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Drosde«, de» 15 Juni . — Ihre königl. Hoheit, Prinzessin Amalie von Sas sen ist nach Beendigung ihrer Badekur gestern Vormittag m Dresden wieder ringrtroffen. — — Dem hiesigen Schuhmachermeister August Friedrich ist auf sein Ansuchen das Prädikat al« Königlicher Hofschuh. Macher verliehen worden. — Beim nahe bevorstehenden Schluß der Aus stellung von Gewinnen der Künstler-HauSbau-Lotterie und des Peschel'schrn Altarbildes für Staucha auf der Ter rasse (siehe Inserate) erlauben wir uns unsere Leser auf den gebotenen Kunstgenuß hinzuweisen. Von so mancherlei neuen Stücken, welche die diesjährige Ausstellung der Lotterie.Ge winne bietet, machen wir besonders auf einen kleinen etwas colorirten Carion von Prof. R. Jordan in Düsseldorf auf merksam, der in überaus glücklicher und ansprechender Weise die Situation eines jungen Lootsen-Vater- nach der Geburt seines Erstgeborenen veranschaulicht. Dir glückselige Mutter, der liebevoll sorgliche Vater geben rin so gemüthvollrs heim liche- Familienbild, daß wohl Jeder den lebhaften Wunsch theilen wird: von dem Glück damit begünstigt zu werden. Die Entscheidung wird nun nicht mehr lange auf sich warten kaffen, denn die Ziehung der Lotterie soll jedenfalls im kom menden August pattfinden. Bei dem bevorstehenden Zusam menfluß von Fremden für die Feste im Juni und Juli mag jeder Freund de- Unternehmens nicht Unterlasten, seine Be kannten zur Betheiligung an der durch Zweck und Inhalt gleich rmpfehlenSwerthen Lotterie zu veranlassen. In jeder Buch- und Kunsthandlung, wie auch durch die Direktion dr eisten rothcn DienstmanninpitutS werden jederzeit Loose zu haben sein. Es fehlt noch so Manche-, um dem Unternehmen -u einem vollständigen Gelingen zu verhelfen, und die Frem den werden gewiß gern bereit sein, sich durch Entnahme von Loosen Aussicht auf eine schöne bleibende Erinnerung an die Festzeit in Dresden zu schaffen. Besonders aber müssen wir alle Freunde kirchlicher KunstaufdaS mitausgestellte schöne Altar bild de» Herrn Prof. Peschrl aufmerksam machen, das ohne Zweifel zu dem Schönsten gehört, was in diesem Fache je hier entstand. Edle keusche Einfachheit der Composition, har monische Färbung und tiefe künstlerische Durchbildung bekun den den in diesem Genre bewährten Meister, und was die Jnuigkeit der Empfindung in den einzelnen Gestalten betrifft, so glauben wir nicht, daß sie von vielen derartigen Kunstwer ken der neuern Zeit überhaupt erreicht wird. So fesseln uns di« einzelnen Darstellungen der Geburt, Kreuzigung, Aufer stehung und des Abendmahls jede» in seiner Weise gleichstark, und jeder Unbefangene wird sich des Eindrucks einer tiefen innigen Frömmigkeit in der das Kunstwerk zu u»S spricht, bewußt werden. Freilich gelingt e» in jetziger Zeit den Dar stellungen au- der heiligen Geschichte selten einen wärmeren Antheil des Publikums zu gewinnen; die allzustereotype äu- ßerliche Wiederkehr der Formen, die nun einmal dafür fest stehen, das fabrikmäßige und doch immer auf höchsten Styl Anspruch machende prrtenziöse Wiederkäuen eine- alten Sche ma'», läßt selbst Fr. unde dieses Kunstzweigs davon abwendig werden. Allein ist wie in dem Peschel'schen Bild bei ein facher. ungesucht würdiger Auffassung diese Form lebendig durchdrungen, ist der menschliche Gehalt des Gegenstandes Vahr und ohne z« starke Zumuthung an die Natur der Kör per und der Gewänder tüchtig ausgedrückt, fühlen wir die nnrre tiefe Bethriligung des Künstler» heraus, so wird sich auch da» größere Publikum gern dem Eindruck der frommen Ansprache des Bilde- hingebrn. — Die