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»ehuter Jahrg. eFrschei«i: «Atch früh 7 Uhr. Inserat« Ivrrdtll angenommen: bt«LbendSS,Sonn tag» bi» Mittag» 1L Uhr: Marieustraßr 18. Unzetg. iu dies. Blatt«, ha, jetzt tu UMW Exemplare« erscheint, finden ein» erfolgreich« Verbreitung Tormaben», ir.Auqnst 1863. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Abonnement: vierteljährlich 20 NM bei nnentgeldltcher Lie- serung in'» Han». Durch die Lbutgl. Pos vierteljährlich 22 Ngr Sinzekl« Nummer» 1 Ngr. Inseratenpreise: Für den Raum ein« gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Eing«. sandt" die Zeil» 2 Ngr. Druck and Tigentham der Herausgeber: t^iepslh 6k Neilharbt. — Berantwortlicher Redacteur: InllUS Netlharbt. Dresden, den 12 August. — Vorgestern passirte Prinz Georg von Schönburg Waldenburg, k k. österreichischer Major mit seiner Gemahlin hier durch und reiste nach Leipzig. — Die große Theilnahme, deren sich in neuerer Zeit der zoologische Garten zu erfreuen hatte, beruhte jedenfalls «it auf dem Umstande, die vier jungen Löwen gleichzeitig mit im Käfig der Alten zu erblicken, was denn auch in der That ein seltene- Bild bot, zumal im Löwenzwinger, wo der Raum die größten Bewegungen zuläßt. Es kommt nun aber die Zeit, wo «ine Trennung der Alten und Jungen vorgenvmmen wer den muß, denn die Flegeleien und Unarten der Nachkommen schast arten immer mehr auS; die Mutter und der Papa müs sen mitunter scharf als Correclor eintretcn, wobei nicht s-lten der Beißzahn und ein derber Pfolenflreich ein Röllchen spielt Wie wir hören soll dieser Wohnungswechsel ohne alle ge richtliche Aufkündigung nächste Woche vor sich gehen. Wer also noch das reizend schöne Bild dieses Zusammenlebens be trachten will, möge nicht zögern, zumal morgen Sonntag der Eintrittspreis auf 3 Ngr. herabgesetzt ist. Nicht minder der Beachtung Werth ist die kleine Hierselbst, also in Gefangen schaft geborene Gemse, welche durch ihr munteres, keckes We sen allgemein belustigt. — Ein aufmerksamer Leser der amtlichen Bekanntmachun gen hat mit Überraschung bemerkt, daß in den letzten 11 Tagen 11 Steckbriefe wegen Verdachts der Desertion erlassen worden sind. Es ist dies allerdings eine ausfällige That- sache. Woran kann es denn wohl liegen, daß gerade jetzt, wo die Recruten aus xercirt sind und eingereiht worden. so viele entweichen und sich harter Strafe aussetzen. Bei einer Armee von etwa 5000 Mann wirklichem Bestand will De sertion von II Mann in 11 Tagen schon etwas bedeuten. — n Der Hauptmann Richard von Meerheimb hat zum Besten alte« ehemaliger und gutgedienter Soldaten ein Werk unternommen, dem man nicht nur des Zweckes wegen, sondern auch wegen der zu überwinden gewesenen Schwierigkeiten in künstlerischer Beziehung guten Erfolg wünschen muß Ge nannter Herr hat sich aus Privathändcn die Skizze des re- nommirtcn Schuster'schen Bildes „Die Erstürmung der großen Redoute in der Schlacht an der Moskwa durch die kgl. sächs schwere Neiterbrigade cm 7. September 1812" verschafft und in Herrn Hecker einen Photographen endlich gesunden, der sich dem schwierigen Werk der Vervielfältigung unterzogen und e» glücklich ausgeführt hat. Diese gelungene Photographie liegt seit vorgestern in der Burdach'schen Hofbuchhandlung auf der Schloßsteaße aus und ist derselben unter dem Bilde ein Theil des Briefes beigesügt, den der Vater des Hauptmann v. Meer heimb am Tage nach der Schlacht an seine Braut geschrieben hat. Da der Ertrag dieses Unternehmens wieder armen alten Soldaten bestimmt ist, empfehlen wir dasselbe allen Denen, welche Gefühl für die Noth Anderer haben, wie auch Denen, Welche künstlerische Bestrebungen gern unterstützen. — In einem Schaufenster der Moritzstraße (Kgl. Hof. buchdruckerei von C. C. Meinhold und Söhne) ist die au» fünf Modellir-Cartonbogen aufgebaute Sängcrhalle