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Vdr. ri3. Zehnter Jahrg. c^rscheiul: stütz 7 Uhr. Kuserale ««rdro «mgcnommear hi« Abends ü,Sonn tag- bis Mittags 12 Uhr: Marienstraße kS. >nz8g in dies- Blatt», da, jetzt i- ' , ^ Uxrmplar«n erscheint, Pude» «ine «rsolgreich« BerdrrUnng. Dienstag. 1. Aust,ist I8V3. Tageblatt für Uaterhaltting und Geschästsverlchr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Abonnement: Lttneljährlich LüNg«. bei »»tulgeidüchtrLv:. strung ins Haus. Du«h di« KL»igl P»f dierttiliitzilich 22 Ngr lltuzetur Numoxrr 1 Ngr Inseralenpreise: Für den Raum ein« gefallenen Zeile: I Ngr. Unlcr „Singt- saudl" di« Z»it» L Srgr. Druck nnd Eigenlhnm der Herausgeber: Likpslh Neilhardt. — BerantwoNlicher Redacteur: Julius Relchardt. Dresden, den 1 August — Tc Königs. Hoh. Prinz Georg ist gestern Nach nit lag nach Scheveningen abgereist. — Se. König!. Maj hat den von dem Präsidenten der Bereinigten Staaten von Nordamerika zum Consul in Leipzig ernannten Mr. Timothy U. Dickinson und den von der oltomanischen Psorte zum General-Consul zu Leipzig ernann ten Kaufmann Gustav Spieß daselbst in dieser Eigenschaft anerkannt; ferner dem Rittergutsbesitzer 1),. Schmidel aus Zehmen und Kötz chwitz das Ritterkreuz des Aibrechlsordcns verli hen, auch dem Klempnermcister Hermann Heinrich Hüh ner in Chemnitz und dem daselbst in Arbeit stehenden Schloß jergesellen Robert Tarnis gestattet, die einem jeden wegen gemeinschaftlicher, rmt muthiger Entschlossenheit und mit eig ner Lebensgefahr bewirkter Rettung einer bei einem Haus brande in Chemnitz, am 30. April d. I, von dem Feuer be drohten Frauensperson, Hahnern in Golde, dem Schlosserge sellen Turms in Silber ertheilte Lebensrettungsmedaille am Weißen Bande zu tragen. — Der Kommandant des Fußartilleriercgiments Oberst Schmalz ist zum Generalmajor ernannt worden. — — Se Excellenz der Slaatsministcr ron Beust hat sich vorgestern nach Bad Elsier begeben und wird von dort heute zurück, »wertet. — — Am 29. v. M ist rin in Hof stationirter Bremser der bayrischen Bahn, Namens Zelt, ein unverheiratheter jun ger Mann, welcher auf dem halb 12 Uhr Vormittags in Leipzig eingetroffenen Zuge Dienst hatte, in der Nähe von Altenbmg verunglückt Bahnarbeiter haben seinen Leichnam mit zerschmettertem Haupte, bald nachdem jener Bahnzug die Elation Alunburg verlassen hatte, nicht weit von derselben mitten auf dem Gleise gefunden. Wahrscheinlich ist der Ver unglückte an eine Ueberbrückung gestoßen und dadurch vom Wagen herabgeschlrudert worden — Das vorgestern von Herrn Musikdirektor Pohle in der Sängerhalle mit Entröe von Ngr. gegebene große Militär-Concert war ungemein zahlreich besucht. Es dürfte die Zahl von 10 bis 11,000 Concertbesuchern nicht zu hoch gegriffen sein. Leider wird die prächtige Halle nach Beschluß des SängerfesPFinanz-AusschusseS von heute an den Erbauern derselben behufs Abbruch zurückgcgeben, wenn nicht letztere es vorziehen, die Halle auf eigenes Nisico zu fernerer würdiger Benutzung stehen zu lassen. — Einen schönen Aussichtspunkt verschafft man sich durch «inen Besuch des Neustädter Krrchthurms. Nach keines wegs beschwerlichtm Ersteigen desselben bietet sich uns eine entzückende Nundsicht dar, die uns in der Ferne den Wilisch, Geising und Schneeberg, das Mückenthürmchen, die Berge der sächsischen und böhmischen Schweiz, die Lößnitzberge, den Dom zu Meißen und mehrere andere fernere oder nähere Punkte zeigt, in der Nähe aber uns nicht minder durch eine interessante Uebersicht über Neu- und Antonstadt mit deren schönen Garten anlagen und Alleen erfreut, dadurch aber vor andern lieber, sichten von Kirchthürmen, welche uns nur schmutzige Dächer und berußte