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nuel Nr. 183 Zehnter Jahrg. «Frs-ei«1: «g«ch früh 7 vht. Inserate w«,d«o «rgenomme»; bi, Lbend-V,Sonn tags bi, Mittag» 12 llhr: «artrnstraß« 1». »«zeig. in dies Blatt«, da« jetzt in U,E Urrmplarr« erscheint, Kudtu rin« erfolgreich« vrrbrrituug. Tonntag. 2. Juli 1883. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. /lksnnemmt: vlertttjährlich rvNgrt btt unentgeldlicher i">»> serung in'r Haus. Durch dir Lönigl. Pos vierteljährlich LS Rgr Einzelne Nnmmerr 1 Ngr. Inseratenpreise-. Für den Raum rin« gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" dir Zeile r Rgr. Druck uud Eigeuthum brr Herausgeber: kiepslh Hk Nktchardt. — Verantwortlicher Redakteur: IkliUS Nelchardt. . . Mit dem 1. Juli beginnt ei« neue- Quar tal de* Dresdner Nachrichten Wir ersuchen unsere geehrten Abonnenten, ihre Bestellungen bet de« königli Postämtern und in der Gxped d. Wkl, Martenllraß« Nr IS z« mache« Die Expedition der Dresdner Nachrichten. Dresden den 2 Jul, — Se. Majestät der König hat den Commandanten der 1 Infanterie-Division, Generalmajor von Egidy-Geißmar, unter dem gestrigen Tage, als dem Tage seines fünfzigjähri gen DienstjutziläumS, zum Generalleutnant befördert. — Vorgestern Abend kehrte Sr. königl. Hoheit der Kron prinz von Leipzig zurück, wohin er sich Tags zuvor zur Ab nahme der Revue über die neuen Mannschaften des 3. Jäger bataillons begeben hatte. Von Leipzig aus begab sich Se. königl. Hoheit auch nach Zwenkau und Rötha, um die dort liegenden Recruten des j. und 2. Jägerbataillons in Augen schein zu nehmen — — Eine bildliche Erinnerung an geschehene Ereignisse oder sonst gewichtige Momente im Cultur-, Völker- oder Staats leben, sind gewiß Vielen willkommen die Interesse an der Sache genommen oder ihren entfernten Freunden eine An schauung davon wollen zukommen lassen. Dieß erwägend, haben die Herren Rau und Sohn in Dresden in ihrem Ver lag ein große-, 26 Zoll in der Höhe und 36 Zoll in der Breite umfassendes Bild erscheinen lassen, wo sich der Aus- stellungsplatz der deutschen Ackerbaugesellschaft klar und deut lich darstrllt. Die Lithographie, nach Art de» Holzschnittes, ist nebenbei mit Randverzierungen versehen, die durchweg von künstlerischer Anlage und Ausführung zeugen. Neben den Emblemen und Figuren erblickt man noch in schmucken Me daillonbildern, die Schlösser Moritzburg und Pillnitz, wie die Stadt Dresden und Tharandt. Der Preis dieses Bilde-, als Wandverzierung geeignet, ist in Tondruck 1j Thlr. und ein fach schwarz 20 Ngr. — Allabendlich strahlt jetzt das Belvedere in glänzender Beleuchtung, vorzüglich waren aber am Donnerstag Abend die Räume daselbst bi- zum Erdrücken voll, trotz des hohen Entröe's von 7j Ngr. Wenn man auch vielfach letzteres zu hoch fin det, so ist dieß doch dadurch zu entschuldigen, daß die Räume de- Belvedere- jetzigen Zritumständen nach zu klein sind namentlich bei dem Zusammen strömen vieler Fremden au» Anlaß großer Festlichkeiten. Ueberdem wird aber, wie auch am Donnerstag, sowohl Seiten de- Herrn Marschner als der aus führenden Musikdirektoren des Angenehmen und Schönen so Viel geboten, daß die angenehme Stimmung sehr oft bei den vorzüglichen Leistungen der Musiker in Solo und Ensemble wiederholt lauten Ausdruck findet. — Die 25. Versammlung der deutschen Land- und Forst wirte ist nun beendet. In der letzten Sitzung wurden die rückständigen geschäftlichen Angelegenheiten erledigt, und eS sprach am Schluffe der Präsident v. Seckendorf au- Meusel witz, nachdem der Vorsitzende, Geh. Rath vr. Weinlig, der Versammlung herzliche Worte des Abschiedes gewidmet hatte, dem Präsidium, der Stadt Dresden und dem Lande Sachsen in innigen Worten den Dank der Versammlung für die über aus