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R*. 181. Zehnter Jahrg. k, F X' ' «Frsch-i»t.- «MH früh 7 Uhr. Inserate »«rdtll angenommen: »«« Abends«,Sonn- tag» bi, Mittag» 12 »hr: Marienstraß« 13. i Freitag 3« Juni 18«». ^ El »»zeig indtes.Blattt, da, jetzt i» 11 >"4, Uxemplare» erscheint, swbr» ein« erfolgreich« Berbreiiung. ^ _ >1 V '/ Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredactn«: Theodor Drodisch. Abonnement: vitMijLhrlich 20NgV b«t «irnrgeldlichrrAM serung in'« H«,. Durch bi, »önigl. Pas »irrtetjährtich » «Mi Sinirlue Nunuaer» 1 «gr. Inseratenpreise: Für den Rau« «tue« gespaltenen Zeile: 1 «gr Unter „StuM saadr" di« Z«il« L Sigr. Druck und Nigenthmn der Herausgeber: Elepsch ^ bleichardt. — Berantwortlichrr Redactrur: InllNA Nelchnrdt« Mit dem 1 Juli begiuut «in neue- Quar tal der Dreckdn«» ditachrlchten. Wir ersueben daber unfere «eedrte« Abonnenten, ihre Be flekua en darauf rechtzeitig zu machen, damit keine Unterbrechung in der Zusendung erfolgt Die Expedition der Dresdner Nachrichten. Dresoen da» 30 Juni. — Se. Maj der König hat in einer dem Kammer herrn Freiherrn von Hochschild rrtheiltrn Particularaudienz, dessen Beglaubigungsschreiben als außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Sr. K. Maj. von Schweden und Norwegen entgegengenommen, dem Commandanten deS 9. Inf. Bat, Major von Leonhardi, das Annehmen und Tra gen des ihm verliehenen k. k. österreichischen Ordens der eiser nen Krone 3r. Class« gestattet, den vr. meä. Moritz Emil Benndorf zum Assistenzarzt im Sanilätscorps und den Aktuar beim Bezirksgerichte Piaurn Heinrich Gottlieb Kretzschmar zum GerichtSrathe bei dem Bezirksgerichte Oichatz ernannt. — Se. königl. Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen hat vor einigen Tagen von seiner hier gelegenen Villa „AlbrechtS- burg" auS eine Reise nach Ungarn angetreten. Er beabsich tigt dort die Schwefelbäder von Mrhadia einige Zeit lang zu gebrauchen. — — Vorgestern pasfirte der Herzog Karl von Schleswig- Holstein-Sonderburg-Glücksburg. von Teplitz zurückkehrend, unsere Stadt und setzte, ohne weiteren Aufenthalt hier zu nehmen, seine Weiterreise nach Leipzig fort. — — Ein schöne- Feuerwerk, womit die Bewohner der Residenz erfreut wurden, entfaltete sich vorgestern Abend auf dem linken Elbufer gegenüber dem Lincke'schen Bade. Zu Ehre» der 2ü. Versammlung brutsche« tand- und Forsiwirthe hatte der Stadtrath vorgestern auf dem Lincke'schen Bade eine Festlichkeit Veranstalter, welche Nachmittags um fünf Uhr mit einem großen Concert begann, dar von dem Trompeter chor de- Königl. Sächs. Garde-Reiter-Regiments unter Di rektion des Herrn Stabstrompeter Wagner und dem Stadt- mufikchore unter Direktion d«S Herrn Puffholdt ausgeführt wurde. Da hierzu nur eine gewisse Zahl Eintrittskarten ver theilt worden waren und die Räume deS Lincke'schen Bade- dem größeren Publikum nicht zugänglich, fand sich eine reiche gewählte Versammlung vor, welcher mit Einbruch deS Abend- eine wahrhaft seenartige Ueberraschung geboten wurde. Noch nie strahlten wohl jene Räume in einem solchen Lichterglanz, denn wo nur das Auge hinschauete» wogten buntfarbig er leuchtete Ballons, flammten Pyramiden, der große prächtige Laubmgang, die Fronte deS Gartengeländers mit rothbeflamm- ten Säulen, Blumenrabatten. Grasplätze; das äußere Saab gebäude, Eiskeller, das Orchester, die Wirthschaftshäuser, Alles eine hellstrahlende Lampengarnitur, der ganze Garten ein Lichtgedanke, das Lincke'sche Bad eine Alhambra, rin Vauxhall, eine Ahnung von ArmidenS Zaubergärten.