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Rr. 166 Zehnter Jahrg. -Frscheiut: «glich srütz 7 Uhr. Knsrr-te ««rdtki «irgcnommeni -iiLbend-V.Soun- tag» bi« Mittag- IS llbt: «lartenslraße 13. Anzeig. tu dies Blatt«, da, j.y, »» " Ex«mplarr» «rschcint, ßud«u «tu« ersolgrnch» vrrdrrituug. Tonnabend. 15. Juli 1865. Tageblatt für UntcrhMng und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Droblsch. Abonnement: «tkttrljLhrttch 20 Ngr. bei unentgrldlichrr Lie- serung in'« HanS- Durch dir Ilönigl. Pcs dierteljiibrlich 22 Ng, Linzekie Numimrr 1 Ngr. Inseratenpreise: Für den Raum riu« gespaltenen Zeilr: 1 Ngr. Unter „Eing«- saudt" di« Zril« 2 Vegr. Druck oud Sigenthum der Herausgebrr: Llkpsch L Neichardt. - Lerantw-nlichrr Redacteur: Julius Reichardt. de» 1ü Juli — Der Etadiraih macht mit Rücksicht auf das bevor stehende deutsche Sängerdund-Sfest mehrere Anordnungen in Bezug auf den M-rrkiverkehr tekaunt, nach welchen die Frei lag (2l. Juli) Abends abzubrechenden Buden erst Montag 124. Juli) Abends wieder ausg-baut w-rden dürfen. Der Verkauf von Ledensmitleln findet vcn Sonnabend bis mit Montag in Altstadt an der F>auenkirche, in Neustadt auf dtm gewöhnlichen Platze, jedoch m t Freilassung der Fahrbahn patt. Endlich fordeit der Sladrath die einheimischen und fremden P oduct-nv ikäuf.r und Händler auf, die während deS bevorstehendtn F st'S abzuhaltenden Markttage mit ver stärkter Zufuhre zu b schicken — Auch der Verein für Gewerbtreibende Dres dens buldigt den Excurstonen wodurch der Geist im Schauen und Vergleichen so manche Anregung empfängt, was den Handwerlern und Industriellen, die nicht blos mechanisch dahin- lrben, sondern ihre Kenntnisse ei weitern wollen, von großem Nutzen ist. Tiotz deS Negenwetters am 10. d M. hatten sich dennoch an 200 MiigÜede. des Vereins zu einer Dampfwagen fahrt nach Meßen eingesunden, woselbst sie vom dortigen Vorstand des Gewerbevereins, Herrn Schmidt, eine Begrüßung empfingen. Man schritt zur Besichtigung des Domes und der alte,. Aldrechtsburg, wo der Herr Schloßinsp clor Weniger so freundlich war, die nölhigen Erklärungen über das Schloß zu geben, tust n Renovat on jetzt vor sich geht und dem Beschauer d u schonen gvthischen Baustyl in seinen ursprünglichen Formen darbietet. Besondere Aufmerksamkeit erregte die inrposante hölzerne Decke, deren Tragbalken eine Stäke von 1? Ellen besitzen. Leider wurde der Eintritt in die Slockfabrik von dem Besitzer derselben, Herrn Hentzlchel, nicht genehmigt und «ne nochmalige Anfrage bl'eb ebenfalls ohne Erfolg. Als Grund der Verweigerung habe Herr Hcntzschel angegeben, e- besänden sich unter den fremd>n Besuchern Concurrrnten, die seinem Fabrikat so Manches absehen könnten. Wir geben zu, daß, wie in Kunst und Wissenschaft ein Jeder zur That ge führt und diese That wiederum zu Ideen führen kann, auch hier rin Gleiches gllrn mag. Offen gesagt, bleibt aber ein solches Gebühren eine Engherzigkeit, zumal es sich hier nicht um rin tiefes Geheimniß handeln kann. Der wahre Künstler oder Fabrikant, der durch irgend rin Erzeugniß sich Nenomrnve erworben, darf krine Concurrenz fürchten, er muß, gleich dem Künstler, Dichter oder Politiker, über den Panheien stehen Nach dem Genuß eines in Heiterkeit verflossenen Mittagsmahles im dösigen Felsenkeller, das sich in Betreff der Speisen und Getränke die Zufrieden heit Aller erwarb, wurde die k Por ellansa rck in allen ihren Thril-n besichtigt, wo überall mit anerkennungsw-rther Zu vorkommenhelt vre gründlich en Erläuterungen gegeben wur den. Der nächste Besuch galt der Eisengießerei und Maschi nenbau-Anstalt der Herren Jacoby und bei dem Abends er folgten Rückzug wurde am Bahnhof den Meißner Bürgern ein Hoch für die freundliche Aufnahme daigebracht. — Nächsten Sonntag