ausgestellt und lockt Alt und Jung herzu, diesen zierlichen und mit großer Genauigkeit ausgeführtrn Bau in der Nähe anzuschauen. Die Cartons sind nach den Plänen der Herren Giese und Müller im Maßstabe 1 zu 200 gezeichnet, lrthographirt und gemal', und bieten in ihrem Aufbau ein vollständig treues, verkleiner te» Bild der Festhalle mit ihren Thürmen, Galerieen, Treppen, Flaagen, Drahtseilen und Laternen. Der Preis der Cartons <5 Bogen zusammen 12 Ngr.) ist billig und dürfte die Nach frage nach denselben zu Festgcschenken eine außerordentliche Werden, weil jedem strebsamen Knaben dieser künstliche, „nt Geduld, Genauigkeit und Fleiß vorzunehmende Ausbau der Festhalle zwar Nachdenken und Mühe, dabei aber dem jugend lichen Architekten auch große Freude bereiten wird. — Die geplagten Postbeamten. Der Sonntag ist ein Feiertag, an dem der Mensch seinem Gott dienen und sich von den Anstrengungen der Wochenarbeit erholen soll, deshalb handelt die Behörde ganz angemessen, wenn sie jede geschäftliche Thätigkrit verbietet und das Gesetz der SonntagS- feier streng durchführt. Was jedoch Einem recht ist, ist dem Andern billig, semt das Sprichwort, und deshalb begreifen wir nicht, weshalb eine ohnehin schon vi-lfach geplagte Me», schenklafse von dieser Ruhepause ausgeschlossen ist, das Post personal nämlich. Während alle Welt die Kirche besucht und der Erholung leben kann, muß der arme Postbeamte, na mentlich auf dem Lande, rastlos auf siinem Posten verharren und Briefe, Zeitungen und Packete annehmen und ausgeben, wann eS gerade jedem Empfängcr oder Absender gefällt. Ist dir» Wohl nöthig? Keineswegs, dies beweist uns die Postein richtung in England! Wenn da» Publikum weiß, daß Sonn- Atg» keine Postsendungen expedirt werden, so wird eS sich auch einrichten. In England ist, mit Ausnahme einiger Zeitungs laden, am Sonntag kein Blatt zu bekommen, auch erscheint an solchem Tage keine einzige Zeitung und auf keinem Postburcau wird ein Brief expedirt. Nun wollen wir diese englische Ein richtung nicht gerade als Muster Vorschlägen, aber sie giebt doch Veranlassung zu Betrachtungen. Wenn zum Beispiel an genommen würde, daß gewisse Zeitungen und Geschäftsbriefe am Sonntag Morgen ankommen und ab geliefert werden müssen, könnte der Postbeamte dann nicht die beiden Vormittags stunden nach dem Gottesdienste zur Expedirung verwenden und hernach ohne Gnade und Barmherzigkeit das Geschäfts lokal für Jedermann schließen, um doch wenigstens den Nach mittag der Erholung zu widmen- Es ist dies eine für den Postbeamten, namentlich in Provinzialorten, wichtige Frage, deren weitere Besprechung recht wünschenswerth wäre. — Zur Warnung. Man lege nicht Briese von wich tigem Inhalt oder G ld in die jetzt beliebten, mit arabischem Gummi zu verklebenden Couverts, da man ein derartig ver schlossenes Couvert unbemerkt öffnen und wieder verschließen kann. Man benetze das Papier da, wo e« durch Gummi an geklebt ist, mit Wasser und lasse den Brief kurze Zeit liegen. Das Wasser durchdringt das Papier und weicht den Gummi auf, und man kann das Couvert, ohne es zu zerreißen, öffnen und dann wieder verkleben. — Siegellack bleibt doch das Beste! — Das von den Gemeinden Laubegast und Tolkewitz veranstaltete Kinderfest umfaßt zwei Tage, und zwar nächsten Sonntag und Montag. — tr Es ist in Vi sen Blättern schon vielfach darüber geklagt worden, daß mit großer Fahrlässigkeit mit den Teschings umgegangen wird. Den früheren Fällen haben wir leider einen neuen beizufügen. Es find in zwei Tagen in eine un serer städtischen Schulen der Antonstadt drei Kugeln hinein geschossen worren. wenn man, wre gefährdet bade, Lehrer und Schüler sein können, so erscheint es dringend nöthig, daß Jedermann solchem Gebühren auf's Entschiedenste entgegen- tritt, beziehendlich die Urheber zu ermitteln sucht Glücklicher« weise