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Lrscheinl: Lögttch ftüh 7 Uhr. Kuseraie «erden migenommen: U« Abend» Ü,-Lonn. Sag» bi« Mittag» 1L llhr: «arienstra»« 13. Unzrig ln dies Blatt«, da« jetzt iu ^ ^ Uxempla^e» erscheint, stoben «in« erfolgreich« Verbreitung. Tageblatt für Unterhaltung und Geschästsverlehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. tvruä and Vgruthmn d«r Herau«geber: Ljkpslh öd Nklchardt. — Berantwortltcher Rrdacteur: ÄllllUS Rellhardt. Dresden, den 3. August. — Ihre König! Hoheit die Prinzessin Amalie beehrte vorgestern die Vogelwiese mit ihrem Besuch. Sie traf Abends gegen 46 Uhr ein, trat im lönigl. EmpfangS-Salon ab und wurde von Sr. Excellenz, Herrn Geheimen-Rath von Langen», Herrn Oberbürgermeister Pfotenhaurr und mehreren anderen Herren ehrfurchtsvoll begrüßt. Nachdem man die Prinzessin zum Echirßstand geleitet, schoß sie nicht nur für sich, sondern auch für Se Majestät den König, die Königin und die ge summten übrigen Mitglieder der lönigl Familie und fehlte im Ganzen nur zweimal Ihre lönigl. Hoheit würfelte hierauf in mehreren Buden, begab sich zurück in den lönigl. Salon und beehrte später noch mehrere EiablissementS, z. B den Apollo-Saal, sowie das Zelt des ersten Dienstmann-JnstitutS mit ihrer Gegenwart und verließ die Vogelwiese gegen 7 Uhr. — — Seitens des Ministeriums des Innern ist jetzt daS gegen den Schriftsteller Nr. August Silberstein in Wien im Jahre 1850, wo er sich einer ihm in seinem Vaterlande wegen Hochverraths drohenden Untersuchung durch die Flucht entzogen hatte, ergangene Verbot der Rückkehr nach Sachsen wieder aufgehoben worden. — Die Sängerhalle, ihren Erbauern — wie contractlich festgestellt war — wieder zurückgegeben, verfällt nun dem Loose alles Zeitlichen, sie wird vergehen. Bereits gestern war man beschäftigt, sie ihrer Dekorationen zu berauben. Auch die Bierhalle „Zum böhmischen KönigStöchterlein" wird abge brochen; sie war das einzige Etablissement, welches sich auf dem Sängerfeflplatze gestern noch vorfand. — Es wäre sehr wünschenSwerth, daß von der betr. Behörde daS G.setz „Verbot der ausländischen Lassen-Anwei- sungen" wieder einmal erneuert würde, da gewisse Leute förmlich ein Geschäft daraus machen, solche Papiere wieder in Umlauf zu setzen, während doch nie etwas bekannt gemacht wird, welche Sorte von diesen Papieren durch Einziehung u. s. w. werthlos geworden oder nächstens werden. — Daß über so mancher Sache «in eigner Unstern ob walten muß. zeigt sich recht deutlich und oftmals gn unserer Etraßenpflasterri. Denn wer hätte es n cht schon zum Öf teren mit eigenen Augen gesehen, wie Straßenpflastrrer und Gas- oder Wasser»öhrenleute einander wie die feindlichen Brüder von Messina verfolgen, was die Einen bauen, reißen die Nächstfolgenden gleich wied.r nieder. So bewundert man jetzt die Pflasterarbeit auf der Josephmenstraße; vor kurzer Zeit wurde dort «in Theil der Straße erst ausgebessert, jetzt ist man wieder dabei thätig, da dieser Straßentract eher schlechter als bester geworden war, wie vorher. Man zer bricht sich den Kopf, ob es etwa darauf hinausläuft, dort permanent zu flicken und zu pflastern — Auf allen Gasthausrcchnungen figurirt jetzt der Posten „I'vur I« «e-reiv»". Als die Berechnung des Trinkgeldes durch die Wirthe aufkam, wu de es als rin Fortschritt betrachtet, bis man entdeckte, daß damit nur eine neue Belästigung des Publikum« beabsichtigt war. Denn es stellte sich beim Befra gen de» Dienstpersonals heraus, daß diese berechneten Trink gelder keineswegs an das dienende P»rsonal kamen, sondern «nrderweite Verw ndung sandm. Dadurch ist die Widerwär. ligkrit entstanden, daß man