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M-'W». SeMer MG» "> « «Brfch-K«: «Wch ft«» 7 Uhr. Inserat« Drrd« «r-numm«»: <w Abend» V.Eoun- ta,S bi« Mittag» 1» Uhr: Marienstra-e 1>« » <.. Freitag. 28 Juli 18SL. U«z«ig. in dtrs. Blatt«, da, jetzt tu U.E Ixrmplart» «rschriut, finden rin« rrftlgreich« Lerbrritung. Akonnemeut: vietttljLhrlich 2« Ngr bei unentgeldlicher Lie ferung in'« Haus. Durch die «Snigl Pos vierteljährlich 22 Ng, Sinzrl-n« Nummer» 1 Ngr. Tageblatt für Uuterhaltuug und Geschäftsverkehr. Mttredacteur: Theodor Arabisch. Inseratmpreise: Für deu Raum «iu«r gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" di« A»il« L Stgr. »ruck und Sigenthmu d«r H»rau«grbrr: Litpsch T Neichardt. - «erantwortlicher Redacttur: Julius Nelchardt. D»«sd««, de» 28. Juki. — Auch noch einige Bilder aus dem Sängerfefizuge. — Al» der Eängerfestzug unter anderem auch die so reich ge- schmückte Kreuzstraße durchschritt, glich da- Bouquet- und Blumenwerfkn geradezu einem leichten Schneegestöber. Da Var kein Fenster, au- welchem nicht 6 — 7 weiße Tücher freudig wehten und eben so viele zarte Hände im Blumenregen den lieben Sängern ihre Grüße spendeten. Da entleerten sich endlich die Körblein, aber der Zug, gleichsam ohne Ende, führte immer und immer wieder neue Sänger zu. Was da thun? — Nun, der Enthusiasmus sinnt nicht lange, er han delt. Man begann daher die Häuser ihres Schmuckes zu be rauben, und warf die Kränze den Sängern von oben zu; aber auch dies« reiche Quelle wollte nicht zulangen, wurde er schöpft, und um Blumenschmuck zu spenden, band man selbst hie und da die über die Straße gespannten Guirlanden ab Änd warf sie tauschend zu den Sängern nieder. Ferner be grüßte die österreichische Gesandtschaft noch ganz besonders den Wiener Sängerbund durch herrlichen Blumenschmuck, und «in nicht enden-wollendes Hoch war der Dank der hoch er freuten Männer. Manchem gebräunten, durch die Tausende von Sorgen und Mühen des* Leben» tief gefurchten Antlitz standen die Freudenthränen in den Augen, denn auch die Freude kann uns überwältigen, wo es heißt: „Nur einer Freude Hochgefühl entbrennet. Nur ein Gedanke lebt in jeder Brust." Diese unsere Feste, find sie nicht auch im vollsten Sinne de- Wortes wahre VerbrüderunzSfeste? — Und als «an die Glocken läuten und die Salutschüsse donnern und drinnen in der Festhalle da- Lied: „Allein Gott in der Höh' sei Ehr'!" aus lausend und abertausenden von Kehlen erschallen hörte, f» glich diese einem Tempel, daS Ganze aber einem Völker- gebet«. — Mögen im Tone die frommen Wünsche der ganzen hier versammelten deutschen Nation, möge» sie bis zum Throne des Königs aller König« gedrungen und erhöret sein, auf daß, was wir so oft im Lied besungen, in nicht zu fernen Tagen in Erfüllung gehen möge, wir einig seien als Volk und Brüder! —f Festnachlese. Es taucht noch so manche Einzel heit auf, welche hier und da amüsirrn dürfte. Großen Spaß machte z. B. der Umstand, der gewiß nicht ohne prädestina- torisch - politische Bedeutung sein kann, daß fast sämmtliche schwarzgelbe Fahnen in der Nacht vom Dienstag zur Mitt woch schwarzweiß sich färbten. Der nächtliche Regen hatte daS Gelb ausgewaschen, und der Eigenthümer dieser Fahnen, der früh zum Fenster hrraussah, glaubte sich in Wahrheit nach dem Spree-Athen versetzt. Hie, bei ist zu bemerken, daß Viele der Fremden nicht wußten, daß das Schwarzgrlb die Dresdner Sladtfarbe sei. Eie hielten sie vielmehr für spe zifisch österreichisch und meinten, Oesterreich sei ungeheuer be vorzugt worden Die Preußen vermißten deshalb sehr ihr Schwarzwe-ß. Wie schon erwähnt, hat der Regm auch ihnen di« Freude gemacht und sie befriedigt. — Ein Euriosum am Eingänge zum Fest platze machte viel Spaß. Da kommt ein Bruder Studio mit bunter Mütze. Er will auf den Fest platz. „Halt! Billet, verehrter deutscher Sänger!" sagt