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Nr. SSI. Lehuter Jahrs. --rfchmll: «glich früh 7 Uhr. Inserate »rr-ru angenommen« ht»Lbe»d»S,Eonn- tag» bi» Mittag» 12 Uhr: Nlarienstraße IS. Uuzeig in dies. Blatt«, da, jetzt i» UM« Exemplaren erscheint, ßod.n eine erfolgreich« Verbreitung Sonnabend IS. August 1863. Tageblatt str Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Arabisch. Fkonnement: vierkeljAchclich 20Ngv bei unentgeltlicher L»r< srrung »n's HanL. Durch die K?nigl. Pos vierteljährlich 22 Ngr Einzelne Nummer» 1 Ngr. Inseratenpreise: Für den Raum rin« gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" dir Zeit, L vrgr. Druck und Sigeuthum der Herausgeber: Kiepsch 6k Neichardt. — Verantwortlicher Redacteur: Julius Rktchardt. Dresden, den 19 August. ^ — Da» Gesamnrt»Ministerium hat die .Entastung des Bentnants von Gutbier ll. des 12. Infanterie-Bataillons we- -en Dienstuntüchtigkeit, beanrragtermaaßen genehmigt. — Die Techniker des Vereins deutscher Eisenbahn-Ver waltungen kommen am II. k. Mts. in Dresden zusammen. Von neunzehn Eisenkahn-Verwaltungen sind ber its über die aufgestellten Fragen Berichte eingegan en, we'che auf Ver einskosten gedruckt werden. Die Vorschriften über die Vau- und Betriebs-Einrichtungen der deutschen Eisenbahnen sind bereits vorberathen und kommen nun in pleno zur Erfrierung. — Bekanntlich durchzog rin nestorianischer Prediger aus Urumiah in Nordpersien Sachsen, um Beiträge zu einer Kirche zu sammeln. In Nr 58 der Allz. Kirchenzeitung aber macht t)r. Fabri, Mesfionsdircctor in Barmen, bekannt, daß dieser «ngrbliche Diacon der nestorianischen Kirche, welcher Jonas Badal heißt, auf Grund eines syrischen, vielfach gesiegelten Zeugnisses, unterstützt durch ein gewandtes, scheinbar treu herziges Benehmen, große Kenntniß des neuen Testaments und durch geschicktes zur Schau tragen seiner mangelhafte» Kennt niß der dew scheu Sprache i» kurzer Zeit 1800 Thlr zu sammeln wußte, vr Fabri, obwohl verwundert, daß Badal Ilein Zeugniß der in Urumiah arbeitenden amerikanischen Missio näre besaß, auch kein Englisch verstand und doch von seinen Kirchenbehörden zu einer Kollekte in Europa beauftragt sein wollte, da er doch in Urumiah leicht die englische Sprache lernen konnte, ließ sich doch täuschen, und empfahl ihn zu einer Kollekte in Barmen. Doch veranlaßte er Badal noch, sich von llr. Schlottmann in Bonn prüfen zu lasten. Da ergaben sich denn sofort die triftigsten Verdachtsgründe, daß Badal ein Lügner und Betrüger sei. Er floh schleunigst nach Hamburg, wo er sein Geld bei einem Kaufmann deponüü hatte, das Telegramm des llr. Fabri kam zu spät. Zwei be deutende Männer ein>r norddeutschen Universität halten Badal als legitimirt erklärt und empfohlen, aber die Echtheit de- syrischen Dokuments nicht geprüft — Mit der auf der landwirthschaftlichen Ausstellung vom Ingenieur Weither angrkauften Dampf-Dreschmaschine wurde am 16. Aug. auf dem Gute des Herrn Stöhn in Gruna bei Dresden zuerst gedroschen. Obgleich das Hilfs personal noch nicht vollständig eingerichtet war, so wurden doch in 54 Arbeitsstunden 29 Schsfl. Weizen (ä 170 Pfd.) und 29 Schsfl. Roggen (a 160 Pfd.) vollständig ausgedroschen und geputzt. Es hatten sich hierzu eine Anzahl von Land- tvirthen aus den benachbarten Ortschaften eingefunden, welche sich durch die Leistung der Maschine außerordentlich befriedigt «klärten. (S. Df,) — Die Statuten der projectirten „Sächsischen Bank zu Dresden" haben nunmehr die allerhöchste Bestätigung erhalten. Das Grundcapital der Bank, welcher die Ausgabe von un verzinslichen Noten in Beträgen von 10 -500 Thalern ge staltet ist, brsteht vorläufig aus 5 Million.» Thalern in 25,000 Aktien ä 200 Thaler, kann jedoch bis zu 10 Mil lionen Thaler erhöht werden. Die ersten 5 Millionen Tha ler haben die Mitglieder des provisorischen