Direktionen sämmtlicher sächsischen Eisenbahnen machen bekannt, daß die vom 24. Juni ab nach Dresden gelöste« Tagesbillrts aus Anlaß der Versammlung deutscher Land- und Forflwirthe rc. bis mit dem 3. Juli Giltigkeit stehalte». — Vom 1. Juli ab tritt im inneren Verkehr für die Versendung von Waarrnprobrn und Mustern ein billigeres Port« (bis 3z Loth 3 Pf . bis 5 Loth 6 Pf., bis 7z L»th S Pf , bis 10 Loth 13 Pf.) ein. und außerdem wird die bisherig« Einrichtung von Einzahlungen bei der Post sehr vesentlich durch die Einführung von Postanweisungen ver bessert. die nunmehr in sehr erleichterter Form bis zu 50 Procent bewirkt w«,dnr können. — Seit Kurzem befinden sich neue Banknoten der Leip ziger Bank zu 10 Thlrn im Umlauf. — — s Künftigen Sonntag wird eine zweite Fahrt auf der sächsischen „Srmmeringbahn" von Dresden nach dem Wind- " rge Und der goldnen Höhe und zurück per Dampf veran- lttt. Jedenfalls dürfte sie, wenn das Wetter irgendwie , nstig kst, in Folge der reizenden, romantischen Partieen und originellen Fahrt sehr zählrncher Betheiligung sich erfreuen. — -f Man sollte r» kaum glauben, daß in unserm auf geklärten Lande r» heut« noch Leut« giebt, die Anderen den Aberglauben rinimpfen, und Solche, die sich fest daran halten. In einem stromabwärts, nicht weit von Dresden gelegenen Dorfe waren einige Diebstähle von einer kleinen Anzahl Lang, finger begangen worden, die schon seit Jahresfrist wohl in der Umgebung von Dresden ihre schwarze Kunst unentdeckt trieben. Nach und nach sind sie wohl ziemlich Alle in'S Netz gegangen und nur rin oder zwei Lößnitz-Briganten übten sich in ihrem säubern Gewerbe. Vor Kurzem versuchten sie es wieder einmal in dem schon oben erwähnten Dorfe. Sie stahlen bei einem Insassen und als der Mann das gemerkt hatte, fingen seine Gesichtsmuskeln sich zu einem krampfhaften „Grinzen" zu verziehen an. Da kam eine alte Frau als Ret terin herbei, die Sibylle des Dorfes. Sie konnte helfen, sie wußte Rath. Die Diebe mußten nämlich bei der That sich ihrer Stiefel entledigt haben. Dabei waren die Fußlappen herausgefallen, die aus dem Ueberreste einer dunkelblauen Lein wandschürze gefertigt waren, welche auf einem andern Dorfe ebenfalls eScamotirt worden. Diese Ueberreste sollten den Orakelspruch geben und den Dieb ausfindig machen. Die Dorfsibylle rieth, der Bestohlene solle die Fetzen verbrennen und dann das Pulver essen. So würde er die Diebe bald sehen. Er that'S und verbrannte und pulverte und — aß — hat aber bis heutigen Tage» noch keinen lichten Blick gehabt, wa- wohl Jeder glauben wird, der im 19. Jahrhundert n. Chr. Geb. das Licht der Welt erblickt hat. — In der Gegend von Oederan laufen kürzlich verzinnte Pfennige als Neugroschrn und zinnerne kleine Fünfer um. Ein entlaufener Klempnerlehrling betrieb mit seinem Bruder diesen elenden Industriezweig einige Zeit, bis die GenSdarmerie beide ertappte und hinter Schloß und Riegel brachte. — Am Montag Abend nach 8 Uhr geschah auf der Seestraße am Ministerium des Innern ein Menschenauflauf, welcher dadurch veranlaßt wurde, daß die daselbst postirte Schildwache einen Soldaten arretirt und in das Schilderhaus gesteckt hatte, der sich gegen den Wachtposten pflichtwidrig und in brüsker Weise benommen. Der wachthabende Mann war in seinem vollen Recht, da» herbeiströmende Straßenpublikum aber nahm Partei für den Arrestat und verlangte dessen Be freiung, wobei besonders ein Livilist das Wort führte, fielen strenge Worte und Redensarten und als die Bitte der Schildwache, ruhig auseinander zu gehen, kein Gehör fand, der Andrang und die Befreiungsvrrsuche immer ärger wur