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Nr. ISS. Zehnter Jahrg. rFrscheivt: «glich früh 7 Uhr. Inserate Werdcu ange>»mm«»r bteAbendS «.Sonn tag» bi, «ttttag» ir Uhr: Wkarienstraße 13. Ua^ig. tu dies. Blatt«, ha« jetzt i» 11,090 Exemplare« erscheint» Kuben ein« erfolgreich« Verbreitung. Tonntag 18. Jnnk 1868. i: Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mttredactem: Theodor Arabisch. Fbsnnement: vierteljährlich 20Ngp bei uurntgeldlichrrAe« srrung in'» Hau». Durch die königl. Paf vierteljährlich 22 Ng« Sinzelue Nummer» 1 Ngr. Inseratenpreise: Für den Raum eia« gespaltenen Zell«: 1 Ngr. Unter „Eing»j sankt" bi« Zeit« L Ngr. Druck und Eigrnthum der Herausgeber: Klepsch 6r Nklchardt. — Verantwortlicher Redacteur: IttUuS Nelchardt. D«sd««. den 18. Juni. — Die Einladung an die jungen Damen hiesiger Stadt, sich zur B,grüßung de» am 24. Juli siatlfindenden Sänger- zugeS als Festjungfrauen zu betheiligen, hat einen außerordent lich günstigen Erfolg gehabt; denn es ist nicht nur die Zahl der für diese Theilnahme inclinrrendcn Damen eine sehr große, sondern , es sind auch die verschiedenen Kreise der Einwohner schaft oertreten. Aus den Familien der königlichen, Staats und s tädtischen Beamten, der Künstler, Gelehrten, Geistlichen und Lehrer, der Rentiers, Kaufleute. Fabrikanten und Hand werk er sind so zahlreiche Anmeldungen gekommen, daß die Zah,l, welche man ursprünglich im Auge hatte, 300, weit über- stie zen werden könnte. Außerdem ist dieser Ei folg zugleich ein. Zeichen, daß je näher unser Nationalfest rückt, das In ter/«sie dafür in der Bewohnerschaft der Residenz immer mehr w Lchst. — Die Bewohner der Straßen, durch welche der Fest zug geht oder durch welche die von den Bahnhöfen kommen den in die Stadt einziehenden Sänger ibrcn Weg zum Nathhause nehmen, rüsten sich, um auf gemeinschaftliche Kosten Decora- liorun herzustellen. Und so werden wir, wie auf der Breiten; straße, auch auf den übrigen Straßen und Plätzen Ehren pforten entstehen sehen. Was die sehr anmuthige Ausschmück ung durch Laubguirlanden betrifft, welche über die Straße ge zogen wcrden. so ist zu berücksichtigen, daß sie an den zweiten Etagen angebracht werden, damit die vielen, zum Theil hohen Vereinsfahnen ohne Zugsunterbrechung durchpassiren können. — Nächsten Dienstag feiert ein ehrrnwerther Bürger unserer Stadt sein 50jährigeS Bürger- und Meister jubiläum. E» ist dieß der Kammmacher Fießenig sen. Der noch rüstige Jubelgreis hat stets, besonders aber al» langjähriger Obermeister seiner Innung, in uneigennützigster Weise da» Beste seiner Mitmenschen im Allgemeinen, wie im Besonderen zu fördern gesucht. Möchte ihm dafür sein Jubeltag zu ei nem wahren Freudentage werden, und sein Lebensabend ein ruhiger und friedlicher sein. — — -s Nach einem der letzten Gottesdienste in der katho lischen Hoskirche blieb, nachdem sich die Andächtigen zumeist entfernt hatten, eine polnische Dame in einer Bank längere Zeit noch sitzen, die plötzlich zusammenstürzte. Hülfreiche Hände warm alsbald um sie beschäftigt. Als dir Kranke in Etwas wieder zu sich kam und der Sprache wieder mächtig wurde, verlangte sie nach einem Geistlichen, welchem sie sofort beichten wollte und der ihr auch das heilige Sacrament des AltarS spenden sollte, da sie, wie sie sagte, „sich dem Tode nahe fühle". Es kam auch alsbald einer der Herren Geistlichen herbei, man fand es aber bester, die Dame vorläufig in der Sacristei unterzubringen. — Der „Telegraph", Nr. 174 vom 17. d. M. schreibt wörtlich: „Gotha, 15. Juni. Man ist hier in freudigster Erregung über die gestern erfolgte Genehmigung der Bahn von Gotha nach Leinefelde durch das preußische Abgeordnetenhaus. — Also mitten in's Abgeordneten haus eine Bahn? Zum Wortkampf auch noch Dampf ? — ch Wie Alles jetzt aus das Sängerfest speculirt, theils um