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«r. L«3 Erscheint: Aäglich früh 7 Uhr. Inserate werden angenommen: bt»»bend» «.Sonn tag» bi» Mittag» 1L Uhr: Marienstraße Ist» «n,etg. in dies. Blatte, da» jetzt in U.v-tti Exemplaren erscheint, staden eine erfolgreich« Verbreitung. /it!> Montag LS Juni 18SS. Tageblatt siir Uuterhaltimg und Geschäftsverkehr. Mktredacteiu:: Theodor Drobisch. »ruck »nd Ergenthum der Herausgeber: Kiepsch «I Neichüldt. — Verantwortlicher Redacteur: ItttiUS Neichar-t. Abonnement: vierteljährlich -VNg» bei rmentgeldlicherLi^ serung in'» Han». Durch die Liiuigl. Pos vierteljährlich SS Rg, Einzelne -kümmern 1 Nar. Inseratenpreise: Für den Rau« einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Tinge- sandt" die Zeil« r Agr. Dvcksden» den 13 Juni — Obschon die von Seiten des Leipziger Festausschusses für die allgemeine deutsche Lehrerversammlung beabsichtigte Extrafahrt nach Dresden nicht zu Stande kam, so war doch vom hiesigen pädagogischen Verein Fürsorge getroffen worden, daß die nach Schluß genannter Versammlung hierher kommen den nichtsüchsischen Lehrer gastlich ausgenommen und ihnen Gelegenheit geboten wurde, die Reize der Natur und Kunst, welche Dresden in so reichem Maaße bietet, zu genießen. So waren am Freitag und Sonnabend Schulmänner aus Königs berg, Breslau. Stuttgart, Tübingen, Heilbronn, Wien, Braun schweig, Cöthen. Coburg, aus dem Schwarzburgischen, Alten- burgischen re. mit der hiesigen Collegenschaft zu trauter Ge selligkeit vereinigt. Hierbei wollen wir nicht unerwähnt lasten, daß am Freitag Abend im großen Garten die Leistungen des Slabstrompeter Wagner sowohl bei den Nord-, als bei den Süddeutschen den ungetheiltesten Beifall fanden. — Wenn das Streben nach Verschönerung und Comfort sich besonders im Innern und Aeußern eines Hotels kund giebt um den Geist zu kennzeichnen, welcher den Wirth beseelt um den Anforderungen der Zert Rechnurg zu tragen, so muffen wir unbedingt des Hotels „zum goldenen Engel", in der Wilsdrufferstraße gedenken. Der Eigenthümer und Wirth desselben, Herr Heinrich Hcffmann, hat dieß seit Jahren reno- mirte Haus mit einem Innen- und Ausbau versehen, wodurch dieß Hotel mit seinen beiden Erkern und Balkons eine Zierde der Wilsdruff, rstraße geworden. Schon das schöne Entree bietet ein freundliches Willkommen, während der im Parterr- geschoß liegende und 'm Rennaiffance-Eryl hergestellte Speise saal zu den vortrefflichsten Localen gehört, die sich in Dresden vorfinden Nicht minder geschmackvoll ist der kleinere Speise- saal in der ersten Etage, der sich vorzüglich zu Diners und Soupers für 25 bis 30 Personen eignet, die auch oft darin abgehalten werden Die schöne Treppe, die geräumigen Vor Plätze und Corrrdors, die mit Crhstallglas belegten Gänge, die Fontainen in beiden Höfen, die 68 Zimmer, wovon die Hälfte mit Alkoven versehen, dabei äußerst solide Einrichtung bis in die 4. Etage, woselbst noch Mahagony-Möbel anzutreffen. Tele graphie anstatt der Klingeln. Alles dieß verdient Beachtung und Anerkennung, selbst die Küche mit einem interessanten Heerd und einer neuen Vorrichtung für Spießbraten. Dabei Akkuratesse, sehr mäßige Preise und strengste Solidität. — -f ES scheint jetzt wieder Sitte geworden zu sein, über die Thüren neuerbauter Häuser Tafeln mit Sinnsprüchen anzubringen. So hat Herr Advocat Fränzel eine solche Tafel au» Marmor für seine in Laubegast neucrbaute Villa on minialu,» durch den hiesigen Bildhauer Wolf an der Vogel wiese anfertigen lasten, welche den treffenden und seltenen Spruch trägt: „5uMcie:t «jomim ksev mcnio vvri» implvsm nmi- vis!" Zu deutsch: „Dies Haus wird hinreichen, möchte ich rS nur mit wahren Freunden ansüllcn!" Es möchte indeß wohl schwer fallen, ein Haus und wäre es noch so klein, mit wahren Freunden an