ist in diesem Falle der leichtsinnige Thäter ermittelt, und darf wohl erwartet werden, daß hier eine exemplarische Strafe eintritt. — Die Sächs. Dorfztg. schreibt: Tie in der Stadt um laufenden Gerüchte über die angebliche Höhe des Deficits, welches durch die Veranstaltung d s ersten deutschen Sänger- bundesfestcs für die Sradtkasse erwcchsen sei, beruhen bis jetzt lediglich auf Vermuthungcn und lassen sich in keiner Weise verbürgen. Denn bei dem großen Umfange des Rechnungs- Werks dürsten noch mehrere Wochen vergehen, ehe dasselbe zum Abschluß gebracht werden kann, zumal der Wiederve kauf der angeschafflcn Gegenstände in keiner Weise übereilt werden wird. Sv viel läßt sich indessen schon jetzt übersehen, daß bei den großartigen Dimensionen, welche das Fest angenommen hat, der aus der Stadt! sie zu leistende Zuschuß ein größerer sein wird, als anfänglich angenommen wurde. Völlig unbegrün det ist dagegen die vielfach laut gewordene Besorgniß, als werde durch jene Mehrausgabe eine zeitweilige Erhöhung der städtischen Abgaben herbeigeführt werden. Es ist zur theil- weisen Deckung des Ausfalls bereits im diesjährigen Haus haltplane Fürsorge getroffen und das Uebrige wird aus den zu erwartenden Ueberschüffen des heurigen Einnahme Budgets gedeckt werden, ohne daß die geringste Erhöhung unserer seit einer Reihe von Jahren stationär gewordenen städtischen Ab- gabcnsätze erforderlich ist. Die berechtigte Freude über das Gelingen des großartigen, unserer Stadt zur dauernden Ehre gereichenden Festes wird daher, wie wir auf Grund verläß licher Informationen versichern können, durch keinerlei für dm Einzelnen fühlbare finanzielle Nachwehcn getrübt werden. — Der Vorsitzende des Ordnungsausschusses für das Sängerfest veröffentlicht im ,,Dr. Journ." Folgendes: In einem Artikel der Verl. Börscnztg. hinsichtlich der Beteiligung der Mcki tärmusikchöre beim Sängers, ste befinden sich mehrere Relationen, welche mit dem Thatbeflando nicht überernstimmen. Zunächst muß bemerkt werden, daß das k. Kriegsministcrium dem Feste allseitige Förderung hat zu Theil werden lassen und nament lich auch schon vor Monatm d-n Musikchüren der Garniscn ei.cn viertägigen Urlaub behufs der Beteiligung am Sänger feste bewilligte. — Als es sich nun bei der Feststellung des Programms für den Hauprfistzug als wünschenswerth hcraus- stcllte, daß jede der 3 Colonnen des Zugs durch ein b.ritle- ms Musikchor eröffnet werde (was nur du-ch eie Chöre des Gardereiterregirncnrs, der Fußarullerie und der reitenden Ar tillerie in Radeberg auszufübren war), so wurde von Seiten des hohen Ministeriums „mit Allerhöchster Zusrimmung'' auch hierzu die Genehmigung ausgesprochen. Wenige Tage vor dem Feste erklärte jedoch der Stabstrompeler d S Garder-iterregi- merrts: daß er die Zusage s.iner Beteiligung zurücknehmen müsse, I) weil eine Anzahl Trompeter, die seit vielen Mona ten von Pirna nach Dresden commandirt gewesen seien und ohne welche eine gute musikalische Ausführung, wie sin an der Spitze des ganzen Festzugs nothwendig erscheine, unmöglich sei, am ersten Festtage in ihren Garnisonort Pirna zurückzukchren hätten, und 2) weil ihm von Seiten der Negimentsadjutantur die Benutzung der Instrumente für die Harmoniemusi! ver weigert worden sei. Das hohe Ministerium beseitigte jedoch den ersten Anstand, indem bestimmt wurde, daß die Pirnaer Trompeter bis nach dem Sängerseste in Dresden zu verblei ben hätten. Der zweite Punkt wurde von Seiten des hohen Ministeriums insofern als ein Mißverständniß bezeichnet, als die betreffenden Instrumente für Harmoniemusik bis jetzt noch nie zu Pferde gebraucht worden seien, auch deren Benutzung für vorliegenden Fall aus technischen Gründen unthunlich er scheine, während auch in dieser Hinsicht kein Hinderniß im Wege liege, wenn etwa das Trompeterchor zu Fuße musiciren solle. Das