dessen Freuden zu erhöhen, theils um Geschäfte zu machen, IheilS um auch Erinnerungszeichen an die Festtage selbst zu schaffen, so hat auch der Uhrmacher, Herr Brunner auf der Badergaffe Nr. 27, sich einen großen Vorrath zierlicher sil berner Cylinderuhren besorgt, auf deren Rückseite die Dres dener Sängerhalle sehr künstlich und naturgetreu eingravirt ist. — Die Zöblitzer Serpentinstein-Actien-Gesellschaft, wel che in Dresden Co.umissions-Lager bei Herrn Hostischler Türpe in der Marienstraße hält, ist wegen ihrer ausgezeich neten Artikel von der Industrie-Ausstellung zu Cöln mit der goldenen Preismedaille gekrönt wordm. — Eine Frau Mittlern Standes bekam gestern Morgen auf dem Altmarkte mitten im Menschgewühle das sogenannte böse Wesm und zerschlug sich dabei den Kopf dermaßen, daß an mehreren Stellen Blut ausströmte. Die Nathschaisen- träger schiften die Be klagen S wer the im Siechkorbe nach der AlfSstation in der gr. Kirchgaffe zum Verband. — Auf der PulSnitzer Straße wurde vorgestern ein vier Lahre altes Kind von einem Ziegclwagen überfahren und da durch am Gesicht und Knie nicht unbedeutend beschädigt. Den Hutscher des Geschirres soll dabei kein Verschulden treffen. — — Als man gestern Morgen in einem hiesigen Hotel «inen Fremden, der ein Kaufmann aus Brüste! ist, wecken wollte, fand man se i»e Thüre von innen verschlossen und alle Rufe blieben unbean «vortet. Al- man endlich dazu verschritt, die Thüre aufzuspren pen, fand man ihn im Bette liegend todt tstzr. Sin Schlägst» tz hatte unzweifelhaft scinem Leben ein so plötzliche» Ende ge mach«. — — In der Fl »r eines hiesigen Grundstücks, in dem ein Goldarbeiter wohr wurde vor einigen Tagen rin Päck chen mit Goldspähnen aufgkfunden. Der Finder überbrachte cs dem Goldarbeiter, dieser kannte aber weder das Päckchen oder den Inhalt, noch hatte er es verloren. Somit lag der Verdacht nahe, daß einer seiner Arbeiter dasselbe verloren und die Goldspähne sich im Geschäft vielleicht unrechtmäßiger Weise angeeignet haben könnte. Einige Worte, die auf dem Päckchen mit Bleistift geschrieben waren, führten unter den mehreren Arbeitern zur Ermittelung des richtigen Gehülfen, der es verloren. In seiner Wohnung sollen sich noch ver schiedene andere Beweise der Unredlichkeit gegen seinen Prin zipal vorgefunden haben, weshalb die Polizei seine Arretur vornahm. — — In der Nacht vom Sonnabend zum Pfingstsonntage wurden einem Leipziger Meubleur mehr als zwanzig Stück werthvolle Uhren aus seinem auf dem Brühl gelegenen Ge- schästslocal entwendet. Die Diebe sind später in Leipzig in der Person eine» Cigarrensortirers und eines Handarbeiters ermittelt und verhaftet worden. Sie hatten sich im Laufe des Sonnabend in das Geschäftslocal des Mcubleurs heimlich ein geschlichen und bis zum Schluß desselben dort versteckt ge halten. Nach Ausführung des Diebstahls und Einbruch der Nacht hatten sie eine Geschäftsthüre von Innen aufgeriegelt und auf diese Weise den Ausweg aus dem Locale gefunden. Zur Belohnung für das Gelingen ihres schlau angelegten und zur Ausführung gebrachten Diebstahls fuhren sie am Pfingst sonntag nach Dresden, amusirten sich hier nach besten Kräften einige Tage und, da hierzu natürlich auch Geld gehört, so begannen sie damit, theils selbst, theils durch zwei hier wohn hafte Schwestern de« einen Diebes, die Uhren zu versilbern. In kurzer Zeit ging eine Uhr nach der andern bald in die Hand dieses, bald jenes Pfandverleihers und Käufers. Jetzt hat die hiesige Polizei die Mühe gehabt, die Besitzer der Uhren und deren Verreib zu ermitteln, bez. sie herbcizuziehen. Es sollen bereits mehr als 6 Stück, darunter eine werthvolle goldene Damenchlinderuhr wiedererlanzt, auch eine hier wohn hafte Schwester des einen Spitzbub.n wegen Verdachts der Partircrei verhaftet worden sein. — — Wie uns vom Vorstande des hiesigen