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r 1 > r Nr. 1-7 gehnter Jahr«. «^rschenll: «glich srilh 7 Uhr. Knserate »«rdeo angenommen: bi» Abend-8,Sonn« tags bi» Mittag- IS Ubr: Marienstraße 13. Rnzeig. in dies. Blatte, ba» t°tz« in 11 Exemplaren rricheint, staden ein« erfolgreich« Verbreitung. Sonntag IS In« 1888. Tageblatt sür Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Sheo-or Drobisch. ^konnnnnrt: «ietteljLhrlich 20 Ngr: bei mirntgeldlicher Ab irrung in'« Hau». Durch die st-nigl. P»f vierteljLbrlich -2 Ngr Einzeln» Nummer» 1 Ngr. Anseratevpreise: Für den Raum «1»« gespaltenen Zeit«: 1 Ngr. Unter „Sin«»» fandt" di« Zetl, 2 Sigr. Druck und Etgeathum der Heraurgeber: Ltkpsch Sk Nklcharbt. — Verantwortlicher Siedacteur: Julius Rrilhgrbt. W»««d«» de« 16 Juli — Vorgestern paffirte Prinz Adolph von Schwarzburg- Rudolstadt, k k. österreichischer Feldmarschall-Leutnant a. D. unsere Stadt. Derselbe kam von Prag und begab sich von hier nach Leipzig. In seiner Begleitung befanden sich seine vier Kinder, ein Prinz und drei Prinzessinnen und eine zahl- tz^lche Dienerschaft. — In dem Hause Nr. 23 der ZahnSgasse brach in vor- voriser Nacht ein bedeutendes Schadenfeuer aus. Es brannte der sämmtliche Dachstuhl des Vorder- und Hinterhauses, wel ches letzt«,, einen viereckigen großen Hof umschließt, bis in die 3. Etage nieder. Die energischen und geschickten Manöver der Fruermannschasten und namentlich der Turnerfeuerwehr be wältigten, wenn auch riech fast dreistündiger mühevoller Ar beit, den bedeutenden Brand, der bei weniger ruhiger Luft bedeutend gefährlich für die ganze Umgebung werden mußte. Die Engigkeit der Zahns- und Webergasse behinderten das Lösch- und Rettungswerk wesentlich. Wir konnten nicht ge nau erfahren, ob der bald von der dritten Etage herabgelas- sene Nettungsschlauch wirklich einige Personen aufnahm, nach Hilfe hörten wir aber von oben herab wiederholt rufen, mit dem Geschrei, daß die Treppe brenne, was aber in Wahr heit n cht der Fall war. — Der F-uerteufel scheint in Dresden losgelaffen zu sein. Vor ach« Tagen zwei Brände in einer Nacht, war vor- vrrgangene Nacht die Feuerglocke wieder in Thätigkeit und ' gestern Mittag durchlief die Stadt schon wieder da» Gerücht daß es auf dem Neumarkt brennen sollte. Dasselbe war glücklicher Weise nur ein Spuk. Eine undicht gewordene GaSröhre machte ihrem Inhalt Luft und eine müßige Hand schien einen brennenden Gegenstand an diese Garausströmung gebracht und sie in Flamme gesetzt zu haben. Die Sache selbst war unb« deutend, denn wir sahen, wie ein dazu gekommener Beamter durch einen vorübergehenden Schlosser durch Auf legen einer klebrigen Masse, die Flamme sofort auslöschen -ließ, womit alle Befürchtungen wegen Explosion eines in der Nähe befinNichkU SpirituSlagerS ihre Erledigung fanden. — Zwei Steinsetzer geriethen vorgestern in trunkenem Zustande am Poppitzplatz dermaßen an einander, daß der Eine dm Anderen zur Erde wa«f und dieser so unglücklich auf rinige sp tze Steine zu liegen kam, daß er mehrere tiefe Wun den am Hintnkopfe davon getragen und ärztliche Hülfe her- brigerufen werden mußte. — Gestirn früh entwich aus der hiesigen Militärstraf- anflalt ein dort detinirter Soldat. Derselbe wurde aber be reit- wenige Stunden darauf von einem Gensdarm in Nett dorf wieder aufgegriffen und .in die Anstalt zurückgebracht. — Vor Kurzem sind an einem und demselben Tage zwei 7 amen auf dem Perron des Leipzig-Dresdner Bahnhofs, woselbst die Eine eben erst anzckommen, die Andere in Be griff gewesen, von hier abzureisen, die Portemonnaies mittelst Taschendiebstahls entwendet worden. — Vorgestern Nachmittag erwischte man am Neustädter neuen K rchhof zwei kleine Deserteure aus der auf der Loui- smstraße gelegenen Kinderbefferungsanstalt. Sie hatten dem Drang nach Freiheit nicht länger widerstehen können und deshalb in