den, gelang eS dem Eingesperrten, zu entspringen, wobei der genannte Civilist behülflich war. Pflichtgemäß wurde nun dieser arretirt und die aufgeregte Menge schickte sich an, dessen Befreiung zu bewirken, was vereitelt wurde, indem der cou- ragirte Soldat mit dem Laden seines Gewehres begann. In selbigem Moment erschien eine herbeigerufene Patrouille und nahm den unberufenen Vertheidiger mit sich fort. Bei ruhiger Betrachtung kann man nicht begreifen, wie das Publikum sich hier in Dinge mischt, die außer seiner Sphäre liegen und zu deren Schlichtung e- keine Befugniß hat. Der Soldat auf dem Posten muß seine Pflicht erfüllen; jener Wachtposten hat fie geübt und steht vollkommen gerechtfertigt da. — Im Jahre 1857 war den Leihbibliotheken unter sagt worden, den Roman: 1849, oder des Königs Maien- blüthe von Franz Lubojatzky auSzuleihrn. Jetzt ist dieses Verbot vom kgl. Ministerium de» Innern wieder aufgehoben worden. — — In einer der vergangenen Nächte sind auS einem Gehöfte auf der Fabrikstraße zwei Kettenhunde, die dort frei herumgelaufen, abhanden gekommen. Der Besitzer glaubt an- nrhmen zu müssen, daß sie ihm gestohlen worden sind. — — Vorgestern Nachmittag bewegte sich ein langer Leichen zug von der Klostergasse nach dem Neustädter Kirchhof. Man bestattete den vor einigen Tagen verstorbenen Ober-Appella- tionSgerichtsrath von Salza zur Ruhe. Unter den Leidtragen den bemerkte man viele höhere Staatsbeamte und Offiziere. Der Tod de- Verstorbenen erfolgte am vergangenen Sonn abend gegen Abend während seiner Anwesenheit in einer Con- ditorei auf der KönigSbrücker Straße urplötzlich durch einen Schlagfluß. - — Ein Bergeleve aus Preußen, der sich auf einer Ver gnügungsreise seit einigen Tagen hier anwesend befindet, hat sich gestern Vormittag in seinem Logi» mittelst eines Taschen messers mehrere Schnittwunden am Halse beigrbracht, die glücklicher Weise nicht lebensgefährlich sind Wie wir hören, soll dieses Vorkommniß mit dem Verlust seine- nicht unbe deutenden Reisegeldes in Verbindung stehen, das ihm unter wegs, vor seinem Eintreffen in Dresden, in einer preußischen Stadt im Spiel abgenommen worden ist. — — An der Elbe erkrankte vorgestern Abend ein hiesiger Beamter so plötzlich, daß er bewußt!«» umfiel. Man nahm sich seiner sofort hülsreich an und brachte ihn mittels Droschke in seine in Friedrichstadt gelegene Wohnung — — Vorgestern früh fand eine Frau im Hofe des Hause» Nr. 7 auf der Trrrafsengasse eine Katze, der von roher Hemd da- Kreuz und die Schnauze zerschlagen war. Ergriffen von Mitleid trug die Frau das arme Thier mit der Bitte in die Arzneischule, ihm Etwa» zu geben, damit eS seiner Quält» ledig werde. Sie empfing die Antwort: das kostet fünf Rete» groschen! So mußte sie das jammernde Thier wieder mit sortnehmen. Des Tragens müde, legte fie die Katze an der Mauer des botanischen Gartens nieder, wo ein anständig sie» kleideter Herr das noch lebende und wehklagende Thier er grimmt über die Mauer warf. - " — Die bisherige Administration der Handelsinnung macht bekannt, daß der neugewählt« Vorstand der hiesig« Kaufmannschaft sich oonstituirt und Herrn Bürkner zum Ver sitzenden. die Herren Barteldes und Domschke zu dessen Stell vertretern gewählt hat. — Vor einigen Tagen schickte das Leipziger Banquiev- hauS Freege und Co. rinm seiner Commis mit 23000 Thft. Bankbillets nach Meiningen, um solche daselbst gegen Cou rant umzusetzrn. Da der Rücktransport des Geldes, als ge gen das Postregal verstoßend, als Bahngut nicht geschehe» konnte, nahm der Commis eine .Extrapost, um mit derselbe» über Oberhof und Gotha nach Erfurt zu fahren und hier die Gelder auf Anweisung seines Hauses niederzulegrn. Beim Transport der Summe hatte der Postillon die Vorsicht ge braucht, die Geldsäcke zu 500 Thlr. gleichmäßig in die Räu me des Wagens zu vertheilen und so befanden sich 13 Säcke in dem hintern Gepäckraum des Wagens. Kurz vor Ober hof, wo die Chaussee eine starke Steigung macht, untersucht der Commis seine Gelder und — welcher Schreck! 