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tti>'^) »,l ,'nnslü) n,lt„, , «r. ISS Mcheivl: «glich srüh 7 Uhr. Inserate »rrdu, «rgen»mm«o: bi« Abend» V,Sonn tag» bi« Mittag» ;» Uhr: Marienstra»« 1». Unzetg. in dies. Blatte, da« jetzt in II Exemplaren erscheint, Puden eine erfolgreich« Verbreitung. " »,AI ^ Lehnte» Za-rg. Donnerstag. 8 Jnnk 1883. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mttredacteur: Theodor Drodisch. Abonnement: MttteljLhrlich 20Ngv bei unentgeldlicherAe« srrung in'» Hau». Durch die- «Snigl Pof vierteljllhrlich rr Nge Einzel«« Nummer» 1 «gr. Inseratm-reise: Für den Raum et«, gespaltene» Zeller 1 Ngr. Unter „Eingv- sankt" di« Zell« r Ngr. Druck und Sigenthum der Herausgeber: Nepsch 8k Nelchardt. — Berantwottlichrr Redacteur: JullUS Rekchardt. Doosde«, de« 8 Juni — Da» Dresd. Journ bringt in seinem amtlichen Theil Folgende»: „De vielfachen Beweise treuer Liebe und An hänglichkeit, die Mir aus Anlaß der Geburt Meine» Enkel sohne», de» Prinzen Friedrich August, von Behörden und Corporationen de» Landes, sowie aus allen Ständen Meines Volkes zugegangen sind, die lebhafte und herzliche Teilnahme an diesrm glücklichen Ereignisse, welche sich an verschiedenen Orten im Lande, und insbesondere in Meiner Haupt- und Residenzstadt durch festliche Ausschmückung und Erleuchtung der selben unter Belheckigung aller Elasten der Bevölkerung, so wie durch Acte der Wohlthätigkeit in erhebendster Weise kund gegeben hat haben Mich wahrhaft erfreut und Meinem lan- desväterlichen Herzen überaus wohlgethan. Ich fühle Mich daher gedrungen, dießnoch öffentlich auszusprechen und Allen, die Mir in diesen Tagen der Freude ihre Thnlnahme bezeigt haben, da für Meinen hrrzlichsten Dank zu sagen. Möge Gott den Mir dargebrachten Wünschen und den Mir ausgesprochenen Hoff nungen Seinen Segen verleihen. Pillnitz, am 7. Juni 1865. Johann. — Zur Erinnerung an die vor 50 Jahren erfolgte Rückkehr Sr. Majestät des Königs Friedrich August aus der Gefangenschaft und seinen Wiedernnzug in die Residenz fand gestern Nachmittag bei Ihren königl. Majestäten in Pillnitz große Tafel statt, an welcher Ihre königl. Hoheiten der Kronprinz, die Frau Kronprinzessin und Prinz Georg Theil nahmen, und zu der auch die Mitglieder der beiden Ständr- kammern und der Landesälteste der Oberlausitz, sowie die St«at»minister uud die Herren der ersten Klaffe der Hosrang- »rdnung (darunter die zur Zeit hier anwesenden königlichen Gesandten in Berlin und Pari«) geladen worden. Außerdem Ist rin« Anzahl Personen, welche theils durch ihre dienstliche» Verhältnisse bereits dem Jahre 18 l 5 an gehörten, theil» bei der feierlichen Einholung des Königs Friedrich August am 7. Juni thätigen Antheil genommen haben, mit Einladungen hierzu beehrt worden In die erste« Kategorie gehören: die prnsionirten Generalmajore von Mandelsloh, Aster, v. Heintz, Petsch und v. Reitzenstein, sowie die beiden Ober sten Graf v. Holtzendorff und v. Kirchbach, der frühere lang jährige Präsident der 1. Kammer, Major a. D v. Schön fels, der erste Rath im Ministerium de« Auswärtigen. Geh. Rath Lemaistre, der Oberhofmeister v. Kvnneritz und der geh. Justizrath a. D l)r. Groß ; der zweitm Kategorie gehören an: der AppellationSgerichtSpräfident v. Mangoldt in Zwickau, der geh. Regierungsrath und BezirksgerichtSdirector vr. Lu cius in Leipzig und Hofrath Damm in Dresden (als die noch lrbenden Führer der zum 7. Juni 1815 nach Dresden ge kommenen D-putation der Leipziger Studenten), sowie die durch Herrn Oberbürgermeister Pfotenhauer vorgrstellten hie sigen Bürger: Juwelier Schüller ««o., Baumeister Kluge, vuchbindrrmeister und Localrichler Albrecht, Gasthoftbesitzer JLppelt, Bezirkssteuer-Jnspector a D. Lehmann, Hutmachrr- meister Borisch seo, Kaufmann Döpman» «ea., Seifensieder- Meister