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Nr. 883. gehnter Jahrg Erscheint: «glich früh 7 Uhr- Inserate Wirden angenvuimenr idt« Abends Ü.Lonn- t«g» bis Mittag» 12 Ubr: Mkarieirstra-r 18. Anzrig. in dies Blatt«, da« jetzt!» " ^ Upemplaren erscheint, K»du> eine ers»>grrich« verdreitung Frekkaa, 11. August 18SS. Tageblatt für Unterhaltung nnd Geschäftsverkehr. Mitredackeur: Theodor Modisch. Druck und Etgenthum der Herausgeber: Kikpsch Hk Nkichürdt. — Verantwortlicher Redacteur: JullllS Neichakdl. Lkonsernent: BleneljLhrlich 2vNgW. bei nnentgeldlichcrLir« serung in't Hau». Durch die tikulgl Pos dierleljLhrlich 22 Rgr Einzelne Numuten» 1 Rgr. Inseratenpreise: Für den Raum ein« gespaltenen Zeit«: 1 Rgr Unter „Einge sandt" di« Zeit« 2 Rgr. Dresden, den 11 August. — Se Majrstät d,r König hat dem Rittmeister Wal ther deS Garbe Rettcr-Regimenis das Ritterkreuz drs Albrecht» ordinS und dem Chausseewärler Johann B.njamin Hrlang in »er Amishauotmannsct-ast Lv au die zum 'Vervienslorten ge hörige Medaille in Silber verliehen, a»ch dem L eutrnant Schu ldig des 10. Infanterie Bataillons und d,m Aiststenzarzt Lr Güntz vom Lanitäts'Coips, dir nachgrsuchte Entlassung aus der Aimee — Elfterem wegen überkommener Dienstun- ttchligkeit — bewilligt — 5. Zur Gedächinißfeier deS veistorbenenKönigs Fiiedrich August hatte Hr, Stabetrowp.ter Wagner am M ttwoch in der großen Wirtschaft de« kgl großen Gartens ein Concert veranstaltet. D>e mit Geschick getroffene Auswahl des Pro gramms sowohl, als gediegene Ausiührung derselben sprach b.i dem zahlreich erschienenen Publikum sehr an. Der Diri gent luserte den Beweis, was mit ei»em schwachen Chor bei Verständnis voller und tüchtiger L.itung geleistet werden kann. — 8. Die neue Dresdner Loca Posse „Vom Eängerftste", welche Herr Kr>tz>chmar zu seinem Benefiz geschrieben und die seitdem schon mehrfach in Nrcmüllers Somme,tzeat.r wie derholt wurde, steht an munterer, frischer Laune, uird an Neich- thum komischer Situationen der Berliner Localposse nicht nach. D«e Haupisigure» deS Stückes sind so recht aus dem Leben Heraus gegessen, vielleicht hätten nur bei den vier Sängergästcn die nationalen Eigenthümlichktttcn r was schärfer hervortreien k-anen., In einzelnen Scenen, namentlich im dritten Nahmen, auf dem F stplatze, hätten wir etwas mehr Leben gewünscht. Ganz an seinem Platze war der Benefiziant. Hr. Kretzschmar, »a der Rolle des Schusters Hoizstist, ebenso Frau Kern in der seiner Gattin. Hr. Sl-in a s Lehrjun e war, wie immer, sehr ksmi'ch, möchte er sich nur de» Selbstischen» enthalten, genug, wenn da» Publikum über ihn lacht. Hr. Brenllau sühnte die Rolle des Oestreicherü in Sprache und Spiel getreu duich, was den Darstellern der anderen drei Sängergäste we nig r g lingen wollte. Frl. Pause als junge reiche Kaufmanns- witlwe suchte sich so gut wie möglich met ihrer Rolle, die ihrem Naturell rtvas fern liegt, abzufindcn. Frl. K ose als Trine muß sich größerer Deutlichkeit in der Sprache befleißi gen. R-cht ergötzlich gab Hr. Himmel seinen Pirnaijchen Schupergesellen, überhaupt besitzt derselbe für dergleichen ko mische Figuren ein wirkungsvolles und ausgiebiges Talent — Während des vergangenen Sängerfeste« las man an dem Schaufenster eines hiesigen Verkaussgeschäft« unmittelbar unter dem in bunten Farbendruck prangenden bekannten Gruß an die Sänger: Willkommen deutsche Brüder, Staust meine Ladenhüter! Der Inhaber des Geschäfts, durch das Gelächter der Vorüber gehenden aufmerksam gemacht, bemühte sich alsbald, die von unbekannter Hand beigesügte verrätherische Annonce seiner Ver- ckaujsartikel schleunigst zu entfernen. — Die Sächsisch- Nenten-Versicherungs-Anstalt hat ihren 24 Rechenschaftsbericht für 1864 gedruckt ausgezeben. Im »origen Jahre sind 188 voll« Einlagen und 1119 Stückein- lagm mit einem Einlagecapital von 41.844 Thlrn. gemacht worden. Al» Nachzahlungen auf die Stückeinlagen früherer Jahre gingen ein 30,683 Thlr. Das werbende Capital der Anstalt hat sich um 71,534 Thlr. vermehrt. Das Gesammt- dermögen belief sich am Schluff« deS vorigen Jahres auf 1,336,483 Thlr., während das Nominalccepital für sämmtlich.