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«r 1«0. KetzMr Jahrtz. Freitag. S. J««i 18«S.' Erscheint: «glich früh r Uhr. Inserate werden ang«u»mmrn: bi« Abends U.Lonn- tag» bi, Mittag» 1« Uhr: Marienstraß« 18. Abonnement: «ierlrljShrttch rvS^V bei unentgeldlicher Äd> kerung in'» Hau». Durch die Königl. P»f vierteljährlich -2 Ngr Einzelne Nummern 1 Ngr. «nzeig. in dies. Blatte, da« jetzt in 11, Uxemplarcn erscheint, finden eine ersolgreich» Verbreitung- Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mtredacteur: Theodor Droblsch. Inseratmpreise: Für den Raum «in« gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" di« Zeil« L Ngr. Druck und Bigenthum der Herausgeber: Mepsch ök Nelchardt. — Verantwortlicher Redacteur: IllliUS Nkichardt. Dresden, den 9 Juni — Se. Majestät der König hat dem praktischen Arzte vr. mock. Anton Pusinelli zu Dresden das Ritterkreuz des Verdienstorden» verliehen. — Zur Erinnerung an die vor 50 Jahren erfolgte Rückkehr Er. Majestät des Königs Friedrich August aus der Gefangenschaft hat — wie bereits gemeldet — bei Ihren königlichen Majestäten in Pillnitz vorgestern große Festtafel pattgesunden. Die zu derselben geladenen zahlreichen Theil- nehmer wurden um 2 Uhr durch einen festlich geschmückten Dampfer mit Musikbegleitung von Dresden nach Pillnitz über- grsührt. Gegen Schluß der Tafel erhoben sich Se Majestät der König, um an die Versammlung folgende Ansprache zu richten: „Fünfzig Jahre sind heute verstrichen, seitdem der ehr würdige König Friedrich August der Gerechte nach langer und schmerzlicher Trennung ln die Mitte seines treuen Volkes zu- rückkchrte. Wenige unter den hier Versammelten waren, gleich mir, Zeuge des unendlichen Jubels, der damals alle Sachsen- Herzen durchdrang; aber diesen Wenigen ist gewiß die Erin nerung daran unauslöschlich in die Seele geprägt geblieben. Zwar mischte sich auch Schmerz in tue Freude, und mancher Vaterlandsfreund mochte mit sBangigkeit in die Zukunft des Lande- blicken. Aber, Gott sei Dank, es ist anders und bester gekommen, als die besorgten Gemüther erwarteten. Mit Gott- Vertrauen ergriff der fromme KönigSgreis auf's Neue das Ruder des Staatsschiffes. Durch sein väterliches Walten, durch die weisen, jeden echten Fortschritt fördernden Regier ungen seiner beiden Nachfolger Anton und Friedrich August II. wurden nicht nur die Wunden des Landes geheilt, es erhob sich auch Sachsen zu einem bi- dahin nicht gekannten Grade des Wohlstandes. Der Name Sachsen blieb geehrt in allen deutschen Gauen, und unverändert dauert das heilige Band der Liebe zwischen Volk und Königshaus und hat sich noch in den letzten Tagen, als Gott uns eine neue Gnade erwies, auf Schönste bewährt. So erhebe ich denn das Glas, um einen doppelten Trinkspruch auszubringen. Der erste Trunk sei der Erinnerung an Friedrich August den Gerechten und die Männer geweiht, die treu und fest zu ihm standen in den Tagen der Noth „Auf ihr Andenken!" Der zweite Trunk gelte dem thruern Vaterlande und seinem fernern Gedeihen, unerschütterlich begründet durch gegenseitige Liebe, Treue und Vertrauen zwischen Fürst und Volk. „Das theure Vater land, es lebe hoch!" Der erste dieser königlichen Trinksprüche wurde von der Versammlung mit einem, seinem weihevollen Inhalt entsprechenden feierlichen Schweigen ausgenommen, während bei dem zweiten hoher Jubel bezeugte, daß die kö niglichen Worte und Wünsche in den Herzen der Versamm lung das lebhafteste Echo fanden. Line Erwiderung auf den selben aus der Mitte der Versammlung unterblieb, einem ausdrücklichen Wunsche Sr. Majestät zufolge. Als später nach erfolgter Verabschiedung die Festtheilnehmer den Dampfer zur Abfahrt bestiegen hatten, wurde Sr. Maj-stät von dem Prä sidenten der Zweitm Kammer (Bürgermeister Haberkorn aus Zittau) ein dreimaliges Hoch ausgebracht, in welches