wohlwollende Aufnahme aus, die die deutschen Land- und Forstwirthe hier gefunden. Mit besonderem Danke ge dachte er unseres König», der nicht nur mit seinen beiden Söhnen der Versammlung beigewohnt habe, sondern — eine Ehre, die noch kein Fürst der Wandcrversammlung erwiesen - bei derjenigen Excursion, die nach Pillnitz sich gewendet, selbst Führer gewesen sei. Allgemeine Anerkennung fand auch da- S.esammte EtaatSleben und insbesondere die ökonomischen Ein- richtungrn unsere- Vaterlandes, und man sprach es unver- hohlen aus, daß Sachsen» Ackerbau der erste D uschlands sei. Unter einem feurige» Hoch auf den König trennte man sich. — g. Unter Blitz und Donner, Sturm und Regen be suchte am Freitag ein bescheidenes, aber getreues Häuflein der , Flora" die Privatgärten der Herren Kaufmann Vollsack und Commerzienrath Meyer auf der Sidonienstraße. Beide Gärten, vor 5 — 6 Jahren vom Hofgärtner Poscharsky angelegt, sind gut und geschmackvoll unterhalten. Während in dem ersten Teich und Berg ea miniature, » i« Murkau geschaffen sind, Rosen- und andere Florblumen die vorderen Parthieen de» Gartens einnehmcn, und der Hintere durch Laubgehölze ver deckte Theil zum Küchengarten bestimmt ist bietet der zweite dem Beschauer ein reizende» Blumenparterre, einen die ganze Länge dmchschneidenden Weingang und überall kleinere und größere Blumengruppen, die einen reichen Flor theil» ent wickelten, theils noch versprachen. Sauberkeit und Ordnung geben Zeugniß von der guten Pflege beider Gärten. — Die schön, Kuh, welche von den Preisrichtern der Ackerbaugrsittschalt den ersten Preis erhielt, hat in der Nacht vom 29.-30. Juni gekalbt. Sie mußte zum Flrischcr ge schafft und daselbst gestochen werden. Nicht minderes Unheil wurde dem großen Schafbocke (Stähr) zu Theil, der seinem Besitzer die goldene Medaille rintrug. Kurz nach der PreiS- krönung senkte er den Kopf, ob ihn das große Glück schwin delig gemacht oder ob er von anderen neidischen Schafköpsen Anfechtungen erlitten, war vor der Hand nicht zu ermitteln, weshalb er nach der Thierarzneischule iransportirt wurde. Wie wir hören, zweifelt man an seinem Aufkommen, da er an einem Blasenstein leiden soll. ' — Ein UnglückSfall, der sich vor wenigen Tagen in der Seevorstadt zugetragen, möge Eltern zur Warnung dienen, daß sie ihren Kindern die nöthige Ueberwachung und Aussicht widmen, wenn dieselben sich auf den in Gärten hin und wie der angebrachten Schaukeln amusiren. Das 9jährige Töch- terchen eines hiesigen Beamten stürzte dadurch von der Schau kel, daß der eine Strang sich plötzlich aushing, und brach den linken Oberarm. Der Vorfall hat natürlich großen Ku>, mer in der Familie der Ellern hervorgerufen. — — -s Kam in diesen Tagen e n Sohn Albion's, ein strammer Engländer mit blondem Cotelettenbart nach Dresden, wollte baden und hatte von der Rathsbaderei gehört. Er erkundigte sich nach letzterer, man wies ihn gemüthlich in die alte Nathsbaderei, in den Lagertunnrl. Er ging hin. „Ouill baden hier!" sagte er zum Ktllner. „Nee, mei gutes Herr chen." meinte der Serviettenheld, „hier badet mer sich blos in Bier, aber nich in Wasser!" Indem das stolze England ein krampfhaftes Zucken um die Backenknochen spüren ließ, verließ er mit einem dumpfen „Goddam" den Tunnel. — Zu den in nächster Zeit als ungiltig verfallenden frem den Kassenanweisungen gehören auch die Coburg-Gothaschen au» dem Jahre 1847 ä 1 Thlr. und 5 Thlr. Der Ab laufstermin ihrer Giltigkeit ist der 12. September 1865 — Für die baaren Einzahlungen treten vom I. Juli an im sächsischen Postverkehre einige Veränderungen ein. Von dieser Zeit an können dergleichen Einzahlungen bis zum Be trage von 50 Thlr. übrigens nur noch mittelst besonderer Post AnweisungS-Couverts, daS Stück zu j Ngr. in