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Nh171. Zehnter Jahr-. «glich sK»» 7 vhr- Anserate »erd«» «mgen»mmea: »»Abend» V.Eonn- tag» bi, Mittag» t» Uhr: «arienftraße 1». Uoz-ig in dies. Blatt«, tza, jetzt in It.VOÜ Exemplaren erscheint» finden eine erfolgreich« Verbreitung. Dienstag Lst Juni 1868. Fksnnemenl: vierteljährlich 2V Ngv bei unentgeldlicherAt« ferung in'« Han». Durch di« -önigl. P«f vierteljährlich 22 Ngr Einzelne Nummern 1 Ngr. Tageblatt für Unterhaltung nnd Geschäftsverkehr. MNredacteur: Theodor Droblsch. Inseratenpreise: Für den Raum rin« gespaltenen Zeil«: 1 Ngr. Unter „Sing»« sankt" di« Zrtl« r Rgr. Druck und Eigenthmn b«r Herausgeber: Likpslh 6r Nelchardt. — Berantwortltcher Redactrur: IllUnS Rekchardt. Dresdei» den 30 Juni. — g. Eire Perle unter den Sommerexcursionen der „Flora" war der B-such der vr. Güntz'schen Besitzung in Wachwitz in vergangener Woche, eine Perle um so mehr, als die Schönheiten derselben den meisten Theilnehmern der Ex kursion bis dahin noch fremd und unbekannt waren. Die Besitzung, gegründet zuerst vom Prinzen Laver und später da» Eigenthum verschiedener Besitzer, ist fast in der Mitte der Pillnitz Loschwitzer Rebenhügel gelegen und bietet bei hei teren Tagen eine entzückende Rundschau von dm südlichen Höhen der sächsischen Schweiz und den Abdachungen des Erz gebirge» bis zu den Thürmen von Meißen. Vor sich daS silberne Band der Elbe, die grünenden Wiesm und Felder findet das Auge von jedem Punkte der Aussicht aus ange nehme Veränderung und neue Bilder und ermüdet nie der Blick im Anschauen der reizenden Landschaft. Dieser anmu- thigr Wechsel findet sich gleichfalls in dem mit feinen Ge schmack angelegten urd mit lobenSwerlher Ordnung unterhal tenen Gartenanlagen. Neichblü',ende Gruppen von Rosenund sonstigen Florblumen, ein saftig grünender Rasm und — ein hoher Werth der Besitzung — prächtige Laubhölzer, daneben wieder reich ansetzende Weinstöcke, Psirsizspaliere und Obst bäume geben gültiges Zrugniß von der Liebe des Besitzers zu Flora's freudespendendem Reiche. In dem neuangelegten Warmhaus« standen l.irdia purpursta und Vsnäl, juavis in voller Blüthe; die großartige Ananastreiberei ist musterhaft eingerichtet und von Bedeutung. Nur ungern schieden am Abend die Besucher — denen auch das Wetter günstig ge wesen war — von diesem lieblichen Aufenthalt und mit gro ßem Da> k von seinem ebenso anspruchslosen als freundlichen Besitzer Herrn Vr. Güntz. — Der Stadtrath macht bekannt, daß von heute ab tzer Haupteingang zum Rathhause sich an der Marktseite be- ,r/.det. jedoch der Zugang zu der Stadtsteuer-Einnahme, zu den Expeditionen für da» Vau- und Wasserwesen und zur Rechnungsexvedition nach wie vor von der Scheffelgafle au» » nehmen ist. — In unerklärbarem Gegensätze zu der Pietät mit wel cher nicht nur an höchster Stelle zu Pillnitz, sondern auch an vielen anderen Orten de» Lande» die vor fünfzig Jahren er folgte Rückkehr Friedrich August de» Gerechten jüngst ge flirrt worden ist, stehen die Umgebungen de» Denkmals, wel- che» die dankbaren Sachsen ihrem König im Zwinger hier- srlbst gesetzt haben. Gras und Unkraut sproßt auf dem Mo- saikpflastrr zu Füßen der Statute wie auf allen, des Kies- überzugs seit Jahren schon entbehrenden Wegen des Zwinger- Hofs, nirgends aber mächtiger, als läng» der Fronte der König!. Gemäldegallerie; defekte Barrieren und Bänke um geben die in gleicher Weise vernachlässigten Rasenplätze mit ihren in der Regel trockenen Wasserbecken; mit einem Worte kein öffentlicher Platz der Königlichen Residenz ist, abgesehen natürlich von dem zur Sommerszeit ausgestellten Orangerie schmuck, in einer traurigeren Verfassung, als der, auf welchem Vas Denkmal Friedrich August des Gerechten steht. — Gestern wurde uns