füllen zu können. — Der heftige Wind warf gestern Vormittag aus der dritten Etage des Eckhauses der Pragerstraße vis-a-vis dem Viktoriahotel eine Eisenstange herab auf die Straße Dieselbe stürzte kaum «ine halbe Elle entfernt von einem vorüberge henden Mädchen zur Erde — Gestern feierte ein alter Veteran, der pensionirte Feuerwerker I G Schlicke seinen 86. Geburtstag, leider in etwas kränklichem Zustande Merkwürdig ist, daß derselbe Von seinem 13. Jahre an bis jetzt immer in Diensten war, jetzt al» Hauemann. In seiner 31jährigen Dienstzeit als Soldat maebte er die Feldzüge 1800 in Polen, 1812 in Rußland, 1813 und 1814 u. 15 in den Niederlanden und Frankreich mit. Er war in dieser Zeit dem feindlichen Feuer 23 Mal auSgesetzt, was manchem Soldat nicht vorgekommen und nicht Vorkommen wird. — st Oeffentliche Gerichtsverhandlungen vom 10. Juni. Von den heutigen Angeklagten Friedrich August Petzold und Johann Gottlieb Schubert ist der erster« 31 Jahr« alt und zu Ncunimpsch geboren Zur Zeit wohnt er in Radeburg, wo er einen Viclualienhan»el betreibt. Sein College Lchribert ist 37 Jahre alt, zu Radcburg geboren und jetzt daselbst Schneidermeister. Am 15. Februar dieses JahreS Mittags gegen i Uhr gingen Petzold und Schubert mit ihren Ehefrauen in den W«lp, um Leseholz zu sammeln. Sie nah, «en «ine gewöhnliche Holzbrechstange mit und zogen einen Handschlitten hinter sich her Die Erlaubniß von den betref. senden Eigenthümern zum Holzbrechrn hatten sie nicht, aber st« setzten die Gevehmigung voraus, weil dort „kein Bauer was dawider habe, wenn sie nur nicht Holz abhacken, statt brechen." Daß st« «inen Diebstahl begehen wollten, daran dachten ste aber nicht. Jeder wollte soviel Holz holen, al» er gerade nvthig hatte. >l» sie i« Naundorf«» Holze waren und Aeste abbrachen, dieselben zusammenbogen und schon einige auf den Schlitten gelegt, kam der beute als Zeuge er schienene Gutsbesitzer HauSmann. Der soll zu ihnen gesagt haben: Nu, Ihr Radeburg'sche Bande, Ihr habt hier gar nischt zu suchen, Ihr könnt auf Eurem Revier bleiben!" Da sollen sie nun, so lautet die Anklage, aus dem Reisigbündel einen Ast herausgenommen und ihn in die Höhe gehoben haben. Das ist eigentlich Alles, was vorliegt. Der 52jährige Zeuge, Gutsbesitzer HauSmann aus Dobra, als Holzaufseher vereidet, erzählt, daß er zuerst den Petzold im Holze traf und ihn fragte, was er hier mache und wie er heiße. Der aber er widerte: „Du hast mir einen Dr. . . . zu sagen" x. Haus mann sah das gesammelte Hol, und befahl ihm, dasselbe lie gen zu lassen, indem er seinen Stock darüber hielt. Als Schu bert die Beiden im Wortwechsel sah. kam er aus dem Naun- dorfer Walde heraus und er und Petzold erhoben nun Aeste zum Schlagen, aber auch Hausmann erhob seinen Stock, in dem er meinte: „Nu wagt's nur!" Die Namen zu nennen, hatten sich Beide gewe-gert, aber auch erklärt, daß sie erst dann denn Wald verlaßen würden, wenn sie ihr Holz ge holt hätten. „Wart' nur Ihr L , Ihr Bauern!" Das waren di« Abschiedsworte, die dem Holzaufseher Hausmann nachgerufen wurden. Das geholte Holz ist in seinem Ge- sammtwerthe auf nur 3 Pfennige taxirt. Herr Staatsan walt Noßteuscher meint, daß Schubert sich einer Beihilfe blos schuldig gemacht und überhaupt bei Geringfügigkeit der Sache auf die mildeste Strafe für Beide herabgegangen werden könne. Herr Advocat l)r. Schaffrath wünscht die Frei sprechung beider Angeklagten, mindestens aber eine sehr milde Strafe blos für Petzoldt. Petzoldt erhielt wegen ausgez. Diebstahls 4 Monate Arbeitshaus und Schubert wegen entfernter Beihilfe 2. Monate Gesängniß. * In dem berühmten akustischen Kabinet der Herren Kauf mann L Sohn zu Dresden, sind jetzt außer einer großen Anzahl kleinerer Musikwerke und Harmoniums, 12 große selbstthätige Musikwerke ausgestellt, welche