- S4.V72 Einlagen sich mit 2,407,200 Thlr berechnet. Für da» laufende Jahr 1865 sind bis Ende Mai bereits 916 ueue Einlagen mit ei> er baaren Einzahlung von 23,202 Thlr. gemacht worden. Für das beendete 2-5. Eammeljahr entfällt für die II. Clafle der Jahresgesellschaft 1847 der statuten gemäß höchste Rentensatz von 150 Thlr. auf «ingezahlte 100 Thlr. — Der empfindliche Tcmprraturwechsel von nahezu 38° k und 15 ° Wärme, welcher den Uebergang aus dem glühendrn Juli in den fast schon herbstlichen August bezeich net«, hat ohne Zweifel den Grund in den gewaltigen Gewit tern, welche die letzten Julitage mit sich brachten. Am furcht barsten wurde am 28 das Thal der Verarm, eines Neben- -ug.S der Moldau in Böhmen betroffen. L er Pilsen-Prager Zug mußte in Folge de» Unwetter- bei Karlstein halten; das mit der Regenfluth von den Bergen hrrabschießende Gerölls bombardirte den Zug. schlug die Fenste, scheiben der Waggons «m und per chüttrle die Bahn. Der Zug konnte erst weiter gehen, als die Wegräumung deS Gerölles erfolgt war. In Folge dieser Gewittergüsse in Böhmen hat sich der Wasser- Mnd der Elbe rasch wieder um eine Elle gehoben, so daß die «ingestellten Dampfschifffahrten wieder brginen konnten. — Vor einigen Tagen theilten wir mit, daß der Train soldat, dessen Pferde, von ihm verlassen, durchgingen und einem anderen Fuhrwerke bedeutenden Schaden zusügten, sich mit dem Besitzer des letzteren weg«n des Ersatzes gesetzt habe; heule er fahren wir, daß dieser Setzen noch nicht vollständig vollendet sei, daß der belr ffende Solrat aber selbst und zwar sehr gründ lich in einem senen Hause auf der Ho-pitalstraße gesetzt sei. — Der talentvolle Sohn Robert Blum's, Hr Hans Blum, ist von der junstiichen Facullät zu Leipzig zum Doc- tor der Rechte ernannt Worten. — Der Ta,^csliteralur steht eine neue Bereicherung bevor, indem d e Cigarrencubeiler Leipzigs, an deren Spitze der viel fach genannt; Vicepräsident der Losscille'schen Arbei er Vereine, Arbeiter Fritzsche steht, ein eigenes Organ für ih>e In teressen zu gründen gedenken. Namentlich wollen dir Leuts gegen die Cigarrenfabrikation in den königlichen Strafanstalten zu Felde zi Herr. — Immer nobel! Diese Devise bekundete sich nach der Vogelwiese. D r Wandrer durch die Vogelwiese wnd jesten Mann mit der italienischen Physiognomie oft vor den Zelten haben stehen u> d seinen Leierkasten drchm sehen; er wirs den allerdings nicht unharmonischen Klängen dieses Leierkastens ge lauscht, die santtrn T amulaüvnen b,wundert und seinen .Dieier" in di Alles verschlingende Blechbüchse peopfert haben. Dieser Mann mit der ilalienilchen Physiognomie, dem mehr als alltäglrchen Pioletarierrvcke und der blechernen Armen- büchse saß am ersttn Tage nach beendigter Vogelwiese in einer hiesige» Restauration in Altstadt vor einem sein gedeckten Tische und hatte sich „Aal blau" und eine Flasche Rübesheimcr ftr- vtten lassen Du armer Mann! Und wie viel arme Teufel Häven vielleicht aus Mitleid ihr letztes Scherflein in die Blech büchse fahlen lassen? Ebenso soll eine blinde alte Frau, die am Eliaslirchhose ihre Drehorgel bearbeitete, im Voigtlande ein Haus besitze?! . „Erkläret mir, Gras Oerindur, Diese» Zwiespalt der Natur!" — Zum Sängerfeste traf zu Dresden in Braun's Hote! ein Prediger ein und bat um Quartier. Der Wirth theilte ihm mit, daß nur noch ein Zimmer für zwei Personen vor handen sei, und wollte solches, da der Quartiermangel bedeu tend