Eunradi, Bandagist Kunde, Feuerlöschdirector a. D. Lehmann (letztere fünf konnten jedoch Gesundheitsrücksichten halber nicht Theil nehmen) und der BezirkSsteuerinspector Rocksch au» Zwickau (welch' Letzterer bei der Einholung na mens der Zöglinge der Günther'schen Schulanstalt, die in dem Dorfe Dobritz ausgestellt war, den König Friedrich Au gust mit einem Gedichte begrüßt hat). Die Zahl der Cou vert» der königlichen Tafel betrug gegm 200 (Dr I.) — -f Zum deutschen Sängerfest wird «ine Verherrlichung durch Wort und Bild mehr in die Welt gehen, eine söge, nannte Jveufiade von W. Jerwitz, welcher 43 Illustrationen beigegeben werden. Es sind dir» reizende Holzschnitte von C. G. Brandt, in dessen Verlag auch da» Merkchen erscheinen wird. Humor ist der Geist, der im Ganzen herum springt und somit seinen Zweck erfüllen dürfte. Der Titel deutet schon auf diesen Zweck hin, das Merkchen soll die Freuden der Festtage noch mehr Würzen und zugleich eine frohe Er innerung an die verlebten jocosen Zeiten bilden. Wenn auch der Text mitunter nicht gerade den an ,Rabener's Knallerb sen, oder du sollst und mußt lachen," erinnert, so sind doch die Holzschnitte selbst in Bezug auf ihr Genre und ihre Au«, führung sehr beachtenSwerth und meisterhaft gearbeitet und überdieß noch einige musikalische Original-Compositionen beigefügt. c - Referent dieses hatte vor einigen Jahren Gelegenheit die Zoologischen Gärten in Paris, Brüssel, Antwerpen, Am sterdam, Schönbrunn bei Wim und Berlin und im vorigen Monat diejenigen von Hannover, Frankfurt a. M. und Köln a. Rh. zu sehen und bemerkt« mit großer Befriedigung, wie reich diese Gärten nicht allein von gekrönt«» Häuptern, son dern auch von Personm aus den höheren und dem Bürger- pandr mit zum Theil sehr werthvollrn Thier,n beschenkt wor den warm. Kein einziger der gmanntm Zoologischen Gärtm übrrtrifft unser» Dresdner hinsichtlich der elegant und zweck mäßig angelegten Thierwohnungen und seiner prachtvollen Baumgruppen, auch wird es gewiß allgemein und dankbar anerkannt werden, daß es nur durch die Munifizenz unseres Königs — durch Einräumung eines Theiles des großen Gar ten» — sowie durch die uneigennützige Wirksamkeit von Eh renmännern hiesiger Stadt zu ermöglichen war den Garten in so kurzer Zeit soweit herzustellen. Alle Anerkennung wird auch gewiß ein Jeder der allerhöchsten Herrschaften und Per sonen au» den höher» und dem Bürgerstande zollen, welche unser» Zoologischen Garten mit Thieren beschenkt haben, allein in dieser Beziehung steht unser Dresden leider allen anderen Thiergärten, welche Referent besucht hat — nach, weßhalb er die bescheidene und höfliche Bitte an diejenigen Bewohner Dresdens und Umgegend zu richten sich erlaubt—deren Ver hältnisse es gestatten — unfern herrlichen Zoologischen Gar ten durch Geschenke von Thieren oder dem entsprechende Geld spenden zu unterstützen. Möge dieser Wunsch in Erfüllung gehen und sich der hiesige Zoologische Garten hinsichtlich sei ner Thiersammlung recht bald andern derartigen Gärten wür- dig anreihen. — In Bezug auf die gestern erwähnte, bei Loschwitz aus der Elbe gezogene junge weibliche Person erfahren wir, daß dieselbe in Loschwitz wohnhaft und eine seit circa fünf Wochen verheirathete junge Fra» war. Der junge Mann, welcher sie aus dem Wasser zog, ist Expedient in der Königl. Bezirks- Steuer-Einnahme also nicht Handarbeiter. Er sah die bereits Entseelte im Wasser schwimmen, watete bis an die Brust in- Wasser und zog sie an« Land Ein am Ufer stehender Knabe, erzählte ihm, wie er gesehen, daß die junge Frau vor wenig Minuten, an einer weiterhin gelegenen Userftell« in- Wasser gesprungm, nachdem sie ihr wollenes Mäntelchen und den Hut mit Feder am Ufer niedrrgelrgt hatte. Diese Sachen wurden auch später gefunden. — Die in diesen