Thierschutz vereins mitgetheilt wird, ist zu Vermeidung ähnlicher Unge bührnisse, wie dergleichen neulich an der Mauer des botanischen Gartens borgekommen, der Thierschutzverein stets bereit, mittel losen Personen zu Verkürzung der Leiden ihrer Thiere die für die Tödtung der Letzter» in der Thierarzneischule z« ent richtenden Gebühren wieder zu erstatten. — Am Dienstag Nachmittag fand man in einem Teiche bei Dippoldiswalde ein todtes neugeborneS Kind in einen Sack gebunden. Dem Anscheine nach lag gewaltsame Tödtung vor, denn es war an einigen Stellen mit Blut unterlaufen. Es wurde gerichtlich aufgehoben. — In GroßröhrSdorf bei Pulsnitz ist an der Mittwoch früh auf einer Garnbleiche der Leichnam eines neugebornen Kindes von Hunden ausgesck'arrt worden. Die gerichtliche wilde- Gestein) herunter und begräbt unter ihrer Wucht den selben bis an den Oberkörper. Erst nach Verlauf von zw" Stunden gelang es den noch in der, gegen 100 Schritte von >, der Unglücksstätte entfernten Schmiede sich aufgehalteiun und ! aus den Hilferuf zurückgeeilten sechs übrigen Arbeitern. ih»^« / Kameraden aus seiner schrecklichen Lage, leider aber mit ganz I zerquetschtem rechten Beine zu befreien. Hierauf ward H. m -- seine, eine halbe Stunde ent ernte Wohnung gefahren, wo er ,! jedoch trotz ärztlicher Hilfe heute flüh starb. (D. I.) Ist — In den Abendstunden des 12. dieses MonatS ist in dem bei Löbau gelegenen Weißenberg die AuSzüglerswitwe Kneschke in ihrer Stube ermordet aufgesunden worden. Die , Entseelte bot einen entsetzlichen Anblick und scheint einen verzweiflungsvollen Widerstand geleistet zu haben. Als in der , > That dringend verdächtig ist ihr eigener Sohn, der dortige Hausbesitzer Rösick verhaftet und an das Löbauer Bezirksgericht eingeliefert worden. — Nachdem in Großschirma die schreckliche Katastrophe,' welche achtzig und einigen Hund endaselbst und in Nothenfmt l das Leben, und dem beklagenswerthen Besitzer des tollgewor- ?! denen Hundes eine enorme Geldsumme gekostet hat, kaum ver schmerzt war. reihete sich eine ziemliche Zahl von Ung ücks- fällen an einander. Ein liebliches Mädchen von 2j Jahren. eitrank beim kindlichen Spul im Mühlgraben. Bald darauf verbrannte sich der Vater dieses Kindes in den Schmelzhür- ' len das rechte Bein und eine Hand auf entsetzliche Weise,. was ihm noch jetzt die schrecklichsten Schmerzen verursachl. Wenig später geriethen 2 Biüder heftig aneinander. Der' jüngere griff den älter» an. Dieser hielt ihm zur Verthei- t digung rin Messer entgegen, das er eben in der Hand hatte.' Der erster? rennt hinein und trägt eine Bruftwunde davon, ' von der er nur langsam sich erholt. — In den jün sten>,, Tagen endlich gerieth auf dem hiesigen König!. Kammergute l ein Dienfiknecht unter den Kleewagen und bleibt auf der - Stelle todt. Sowohl diesen, als einen andern Tagarbeiter I s von demselben Gute, welcher im Januar d. I. verunglückte, hat lediglich eigene Schuld in den besten Lebensjahren dem» Tode überliefert. — Besseres folgt: Man schmeichelt sich! ' hier mit der Hoffnung auf eine Eisenbahn von Frriberg nach Nossen durch unser Muldenthal, welche den oberen und den^ niederen Hütten und den zahlreichen Erzgruben große Vor-, thcile gewähren würde. Bereits hat Hr. Oberbcrghauptmarm, Freiherr von Neust als Mitglied des Stadtverordnetencollegi»' umS zu Freiberg den Antrag gestellt, man möge sich an die- ! Leipzig-Dresdner Eisenbahngescllschaft mit dem Gesuche we»-^ den, daß bei der Anlage des Nossener Bahnhofs der Wahr-' schcinlichkeit einer Freibcrger Bahn Rechnung getragen werde.