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M.164 «ev»t»» Achvß. Dienstag, LS. Juni 1865. Erscheint: - «glich früh 7 Uhr. Inserate werden «genommen: bi« Ldend« «,«»»»- tag» di, Mittag» 1» Uhr: Martcnstra»« 1». »nzetg. in dies. Blatte, da» jetzt in N,!"L Exemplaren erscheint, siudrn eine erfolgreich« Verbreitung. Abonnement: vierteljährlich 20Ngv bei unentgeldlicher Lie ferung in'« Hau». Durch die Lönigl. Pos vierteljährlich 22 Ng, Einzeln« Nummern 1 Ngr. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mktredacteur: Theodor Drobisch. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr Unter „Einge sandt" di« Zeile L Ngr. Druck und Sigenthum der Herausgeber: Llkpsch 6l Neilftardt. — Berantwottlicher Redacteur: Julius Relchardt. Dxckden, den 13 Juni — Ihre Königliche Hoheit Frau Prinzessin Georg hat dir einfache und herzliche Ovation, welche von Seilen der öf fentlichen Schulen hiesiger Stadt am 29. Mai ausgesührt wurde, nicht blo» höchst wohlwollend ausgenommen, sondern auch huldvoll beschlossen, jedem der betheiligten 20 Mädchen ein bleibendes Andenken an das frohe Ereigniß zu verleihen. Die betreffenden Mädchen erhielten gestern, am ersten Schul tage nach dem Pfingstfeste, je ein goldnes Kreuz (als Hals schmuck); auf der einen Seite sind in erhabener Arbeit die Buchstaben f. ä. und darüber die königliche Krone angebracht, auf der andern Seite ist das Datum der Geburt des königl. Prinzen eingravirt. Groß war die Freude unter den Kin dern über diese schöne und sinnige Gabe und wir sind ge wiß, daß Eltern und Kinderfreunde diese Freude theilen und in den Wunsch einstimmen: Gott segne den Prinzen und seine Eltern! — Mit dem Schluß des Hoftheaters sind zugleich auch Ferien für die Expedition eingetreten und viele der Künstler haben sich zur Erholung in alle Welt zerstreut. Herr Gene raldirektor v. Könneritz ist mit seiner Familie in den Harz gereist, während sich der Herr Hofrath Pabst nach Kifsingen in'S Bad begeben. Die Sängerin, Fräulein Hänisch ist einem Gastspielsruf nach Graz gefolgt und im Auftrag der General- direction geht Herr Regisseur Schloß nach Paris, wohin sich später auch Herr v. Könneritz begeben wird um dort Kenntniß und Einsichtnahme der Mryerbeer'schen Oper „die Asrikanerin" zu erlangen, die auf hiesiger Hofbühne in Scene gesetzt wer den soll. Lom Monat Juli an gastiren hier die Herren Döring vom Berliner Hoftheater, Herr Marr von Hamburg und die Hofopernsängerin Fräulein Eauter von Berlin. Dö ring ist bekanntlich einer der vorzüglichsten Charakterdarsteller der Gegenwart und namentlich groß in feinen Lustspielen — Der hiesige handelswissenschaftliche Verein veranstaltete am Sonnabend Abend in den festlich erleuchteten Räumen deS Lincke'schen Bades ein Concert, das in Folge zahlreicher Beiheiligung fast überfüllt zu nennen war. Das von Herrn Musikdirektor Witting sorgfältig zusammengestellte und von dessen Capelle trefflich ausgeführte Programm, wie die getrof fenen praktischen Einrichtungen des Herrn Gelhorn, waren ganz geeignet, das, anfänglich auf engere Kreise berechnete, Concert, zu einer Art Sommersest zu gestalten, wie solche, hier nur selten stattfinden. Genannter Verein, erst vor zwei Jahren in's Leben getreten und bis jetzt nur fachwissenschast- lichen Zwecken dienend, ist in gedeihlicher Entwicklung begrif fen und freut es uns den ersten Versuch des Vereins auch der Geselligkeit Rechnung zu tragen, als einen gelungenen bezeichnen zu können. — Morgen findet im k. Oberappellationsgerichtc die zweit instanzliche Verhandlung in der bei dem Bezirksgerichte zu Bu- dissin gegen den Bandmacher Böhme wegen Mords anhängigen Untersuchung statt. Böhme ist angeklagt und für überführt erklärt worden, dm Hausbesitzer Pfützner durch einen Schuß ermordet zu haben. Die Staatsanwaltschaft wird durch Hem: Generalstaatsanwalt l>». Schwarze und die Vertheidigung durch Herrn Ädvocat 1»r. Schaffrath