Volltext Seite (XML)
Nr. 148. Sehnde» Jahr». Mchnst: «glich früh 7 Uhr. Anserate «erden angeuommen: bi« Lbrndsa,Sona ta,« bi, Mittag« 12 ttbr: Marirnstraße 18. »n,«ig in dits vlatte, da, jetzt ia ll.'ttti) Exemplaren erscheint, finden «tne erfolgreich« Verbreitung. V Donnerstag. 28. Mai 1868. i ^ _ Abonnement: «ierlMhrlich LO Ngr. bei mlentgeldlichrr Ae-- serung in', Han«. Durch die Königl. Pop vierteljährlich L2 Stg« Einzel«« Nummern 1 Rgr. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mltredacteur: Theodor Drobisch. Inseratenpreise: Für den Raum ein« gespaltenen Zell«: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" dir Zril, r Rgr. Druck und »igenthum der Herausgeber: Llkpsch 4k Nrichardt. - Verantwortlicher Redakteur: InllUS Netlhardt. Dreckden. dm 35 Mai — Er. Majestät der Köneg hat dem Herzog!. Raffauischen RegimentNarzt vr. Friedrich Wilhelm Mahr zu Wiekbaden ha« River kreuz de« Albrechtordens verliehen und dem Adju tanten der Brigade reitendar Artillerie. Oberstleutnant Grafen Vitzthum von Eckslädt, wogen dlssen Versetzung auf den Etat d«< GeneralpabrS, der Sdjutantensunction enthoben, dafür den Oberleutnant Müller von der obengenannten Brigade zum Adjutanten ernannt. — Ihre kaiserliche Hoheit die Frau Großfürstin Alexandra, Gemahlin Sr. kaiserlichen Hoheit de« Großfürsten Konstantin von Rußland, ist mit ihren Kindern: der Großfürstin Olga und den Großfürsten Konstantin, Dmitri und Wiatscheslaff, vorgestern Abend von Altenburg hier ringetroffrn, hat im Vktoria-Hotrl Quartier genommen und g.stern Mittag auf dckr schlesischen Bahn die Weiterreise nach Rußland fortgesetzt. — Ihre Majestät die Königin hat für die Abgebrannten in Marienberg 40 Thlr. gegeben. ^ " — 8. In dem letzten Concert des Stabstrompeters Herrn Wagner auf dem Belvedöre brachte derselbe das kürzlich im Verlag von Dieser erschienene, vom Hauptmann von Merr- heinrb gedichtete, von Herrn Friedrich Pfund für Männerquar- trtt mit Begleitung componirte Lied „Gruß an die Kamera den" zu Gehör, das in seiner einfachen, aber kräftigen und dem Zwecke (für Militärsängerchöre) entsprechenden Weise «inen «echt wohlthuenden Endruck hervorbrachte und dem Talente drS jugendlichen Componisten Ehre macht. — So empfindlich der Verlust ist, welchen der hiesige Thiergarten durch die Tödtung des AurrochsenkalbeS erlitten hat, so tröstend ist andererseits die Thatsache, daß im Ver hältnis -u anderen Thiergärten hier im Ganzen nur wenig Verluste Vorkommen. Dieses günstige Vrrhältniß ist nament lich der Umsicht und Erfahrung de« Inspektors des Thier garten« zu danken, welcher mit unermüdlicher Thätigkeit und Aufmerksamkeit den Bedürfnissen der Thiere entgegenkommt. So war er auch der erste, welcher jetzt die Trennung des Auerochsen von der Kuh als nöthig bezeichnet hatte und Wohl mancher Verlust würde vermieden worden sein, wenn er allein und selbständig die nöthigen Anordnungen geben dürfte Es läßt sich nicht verkennen, daß der hiesige Thiergarten sich in vielen Beziehungen sehr bedeutend vor anderen auSzeichnrt, namentlich auch durch Eleganz; allein das Praktische sollte doch überall an erster Stelle stehen. So ist namentlich der Raum für die Auerochsen offenbar zu klein und das Geländer zu niedrig und bloSg»stellt. Bei allen anderen Zwingern, selbst bei dem frstgemauerten Bärenzwinger, sind die Thiere durch doppelte Geländer von dem Publikum getrennt, während bei den Urochsen nur einmalige Verzäunung stattfindet, so baß dieselben bei nur einigem Menschenandrang mit ihren Hörnern durch das Geländer nach den Leuten stoßen. Wenn fie dann durch bunte Kleider oder durch Kinder gereizt in wüthenden Sätzen ausspringen, so liegt die Möglichkeit nahe, da« fie das niedrige Geländer überspringen und dann leben dig wohl nicht wieder einzufan en sind. Möge daher bei Zeiten