der Turner. „O, ich bin Sänger!" — „Na, da müssen Sie doch «ne Legitimation haben?" — „Legitimation? Brauch' ich nicht!" — „O ho! Ich bitte!' — „Na, wenn Eie Legitima tion wünschen, hier ist sie!" Zieht der Bruder Studio einen Leipziger Leihhausschein aus der Rocktasche, der verkündet, daß er einen Frack für einen Thalrr versetzt habe, und hält iw» groß und breit den Pförtnern vor. Unter schallendem Gelächter zog der Studio, nunmehr legitimirt, auf den Fest- Platz ein. — Ein Wiener Sänger, der einem Begräbniß bei wohnte, besah sich den weiten Kirchhof und bemerkte mehrere »ffene Gräber, die sich geöffnet hatten, um binnen wenig Stunden noch einige müde Erdenpilger auszunehmen. „Echaun'S," sagte er zu seinem Quartirrwirth. ,.dö» sein die besten Massen- «suartiere l' — Wenn auch wenig Benebelte auf dem Fest platze zu bemerken waren, so halten doch die Turner hin und wieder zu thun Aber Alles in Liebe und Güte! Ein Nicht fänger, der sich auf seinen Stelzen gar nicht mehr halten konnte, wurde von den Turnern auf dem Festplatze aufge- -riffrn. LlS er sich gehalten fühlte, schlug er mit Armen und Beinen um sich herum und begleitete diese Strampeleien mit Redensarten, die allerdings den ruhigsten Mann reizen muß- len. DaS störte die Turner durchaus nicht. Eie lachten und lachend gängelten sie den Widerstrebenden auf den wohl- HLtigen Etrohsack, wo er alsbald entschlief und nach ein paar Stunden ruhig seiner Wege ging. Tie Turner haben sich AlS Feppolizei auch in Dresden höchst praktisch bewährt, t — 1- „Nämlich so ein Sängerfest giebt dem Portemonnaie den Rest!" Den Rest! Ja, wir sind nun mit dem Fest auf den Rest gekommen und zwar in der gemüthlichsten Weise. Die Aestglockrn find verstummt, die Sängrrschaaren sind zu meist heimgefahren und erzählen nunmehr im trauten Städtchen oder im lieblichen Dörfchen im weilen deutschen Vaterlande von dem großen deutschen Feste, auf das Dresden stolz sein kann. Bald wird auch die Kunde hinübergelangt sein nach dem fernen Amerika, und wenn das große Kabeltau schon ganz in den Tiefen de» OceanS läge, es würde längst die frohe Mähr den deutschen Brüdern der neuen Welt verkündet haben: „In Dresden war's schön!" Die Stadt bietet jetzt das Bild einer eben geschlagenen Wahlschlacht. Dieselben fleißigen Hände, die vor dem Feste die Straßen schmückten und die Häuser, sie sind jetzt beschäf.igt, die Ruder« wegzu nehmen und der Residenz wieder den gewöhnlichen Alltagsrock anzuziehen. Die Sturm- und Feuerleitern recken ihre Nasen an den Häusern in die Höhe und hinauf steigt der flinke Tapezirer, um die Fenster und Thürcn und Giebel ihres Fest schmuckes zu entkleiden. Die Riesenguirlanden, die Kränze, sie fallen zur Erde, sie haben ihre Aufgabe gelöst, sie wan dern nun in den Ofen, um den Ksff-e zu kochen, bei welchem die Familie sich Nachmittags den süßen Erinnerungen an die schönen Tage von Aranjuez hingeben wird. Die Fahnen- stangin neigen ihr Haupt, die Flaggen rollen sich zusammen und verschwinden in der stillen Lade, einer neuen Bestimmung harrend. Die Restaurateure und Hoteliers ziehen ihre Geld- kaffen heraus und wühlen im Mammon, den die Sänger- schaaren mitgebracht. Mancher lacht, Mancher schmunzelt, Mancher kratzt sich hinter den Ohren, Mancher runzelt die Stirn — das sind die kleinen Leiden und Freuden des Lebens, de- Leben», da» dem Hazardspiel gleicht; denn wer wagt, der gewinnt. Noch ziehen hier und da Sänger durch die Stadt, sie können Dresden noch nicht vergessen und verlassen, e» ist ihnen lieb und theuer geworden. Der Eindruck, den da» Fest zurückgelaffen, ist rin noch so allgewaltiger, daß der Geist sich sammchr muß, um über all' da» Gesehene und Ge hörte ,N Ruhe «rchvdnken za können Der Strom der Freude war zu groß, sein Wellenschlag zu mächtig, er riß Alles mit sich fort. Möge aber auch die Zeit vergehen, mögen