Tagen in Leipzig tagende allgemeine deutsche Lehrerversammlung beabsichtigt für künftigm Freitag einen Abstecher nach Dresden und wird zu diesem Zwecke eine Extrafahrt zm Hälfte des gewöhnlichen Preises statt finden. — — Nach Beendigung des vorgestern Abend stattgefunde nen Waldschlößchew Concerti ur>d de« darauf folgenden, in neuerer Zeit üblich gewordenen Tänzchens ertönte plötzlich in der Nähe de» goldenen Löwen eine laute Frauenstimme, die wiederholt um Hilfe rief. Natürlich hatte sich alsbald ein zahlreiches Publikum versammelt, das einen den besseren Stän den angrhörigen jungen Man» umringte, der durch sein un gehörige» Benehmen gegen seine Begleiterin dieselbe gezwun gen haben sollte, nach Hilfe zu rufen. Da» Publikum nahm entschieden Parthei für das Mädchen und wurde an AuS Übung einer Lynchjustiz nur dadurch verhindert, daß die dazu gekommene Polizei einschritt und de» jungen Mann verhaftete. — Während der bi» Mitte Monat Juli andauernden Beurlaubung des Generalmajors v. Fritsch hat der General leutnant v Nostitz, Exc., die Gouvernementsgeschäfte der hie sigen Haupt- und Residenzstadt übernommen. — — Zwei Handarbeiter waren von einem Bekannten gebeten worden, bei seinem Kinde Pathenstelle zu v r reten Die Taufe sollte am 2. Feiertage stattfinden. Das Unglück wollte, daß die eingeladene» Pathen in ihrer Garderobe sehr schlecht bestellt waren, insbesondere aber keinen Rock zum An ziehen hatten. Während der Eine sich deshalb an euren an dern Bekannten mit der Bitte wandte, ihm einen Rock zum Zwecke des Gebrauch« für die heilige Handlung zu leihen, schlug der Andere im Mangel eines mrt Garderobe versehenen Freunde», einen andern Weg ein. Er stahl sich einen Rock. Zu seinem Unglück entdeckte aber der Bestohlene alsbald den Diebstahl. Er schöpft« auch sofort Verdacht auf den richti gen Spitzbuben, und faßte ihn auf der Straße ab, als er sich schönstens geputzt und mit seinem Rock bekleidet zur fei erlichen Taufhandlung begeben wollte. Nach Beendigung der selbe« mußte der Herr Pathe auf seine hierüber geschehene Anzeige den sehr unangenehmen Weg hinter die Frauenkirche «»treten — — Das alte ThorhauS am ehemaligen „Ostrawusen- schlage" (Eingang in's groß« Ostrageheg«) ist nun abgetragen worden, nachdem schon seit Jahren da» Thor selbst beseitigt worden war. E» ist dadurch der Eingang «in weiterer ge worden. — Auf der Reise von Leipzig nach Breslau hat vor gestern ein in Breslau wohnhafter Herr ein Packet preußischer Caffemscheine im Betrage von 6000 Thalrrn in einem Eisen- bahneoups liegen lasst» Auf Wiedererlangung des Verluste ist eine Belohnung von 5s0 Thlrn. auSgesetzt — — Al» Merkwürdigkeit der diesjährigen Gartenfrüchte erhielten wir gestern einige monströse Erdbeeren, wovon sich an einem Stiel 12 verwachsene Erdbeeren befinden. Unter den Erdbeeren ist diese Erscheinung eine große Seltrnheitund find selbige zur Ansicht für Gartenfreunde in unserer Expe dition ausgelegt. — Am 6. Juni wurde zu Klein-Hosterwitz bei Dresden eine Gedenktafel an jenem Wrnzerhäuschen festlich eingewriht, das in den Jahren 1818 bis 1824 Carl Maria v. Weber» geliebtester Sommersitz gewesen und in dessen Räumen ein« Reihe seiner bedeutendsten Compositionen, vor allem aber fast die ganze Euryanthe geschrieben worden — Schon 1836 hatte der königl. Musik-Direktor Fr. Wilh. Jähns au» Ber lin. einer der treuesten Verehrer und gründlichsten Kenner Weber's, durch Stifung eines Fremdenbuchs, eines Porträt» und einiger Autographen des Meister» die denkwürdige Stätte angemessen bezeichnet; jetzt ist es Herrn Jähn's. vorwiegend durch eine von Herrn Musikalienverleger Brandus in Pari» gesammelte und zu seiner Verfügung gestellte Summe und aride:« von Berlin auSgegangene Beiträge möglich geworden, das Hosterwitzer Haus in monumentaler Weise