die Ver sammlung begeistert einstimmte, worauf das Schiff unter den Klängen der Sachsenhymne die Rückfahrt nach Dresden an trat. (Dr. I) — Für das werthvolle Geschenk, welches durch freiwillige Sammlung mehrerer Gemeinden und sonstiger Gönner ihm zu Theil wurde, hat der mehrfach genannte und oft er wähnte Lebensretter folgendes Dankschreiben geschickt: „Meine braven, deutschen Brüder! Biedere Sachsenhrrzen! Was diese Worte der Ueberschrift sagen wollen, habe ich vergangenen Freitag, den 26. Mai, empfunden, als Ihre herrlichen Ge schenke, Ihre herzlichen Worte der Anerkennung einer That der Menschenliebe an mich gelangten. Tief erschüttert stand ich da, keines Danke- in Worten fähig; aber die zwei Thrä- nen, die schwer über die Wangen rollten, waren und sagten mehr, als Worte. Dieser Augenblick, wo meine lieben Va terlandsbrüder bewiesen, daß das Sachsenvolk die Thaten seiner Söhne noch zu ehren weiß, war ein heiliger und die reichste Entschädigung für die furchtbarste Stunde meines Le bens. Mein Wunsch aber ist, die Namen Aller der braven Sachsen, welche zum Zwecke einer freudigen Ueberraschung für «ich zusammentraten und Ihren Wohnort zu kennen, damit ich weiß, welche Namen und Orte durch dies Zeugniß des Edelmuthe» sich in meinem Herzen verewigten. Mein Dank gegen die vielen braven Herzen ist unsagbar; nur Gott allein, dem auch die Ehre sei, kennt den Dank und kann ihn er- «essen. Im Geiste aber drücke ich Ihnen Allen die wackere deutsche Hand. Gott sei mit Ihnen! Schmilka bei Schan dau, den 89. Mai 1865. Ihr dankbarer Hugo Friedemann, Lehrt»." — Dir Leser diese» Blatte» werden sich erinnern, daß vor nunmehr zwei Monaten de» Expedient OScar Hartig von der hiesigen Hypothekenversicherungsgesellschaft von hier flüchtig wurde, nachdem er zuvor drei Geldbriefe mit mehr als !600 Thlr. Inhalt unterschlagen, die er von der hiesigen Post zu holen beauftragt war und dort auch in Empfang genommen hat.e. Die angestrengtesten Nachforschungen nach Hartig blie ben erfolglos, und schon glaubte man an seiner Aufgreisung und der Wiedererlangung des unterschlagenen namhaften Geld betrags verzweifeln zu sollen, als plötzlich vor mehreren Ta gen bei der hiesigen königl. Polizeidirection die teleg>aphische Nachricht eintraf, daß es der Polizeibehörde in Zürich ge lungen, Hartigen in einem dortigen Hotil zu verhaften. Von dem unterschlagenen Gelde ist der Betrag von mehr als 1400 Thaler noch in seinem B.sitz vorgefunden worden Die hie sige Polizeidirection hat, wie wir hören, zwei Beamte nach Zürich entsendet, die vorgestern Abend mit Hartig hier wieder eingctroffen sind. Letzterer soll sich die ganze Zeit über, seit dem er von hier flüchtig geworden, in Baiern, insbesondere in München, Augsburg, Lindau und in der Schweiz, in Wallenstadt, Nohrschach und St. Gallen, natürlich unter fal schem Namen, Herumgetrieben haben, bis seinen weiteren zweck losen Exkursionen endlich in Zürich ein Ziel gesetzr wurde.— — Der Stabstrompeter Aug. Böhme nebst Artillerie- Musikchor hatte die Ehre vorgestern nach Pillnitz besohlen zu werden um bei der großen Festtafel die Musik zu über nehmen. — Soeben ist die erste Festnummer des Zittauer Sächs. Preisschießcns erschienen. Aus de, selben entnehmen wir, daß folgende Ehrengaben eingeschickt wurden: Vom Stadtrath zu Zittau auf Festscheibe „Zittau" 100 Thaler in Gold. — Privilegirte Schribenschützengesellschaft in Dresden für Feld- festscheibe 1 silberner Pokal im Werth von 25 Thaler, von derselben Kaffeeservice von Meißner Porzellan auf Stand scheibe, Werth 15 Thaler. --»- Bon den Freihand,'chützrngrsell schäften in Dresden eine Eisglasbowle mit 12 Gläsern und Untersatz, Werth 12 Thaler; ein Feldbecher von Silber; eine silberne Suppenkelle, ein silberner Serviettenring resp. Dres den und Plauenscher Grund H Dutzend silberne