gesorgt werden, daß kein Unglück geschieht. — 8. Zum Besten der Pension-- und UnterflützungS- anstalt für hiesige Musiker aus dem Civilstande und deren Wittwen und Waisen hatten die Directoren der hiesigen Ci- vilmufikchvre, die Herren Puffholdt, Laade und Witting, am Dienstag rin großes Concert in den Räumen der großen Wirthschast des König!, großen Garten« veranstaltet, das wiederum zu der erfreulichen Wahrnehmung Veranlassung gab, baß im Dresdner Publikum der Sinn für Wohlthätigkeit so wohl, als der Sinn für wahrhaft gute Concertmufik fort während reg« ist. Dar zahlreich erschienene, sehr gewählte Publikum folgte dm von den drei vereinigten Chören mit sichtbarem Fleiß und warmer Hingebung auSgeführtrn Num- NM» d«S interessant«, Programme« mit gespannter Aufmerk- N»d riaer in Gartenconcertrn selten zu bemerkenden, l andächtigen Stille, die sich nur nach Schluß eines ISÜckrS i» lautestrn Beifall auflöste. Den ersten Theil, , Glanzpunkt da« „Gebet aus Rienzi" bildete, dirigirte Laad», während «nS im zweiten unter Herrn Puffhold'S "bi, L-moll Sinsonie von Fritz Epiadler in gelungen- is« HU Gehör -«bracht wurde. Der dritte Theil, unter rection de« Herrn Witting, bot zwei Neuigkeiten: Chor au» „OedipuS in KolonoS" des Sophokles von Mendelssohn, und Ouvertüre zu „König Lear" von Berlioz. Bei dem Beifall, WÄchm dieses ebenso interessante als gelungen« Concert aller- wärt« gefunden, möchten wir im Interesse der betreffenden Chöre sowohl, als des Publikums zur öfteren Abhaltung von bngloichen musikalischen Genüssen rathen. — Die größten Dimensionen einer lavdwirthschaftlichen MtSftÄlung, die wir in unserm Sachsen je gesehen, nehmen Wchesttitten die Räume der diesmaligen Ausstellung auf dem Mlawopkahe vor Antonstadt-Dresden «in. SS ist diese Ver sammlung auch jedenfalls berufen, einem wirklichen, nahe liegenden Bedürfnisse abzuhelfen und nach allen Seiten ein volles Totalbild der sächsischen Landwirthschaft mit all ihren Verbesserungen zu geben. Es gilt, wie bei ähnlichen Aus stellungen, die volle Blüthe derselben zu zeigen ; zu zeigen was der Stand vermag, der der nöthigste genannt wird und aus dem sich alle übrigen Stände nach und nach mit frischen Ele menten anregen, ja sich zuweilen recrutiren. Die Einplankung der inneren Räume ist größtentheils erfolgt; dicht an der Ca- menzer Straße richtet man eben die Schuppen für die nicht arbeitenden Maschinen auf, indeß mehr nach dem Eingänge zum Prießnitzgrunde die Schuppen für die arbeitenden Ma schinen sind. Ohnweit der Scheiben mündet der Canal, der daS durch ein Hebelwerk emporgehobene Prießnitzwasser dem Platze zur Tränkung rc. zuführt. Schafe und Rinder füllen die Mitte, indeß die edlen Rosse, nebst Schmieden, Depots, Wachen, Fourageschuppen rc. mehr westlich (nach der Königs brücker Straße) zu suchen sind. Gebe der Himmel dieser wich tigen Schaustellung der Allgemeinen deutschen Ackerbaugrsell- schaft, mit der sich (Ende Juni und Anfang Juli) auch noch die 25. Wandrerversammlung deutscher Land- und Forstwirthe verbindet, gutes Wetter und erhalte er ihr ihre Gönner und Freunde. — Nach bereits geschehenem zweimaligen Aufgebot wird die bekannte und beliebte Schauspielerin Fräulein Ottilie Genee am 1. Juni in hiesiger Kreuzkirche mit dem königl. bairischen Oberlieutenant Carl v. Fritsch vermählt. Sofort nach der Trauung werden sich die Neuvermählten nach dem Schloße Wonfurt begeben. So sehr wir der liebenswürdigen Künstlerin zu dieser glänzenden Partie Glück wünschen, so wollen wir unS doch der Hoffnung hingeben, daß Ottilie Genee der Bühne nicht gänzlich Lebewohl sagen wird. Möge sie dm Sommer auf dem herrlich gelegenen Stammschloße Wonfurt als Schloßsrau verleben, im Herbst« aber wieder denken an ihre alte Liebe — das Theater! — — Da die Pfingstferien an den meisten Orten