war, den» Angekommenen unter der Bedingung einräumen, daß er gestatte, einen anständigen Herrn noch nölhigenfalls zu ihm zu quartieren, womit der besagte Prediger einverstanden ist. Spät Abends trifft ein Jurist ein, der gleichfalls noch ein Logis sucht. Es wird ihm milgethult, daß ein solch.s hier nur noch in der angegebenen Weise vorhanden sei; wie begreiflich, wird die kleine Unbequemlichkeit einer gänzlichen Obdachlosigkeit vorgezogen. Der Jurist rückte leise, um den schon schlummernden Prediger nicht zu Wecken, in das Logis ein Der Umstand, daß der eine der beiden Quarticrgenossen, nämlich der Prediger, allabendlich solider Weise frühzeitig zu Hause rintnfft und sich ebenso regelinäßig früh zu Bette be- girbt, um Morgens mit dem Frühesten wieder auf den B.inen zu sein, wogegen der Herr Jurist einer gerade entgegengesetzten Lebensweise huldigt, nämlich Abends resp. Nachts spät ein- und Morgens spät ausrückt, bewirkt, daß beide, da sie noch dazu stets sorgfältig vermieden, einander im Schlafe zu stören, drei Tage zusammen wohnen, ohne einander gesprochen zu hab.n. Am dritten Tage endlich befindet sich Mittags einer der beiden Stubenkameraden im Zimmer, als zufällig der andere eintrilt und elfterem, der ihn nicht erkennt, da er ihn immer nur in Nachtloilctre im Bette gesehen hatte, auf seine Anfrage, was er wünsche, erklärt, daß er seit drei Tagen das Vergnügen habe, mit ihm zusammen zu wohnen. Es geht nun an ein gegenseitiges Vorstellen und man theilt sich mit, daß man beiderseitig noch einige Tage in Dresden zu verweilen beabsichtige, beschließt am Ende der Unterredung aber auch, in Anbetracht dessen, daß man sich aus oben angeführten Gründen wahrscheinlich doch nicht wieder sprechen werde, so gleich von einander Abschied zu nehmen, was denn auch in herzlicher Weise geschah. Beide wohnten danach noch fernere zwei Tags zusaminen. — Am Eingang der Ziegelgaffe trat vorg'ftern Nach mittag eine größere Verkehrsstörung dadurch ein, daß an >in»m sogenannten Sprengwagen eine Achse brach und l der Wagen demzufolge längere Zeit an Ort und Stelle, wo dies ftassi.rc, liegen blieb. Neugierige gab es natürlich gerade genug, um die ohnehin vorhandene Straßensperrung noch zu vergrößern — Vier Personen, die vorgestern aus der sächsischen Schweiz hier einttafen, unterwegs aber sich durch geistige Ge tränke m einen ziemlich unzurechnungsfähigen Zustand versetzt hatten, wollten von der Appareille aus mittelst Droschke weg- fahren. Der Droschkenkutscher mochte aber die Patrone nicht rinladen, weil er schon merkte, daß es mit ihnen im Ober stübchen nicht richtig war. Darüber ergrimmt, macht n sich die Herren über den Kutscher her — paukten auf ihn ein, mußten dafür aber auch! einige ordentliche Peitschenhiebe mit in den Kauf nehmen. Endlich schaffte ein Ger.Sd'arm Ruhe. — Der Mangel an Staatsgebäuden in Dresden wird immer fühlbarer. Bereits hat die König! Zoll- und Steuer- dircction ein Pnoaihaus bezogen und das Königt. Justiz- minist rium, wlchs, wie man hört, ein neues Gerrchtehau» für Dresden zu erbauen beabsichiigt, hat j tzt dem S abtrath den Wunsch zu erkennen gegeben, bis zur Vollendung de» Neubaues mehrere Eia en der aus der Landhausstraße ge legenen communlichen Gebärde für Gerichtszwecke zu er- miethen Es ist um so mehr zu Hess n, daß die städtische Veraaltung der Erfüllung dieses Wuniches sich willsäh ig be zogen w rde, als es sich um Befriedigung eines Bedürfnisse» der Gerichtsbehörde nicht nur, sondern der Einwohner schaft handelt, eines Bedürfnisses, für welch'.s srerlich längst schon hätte g> sorgt werden können, für welches aber zur Zeit im Mangel anderer geeigneter G.bäude in der Nähe des Gerichtshauscs auf zweckmäßigere Wuse nicht gesorgt werden kann. Die Forderungen der Stadt werden freilich keine ge