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Dt*. 144 Dehnte» Erscheint: «glich früh r Uhr. Inserate werden anginominen: St« Abend» V.Svnn. lag» bi« Mittag» 1L Uhr: Marirnffraßr 18. -»«zeig. in dies. Blatt«, da» jetzi in 11 Tremplarrn «richrint, stnten eine^rsolgreich» Lerbreiluug. Mittwoch, L4 Mai L88L Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mttredacteur: Theodor Drobisch. Druck uud Sigentham d«r Herantgeber: tkiepslh 4k Ntklhardk. — LerantnxNlicher Redacteur: JultNS Nkichardt. Abonnement: vterreljährlich 20N7L bei »ntiilgeldlichrrL!«!» Irrung in'» Ha,:». Durch dir König! P»st vierteljährlich 22 Rg» Einzelne Nummer» , Ngr. Inseratenpreise: Für den Raum »in»» gespaltenen Zeile: I Ngt. Unter „Sing«- sandl" dir Zeit« 2 Ngr. « Dresden, den 24 Mai — Vorgestern Mittag beehrte Se. k. k. Hoheit der Erz herzog Ludwig von ToScana das Naturaliencabinet des Hrn. Friedrich Schulz, (Echloßstraße ist), woselbst Ee. Hoheit nahmhaste Einkäufe machte und lebhaftes'Jnteresse an der reichhaltigen Sammlung zu erkennen gab. — König Franz I. beider Cicilien hat dem Verfasser des Werkes „Von Palermo bis Gaeta", Hauptmann von Meerheimb, das Ritterkreuz des Königlich Sicilianischen Ordens Franz des Ersten zu verleihen geruht. Außer Sr. Excellenz General leutnant v. Eirgel, dem das Großkreuz verliehen, ist kein säch sischer Offizier mit diesen: Orden (Maltheser-Kreuz, weiße Emaille, ^nit den bourbonischen Lilien in Ecken) decorirt. — Bci der beginnenden Badesaison und Errichtung der Elbbäder kommt mir rin seit langen Jahren gehegter Gedanke in Erinnerung, daß ls denn doch der guten Sitte nicht ent sprechend ist, wenn man das nackte Herumlaufen der Schwimm gäste vor den hiesigen Elbschwimmanstalten fernerhin so liebe voll Nachsehen kill. Denn nackten Gestalten gleichen diese Schwimmer, weil sie mit Schwimmhcsen bekleidet sind, die oftmals nur soviel Raum zu bedecken im Stande sind, als «in großes Feigenblatt zu decken vermag; die ab«r, weil sie sehr oft in ihrer Farbe dem natürlichen Fleische gleichen, den Besuchern der Terrasse und selbst den Fahrgästen der Dampf schiffe als solches erscheinen. Das Gebot, daß alle Badegäste bei der Vorübersahrt der Schiffe in den Badeanstalten nicht »m Freien sich aufhalten sollen, ist unpraktisch und wird nicht befolgt. Diese nackten Gestalten empören aber das sittliche Gefühl der Vorüberfahrenden, denn der schmale, durch die Schwimmhosen gebildete rothe Streifen in der Mitte des sonst ganz nackten Körpers de» Badegastes ist doch wahrlich kein Erinnerungszeichen an gute Sitte, man kann vielmehr fast auf jedem vo überfahrenden Dampfschiffe sehen, wie er die kchamröthe auf die Wangen der dort befindlichen Damen treibt. Und dies duldet man in dem schönen Dresden. Man erlaffe das Gebot, daß jeder in der freien Elbe Badende bei namhafter Strafe einen dunkeln, vielleicht dunkelbraunen, auS Brustlatz (ohne Aermel) und mit di-scm ein Ganzes bilden den Schwimmhosen bestehenden Schwimmanzug tragen müsse, und da» jetzt oftmals empörte sittlrche Gefühl wird sich be ruhigen können. Dresden wird im laufenden Jahre viele Fremde sehen und die meisten dürften an den Elbschwimman stalten vor überfahren. Mag daher in Zeiten der in Vor stehendem gerügten zeitherigen Unsitte gesteuert werden! — Die oftmals schon besprochene Beschwerde der Städte Dresden, Leipzig und Chemnitz, daß sie, trotz ihrer massiven Bauart, fortwährend dieselben Brandversicherungsbeiträge, wie das platte Land, welches bei leichter und unmassiver Bauart der meisten dortigen Gebäude vorzugsweise durch Feuers- brünste hrimgesucht sei, entrichten müßten, gehört zur Zeit noch immer zu den