Volltext Seite (XML)
Mr. ISO. OchnterAchp». Dienstag, SV. Mai 18--. Kschmtt: «glich früh 7 lltzr. Inserate »erd«n angenommen: »t« Abend» S, Sonn tag» bi» Mittag» 1» Uhr: Marienstraße 1». ,»,«tg.i» dies. Blatte, da, jetzt in U,E Uxemplaren erscheint» staden eine erfolgreich« Verbreitung. >1 vieNeljLhrlich ro Sjge bei ueieutgeldlichrryiL- seruag in', Han». Durch dir LSuigl-Paf dierteljSbrlich 22 R«r Sinzrlar Nummere 1 «gr. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltene» Zeile: 1 Ngr. Unter „Lihg»» sandt" dir Zeile L Rgr. Drnck und Stgeathum der Herausgeber: tkirpslh stk Neilhardt. — Verantwortlicher Redaeteur: JultUS Roichlkrdt. Dresden, de» 30 Mai — Se. Majestät der König nebst Gemahlin, sowie der Kronprinz und die Kronprinzessin haben sich gestern Vormittag zurück nach Jahni»hauien begeben. — — Se. H. der Herzog von Sachsen-Altrnburg ist vor gestern Abend nach Altenburg abgereist., — Le. König! Majestät hat dem Gemeindeschäfer Jo Hann Gottlieb Krell zu Kleinpösna in Anerkennung seiner langjährigen treuen Dienstleistung die zum Albrechtorden ge, hörige Medaille in Silber verliehen. den Hülfsarbeiter be dem Ministerium des Innern, Regierungsassessor Meusel, zum Siegiorungg-Rath, und den Ministerial-Secretär Referendar Lehmann, sowie den Sekretär bei der KreiSdirection zu Bu- disfln, Referendar Oerrel, zu Regierungsassessoren ernannt — Die Bulletins über das Befinden Ihrer königl. Hohei der Frau Prinzessin Georg und de» neugebornen Prinzen lauten: Die hohe Wöchnerin erfreut sich de- besten Wohlseins, Da» Befinden de» Prinzen Friedrich August ist ganz normal vr Carus juu. vr. Grenser. — s Momente aus der Illumination Brreit» ist in der gestrigen Nummer das Hauptsächlichste der Freuden des Festabends geschildert. Refirent, der es sich zur Aufgabe pellen mußte, auch die lleinsten Winkel der Residenz zu durch streifen, hat außer den Freuden auch die kleinen Leiden gese hen, mit denen die wogende Menschheit zu kämpfen hatte. Wenn wir von den erleuchteten Häusern noch einige be sonders hervorheben, jso sei hiermit noch das Seebe'sche Haus in Neustadt, das Japanische Palais, die Klinik, die Kaserne, der Restaurant Bazar, die Restauration von Grünzig, nament lich aber die von Dosch auf dem Pirnaische» Platze zu er- wähnen, wo am Eingänge der Veranda ein mächtige Krone und die riesigen Buchstaben k. X. im hellsten Strahlenlichte erglänzten. Der Platz selbst war zur Restauration umge schaffen, die Gäste , wurden durch entrvefreies Militärconcert «müfirt. Die Obstfrau am Pirnaische» Platz hatte zwei Fah um auf ihre illuminirte Bure gesteckt, auch die Höpfner'sche Wemhandlung hatte ein Festgewand angrzogen lieber die neue Brück« zogeu Kuabm mit brennenden Fackeln, selbst au» de« ärmlichsten Fensteichen des Minderbemittelten hing rin bunter Papierballon heraus. Durch die ruhige dunkle Nacht glänzten auch die Höhen der Lößnitz in buntem Feuer, grün Und roth. au- dem Gehege zuckten Flammen hervor. Stadt Nürnberg, das wegen des Umbaues mit Gerüsten umgeben War, hatte sich mit Zweigen und Lampm geschmückt und ein großes Transparent sagte: „Die Licb' zum Königshaus lebt auch in mir, Und weil'« nicht anders ging, illuininir' ich hier!" Gegen 11 Uhr erhob sich ein leiser Wind, der mancher Fahne den schnellen Tod brachte. Er warf die Flaggen in die Fett- näpschen und alsbald gingen dieselben in Flammen auf, eine kleine eigene Illumination zum Schluß de» Festes bildend. Ein Curiosum ist aus dem Körnrrgarten zu erzählen. Fast mit Thränrn im Auge erzählte dem Referenten der Wirth, daß er gern über seine bunten Lämpchen hinweg hätte seine neue Riesenfahne im Abendwinde schweben lassen, man hatte sie aber vorher gestohlen. Sie kostet 25 Thaler. Vielleicht hat sie wo anbeis paradirt, also doch ihren Zweck erfüllt — Wenn auch nicht im Körnergarten. Hotel Bellevue