Schornsteine zeigen, einen wesentlichen Vorzug verdient. — In einem Stalle, der sich im Hofe des Hauses Nr. 3 im Poppitz befindet, gerieth gestern Vormittag eine Partie Streu-Stroh in Brand Die Entstehungsul sache des Feuers, da« bald wieder gelöscht wurde, ist unbekannt. Beiläufig befanden sich in dem Stalle eine größere Anzahl Schafe, die kurz zuvor dort eingrstallt worden waren. — — Der Direktor des bekannten South-Kensington-Mu. seumS Mr. Philipp Owen befindet sich einigen Tagen hier anwesend und beabsichtigt einige hiesige Kunstsawmluugen, außerdem aber noch die Porzcllanmanufaetur in Meißen in Augenschein zu nehmen — * Blondin ist jetzt in Hamburg Als man ihn dort fragte, welches Geheimniß er besitze, solche Meisterstücke, wie die mehrmalige Ucberschrkitu"g des Niagara-Falles ausführen zu können, sagte er: „Das ist ganz einfach Mein Hauptge setz der Balance ist nicht die Ruhe, cs ist die Aussicht. Ich blicke nie mach unten, nie nach oben, nie nach der Seite. Mein Blick iist auf einen Punkt des jenseitigen Ufers gerich tet den ich mie aus den Augen lasse. Und dieses Gesetz ist sicherer, als das der Ruhe. Ich habe mehr als die Kühn heit, ich habe die Sicherheit" — Aus dem Plauen'schcn Grunde. Am 25. Juli schlug der Blitz in ine Scheune eines Wirthschüftsbesitzers in Wrißig bei Polschaps rl ein, l-gie dieselbe in Asche und tödtete eine Kuh, welche i nit verbrannt» — Am 30. Juli Mittags gegen 11 Uhr entstund auf dem Zimm«rpsatze des Zimmermeisters Kretzschmcr i»i Potschappel ein Brand, der bei dem heftigen Winde leicht I hätte sehr gefährlich werden können, wenn nicht fast augenblicklich beim Entstehen desselben so viele Hände thätig gewesen wären, das Feuer zu dämpfen. Daher kam es denn, daß nur eine verhättnißmäßig kleine Menge von Zimmer- und Hobelspähnrn verbrannte und der Schaden nicht sehr groß geworden ist. Man vermuthet, daß das Feuer durch eine glühende Kohle entstanden ist, welche der Lokomo tive des unmittelbar vorher an der Brandstelle vorüberfah- rendcn Eisenbahnzuges durch den Wind enlweht worden war. In der Werkst« Ile eines auf der großen Plauen'schcn Gasse wohnhaften Tischlers sind vorgestern Mittag diverse Hobelspühnc in Brand gerathen. Der Turnerfeuerwehr ist es zu danken daß das Feuer alsbald wieder gelöscht wurde In Betruff der Entstehungsursache wird vermuthet, daß das selbe bei Gelegenheit des Aufwärmens von Leiin entstanden sein kann. — — Auf dem Antonsplatz wurde vorgestern Mittag ein Pferd -ingefangen, das sich dort herrenlos herumtummelte. Zum Glück war dieser Tag ein Sonntag, an dem, anders wie an Wochentagen, wenig und fast gar keine Kmdcr dort aufhält lich sind Das Pferd war im goldncn Ring eingestellt ge wesen und harte sich dort losgerifsen und zur offenen Thüre des Stalles hinaus Reißaus genommen. — Am 26 Juli tödtete der Blitz den nahe bei einer Erle stehenden Gäns.hüter Herzog aus Dorf Oßling bei Kanunz. — An demselben Tage schlug ein Blitz in das Haus deS Handarbeiters Nadstübner in Röthenbach bei Lengenfeld und tödtete dessen Schwiegermutter augenblicklich, ohne das Haus anjuzünden. - G.slern Abend gegen 6 Uhr gerieth auf dem Schle sischen-Bahnhof der Arbeiter Zumpe bei dem Wagenschiebm zwischen die Puffer und wurde besinnungslos mittelst Droschke nach seiner Wohnung geschafft. — D»- Uinigl. AmtShaupLmannschaft macht bekannt, daß die Schießübungen der Artillerie nach der Scheibe den 3 August dss. Js. beginnen und bis 8. September währen tmrRn.' — In Folge eingetretenen bessern Wafserstandcs hat die sächsisch-böhmische Dampfschifffahrt die regelmäßigen Fahrten nach Meißen und Riesa wieder ausgenommen. — Am 21. d. M. Nachmittags j 5 Uhr wurde der Handarbeiter Kramer aus