findet wieder einer d r so allge mein beliebten Exirazüge auf unserer Semmeringbahn nach dem Windberge und der golvnen Höhe statt, und ist dich um so mehr zu beachten, als der bevorstehtnden Feste wegen eine längere Pause dieser Extrasahrten cintreten dürfte. (Siehe Annoncen.) — Auf der Schillrrsiraße wurde gestern Morgen gegen 7 Uhr eine Frau aus Blasiwitz von einem Leiterwagen über fahren. Die dadurch erhaltenen Csntusionen an dem einen Fuß und einer Hand sind nicht erheblich — — Am Brücktnreparatmbau wrunglückten gestern Vor mittag zwei Arbeiter dadurch, daß die Maschine zum Heben der Steine während der Arbeit um- und auf diese Leute ge fallen ist. Die Arbeiter sind drr Maurerlehrling Herzog und der Maurergeselle März Echterer erlitt «ine Quetschung des Unterleibes und wurde mittelst Droschke in seine auf der Bach- Praße gelegene Wohnung gebracht. Letzterer erhielt eine nur unbedeutende Verletzung an der Brust, die ihm gestattete, den Weg nach si iner auf der Webergaffe befindlichen Wohnung zu Fuß zurückzulegen. — — Da nunmehr au-reichend für Unterbringung der Eävg rgäste gesorgt ist, so faßt das Neubert'sche Logis-Bureau in der großen Knchgaffe die Unterbringung anderer Gäste inS Auge und fordnt Diejenigen zur Meldung auf, welche Loka litäten und Schlafstellen vermiethm wollen. — Auf einem Neubau in der großen Plauenschen Gasse fiel gestern ein Maurer vom Gerüst der zweiten Eiage herab. Er wurde am Kopfe schwer verletzt und sofort dem Kranken haus übergeben — Auf geschehene Einladung der Herren Gastwirth Weber und Kaufmann Breiter (CchefflerS Wwe.) hat sich der größere Lheil der Besitzer und Bewohner der Schvffergaff« bereit er klärt, -um großen Sänge,fest eine Grsammt-Dekoration her- zuflellen, und wird ein schöner Guirlanden-Schmuck diese Straße ziercn. — Die dekorative Kennzeichnung historisch merkwürdiger Häuser findet bei der Mehrzahl der betreffenden Hausbesitzer Anklang. Es haben sich bereits Hr. R>staurateur Helbig an der Elbe, auf dessen Häusercomplex das Gedächtniß deS Archi tekten Gajetano Ehiaderi, Baumersters der katholischen Hof- kirche und das dcs Dichters v. Maltitz ruht, sowie der Haus besitzer Fritzsche, Neitbahngaffe Ne. 20,^wegen Ilr. Robert Schumann, sowie Hausbesitzer Weisflog, Palaisplatz Ne. 10, wegen v. Numohr und v. Racknitz rc. zur Selbstbesorgung der dekorativen Kennzeichnung bereitwilligst erklärt. — Gestern früh 15 Uhr ging der Extrazug mit Dienst- männrrn des ersten Dicnstmanninstituts „Expreß" nach Bre men zum deutsch n Schützenfeste ab. — Mit der Etiquette „Fest-Champagner" und der Devise: dieser Wein, Du Sängerbund, Macht Herz und Lied scisch, frei, gesund. Wird auf dem F.slplatze in dem Restaurations-Etablissement von Dröß und Kaiser ein feiner Champagner, auS der Sächs. Champagner-Fabrik in Flaschen und in Gläsern verabreicht werden. — Durchaus nicht als Deckblatt und Einlage f'ir eine Reklame hat die Firma Bernhard Zuckschwerdt (Schloßfiraße, Ecke der großen Brüde! gaffe) zur Erinnerung an das erste deutsche Sängerfest ein kleines nettes Kistchen mit Sänger- Cigarren in die Oeffentlichkeit treten lassen. Der Deckel des Kistchens ist mit eingebrannter Lyra und einer Ansicht von Dresden versehen, während die Innenseite rin Bild der Fest- hallr nebst dem F.stipruch zeigt. — Ihr Wathe und Restaurateurs in jdrr Umgegend von Dresden, kommt her und hört von uns ein Wörtchen im Ver trauen. Wie wir in vielfachen Briefen von auswärtigen Sängern und sonstigen Gästen gelesen, und cS überhaupt die schöne Umgebung von Dresden schon allein bedingt, wird der B-such der Orte Pillnitz, Sedlitz, Tharandt, Nabenauer Grund u. s. w. ein äußerst reger werden Vorzüglich dazu ersehen sind die Tage Dienstag und Mittwoch (25. und 26. Julr). Also Vorräih; angeschafft