Sachsen- schön Mittwoch nach dem Feste zu Ende gehen, hatte der Ortsausschuß für die XV. a. d. Lehrerversammlung in Leipzig in einer Immediateingabe an das Königl. Kultusministerium nm Verlängerung der Ferim für alle sächsischen Lehrer, welche jene Versammlung besuchen werden, nachgesucht. Das h. Ministerium hat darauf einen Bescheid an den Ortsaus schuß erlassen, laut welchem dasselbe eine hierauf bezügliche allgemeine Anordnnng nicht nöthig findet, muß vielmehr jedem einzelnen Lehrer, welcher die gedachte Versammlung be suchen will, überlassen, sich hierzu nach Maßgabe der Vor schriften der Generalverordnung vom 6. März 1854 (6oävx deS sächs. Kirchen- und Schulrechts p. 427 Xot. 5) den be- nöthigten Urlaub bei seiner Aufsichtsbehörde, welche sicherlich denselben ohne dringende Veranlassung nicht verweigern wird, zu erbitten. — Wie wir hören, ist das I. Dienstmann Institut-Expreß außer für das Bremer Schützenfest auch für das unmittelbar darauf stattfindende hiesige Sängerbundesfest der Art engagirt, daß eS zur Bedienung in der Festhalle allein 250 Mann zu stellen hat. Die Bedienunssweise, die verschiedenen Abzeichen der Mannschaften für die Weinbüffets des Herrn Gerlach, die Conditoreibüffets des Herrn Braune und die Bierbüffets des Herrn Renner, sowie andere specielle Einrichtungen sind der Art festgestellt, daß eine schnelle und coulante Befriedigung der Wünsche vieler Tausend Gäste in der großen Halle ge sichert ist. Die Vorbereitungen zu dem gesammten BedienungS- geschäft finden in umfassender Weise statt; es soll Alles, so zu sagen, wie am Schnürchen gehen. UeberdieS werden gleich wie h»er so auch die von dem Leipziger, Chemnitzer und einer Anzahl anderer Dienstmann-Jnstitute besonder» ausgewählten Mannschaften noch speziell für die in mancher Art originelle Bedienung eingeübt. Auch wird für Reservemannschaft ge sorgt sein, falls sich die jetzt bestimmte Zahl als unzureichend erweisen sollte. — Köstlich sind einzelne unserer Privatgärten in Dres den geschmückt. Tausende von Wanderern bleiben jetzt ver wundert stehen vor der köstlichen gelben Pont Azalee auf der Schillerstraße vor dem Schillerschlößchen; Andere sind entzückt von den Päonien an der Chemnitzer Straße; vor vielen Prachtgmüssen aber nennen wir hier noch einige Loschwitzer Gärten und den Moser'schen Garten in Nieder-Pohritz, wo ein wahres Prachtexemplar gestillten Stechapfels der großen Art vnlora llnigbtii mit Riesenglocken von der Straße auS zu sehen ist. — t Am 22. d. M. wurde auf dem Neumarkt auf Ge such zweier Mitglieder de» hiesigen ThirrschutzvereinS durch einen hrrbeigerufenen GenSdarm rin Fuhrwerlsbefitzer aus Kunewalde bei Löbau auf die Polizei stpirt, weil er sein alte« schwache« Pferd, da« kaum mehr vom Fleck konnte und auf der Schöffrrgaffr schon zusammrngrstürzt war, öffentlich in vielen Straßen mit dem Peitschenflocke geschlagen und fort während in die Weichen gestoßen hatte. Das Pferd selbst wurde nach Stadt Petersburg geschafft. Er wird zur Be strafung gezogen. — Wie man hört, soll in diesem Jahre noch zu Dres den eine allgemeine deutsche Müllerversammlung stattfinden. Sie soll drei Tage andauern und ist vorläufig als Versamm lungsort der „Körnergarten" dazu bestimmt. Man ist neu gierig, was sich die Müller unter einander weiß machen wollen. ' — s- Daß es noch ehrliche Menschen und auch Solch« giebt, welche die Ehrlichkeit zu belohnen wissen, beweist fol gende Thatsache. In dem an der Elbe so romantisch ein« Stunde von Meißen belegenen Orte Zehren hatte ein Ge schäftsmann seine Brieftasche bei Nachtzeit verloren. Trotz aller Mühe war fie nicht wieder zu finden. Freilich war kein Geld darin, sondern nur Rechnungen, die aber für den Manu von großer Wichtigkeit waren. Am frühen Morgen fand rin« arme Dienstmagd die Brieftasche, sorgte dafür, daß