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Vtr. 155. Letmter J-hrA. cFrscheivt: «glich früh 7 Uhr. Inserit« »erden «geuomme»: dt»«b-nd«S,Sonn tag» bi» Mittag» 1L Uhr: «arienstra«» 1». »u»«ig- in dies. Blatt«, ha, jetzt in H.ttOtt Exemplaren erscheint, Anden eine erfolgreich« Verbreitung. Sonntag. 4. Jnni 1865. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredactrur: Theodsr Arabisch. Aßonnrment: «ieneljiibrlich 20 Ngr. bei unrntgeldlicher Lir- seruug in'« Hau«. Durch die LSuigl. Pof vierteljLhrlich rr Rg, Einzelne Nummern 1 Rgr. Inseratenpreise: tziir den Raum rin« gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" dir Zeil« L Ngr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Liepsch 4k Neilhardt. - Verantwortlicher Redacteur: Julius Neichardt. Drei dar» den 4 Juni — Se. Majestät der König hat Allerhöchstseinrn Flügel- adjutanten, Major v. Thirlau, den Major Freiherrn v. Bie dermann des 2 Reiter-RegimentS, den Major v. Thielau- Rüsfing, Adjutant Sr. König! Hoheit des Primen Georg, und den Major Grafen zur Lippe des Garde-Rriter-Regi mentS zu Oberstleutnants, ferner den Lehrer an der Berg Akademie zu Freiberg, prSdicirten Profefsor Johann Eduard Heuchler, zum wirklichen Profefsor daselbst ernannt. — Wie schon erwähnt, empfing Se. Majestät der König nach der Rückkehr von Jahnishausen die Vorsteher der Begen- schützengesellschaft um die mündliche Wiederholung der bereits früher schriftlich eingrbrachten „Glückwünsche der Schützengilde ru der Geburt de» ersten agnatischen Enkels" anzunehmen. Die Anrede an Se Majestät ging davon au», „daß die Schützen, al» Sachsen und ül» Deutsche, der Vorsehung dank ten, daß der seit Jahrhunderim treu bewährte Stamm Wettin, der Hort Deutscher Ehre, für neue Jahrhunderte gefestigt sei; daß sie aber «IS Menschen sich überglücklich fühlten, daß Ihr» MM. der König und die Königin, wie Sie vor un» stünden al» Muster in allen öffentlichen wie privaten Tugenden, nach so manchem schmerzlichen Leid die höchste Freude genössen, welche zugleich dem Könige und dem Menschen im Könige zu Theil werden könne. Se. Majestät habe der Perle Sachsens, wie der neugeborne Prinz mit Recht bmannt wordm, einen Namen beilegm lasten, welcher neben dem Sr. Majestät dm reinsten Klang im Vaterland« habe: möchte der junge Prinz Erbe aller der Tugrndm sein, deren Gedächtniß sich an die sen theuren Namen knüpft, und möchte rr dereinst al» strah lendes Muster unfern Enkeln voranschreiten, wie Se. Maje stät und Allerhöchst Dessen, in treuem LiebeSgedächtniß be wahrter Bruder un» und unfern Vätern gethau. Sott möge Se. Majestät und Sein HauS segnen, und da» zarte Edel reis» schirmen, welchem unsere Enkel mit derselben Liebe und Treue auhängen würden, mit welcher wir an Sr. Majestät und de« König!. Haus» hängen " — Se. Majestät erwtederte, „wie Ihm die ik diesem Kreis» vorherrschenden Gesinnungen längst bekannt seien und deren wohlthuender Ausdruck Ihm wahrhafte Freude mache. Auch Ihm sei die Sicherung des Königshauses eine, mit Seinem heißesten Danke empfangene Gabe des Himmel» und es thue Seinem Herzen wohl, daß Stadt und Land an Seiner Freude so warmen Antheil nehme: wie diese, bet» auch Er, daß Gott, der den jungen Prinzen gegeben, ihn auch ferner schütze." — Vorgestern Mittag ist der Herzog Carl v. SchleSW - Holstein-Sonderburg-GlückSburg, der älteste Bruder des regie renden Königs von Dänemark, nebst seiner Gemahlin der Herzogin Wilhelmive, eine Tochter des verstorbenen König- Friedrich VI. von Dänemark, und einem aus 8 Personen be stehenden Gefolge hier durchgereist. Er kam von Leipzig und begab sich ohne allen Aufenthalt von hier nach Trplitz. — — Die Coucerte des Herrn Mufikdirrctor Kunze im Demnitz'schen Garten zu Loschwitz wurden stet» vom Publikum freundlich