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. tp. I dir. ISS. Zehnter Jahrg. rFrscheint: «glich früh 7 Uhr. Inserate Nxrden angenommeo: hi« Abrndö 8,Sonn tag» bi, Mittag» 12 Uhr: Nkarienstraße IS. Unzelg. in dies. Blatt«, da» jetzt irr 11"'^ Uktmplare» erscheint, Puden eine erfolgreich« Verbreitung. Dienstag. 18. Juli 1885. Tageblatt für Unterhaltung nnd Geschäftsverkehr.'» Mitredacteur: Theodor Droblfch. Abonnement: «ieNtljLhrlich 2VNgV bet unentgeldlichrr Lie-< serung in', Han». Durch die königl. Psf vierteljährlich 22 Rgr Einzelne Nummern 1 Ngr. Inseratenpreise: Für den Raum «in« gespaltenen Zelle: 1 Ngr. Unter „Eing«4 sankt" di« Zeit» r Sigr. I Druck und Eigenthum der Herausgeber: Mcp sch -r Neichar-t. - Verantwortlicher Redacteur: JullNS Neichllr-t. D»«<de» ven 18 Juli — Se. Maj der König hat sich vorgestern Vormittag per Bahn bis Dahlen und von da zu Wagen nach WermS- dorf begeben, von dort die Reise bis Jahnishausen fortgesetzt, woselbst Se. Majestät übernachtet hat. Gestern Morgen war beabsichtigt, daß Se. Majestät bis Schwarzenberg fahren würde, um daselbst den Großherzog und die Großherzogin von LoScana, welche als Besuch am königlichen Hose angesagt wa ren. zu begrüßen und noch gestern bis Pillnitz zu begleiten. Die Ankunft in Pillnitz sollte Abeods 6 Uhr stattfinden. — — x. Wie schon mehrmals in diesem Jahre, so galt auch der letzte Besuch der „Flora" einem der Gesellschaft bis jetzt noch unbekannten Privatgarten und zwar dem de» Henn Kaufmann Höser in Strehlen. Sorgfältige Benutzung des vorhandenen Raume«, reichste Abwechslung der angelegten Parthieen und größte Sauberkeit in der Unterhaltung zeigen sich überall dem Beschauer, mag er die reizenden Blumen- parterrS betrachten, an der schönen Aussicht sich erfreuen oder in der kühlen Grotte Erholung suchen. Unter der reichen Anzahl Florblumen, womit der Garten geschmückt ist, zeich neten sich b.sonders einige neue, durch zarte Zeichnung her- vortrrtende Exemplare von Phlox au», welche allgemeinen Beifall fanden. Die zur Zeit wafserlerren Teiche vervoll ständigen gewiß den Eindruck einer angenehmen Abwechselung, wie denn Überhaupt der ganze Garten nicht mit Unrecht rin Damengarten genannt werden darf. Die Exkursion selbst war vom schönsten Wetter begünstigt. — Nächste Mittwoch, den 19. Juli Vormittags 9 Uhr, findet bei dem k. Oberappellationsgerichte unter Vorsitz Er. Exe. de« Herrn Präsidenten vr. v. Langenn in nicht öffent licher Sitzung die zweitinstanzliche Verhandlung wider.den von dem Bezirksgerichte Budisfin zum Tode verurthrilten Georg Säring statt. — Unter den vielen Anfragen, die uns in Betreff des vängerfrstes a«S Provinzstädten zugehen, unter dm vielfachen Wünschen, die sich kund geben, finden wir auch das Gesuch: in unserm Blatte dahin zu wirken, daß womöglich alle Sta tionen und Haltepunkte sämmtlicher sächsischen Eisenbahnen vom LI. d. M. an einen Schmuck erhielten, wenigstens etliche Fahnen und Flaggen. Besonders sollten dieß die Grenzorte beherzigen, damit die fremdm Gäste einen schönen Eindruck empfangen, wenn sie sich den Fluren deS geliebten Sachsen- lande» nahen. Nicht nur manches Hoch, nein, auch manche Freudenthräne wird da Hervorbrechen» dessen find wir gewiß — Die „Lei"z. Abendpost" schreibt: Herr Staatsminister v. Neust traf Sonnabend Abend von Dresden hier ein und stieg im Hotel zur Stadt Nom ab. Derselbe confernte so dann mehrfach mit dem seit einigen Tagen hier anwesenden königl. baierischen Staatsminister v. d. Pfordten. Ohne einer Indiskretion unS'jchuldig zu machen, glauben wir mittheilen zu können, daß der Gegenstand der Verhandlungen beider EtaatSmännerIein engerer Anschluß der Mittelstaaten sowohl «ntcr sich als an Oestreich gewesen ist, um mit vereinten Kräften den Uebergriffen Preußens energischer als bisher