und da» Ober-Zoll-Amt boten einen reizenden Anblick, ihre bengalischen Flammen brachen sich im Spiegel der ruhig fließenden Elbe. Herr Photograph Hermann Krone hat ein Transparent an seinen GlaSsalon angebracht, das durch elektrisches Licht im Nebelbildapparat die Worte zeigte: Maicnwonnig erblüht auf's Neu' die grünende Raute, Töne, Jubclgcsang, jauchze, der Frühling ist da! Mag, was huldvoll er gab, der Ewige segnend erhalten, Breiten die schirmende Hand über die Wiege, den Thron Bei Ankunft der hohen Herrschaften am Gewandhause hatte sich nach Beendigung der Vorstellung im zweiten Theater Herr Direktor N.smüller mit seinem Schauspielerpersonal und dem Chor seines Orchesters ausgestellt. Unter dem Auf leuchten bengalischer Flammen brachte Herr NeSmüller dem König und dem Königshaus« ein dreimalige» Hoch unter Tromprtentusch — Unter den Transparent» waren noch be merkbar da» an der Schössergasse an der Königl. Hostheater- Canzlei befindliche; «»trug die Inschrift: „Erhalte Gott, wa« gnä diger gegeben!" Den Eingang des Packhof. S zierte eine kolossale Krone, darunter in Gaeflammen brennend die Buchstaben L. s. Ebenfalls glänzend erleuchtet waren die Häuser Nr. 9 der Lüttichaustraße, worin der bairrsche Gesandte, Herr Baron v. Ghse, wohnt, und da» auf der Pragerstraße, wo die eng lische Gesandtschaft ihren Sitz hat. Hier sah man die Buch staben b. -l. mit einer Krone umgeben, während zu beiden Seiten große Pyramiden und Eäulendrcorationen sich dem Blicke darstellten. Selbst der Bahnwärter auf der FriedrichSbrücke hattesrin Häuschen itluminir», mit grünen Zweigen geschmückt u. die Inschrift „Glück, Heil und Segen unsrrm Königshaus" an gebracht Sehr interessante Scrnen brachte die Gck« der WilSdruffer- straße und der Allmarkt Dort hätte der Apotheker bald glänzende Geschäfte machen können; man hörte Rückrnpüffe, Ellenbogenstöße, Weiber- und Kindergeschrei, Droschkenkutscher gebrumme und Peitschengeknalle in Masse. Dort hatte sich der Strom verstopft und keine Schleuß« öffnete sich, den Schwall hindurch zu lassen. Die Gensd'armen arbeiteten aus Leibeskräften, um im Schweiße ihres Angesicht» ihre Pflicht zu thun — es war nicht möglich. Sie führten selbst die Droschkenpferde, gleich einem Lootsen, am Zügl durö die Menge, aber sie stürzten nur, wenn sie der Charybdiü entronnen waren, in die noch gefährlichere Scylla. Dazu kam noch, daß die Menge hier und da al» Lynchrichter auf. treten wollte; denn al» die Wagenburg gar kein Ende nahm, riß der Geduldsfaden und man hörte die rohen Rufe: „Rrrrrraus au» der Karrete! Da» dicknäsige Volk wird hier groß und breit gefahren unh wir sollen hier deshalb warten und un» drücken lassen?" Man hielt an Nädern und Wagenkasten fest, aber die Andalusier zogen die Archen, die bis auf da» kleinste Plätzchen vollgepfropft waren, durch die Menge. So wogte und wirbelte Alles durcheinander bis in die späte Nacht hin. Auch stolperte hier und da Einer durch die Straßen, der inwendig illuminirt hatte, drei solche Lichtfreunde traten in den Bazartunnel mit dem Hellen Rufe ein: „Hoch soll er leben!" Daß aber auch Kinder im Alter von 3 biü 4 Monaten mit in die Menge geriethen, ist von den Eltern unverzeihlich. Noch gegen 3 Uhr Morgens flackerte hier und da rin Lämpchen an den Fenstern, bi» es, beschämt vom er sten Morgensonneustrahl, dahinstarb. — An der lebhaften Freude, welche inA diesen Tagen Alt und Jung über das glückliche Ereigniß beseelt, das der allgütige Gott dem geliebten Königshause bescheert hat, nimmt auch die Kinderwelt der Residenz freudigen Antheil und eil erregte bei derselben eine überaus gehobene Stimmung, daß eine Deputatton der Schuljugend bestimmt sei, die herz lichen Glückwünsche der heranblühenden Generation hohenorts auszusprechen. Gestern Mittag 12 Uhr begaben sich 20 Mäd chen, einfach in Weiß und Grün