zusammen mit den kleineren Instrumenten über 00 verschiedene Musikstücke spielen. Be sonders vielen Beifall finden die erößeren Instrumente Or- chestrion, Symphonion, Chordaulodion, welche die Ouvertüren zur Stumme von Portici. Zampa, Tell rc. vollständig und höchst effectvoll spielen. Von dem neuaufgestellten Salon- Orchestrion werden neben vielen anderen folgende beliebte Piecen gespielt: Adasio aus der zweiten Symphonie und Entre-Act aus Egmont von Beethoven; Brautzug aus Lohen- grin und Pilgerchor aus Tannhäusrr von R. Wagner; Walzer und Soldatenchor aus Margarethe von Gounod; Ouvertüre zu Martha von Flotow; Jl Baccio, Walzer-Arie von Arditi; Schottentanz aus Diuorah von Mcyerbeer; Trebelli-Polka von A. Wallerstein rc. * Die „Tr." erzählt folgende, abgesehen von den Bedenken gegen ihre Richtigkeit, sehr amüsante Geschichte: Die Besitzerin einer Wäschehandlung zu Berlin in der F—-itraße, näher können wir dieselbe nicht bezeichnen, da die Dame, welche noch be deutende Ansprüche auf Jugend und Schönheit macht, sich nicht gerne auslachen lasten möchte, befand sich eines Mittags in der vorigen Woche allein in ihrem Laden, als ein sein ge- kleideter Herr bei ihr eintrat und Hemden zu kaufen wünschte. Er wählte lang« und entschied sich endlich für die besten, die es gab, daS Stück zu 5 Thlr. Er ließ sich ein Dutzend cin- wickeln, legte eine wohlgefüllte Brieftasche auf den Ladentisch und schien eben bezahlen zu wollen, als ihm noch einfies, daß es doch gut wäre, ungefähr zu sehen, wie die Hemden säßen. Die Dance war gern bereit, ihm in dieser Beziehung gefällig zu sein und zog sich ein Hemde übtr ihr schwarzes Taffetkleid. Vorne war der Käufer vollkommen befriedigt, nur hinten schie nen ihm Ine Falten nicht recht zu sitzen und er hatte längere Zeit dort zu ziehen und zu zupfen, bis er sich überzeugte, daß auch dort der Schnitt nichts zu wünschen übrig laste. Nachdem er darauf noch einmal mit freunolichem Lächeln die Dame von Vorne betrachtet, steckte er die Brieftasche ein, nahm das Packer mit den >1 Hemden in die eine, den Hut in die an dere Hand und empfahl sich. Im ersten Äuzenolick stand die Eigenihümerin ganz verdutzt, im nächsten sah sie ein, daß sie betrogen sei und wollte dem frechen Diebe nach. Allein im MannShemdc konnte sie doch nicht auf die Straße; so schnell als möglich knöpfte sie das Hemde auf und wollte es ab- strcifen, allein es ging nicht, mit ihm zusammen hob sich auch das schwarze Taffetkleid und selbst die Untcrröcke, der Böse- wicht Halle mit langen Nadeln hinten überall das Hemde scst- gesteckt. «she sie alle Hindernisse beseitigt und als sie endlich in höchster Aufregung auf die Straße stürzt«, war der Gauner längst um die Ecke der K üraße verschwunden, und die Be stohlene har nur den rin.n Trost behalten, daß jener kein volles Dutzend von den schönen Hemden besitzt. * Am Ü. d. M. hat tu Nauheim unter andern Spielern rin Mann 500 Fl. an dem grünen Tisch verloren, und al» sein letztes Geld dahin war, eilte er sofort aus dem Spiel» saal und stürzte sich in einen Teich, dessen schlammiges Wasser ihm aber nur bis an die Kniee reichte, so daß er besudelt den Rückzug antreten und zu seiner Verzweiflung noch den Spott der Zuschauer hinnehmen mußte. * Schöner Tod. Die „Darmst. Ztg." schreibt au» Darmstadt, 31. Mai : Heute Nachmittag starb der großher» zogliche Steuercomnuffar a. D. Ernst Höhle und mit ihm zu gleich dessen vorher völlig gesunde und mit häuslichen Arbeiten beschäftigte Frau. Der erstere, seit längerer Zeit erkrankt und bereit« im 75. Jahre stehend, sah seinem Ende mit vieler ' Fassung und Seelenruhe entgegen, ebenso schien seine Frau auf den Heimgang ihres Galten völlig vorbereitet und gefaßt. Als jedoch die entscheidende Stunde nahte, sie, an das Sterbe lager des Mannes gerufen, diesen