an Bier und Essen, damit es an Nichts fehlt und der oder jener Wrrth dann in Schwulität geräth Nicht immer kommt eine Schaar so froher Gäste, und warum da so ein Profitchen nicht milnehmcn? Hm?! — Eine fernere Sorte Sängermedaillons verkauft Herr Pilz in der Pragerstraße 41, eine Art Etuis zum Oeffncn, enthaltend 7 colorirte Ansichten der bedeutendsten Gebäude Dresdens. Eine schwarzrothgoldene Schleife ziert den Henkel. Ebenso bietet Herr C F. Schütze wieder eine recht hübsche Neuigkeit, nämlich Eichenzweize mit Eicheln und metallner Lyra zur Abzeichnung an die Hüte zu stecken. Der Preis mit Lyra ist 3, ohne dieselbe 21 Ngr. — Im Kunstverlage von C. C. Meinhold u. Söhne erscheinen die säwmtlichen Festbilder (Transparents der Sängerhalle) nach den Original-Compositioncn der Herren Schnorr v. Carols- feld, Tom Dicck, Kirchberg, Rietscher, Sachße, sowie die Apollo- Quadriga von Vroßmann und die Festkarten nach Original zeichnungen von Ludwig Richter und E. Sachse. Das Ganze erscheint in 8 Lieferungen mit je 6 Holzschnitten in Tondruck ü Lieferung 71 Ngr. Ebenso beabsichtigen die Verleger eine Photographieausgabe a 3 Ngr. pro Stück und eine Pracht ausgabe s Lieferung 20 Ngr. — Die Verwerthung der städtischen Abfälle bildete eine der interessantesten V-rhandlu>'gsfragen in der Dresdner Ver sammlung deutscher Landwirthe. Die Canalisirung vieler Städte hat bezüglich der Gesundheit große Uebelstände hervor gerufen, so daß z B. die Cloaken Londons abgeschafft und die Excremente in Entfernung b s zu 25 Meilen auf das Feld geführt Werder sollen. An vielen Orten hat man begonnen, den Inhalt der Latrinen nicht mehr in die Flüsse zu leiten, sondern zum Nutzen der Landwirthschast in anderer Weise ab zuführen. Das englische System der Wegspülung ist früher das beliebte gewesen. Die öffentliche Meinung wendet sich aber jetzt entschieden dem Abführungssystem zu In Ostende und Antwerpen z B holen die Landwirthe die Stoffe, und in Ostende berechnet sich die Einnahme für dies-lben auf etwa 8 Sgr. pro Bewohner, in Antwerpen auf ebenso viel neben dem Gewinn aller Kosten für die Straßenreinigung. — Bekanntlich ist wiederholt berichtet worden, daß sich auf dem Körper von Personen, welche von einem Blitz ge troffen werden. daS Bild desjenigen Gegenstandes vorgefun. den, in dessen unmittelbarer Nähe jea, Personen verweilt, als der Blitzschlag erfolgt, z. B das Bild deS Baumes, unter dem sie gestanden rc Seit gestern erzählt man sich nun in dieser Richtung in Zwickau Folgendes: Ein Mädchs», welches vergangenen Eonnab, nd dem Trillerfest in DV»-bach beige wohnt, war auf dem Heimweg nach der StädskW-z vor den Brrgkellern von dem Gewitter überrascht worden und hatte unter einem Baume vor dem heftigen Regen Schutz gesucht. In diesen Baum hatte der Blitz geschlagen und das Mädchen betäubt, und als es bald darauf wieder zur Besinnung ge kommen war, hatte es zunächst nur wahrgenommen, dr>ß die Crinoline zerrissen gewesen; als es aber nach Hause gekommen war und nähere Erörterungen angestcllt, hatte sich ergeben, daß eS ein treues Abbild der Crinoline auf dem Körper ge habt. Das Mädchen war carrirt!? — Aus dem Plauenschen Grunde. Sicherem Vernehmen nach beabsichtigt der Wirth zur „Begerburg" zu dem bevorstehend-» deutschen Sängerfeste in Dresden von seiner auf hohem Felsen reizend gelegenen Restauration aus über Landstraße, Fluß und Eisenbahn hoch hinweg nach dem gegen überliegenden Berge eine Niesenguirlande zu ziehen, wie sie wohl nur selten (oder noch gar nicht!) gesehen worden ist. Ein ca 500 Ellen langes Drahtseil wird mit Eichenlaub um wickelt und in der Mrtte ein entsprechend großer Kranz be festigt werden. Gewiß werden die deutschen Sänger, welche unscrm Plauenschen Grunde zugetheilt werden, daraus er