ausgenommen und fleißig besucht. Der Garten ist vergrößert und verschönert und eine zierliche Marquise, sowie eia hübscher Musiksalou hrrgestrllt worden. E» finden Heuer im Schilleraarteu zu Blasewitz ebenfalls Mittwochs Concerte vom Musikchore de» Herrn Musikdirektor Berndt patt; e» fahre« in Folg« dessen Nachmittag» zwei Dampfschiffe mit Musik nach beiden Orten und es tritt sonach eine Concurrenz ein, welche offenbar beiden Unternehmungen schadet. Dem für beide Wufikchöre «u» diesem Um- und Uebelstande ent springenden Nachtheileu ließe sich recht gut durch eine Ver aschen den beiden Wirthen abhelftn, wenn Herr rauf getroffen hat. Außerdem könnte wohl auch Herr Musik direktor Berndt im eigene» Interesse sowohl, als au» collegia- lkscher Rücksicht die Sache leicht vermitteln, um ein allen Be- therligtrn nützliches und Niemand schadendes Rrrangtmrni herbeizuführrul — »er Leipziger Rach beschloß am 28. Mai, der Ver sammlung deutscher Lehrer eine Kirche zu überlassen. Super intendent Lechlrr hat aber ftin rot» mtg-genge setzt. — I. An di« mancherlei Vorberatungen und Gaben, welche uns da» Sängerfest bringt, schließt sich auch ein erst n diesen Tagen erschienene», durch alle hiesigen Buch- und Kunsthandlungen zu beziehende» Kunstblatt in würdigster Weise an. Rach eurer genau nach der Natur ausgenommen«,, frtten Handzttchnuvg von Herrn D. Benin. hat di-ser Künstler, zur Erinnerung an da» erste deutsch Bundes-Sängerfelr, auf eine« Blatte, außer der gelungenst<n Abbildung d« Sänger- Hall« mit passender Staffage, die „Ausficht auf Dresden vom Kestplatze" aus, ohnstreiug einer de» schönst«, Punkte zur Kern- ficht auf unser Elbflorrnz, in photographischen Nachbildungen anfertigen lassen. Bride Bilder sind mit einer arabeSken artig gehaltenen Kante, aus Eichenlaub und Arsten, den deut schen Adler, unsere sächsische und deutsche Fahne, das Stadt- -und Landrswappen, sowie den gewählten Sängerspruch zei gend, gleichsam zu Einem vereinigt und ist die Auffassung als gelungene glückliche Idee, die Ausführung als vollkommen künstlerisch zu bezeichnen. Als Zimmcrschmuck dienend wird dieses Kunstblatt von hiesigen und fremden Sängern und Eangesfreunden als liebliche Erinnerung an die Festtage viel gekauft werden, zumal die Auswahl in vier verschiedenen Größen vorhanden ist, vom großen Blatt zu 20 Ngr., dann zu 10 Ngr., 5 Ngr. bi» zum Vifitenkartenformat zu 2' Ngr. — DaS reizend gelegene Sommertheater im königl. großen Garten, welches Herr Direktor Nesmüller mit einem großen Kostenaufwand hat restauriren lassen, wird heute er öffnet und werden dann täglich darin Vorstellungen statt finden. Das Parquet, mit Sperrsitzen von rothem Lederpolster, ist höchst komfortabel und bequem eingerichtet, ebenso Par terre und Seitenlogen nebst den anderen Zuschauerräumen Die Königsloze, in Gold und weiß verziert, prangt in der Mitte des Innern und ist von außen mit einem Balcon ver sehen. Der Aufenthalt in allen Räumen ist selbst bei großer Hitze angenehm und bekanntlich sämmtliche Zuschauer vor einem eintretenden Regen geschützt Für heute werden zwei Verstellungen, die erste um 4, die andere halb 7 Uhr statt finden, was sich nur während der Sonn- und Feiertage wie derholt: in den Wochentagen ist täglich nur eine Vorstellung. Air wünschen Herrn NeSmüller eine recht rege Theilnahme von Seiten de» Publikums, zumaWder Aufenthalt in de« schönen Garten nebst Restauration vor Beginn der Verstell ung viel de» Angenehme» empfängt. — Gestern Mittag fand die Trauung der Schauspielerin Frl. Ottilie Genre mit dem bair. Oberleutnant Carl von Fritsch in hiesiger Kreuzkirche unter zahlreicher Betheiligung vieler Dresdner und Dresdnerinnen statt Schon Abends verher und am Morgen brachte man der beliebten Künstlerin Ständ chen und Morgengruß durch