Bankcomitvs über nommen und hiervon 1 Million Thaler in 5000 Aktien zur öffentlichen Subscription aufgelegt, für welche die Zeichnungen am 28. August d. I (in Dresden bei Michael Kaskel und bei Baffenge u. Comp., in Berlin bei S. Bleichröder und bei F. M. Magnus, in Köln bei Sal Oppenheim jua. u. Comp ) rntgegengenomrnen werden. Das Nähere hierüber sagt eine im Jnseratentheile unsers heutigen Blattes enthaltene Bekannt machung des provisorischen Bankcomites. Letztern bilden: H. W. Baffenge u. Comp. (Dresden), Graf v. Einsiedel- Reibersdorf, Michael Kaskel (Dresden), Sal. Oppenheim jun. ». Comp. (Köln), Ernst Nülke (Präsident der Dresdner Han delskammer), S. Bleichröder (Berlin^, Nichard Hartmann (Lhemnitz) F. M. Magnus (Berlin), M. A. v. Rothschild u. Söhne (Frankfurt a. M ). Fürst von Schönburg Waldenburg und Graf WildingIvon Königebrück. — Wir werten um Aufnahme des Nachstehenden er sucht. Zur Verhütung eines Mißgriffs am neuen Gebäude der Kreuzschule dürften folgende Worte gewiß einer Würdig ung Werth sein. Einem jeden aufmerksamen und mit der Sache vertrauten Beobachter dürfte «S nicht entgangen sein, welchen Nachtheil Waschhäuser, in einem Hauptgebäude ange- bracht, selbigem im Lauf der Jahre durch die darin erzeugten Wafferausdünstungin zusügen. Um so mehr muß man sich wundern, wenn man in den Stadtverordneten-Verhandlun en wahrnimmt, daß sich die Commrmdertieter gegen Erbauung «neS separaten Waschhauses in dem kostspieligen Prachtbau der neuen Kreuzschule (wie es der Stadtratb beantragt) aus- Iprrchen. ES dürften Oeconominücksichten dieser Art sich mit der Zeit schwerlich rechtfertigen kaffen. Jeder solide Privat- hauLbesitzer versäumt nicht (wenn irgend thunlich), die Koste», wAch« de» Bau eines separaten Waschhauses ihm verursacht, seinem Hauptzrundstück als Opfer zu bringen, um die mehr fachen Nachtheile zu verhüten, welche schon längst die prak tische Erfahrung gelehrt hat. — Sie alten Kastanienbäume auf dcr Bautzner Straße haben in Folge der Hitze theilwnse fast ihr ganze« Laub ver- koren, und zwar so, daß sie sich ihrer Blöße schämen und ganz munter und lustig wieder frische Blätter treiben. Einer dieser konfusen Bäume, der wahrscheinlich in Bezug auf die Jahreszeiten ganz irre ist — er steht in der Nähe der Re stauration „8an8s»üci" — hat sogar große Blüthenstengel her- ausgesteckt, ab r: Ach! wie mager! Es sind so wenig Blüthen daran. Diese ganz: zweite B uth wird wohl wie dcr zweite Ausguß bei Bier oder Kaffee ausfallen, nämlich etwas dünne. — In Folge des großen Festzugcs beim Sängerflst ist in Dresden ein Wunsch wieder laut geworden, besten Erfüllung allerdings jetzt schwierig sein wird. Aller Welt hat die Zu teilung von Schlaginstrumenten, der ttsnlla oder sogenanw ten Janitscharenmusik, zu den Musikchören unserer Garnison außerordentlich gefallen. Man fragt sich, man wundert sich, warum in Sachse.r, wo doch die Musik mit so großer Vor liebe gepflegt wird, dieser imponirende und doch erheiternde Ausputz unserer Militärmusik fehle, hat aber dabei doch ganz vergessen, daß die geringe Theilnahme der öffentlichen Mei nung es wohl hauptsächlich war. welche unsere Landstände der sieben Jahren bestimmte, das nöthige Geld für die proponirte Einführung von Hautboistenchören nebst Schlaginstrumenten nicht zu genehmigen. Militärs, Musiker, Dilettanten und Laren müßigen sich nun ab, Organisationspläne aufzustellen, die es der Negierung möglich machen würden, den allgemeinen Wunsch mit gar keinem oder geringen bleibenden Kostenaufwand zu erfüllen Es wird aber dabei meistentheilS nicht beachtet, daß die bloße Zutdeilung von Schlaginstrumenten zwar unsere Blechmusik bei Aufführung von Märschen und Tänzen sehr heben würde, daß aber der höhere Kunstgenuß einer richtig instrumentirten Harmoniemusik dadurch noch lange nicht her- gestellt