Speiselöffel. — Freihandschützen in Chemnitz 1 silberner Pokal. — Schei- benschützen in Chemnitz H Dutzend silberne Löffel. — Schützen verein zu Bautzen 1 silberner Pokal, Werth 30 Thaler. — Schützenverein zu Löbau 1 silberner Pokal, Werth 25 Thaler. Die Bundesschützen in Schneeberg 1 Dutzend silberne Dessert- meffer auf Standfestscheibe, Werth 14 Thaler und 4 Dutzend silberne Messer und Gabeln aus Feldfestscheibe, Werth 16 Tha ler. — Von der Freihandjchützengesellschaft Schneeberg 1 sil berner Pokal, Werth 32 Thaler, von derselben 1 goldene Ankeruhr, Werth 36 Thaler. — Freihandschützen in Großen hain 1 Dutzend silberne Kaffeelöffel, Werth 16 Thaler. — Freihandschützen in Meerane 1 silberner Pokal, Werth 18 Thaler. — Freihandschützen in Pirna 1 desgl. — Verschie dene andere Ehrengaben sind vorläufig bereits angezeigt — Gestern Mittag carambolirte die Droschke Nr. 144 auf der Seestraße mit der Droschke Nr. 86 dermaßen daß die Deichsel der elfteren in das Innere der letzteren, worin ein Herr saß, eindrang. Beim Pferde Nr. 144 war die Widerhalte gerrissen und dadurch machte dasselbe einen Scitensprung Drei rothe Dienstmänncr verhinderten durch rasches Zugreifen weiteres Unglück. — Während der Pfingstfeiertage sind ungerechnet der bedeutend verstärkten regelmäßigen Züge durch 8 Extrazüge allein 7500 Personen auf der Leipziger Bahn nach hier be fördert werden, auf der Schlesischen Bahn ca. 4000 Aus flüge von hier «achten auf der Leipziger Bahn etwa 3300, auf der Schlesischen 4300, auf der Böhmischen 45< 0, auf der Albertsdahn 4600 Personen. Die 17 Schiffe der Dampf schifffahrt wurden von hier aus nach Böhmen von 5500, auf der Strecke nach Riesa von 8500, auf derselben Strecke strom aufwärts nach Dresden von 7000 Personen benutzt — Aus Leipzig wird berichtet: Mitten i« das bewegte Leben unserer Lehrerversammlung tritt die erschütternde Kunde von dem plötzlichen Ableben eine» unserer Festgäste, der in voller Gesundheit hier anlangte: des Lehrers Albin Hauß- mann aus Bischoffswerda, der, bei Herrn Buchhändler Otto Spamer einquartirt, am 6. früh 17 Uhr, auf einem Stuhle sitzend, vom Schlage getiosfln ward und mit einem furcht baren Schrei todt zusan,mcns«nk Als die Kunde davon sich bei dem Festmahle im Schützenhause verbreitete, ward für die arme Wrttwe eine Sammlung veranstaltet, welche etwa 55 Thlr. ergab. — Der vernachlässigst« Fußweg in der ganzen Dresdner Umgegend ist unbestritirn der Wurzel-, Knüppel, Stein- und Sandweg, d>r vom Ausgange der Lolchwiper Bergstraße durch die Schlucht herab nach der Elbe iührt und »er, zumal bei herrinbrcchrnder Dunkelheit, ohne Gefahr, ein Bein zu brechen, gar nicht zu passirr» ist. Srltrn dürsten sich dir Extreme woht so nähr brrührrn wie h>rr. Auf drr einen Seite das prachtvolle Schloß, dessen Romantik den Be schauer mit Entzücken erfüllt, und unmittelbar daneben ei« Weg, der allerdings auch an Romantik erinnert, aber an ein« Romantik, die sich für unser wegverbesserndes Jahrhundert gewiß nicht paffen will. Und dieser Weg dient nicht etwa blos dem die tiefe Einsamkeit aufsuchenden philosophische» Wandrer, sondern wird von Dresdner Naturfreunden sehr häufig benutzt; wie er zugleich für zahlreiche Landlcute, die den Ertrag ihres Fleißes nach der Residenz bringen, ein unent behrlicher Communicationsweg ist. — Es entsteht daher im Interesse der öffentlichen Wohlfahrt billig die Frage: Wer hat diesen verwahrlosten Fußweg im Stande zu erhalten? Und warum geschieht auch im Entferntesten nichts, die Lieder lichkeit dieses Wegs — der ein Scandal für das ganze Losch- witzer Elbgebirge ist — einigermaßen in Wegfall zu bringe«? Ein Spaziergänger vom zweiten Pfingstfeiertag. — Der jüngstverstorbene Herr Graf Heinrich Wilhelm v. Luckner auf Altfranken hat auch der Kirche von Pesterwitz verschiedene Legate im Gesammtbetrage von 5000 