einem unbewachten Augenblick Reißaus genommen. Daß sie schon am Tage ihrer Flucht wieder aufgegriffen wur den erregte ihr lebhaftes Bedauern. — Im B-treff der gestern erwähnten Festbilder, welche im Verlage von C C. Meinhold und Söhne erscheinen, ist »och zu erwähnen, daß die OriginalcomPositionen, vom Dirrc- tor Prof. l)r. Schnorr von CarolSseld und den Künstlern lom Dieck, Gey. Kirchbach (nicht Kirchbrrg) Ritscher und Eachß« sind u»d die Ausführung von denselben und unter Beihilfe der Künstler Deimling, Gerlach, Reinhold und Stichart geschehen ist. — Tausend Flaschen Lcht französischer Champagner au» einem renoa mirten Haus« sollen morgen Vormittag 10 Uhr Krruzstraße Nr. 18. I. Elage versteigert werd-n. Diese Ge legenheit. einen billigen und feinen Wein zu erhalten, dürfte Manchem beim bevorstehenden Feste sehr willkommen sein. Die «lnzelnen Posten werden von 1 Dutzend ab gegeben. — Auf dem neuen Anbau erregte gestern die Abfüh rung von zwei Handarbeiterinnen Aussehen. Wie man hörte, haben dieselben, während sie im Laden eine- dortigen Milch- öttkäuferS Etwa- ein gekauft, dabei aus der Caffe mehrere Thaler Geld gestohl.n. — Noch kann der Geist der Industrie hinsichtlich des Sängnsestes nicht Rast und Ruhe finden, immer taucht etwa- Nrues auf, u d somit auch Sänger-Gürtel von Sammet mit Lederunterlage, wtlche in Heller Silberschrist de» bekannt»» Sängerspruch tragen. Zu haben bei dem Riemer Ernst Gott» schall, am D ppolvi-waldaer Platz Nr. 7. — Im Bereich der Medaillen ist noch etwas Feines von Hrn. Dav. Wolf eoa., Stein- und Metall-Graveur, Schloßstraße Nr. 12, e. schienen. Es sind zwei kleine Medaillen in der Rundung eines Zwei- groschenstückrS. Die eine von feinem Silber (15 Ngr ), die andere von Metall und vergoldet (5Ngr.) dürsten sich besonders als Berloques für Herren und als Medaillons sür Festjungfrauen eig nen. Jetzt „Rosen auf den Weg gestreut und des Harms vergessen!" kommt aus dem Schatten kühler Denkungsart auch noch Hem Grundmann (Galeriestraße 17, 2. Et). Alle nur denkbaren Blumen aus Flora's Gebiet hat er künstlich geschaffen, und zwar so. daß auf dem grünen Blatt die Worte: „Erinnerung an das Sängerfest in Dresden 1865" in erhabener Prägung sichtbar sind. Natürliche Blumen werden in Menge fliegen, aber — Rosen verwelken, Marmor zerbricht — Gruvdmanns Blumen gewißlich nicht. Das Stück zu 3,' 5 und 8 bis 15 Pfennige, wofür man schon ein kleines Bouquet bekommt, ein Sträußchen solider Art, bieten sie eine Erinnerung auf lange Jahre hinaus, und so mancher Sänger kann in der Heimath zu den Semigen sagen: Seht, diese Blumen kamen mir in Dresden von unbekannter schöner Hand zu! Er drückt in se liger Erinnerung einen Kuß darauf, und dies Alles sür 5 Pfennige, höchstens einen Neugroschen — Eine Arbeitseinstellung an hoher Stelle macht sich seit einigen Tagen in Dresden bemerkbar. Es geschieht dieß von Seiten dir Thurmuhr der Nrustädtcr Kirche. Gestern Nachmittags um 4 Uhr trieben sich die Weiser noch in der zweiten Stunde herum, und vorgestern war das Zifferblatt rin wahrer Confufionsrath. Wenn die Kirche so in der Zeit zurückbleibt, das ist in unfern aufgeklärten Zeiten ein schlimmes Zeichen. — Die Wahlen des ärztlichen Standes im Wahlkreis Dresden haben am 14. Juli folgendes Ergebniß geliefert. Von etwa 240 stimmberechtigten Arrzten haben 221 Stimm zettel eingrsrndet, von denen jedoch 6 wegen Formfehler eassirt werden mußten. Gewählt wurden: Prof. vr. Richter mit 166 und Medicinalrath Vr. Küchenmeister mit 91. Stimmen zu wilklichen Abgeordneten. Demnächst folgt vr. Küttner mit 81 Stimmen (stellvertretender Abgeordneter) und Vr. Walther in Freiberg mit 73 Stimmen. 