wird, da unsere Blechinstrumente noch lange nicht die Modulationsfähigkeit besitzen und bei Weitem nicht die ver schiedenen Klangfärbungen Hervorbringen können, welche die besonders Ei «enthümlichkeit der verschiedenartigen Holzinstru mente ist. W.r verkennen durchaus nicht die schöne Kraft un serer Blechinftrumentirung, welche besonders Wagner'sche Com- posiliomn so vorzüglich zu Gehör bringt, aber Eintönigkeit und Einförmigkeit sind leider davon untrennbar, und niemals kann man von ihr das behaupten, was eine unserer ersten musikalischen Capacitäten der vollständigen Militärharmonie- musik nachsagt, nämlich daß sie die heiterste und lustigste Art von Musik sei, die es gebe.*) — Am 16. d. wurde die erste reife Weintraube an dem Geleite des Böltchermeisters Dürichen in Vorbrücke bei Mei ßen geschnitten und zur Stadt gebracht. — Am Montag Abend halb 9 Uhr, kurz zuvor, als der Eisenbahnzug die Krimmitzschauer Brücke passirte, wurde der 17 Jahr alte Webers rling Paul Schumann aus dem Meck- lenburgschen, welcher soeben einen großen Stein von der Brücke herab auf die Schienen geworfen hatte, von dem Ge- richtsdiener Glöckner ertappt und sofort verhaftet. Schon seit einigen Wochen hat man um die angegebene Zeit, wenn der Zag diese Stelle zu passiren hat, Steine wahrgenommen, so daß der Zug mehrere Minuten halten mußte, um die Bahn frei zu machen. — Ein älterer Herr wandelte gestern Nachmittag in den Zwinger Promenaden, wurde von einer Ohnmacht befallen und stürzte bewußtlos nieder, so daß ein großer Blutstrom dem Gesicht entquoll. Ern blauer Dienstmann und herbeigeholte Polizei-Gensd'armen sorgten dafür, den Bewußtlosen per Droschke nach dem Krankenhaus! zu bringen. — Zwischen Trachau und Pieschen hat sich gestern Vor mittag ein mit Namen bisher unbekannter Mann, der dem Militärstand angehör n soll, von dem halb 11 Uhr hier cin- treffenden Meißner Bahnzug überfahren lasten. Er ist auf der Stelle tobt geblieben. — — An einer Hausthkr auf dcr Heinrichstraße stand vor gestern Nachmittag ein Knabe, der Sohn eines hiesigen Musi kus, als plötzlich er im Gesicht von einer Thonkuzel getrosten und dadurch so erheblich am Arne verlltzt wurde, daß sich die Herbciziehung ärztlicher Hülfe nöihig machte. Der Thä- ter, der die Kugel mittelst eines Blasrohrs abzeschosten zu haben scheint, ist in der Person eines in dortiger Nähe ar beitenden Schloflergesellens ermittelt worden. -- — Eine unbekannte Dienstperson halte sich vor mehre ren Tagen in einigen hiesigen Handlungen ein Kopfnetz und «inen Regenschirm unter dem Vorgeben erschwindelt, daß sie in der Nähe bei einer Herrschaft, die sie mit Namen nannte, *) 3« den, heutigen Wnldschlüßchcn-Concert wird dem Vernehmen nach Herr Musildirector Pohle Jamtjcharmusik in Anwendung dringen. diene und von dieser mit dem Einkäufe dieser Gegenstände beauftragt sei. Ihre Angaben stellten sich später als erlogen dar; cS soll aber auf geschehene Anzeige hierüber der Betörte gelungen sein, die Schwindlerin in der Person eines erst vor Kur»em von hier ausgewiesenen Dienstmädchens auS dem Großherzogthum Weimar zu ermitteln und zu verhaften. — — Auf der kurzen Strecke vom Elias-Krrchhofe bis zum Blasewitzer Forsthause sind in diesem Jahre nicht weniger als 86 Bäume der Allee eingegangen. Dies spricht, wie bereits von anderen Stellen gemeldet wurde, für die mangelhafte Pflege, welche man bei uns dergleichen Anlagen zu widmen scheint. — Gegen 1 Uhr in der Nacht von Mittwoch zum Don nerstag wollte in der Waldgaste ein Anstreicher abermals sich ein Fahrplaisir machen, und zwar mit einem Privatwagen, vor d m ein respektables Pferd gespannt war. Er wollte zu diesem Zweck ein paar auf der Waldgafle wohnende junge Mädchen abholen und knallte mit seiner Peitsche ganz ent setzlich vor deren Wohnung. Das Pferd, welches wahrschein lich keine Lust zu