Machern bei der Erntearbeit von Unwohlsein und Kopfschwindel befallen und starb eine halbe Stunde darauf. Unter gleichen Erscheinungen verschied zu derselben Zeit auf dem Kornfclde der Hausbesitzer Rauchfuß in Lübschütz; nur trat hier der Tod noch schneller ein. Wie diese Beiden erkrankte Tags darauf 14 Uhr Nachmittags auf dein Kohlenschacht zu L-ulitz der Häusler Naundorf aus Pausitz und starb gegen 6 Uhr. Diese drei Erkrankungen haben mit Kopfschwindcl angefangen und wurden von den Acrzten als Sonnenstich bezeichnet. — Das Gute und Treffliche für einen gewissen Zweck bestimmt, kommt nie zu spät. Dies ist der Fall mit einer für das Sängersest vom Hosgraveur Jahn geprägten Me daille, die nur deshalb so spät erschien, indem die Anfer tigung mit größter Acuratcsse und Sauberkeit geschah, jeden falls aber nun in seinem Genre als ein kleines Meisterstück vor uns liegt. Von feinem englischen Zinn geprägt nnd in der Größe eines Thalers enthält die Medaille im Avers die Sängerfcsthalle, im Revers den deutschen Adler, das sächsische und das Dresdener Stadtwappcnschild haltend, nebst Lyra, umgeben vom Sängerspruch. Die Medaille in wirklicher Schönheit kostet nur 3 Ngr. — 1' Oeffentliche Gerichtsverhandlungen vom 3l. Juli. Zwei Hauptv. »Handlungen stehen heute an wegen D ebstahls Zuerst tritt Juliane Marie Auguste Kramer auS Eisenberg, 25 Jahr alt, auf die Anklagebank. Schon im Jahre 1857 beginnt ihre Vcrbrecheiliste. Wir hören von verschiedenen Strafen im In- und Auslande, namentlich in Preußen. Die KrciSgerichte zu Zeitz und Naumburg in Preu ßen haben sie stets wegen Diebstahls zu Gcfängniß verur thcilt, Sachsen schickte sie zweimal ins Arbeitshaus, woraus sie erst Ostern vorigen Jahres entlassen wurde. Auf dem Gerichtstische liegen mehrere der corzzors delicti, z, B. alte Stiefeletten, alte abgetragene Gummischuhe, Betten, Bettüber züge rc Zwei Zeugen sind erschienen, der hiesige Klempner- meister Carl Flierich Vcffler und seine Frau. Die Kurmer stahl ein Dienstbuch, das der Wittwe Scheibe in Ernstthal gehörte, kam nach Dresden meldete sich mit bei der Polizei hier an und sagte, sie habe sich bei Bessler vermiethtt, was auch in Wahrheit war. Bei Bessler stahl sie 42 verschiede,,e Gegenstände, von denen wir nur den geringstrn Theil heute vor uns auf dem Gerichtsttsche liegen sehen. Hieraus fuhr sie nach Berlin, Hamburg und Bremen, doch dort wuide sie arretirt. Im Allgemeinen gesteht sie Alles zu. Die König liche Staatsanwaltschaft beantragt ihre Bestrafung; Herr Ad- vocat Robert Fränzel erinnert an ihre Hilflosigkeit, nament lich während der Schwangerschaft und bittet um das möglichst milde Urth.il. Sie weinte bittere Thränen, als sie hörte, daß der Gerichtshof sie zu 3 Iahe ,, Monate'und 3 Tage Zuchthaus vermtheilt hatte. - Ganz anders benahm sich ihr Nächstlger auf der Anklagebank, der sortwmrend sich seine Kopfoaaee in die gehörige Richtung brachte, sich das Beulch-n drehte, lachte und nach oben und nach unten hmilrckte und sogar stumm einige Anwesende grüßte. Er he ßt Emil Rath und ist aus Neusalz in Ungarn g burtig, 1!» Fahr alt. D n Tag seiner Geburt weiß er selbst nicht. Zuerst erlernte er die Handlung, dann wurde er Condetor und zuletzt Hand schuhmacher Ec sah sich in der Wett um. durch-eiste die Türkei, Galizien, ja er sah sich sogar in den Wüsten von Afrika um. Schließlich lim er bis in den Gastyvf zur Stadt Leitmeritz in Dresden, wo der Gastwirth Kirsten ihn unter dem falschen Älamen „Gras Emil von Muhlb .ch' ausnuhm. Rath stellte sich taubstumm, heute aber zeigt er, daß er sthr gut sprechen kann Er stahl dorr eine Bnefiafche mit 21 Thawrn. Er meint, sie soll im Gastzimmer auf eurem T'sch gelegen haben, was