*) Gegen halb zehn Uhr erschienen II. KK. Hoheiten der Kronprinz nebst Gemahlin, Prinz Georg und der Großherzog von ToScana, welche, geleitet vom Herrn Oberbürgermeister Pfotenhauer und mehreren der Herren Stadträthe, sich nach der für sie bestimmten Tribüne verfügten. Während dieß geschah, ertönte ein Hoch, das weithinschallenden Wiedrrklang fand und das Orchester stimmte die Sachsen-Hymne an. Mit dem Schlag halb zehn Uhr begann das Feuerwerk, unter Leitung der K. S. Ober-Feuerwerker Garten und Zschau, auf das die Menge, entlang beider Elbufer, schon seit Stunden geharrt. Man kann wohl sagen: halb Dresden war auf der Wan derung; von der alten Elbbrücke an bildeten schon in der siebenten Stunde die rollenden Equipagen. Omnibusse und Droschken bis zum Lincke'schen Bade «ine Wagenburg Das Wort: Feuerwerk! Illumination! war die Zünlrakete im Herzen der Bevölkerung, und diele Herrlichkeit gratis, umsonst, da steht Lust und Freude deS Volke- im Zenith, da flammen die Lebenslichter empor und wenn sie schon bis Docht und Oel aufgezehrt sein sollten. Endlich kam der Moment. Gleich wie in der Natur der Donner die Schläfer eines ganzen Lan» deS weckt, brachten die ersten Kanonenschlag-Salutschüsse Leben und Bewegung in die dunkeln Massen. Aller Blicke waren dem Feuerwerksplatze zugewendet, wo hier und da eine dunkele Gestalt mit dem Zünder in der Hand, gleich einer Lichtmücke um EleusiS Opferflamme schwebte. Da glühte und flammete denn ein Tempel, dessen Säulen wie Helle Diamanten funkel ten, Capitäler, geformt wie vom Eis des Nordpols, während *) Hur Illumination deS Gartens waren verwendet über 12,000 Tälqnävichen und über 3000 Ballons, Lampen, Tulipanen :c Tie von höchst praclischem Geschick zeugende Ausführung dieser Illuminaticii geschah unter der Ä gide des Herrn Sladtrath Teuchcr von Herrn Stadtökonom Flösse! in einer nur durch rastlose Thätiglcn innezu- haltcndea kurzen Frist. mitten hinein Rothfcuer glühte, gleich der Capella am Nacht himmel, wenn sie mit den flatternden Trabanten deS Unge witters kämpft und Andromeda'S strahlender Gürtelfiern den unsteten Algol verdunkelt. In unverhüllter Glorie strahlten die Worte: „Seid gegrüßet, deutsche Brüde,!" während zur Linken das sächsische und rechts da» Wappen der Stadt Dresden in geeigneten Farben sichtbar war. Nun aber folg ten Raketen mit Versetzung und Schlag, denen, wenn sie in die Nacht aufzischten, ein langgedehntes „Ah!" der Zu schauer folgte und gleich Schauspielern applaudirt wurden. Ihnen drängten sich Raketen mit Fallschirmen noch; ebenso stehende und laufende Sonnen-Dekorationen in Bunt- und Brillantfeuer, römische Lichter, Leuchtbomben und doppelte Tafelraketen in Brillant mit Perlen und Schlag. An ein Schweigen war jedoch noch nicht zu denken, die Feuerwerks- kunst zeigte jetzt noch eine dreifache Contre-Glorir'in wech selndem Brillant- und Buntfmer mit zur Seite flatternden Eolibri's, ?ols » leu, Lustkugeln und Girandolen. Aller Blicke wenden sich jetzt auf das.Wasser; die Fluchen der Elbe röthen sich wie in Mozart's „Zaube,flöte", eine Menge Was. s «rfäsier mit Perl- und Wafferkegeln, Irrwischen und Wasser lichtern durchkreuzen den Elbstrom. Bienenschwärme summen und rauschen, versetzt mit Schwärmern, Schnarchern und Wasserraketen. Da aber fliegen mit Windes.ile die Pyro techniker schon wieder am Lande dahin um ein glänzendes Tableau zu entfalten Wie aus dor Erde herausgepampft steigen 80 bis 100 Raketen in steter Folge prasselnd und zischend in die Nachtluft empor, immer folgen neue nach, Leuchtkugeln erhellen den Umkreis, vom Donner erbeben die Lüfte, Brillantsterne mit Verwandlung folgen roth hinterher unter dem Beifallsrufen Tausender, bi- zuletzt die große Schluß-Girandole in voller Glorie vor der erstaunten und erregten Menge steht. Ein Tempel, eine kleine Walhalla mit schlankem Säulcnbau, ein Pharus, Mammen - Architektur, zur Linken in der schönen ästhetischen F urrsbrunst das Biloniß eines Landmannes mit der Sense, rechts ein Waidmann und hoch erhaben