27 Stimmen haben sich auf 11 andre Aerzte zersplittert. — Die Apotheker des Dresdner Kreises haben an der Zahl 39 abgestimmt und mit 30 Stim men den Apotheker Vogel in Dresden gewählt. Die andern 9 Stimmen haben sich auf 4 Personen zersplittert. — Bei dem in letztvergangrner Nacht auf der Zahns gasse stattgefundenen Feuer gewahrte inan an der Ecke der polytechnischen Schule eine kleine Gruppe, die alsbald einen großen Kreis von Zuschauern um sich versammelte. Es war dies ein grüner Dienstmann aus dem Hause, wo nebenan die Flammen wogten, er hatte sich mit seinen Kmdcrn und den wenigen, vielleicht all seine Glückseligkeit erschöpfenden Hab- seligkeiten in seiner Angst dorthin geflüchtet. Besaß er nicht mehr, oder war es die drohende Gefahr, die ihm ein Mchreres zu retten nicht gestattete, so kauerten dort, die Glieder vom nächtlichen Frost durchschau rt, seine etwa 2 und 3 Jahr alten Kinderchen ohne irgend welche sie erwärmende, schützende Decke, kaum, daß ihnen beiden ein kleines Bettchen als die noth- dürftigste Unterlage diente. Wie es gewöhnlich der Gaffer stets sehr viele giebt, aber nur wenige, die da kommen, um zu handeln, so auch hier. Dank daher dem edlen Menschen freunde, der dem geängsteten Vater, welche:, während er treu seine Kinderchen bewachte, durch die Flammen vielleicht Alles sich durch seiner Hände Arbeit schwer Errungene zu Grunde gehen sah, mit Nach und That zur Seite stand. Er erlöste endlich die Kleinen auS der Gefahr drohenden, mißlichen Lage. *) Selbst nicht in der Nähe wohnhaft, dem Dialskte nach wohl gar ein Fremder, sprach er ein bcstimmtes: „auf, in's nächste Eckhaus hinüber! — die Kinderchen müssen untergebracht werden, und eines Jeden Christenpflicht ist es, die Hilflosen aufzuneh men!" — Dabei wurden die Kinderchen auf den Arm ge nommen. mit ihnen ging's durch die gafstnde, rathlose Menge; der Haufe theilte sich, die Kleinen waren unter Dach und Fach gebracht, der edle Menschenfreund — verschwunden. Schöner als jeder Dank, falls diese Zeilen ihm vor Augen kommen sollten, ist da- herrliche Bewußtsein, was in seiner Brust lebt: „Du hast als Mensch hier deine Schuldigkeit gethan!" — — Schandau. Als unser großer Schiller seinen „Car los" mit den Worten begann: die schönen Tage von Aran- jurz sind vorüber, träumte seine leichtbeschwingte Fantasie vom warmen Himmel Spaniens, von rauschenden golb- oder sil- brrgestickten Sammet- und Eeidenroben, von jener erhabenen Grandezza, die sich gegenseitig nach Apothckergewichten berech net, von diversen Stiergefechten und sonstigen pomphaften Evolutionen am Hofe de- allerchristlichsten König- Philipp II., der die heilsam« Erfindung der Inquisition zur Autkehr alles freien ketzerischen Denken» bei seinem Volke trefflich zu ver- * Tic K n Archen haben mindestens §/- — I Elund« in dieser traurige» Lage dorr gelegen, während ivllchcr Feil Tausende vorüber gingen. D. O. wenden wußte . . . nun, Schandau hat auch „schöne Tage" in seiner Chronik vom Jahre 1665 zu verzeichnen; aber Tage, wo das Herz seine Rechte behauptete, wo da» Gemüth eine köstliche Feier abhielt einem König zu Ehren, der rin rechter Vater des Vaterlandes ist. Gewiß ist es nur strenge Wahr heit, daß keine Stadt im Sachsenlande «ine sinnigere und schönere Feier Sr. Majestät zu Ehren begehen kann, als ebm das mit so prächtiger Umgebung gesegnete Schandau und diese Thatsache wird auch von allen hier weilenden Badegästen ohne Rückhalt anerkannt und laut gerühmt. Erwarten Siekeinen aus führlichen Bericht über den am 12. d. Abends 6 Uhr unter Ge schützdonner und Glockengeläute stattfindenden Empfang Sr. Majestät von Seiten der hiesnen Behörden von mir. Unter herzlichen Begrüßungen und Musik der vo xrrmck tenu« auf- gestellien Bürgergarde in Bärmützen, Tschako'- und Jägerhü ten, wurde König Johann, nachdem Er die Gondel verlassen, in's ForsthauS-Hotel geleitet, von wo aus Er, nach kurzem Verweilen daselbst, noch die beiden hiesigen Schneidemühlen, die Schloßbastei und das Zaukenhorn besuchte. Am anderen Morgen begrüßten die im Garten des Forsthausrs