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«r. »48. »etznter Achr». Sonntag, «8. Mai 18«S. «glich früh 7 Uhr. Juserat« «erdeu angenommen: btaLb-nd-V.Sonn« tag» bi, Mittag» 1L Uhr: «artenstra», 13. »v,«ig. in dies. Blatt«, da« jetzt in 11,900 Exemplaren erscheint, finden eine erfolgreich« Verbreitung. Ak<m«nneu1: VieNrljLhrlich A)s bet unentgeldlicher l sernng in', Han». Durch die Lönigl. Pos vierteljährlich LS Rg, Einzelne Nummern 1 Ngr. Mitrebacteur: Theodor Drobisch. Druck uud Eigruthnm der Herausgeber: Nkpsch H Neilhardt. — Verantwortlicher Redakteur: Julius Neithürdt. Avseratnlpreise: Kür den Raum ein« gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" dir Zeile L Rgr- Dresden, den 28 Mai — Se. Majestät der König hat an den Staat»- und Justizminister I)r. v Behr folgende» Handschreiben erlassen: „Sicher Staat »minister v Behr. Wenn uns die Milde de- Hvchsten mit Wohlthaten segnet, dann fühlt der Mensch sich doppelt verpflichtet, auch nach seinen Kräften den Mitmenschen wohl zu thun und Milde gegen dieselben zu üben. Diese» Gefühl bestimmt mich, die große Gnade, welche Gott in diesen Tagen mir und meinem Hause und Lande hat zu Theil wer den lassen, durch einen umfassenden Gnadenact zu feiern. Hab« ich auch bereit» in vielen einzelnen Fällen denjenigen Personen, welche in die aufrührerischen Bewegungen des Mai 1849 verwickelt waren, Gnade angedeihen lasten, so will ich doch diese Begnadigung jetzt auf alle dabei Betheiligte auS- drhnsn und sowohl Denjenigen, welche noch als Flüchtlinge i« Auslande weilen, straffreie Rückkehr gestatten, al» Denen, welche wegen erlittener Strafe oder noch anhängiger Unter suchung, der bürgerlichen Ehrenrechte verlustig gegangen sind, Wiederherstellung in dieselben gewähren. Ich beauftrage Sie daher, durch da» Justizministerium in Vernehmung mit dem Ministerium des Jnnrrn die erforderliche Verfügung mir zur Genehmigung vorlegen zu lasten und dieses Handschreiben zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. Dresden, den 27. Mai 1865. Ihr wohlgeneigter Johann/' (Dr. Journ.) Se. Maj. der König hat dem zum Vor stände der Expedition für Brand- und Brandversicherungsstalistik er nannten bisherigen BrandverficherungS-Ober-Jnspector Karl Friedrich Emil Gutwaster das Dienstprüdicat als CommissionS- rath verstehn. — Se. Majestät der König hat au» Anlaß des hoch- erfreulichen Ereignisse» der Geburt eines Prinzen für die Armen der hiesigen Stadt die Summe von 500 Thalern, und Se. künigl. Hoheit Prinz Georg, 200 Thaler zugesendet. — Das gestern Nachmittag im königlichen Schlöffe auS- gelegte Bülletin, vom gestrigen Tage lautet: „Das Befinden Ihrer königl. Hoheit der Frau Prinzessin Georg ist auch heute ein erwünschtes. Prinz Friedrich August ist kräftig und ge sund. vr. Carus jun. vr. Grenser." — Ihre Majestäten der König und die Königin werden erst Montag sich wieder nach Jahnishausen zurückbegebrn. — Wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, werden heute Abend die Allerhöchsten Herrschaften die Illumination orr Stadt zu Wagen in Augenschein nehmen, zu der seit gestern an vielen Stellen die großartigsten Zurüstungen ge troffen werden. Von der Straßen nnd Plätzen welche die hohen Herrschaften hierbei passiven, werden mit Gewißheit be zeichnet: dir Schloßstraße, Wilsdrufferstraße, der Postplatz, die Ostra-Allee, die Brückenstraße, die Marienbrücke, der Pal- laiSplatz, die Königstraße, der Bautznerplatz, die Hauptstraße, die alte Elbbrücke, die Augustusstraße, die Töpfergaste, a. d. Frauenkirche, der Neumarkt, die Moritzstraße, die Gewand- hauSstraße, der Dohnailcheplatz, die Bürgerwiese, die Lüttichau straße, die Sidonienstraße. die Wienerstraße, die Earolastraße, die Pragerstraße, die Seestraße, den Altmarkt. Ob nicht auch die Pirnaischestraße, der Dippoldiswaltaerplatz, die