fie alsbald in die Hände ihres rechtmäßigen EigenthümerS zurückkam und dieser schenkte ihr als Belohnung — fünfzehn blanke Thalerk Hocherfreut sprang sie davon, so viel Geld hatte fie noch ni« gesehen, gehabt aber erst recht nicht! — -s Bei dem jetzt so niedrigen Wasserstande regt sich'» auch auf dem Rücken der Elb« wieder und zwar an der alten Brücke, deren Pfeiler unten am Fuße durch das letzte Hoch- ^ Wasser wieder stellenweise sehr gelitten haben; denn hier und da sind große Steine aus der fundamentalen Grundlage fort gespült. Soeben beginnt eine hölzerne, provisorische Holz- chausstze sich vom Ufer schräg nach den Pfeilern hinzurecke«, alles gute Anzeichen, daß die Lücken ausgrsüllt werden sollen. — Am 22. d. M früh ging der dreijährige Sohn de» Gastwirths Hanig in Harthau über die Straße, während ein Einspänner langsam vorbeifuhr. Das Pferd gleitet aus, stürzt und kommt auf da» Kind zu fallen. Man zieht dm Knabm glücklich unter seiner Last hervor, in demselben Augenblick springt auch das Pferd auf, schlägt au» und trifft da« un glückliche Kind vor die Stirn, so daß der Tod nach vrnig l Stunden erfolgte. , — Gestern bemerkten wir mit dem 3 Uhr nach Berlin ' abgehendm Eisenbahnzug, den Herrn Obergendarmerir-Jn- - spector von Cerrini und dm Herrn Criminal-Polizei-Commiffär ' vr. Urban nach Berlin abreisen. Wie wir hörm, sind die- > selben zur Begräbnißfeier des dort verstorbenen Herrn Poli-> > zeihauptmanns Lorre abgegangm. I — Wie sehr da» Bewußtsein Raum im Volke ergreift, ' zur Belohnung einer edlen That sein anerkennendes Scherf- i lein mit zu spenden, dieß ergab sich gestern, wo etliche Be wohner der Dörfer Boderitz, Bennewitz, Welschufe, Entschütz, - Cotta, Briesnitz und Löbtau der muthigm That de« jugend lichen Schullehrers Friedemann in Schmilka eingedenk waren, der mit wahrer Todesverachtung im Januar d. I.' eine Jungfrau aus der Elbfluth rettete. Bereits von Sr. Ma jestät dem Kaiser von Oesterreich für diese That decorirt, hatten die Obgenannten freudig ein Sümmchen zusammenge bracht und dafür einen prächtigen goldenm Siegelring mit Stein sowie eine dergl. kunstvoll geschnitzte Meerschaum-Ci garrenspitze angekauft, was Beides als Geschenk an Herrn Friedemann gestern abgesendet wurde. — Gönnen wir dem wackeren jungen Mann dieß Anerkenntniß aus dem Kern de» Volkes von ganzem Herzen. Schöner aber als der Stein im Siegelring wird in seiner Erinnerung die Helle Thräne des Dankes fortglänzen, welche ihm die gerettete Jungfrau am Ufer der Eibe darbrachte und fortbestehen wird bis an daS Ufer der Ewigkeit wo der ewige Vergelter thront von dem schon Sirach sprach: „Er behält die Wohlthaten der Menschen wie einen Siegelring in seiner Hand, um dereinst zu vergelten einem Jeglichen wie er es verdient. — Unterhalb der Marienbrücke wurde gestern Nachmit tag eine Frau aus der Elbe gerettet, welche vermutblich in den dort ausmündenden Mühlgraben gefallen und in den Elb» ' ström mit fortgerissen worden war. Sie wurde noch lebend ' an's Ufer gebracht. — Die schon gestern erwähnte Offerte der östrrreichi-.' schm Regierung bezüglich der Lagerdecken für die Sängrrgäst« legt wieder Zeugniß ab, wie unser mächiiger Nachbarstaat' keine Gelegenheit vo beiläßt, die freundnachbarlichcn.Brziehungen . Oesterreichs und Sachsens immer mehr zu befestigen. — Kaum, daß eine mehr vertrauliche Anfrage aus dem Directoriu« de» Wohnungsausschusses für das Eängerfest bei dem Commam», dantm des hiesigen Kaisirl. Königl.Etappencommanlo'S schrift»! lieh angebracht worden, so war innerhalb 11 Tagm die vo» Sr. Exc.llenz dem K. K. SraatSminister Freiherr» von Frank! Unterzeichnete Bereiterklärung de« K K. KnegsminiperiumS jm. Wien hier eingetroffen, die erwähnten Miluärlagrrdrckm bi», zum Betrag« von 15,000 leihweise zu überlassen. ES ist bi». !ss I