Alle überragend das Bild der Germania. Alles Lichtfloff, Flammen wie unter vcstalischer Obhut, um und daneben aber in unabsehbarer Menschenleihe die Flammen der Begeisterung. — Dieß war das Feuerwerk zu Ehren der Versammlung deutscher Land- und Forsiwirthe, womit der Stadtrath zu Dresden gewiß die Herzen All r zur Dankbar keit entzündet, denen diese Ehre zug-dacht war uud eben so hell in der EnnncrunG steh-n wird, wie jener Flammentem pel am Schluß des Festes. — Eine hochlöbl che Dresden-Leipziger Eisenbahnverwal tung wird dringend ersucht: auf dem „Radebeuler" H-ltrpunkte für da- von Dresden kommende Publikum, auf der linken Seite der Bahn, wo ausgestiegen wird, eine Barriere errichten zu lassen. Der eilig Aussteigende hat die natürliche Neigung, schnell die Bahn hinter dem haltenden Zuge zu überschreiten; und da während des Haltens, auf dem zweiten Gleise, sehr häufig der von Berlin kommende Zug vorübersaust, so kann eine solche, nur zu leicht stattfindende Unvorsichtigkeit mit dem Tode bestraft werden. Der Bahnwärter kann nicht überall die Augen haben. Nur erst vor einigen Tagen hat Einsen der dieses bemerkt, wie nur durch das r.chtzertige Verweisin desselben drei bis vier Personen von ihrcm Vorhaben, die Bahn voreilig zu üerschreiten, abgehaltcn, und so vor ernster Gefahr bewahrt wurdcn E B. — Der Coloß unter den Damhirschen. Seit mehreren Jahren hören und lesen wir so viel don den ko lossalen Geschöpfen der Vorwelt Klare Berichte malen uns das Lebcn in ihr, als hätten die Verfasser als lebcndige Zeu gen dasselbe mit eigenen Augen gesehen und Holzschnitte geben uns gewöhnlich in kleinen Bildern die Umrisse der volwelt- lichcn Pflanzen uud Th,ere und stellen Wohl auch, um einen Maßstab zu bieten, staunende, damals freilich noch n chr exi- stirende Menschen daneben Dennoch bittet sich uns nur höchst selten die Möglichkeit, die Ueberbic'.bscl so kolossaler Geschöpfe fllbst sehen zu können, und es muß demnach die Gelegenh.it eine von Vielen sehnsüchtig erwünschte genannt werden, eines der imposantesten Thiere, einen gewaltig uns entgegen,retendcn Damhirsch in vollständigem Sk lttt wirllich vor unS zu sehen. Herr Conservator Fr. Schulz in der Schloßstraße Nr. 19 ist der Besitzer eines so kostbaren Stückes, welches von der kunstgcübten Hand deS H rrn vr. Voigtländer präparirt und aufgestellt worden und jetzt in Umgebung von einer größeren Anzahl anderer und schön präparirter Thiere all r Claffcn den Beschauer wunderbar überrascht. Der zahlreiche Besuch ist das erfreulichste Zeichen für die Intelligenz der Be wohner und Besucher von Dresden und dieser Damhirsch ge winnt noch dadurch rin Doppel-Interesse, daß er als Jagd thier alle in der Jetztwelt bekannten Jagdthiere an Mächri. k it und an Größe und Wucht seincr Geweihe weit übertr'ffl. Gern schließt nun der Beschauer weiter auf die Beschaffcnh.it de- Bodens, welcher solche Thiere getragen, auf die Vegetation, welche ihnen Nahrung gebot-n, endlich auf die Gesellschaft^ mit welcher sie in rhrrn Einöden von Zeit zu Zeit in Be» rührung gelangten und er wird k in Ende finden, in ur> wohnten Erenerien seine Phantasie sich ergehen zu lassen. Nchb. — W e groß der Verkehr der Wagen zur achten Abend stunde an vergangener Mittwoch war, als das Feuerwerk stattfand, ist daraus zu ersehen: daß im Lauf der bezeichnet«. Stunde auf dem Wege nach de« Linckeschen Bade bi» zur kaiholischen Kirche allem 56 Omnibusse, 96 Fiarre und 275 Droschken im Gange waren. Nu» rechne «an noch dazu dle vielen herrschaftlichen Equipagen. — Eine hiesige Dienstperson lief gestern Vormittag i» der Absicht, sich das Leben zu nehme» von den Pomonschup- Pen aus in die Elbe. Ein Schiffer, der mit seinem Kahn an den Marienbädern hi>lr, su r ihr entgegen und rettete sie. Wie wir hören, leidet