au» zuverlässiger Quelle mitge- thrilt, daß Se. Maj. der König sich heute Morgen nach Leip zig begeben werde, um dort des König» von Preußen Maje- istät bei dessen Durchreise nach Karlsbad zu begrüßen. Die Rückkehr de» Königs nach Dresden sollte bereit» Mittags er folgen. — Die mittelst Bekanntmachung der königl. Polizeidirec- tion gesuchte Emilie Bertha Winkler, Dienstperson au» Pirna, ist vorgestern im sogen. P eschener Winkel todt au« der Elbe gezogen worden. Die ausgesprochene Befürchtung, daß sie freiwillig den Tod gesucht haben möge, hat sich somit bestätigt. Die Winkler war beiläufig erst 17H Jahre alt. — Ein Handarbeiter von hier war am vergangenen Sonn abend beim Ausbau einer Bude in Neustadt beschäftigt. Während seiner Arbeit bemerkte er, wie der Besitzer der Bude einen Zrhnthalrrschein aus seiner Brieftasche nahm und auf einen bestimmten Platz in der Bude unter ein andere« Papier legte. Gr erhaschte den günstigen Augenblick, wo der Budenbesitzrr dem fraglichen. Platze einmal den Rücken kehrte, stahl den Zehnthalerschein und ließ sich sofort darauf ablohnrn. Im Besitze einer ihm so ungewohnten Geldsumme dachte natürlich unser Spitzbube gar nicht mehr daran, fortzuarbeiten, er wollte sein Geld genießen und sich amüfiren Zunächst wurde eine Uhr und eine Pistole gekauft, dann auf dem Zwingertetch Kahn gefahren und endlich eine Fahrt nach dem . Waldschlößchen unternommen. Dort ereilte ihn aber die Ne mesis in der Gestalt eine» GenSdarm, der ihm auf der Fährte war und, nachdem er ihn endlich erwischt, mit fortnahm. — In dem Laden des Hutfabrikanten M. auf der Pir- »aischeu Straße waren gestern Morgen gegen 7 Uhr mrh. rer» Utensilien in Brand geralhen, die einem dort befind lichen Kanonenofen zu nahe gestanden und in dem stark ein- geheizt war. Das Feuer wurde alsbald gelöscht und der da durch verursachte Schaden ist nicht besonders bedeutend. — Ein trauriges Ereigniß wird uns aus Hänichen ge meldet. Bei dem Ausbau eines Schachtes auf dem soge nannten Dippoldschacht bei Golberoda fanden am Sonntag die drei Zimmerlinge Namens: Petzhold, Müller und Gölfert ihren Tod. Vis gestern Vormittag hatte man von den Leichen nur den Zimmerling Müller aufgesunden, da solche im Wasser liegen. Die drei Verunglückten sind als brave Familienväter bekannt und hinterlassen zusammen 18 Kinder. — In Großerkmannsdorf bei Nadeberg war am Sonn abend Nachmiltag eine Häuslersfrau an ihrem Heerde stehend mit dem Brennen der Kaffeebohnen b-schästigt, als sie in Folge einer eintretenden Besinnungslosigkeit nach vorwärts mit dem Oberkörper in das Feuer stürzte. Ihr Mann, welcher mit den zwei Kindern währenddem nicht anwesend war, fand bei der Nachhausekunst seine unglückliche Frau mit verbrann tem Oberkörper in dieser Stellung leblos vor. — Auf der Alaur.straße wurde gestern Nachmittag der Sohn eines Obersignalisten von dem Hunde eine- Kohlen- fuhrwcrks derart in das Bein gebissen, daß das Blut sofort an demselben herabfloß. Bessere Construction des Maulkor bes hätte jedenfalls dieses Unglück verhütet. — Der hämische Trieb der Zerstörung ist manchem Menschen wie ein Giftstoff eingeimpft und Thaten solcher Art kommen leider in Dresden recht häufig vor Beweis davon liefern die Zettel an dm neu errichteten Anschlagsäulen, die ia den letzten Tagen hier und da solche Beschädigungen erlitten, daß die Unternehmer dieses Instituts eine Belohnung für Entdeckung des Frevlers ausgesetzt haben. — Am Elbberg Nr. 15 brannte gestern Morgen gegen 7 Uhr eine Esse auS. — Vorgestern hat ein Schiffer das Dienstbuch eine» Kellners auS LeiSnig, das in der Elbe geschwommen, aufge fischt und nachträglich der Behörde überreicht. Möglicher Weise liegt hier abermals ein Selbstmord zu Grunde. — Der Gemeinderath der israelitischen Neligionsgemeinde