kind gebar. Man fand alsbald nach erfolgter polizeilicher Nachsuchung das Kind in der Grube Am andern Tage ver starb auch das Mädchen, deren Leichnam nach dem Kirchhofe gebracht wurde. Es möge diese Notiz zur Berichtigung des Gerüchtes dienen, das sich in jenem Stadttheile verbreitet hatte, daß sich eia Dienstmädchen vergiftet hätte. — Im Garten des Hause- Nr. 25 auf der Forststraße gewahrt man einen Birnbaum, der Blüthen und Früchte zu gleich in schönster Fülle aufweist. Man wähnt sich bei dem Anblick dieser weißröthlichen Blüthen in den Frühling zurück versetzt. — Gestern, gegen Mittag, brach auf der großen Ober- seergasse ein Baugerüste zusammen. Ein auf dem Bau be schäftigter Maurer aus Radeberg erlitt dadurch einige Quet schungen, die den herbeigerufenen Arzt veranlaßten, seine Un terbringung im Krankenhause anzuordnen. — Unter mehreren Gästen des Bades Königsbrunn un weit Königstein befinden sich auch mehrere Preußen, welche den Restaurateur in dem Bade energisch veranlaßten, vor dem Hause der Badeanstalt eine Fahne mit den preußischen Farben aufzuhissen. Der Restaurateur sah von diesem Verlangen ab, denn da sich gleichzeitig viele Oesterreicher vorfinden, hätte er, um auch düsen gerecht zu werden, auch eine österreichisch Fahne anbringen müssen. Da erblickte man vor einigen Tagen zur Verwunderung hoch oben auf einem dem Bade gegenüber liegenden Felsen ein großes preußisches Nationalbanner mit der Inschrift: „Es lebe Se. Majestät, der König von Preußen' Weil nun dieser Felsen in den Bezirk der Festung Königstein gehört und das Aufstccksn ohne vorhergegangene Genehmigung geschehen, wurde nach Verlauf einiger Tage die Fahne durch beorderte Soldaten von der Festung Königstein entfernt. Dem Vernehmen nach hat ein Berliner Kaufmann die Kosten zur Anschaffung dieses Banners hergegeben und in Gemeinschaft mit einem Lehrer aus Granden; auf dem Felsen ausgepflanzt. — Die Morgen-Ausgabe der Berliner Börsen-Zeitung vom 23. d. M. enthält wörtlich folgende Corrcspondenz: „Dresden, 21. August. Unserer guten Stadt und deren Bür gern ist jüngst eine recht unangenehme Ueberraschung wider fahren. Es hat sich nämlich, nachdem nunmehr die Rechnungen vom Deutschen Sängerfest geschloffen worden sind, ein Deficit von ca. 50,600 Thlrn. hcrausgestellt, das höchst wahrschein lich der Stadlkaffe zur Last fallen wird. Die Dresdener sind zwar sonst sehr gemüthlichc Leute und als solch- auch allge mein bekannt, aber in Geldangelegenheiten hört auch bei ihnen die Gemüthlichkeit auf. Die Wellen der Begeisterung, dis in den Tagen des Festes so hoch gingen, haben sich ob dieser Kunde urplötzlich vollständig geglättet und die freundlichen Gesichter der Väter der Stadt sind lang und griesgrämig ge worden. Man berechnet jetzt, wie viel Fuße Trottoir, wie viel neue Gaslaternen, ein- wie große Strecke Wasserleitung sich von dieser Summe hätte Herstellen lassen, kurzum es ist hier im Großen ganz so, wie bei dem einzelnen Flaneur, der nach durchschwär»,ter Nacht mit trüben Augen sein leeres Portemonnaie betrachtet. Man vennuthet, daß dies Deficit eine Erhöhung der Miethssteuer nach sich ziehen wird, was allerdings für die ärmeren Klaffen hart wäre, hofft and.rer- seits, daß ein Theil desselben auS der Startskaffe oder der Königlichen Chatoulle gedeckt werden wird." Wir können uns nicht versagen, unfern Lesern dieses Ma.i werk, welches eben so viel Unwahrheiten als Albernheiten enthält und noch dazu witzig sein zu wollen scheint, als Curwsmn mit dem aufrich tigen Bedauern mitzuthrilen, daß ein ehr.nwerthis Blatt, für das die Berliner Börsen-Zeitung mit Recht gehalten werden muß, durch derartige Faseleien sich dupi.en läßt- — Ebenso wie in Leipzig dis Wohlfahrtspolizei neulich ,n einigen Restaurationen un-.ichlig oder gar wehr geaich-e Biergläser confiscirte, hat auch di- Dresdner WohlkahrlSpo- lizei wiederholt dergleichen unrichtige Gläser in hiesigen Re- staurat-oncn mit Beschlag belegt, ,,> unter undeni eine bedeu tendere Anzabl (gegen 40) in einer vieifteguentirtcir Restau ration, wo böhmisches Bier geschänkt wird. Es ist Wohl an zunehmen, daß in vielen Fällen unabsichtlich unrichtiges Maß geführt wird, doch wäre den Wirthen mehr Vorsicht beim Ankauf geaichter Gläser anzurathen, da die Behörde bei der Revision den Wirth kür richtiges Maß verantwortlich mache« und für jedes Falsum zur Strafe ziehen muß. — In Betreff des Doppelmords in Großenhain erfahre» wir, daß eS bis jetzt noch nicht gelungen, die