zuerst das Trinkgeld an den Wirth und beim Verlosten des Gasthause» nochmals Trink geld an die mit bittender! Miene dastehende Dienerschaft be zahlt. Da, wie es sich wohl gehören möchte, noch nirgends gegen diese Uebervorlheilung de» Publikum» von den Behör den eingeschrittrn worden ist, wohl nach dem Sprichwort, wo kein Kläger ist, da ist auch kein Richter, so möge daS Publi kum sich an Selbsthülfe gewöhnen. Ich leide nicht mehr, daß «an mir das Trinkgeld auf die Rechnung setzt, sondern be gehe unerbittlich darauf, daß es gestrichen werde. Dafür 'gebe ich mein Trinkgeld an die Dienerschaft selbst und ver diente mir bis dato nur freundliche Gesichter beim Abschiede, wenn sich auch manchmal der Wirth nicht herbeilirß, mich an den Wagen zu begleiten Thut dr-gleichen. tt. (Leipz. Nachr.) — Auf der Vogelwiese ist vorgestern gegen Abend der Tochter eines hiesigen Buchbinders der schwarzseidene Mantel «it dem sie b-kleidet war, von einem unbekannten Frevler zerschnitten worden — — In den letzlvergangenen Tagen wurden über 800 böhmische Auswanderer durch Dresden nach Bremen be fördert. — — Vorgestern Abend gegen 10 Uhr suchten zwei Herren, unter -ihnen «in Engländer, in eine Wohnung in der ersten Etage de» Hause» Rr. 5 auf der kleinen Frohngasse zu gelan- gen. Sie batten aber dort da» Unglück, die Treppe herLb- zustürzen. Der Engländer blieb auf der Stelle besinnungs los lieg«» und wurde später in daS Krankenhaus gebracht. Seinem Begleiter schien aber der Unfall nichts geschadet zu haben, denn er war bald darauf wieder auf den Beinrn und setzte seinen Weg »u Fuß fort. — — Auf der Papiermühlen gefle sah man vorgestern zwei Schulkinder nach der Polizei abführen. Wie wir hörten, hat ten dieselben die Ladmcasie eines dortigen Viktualienhändlers bestohlen. — — -s Eine zoologische Merkwürdigkeit hat eine Schaubude auf der Vogelwiese dicht neben dem Agoston'schen Geistersa lon aufzuweisrn. ES ist dies eioe Art Seetiger aus dem mittelländischen Meere, der in einem großen Wasiersaß sich auf alle Weis, amüsirt. Das Merkwürdigste bei der Sache aber ist, daß das Thier dressirt ist. Es spricht „Ja, Papa, Mama" ganz deutlich. Auf den Befehl „louruer!" dreht es sich mir seinem fetten, seidenglänzenden Leibe in ewigem Kreise herum. Es steht auf und macht sich's zum Spaß, mit seinen gewaltigen Flossenfüßer, das Master zu peitschen. Es ist dies jedenfalls sehenswerth und namentlich für Naturgsschichtslieb- haber von besonderem Interesse. Nach diesem Seeungeheuer zeigt sich in derselben Bude ein anderer Coloß friedlicherer Natur — das weibliche Fetckind Fiori aus Marseille, das nicht minder naturgeschichtlich merk-vürdig ist. — Ein Blitzstrahl des vorgestrigen Gewitters fuhr an dem Blitzableiter der Dampföffe deS Hauses Nr. 12 der Neue gaste herab, spaltete die vergoldete Spitze des Blitzableiters und zertrümmerte einige Steinplatten in welchen die Halter deS Eisens eingelassen waren — Als Nachtrag zum großen Säogerfeste sei hier noch ein Fall erwähnt, mit welcher komischen Begeisterung man mitunter den großen Festzug empfing. In dem Dachfenster eines Hauses der Bautzmr Straße saß em Mann mit einem queraufgesetzten Treirnaster. H» .dessen beiden Ecken weiße Tücher befestigt waren. Weiße Tücher befanden sich auch in den zwei Händen und eins an jedem auf's Dach herausge steckten Fuße. Di se Maschine, d. h. den lebhaft wackelnden Kopf, gestikulirende Hände und zwei ganz bedeutend stram pelnde Beine in Thätigkeit zu sehen, toar überaus ergötzlich. Die dankbaren Sänger brachten auch donnernde Hochs. Ob aber die Ziegel unter dem Pedal ganz geblieben, und wie dem begeisterten Strampler die dreistündige Thäti