— * — Aus Dippoldiswalde, den 15. Juni. Wenn ge-" " wiß jetzt jeder Ort. sei es Stadt oder Dorf, dem Forischritt- zu huldigen bemüht ist, sei es in industrieller, gewerblicher oder ' ökonomischer Hinsicht, so wird auch gewiß nicht aus den Augen gelaffen werden, das Praktische mit dem Angenehmen Obduktion hat bereits stattgefunden, und man glaubt, der ! zu verbinden, und um letzteres zu erzielen, ist hauptsächlich Thäterin auf der Spur zu sein. die Natur, welche uns solches am Besten bietet. Dazu gehören' > — Seit drei Wochen war der Sträfling Schröder von > nun vorzüglich die Anlagen von Bäumen, Sträuchern u. s. w.' Gewiß würde mancher Ort viel darum geben, solche Plätze zu" - besitzen wie unsere Aue, wo sich in romantischer Lage bauptsäch-' lich eine Lindenallee, in dieser aber vorzugsweise ein seit siebenzig- Jahren angepflanztes Palmen-Pappel-Quarre auszeichnet. Wie schmerzlich aber mußte es Jedem sein, wenn er sah, daß am heutigen Morgen, ohne allen triftigen Grund, auch ohne viel» ' leicht der Mitwiffenschast der Bürgerschaft, eine dieser Pappeln^ den Gcwaltstreichen der Axt unterliegen mußte. WaS nunX einmal geschehen ist, läßt sich freilich nicht gleich ändern, denn*» um so eincn schönen Baum wieder dastehen zu haben, gehören im günstigsten Falle bO Jahre. Doch um später dergleichen^ Raritäten wie solche Palmenpappeln in der Höhe von 50 Ellen zu verschonen, darf man wohl mit Recht hoffen, daß hiesiger Stadtrath bemüht sein wird, dieses zu verhindern.^ Gewiß würde es im Sinne der ganzen Bürgerschaft sein, in-^- dem die Aue mit ihren Anlagen der Licblingsplatz aller hie^. sigen wie auch hierberkommcnden Fremden ist. k- — Angekündigte Gerichtsverhandlung: DienS-k tag. den 20- April Vormittags 9 Uhr wider den Kellner^ Johann Gottfried Ernst Lichtenstein aus Crimmitzschau aus Grund des Art. 183 des Strafgesetzbuchs. Vorsitzender: Ge richtsrath Ebert. ' hier aus der Correcticms-Anstalt zu Hohnstein entsprungen, hielt sich seit dieser Zeit ununterbrochen in Dresden auf und arbeitete als Ziegeldecker, ohne andere Kleidungsstücke zu be sitzen, als seine Sträflingshosen, Sträflingsweste und Schuhe. Jacke und Mütze hatte er den ersten Tag schon wcggeworfen. Vorgestern früh endlich erreichte ihn die strafende Nemesis; er wurde von zwei Gensd'armen aus dem Bette geholt und auf die Polizei gebracht. — Dem heutigen Blatte liegt die erste Nummer ein r neuen humoristischen Z-ilschrift bei, welche unter dem Titel „Seifenblasen" im Verlage des Buchdruckereibesitzer Carl Gärtner hier vom 1. Juli d. I. an allsonntäglich erscheint. — Ein Mädchen von 12 Jahren war neulich im Grund stücke seiner hier wohnhaften Ellern mit Holzhacken beschäftigt. Ein Knabe aus der Nachbarschaft in gleichem Alter erbot sich, demselben beim Hacken zu helfen, und zwar so, daß das Mädchen das Holz auf dem Klotze halten sollte, während er «S spellen wolle. Bald darauf hörte man einen Schrei. Es ergab sich, daß der Knabe seine Gespielin, natürlich unabsicht lich und in Folge deren eigenen Verschuldung, mit dem Beil in den Finger gehackt hatte. Zum Glück war das Beil stumpf, sonst wäre der Finger ganz sicher abgehackt worden. So ist das Mädchen, abgesehen vom Schreck und Schmerz, mit einer tiefen Wunde weggekommen, die natürlich sofortige Herbei ziehung ärztlicher Hilfe nöthig machle. — In dem Hartmann'schcn Sandsteinbruche zu Niederschöna bei Freibcrg wollte am 15. d. M. Abends nach 7 Me der daselbst Accordarbeit habende Einwohner Jm- hof au» Wüfihehdorf, nach dem Fortgange der übrigen Ar beiter, noch eine Stunde länger arbeiten. Da bricht plötzlich eine mehr denn 1000 Centner wiegende Wand (sogenanntes racheSgeschtc-te , Berlin. Die sranzvnsche Tänzer-Gesellschaft des HerriA Felix wird nun endlich Berlin verlassen, um sich zu Gast« spielen nach Breslau, Dresden rc. zu begeben. Mlle. Finetts». . ^ wird jedoch nicht ferner die Deutschen mit ihrem Cancan ent- . ' zücken, da ihr seitens deS Herrn Fel x der Contrect gekündigA,^ worden ist. Man befürchtet anläßlich ihrer hiesigen Affair« ' ö« ihrem Auftreten auswärts Lcandal, und um diesen z>