Mörver zu ver haften. Daß es an der hierzu erforderlichen Thätigkeit der Behörden nicht fehlen gelassen wird, crgiebt sich u. A. auch daraus, daß der Herr General-Staatsanwalt I)r. Schwarz sich vor gestern in Großenhain persönlich anwesend befunden hat. Man hört übrigens, daß der Betrag des geraubten Geldes nur un bedeutend sein soll. Jedenfalls hatten die Mörder auf Mehr gerechnet, da ihre Opfer als sehr wohlhabende Leute aalten. — — Aus dem Plauen'schen Grunde. Ja Folge der in Nr. 235 d. Bl. mitzetheilten „komischen Episode vom Sängerfkste' wird uns von einem Mitglieds deS Männerge sangvereins „Harmonia im Plauen'schen Grunde" Nachstehen des geschrieben: „Wie man doch durch ein paar F derstriche auS allen seinen Himmeln gerissen werden kann! — Eine der schönsten Erinnerungen des Gesangvereins Harmonia im Plauen' schen Grunde — nicht des Dorfes Plauen — in Bezug auf das Dresdner Sängerfest knüpfte sich bis jetzt an die feen hafte Erscheinung der holden wträußchenspenderin im Parterre der Renner'schen Restauration, in welcher bald eine liebens würdige und hochgefei-rte Sängerin der Feststtdt erkannt ward. Allerdings waren die von derselben besonders bevorzugten Mitglieder gedachten Vereins ob der ihnen von solch' schöner Hand gespendeten reichlichen und seltenen Gaben überrascht, nahm;» aber nichtsdestoweniger selbe hocherfreut und hochbe glückt entgegen und bargen sie als HeiligthÜrner, wenn auch nicht in, doch auf dankbaren Herzen. Und als das Fest vor übergegangen war gleich einem schönen Traum voll herrlicher Erscheinungen und Gestalten, da verwelkte mit den wchivcrz wahrten Sträußchen von ter Marienstraße nicht die Erinner ung an die gütige Spenderin und nicht selten war dar Thema unsrer Unterhaltung die Frage, was sie wohl bewogen haben könnte, uns ihre besondere Gunst zuzuwenden? Ja Dieser und Jener machte sich wohl seine besonderen Gedanken darüber, doch war „Schweigen der Gott dieser Glücklichen". — Da — zerstörte Nr. 235 d. BI. alle schönen Illusionen, indem sie uns Schwarz auf Weiß bewies, daß die Holde ihre Sträuß chen andern Sangesbrüdern, uns aber höchstens das niedliche — Körbchen gespendet haben würde, wenn die eigentlich falsche Inschrift unseres Banners sie nicht geläuicht hätte. — So stehen wir denn nun da in unserem „Nichts durchbohrenden Gefühle" und fragen voll tiefer Wehmulh die bösen „Nach richten": „Warum habt ihr uns Das gethan?' Da selbst eine schöne Täuschung schön und es höchst grausam ist, sie zu zer» stören, senden und spenden aber trotzdem — was wir hiermit wollen gethan haben — herzlichen Sängergruß und Dank auch hierdurch noch einmal der Hochverehrten, die uns, wenn gl ich Wider Willen, in den Kranz unsrer Festesfreude der Blumen schönste geflochten hat. — „Grüß' Gott!" — Angekündigte Gerichtsverhandlung: Heute Vormittag 9 Uhr wider Friedr Moritz Arnold wegen Unter schlagung. Vorsitzender: Ger.-Rath Juagnickel. LügeSg-jüdiiHLr. Oesterreich. Die Wiener Zeitung bringt den 24 Au gust in ihrem amtlichen Theile den Wortlaut der Gasteinrr Convention, die mit unseren fiühercn Mittheilungen identisch ist, nur beträgt die Entschävigung für Lauenburg 2.500,000 dänische Neichsthaler. Dc.r 15. Sipt.mber sollen die einzel nen Punkte des Vertrags ausgcführt sein. — Die Berufung der Herren Ba on Helfert, Hosrath Weh von SlarkrnselS und Bernhard von M.ysr in hohe V-rwattungSpoilen gefällt nicht — Die öffentliche Meinung spricht sich sehr energisch gegen die Geldmtschädigung aus, welche Oesterreich für Lauen burg angenommen h.t, welch s letztere Preußen nur an Ol denburg abtreten und da'ür dessen Rechte aus Schleswig- Holstein, sowie den Besitz von Eutin eintauschen wollte. >— FML. von Gablenz soll zum Statthalter von Holstein designirt sein, während Schleswig vom Generalleutnant v. Manteuffel regiert werden solle. — Jn Venelig hat der Magistrat wegen s.lner energischen Maßregeln gegen die Cholera allgemeine Anerkennung gefunden — Die M'litär-Lerpfl-gunrSbranche ist bedeutend reducirt worden. — Der StephanStag n Pesth war besonders darum dieses Jahres so glänzend, weit er zu gleich das ! 000jährige Jubiläum der unga ischcn Verfassung mit verherrlichte und jetzt vom Kaiser Aussicht auf deren Wiederherstellung gebown ist. Bei der Procejsion wurde die Hand und die Krone des heiligen Stephans dui ch die Straßen der Sialt gctiag.n. Preußen Es ist die Errichtung einer C.ntral Artillerie- Schi, ßschule befohlen worden.— In Sec Hausen hat der Bür-