in den letzten Zügen sah, da brach das sonst so starke Herz des treuliebrnden Weibe»; der Tod — durch Herzschlag — setzte ihrem Leben in dem selben Augenblicke ein Ziel, als das ihres Galten entfloh. * Als untrügliches Mittel gegen Motten wird der al» Zimmerculiurpslanze sihr verbreitete Harfen bäum (klee- u»v!tui> tl„ui»coii»ii- vom Cap, in der vom Direktor Regel in St. Petersburg redrgirten „Gartenflora" empfohlen. Die ter Harfenbuum führt dort den Ziemen Mortentönig. Nach den gemachten Erfahrungen soll es schon genügen, ein Exemp lar dieser Pflanze im Zimmer zu cuitivlren, um alle daselbst befindlichen Gegenstände vor den Angriffen der Motten zu schützen. An den denkenden im hohen Greiscnalter stehenden Man«, wird gewiß in seinen Lebenslagen, auch manches betrübende und schmerzlich, sowie auch erfreuliche Creigniß vorübergegan» gen sein, so gewiß ist es auch, daß die zwei Jahre lange Trennung des Königs Fri-.drich August des Gerechten für seine treuen Unrerthanen schmerzlich fühlbar war, daß aber nach der langersehnten Rückkehr nach schweren Prüfungstagen in sein Land und Residenz «in unaussprechlich Freudenfest und hoher Jubeltag für deren trauen Sachsen war, daß kann nur der lebhaft empfunden haben, der am 7. Juni 1815, ' nun vor 50 Jahren, bei der Rückkunft des Königs im Dienst betheiligt war. Dem Unterzeichneten ist diese Freude zu Theil geworden. Er stand vom Jahre 6-9 bei den Schützen und ward bei Errichtung der Narional-Garde der 6. Compagnie als Unter» 0lfizier zugetheilt. Bei der Rückkehr des Königs in die Resi denz ward er als Sergeant zum Dienst commandirt, wo er zur Haie und Eecortirung der Abteilung der 254 Jung frauen, weiche mit Vlumenkörbchen versehen, vor dem Prrnai» schen Schlage aus der stusenweisen Erhöhung der Ehrenpforte Platz nahmen, um bet Annäherung des Wagens die Kgl. Hohen Ankommenden gleichsam mit Blumen zu überschütten. Der dienstthuende Sergeant stand unter der Ehrenpforte zunächst de- lönigl. Wagnis, wo der Bürgermeister 1)r. Schulz an den König eine herzliche Rede hielt und die Hand des wie derkehrenden Regenten erfaßte und ein dreimaliges Hoch au»- brachte, welches von der Volksmenge nicht endend wiederholt ward. Nach erfolgter Stille sprach der Oberhofpr-chiger l>r. von Ammon, ergreifende Segensworte a» den König drei gewählte Jungfrauen überreichten in» Namen der Bürger schaft dem König ein Gedicht, nachdem nun der König diese Huldigungen mit Wohlgefallen angenommen hatte, begann der Festzug in die Stadt, unter fortwährendem Jubelruf. Ich erlaube mir die Gefühle meines Herzens gegen treck» gesinnte Saiyscn aussttömcn zu lasten. zumal da ich weiß, daß in dieser diensthabenden Eigenschaft von der National» Garde kein Mitglied mehr vorhanden ist, noch weniger von der belegten Zeit wohl noch am Leben sind. Der nn 59. Bürgcrjahr stehende Lottcrie-Collectcur Carl August Abel, welchen Se. Majestät unser allergnädigster König Johann vor 9 Jahren bei Gelegenheit seine» Bürger-Jubiläums als fungirender Jnnungsschreibcr hei der Kleidcnnacher-Jnnung und in Anerkennung rn verschie denen öffenilichen Funclionen an den Tug gelegten loyalen und gcmeiiuiützigen Gesinnungen, die zum Verdienstorden gehörige silberne Medaille alleignädigst zu Verleiher geruht. — b Der Ak«sr«iue,rut aus der Ber-EE- qafse ist seil Kurzem dem PupUkum eröffnet. In seine« Patterreräumrn, wie im Akieientuntt«! versammeln sich Fremde und Einheimische zu jeder Tages,eit. Frische Biere, ausgezeichnet« Weine verbinden sich mit der reichhaltigen Spei» sinlartr. Tvncerr» im Tunnel erhöben den Frohsinn und somit ist der Rcslaurani Bazar ern Etablissement für die Re sidenz Dresden, da» sich de» ander» Deu escklandS an dir Spitze stellen kann Wer empschlrn dies Etablissement alle» Fremden und Einheimischen besten«. kl Uj iß I