gekleidet, unter Begleitung dreier Schuldirektoren, nach dem Palais Sr. Königl. Hoheit de» Prinzen Georg. Es waren aus den städtischen Bürger-, Bezirks- und Armenschulen, aus der K. Garnison-, der kath. Haupt- und der kath. Freischule, sowie aus der iSraelit Ge meindeschule je ein Mädchen abgeordnet. Se. Königl Hoheit Prinz Georg empfingen in Gegenwart des Hrn. Hofmarschalls v. Tschirschky und der Obersthofmeisterin Frau Gräfin v. Hol- tzendorf, in überaus freundlicher Weise die Kinder und Lehrer. Rach einigen einführenden Worten eines der letzteren sprach ein Mädchen auS der ersten Bügerschule einen kurzen herz lichen Glückwunsch, worauf als Zeichen der Freude und des Glücks ein überaus großer und schöner Blumenstrauß über reicht wurde, der allgemein gefiel und den, noch während die Kinder im Palais verweilten, die hohe Wöchnerin sich zur Ansicht bringen ließ. Da mittlerweile es zu regnen ange fangen hatte, wurden die Kinder auf Anordnung de» Herrn Hofmarschalls nach der Schule zu Wagen zurückgebracht Lange noch werden sich alle Betheiligten dies.» festlichen Stunde erinnern und der Segenswunsch in ihren Herzen «klingen: Gott segne dm neugebornm Prinzen! Gott segne den König und sein königliches Haus. — Bei dem letzten sonntäglichen Vormittagsgottesdienste in der evangelischen Kirche zu Friedrichstadt-DreSden gab eine junge, dm gebildeten Ständen angehörende Dame leider nur allzu offen dm klarsten Beweis für ihre Irreligiosität und Frivolität Sie hatte sich ein, dem Anscheine nach einer Leih bibliothek entlehntes, kleines Buch mitgebracht und la» injdem- selben während des Gesanges, während den Altarverlesungm, wobei sie natürlich auch verabsäumte, durch Aufstehen ihre Ehrfurcht vor dem heiligen Gottesworte zu bezeigen, und wäh rend des größten Theiles der Predigt, bis sie Gott Morpheus sanft umfaßte Und dies geschah dicht vor den Augen der in der genannten Kirche stets zahlreich anwesenden Jugend, von der man nach dem Gottesdienste Aeußerungen der Ent rüstung hören konnte. Möge die junge Dame dm, wie es ganz offenbar schien, zu ihr gehörigen jungen Mädchen fer nerhin mit besserem Beispiele vorangehen. Auch angrnommm, sie gehöre einer andern Confession an. ist und bleibt diese Handlungsweise doch eine Mißachtung de» heiligen Ortes. — e Zweites Theater. Sonnabend, den 27. Mai wurde zum zweiten Male die Fr. Kaiser'sche Posse „Nichts" gegeben, welche zwar einige belustigende Scenen bietet, im Uebrigen oder grade in der Haupthandlung übertrieben aus gedehnt ist: jedenfalls würde die Posse durch Kürzung, au» 3 nur 2 Akte, gewinnen. Ebenso ist das Thema, über einen rlzigen Kostschuldirector derb herzuziehen und die Ausfälle ge gen den Advokatenfian'o etwa» weniger al» possenhafte Würze. Die Aufführung war im Allgemeinen gut; vorzüglich erwarb sich der immer rege Komiker Herr, Stein durch sein Fagott- ständchen Beifall und Hervorruf, wir überhaupt sein Pankratz wohlgezeichnet war. Frl. Weihrauch und Herr Schröder suchten aus ihrm Rollen das Möglichste zu machen. Auch die Herren Kretzschmar und Bernklau, sowie Frl. Klose hatten ihre Rollen mit Fleiß erfaßt. — Einm besonders interessanten Sammelpunkt de» Pu blikums bildete bei der vorgestrigen Illumination das an die sem Abende mit entreefreiem Concert für Jedermann geöffnete Belvedere der Brühl'schrn Terrasse. Im buntesten Durchein ander gruppirte sich dort im Scheine der glänzmdm Illumi nation im Lichte der ununterbrochen unterhaltenen benga lischen Wammen, der größte Staatsmann so wie der ein fache Bürger, die Damen in rauschender Seide und die Hand werksfrauen im Cattunrock. Alle nahmen freudigen Antheil tan dem den Publikum von Herrn Marschner mit dm grössten Opfern bereiteten Feste. Das Orchester des Stadtmusikdirec- ors Puffholdt hatte Herr Marschner für diesen Abend aus eigne Kosten