hohe Ministerium hat als» in keinem Etadium dieser Angelegenheit seine eigene Competenz in Frage gestellt, dieselbe vielmehr in jeder Weise zu Gunsten des Festes zur Geltung gebracht, wie denn auch, beiläufig erwähnt, Se. Ex- cellenz der Herr Kriegsminister, in Begleitung deS Herrn Gou verneurs der Residenz und anderer Officiere, die Conrertauf- fübrungen in der FesthaLe mit seiner Gegenwart beehrte. Wie bekannt, ist das Programm des F-stzugs vollständig zur Ausführung gekommen, und cs kann dem Festausschüsse, wie dem Unterzeichneten nur sehr unangenehm sein, daß kleine Zwischenfälle, die noch vor dem Feste allseitig zu Gunst.» desselben zum Austrag kamen, nachträglich noch in entstellter Weise veröffentlicht werden. — Auf dem Allmarkt wurde gestern Vormittag ein hier wohnhafter Herr so plötzlich vom Blutsturz befallen, daß er sofort bewußtlos zu Boden sank und in diesem Zustande in die auf der Weißen Gaffe befindliche chirurgische HÜfestation gebracht wurde. Dort erhv»»» .. f.ch ^ s»;««. inzwischen benachrichtigten Familie übergeben werden. Wie wir hören, soll derselbe Herr in der letzten Zeit schon zwei gleiche Anfcklle erlitten haben. — Auf der Webergaffe entstand in der vorvergangenen Nacht eine nicht geringe Aufregung unter den dorligrn Be wohnern, weil aus einer Wohnung wiederholt , F uer, Hülfe" gerufen wurde. Es ergab sich später, daß dieser Ruf von einem dort wohnhaften fremden Barbier auSging, der sich eine« Spaß daraus gemacht, damit der Nachbarschaft einen Schreck rinzujagen. Dieser Spaß sollte ihm auch schlecht bekommen, denn er führte auf Anzeige hierüber bei der Behörde, zu seiner sofortigen Verhaftung. — Der Privatbuchhalter, der bei Gelegenheit seiner Ver haftung durch die Polizei neulich den Versuch gemacht, sich mittelst einer in Wasser aufgelösten Quantität Phos-'hor zu vergiften, ist aus dem Krankenhaus, als geheilt, bereits wieder entlassen worden — Voi gestern Abend hat ein unbekannter Dieb die nach der Hausflur zu gelegene Thüre eines größeren Geschäfts auf der Schöffergasse angebohrt, und damit jedenfalls die Absicht verfolgt, das Geschäft zu bestehlen. Aeußere Verhältnisse schienen ihn aber in seiner Arbeit gestört und Vertrieben zu haben. — Der Herr, d-r neulich das Unglück gehabt hat, in hiesiger Stadt eine Summe von 1100 Gulden und 600 Tha» lern, bestehend in Wertpapieren sammt Coupons und Talons, zu verlieren, erwartet noch immer den redlichen Finder, dem er gegen Rückgabe des Verlustes die ousgesetzie Belohnung von Einhundert Thalern einhändigen kann. Ein solcher scheint sich aber nicht melden zu wollen. — Als Curiosum sei erwähnt, daß jetzt auf der Jo- sephinenstraße ein Laden existirt, der zwar über der Eingangs thür die Aufschrift führt: „Fleisch- und Wurstwaar n-Verkaus", worin aber dem Aehr.lichcs gar nicht zu haben ist. Zappel- männcr, Puppen, Bilderbogen, Nadeln und ähnliche Sächelchen sieht man an der Thllre hängen, von eßbaren Dingen keine Spur. — Während des in Leipzig «^gehaltenen Feuer wehrtag» wird am Montag den 21. August S.itens der sämmtlichen Leipziger Feuerwehr-Mannschaften ein großes Manöver aus- gesührt werden. Das Manöver beginnt mit einem Special- angr.ff und endigt mit einem Hauplmanöver unter Beiheilig ung all.r Mannschaften. Dieselben bestehen aus folgenden Abteilungen: l) Turne.feu.rwehr, 200 Mum mir 3 Spritzen; 2> NeUungs Compagnie 100 Mann mit I Spritze; 3) Zu bringer-Compagnie, 200 Mann mit 3 Zubringern; 4) Arbeiter- Compagnie, .<-0 Mann mit 1 Spritze; 5) Städtische (besoldete) Feuerwtr, 80 Mann mit 1 Spritzen; 6) Neserbc-Mannschaft, 3(0 Mann mit 12 Spritzen, 1 Nachtwächter-, 1 Laternen- wärtcr- und 1 Chaissaträgeripritz.'; weiße Feuerzeichen am lin ken Arm. — Zusammen eine ansehnliche Mannschaft von I02V Mann mit 2l Spritzen, 3 Zubringern und vielen sonstigen Fcuerwehr-Geräthschaften.