Gesangvereine und Militärmustk, wie ihr auch sonst uoch von vielen Seiten zahlreiche Aufmerk, samkeiten gelegentlich ihrer Hochzeit zu Theil wurden. — Die von uns bereits gemeldete Sommerfahrt der hie sigen Waisenkinder per Dampfschiff nach Pillnitz und später zu Fuß nach dem Keppgrund, ging vorgestern in schönster Weise ver sich. Schon die Fahrt auf dem Dampfschiff ge währte den Kindern ein unendliches Vergnügen und die Veran stalter dieser Festlichkeit, Herr Partikulier Leuthold nebst Ge mahlin fühlten diese Wonne mit. Gegen vier Uhr langten die 80 Kinder in der Keppmühle an, begleitet von der War senhauSmutter, einer Lehrerin, einem Lehrer und dem Auf- Wärter. AuS Herrn Leutholds Keller perlte jetzt Wein in die Gläser, Buttersemmeln mit Braten belegt, thürmten sich auf Jubel und Freude herrschte in dm Reihen, es trat sogar ei» kleiner Redner hervor, man brachte ein Hoch dem neugebornen kleinen Prinzen, den durchlauchtigen Ellern, und ein Hoch dem ganzm königlichen Haus. Am Schluß gedachte man auch dankend des edlem Freudenspenders nebst seiner Gattin Abends gegm halb 9 Uhr langte die frohe Kinderschaar wie der in Dresden au und beim Aussteigen aus dem Dampf schiffe rief ein kleiner sieben Jahre alter Waisenknabe höchst naiv: „Ach, wenn doch bald wieder ein kleiner Prinz geboren würde!" — An der Teppe des Waldschlößchens, da wo die Droschken und Omnibus halten, fand vorgestern Abmd eine Prügelei zwischen einem, anscheinend vernehmen Herrn und einem Zimmermann statt, die deshalb ein größeres Interesse des anwesenden PMikumS erregte, weil der Erstere, der, die selbe provocirt, dafür verdienter Maßen recht ordentlich aus- gezahlt wurde. Der Zimmermann war von jenem Herrn ohne jedwede äußere Veranlassung geschimpft worden und als er die Beleidigung sofert erwiedert, so hatte ihn der Herr mit Bier begeffm, da- Biergla» nach dem Kopfe geworfen und damit auch wirklich getroffen und im Gesicht verletzt. Dafür revanchirle sich der Zimmermann in der Weise, daß er daS Herrchen mit einer starken Latte, die er bei sich führte, ganz empfindsam durchprügelte und dies längere Zeit fort- setzte, bis endlich.die Pölizei dazu kam und der Sache ein Lade macht«. — In Schillerschlößchen wird heute im Verein mit dem Berndt'schen Musikcher der TrommelvirtuoS, Herr W. Münz, seine Kunst zeigen, wenn er eine ganz besondere Misterschaft «ttwickell Gewandtheit in Führung der Schlägel wie in Beherrschung der Töne vom Piano chiS Forte, sind ihm be sonder» eigen Als effektvoll wird aus vielen Städten, wo Herr Münz auftrat, das tonreiche Schlachtgrmäidr: „Die Er stürmung der Düppeler Schanzen" gerühmt. — Durchdrungen non den Gefühlen de- Dankes und der Anerkennung, beschloß gestern vor acht Tagen die hiesige „Liedertafel," ihrem thätigen Liebrrmeister, Herrn Pianist Fr. Reichel ein sichtbare», bleibendes Zeichen zu verehren, wozu sich Gelegenheit darbot, indem einige Tage zuvor dessen Vermählung mit der jüngsten Tochter des Herrn geh Kirchen» rathes l)r. Käuffer stattgefunden hatte. Man hatte zu diesem Zweck aus dem Atelier vonZWigand ein silbernes Befleck im ohn» gefahren Werth von 300 Thalern entnommen, in einem eleganten Kästchen von Mahagoniholz. In einem hellerleuchteten Dampf schiff fuhren viele Mitglieder der Liedertafel Abends nach Blasewitz, wo Herr vr. Lindner das Geschenk in geeigneter Ansprache im Namen des Vereins überreichte Neben mehre ren Gesangvorträgen zeichnete sich an jenem Abend besonder» Herr Gardestabstrompeter Wagner durch etliche Vorträge auf seinem Instrumente aus. — Leipzig, Sonnabend, 3. Juni. Der Buchdruckercon» flickt darf als beigelegt betrachtet werden. Die Gehilfen haben sich unter Aufgabe des Dreißigpfennigtarifs zur Annahme de» Achtundzwanzigpfennigtarifs erbeten; dies ist von den Prinzi