Waisen- hauSstraße, die Marienstraße, Breitestraße u. a. m. in die Linie mit eingeschloffen werden, war bi- jetzt noch nicht mit Bestimmtheit zu erfahren. Sollte das Wetter die Illumination begünstigen, so steht zu erwarten daß sich auch das Publikum in großen Masten die Illumination ansehen wird. Es bleibt dabei zu wünschen, daß das Publikum selbst an den Punkten, an denen in Folge der Straßen und VerkchrSgänge der meiste Zusammenfluß stattfindet, einem übermäßigen Zusammen fluß zu vermeiden sucht dadurch, daß es an solchen Stellen nur möglichst kurzen Aufenthalt nimmt oder diese Stellen möglichst vermeidet. Hervorzuheben sind in dieser Richtung die Ein mündungen zur alten Elbbrücke und die Ecke der Wilsdruffer straße und der Schloßstraße vom Altmarkte. —ßZur Beantwortung der vielfachen Bitten um Aus- kunftSertheilung, welche Straßen der große Festzug beim Dresdener Gesangs feste berühren werde, damit die Bewohner ihre Vorbereitungen treffen könnten, sind wir im Stande an deutungsweise Folgende» mitzutheilen. Die Sänger versam meln sich in drei Abtheilungen, deren Spitzen beim Victoria- Hotel in der Sreflraße zusammenstoßen Der erste Zug wird sich in der Pragerstraße, Ammonstraße rc. ausstellen. der zweite auf der einen Hälfte der Waisenhausstraße, Dohnaplah, Bürgerwiese ic., der dritte auf der andtrn Hälfte der Wal senhausstraße, Dippolditwaldaerplatz, am See rc. Nachdem die Ausstellung erfolgt ist, formiren sich diese drei Abheil ungen beim Abmarsch vom Virtorial-Hotel zum Haupt-Fest- -uge. Dieser nimmt dann seinen Weg durch di« Breitestraße nach der Marienstraße, Postplatz, Wilsdrufferstraße, Allmarkt, beim Rathhau» vorbei nach der Kreuzstraße, Gewandhausstraße, Moritzstraß«, Neumarkt, Augustusstraße, Schloßplatz, alte Etb- brücke, Hauptallre, Bautznerstraße, Lchillerstraße zur Festhalle. — Wie wir hören ist der Zz»g vorläufig in dieser Weise projectirt, die definitive Bekanntmachung des Festausschusses dürfte hierüber wohl bald zu erwarten sein. — Auf hiesiger Hofbühne wird morgen, Montag, Fräu lein Auguste Baudius vom Kaiser!.^ Hofburgtheater szu Wien in der Rolle der Margarethe Western in „Erziehungs- rrsultate" auftreten und vielleicht später im Verein mit Herrn Emil Devrient ein kurze» Gästspiel fortsetzen. Fräulein Bau- diu», am Hofburgtheater eines der bedeutendsten Mitglieder, ist im Fache der Liebhaberinnen jetzt eine der ersten Bühnen größen und hat sich durch ihr eminentes Talent, verbunden mit angenehmer Erscheinung, ihre jetzige ehrenwerthe Stel lung in raschem Flug erobert. — Wie man vernimmt, ist zu dem Eisenbahnunglück zwischen Gößnitz und Crimmitzschau noch ein neues hinzuge- gekommen. Bei dem Versuche, die Locomotive, die sich bekanntlich tief in die Erde eingewühlt, in die Höhe zu heben, wurde einem Arbeiter von einem zurückschnellenden Tau ein Arm zerschmettert. — Nach Verhaftung des ungetreuen Postgehilsen Künzel- mann melden sich beim k. Hofpostamte immer mehr Leute, denen einfache Briese mit werthvollem Inhalt (Geld oder andere Sachen) nicht zugegangen, obschon die Absender deren Aufgabe nach Dresden versichern. Die Ncclamanten werden angewiesen, ihre genaue Adresse, Werth des Brieses und un gefähre Zeit des Verluste» anzuzeigen. Ohne Zweifel geht die Zahl der verschiedenen Briefe, in denen der in der Stadtpost fungirende Postgehilfe Geld oder Geldeswerth ver- muthete und deshalb an sich genommen hat, in die Hunderte. — Mit der Fabrik künstlicher Mineralwässer der Herren Gebrüder Reh, Falkenstraße 62, hat Herr Conditvr Braun, die Lieferung de» Selter»- und Sodawassers in Flaschen für die Sänge,festhalle abgeschlossen. Ebenso hat auch Herr Weinhändler Gerlach für die Festhalle zur Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe mit genannter jFabrik die Lieferung künstlicher Wässer abgeschloffen. Die Neh'schen