vertreten werden. — Wenn es im Slaats- und Völkerleben Momente giebt, die sich an Vergangenheit und Gegenwart knüpfen und für fernere Zeiten, spätere Geschlechter eine Erinnerung bilden sollen, so ist dies immer als ein Act zu betrachten, welcher die Begeisterung wach ruft und das Streben, das Walten unserer Tage kennzeichnet, welches vorzüglich dahin geht: dem Wirklichen Verdienst eine Anerkennung zu geben »der vergessene brave Thaten in das gebührende Licht zu stellen. In diese Categorie gehört das am Sonntag auf dem Waldschlößchen abgehallene Stiftungsfest de» Verein» ehrenvoll verabschiedeter Militair-, welche» mit einer Fahnenweihe verbunden war, di« sich glänzend vor ähnlichen Feierlichkeiten dieser Art auS- zeichnete. Es erschienen dazu Se. Maj. der König, sowie I. K. Hoheit der Kronprinz nebst Gemahlin, umgeben Ivon zahl reichem Gefolge. Inmitten einer Rotunde des geschmückten Festraumes, wo die Büsten de» Königs und der beiden Prin- zen angebracht warm, geschah das Einschlagen von drei Nä geln in die aus grün und weißer Seide gefertigte Fahne, welche die Inschrift trug: „Verein ehrenvoll verabschiedeter Militair» zu Dresden. Gewidmet von den Frauen 1865." Dip Rückseite der Fahne trug da» in Gold und Purpur ge pickte sächsisch» Wappen, und ist das Ganze «in verdienstliche» Werk aus der kunstfertigen Hand der Frau Ernestine Kölner. Weithin rauschender Jubel empfing die hohen Gäste und vor Beginn der Fahnenweihe hielt Herr Registrator Tanner die Festrede, wie denn auch später noch Herr Vorstand R.b de. Msternd« Wort« sprach. Vertreter auswärtiger Milirairver-- «ine, al» aus Leipzig, Freiberg. Stolpen, Pirna und aus dem Plauenschen Grunde hatten sich ringefunden. AuS Freiberg, das einen goldmen Knopf zur Fahne gespendet, begrüßte Herr Preusche Se. Maj. dm König, wie auch Herr Stiebitz aus dem Plauenschen Grunde Nach Freiberg ließ Se. Maj. einen Gegengruß entbietm, welcher telegraphisch sofort dahin abging. Wiewohl das Wetter sich an diesem Tage ungünstig zeigte, war die Stimmung dennoch eine heitere und gehobene, zumal noch Se. Exc, der Herr geh. Rath von Langenn eine patriotische Ansprache an die Versammlung hielt. Ebenso wurde auch dem Herrn Hauptm. von Meerheimb, als Gründer der Jnvalidenstif. tung ein Hoch ausgebracht. Von Gambrinus Gabe wurde von Seiten des Herrn Guhrmüller S. M. dem König in zwei feinen Glaspokalen eine Probe von dem für das Sängerfest gebrauten Biere dargereicht, das dem hohen Herrn zu mun den schien und Sr. Maj. zu anerkennenden Worten Veranlas sung gab. — Von dem in unserem Sonnabendsblatte als O-nick. lkeol. bezeichnet«» jungen Manne erhalten wir folgende Notizen über das Emfangen de» Diebes, welcher mit mehreren Com- plicen in eine Parterrewohnung der Eliasstraße eingebrochen war und mehrere Kisten in die nahe Laube geschafft hatte. Er schreibt: Ls war allerdings nicht die Hausmannsfrau, welche mich auf den Verbrecher aufmerksam machte, sondern die Be- sitzerin des Nachbarhauses Nr. 7 (meiner Wohnung), Frau Polizeicassirer Gottschalck. — Diese hatte bereits in der Nacht den Hülferuf der Nachtwächter und Gcnsdarmerie gehört und die beim Grauen des Morgens deutlich erkennbare Gestalt des einen durch die Kornfelder flüchtenden Verbrechers wahrge nommen, desselben, welcher in der 7. Stunde zu seinem eiiznen Unheil nach dem Verbleib seines Raubes sich hatte umsehen wollen, und dabei von gedachter Frau G. wieder- rrkannt worden war. Nach (allerdings in aller Sülle) erfolgtem Allarm machte ich mich ungesäumt zu ferner Verfolgung auf, wobei ich jrdoch da» Aussehen, als hätte ich es auf den an einem Kornfelde herumlungernden Patron abgesehen, zu ver. meiden suchte. Ich war von ihm mehre hundert Schritt ge trennt und zwar durch ein Getreidefeld und suchte so schnell als möglich die Pirnaische Chaussse zu erreichen, welcher auch der nunmehr mit Riesenschritten ausgreifende Graulüttel zu steuerte, der