Hierselbst hat vor Kurzem seinen Geschäftsbericht sammt Rech nungsübersicht auf das Jahr 1864 ausgegeben. Die Ein nahme der Gemeinde betrug einschließlich eines Bestandes von 7745 Thlr. 81 Ngr. 3 Pf: 13,734 Thlr. 12 Ngr. 5 Pf, die Ausgabe 5744 Thlr. 15 Ngr. 2 Pf., die Schule hatte einen Bestand von 7744 Thlr. 89 Ngr. 5 Pf, eine Ein nahme von 1301 Thlr. 15 Ngr. 9 Pf., eine Ausgabe von 1303 Thlr. 8 Ngr. 1 Pf. Der Fond« zum Erwerb eine« Gemeinde- und SchulbauseS hatte einen Bestand von 870 Thlr. 14 Ngr. 2 Pf , erhielt im vorigen Jahr einen Zuwachs von 236 Thlr. 29 Ngr. 7 Pf. und in diesem Jahre durch die Festsammlung zum 25jährigen Bestehen der Synagoge einen Zuwachs von 2577 Thlr. Aus dem Geschäftsbericht ist zu entnehmen, daß die Gemeinde demnächst zur Bebauung deS neuen vom FiScus erkauften am Blasewitzer Forstreviere gele genen Friedhofs verschreiten wud. In Bezug auf das kürz lich gefeierte Jubiläum wurde im Gemeinderath angeregt, eS möge diese Gelegenheit in materieller wie geistiger Beziehung dazu benutzt werden, kundzuthun, daß die jetzt lebende und unter glücklicheren Wrhältnissen zur thatkräftigen Männlichkeit herangereiste GeneKmon ihren Vorgängern an Gemeinsinn nicht nachstehe. Materiell sollte da- durch den Erwerb eines Gemeinde- und Schulhauses, beziehentlich einer Orgel und Gaseinleitung in die Synagoge, geistig durch Reform im Gottesdienste, insbesondere durch Einführung deutscher Gebete und Gesänge mit Orzelbegleitung sich da,stellen. Die Ge meinde zählt 721 Angehörige, darunter 121 stimmberechtigte. — Bei dieser Gelegenheit sei darauf hingewiesen,, daß die zur Synagogenfeier am 1. Mai von Herrn Oberrabiner vr. Landau gehaltene Feflpredigt zum Besten des Gemeinde- und SchulhausfondS gedruckt erschienen und für 5 Ngr. in L. Wolf'» Buchhandlung (Seeflraße) zu haben ist. — dt. Im Interesse vieler Leidenden, insbrsondrrer sol cher, welche von Gicht, Rheumatismus. Lähmung. Scropheln, englischer Krankheit rc. heimgesucht sind, machen wir auf eine hier so eben rrrichteie Heilanstalt aufmerksam, von welcher wir uns sehr gute Erfolge versprechen E, fahrungSgemäß wirken bei genannten Krankheiten warme Sandbäder sehr heilkräftig; die Schwierigkeiten und Hindernisse jedoch, welche sich der methodischen Anwendung derselben unter freiem Him mel an unsrer Prießnitz entgegenstellen, brachten einen intelli genten und unternehmenden Arzt unsrer Stadt, Herrn vr. Flemming, auf den Gedanken, eine Anstalt zu errichten, in welcher die Patienten zu jeder JahreS- und Tageszeit — selbst im Winter — in erwärmtem Prirßnitzsande sich baden können. Nachdem wir diese, Falkenstraße 55, sihr gesund und bequem gelegene Heilanstalt in allen ihren Theilen in Augenschein genommen, können wir dem Gründer und Leiter ez derselben das Zeugniß geben, daß derselbe — bei aller Schwi. rigkeit der Sache, da sich noch nirgends eine ähnliche Ansia^ findet, die zum Vorbilde hätte dienen können — seine Ein" richtungen mit großer Sachkenntniß, Umsicht und Gewissen haftigkeit getroffen hat. Da auch das heilgynmastische Jnst-rut, . , welches Hr. Vr. Flemming schon seit einer Reihe von Jahren mit bestem Erfolge leitet, in der Badeanstalt geeigneten P.'otz gefunden und jede Badezelle auch bequeme Gelegenheit zu Wasser-Douchen und zum Trinken heilsamer Wässer darbietet, so ist auf Alle- «i Bedacht genommen worden, was die Cur zweckmäßig zu unter- stützen vermag Der höchst g fällige Besitzer ist sicherlich gern x erbötig, allen sich für sein neues Unternehmen Jnteressirende» vollständige Einsicht zu gestatten, sowie durch Ueberlaffung >* eines ausführlichen Programmes ihnen jede Auskunft zu geben. — Am 17. d. M. Abends nach 6 Uhr verunglückte die 66jährige Handelsfrau Kupfer aus Zschopau in dem Mo- . ment, als der