Wochen, Monden, ja Jahre verflossen sein, die Blume der Erinnerung wird in jedem Herzen fortblühen und an die seligen Tage zurückdenken lassen, wo Dresden es war, das alle deutschen Stämme in sich versammelt; denn sie kamen ja aus allen Himmelsgegenden her. Alle Sprachen waren zu hören, alle Dialekte — aber trotzdem verstanden sich Alle — sie waren ja einig, sie waren Deutsche und feierten ein deutsches Fest der Liebe, der Eintracht, des Friedens. So ziehet denn hin, deutsche Sänger, und nehmt ein inniges, herzliches „Lebewohl" mit auf dm Weg in die Heimathl — Während de» vorgestrigen Gewitters hat es auch in die beiden Häuser Nr. 26 und 28 der Waisenhausstraße ein- geschlagen, doch hat der Blitz nicht gezündet. Außerdem wurde durch den mit dem Gewitter verbundenen Sturm das Wald- schlößchen-Zelt auf dem Festplatz nicht unerheblich beschädigt. — — Gestern Vormittag wurde aus dem Mühlgraben an der Hose-Mühle ein Leichnam herausgezogen. Man erkannte in ihm einen hiesigen gelben Dienstmann. — — Einem Kellner aus Berlin fiel eS vorgestern Abend ein, sich für einen Polizeibeamteten aüszugeben, und sich da durch Einlaß in ein Logis auf der Zahnsgasse zu verschaffen. Der LogiSbesitzer nebst seiner Frau trauten aber der Sache nicht recht und verlangten von dem Mann, daß er sich legiri- mirm solle. Da er dies natürlich nicht konnte, so hielt man ihn fest, und rief einen Grnsd'arm herbei, der den Pseudo- Collegen mit fortnahm. — — Die am Mittwoch Abend in der Tonhalle vom Na tionalverein veranstaltete Versammlung wurde in Folge des überaus schwachen Besuchs — ungefähr 100 Personen waren anwesend — zu nicht» weniger, als zu einer Volksversamm lung, als welche man sie in mehreren auswärtigen Zeitungen angekündigt hatte. Sie sollte das nationale Sänger fest er gänzen, bei welchem man zwar auch, wie man sich ausdrückte, von deutscher Einheit gesprochen habe, aber in einer Weise, bei welcher sich auch der allerärgste Particularismus Wohlbefinden könne. Es sprachen einige Herren für die Neichsverfassunz von 1849 und gegen Preußische Annexionen und die Versamm lung stimmte dem gegen 12 Stimmen bei. — An der hintern Front der Feflhalle wurden durch den vorgestrigen Gewittersturm Fensterfelder hinringedrückt und im inner» ober» Theile die leinene Dekoration zerfetzt; auch Körner'» Porträt ward beschädigt. Auch in dem nahen Dorfe Plauen haben mehrere Blitzeinschläge stattgefunden, jedoch ohne erheblichen Schaden anzurichten. In Loschwitz wurde, von dem heftigen Siurme der Flur erheblicher Schade zugefügt. Zahl reiche Obstbäume wurden umgebrochen, darunter an einer von einer förmlichen Windhose heimgesuchten Stelle sämmtliche Bäum« einer unbemittelten Familie, in der man gerade die silberne Hochzeit der Eltern in bescheidener Weise feiern wollte. In den Weinbergen wurde der Boden massenhaft hinabge schwemmt und bedeckte an vielen Stellen rllenhoch die niedri ger» Pflanzen. Die Badehäuschm bei Loschwitz wurden von der Gewalt de» Sturmes auseinandergerissen. — Für alle Personen, in deren Adern süßes Blut rollt,' ist der Aufenthalt im Freien, der lästigen Mücken wegen, stets mit Qualen und Stichen verbunden, die das ganze Ver gnügen verderben können. Es wird unfern Lesern, namentlich aber unfern schönen Leserinnen daher gewiß nicht unangenehm sein, wenn wir ihnen von einem Radikalmittel gegen diese kleinen Blutsauger, wie überhaupt gegen alles Ungeziefer, Kcnntniß geben. Es ist dies die sogenannte Jnsektcntinlturj die man in jeder Apotheke für ein Billiges bekommen kann. Diese Tinktur wird zu gleichen Theilen mit Wasser gemischt, Gesicht und Hände damit gewaschen, und keine Mücke wagt sich an den so verwahrten Menschen. Die Mischung ist übrigens für die Haut ganz unschädlich. Im letzten Kriege haben die Militär-Intendanturen mit dieser Tinktur die glän zendsten Erfolge erzielt, indem