unterdeß einen, parallel mit der Eliasstraße lau fenden Feldrain erreicht hatte. Einen in der Richtung nach Gruna m Galopp fahrenden Wagen in der Weise als Deckung benutzend, daß ich, hinter dem Wagen laufend, von dem Ver folgten nicht bemerkt werden konnte, war ich ihm, der nach und nach sich auch in Trapp gesetzt hatte, auf eine ziemliche Strecke näher gekommen, als plötzlich der Wagen hielt und ich dadurch gezwungen wurde, hinter demselben hervor und auf dem Fußwege weiter zu laufen. Er, das sehen und mit ein paar Sätzen durch die de» großen Garten einhegende Hecke stürzend, Hals über Kopf an dem Steinbruch vorüber in das Gebüsch verschwinden, war fast das Werk einer Secunde. Ich aber — ihm nach — unverdrossen, und immer seine grauen Unaussprechlichen als Leitstern im Auge. Plötzlich verschwanden auch diese mir aus dem Gesicht und als ich athemlos ebenfalls auf der Stelle in das Gebüsch stürzte, wo ich ihn zuletzt gesehen halte, glaubte ich schon, nachdem ich mehrfach das dichte Unterholz nach allen Richtungen vergeblich durchstrichen, daß meine Befolgung nicht las gewünschte Re sultat haben würde. Dessen ungeachtet verließ ich meinen Posten nicht, lauschte, gleich einem Pfadfinder, auf jedes Ge räusch und manövrirte so, daß ich, größtentheilS rückwärts gehend, um die lichteren Stellen de» Gebüsches und die Fuß wege im Auge behalten zu können, endlich bis an den soge nannten Reitweg kam. Hier begegneten mir zwei Soldaten (Keller und Schilf vom 1i. Jnfant.-Bat. 4. Comp.). Meine Aufforderung, mit mir gemeinsam die Gebüsche zu durch streichen, wurde mit Freuden ausgenommen, und nun vertheil- tiü wir uns, drangen in das Gebüsch, das ich Jenen bezeich net, rin und hatten nach wenigen Minuten die Freude, das Bürschchen lang ausgcstnckt in da» hohe Gras und hinter dichtem Unterholz versteckt zu finden. Obwohl er noch Miene machte, zu entwischen, so ergab er sich doch in sein Schicksal, als er seine Dränger sich zu Dreien auf den Pelz rücken sah. Auf meine Frage, weshalb er vor mir geflohen, da ihn dies ja allein verdächtig machen müsse, gab er höchst naiv zur Antwort, daß er gehört hätte, es sei aus der Eliasstraße eiv- gebrochen worden, und weil er sich, in Ermangelung eines andern Nachtlagers, während dieser Nacht »n der >m Garten befindlichen Laube einquartiert gehabt habe, so hätte er ge- > glaubt, ich verfolge ihn deshalb, und — so Etwas wäre doch keinem Menschen lieb. Auf meine« Vorhalt, daß, da er in der Laube geschlaien, er ja doch auch die Diebe habe sehen müssen, welche ihren Raub durch diese Laube auf die Straße nach dem Kornfeld« spedirt hätten, gab er zu. daß er unter der Bank liegend allerdings gesehen hätte, wie drei Kerls ein gestiegen wären und nach und nach 4 Kisten uud Koffer her aus und durch die Laube auf die Straße, sodann aber in das nahe dabei befindliche Kornfeld geschafft hätten. Er habe aber nicht gewagt, Lärm zu machen. Meine Bemerkung, daß dies verteufelt wenig Muth für einen Gar bereiter — ftU den er sich ausgab — sei, schien ihm einzuleuchten, denn er schwieg. Auf der Eliasstraße kam nun ein Polizist, dem ich mnnen Arrestanten überlieferte. Der Beschädigte, der neuerdings erst das Haus Nr. 8 gekauft, ist ein Herr Krompolz Die Kisten waren erst desselben Tages in das seit Ostern m b wohnte Parterre gebracht worden und enthielten, jedenfalls zum groß « Verdruß der Diebe, die sicherlich Silber- und Goldgegenstände darin vermuthet hatten, zum großen Therl Mineratien, Her barien und dergl, nur in der einen war Wäsche gewesen, und zwar gegen 80 Thlr. im Werth. -- Das Wohnen auf dem sogenannten neuen Anbau scheint doch nicht ganz gefahrlos zu s.in, wie ein Vorfall, der in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag Morgens 3 Uhr dort gespielt hat. recht deutlich zeigt. E? war die Wohnung eines dortigen Insassen von einer Anzahl exceßsuchiiger Dr- sonen im wahren Sinne des Wortes