palen angenommen worden unter der Bedingung, daß mit dem 6. Juni die Arbeit wieder ausgenommen werde. Die Teub- nerschen Gehilfen haben sämmtlich daS Abkommen acceptirt; bei den übrigen Druckereien ist die Annahme in sicherer Aus sicht, da die Tarifcemmisfion, ein Mitglied ausgenommen, dieselbe befürwortet. (DreSdn. Journ.) — Gestern wurde von der Polizei wieder einmal ein untreuer Dienstbote verhaftet. Es ist ein Herrendiener, der bei einer vornehmen Dame diente und bedeutende Geldbeträge, die er zur Bezahlung von Rechnungen erhalten, unterschlagen hatte. — — Die Stadtverordneten Berlin» beschlossen in ihrer letzten Sitzung dreien Lehrern die Mittel zu gewähren, um die Leserversammlung in Leipzig besuchen zu können. — Am Donnerstag Nachmittag ist das diesseits der Pillnitzer Fähre gelegene so». Jägerhaus niedergebrannt. — Im Erbgerichte zu Derfhain schlug am 15. Mai d I. der Blitz ein und legte das größte Seitengebäude in Asch«. Gleich zuvor hatte dort die Kirchen-Inspektion mit den Ge-> meindevertretern ven Dorfhain nnd Grüllenburg eine Ver handlung gepflogen. Die Grüllenburger wollten ihre Kinder nicht mehr, wie seit langer Zeit geschehen, in die Dorfhainer Schule schicken. Nachdem nun einer der Grüllenburger De» putirten geäußert hatte, eS könne ja auf dem langen Wege ein Kind vem Blitze erschlagen werden, äußerte der EphoruS: Lieber Freund, wenn wir uns in'S Reich der Möglichkeiten versteigen wollen, so kann in diesem Augenblicke der Blitz in dieses Erbgericht schlagen und un» Alle tödten. — Noch schien kein Gewitter nahe. Aber stehe, fast wäre geschehen, wa gesagt worden war. Wenige Minuten, nachdem die Ver sammlung sich getrennt hatte, geschah, was wir oben erzählt haben. — Der hoffnungsvolle Bergschüler E in Frriberg hat sich selbst entleibt, dem Vernehmen nach, weil ihm eine Lieb, schüft, die der Vater nicht wünschte, vereitelt wurde. Deck Sohn hat, wie er auch geäußert haben soll, den Tod seiner Mutter gesucht, die sich aus Verzweiflung ertränkte. — In Stadt Bremen in Neudorf fand vorgestern Abend em Hebeschmaus statt. Die Theilnehmer blieben bis am am anderen Morgen um 3 Lhr im Tanzlekal zusammen und amüsirten sich in den heitersten Weise. Um diese Zeit wurde Feierabend geboten. Der edle Gerstensaft floß aber noch immer in s» reichem Maaße, daß einige Festtheilnehmer, denen eS Leid that ihn im Stiche stechen zu müssen, beschlossen, ihn auf der Straße vollends zu vertilgen. Die noch wohlgefüllte Tonne wurde aus dem Saal heraus und auf die Straße ge schafft und bald darauf sah man acht durstige Seelen im Straßengraben um sie gelagert und weiter zechen. Natürlich erhitzten sich die Köpfe immer mehr und mehr, man veran» laßte jeden Vorübergehenden halt zu machen und mitzutrinken; die Gesellschaft wurde immer zahlreicher, da» Treiben und Leben immer lauter und ruhestörender so daß endlich die Nachbarschaft sich veranlaßt sah fremde Hilfe in Anspruch zu nehmen, um sich Ruhe zu verschaffen. Als die Gesellschaft solche anrücken sah, gab sie bis auf Einen sammt und son der» Fersengeld. Diesen Einen vermochten seine Beine nicht mehr fortzutragen und so fiel er, ein Opfer aller Andern, der Gerechtigkeit in die Hände. — s- Oeffeutliche Gerichtsverhandlungen vom 3 Juni. Auguste Louise Kulew, seit langer Zeit von ihrem Vater schon verstoßen, steht heut auf der Anklagebank. Eine , jugendliche, schöne Gestal', wie sie ist, tritt sie vor den Ge» . richtShof hin, dessen Präsident Herr GerichtSrath Jungnickel ist. welcher ihr oft sagt, daß sie lauter spreflen solle, da kein einzig Wort von ihr zn verstehen ist. Die Kulow ist zu Dresdrn am l. August 1846 geboren und schon am 6 Mai 1864 wegen Diebstahls mit 2 Monaten Gesünanih bestraft. Aus dem GerichtStisch liegen die eorxer« llelieli, Betten und r!, r