ent- gegentreten zu können Soviel wir hören, gab sich in allen Hauptpunkten eine völlige Uebereinstimmung der Auffassung Rund. — Wie man sich in Hamburger Kreisen erzählt, so ist ein dortiger, viel genannter, und seines selbsterworbenen Reich thums halber viel beneideter Baumeister plötzlich al» der Sohn eines französischen Grafen, der in Sachsen große Güter be sitzt, erkannt und legilimirt worden. — Dem Vater soll näm lich beim Lesen Hamburgischer Correspondenz-Artikel die mehr fache Anführung seine- eignen, in Deutschland sonst nicht vorkommenden Namen- darin ausgefallen sein, und er sich dabei einer Jugendliaison erinnert haben, als deren Folgen »r weiland allerdings einm Träger seines Namens in irgend einem Winkel Deutschlands zmückgrlassen zu haben, sich dun- ker erinnerte. Der kinderlose und sehr reiche alte Herr soll sich demnach bewogen gefunden haben, Erkundigungen rinzu- ziehrn, die siine Vermuthung, in der dafigrn Persönlichkeit inen Sohn wiedeczufinden, bestätigt hatten. Dieser Hamlur» ger soll demnach als Graf L. legilimirt und zum Erben des französischen Grasen eingesetzt sein, in welcher Eigenschaft es ihm aber zur Pflicht gemacht wäre, in jedem Jahre gewisse Monate auf den Besitzungen deS Vaters in der Gegend von Dresden zu verleben, woran- denn auch die j-tzige momentane Abwesenheit desselben von Hamburg zu erklären. Verhält sich die Sache so, wie man sich erzählt, so benimmt leider der selbftrrworbrne ungeheure Reichthum des Betreff.nden der Be gebenheit den romantischen Anstrich, obwohl ohne Zweifel dieser Theil deS Vermögens den Besitzer diel mehr ehrt, als irgend welche Zufälligkeit, und wenn sie da- Zehnfache eiu- grbracht hätte. (Reform) — In die Collection von Seydel und JunghannS (Alt markt) fielrn in gestriger Lotterie die Hauptgewinne von 13,000 Thlr. auf 68893, ebenso in die Glücks-Flanellbude von Böhme auf dem Allmarkt der 2. Hauptgewinn von 6000 Thlr. auf 17670 und in die Collection von Ullmann, Pra gerstraße 3000 Thlr. auf 47068. — Der Durst vermehrt sich mit der wachsenden Hitze. Vorgestern wurden in dem Waldschlößchen nebst Park allein 104 Eimer (ca. 15.600 Krügel) Bier verschänkt. — Am 14. Abends gegen 9 Uhr stürzte plötzlich der Giebel eines vierstöckigen Hauses an der Sonnenstraße in Chemnitz ein Leider ist ein 3sjährigeS Kind, das Söhnchen eines Webergehilfen, von einem fallenden Trümmcrstück ge troffen und sofort g-tödtet worden. — -s In Gersdorf trug sich dieser Tage ein höchst trau riger Fall zu. Zwei Eheleute lebten schon lange in Streit Sie waren schon sehr betagt. Er schlug sie manchmal gräß lich, es lief aber immer noch glücklich ab. Vor wenig Tagen geriethcn sie wieder in Streit und da schlug der alte Mann seine Frau dermaßen, daß sie in Folge dessen starb. Auch hier wird die Untersuchung das Nähere ergeben. — Obgleich die Kümmelblättchenspiel-r eigentlich überzeugt sein könnten, daß für ihre Gaunerei kein paffendes Terrain in Dresden zu finden ist, und ihre Bemühungen, dieses Spiel hier einzubüigern, fast immer sehr schlecht für sie abgelaufen sind, so haben es doch neuerdings wieder zwei preußische Bäckergesellen riskirt. sich hier ein Opfer zu suchen, das sie in diesem Spiel ausbeuteln wollten. Ihr Plan ist ihnen auch wirklich gelungen; ein dritter Handwerksgeselle war gutmüthig genug, in diesem Spiel über 4 Thaler verdientes Lohn an sie zu verspielen. Spaßhaft hierbei ist, daß das Spiel in Ermangelung einer dazu geeigneten anderen Localität auf dem unweit der Sängerhalle dahinlaufenden Elbdamm etablirt und gespielt wurde. Der Betrogene wollte aber seinen Verlust nicht verschmerzen, ohne seinen unredlichen Collegen Etwas auSzuwischen, und trug deshalb Sorge dafür, daß sie zur Ver antwortung und Bestrafung gezogen werden können. Das be vorstehende Sängersest ermahnt auf's