Trinkhallen erfreuen sich immer lebhaften Zuspruches. Höchst praktisch sind in demselben die kleinen Spülapparate, mittelst welchen durch den Druck auf eine Feder mit reinstem Master ausgespült wird. Das Reh'sche Fabrikat kann dem besten dieser Art zur Seite gestellt werden. — Verstopfte Levcoyen! Ihre Zeit ist wieder gekommen und aus allen Blättern tönt ihre Klage wieder den Lesern entgegen. Kein Mensch wagt sie zu kaufen, weil sie „ver stopft" sind, und jeder Levcohensreund hofft auf den heilenden Arzt, in der Person eines in der Zeit der Gewrrbefreiheit menschenverständlich schreibenden Gärtners, welcher zur Ehre seiner deutschen Muttersprache endlich einmal anstatt der kran ken verstopften, gesunde „verpflanzte" Levcohen ausbicten wird. Dann wird auch dieser Artikel wieder seine Liebhaber finden, während Jedermann das „Verstopfte" verschmäht. Heil dem Gärtner im Voraus, welcher den Zopf der alten „Verstopfung" abschütteln wird. — Der Waldmeister hat, so viel ich in meiner Bekannt schaft beobachtet habe, vielleicht noch in keinem Jahre eine so große Rolle als in diesem gespielt. Und nicht mit Unrecht. Man sieht immer mehr ein, daß manches einfache Kraut mehr wirkt als Gehcimmittel, die oft auch nichts Anderes als solche sind. In der That sah ich ganze Familien den Waldmeister mit großem Erfolge für die Hautcultur, als Thee Abends ge nießen und die Reinigung des Teint, die Befreiung der Haut von Blüthchen, Schwinden und Flecken machte bei Jung und Alt sich deutlich bemerkbar. Der Aberglaube hält das Kraut nur für wirksam bis es blüht, weshalb die Frauen, welche eS sammeln, die Blüthen abkneipen. DaS ist ein lächerliches Vorurtheil, die Blüthen sind so wirksam wie die Blätter und so, wie die meisten Kräuter des Frühlings, kann man auch diese» bi» gegen Johannis hin sammeln und brauchen Auch für das Sammeln des Waldmeisters ist etwas botanische Kenntniß nothwendig, weil der Laie dafür 6sIium-Arten, d. h. Labkräuter, nimmt, welche kraftlos sind. Der Waldmeister wein, welcher gar oft ohne allen Waldmeister bereitet wird, so wie eS Schildkrötensuppen ohne Schildkrötenfleisch giebt, wirkt mehr al» Wein und steht in Wirksamkeit auf die Haut bei Weitem dem Thee nach und kann kleinen Kindern ohne dies nicht geboren werden, bei denen eine verbesserte Haut- cultur so oft nothwendig wird. — -s Heute wird im Hofbrauhause, wie wir hören, Sommerlagerbier verzapft, es dürfte dies den Wanderern durch die illuminirten Straßen gewiß willkommen sein. — Ein Act großer Brutalität wurde am Montag Abend halb 11 Uhr in der Mühle zu Obergohlis verübt. Sieben Knechte drangen in das Haus und mißhandelten ohne allen erklärlichen Grund den dasigen Müller und Gastwirth Wetzig de maßen, daß er blutete und schwer verletzt wurde. Neben bei schlugen die rohen Kerle sämmtliche Fenster scheiben ein und demolirten, was ihnen in den Weg kam. Die Sache ist bereits in den Händen der Gerechtigkeit und die Thäter entdeckt. — Bekanntlich war Fräulein Ulrich, wie s. Z in un serem Blatte berichtet, wegen einer kleinen Urlaubsübelschrei» tung bei ihrem jüngsten Gastspiele zu Breslau von der Gene» raldirrltion des hiesigen Hoftheaters zu 250 Thlr. Strafe verurtheilt. — Als sie vorgestern den Prolog so schön ge sprochen, theilte ihr Herr von Könneritz mit, daß Se. Maje stät ihm soeben befohlen habe, daß die ihr auserlegte Geld strafe ihr erlasten werde. > > — Der „munteren Seifensieder" gibt'» jetzt die Menge; sie alle singen schöne Lieder ob der Illumination, die heute Abend stattfindet, denn der Andrang bei ihnen' ist ganz außerordentlich. Tag und Nacht werdm Lämpchen gegossen, damit'» nicht fehle, die Stadt im schönsten Lichterschmuck glänzen zu sehen. Selbst auf den Straßen findet ein ambu lanter Lampenverkauf statt, dm rin wahrscheinlich ganz munte rer Seifensieder sofort mit