zu schmücken^ Der dazu hergestellte, im edelsten Style gehaltene Gedeukschild ist vom Ingenieur Reinhard JähnS entworfen und gezeichnet und ausgeführt im Atelier des Bildhauers Flaschner in Ber lin. Er besteht aus bronrirtem, theilweis vergoldeten Metalls ist kreisrund, stark profilirt, hat 3^ Fuß im Durchmesser und zeigt eine akanthuSverzierte Lyra, umgeben von dem Namen „Carl Maria v. Weber", darunter die Jahreszahlen des Wrber-' schen Aufenthaltes in Hosterwitz Diebei der Feierlichkeit gehalterte Rede des Musikdirektors JähnS wurde mit 2 Gelängen von Weber ringeleitet und beschlossen mit für den Tag geschriebe nen Texlworten von Max Jähns. Dieselben wurden vorge tragen von 16 ausgezeichneten Stimmen der königl. Oper zu Dresden unter persönlicher Direktion de» königl. sächs, Hof- Kapellmeisters Herrn Dr. Rietz. Eine überaus zahlreiche Ver sammlung hauptsächlich von Dresdener musikalischen Notabiü- täten hatte sich der schönen und ergreifenden Feier anar- schloffen. — Stolpen. Immer näher rückt da» am 18. Juni abzuhaltrnde Gauturnfest heran, alle Hände voll -iebt e» d« zu thun. Wir freuen uns aber auch mittheilm zu können, daß von allen Seiten den einzelnen Festausschüssen eine that» kräftige Unterstützung zu Theil wird nnd wenn auch die Zechl der ursprünglich erwarteten Turngäste durch den Umstand sich etwas reduziren dürfte, daß gleichzeitig in Schandau da» so genannte Königschi ßrn stattfindet, wieder auch zu dieser Zeit der Dresdner Jahrmarkt abgehalten wird, immerhin dürste sich noch eine respektable Zahl Turner rinfinden. Daß bei dem ohnehin gesteigerten Fremdenverkehr sich derselbe an jene» Tage, fall» nur einigermaßen die WiiterungSverhältniffe gün stig sind, sich noch mehr steigern dürfte, dafür bürgt schon unsere nächste sehr bevölkerte Umgegend. Zu wünschen ist, daß nnsere Fleischer und Bäcker sich gehörig vorsrhrn. Meh rere Gastwirthe haben sich ausreichend verproviantirt. Wen» es Stolpen auch hinsichtlich de» Bieres noch nicht zu eine« Eiskeller gebracht hat, nichtsdestoweniger bergen seine Bassalt- kellrr eine eisige Kälte, daher man namentlich auf dem Raths» keller ein exquisites frisches Bier erhalten kann. Da wir mm ein Mal auf die Oertlichkeit Stolpen- gekommen sind, so können wir nicht umhin zu erwähnen, daß man seit kurze» vielen Häusern ein neues, den jetzigen Verhältnissen entspre chendere« Kleid angezogen hat, als wie solche seit fast nicht zu berechnenden Jahren getragen haben mögen. Viele an den Häuser« blos noch vegetirende wurmstichige Weinstöcke find diesen Winter vollends dem Froste erlegen; da wo sonst di» zaeksüchtigen Spatze ihr<n monotonen Morgengrsang anstimm ten und ihr Frühstück in den zahlreichen Spinnennestern der halbentlaubten Weinstöcke suchten, sang dieser Tage „der Mau rer mit der Kelle": - „Schier dreißig Jahre seit ihr alt. Habt' manchen Wirlh erlebt; Der Winter war für euch zu kalt, D'rum man euch beut' begrübt. —" Bis jetzt giebt eS nur noch drei Häuser an MarktrSseite, von dessen Besitzern zu erwarten steht, ihren Häusern eine» freundlicheren Anstrich zu geben, als wie e» ihre vereinsamte» altersschwachen Wcinstöcke thun können. Ehe wir für heut» schließen, gestatte man uns aber auch noch der Freude zu ge denken. die sich bei der Nachricht „ein Prinz ist un» geboren" allgemein geltend machte. Wir können unfern Hrn. Bürgermeister Richter nur danken für die Veranstaltung einer, das patrio tische Gefühl erhebenden Feier, die derselbe am hiesigen auf dem Marktplatz gelegenen „Friedrich - August-Monumente" ver» anstaltcte. Knüpf n sich doch an diesen Namen und an dies» Stätte zwei bedeutungsvolle Worte: „Vergangenheit und Zukunft." Manch' stilles Gebet steeg unter den Klängen der Sachsenhymne zum König aller Könige auf, Segen auf unser theurcS Königshaus erflehend.