Neue zur Vorsicht, sich vor derartigen Gaunern ja in Acht zu nehmen, da dieselben, trotz aller traurigen Erfahrungen, dir sie, beziehentlich ihre Vorgänger allhier gemacht. Willens zu sein scheinen, ihre In dustrie immer wieder in Dresden zu versuchen. — Während der Sänger Festtage sind 30 hiesige Aerzte zusammrngetreten, um bei vorkommenden Erkrankungen auf dem Festplatze den Tag- und Nachtdienst zu übernehmen. Zu diesem Zwecke sind Siechkörbe, Apotheker. Bandagen, Kranken wärter rc vorhanden, um bei plötzlichen Unglücksfällen sofort Hilfe zu leisten, und die Ei krankten nach Umständen entweder nach der Diakoniffenanstalt, Krankenhaus oder Privatwohnung zu schaffen. — Außerdem werden während deS Festzuges Aerzte in der Altstadt in der Löwenapotheke, in Neustadt in der Schwanapotheke, in der Antonstadt in der Kronenapotheke sta- tionirt sein; desgleichen werden auch während des Csneerts im großen Garten ärztlich« Stationen errichtet sein. Als Ab zeichen der Aerzte gilt die vom internationalen Kongreß in der Schweiz für das Sanitätswesen vorgeschlagene weiße Binde mit rothem Kreuze, in dessen Mitte das Festzeichen sich be findet. — Die Bewohner der Friedrichstadt wurden am Sonn tag Nacht gegen 12 Uhr durch ein vom Nachtwächter aus gehendes Hilfeblasen gestört. Der Hilferuf galt einer großen Schlägerei zwischen Civilisten und einem Cavalleristen. Der selbe hieb wüthend mit seinem Säbel um sich herum, weil man ihm die Achselklappen und das Riemenzeug herunterge- riffen hatte. Durch herbeigeholte Polizei wurde der Soldat schließlich nach der Haupt mache tranSportirt. — Am Sonntag verbrannte sich ein in der Schäfer straße wohnender Mann Gesicht und Hände. Der Brand war dadurch entstanden, daß der Mann bei Verfolgung und Tödtung von Warzen mit dem Licht brennbare Gegenstände berührt hatte. Auf der großen Frohngaffe im PreiSler'schen Hause (Ecke des Altmarkts) entstand am So ntag Vormittag in einem Geschäfts-Local Feuer, das aber bald gedämpft wurde; viele Zuschauer, ein Feuerwehrmann und eine Spritze standen auf der Straße. —-s Das alte Lied: „Mädel, putz' Dich, wasch' Dich kämm' Dich schön!" wird seit einigen Wochen in Dresden, wo Alle» sich zum großen Sängerfest rüstet, gehörig bewahrheitet und praktisch angewendet. Allen Häusern, die in ihrer Ge- müthlichkeit durch Decennien hausbacken und im Alltagskleids daflanden und sich an ihre altersschwachen Schwestern stütztest, ihnen werden jetzt die Falten und Runzeln auSgeglättet und Bretterverschlag am See, an der Ecke der Annenstraße. Na mentlich ist es letzterer, der das Mitleid, aber auch die gerechte Bewunderung des Publikums erregt; denn da hinten ist'- fürchterlich — „Und der Mensch begehre nimmer zu schauen —- Wa» die Bretter bedecken mit Nacht und Grauen!" Ruinenfetzen, Dachziegel, verfaulte Balken und morsche Bretter liegen als Leichen, der Verwesung anheimgegeben, da — ihr Sargdeckel ist der alte Zaun, der dasteht, als hätte ihn der liebe Gott und die Commun vergessen. Und ist e» anders? Darum weg mit ihm; denn er dient wahrlich nicht als Staffage für die deutschen Sänger, die mit den größten Erwartungen nach dem gesegneten Elbporenz kommen. Sollten sie in ihren Erwartungen getäuscht werden? Etwaige darum gehängte Fichtenkränze werden nicht verhindern, dahinter einen „faulen Fleck" zu suchen. So dachte Referent, als er, zurückgekehrt vom Grabe jenes Platzes mit seinem bemoosten Leichenstein, sich gerührt dem Schloßplatz zuwandte. Laßt doch „neue- Leben aus den Ruinen blühenl" — Unsere weitverbrritefien illustrirten Blätter, die Gar tenlaube und die Jllustrirte Zeitung, rüsten sich, in ihren nächsten Nummern das Sängerfest bildlich vorzuführen. Das letztgenannte Blatt bringt ein allegorisches Begrüßungsbild, eine Ansicht der Altstadt Dresden, eine äußere Ansicht der