sie die Uniformen der Soldaten^ die viel unter Ungeziefer aller Art zu leiden hatten, mit der Mischung haben bestreichen lassen, wonach alles Ungemach so fort verschwand. Auch den Pferden, die mit diesem Gemisch gewaschen ,werden, naht sich keine Bremse oder Stechfliege, wie vielfach erprobt worden ist. — Während des am Dienstag auch hier mit starkem Platzregen aufgetroffenen Gewitters sind in Obergrumbach sämmtliche Gebäude des Gutsbesitzers Röthig, sowie Wohn haus und Scheune des Gutsbesitzers Partzsch in Folge Blitz schlags niedergebrannt. — Am 23. d. M. vor Mittemacht brannten in Rans bach die zum Naglerschen Gute gehörigen Gebäude, sowie Scheune, Stall- und Schuppengebäude des Gutsbesitzer» Schlegel total nieder. Nagler verlor hierbei sämmtliche» HauS- und Wirthschaftsgeräthe, 4 Stück Rindvieh, eine Ziege, 2 Schweine und da» Federvieh, sowie die Getreide- und Futtervorräthe — Die „D. A. Z." schreibt unterm 25. d.: „Wie man uns mittheilt, wird von Berlin aus eine Einladung an die preußischen Abgeordneten zu einem F«stmahle in Leipzig vor bereitet. — f Eine Anzahl der Altstädter Restaurateure wird sich vereinigen und eine Petition an den Stadtrath ergehm lassen, um den ferneren Verkehr auf dem Festplatze zu sistiren, weil sie sich in ihren Geschäften und Einnahmen beeinträchtigt fühlen: — -f Das Dorf Blasewitz hat das Gewitter am Mitt woch Nachmittag stark mitgenommen. Das Dach eines Haus besitzers versetzte sich auf einen andern Standpunkt. Im Schillergarten brach der Sturm einen der schönsten Kastanien» bäume um, in Privatgärten sind jüngere Bäume gar nicht mehr aufzufinden gewesen. Am Ende des Dorfes schlug der Blitz, glücklicherweise ohne zu zünden, in rin Haus. Fahnen und Fahnenstangen wußten gar nicht mehr, wo sie hin sollten. Einzelne Flaggen machten Luftreifen nach der sächsischen Schweiz. In Neustrießen war's nicht besser. DaS Concert in Loschwitz wurde wie gewöhnlich zu Wasser. Einer Meldung zu Folge hat der Sturm die Riesenguirlande, die von der Begerburg über den Plauenschen Grund hing, aus einander geschlagen — Der gute Ton und das anstandsvolle Benehmen der Dresdener Einwohnerschaft bei Gelegenheit des Sängerfestes hat den fremden Gästen, wie man jetzt allgemein hört, den vortheilhaftesten Eindruck gewährt; die sächsische Höflichkeit im besten Sinne deS Wortes hat sich bei allen Besuchern de» Festes wieder in freundliche Erinnerung gebracht und alle die Sympathien erneuert, deren Sachsens Volk und besonders Dresdens Einwohner sich immer zu erfreuen hatten. Unsere Gastfreundlichkeit, unsere Gemüthlichkeit, vor Allem unsere wahre und unbefckhlene Loyalität haben die Hochachtung der Fremden in hohem Grade erregt. Lassen wir uns diese aus- zcichnenden Eigenschaften bleibend sein, und insbesondere die Dresdner Gemüthlichkeit und unseren loyalen Sinn, unsere Anhänglichkeit an unseren König erhalten und treu bewahren, und der uns angeborenen Bescheidenheit ein volles Maaß vater ländischen Stolzes immerdar binzusügcn. — — Dem Vernehmen nach lag e» in der Absicht Sr. M. de- Königs, ivährend seines Aufenthalts in Negensburg die dortigen interessanten Kunstdenkmale, insbesondere die pracht volle. und in seiner inneren und äußeren Ausstattung unüber treffliche Walhalla zu besuchen. — — Als sich am Montag Abend gegen 7 Uhr dem Hal tepunkte Plauen ein Extra-Personenzug näherte, überstieg ein unbekannter Mann die verschlossene Straßen-Barriere. Der Bahnwärter Rudolph sprang ei igst hinzu um denselben vom Gleise zu entfernen, wird aber sammt dem Fremden von der heranbrausenden Maschine erfaßt und bei Seite geschleudert- Der fremde Mann (der Dekoration nach Sänger) ging am Kopse leicht verletzt seine» WegeS, Rudolph aber ist an der linken Seite dergestalt verletzt, daß er in ärztlicher Behand lung das Bette auf längere Zeit hüten muß. Dieser Vorfall - ! .»