von Dresden kommende Dampfwagen über die ? , Eisenbahnbrücke am Forsthaus in Plauen fuhr. Sie truz einen schweren Korb und durch das Brausen des Dampfwa gens geriethen zwei vor einen Kohlenwagen gespannte Pferde . in Aufruhr, daß sie scheu wurden und die Frau überfuhren.' i Die arme Frau war schwer zugerichtet; die Eingeweide dran, gen aus dem Leibe hervor. Der Ortsrichter brachte die Fra» ^ nach Plauen, wo sie nach Verlauf einer Stunde den Geist " ' aufgab. — In der bekannten Privatanklagesache des Herrn - vr. Bernhard Arnest wider Herrn Adv. Bernhard Miller ^ fand gestern Vormittags 9 Uhr, wre wir vernehmen, die Ver handlung vor dem Königl. Bezirksgericht auf den von beiden ! Theilen eingewendeten Einspruch gegen das erstinstanzliche Er- kenntniß statt, wonach Herr Adv. Miller wegen Beleidigung und beziehendlich in Betreff eines Punktes auch wegen Der- ", leumdung zu Monatlicher Gesängnitzstrafe verurtheilt worden war. Die fast 4stündige Verhandlung fand auf Antrag de» ' Herrn vr. Arnest unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt. Wir erinnern uns selbst nicht, daß der Termin im Gerichts hause auf dem Anschlagebret gefunden worden ist. Der Pri-, vatangeklagte hat sich selbst und durch Herrn Adv. Fränzck vertheidigt und Straflosigkeit beantragt, während der Privat ankläger nicht persönlich erschienen, sondern durch Herrn vr.' Stein I. vertreten worden ist, der eine Erhöhung der Strafe blS zu einem Jahre Arbeitshaus beantragt hat. Der Ge richtshof hat indkß das erstinstanzliche Erkenntniß bestätigt, jedoch mit dem Unterschied, daß statt auf 3 Monate Gefäng- niß, nur auf eine Geldbuße von 200 Thalern erkannt wor- l > den ist. Aus Stockholm erfährt man: Der wegen des Ver dachts der Vergiftung gefänglich eingezogene Geistliche Lind bäck hat im zweiten Verhör die Vergiftung dreier Personen durch den zum Abendmahl benutzten Wein gestanden. Der Marineminister der nordamerikanischen Union hat die Reduktion der atlantischen Flotte von 600 auf 90 Schifft verfügt. Einer Erklärung des Finanzministers zufolge belief sich die Staatsschuld der Vereinigten Staaten am 1. Juni auf 3,635,000,000 Dollar»; die Jahreszinsen betragen 64j Million Dollar», der Metallvorrath beträgt 60,000,000 und i der Notenumlauf 659,000,000 Dollars. Di» Nachricht vom Rücktritte deS KriegSmimsters Stanton wird dementirt. Da» GänHerfest. Io. Wenn man da» im künftigen Monat hier zu be gehende Sängerbundesfest mit seiner praktischen Seite in'» Auge faßt, so möchte man den Bewohnern Dresdens «in recht Helle» „frisch auf" zurufen Wie viele Interessen von eine« olchen Feste berührt werden, möchte Verfasser dieses gern noch pecieller Nachweisen, gestattete es nur einigermaßen der Rau« rieses vielgelcsenen Blattes. So habe ich denn die Müh» nicht gescheut, dem gewerbtreibenden Bürgerstande ein Alphabet vorzufüyren, au« dem man annähernd ersehen möge, wie weit die« Fest seine Fühler streckt, und daraus möchten Diejenigen, welche an dm Beschlüssen des Festausschusses mäkeln, — welch Letzterem ich übrigen- tröstend zurufe: Das Publikum, das ist ein Mann, Tcr Alles besser machen kann. Es ist auch wieder eine Magd, Die ewig klagt, der nichts behagt — wenigstens die Beruhigung schöpfen, daß die Siadt ohne iractischen Nutzen vom Feste dasselbe nicht wird vorübrrgehea ehen. ES läßt sich nicht verkennen, daß die /tzrctionäre de» Waldschlößchens eine glückliche Nummer gezogen haben. Auf ihrem Besitzthume wird sich daS Füllhorn deS Glücke« ergießen, welche« über dem Feste schweben möge. Die Häcker werden 'chassen, um Sängern und Fremden den Ruf Dresdner Back- werle genießbar und zur Lab- zu machen, wenn der Mocca dampft. Die Luchdrucker haben schon jetzt zu thun. Da giobt e» Drucksachen zu liefern für den engeren, Wohnung»- i