ausgestell ten höheren Klaffen der Schuljugend beiderlei Geschlechts Se. Majestät mit Gesang, welcher übrigens in hiesiger Schule mid ungemeiner Vorliebe ausgebildet wird. Dann begab sich eine Deputation, bestehend au» einem Mädchen und zwei Knaben zu Sr. Majestät hinauf. Der ältere Knabe überreichte mit einem herzlichen Spruche Sr. Majestät einen Strauß, daS Mädchen desgleichen einen mit begleitende» Worten für die gute Frau Königin und das dritte DeputationSmitglied, ein kleines frisches Büblein, brachte mit einigen paffenden Wo» ten, auch sein Sträußchen „für den kleinen Herrn Prinzen". Se. Majestät lachte herzlich über den Ueinen Gernegroß und versprach dankend, Alles pünktlich an die Frau Königin und den kleinen Herrn Prinzen au-zurichten. Der übrige Lag gehörte dem bereits festgesetzten AuSfluge und die Dörfer nach Sebnitz zu hatten ebenfalls rin Frierkleid angelegt, so war z Ä. die Ehrenpforte Altendorfs zwar einfach, aber recht sinnig hergerichtet. — Und als die blinde Schwester de» Ta ges, die Nacht, sich von ihrem Lager auS der Tiefe, wohin d-r Morgen sie gebettet, erhob, ihre Schwingen entfaltend, daß sie an den Höhen hinan und darüber hinauswuchsen, den Himmel verfinsternd, da wurde «S im Echandauer Elbthake lebendiger als je am sonnenglänzendflen Tage. Hunderte von Händen rührten sich auf beiden Ufern, eine Illumination hrr- zustellen, wie sie nicht schöner gedacht werden kann. Die Höhcn de- linken ElbuferS, deren Steinbrüche unterhalb de» Kammes dieser den Fluß begrenzenden Bergwände, wurden längshin erleuchtet. Wie glühende Augen blitzten die rothrn und weißen oft gelben und blauen Lichter durch daS nächt liche Grün und über die Brüche hin, und am User brannte» hellflackernde Kienkörbe vom illuminirten Knppner Bahnhofe bis unterhalb des Forsthauses, welchem gegenüber eine sehr wirkungsvolle Decoration, ein Stern mit Krone und dem königl. NamenSzuge im reichen Lichterschmucke glänzte Es war ein schöner Anblick, der sich dem nach allen Seiten hin wendenden Auge bot. Aus der Ferne leuchtete sogar vom großen Winterberge Heller Feuerschein durch daS Dunkel nie der und die am rechten Elbufer stehenden großen und schönen Gebäude, Pfarrhaus, Hotel zum Dampfschiff, das Böhme'sche Haus, das Hotel zum Forsthaus und wie die Hotels alle heißen, bildeten eine förmliche Lichtwand. Daß auf beiden Elbufern viele Tausende von Menschen des nun kommenden hier noch nicht gewesenen prächtigen Schauspiels harrten, ist wohl selbstverständlich. Als nun das Nachtdunkel den voll kommensten Sieg errungen, kam der beabsichtigte Fackelzug auf der Elbe von der Bindung (Krippen gegenüber) unter Musilklängen langsam und wahrhaft imposant h rabgeschwom- men. Auf zwei mit einander verbundenen großen Elbschif fen strahlte ein prachtvoll illuminirter Tempel, in sich eine riesige Königskrone schließend. In diesen beiden Schiffen be fanden sich ein Militairmusikchor und der Schandau» Ge sangverein. Voraus zogen sechs Gondeln mit Fackelträgern, eine gleiche Anzahl Kähne mit Fackelträgern — die Mitglie der des MilitärvereinL. der Turner und Feuerwehr hatten diese feurige Mission übernommen — folgten dem langsam herabschwimmenden Tempel, d» vor Sr. Majestät Wohnung, dem Forsthause, dergestalt Posto faßte, daß die Gondeln um ihn cls den Mittrlpurkt rinm Halbkreis bildeten, der natür lich fast die ganze Breite d» Elb« einnahm und ein ungr- mcin schöne- Lichtbild bot. Nun begannen abwechselnde Vor träge de- Gesangvereine» und der Mckitärmusik, dann wurk» von dem Tempel au» von einem mit kräftig tönender Stimme begabten Herrn ein dreifache» Hoch, von Musiktusch begleite», ausgebracht und darauf begann die Sachsenhymne unter Mu- ikbegleitung, womit der schöne Festauszug schloß. Bi« hier» »er hat Schreiber dieses mit der Pietät eine» echten und rech ten Sachsen berichtet, aber unmöglich ist r» ihm, über etwas