10 Sä« sind verschwunden und eben spaziert der 11. Sack durch eine Oeffnung, welche der Stoß der Säcke im Kasten gemacht hatte. Kurz entschlossen wenden beide Männer mit dem Sa gen um, um das verlorene Gut wieder zu finden. Es dau ert nicht lange, so kommt ihnen ein armer Schubkärrner ent» gegen, derselbe wird angerufen und ihm der Verlust mitge» theilt. Der Mann schiebt ein Tuch vom Karren und drei Säcke winken dem Verzweifelten entgegen. Es geht noch vei ler zurück und keuchend kommt ihnen ein Bauer mit vier Säcken auf den Arme» entgegen. Noch fehlen drei Säcke; da erklärt der Bauer ganz ruhig, daß er die Säcke ebenfalls gefunken und dieselben einstweilen verscharrt habe. So wa ren die 5000 Thlr. wieder beisammen. Zu erwähnen ist hier bei noch, daß namentlich der Finder der ersten 3 Säcke jeg liche Belohnung entschieden ablehnte. Der Commis selbst war nicht mit Geldmitteln versehen, um die Leute zu belohnen, doch mird wohl das Banquierhaus die» übernehmen. — Haimonie und Einklang ist in allen Dingen eine hübsche Sache besonders da, wo eS sich mit vereinten Kräften um eine allgemeine Ausschmückung von Häusern und Straßen handelt, wie dieß bei dem nächsten großen Eängerfrst in Dresden zu erwarten ist. Dem Vernehmen nach sind bereits ! Hausbesitzer und Einwohner der Breitestraße freundschaftlich ' zusammengetreten, um bei Ausschmückung der Häuser einen Einklang hervorzubringen, damit das Ganze den Eindruck einer einzelnen Dekoration und somit eine Totalwirkung hervor» bringt. Das ist ein löblicher Vorsatz, der Nachahmung ver dient und die Bewohner anderer Straßen, durch welche der Zug geht, könnten ohne viel Mühe eine gleiche Vereinbarung treffen. Nur aber das Ding nicht auf die lange Bank ge- , schoben; nicht das Sprüchwort befolgt: Eile mit Weile; — Langsam kommt auch zum Ziel — oder: Kommst Du heute nicht, so kommst Du Morgen! Deshalb angegriffen, frisch, frei, noch heute, nach Lesung dieser Zeilen, damit etwas Gan zes und Schönes erzielt wird, wie es von einer Stadt zu er warten, welche den Ruf des Kunstsinne» in allen Länder» genießt. Muthig angegriffen! Hinweg aus der Drehgass« » der Zweifel, hinweg aus der halben Gasse de» Entschlusses » und eine große Brüdergasse der Vereinigung gebildet, luv» tz mit wir nicht nöthig haben in den Spalten diese» Blatte» » für die Säumigen vielleicht nächsten» wieder eine Bohr werksstraße anzulegen. .4 — Im Hotel zur Stadt Rom am Neumarkt, Moritz straßen-Ecke, hat Herr Jann eine Ausstellung von 1800 Pho tographien auf Glas eröffnet, welche nicht allein in künstleri scher, sondern auch in ethnographischer und topographischer Beziehung, vom höchsten Interesse sind. Nicht allein die ent zückenden Gegenden unseres Vaterlandes, den Harz, Rhein, die Donau, sondern auch das übrige Europa. Frankreich, Eng land, Spanien, Italien, Türkei, Griechenland, Rußland, ' Schweden, Norwegen u s. w., Amerika, Afrika, Asien, find > dort in Bildern treu und »ach jder Natur und meisterhaft ausgeführt. Die Objektive durch welche man sieht, befche» ' eine außerordentliche (14 ma' ^- VergrößenmgSkraft. ohne das Auge anzustrengen, und sind au- der berühmten Offizin - von Darlot in Paris. i !H Ä >' - K ! ! M , ' ! U' >!.k » » I