kennen, daß sie hier, ebenso wre in Dresden, herzlich willkom men sind. — Welchen Ruf die sächsische Gußstahlfabrik zu Döhlen auch im Auslande genießt, kann man daraus ersehen, daß in diesen Tagen ein expreß von der kaiserlich russischen Negierung abgesandter Marinegarde-Oberst hier war, um mit derselben eine bedeutende Lieferung von Gußstahlkanonen und Projek tilen abzuschließen. Wenn nun schon die Fabrik von der An fertigung ersterer, wegen anderweiter Geschäfte — absehen muß, so wird doch dieselbe eine bedeutende Anzahl Projektile (von denen das Stück ab Döhlen bei etwa 300 Psd. Gewicht ca. 200 Thlr. kosten wird) in nächster Zeit zur Anfertigung übernehmen. Dieselben sind, wie wir hören, für die Festung Kronstadt und zwar für Kanonen größten Calibers bestimmt, werden im Innern mit Pulver gefüllt und sollen einen fünf Zoll starken Panzer durchschlagen können. — In Garsebach bei Meißen ist vor einigen Nächten bei einem dortigen Mühlenbesitzer ein Einbruchsdiebstahl verübt und dabei der Betrag von 40 Thalern baarcs Geld gestohlm worden. Wie wir hören, hat der Bestohlene vorgestern in Dresden einen Menschen arretiren lasten, den er im Verdacht hat, daß er der Einbruchsdieb ist. — — Zwischen Tharandt und der edlen Krone hat sich vor mehreren Tagen ein großer Felsblock abgclöst und ist mit furchtbarem Krach auf das dort vorb,Kaufende Eisenbahngleis gefallen, nachdem kaum einige Minuten vorher der Eisenbahn zug die fragliche Stelle passirt hatte. Die Schienen und Schwellen sind total zertrümmert worden. Jetzt ist man damit beschäftigt, ein anderes, dort noch herüberhängendes Felsstück vollends abzutrknnen und loszusprengen. — — In der vorgestrigen Nacht wurde Scheune, Wohn haus. Stallgebäude und Schuppen des Gutsbesitzer Zachmann in Verthelsdorf total vom Feuer zerstört. Die Gebäude waren mit Stroh gedeckt, daher griff das Feuer so schnell um sich, daß nicht allein fast das ganze Mobiliar, sondern auch 4 Stück Rindvieh, 3 Schweine und mehreres Federvieh mit verbrannte. — In derselben jNacht sind in Nadcdurg drei auf der Gro- ßenhainer Straße gelegene Wohnhäuser mit Hintergebäuden eingeäschert worden. Um dem Feuer Einhalt zu thun, hat das Wohnhaus eines Tischlers nicdergeriffen werden müssen. — Schweizermühle im Bielagrunde, 13 Juli. Gestern in der Mittagsstunde hatten wir die Freude. Se. Majestät den geliebten König Johann hier zu begrüßen, welcher, mit kleinem Gefolge auf einer JiKpectionsreise der könial. Forsten begriffen, zwei Stunden hier verweilte, die Bade-Anstalt, ge führt vom Badearzt Or. Herzog, spcciell besichtigte und nach eingenommenem Frühstück, zu welchem Letzterer und mehrere Herren aus der Nähe befohlen wurden, die Reise nach Schandau fortfttzte. Alle Orte, die Se. Majestät passirte, waren mit grünen Ehrenpforten geschmückt. Der von einer so reichen Natur herrlich geschmückte Bielagrund ist bekanntlich seit einigen Jahren durch zwei Villa's mit schönen Gartenanlagen Seiten- Herrn Elasten auS Hamburg noch reizender geworden und bi-tet dem Auge, so wie der von dem verstorbenen Herrn Bergwaldt in seltener Art angelegte sogenannte Schwedcn- garten, den Kurgästen die schönsten Genüsse. Die L-tzteren sind in dieser Saison durch die Anwesenheit des so sehr ge feierten Violin-Virtuosen Fcrd. Laub aus Prag noch mehr begünstigt, der mit liebenswürdiger Bereitwilligkeit den Kur gästen die Abende durch sein herrlicbes Spiel versüßt, wozu auch dessen liebenswürdige Gattin durch ihre vortreffliche Stimme ebenso bereitwillig wie Fräulein D. aus Leipzig beitragen. Somit bietet der hiesige Aufenthalt durch die schöne Natur, durch die reine Waldluft, durch stärkende Kur und gute Kost, durch obige Kunstgenüsse »c. nicht nur Erfrischung für Geist und Herz, sondern auch Genesung des Körper«.