einer Anzahl rother Dtenstmänner in's Werk gesetzt hat. Mit schwer beladenm Wagen durch ziehen sie die Stadt und große Plakate an den mit bunt« Kränzen festlich geschmückten Stangen sagen den emsigen Käu fern, daß hier für ein Billiges allen Lichtsreunden die nöthige Beleuchtung geboten wird. Besonders dürften auch die öffent lichen Gebäude im Lichterglanze strahlen; auch hört man von schönen Transparents und sonstigen Dekorationen, welche heute viele hundert Hände beschäftigen. — Aus Stolpen meldet man uns einm schönen Act treuer Liebe und Dankbarkeit. Am 12. April 1834 starb daselbst der sich als Lehrer sehr verdient gemachte Rector Modrach. Seine damaligen, zum Theil noch lebendn Zög linge, verehren denselben noch heute als ihren besten Freurch und Lehrer. Seine irdische, wohl nun in Staub und Asche zerfallen« Hülle, ruht auf dem frühem, die Kirche umgebenden Gottesacker, wo an den wenigm noch stehenden Grabdenk mälern gar mächtig der Zahn der Zeit nagt; spurlos ging er aber über das Grab Mo brach's, denn wmn auch über seinen vom Zeitgeist geebneten Grabeshügel so mancher Sen senschnitt alljährlich das Gras mähte, immer wieder sproßte die Blume dankbarer Erinnerung hervor, so, daß e« nur einer leisen Anregung bedurfte, der Nachwelt die Stelle zu mar- kiren, wo ein edles Menschenherz ruht. Unser allverehrter Herr Pastor Kuhn trug dem ausgesprochenen Wunsche Rech nung und vermittelte die Legung eines Denksteines. Am 23. dieses Monats in den Abendstunden wurde derselbe unter Gesang und Rede enthüllt. Möchte die jetzige junge Genera tion der Pietät ihrer Väter eingedenk bleiben und nicht ver gessen, daß der letzte Pulsschlag eines treuen Lehrerherzens stets einen neuen Stern an das Himmelszelt liefert. An jenen Act reiht sich aber auch noch ein zweiter. Tags vorher wurde in dem auf dem Markt befindlichen Monumente, das die Stadt Stolpen seinen geliebten König Friedrich August dem Gerechten bei Gelegenheit seines Regier ungsjubiläi am 15. September 1818 setzte, eine grofe gußeiserne Platte in einem Granitblock eingelassen, besten in erhabnm und ver goldeten Lettern angebracht« Inschrift den Wrtterungseinflüs- sen für eine längere Zeit Trotz bieten dürste, als wie eS die ursprünglich dagewesene Inschrift geihan hat. — Auch in unserm freundlichen Wehlen werden jetzt Vorbereitungen zu einem den 11. Juni statlfindenden Sänger feste getroffen. Der dasige Gesangverein schließt in diesem Jahre sein erstes Viertel-Jahrhundert ab und acht Veteranen, die 25 Jahre lang im Dienste der deutschen Liederkunst ge standen, feiern ihr Jubiläum. Zugleich erhält die neue, von Hrn. Böhme in Dresden gefertigte, geschmackvolle Sänger fahne ihre Weihe. Wenn auch die Sängerfesthalle ohne Drahtsäulen aufgesührt wird, so werden doch an ihr die Säulen der Sängerliebe nicht fehlen. Gebe der Himmel auch dort Sonnenschein! — In der Nacht des 26. d. M. entstand beim Wirth- schaftSbesitzer Schreiber in Geier Feuer, welches in kurzer Zeit nicht nur dessen Scheune mit eingebautem Pferdestall, sondern auch das Wohnhaus in Asche legte. Nebst tem größ ten Theil des Mobiliars verbrannte auch ein Pferd und eine Ziege. — AngekündigteGerichtsverhandlungen. Mor gen den 29. d. M. finden folgmde Verhandlungstermin« statt. Vormittags 9 Uhr Privatanklagsache des K. Preuß. Hofschau- spielcr Adolf Landvogt zu Berlin wider den Redakteur der Theaterzeitung Carl August Ferdinand Perzel gen. Stein allhier. 9f Uhr wider Ottilie Teichmann wegen Hin terziehung der Hülfe Vollstreckung. 10? Uhr Gerichtsamt Dip poldiswalde wider die Dienstknechte Carl August Schütze und Jul. Jänicke zu Glashütte wegen Forstvergehen 1t j Uhr Privatanklagsache des Gasthossbefitzer Eisold zu Nieder- lößn'tz wider den Weinbergsbesitzrr Jentzsch zu Oberlößnitz. Vorsitzender Gerichtsrath Ebert. Nachmittag« ü Uhr. Haupt» i