welche auch Briefe gelegt werden können, erfolgen. Das Porto für solche Sendungen beträgt bis zum Gewicht von 1 Loth exvl. für den Stadt- und Landverkehr und für Entfernungen bis zu 5 Meilen 1 Ngr., für weitere aber 2 Ngr. — Seit Jahr und Tag hüben sich in Leipzig 5 Besitzer sogenannter Grönländer-Boote vereinigt, gemeinschaftlich sämmt- liche Flüsse in der Umgegend von Leipzig zu befahren; eine derartige größere Tour haben sie dieser Tage nach Dresden zunächst Pr. Bahn unternommen, um von hier aus auf ihren pfeilschnell dabinschießenden, blos für eine Person berechneten und sehr leicht zu handhabenden Booten je nach Zeit nach Pirna oder Schandau und zurück nach Riesa nuf dem Rücken der Elbe zu fahren. — Am 29. Juni brachte die priv. Bogenschützengilde unter Mitwirkung einer bedeutenden Zahl Mitglieder des Süngsrvereins Orpheus und anderer Sängervereine II. KK. HH. dem Prinzen und Prinzessin Georg ihre Ovation vor deren Sommerwohnung zwischen Hosterwitz und Pillnitz. Bei dem sprüchwörtlich gewordenen Echützenglück hatte die Wit terung sich hübsch warm gestaltet. Die Schützengesellschaft, worunter sich die Herren Minister v. Neust, Geh.-Rath Prä sident v. Langrnn, Amtshauptmann v. Vieth, RegierungSrath Königsheim, GenSdarmerie-Ober-Commiffar v. Cerrini rc. be fanden, und die Sänger ordneten sich am Landungsplätze zum Fackelzuge und zogen unter Voltritt des Witting'schm Musik chores zum prinzlichen Wohnsitz, woselbst Prinz und Prinzessin Georg den ankommrnden Zug erwarteten und die von den Bewohnern von Hosterwitz zur Feier des Einzuges de- Prinzen Friedrich August veranstaltete Illumination bereits in Augenschein genommen hatten. Während der Ausstellung überreichten die Vorsteher Heydenreich und Kretzschmar dem Prinzen und Prinzessin Georg Exemplare der vom Vorsteher Hcydenreich gedichteten und vom Cantor und Musikdirektor I. G. Müller in Musik gesetzten Serenade. Hierauf erfolgte deren Aufführung, bei welcher namentlich die weichen Stellen deS Gebete- im Dome und des segnenden Eintrittes der „Maria der Gebencdeiten" mit den Stimmen aus der Höhe, sowie der Schluß-Jubelchor vom Componisten trefflich angelegt erschienen und von den Sängern und dem Musikco.PS sicht lich mit Liebe auSgesührt wurden. An das verhallende „Ihn segne Gott" reihte sich rin warmer Toast, gesprochen vom Vorsteher Heydenrcich, der von der Rückkehr Vater Friedrich August des Gerechten im Jahre 1815. als der Verheißung, auf den 50 Jahre später geborenen Prinzen Friedrich August, als die Erfüllung, übergehend, schon in diesem Namen die Bürgschaft fand, daß er seiner Zeit alle die Tugenden, den Geist und da» Herz seiner Ahnen thatkiältig vertreten werde, >rrcn der Wächter und Hort deutscher Ehre und des Rechts nimm r entbehren könne, hierzu Segen des Himniclö unter der Obhut treuer väterlicher und mütterlicher Pflege erflehte, nn^ mit einem Heil und Hoch! dem jungen Prinzen, der 8p<;^ Saxonias, Seinen hohen Ellern, dem durch die Geburt des Prinzen-Enkels auch innig beglückten edlen Könige und d>m ganzen theuren Königshause unter dem harmonischen Hoch d>c Sänger und dem Jubel der Schützen und de» zahlreichen Publikums schloß. Die hohen Herrschaften sprachen gegen den Schützenvorstand, sowie gegen die beiden Schöpfer der schönen Schützensahne, Historienmaler Rietzscha und E. Sachse, freundlichsten Dank für die in Wort und Lied und Tönen kund gegebenen Gesinnungen aus. Nachdem Herr Lehrer Baumgarten dem Prinzen Friedrich August ein nochmalige- Hoch Namens der Sänger gewidmet, wendete sich der Zug wieder nach dem Schiffe, um dir Heimfahrt in naher Mitter- nachtSstunde anzutreten. — Die Gartenfronten und die Villen von Hosterwitz und die Häuser daselbst bis zur kleinsten Hütte waren illuminirt, ebenso das