keit bekommen ist, ist Referent zu erforschen außer Stande gewesen. — In Folge heftiger Gewitterregen in Böhmen ist die Elbe gegen 1 Elle gestiegen. — 8. In einem Kaufmanns laden in der Schlvßstraße versuchte vorgestern ein Knabe, einen neuen, harten sächsischen Thaler anzubringen, besten Aussehen, Gewicht und Ton dem Commis verdächtig vorlam, so daß er denselben an sich be hielt, leider aber den Knaben, der seinen Vater zu holen vor gab, entwischen ließ. Der Thaler ergab sich natürlich als falsch und war von dem Knaben schon in anderen Läden zu gleichem erfolglosen Manöver benutzt worden. — 8. Im zweiten Theater wird jetzt an einer neuen Dresdner Localposte, die das Dresdner Eängerfest zum Vor Wurf hat, studirt; soweit wir Einsicht in das Manuskript er langt, legt dieselbe Zeugniß von dem Geist und W>tz des Ver fasiers ab, der sich hinter dem Pseudonym Ewald Thudichum verbirgt. Schon in sechs bis acht Tagen soll die Posse in Scene gehen. — (Eingesandt.) „Dem Verdienste seine Kronen!" Nachdem dieselben in Ihrem Blatte so Manchem wurden, der sich vor und während d-s Sängerfestes verdient machte, würde ich mich mit den übrigen auf dem Leipzig-Dresdner Bahnhofe postirt gewesenen 25 Empfangs-Ausschuß-Mitgliedern freuen, wenn Sie auch der in der That bewundernswerthen Umsicht und vorsorglichen Einrichtungen erwähnten, welche sich sowohl bei Ankunst wie Abfahrt der Sängergäste auf der Leipziger Bahn so famos bewährten, daß auch Alles bis auf des Kleinste klappte Schien der kolossale Verkehr, der sich namentlich am Empfangstage daselbst entwickelte, wo ein kommender und gehender Zug den andern jagte, kaum bewältiget werden zu können, so wurde er es, Dank den trefflichen Anordnungen deS Herrn Oberingenieur Pöge und seiner und seines Perso nales angestrengtester Thätigkeit, dennoch in einer Weise, die jedenfalls anerkannt werden muß und eine öffentliche Erwäh nung verdient. b'. IV. — In Neinhardswalde hat ein Landwirth eine Gurke, 2 Pfund schwer und 16 Zoll lang, sowie eine Kartoffel im Gewichte von 23 Loth gezogen. Es dürste schwer halten, größere und schwerer« Exemplare ausfindig zu machen. — Am 1 August Morgens halb 3 Uhr ist daS Haus teS Obernachtwächters und Schuhmachers Schafhirt in OlberS» dorf bei Zittau abgebrannt. Leider ist ein Menschenleben da bei verloren gegangen. Auf dem Bod-n des mit Schauben gedeckt gewesenen Häu-chenS haben drei Schuhmachergesellen ihre Schlafstätte gehabt, von denen nur zwei derselben sich retten konnten; der dritte, der Schuhmachergrselle Joh. Jänick aus Grumbach in Böhmen, ist im Feuer verunglückt, da eS nicht möglich gewesen, ihn aus dem bereits in vollen Flam men aufgegangenen Gebäude herauszubringen. Erst früh 5 Uhr nach niedergegangenem Brande hat man den ganz ver kohlten Leichnam aufgefunden. — Im „Wiener Saale" zu Leipzig sollte am 1. d. früh eine große Studentenpaukerrr abgesaßt werden. Die Contrahen- ten mochten aber avertirt worden sein und waren nicht an zutreffen, wohl aber deuteten noch vorhandene Blutspuren darauf hin, daß schon gestern tüchtig „gepaukt" worden sein mochte, auch wurde das Paukzeug von nicht weniger als 5 Corps und Verbindungen vorgefunden und in Beschlag ge nommen. — Ter Leipziger Buchhändler K, wrlcher schon seit ei niger Zeit Spuren von Geistesstörung gezeigt hatte, mußte vorgestern im Georgenhause untergebracht werden. Dian hatte ihn am Schwanenteiche betroffen, wie er mit dem Hute Master schöpfte und sich letzteres über den Kopf goß. — In Meißen, hat man an einem Weingeleite schon reise Beeren einer frühen blauen Burgundertraube gefunden; im Jahre 1863 trat diese Reife zwar noch 8 Tage früher ein: immer ist aber