aber nicht wahr est Man sagt, Rach habe dem schlafenden Kirsten den Schlüssel aus der Tasche genommen, das Geidschränkchea geöffnet und die Summe dar aus gestohlen. Auch hier beanlrazre die König iche Staats» anwalschatt die Bestrafung und sie erfo gte mit 4 Monatm Gcfängniß Einen solchen Gleichmut!;, wie Rath auf der Arrklagcdank entwickelte, hat Referent ni-mals gef. hen. — AnqekündigteGerichtsverhandlungen Mor gen. den 2. Avgust, Vormittags 9 Uhr Unttr Ausschluß der Oeffentlrchkeit weder den Lohnkcllner Georg L edewig Pwßky von hier w gm deS in Art. 183 des Strafgesetzbuchs gedach ten Verbrechens. Vorsitzender: Gerichrsrath Einern Stuttgart, 28. Juli. Ein hiesiges Lokalblatt erzählt ein gestern dem Prinzen Charles Napoleon Bonaparle vor seiner Abreise nach Frankfurt auf hiesigem Bahnhof zuge» stcßeneS Abenteuer. Der Prinz, der mit seiner Gemahlin, einer gebornen Prinzessin Nuepoli aus Nom, mehrere Tage hier sich aufhielt und Stadt und Umgegend besichtigte, war gestern Vormittag im Begriff, mit dem Courierzug nach Frankfurt abzureisen und löste selbst sieben Krrten erster Klaffe für sich, seine Gemahlin und Gefolge. Einem hinter ihm stehenden Engländer mochte das Geschäft zu langsam gehen und er lieh seinem Mißmuthe laute Worte in englischer Sprache, was den Prinzen indeß nicht kümmerte. Ais aber der Englishman den Prinzen mit seinem Regenschirm auf brutale Weise drängte und stieß, drehte sich der Prinz rasch um rnd versetzte dem Engländer eine derbe Ohrfeige Dieser fuhr sogleich in einer Droschke auf die Stadtdirection, um sich Satisfaction zu verschaffen, worauf ein Secietär dieser Behörde erschien und Untersuchung einleitete. Da sich indeß der Besitzer des „Hotel Marquardt ' verbürgte, konnte der P inz dennoch abreisen. Das Publicum nahm entschieden Partei sür den Prinzen. Königliches Hoftheater. Am 31. Juli „Die Schachmaschine" gehört zu den mit Recht iu's Theaterarchiv nicdergelegten älteren Stücken, die nur der Anwesenheit eines so gefeierten Gastes, wie Hein rich Marr von Hamburg, ihre zeitweilige Wiederauferstehung verdanken. Dieses 4ak.ige Lustspiel, das Herrn H. Beck zum Verfasser hat, ist nicht schlechter und nicht besser, wie so viele andere. Es enthält eine Anzahl dankbarer Rollen, einige ge lungene Scene«, die nicht vergebens an die h-itere Thäligkeit des Zwergfells appellircn, manchen drolligen Einfall; es unterhält, namentlich bei einem so wackeren Jneinandergreifen der Spieler, wie gestern, bis zum Schluß. Fragt man sich aber: was war de: Zweck dieser unwahrscheinlichen Situa tionen, Charaktere und Jotrigucn, so wird man sich schwerlich eine befriedigende Antwort geben können. Das Stück gleicht der Erzählung einer Anekdote, deren ganzer Zweck der schlechte Witz ist, welcher am Schluß berichtet wird. Alles arbeitet hier darauf hin, zum Schluß den albernen, abgeschmackten Grafen von Balken unter der Firma einer Schachmaschine in das Vorzimmer der von ihm Angebeteten »n transpottiren, um ihn, begleitet von dem Gelächter seiner Nebenbuhler, wie einen begossenen Vierfüßler abzicheii zu lassen. — Nimmt man aber bas Stück, so wie cs einmal da ist, so schieß sich der Gra? Balken d-.s Herrn Marr d.n früheren sauberen Leistungen dieses Gastes würdig an. Er wusste mit der lächerlichen Ge stalt dieses Grasen ordentlich hauszuhallcu. er stalttte sie mit einer Menge feiner, menschlich-wahrer Züge aus. die uns riesen sonst wirklich polizeiwidrig dummen Menschen näher rückten, daß man an ihn, ein Jntercss: nehmen konnte. Dieser Dummlopf war doch nebenbei noch der Takt, die Höflichkeit, die Galanterie selbst, und wie stimm iaub-ren Nocvcv>Kostüm das schwarze Schönheitspflästerchen nicht fehlte, entbehrte dieser