solch einer nächtlichen Promenade hatte oder durch den Peitschenknall in Zorn gerietb, schlug aus und zertrümmerte den Wagen an mehreren Stellen Die beiden Schönen wurden uun herabcitirt, das Pferd ausgespannt und die Mädchen mußten sich bequemen, den Wagen mit in die Schmiele zu fahren. — In eine Nestauration in der Wilsdruffer Vorstadt brachte vorgestern ein unbekannter Mann eine angeblich mit Medicin für Pferde vollgesüllte große Flasche, frug, ob dort der Gutsbesitzer L. bekannt sei, und bat, als dies bejaht wurde, um Entgegennahme der Medicin und Verabfolgung an ihn, zugleich aber noch um den Betrag von 20 Ngr., welchen er im Aufträge des hiervon allenthalben unterrichteten Gutsbe sitzers für die Medicin verlegt habe. Der Restaurateur zahlte ihm willig den verlangten Betrag aus und war gutmüthig genug, ihm auf sein Verlangen auch noch einen „Spanisch bitlern" einzuschenken Die ganze Geschichte sollte ihm aber alsbald sehr spanisch Vorkommen, denn als der betreffende Gutsbesitzer einige Stunden darauf sich bei ih.n zufällig rin stellte, ergab sich, daß er von dem Medicinhandel gar nichts wußte und Niemand mit dem Einkauf der Arznei beauftragt habe. Da nun Letztere aber einmal mit 20 Ngr. bezahlt war, so wollte man wenigstens ihre Ingredienzien kennen ler nen, man ließ dieselbe daher untersuchen, und siehe da. sie be stand einfach in gewöhnlichem Wasser. — — Am gestrigen Tage ward den Passanten der Ostra- Allee in der Nähe von Kläger und Bach ein „süßes" Ver gnügen geboten Auf einem Rollwagen mochte nämlich die Verpackung von kleinen Conditoreisachen irgendwo einen Leck bekommen haben, kurz, in einer Länge von vielleicht 10 Ellen war die eine Seite dcr Straße wie besäet. Dieser zauberhafte Anblick lockte sofort Männer, Frauen, Kinder und — Hunde herbei, welche den herrenlosen Fund mit spitzen Fingern von dem etwas schmuzigen Boden auflasen; die Büffels besonders liehen sich's deliciös schmecken und durch die thcilweise unsau bere Umhüllung sich nicht abhalten, bald wieder reine Bahn Herstellen zu helfen — Eingesandt aus dem Plauenschen Grunde. Madame Fama, die lügenhafte, tausendzüngige, mißgünstige Sibylle, hat wieder einmal ihren alten Ruf bewährt und dies mal fast zum Schaden von allen durstigen, hungrigen, ruhe°- bedürftigen oder ein stilles oder lautes Vergnügen m schöner Natur liebenden Seelen des Plauenschen Grundes. Sie wollte uns nämlich wieder eine Blume, und nicht die schlechteste, aus dem Kranze unserer schönen Punkte, unser» ruhigen idyllischen „Steiger" rauben, um auch an dieses schöne schattig Plätzchen das tobende Lärmen einer Fabrik zu setzen, und verschrieb dazu noch expreß zwei Leipziger. Diesmal hat sie aber fehl- geschossen, dre alte Vettel. Ihre Lügen werden aufgedeckt und ihre schlechten Absichten zunichte gemacht. Freilich hat ein Herr aus Leipzig die Restauration zum „Steiger" mit ihrem schat tigen Garten gekauft. aber nicht, wie wir von ihm selbst wissen, eine stinkende Fabrik an diese Stelle gemüthlicher Er holung und fröhlicher Lust zu setzen Nein, Gott sei Dank, unser „ -teiger" bleibt unser „Steiger", und hat besagter Herr aus Leipzig nur einen neuen, jungen, freundlichen Wirth ein gesetzt, dessen Bestreben stets sein mag, uns unsere Perle in ihrem alten Glanze wieder zu zeigen, wo die schöne und starke Welt Dresdens hinauspilgerw mit Mann und Maus zu Fuß,' Pferde und Caroste, um im grünen Schatten der Bäume dort frische Lust zu schöpfen und sich zu erholen von des Lebens Sorgen und Mühen. Und wie diel schöner ist's jetzt dort, wie damals, seit der vorige Besitzer den zu tiefen Schatten der Bäume und der Nacht durch strahlende Gasflammen zu mildern suchte. Und so ist und bleibt noch immer für uns rer .Steiger" ein gar gemüthlicher Ort, wo neben der Erho lung mit und ohne Kegelschieben und Billardspiel auch all-