Festhalle, zwei große Humoresken von H. König, die Austria- und Borussia-Bilder rc. und eine weitere Nummer.soll dann Scenen aus den Tagen des Festes in der bekannten vortreff lichen xhlographischen Ausführung jenes Blattes bringen. — Die Gartenlaube bringt eine gelungene Ansicht Dresdens und des Festplatzes, sowie eine sehr schöne Abbildung des Bundes- bannrrS. — Im Jahre 1844 verließ der Stuck, meck. X. die Uni versität und Stadt Leipzig. Studenten sind nicht immer in der Lage, das, was sie brauchen, auch sofort baar bezahlen zu können. So auch unser X. — Derselbe hatte in einer damals bestehenden Restauration nach und nach einen kleinen „Bär" von sieben Thalern hinaufgetrunken. Bei lein« Ab reise ohne Mittel gab er sein Ehrenwort, die Schuld zu be zahlen. Der Restaurateur ist längst begraben, ohne erlebt zu haben, daß der „Bär" loSgebunden wurde, was ihn auch nre- mals sonderlich gewundert hat. Dieser kleine Bär war längs neben vielen größeren vergessen. — In diesen Tagen nun meldete sich bei den Hinterlaffenen de- Restaurateurs ein frem der Herr und erklärt», daß ihm der ehemalige Student X., jetzt Stabs-Arzt in der russisch-asiatischen Armee, bei seinem Dortsein die fraglichen 7 Thaler zur Deckung seiner Bierschuld übergeben habe. So hat der wackere Mann sein „Bärchen" nicht vergessen und das vor 21 Jahren gegebene Ehrenwort redlich gelöst. Ob nicht Mancher an seiner Stelle das unter lassen hätte? — -j In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag er eignete sich in der Nähe von Plauen folgender Vorfall. ES war gegen 1 Uhr Nachts, da kam ein Forstacademiker am» Tharandt mit zwei Arbeitern einer nahen Glashütte in Streit. Er war in seiner Uniform als Akademiker. Er wurde so wüthend, daß er während deS Streites ein dolchartiges, langes Messer zog und auf Beide loSging. Jndeß es nahte Hilfe, der Wüthende wurde von hinten gepackt und so wand man ihm, indem seine Arme hinten zusammmgehalten wurden, das blutgierige Messer auS der Hand. Gensdarmcn arretirten ihn sofort. Er nannte seinen Namen und erklärte, er sei prruß. Offizier stehe beim 35. Infanterie-Regiment in Berlin und studire zur Zeit auf der Forstacademie zu Tharandt. DaS war auch Alles richtig, aber er wurde trotzdem arretirt und in Döhlen inhaftirt Hier verlangte er als prruß. Offizier behandelt und in ein anständiges Zimmer gebracht zu werden. Auch dies geschah, man gab ihm sogar ein Bett. DaS war ihm Alles nicht recht genug. Seine Ehre verlange es, ein anständigeres „Quartier' zu haben. Es half jedoch nichts. Er mußte bleiben, wurde aber am andern Tage sofo-t ent lasten, da ihn zwei seiner Collegen rccognoscirlen und für ihn gutsagten. Die Untersuchung wird nunmehr eingeleitet werden. — In der 4. G age eine- Hauses auf der' Schießgasse hatte man vor ewigen Wochen eine Kochmaschine in eine Mauer eingesetzt. Seit einigen Tagen wurde ein brandiger Geruch im Logis verspürt. Man forschte der Sache nach und über zeugte sich, daß sich in der Mauer, in der die Kochmaschine stand, ein Balken befand, der in Folge der Feuerung der Maschine bereit- angekohlt war. Man sollte meinen, daß der Balken und die hierdurch drohende FeuerSgefahr bei Ein setzung der Kochmaschine eigentlich nicht hätte übersehen werden idürf-n. — > ! i W I - "i > i k die Schminke wird mit mitleidigen Schönwitz'chen Pinseln auf die Pausbacken ausgetragen. Nur zwei schwarze Fl, cke gnbt's^ —j- Oesfentliche Gerichtsverhandlungen vom noch in Dresden, die vor dem Sängers« sie ihrer Verjüngm g I 17. Juli. Es handelt sich um jenen Proceß, welchen die Di oder re,p Renovation mit allem Recht harren, da-sind Ne reciion der sächsisch-böhmischen Dampfschifffahrtsgefellschast gegen beiden Waflnhäuser auf der Hauptstraße und der traurige j den hiesigen Buchdruckereibesitzer und Verleger des Dresdner