ringen sein können, da eine sehr starke Abnutzung der Lokali täten zu erwarten ist. — Gest rn Nachmittag ist dem Handarbeiter August Gabriel, Walrgesse Nr. 27 wohnhaft, in Folge eigener Un- vo'sichligkeit, von einem mit Siemen beladenen Wagen da» rechte Schienbein überfahren worden. Das Bein tvbkr in einer solchen Werse beschädigt, daß sich die Unterbringung Gabriel in der Diakonissen-Anstalt nöthig machte. — Der Besitzer des neu eingerichteten Gasthauses,.Brüsseler Hof" auf der Schcfftlgasie hat in d>n gedruckten Bekannt machungen Folgendes bemerkt: „Das für jeden Reisenden lästige Service wird nicht berechnet." Dürste andern Gast höfen und Hotels besttns zur Nachahmung empfohlen sein. — Am Dienstag Abend kurz nach 11 Uhr ist abermals durch srevrlhaste Hand rin Schelmenstück auf der Eisenbahn- slncke zwischen Meißen und Sörnewitz verübt worden. ES ist nämlich ein großer Stein — ein sogenannter Markstein — auf das Gleis gelegt worden. Glücklicherweise hat jedoch die Maschine desjenigen Zuges, welcher sll Uyr Abends von Dresden abgeht, den Stein aus die Seite geschleudert, so daß nur einige Bleirohre an der Maschine gebogen und weiter kein Unfall dadurch herbeigeführt worden ist. — Ein Leipziger Commis hatte seinem Principal mehrere hundert Thalrr unterschlagen ur d dann, nachdem er noch ver schiedene Lagerscheine hatte mitgrhen heißen, den beliebt;» Weg „seewärts" einzeschlagen. Er kam bis nach Hamburg, wo ihn jedoch, als er die mitgenommenen Lagerscheine verpfänden wollte, sein Geschick ereilte. — Ein hiesiger Diener hatte in der letzten Zeit, wäh rend sein Herr in Dresden nicht anwesend war, mehrfache Excursionen in die Umgegend gemocht, unv sich dazu eine» eleganten Renners bedient, der semem Herrn nicht gehörte. Dies war aof?efallen und man ging ihm deshalb r»äh;r zu Leibe. Nach mehrfachen Ausreben ergab sich, daß der Diener sich das Pferd bei einem hiesig?« Händler für schweres Geld geliehen und dieses wieder seinem Herrn unterschlagen hatte. Von Letzterem hatte er einen Brief, in dem sich über 15 Thlr. Geld befanden, mit dem Austrage erhalten, ihn an einen be stimmten Ort auszutrag'n Siatt dessen behi.lt ec den Brief zu'ück, versicherte sich seines Inhaltes und glaubte dnscn nicht besser anwenden zu können, als ihn für Nettstudien auszu- geben. — — Ein hiesiger Kaufmann hat, wie uns mitgttheilt wird, vor mehreren Tagen einen seiner Volontairs, einen jungen Mann aus der Gegend von Pirna, über den Dicbstadl von Ciearren ertappt, die dieser ihm in ziemlich brdeuttnder Quan- tttät und theurer Qualität aus dem Geschäft gestohlen hat. Der junge Mann ergriff ramals aus Furch», der Po'izer über geben und durch di.se noch größerer Unredlichkeiten zum Nach- theit ftines Principals überführt zu werden, die Flucht, soll aber nach mehreren Tagen wieder aufgegriffen worden sein. Auch hört man. daß mit dieser Angelegenheit noch die Ver haftung eines hiesigen Agent in Verbindung stehen soll, der mir dem Di-ke befreundet und unter höchst bedenklichen Um- släntcn in den Besitz eines großen Theils der gestohlenen Ci garren gekommen war. — -- In Budissin findet am 17. d M. die feierliche Ent hüllung Ns vom königl. Ministerium des Innern der Stadt für Rechnung des Fonds für öffentliche Kunstzwccke gewidme ten, von dem Bildhauer Herrn Schwenk hier entworfenen und ausgesührten BrunnenstandbttdcS deS Krrsürsten Johann Georg 1. statt — tt Oeffentliche Gerichtsvrrhandlung vom 10. August. Der Handarbeiter Friedrich Traugott Kaiser auS Reichenberg ist mehrerer Diebstähle, daruntcr eine» Victualiendiebstahls, beschuldigt. Kaiser hat fast gar keine Bttdung genossen er befindet sich, so zu sagen, noch im Ur zustände der menschlichen Entwicklung. Er hat das 18. 8eben»-> noch nicht erreicht und keine Borbestrafungen hinter sich.