mit Sturm angegriffen und auch eingenommen und der Insasse wohl auch betnutend mißhandelt worden. In Ermangelung der neueren Sturm waffen hatte man sich hierbei der ältesten Art Sturmwaffen bedient, nämlich der Steine. Es fanden sich, nachdem die erstürmte Burg von den inmittelst requirirten Beamten ge räumt worden war, mehrere fast kinderkopfgroße Steine, die durch die Fenster geworfen worden waren, dort vor. Wie wir hören, ist ein Handarbeiter, der in dem fraglichen Ha'<>: wohnt, bei dem stattgcfundenen Bombardement ganz erhebltch verletzt worden. — — Die kosmopolitische Thätigkeit des I. Dienstmann-Jn- stituts greift immer weiter. Auch von Hamburg aus wurde es engagirt und sandte vorgestern Abend über Leipzig und Braunschweig 15 wohlgeschulte Dienstmänner dahin ab zur Unterstützung eines dort neu errichteten Expreß-Instituts. Die Mannschaft wird sich in Hamburg 2—3 Wochen aufhalten. — «I Wenn es auch unter Floras lieblichen Kinderngar viele giebt, welche durch Anmuth der Form, Glanz der Far ben, Süßigkeit des Duftes und Neichthum der Blüthen sich auszeichnen, so zieht uns doch — wie sehr wir auch alle die köstlichen Blüthen bewundern — ein unwillkürliches Gefühl immer wieder zur Nosehin. Sic wird mit Neckt als dieKönigin der Blumen an erkannt und schmückt ebenso die Paläste der Großen, wie die Hütten der Armen. Die»Liebe zu den Rosen, wmn auch fortwäh rend nicht ohne Bedeutung hat in den letzten Jahren einen großen Aufschwung gewonnen und ihre Cultur beschäftigt ebenso den Nosenzüchter, wie den Rosenfreund. Während die Remontanten die Vorzüge der Centifolien und ScmpcrslorenS- rosen vereinigen und durch große Blumen sich auszcichnen, glänzen die Bourbon- und Theerofen durch prächtige Füllung, Form und Duft und blühen die Noisettrosen vom Anfänge des Juli bis zum eintretenden Froste. Jede Species bietet ihre eigenen Schönheiten, ihre besonderen Vorzüge. Zu de» bedeutendsten Rosengärtnereicn Dresdens zählt die von C. F. Schreiber hinter dem böhmischen Bahnhöfe an der alten Räck- nitzer Straße Sie umsaßt ein Sortiment von nahe an 1150 Sorten und zieht auf einem Areal 4l Scheffel Landes jähr lich viele Tausende von hochstämmigen und wurzelächten Ro sen. Die Gesellschaft „Flora" besuch:? dieselbe am vergange nen Freitage und wendete tum ganzen Etablissement wie den einzelnen Pflanz n gebtihrei.de Äufimrksamkeit und eifrige Be obachtung zu. Es ist schwierig aus dem großen Sortimente eine besondere Auswahl zu treffen, und müssen wir uns da rauf beschränken, nur einige wenige namhaft zu machen, wel che den Beifall aller Anwesenden sich erwarben. Es sind dies unter den Remontanten Oloirv cku sacrv ooour, Kalo llsus- burx, («opvlck ttaurrdurg, Senats«« llovoil, Lußvs« Vorckivr, (ismpie t'rinc«, Raejv Üuumsim, ?a«lloo cke l'roen^; von den Bourbonrosen die herrlich: Ovlin« Oonock, tteröwo cko Vauolu^, und Kein« cke Osbtille; von den Theerofen haupt sächlich Souvenir cko lVIgckmoisoll« 1er a) fernst re. Die Ungunst der Witterung in der ver. Woche hatte übrigens den Nosenflor theiltveis zurückgehalten, theilweis zeitiger geschloffen. Nach dem Besuche der Schreiberschen Nosengartnerei hatte die Ge» srllichafl noch Gelegenheit den Privatgartcn desHrn. 1)r. jor. Stein zu besuchen, der in allen seinen Theilen den emsigen Ale.ß guten Geschmack und die glückliche Hand seines selbst- thäiigen Besitzers bekundete. Die gewiß auch brillante Rosen- ao»».lt,.ng der wohlreno.nmirtenGärtnereiv.Hrn.P. Ruschpler auf d,r Chemnitzer Straße sind wir bis jetzt verhindert gewesen, zu besuchen. — Ein Copist. Namens Thomas aus Cakbih der vor» ^ gestern im Comptoir seines Dienstherrn beschäftigt war, wurde darüber ertappt, als er eben einem seiner College» mittelst Nachschlüssels einige Thaler aus seinem Schreibepult stahl. Man entließ ihn vorläufig in seine Wohnung aus der kleinen Brüdergasse. Dort hat er sich alsbald darauf erhängt. E» W k : > i . ^ >