auch dieses Ereigniß ein sehr seltenes. Lr»gesg«schi«tzte. Rhense, 29. Juli. Vor acht Tagen stand hier eine Gesellschaft Fremder am Königsstuhle. Vom anderen Ufer, aus Oberlahnstein, tönte Jubel und Hochrufen. Dadurch kam daS Gespräch auf das Abgeordneten fest, auf Köln und den dortigen Bürgermeister. Ein ältlicher Mann, wie rS schien ein Schulmeister, mischte sich in daS Gespräch und sagte: ES ist mir das mertwürdig, sert 17 Jahren war ich nicht hier, und als ich daS letzte Mal hier war, stand an dieser Stelle derselbe Herr Bachem, der jetzt in Köln so auffallende.Sachcn macht. Damals hielt er eine Rede vor einer Volksversamm lung, er zerschmetterte ein Trinkglas an den Steinen und sagte dabei einen Satz, den ich mir wörtlich ausgeschrieben habe. Er lautet: „Wie dieses Glas an dem Steine zer schellt, so wird der Fürsten Willen zerschellen an der Macht des Volkes, wenn es einig ist." > , Der „Rh. Ztg" schreibt man noch aus Bonn, 30; Juli: Herr Elasten-Kapp-lmann, welcher zu der vom K)Inrr Gemeinderath zur Arndtfeier entsendeten Deputation gehört, wurde bei seiner Ankunft mit glänzender Ovation empfangen! Das Fkstcomitv hatte ihn zu dem in der Lesegesellschaft arran-- girtcn Festmahle eingeladen; — da erklärte der hiesige Ober bürgermeister, er habe Ordre, das Fest auszuheben, sobald Elasten-Kappelmann an der Tafel Theil nehmen solle. (!!) Herr Clasien-Kappelmann erklärte hierauf, er werde sich, um den Verlauf des Festes nicht zu stören, der Theilnahme an dem Festmahle enthalten. — Großer, sehr malerischer Fesizug unter zahlreicher Betheiligung der Turner, Studenten, Schützen und Sänger; im Festzuge befinden sich 22 Fahnen. Pro fessor v. Shbel entwickelte in seiner Festrede eine Charakteri stik von „Ernst Moritz Arndt", er führt aus, weshalb der Dahingeschiedene heute gefeiert werde, er erinnert an seine Ideale, an seine Ansichten über die wahre Freiheit als noth- wend'ge Stütze der Monarchie und beweist durch C.tate auS seinen Schriften den unerschütterlichen Glauben Ürndt's an die schließlich« Erringung der Einheit Plön, 26. Juli. Ueber einen hier stattgehablen Exceß berichtet man dem „Alton. Merk.": Sonntag fand in einem Wirthshause, die „Wache" genannt, eine Tanzmusik statt. Der Polizist war anwesend, um unter der G-stllschaft, die meistens aus preußischen Dragonern und einigen „Grant monarchen" (so nennt man hier die Eisenbahnarteiter) bestand, Ruhe zu halten. Es blieb auch Alles in Ruhe, bis der Unter offizier, der gerade «tu jour hatte, mit der Patrouille erschien. Diese waren allein bewaffnet. Der Unteroffizier und ein Ge freiter sollen schon früher einen Streit mit einigen Arbeitern wegen eines Mädchens gehabt haben und suchten, wie alle Anwesenden auSsagen. Streit zu provociren. Von den An wesenden wurden drei Arbeiter, die sich ganz fern von Allem gehalten hatten, mit Säbeln in den Unterleib gestoch-n. Einer, aus Firsau bei Eutin gebürtig, stand bei seiner Braut und einem aniern Mädchen. Zwischen beide durch stieß ihn em Unteroffizier in den Leib, daß er bald darauf firnen Geist aufgab. Es soll herzzerreißend gewesen sein, wie daS eine Mädchen sich über ihn geworfen und gejammert habe. Von den beiden «rudern Verwundet«!, liegt der eine im Sterben; der andere scheint mit den, Leben davon zu kommen. Von den Preußen ist keiner verwundet. Am andern Tage fanden Untersuchungen statt von Seiten der Militärbehörden und de» Amtmanns. Es hat sich darnach herau-grstellt, daß der eine der Soldaten sich vorher von einem Märchen seines Quartirr- geberS einen Dolch hat besorgen lassen. Darnach scheint rS» als wenn rr die Absicht gehabt, rrgind etwas autzusühren > I l ! ' ^ l ! s