Keppschloß, Schweizerhaus, na mentlich auch die Numpf'sche Villa. In einem BaurrnhäuS- chen las man an zwei Fenstern folgende Transparents: Wir danken Gott sür seine Gaben, Tie wir von ihm empfangen haben. Und bitten unfern lieben Herrn: Er woll' uns forthin mehr beschecr'n! — Aus der Schkffelgaffe ist vor einigen Tagen eine dort vier Treppen hoch gelegene Wohnung in der Mittagszeit, wo ihre Ermierher ausgegangen waren, gewaltsam erbrochen wor den. Der unbekannte Dieb hat außerdem noch «inen darin befindlichen Secretair gewaltsam eröffnet, aber Geld, das er jedenfalls gesucht, nicht gefunden, da dasselbe glücklicher Weise an einem Orte ausbewahrt war, den er nicht gekannt hat. Im Mangel besserer Beute hat sich der Spitzbube auf die Entnahme einiger weniger Kleidungsstücke beschränkt — — In ein Stallgebäude de- GafiwirthS Zumpe in Wilschdorf bei Dresden hat vorgestern während des Gewitters der Blitz, ohne zu zünden, eingeschlagen, und drei Kühe ge- tödtet. — — In einem Hause am Johannisplatz hat sich vorgestern aus bisher unbekannt gebliebenen Gründen ein alter Diener erhängt. — — Wir erfahren soeben in Folge genauer Erkundigungen an maßgebender Stelle in Bezug auf die Vergebung der Ar beiten bei Gelegenheit der Dekoration der Stadt zum Sänger- feste Folgendes: Die dazu vom Stadtrathe erbetenen 4200 Thlr. wurden Mittwoch den 21. Juni vom Stadtverordneten-Colle gium bewilligt, das bezügliche Genehmigungsschreiben datirt vom 22. Juni ging am 23. Juni Krim Stadtrathe ein, wo es reffortgemäß an das Stadtbauamt an demselben Tage abgegeben wurde. Weder vor- noch nachher sind aber vom Ctadtbauamte über die Ausführung der bezüglichen Arbeite» Bestellungen gemacht und Verhandlungen gepflogen worden, mit Ausnahme der Einforderung eines Preis-Courants über Flaggenstangen. Es ist namentlich aber vom Stadtbauamte weder ein Auftrag auf Guirlanden erlheilt noch zurückgezogen worden. Es ist auch dem Stadtbauamte nichts davon be kannt, daß die auf dem Markte feilhaltenden Gärtner und „Kränzelweiber" das Nathhaus „wegen Arbeits-Erlangung" g stürmt hätten, wogegen gerade von anderer Seite her mehr fache Gesuche um Berücksichtigung bei der Arbeitsvertheilung eingegangen sind. — In Betreff de» gestrigen Referates über die Erhebung des Brückenzolles wird uns von unterrichteter Seite mitge- theilt, daß eS rin Jrrthum sei, wenn behauptet wird, daß ebenso, wie zur Illumination, nur ein Beamter den Dienst versehen habe. Außer dem betr. Einnehmer hätten demselben vi er Brückendiener zur Verfügung gestanden, die nicht einmal sämmtlich gleichzeitig zum Dienst verwendet werden konnten. — Eine erhebliche Störung durch Erhebung des Zolles sei ebenso ^ wenig vorgefallen, als nur zwei Fiakre das betr. Brückengeld mit Geldstücken bezahlten, auf welche retour gegeben werden mußte. Die hauptsächlichste Henmung des Fuhrwerks sei durch das die ganze Brücke, Schloßplatz rc. einnehmende Pu blikum Hervorgerufe« worden, die Wagen konnten auf dem Schloßplatze theilweise gar nicht fortkommen, daher mußte natürlich die auf der Brücke fahrenden dasselbe Loos treffen. Eine weitere Störung sei durch einen aus der Fah linie ge gangenen OmnibuS und durch ein gestürztes Droschkenpferd verursacht worden. Bei dieser Gelegenheit sei noch zu er wähnen, daß an der Illumination ebenso die Störung und Hemmung der Pcffagc lediglich durch die Passanten in den Wagen hcrvorgerufcn wurde, weil eben der größte Theil die Abentrichtung des Zolles verweigerte und erst nach vielem Hin- und Herredcn sich dazu verstand — Aus Glaucha» vom 25. Juni schreibt man der . Mittel deutschen Volks-Zeitung": „Präsident Fritzsche aus Leipzig sprach gestern im Hadn sch-n Lokal über 1i Stunden lang, bis ein Polizeikomrmffar die Versammlung auflöpc, Werl