Thlr letzt willig zugewandt. — Vorgestern ist der regierende Fürst von Schwarz» burg-Sondershausen, Durchlaucht, in Begleitung des Oberhof marschall von Wurmb hier durchgereist. Derselbe kam vim Leipzig und begab sich zum Gebrauch einer Badecur nach. Teplitz. — f — Auf der großen Ziegelgaffe wurde vorgestern Nach mittag ein fünf Jahre altes Mädchen von einem herrschaft lichen Wagen überfahren und dadurch nicht unbedeutend ver letzt. Dem Kutscher des Geschirrs soll kein Verschulden tref» fen, vielmehr das Kind in die Pferde förmlich herein gerannt sein. Der Besitzer des Wagens soll sich des Kindes sofort in der freundlichsten Weise angenommen und etwaige Koste« der Heilung u. s. w. im Voraus übernommen haben. —' — Seit Kurzem machte sich in hiesiger Stadt ein vor maliger herrschaftlicher Diener höchst überflüssig, weil er in der leichtsinnigsten Weise Geld aufborgte und hierbei auch nicht einmal seine nächsten Freunde und Wohlthäter schonte, die sich das ihm geliehene Geld theilweise unter großen Mü hen und Plagen verdient hatten. Jetzt plötzlich erfährt man, daß das betreffende Subject auch mehrfache Unterschlagungen zum Nachiheil seiner letzten Dienstherrin verübt, und in Folge derselben nunmehr der Criminalbehörde in di« Hände gefallen ist. Die Unterschlagungen beziehen sich auf Geldbeträge, mit telst deren er Rechnungen für seine Herrschaft zu bezahlen be auftragt war, und sollen dieselben ganz bedeutend sein. — — Zwölf wendische Gutsbesitzer aus Kloster Marien stern, Schweinerden und Nebelschütz, angeregt durch den Land-. tagsabgeordneten Beg aus Wiesa bei Camenz beschlossen «ine Deputation zu bilden um Se. Majestät dem König in Pill nitz eine Gratulation darzubringen unv zwar alle zwölf zu Pferde. Auf ihre Anfrage beim Hofmarschallamt wurde ihnen ihr Wunsch gewährt und Stallung für 25 Pferde in Pillnitz zu« gesichert. Vorgestern Vormittag erschienen die Zwölf zu Wagen, nachdem sie ihre Pferde vorausgesendet Die Rosse, deren Rie» menzeug meist mit Schlangenköpschen und anderem Schmuck versehen war, wurden um 1! Uhr bestiegen und der Ritt nach dem Schloßbof angetreten wo denn die Deputation ihre Gratulation vor Sr. Majestät dem König anbrachte und sich der gnädigsten Aufnahme zu erfreuen hatte. — 7 Oeffentliche Gerichtsverhandlung am 8. Juni. Betrug und Fälschung sind heule die beiden Verbre chen, welche des Handarbeiter Johann Gottlob Friedrich Rü diger aus Deuben auf die Ankazebank führen. AuS der Haft zn den Gerichlssaal gebracht, erzälte er selbst, sowie sein Uv» tenheft, fabelhafte Geschichten und romantische Reiseabenteuer. Er ist von kleiner Gestalt, mit gebräuntem Gesicht und dunk lem Haar, mit schwarzem Bart s la Gustav Adolph. Gr wurde vor 36 Jahren in Deuben geboren und in d-r rö misch-katholischen Religion erzogen. Er betrieb nach seiner Confirmation das Geschäft seines Vaters, Bergarbcit, auch Fabrikarbcit und zwar m-ist in der Umgebung von Dr.Sde«. Eine Frau besitzt er nicht, Vermögen auch nicht, dagegen »st ser mit vielen und schweren Vorbcsrrasungen belegt, d>r stet» wegen Betrugs oder Diebstahls erfolgten. Am letzte» Male in Dresden 1862 mit I Jahr 6 Mon. und 2 Wochen Zucht haus bestraf:, wurde er Ende April 1864 entlasten. Er wa; ohne Arbeit, ohne Papiere, ohne all« Eristenzmiltel. Zu bemerken sei hier noch, daß über sei,» Verhalten .m Zuchthaus« p» Waldheim Seiten der Direetivn da'clbft nn Aührungeat efi de» den Aeuu liegt, was nicht zum Besten laute«, wogge» es erklärt, daß »r in Walrheim während seiner ganze« Jn- lrrinrung dort nur einmal bestraft worden sei. Werl .r d,« Ansralrsgeisttichei, wider'prrHen hat. Rädiger wollt« sott»«« Dresden, seine traurigen Erlebniste n, Zwickau und Walb- heiin erinnerten »vn zu iehr an döse Tag«, das wollte r, »M einem M.üe verwischen und darnach vielleicht i« Ausl«»8» " ! 4 Ä W - 'Z I