die arme Person seit einiger Zeit aa Schwermuih, man hat sie in das Krankenhaus gebracht. — Auf dem AuSstellungsplatze der deutschen Ackerbau« gesellschast scheinen sich vorgestern mehrere Langfinger sehr ge schickt und m t Erfolg bewegt zu Haien. Man hat nämirch an diesem Tage an verschiedenen Stellen nicht weniger all fünf Portemonnaies aufgefunden, die vorher recht anständig gespickt zur Zeit ihrer Auffindung ater natürlich bis auf de» letzten Heller ausgeplündrrt waren. Einige davon sind bereit- von den rechtmäßigen Besitzern als mittelst Taschendiebstahl» anerkannt worden. Wir wollen diesem Vor komm« iß gegen über das Publikum, das die Ausstellung noch zu besuchen ge denkt. insbesondre aber die Damen hiermit aufmerksam machen, daß sie ja auf ihre Portemonnaies und Geldtäschchen nament lich im Gedränge ordentlich Obacht haben, und dieselben möglichst gut und sicher in ihren Kleidrrtaschrn u. s. w auf bewahren. — An den Aelsabhängen h>nt-r dem F-lsenkeller irr Plauenschrn Grunde ist jetzt die schöne Türkenbundlilie (llllimi, martagva) und der gelbe Fingerhut jttigitali« grauäilloro) in völliger Blüthe zu finden. — Bei der gestrigen Preisvertheilung und Thierschar auf dem Alaunplatze wurdrm am Vormittag zuerst die Schwein, prämiirt Dm ersten Preis erhielten 1) für zwei 10 Mona! alte weiße Aorkshire-Schweine: Earl Ludwig, Herzog vor Parma, durch Jnsp. Butter, 2) für ein Mecklenburger Schwein Graf von Schluffen in Mecklenburg-Schwerin. 3) für ein englische Zuchtsau, weiß, 1 I. Il M. alt: Adolph Eulitz ir Pulsitz bei Ostrau, 4) für eine Aorkshire-Sau, weiß, 1 I 11 M alt: Karl Adolph Steiger auf Klein Bautzen, ü) fü: ein englisches Mutterschwein, 1 I. 3 M, weiß: August Grim mer in Laubrgast bei Dresden, b) für einen jungen Suffolk Eber, weiß mit hellblauen Flecken, 6 M. alt: H. v. Nathufiui aus Hundisburg in Preußen — Den zweiten Preis er hielten 1) für eine schwarze Berkshire-Sau, 11^ M. alt Rob. Sison auf Kammrrgut Lohmen, 2) für eine Sau, schwarz mit weißer Nase, 10 M. alt: H. v. Nathusius « Hundisburg 3) für einen Windsor Ebcr, 1 I. 2 M 14 T. alt: v Mag nus auf Drehsa bei Pommritz, 4) für einen Weißen N»rkShire Eber, 1 I. 1 M alt: K. A. Steiger auf Klein-Bautzni 5) für zwei Dorkshire-Sauen, weiß, 3 I. 6 M. alt: Gra Franz Thun. Hohenstein in Letschen, Züchter Dir. Kropf, k für eine Io,kehirr-Muttersau, weiß 2 I. 1 M. mit zehi 2 M. 5 T. alten Ferkeln: Wilh. Vohland, Nittergutsp. t Püchau bei Wurzen. — -f Künftigen Sonntag wird eine neue Fahrt auf de sächs. Semmeringbahn unternommen. Diesmal aber mit Musi und Gesang und in anderer Weise, als die am vergangene' Sonntag, wo Passagiere zmückblerben mußten. Die Fahrt i! übrigens durchaus keine gefährliche, sondern eine äußer! romantische und umsomehr zu empfehlen, daß man schon hal 8 Uhr Abends wieder in der Stadt anrclangt ist. — Gestern wurde auf der kleinen Plaucrttchen Gaffe ein Bodenmeisters.-Witwe von der Polizei in Haft genommen weil sie, wie wir hörten, einer Hausbesitzers-Wittwe auf de FalkmOcaße, bei der sie rin- und ausgegangen, zwei Spar ' ffenbüch r üb>r namhafte Geldbeträge entwendet und ver fändet hatte. Es wurde bei der Diebin auch noch eine größer Partie Wäsche :n B^chlag genommen, deren Entwendung si ebenfalls b> schuldigt und ud.rfubrt wurde. — — Die Londoner PoUz.i hat be Polizei-Dirrctio ollbier die An,e,ge gemacht, daß im w-ai bei einer Bank i Canwclicut «.Vereinigte Staaten) Verschreibungen und Schult Certificate der Vereinigten Staat,n im Betrage von 70,50 Dollars, sowie einige Werthpapiere und baares Geld gestohle worttn sind. Die Nummcrn dieser Papiere sind den hiesig» Geldwechslern und BarquierS mitgciheilt worden. Auf Wiede Herbeischaffung und Entdeckung des Thätcrs ist eine Bclohnur von 700 Pfund Sterling ausgrsetzt.