engagirt. — Der Sohn eines sächsischen Angestellten, der vom Hause entwichen war, und in Hamburg zur See grhm wollte, wurde dort angehalten und verhaftet und von seinem Vater zurückgeholt. .. — Bei einem in dm letzten Tagm auf dem Trinitatis- Kirchhof stattgefundenm Begräbniß geschah es, daß während der Geistliche in der Stille eine» sonnigen Frühlingsmorgens an der offenen Gruft sprach, der feierliche, heilige Ernst dieser Handlung durch zwei bis drei Hunde gestört wurde, welche unmittelbar an dem offenen Grabe ihre Sprünge machten, den frisch aufgeworfenen Sand durchwühlten, die Leinentücher be schnoberten rc. Wenn derjenige Theil de» Publikums, welcher nur aus Neugierde öffentlichen Beerdigungen beizuwohnen pflegt, rücksichtslos und ungebildet genug ist, in Begleitung von kleinen Kindern und Hundm zu erscheinen und sich aus die umliegenden Gräber zu stellen, so ist e» doppelte Pflicht der auf den Kirchhöfen die Aufsicht führmdm Behörde, von der gerechten Trauer der wirklich Leidtragenden in solch' hei liger Abschiedsstunde jedwede Störung fernzuhalten. Wie leicht konnte der Fall eintreten. daß bei dem Herumjagen einer der Hunde auf dm so ebm in die frische Gruft gesenkten Sarg fiel! Und wer vermöchte e» dann, dm peinlichen, schmerz lichen Eindruck eines solchen Vorkommnisses jemals aus dem Gedächtnisse Derer zu verwischen, die au» wahrer, innerer Theilnahme dem geliebten Todtm das letzte Geleit gegeben hatten? Leider hat sich in Dresden die mcht wegzuläugnend« Unsitte eingebürgert, größere öffentliche Begräbnisse als eine Art Schaustellung zu betrachten ; wmn aber irgmdwo, so muß auf dem Friedhofe, an dem Rande einer letzten Ruhestätte die feierliche Stille, sowie Sitte und Anstand gewahrt bleiben. Man hofft, daß die betreffende Inspektion fernerhin dafür Sorge tragen wird, daß bei Begräbnissen Lmtm in Begleitung von klemm Kindern und Hunden der Zutritt in den Kirch höfen, zum mindesten aber der Aufenthalt in der Nähe d« von dm Leidtragenden umstandenen Gruft auf da» Strengst« untersagt werde. — Gestern gegm Mittag wurde auf dem Verbindung». . Wege zwischen Blasewitzerstraße und Tatzberg ein in den mitt ler» Jahrm stehender, gut gekleideter Mann todt aufgefundm. Neben dem Leichnam lag ein doppelläufige» Pistol in dessen einem Lauf noch der Schuß saß, mit der andern Ladung hatte er seinem Leben ein Ende gemacht. Derselbe soll nach den bei ihm Vorgefundenen Papieren mit einem vormaligen Koffe»trä ger der böhm. Bahn, Namen» Müller, identisch sein. — Vorzüglich schön nahmm sich vorgestern Abend di« illuminirten Villen und andere Häuser längs der Elbe his Schandau hinauf aus, insbesondere aber glänzte die Festung Königstein durch ihr weithin über daSfElbthal leuchtendes Feuer. f- Als am Freitag Abend der Tunnel im Restaurant Bazar durch ein gemüthliches Festessen, bei dem der Cham pagner in Strömen floß, eingeweiht wurde, mußte am Schluß die Militairwache requirirt werden, weil die betreffenden sechs Musikanten sich höchst unangenehm dem Publikum gegenüber benahmen. Bald war die Gemüthlichkeit, die bis zum neuen Tageslicht die Oberhand behielt, wieder hergestellt, die Be strafung der allerdings nicht zu starken Virtuosen dürfte wohl aber von Seiten der betreffenden Behörde erfolgen. — Vorgestern Abend halb l O UHr hat sich an der Pio- niercaserne der Corpora! Flemming von der vierten Schwa dron des Gardereiterregiments, der hierher in die Reitanstalt commandirt war, mittelst seines Dirnstpistols zu erschießen versucht. Die Ladung bestand aus Steinen und hat ihn zwar erheblich verletzt, aber nicht g«1ödtet, so daß er noch lebend n das Militärhospital gebracht wurde. Flemming befand ich bei seinem Selbstmordversuch auf dem Transpott in dgs lrrrsthaus. Dorthin sollte er gebracht werden, weil er drin gend verdächtig, wo nicht schon überführt erschien, einm