unerledigten Gegenständen. Wir nehmen daher keinen Anstand, einen unS zugekommcncn Vorschlag, wodurch tieler, allerdings nicht ganz ungerechtfertigt erschei nende Beschwereepunkt vielleicht am Leichtesten ausgeglichen werden könnre, in unserem Blatte auszunehmen. Derselbe geht nämlich dahin, daß man die genannten Städte künftig nur m t ^ Theilen der Versicherungseinheiten, demnach all- jährlech mit 2 Pfennigen pro Einheit vernehmen, daS andere H The:l aber auf die Einheiten des platten Landes, insoweit nöthig. repartiren möchte, als wodurch allerdings in billiger Weise die rrsorderliche Ausgleichung, ohne fühlbare Belästi gung der ländlichen Grundstücksbesitzer, herbeigefübrt werden dürste. — Ein höchst gelungmes Portrait des Kaisers Franz Jo seph I. ganze Figur und zu Pferde, ist durch Handzeichnung und Photographie aus den: Meißner'schen Atelier von dem As sistenten dieser Anstalt, Herrn Leo König, hervorgegangen. DaS Bild, in großem und auch in Visitenkartenformat, wird dieser Tage in den Kunsthandel kommen. — Nachdem unserem Thiergarten durch Zuwachs vier junger Löwen ein ungewöhnliche» Glück geboten warb, er eignete sich ein gleiches und noch weit größeres Glück gestern durch die Geburt eines Auer ochsen kalbrs. — Die Auer ochsen sind in Europa nahezu auSgestorben. Dieselben wurden nur noch vom Kaiser von Rußland in dem Bialowitzer Ur- walde gehegt, jedoch in der letzten Zeit meistens von den polnischen Insurgenten niedergeschosscn. Die Thiergärten in Paris, Berlin u a. Städten besitzen keine Auerochsen. Es war daher ein höchst kostbares Geschenk, welches der Kaiser von Oesterreich auf Verwendung unseres Kronprinzen dem hiesigen Thiergarten in einem Paar Urochsen gewährte. In Wim selbst befand sich nur noch ein Stier, welcher aber ge- t stürzt ist; ein zweiter Stier befand sich in Köln, welcher je doch nach Wien zurückgegeben worden ist, so daß sich außer "diesem nur noch in Dresden ein Ur-Ltier Europäischer Race in Thiergärten befindet. Unsere Urochsen bilden daher ent schieden die Krone des ganzen Thiergartens, weshalb eS in wissenschaftlicher wie auch in pecuniärer Hinsicht ein großes Glück ist, daß dieselben sich hier vermehren. — Um so be- klagenSwerther ist eS, daß der Stier — wie'sehr viele männ liche Thiere in der Gefangenschaft thun — daS Kalb sofort getödtrt hat. Kurz nach der Geburt machte das Kalb bereits die muntersten Sprünge, allein der Stier sah es kaum springen, als er cS niederstieß und dabei auch die Kuh, welche ihr Kalb retten wollte, heftig annahm. Man fragt hier unwill- kührlich, wen trifft die Schuld? Warum ward hier verab säumt, eine Scheidewand zu errichten? Eine solche Wand hätte höchstens 10 Thlr. gekostet, während durch das Kalb mindestens 1000 Thlr gewonnen werden konnten. — Visiten-Kartcn und Briefbogen im Hundrrtpreise von 2 s; Thlr. bietet jetzt Herr O. Klemich, Flemmigstraße 5. zum Verkauf, welchen des photographische Portrait des Käufers beigesügt ist, die also "jedem Adressaten zugleich das treue Conterfri des Absenders zeigen. Mehr kann man nicht verlangen! — Vor einigm Tagm übergab ein hiesiger Maurer einem seiner Handarbeiter die Summe von 22 Thlrn. mit dem Aufträge, dieselbe einem hiesigen Zimmermeister zu ver abfolgen Der Handarbeiter aber dachte gar nicht daran, diesem Aufträge nachzukommen. Er b'strb sofort aus der Ar beit weg, kaufte sich für den in Empfang genommenen Geld betrag neue Kleider und verlebte den Ueberrest in Saus und Braus. Vorgestern erwischte ihn die Polizei endlich in einer hiesigen Restauration und versicherte sich natürlich sofort sei ner Person. — — Im Birkenwäldchen am Alaunplatz fand vorgestern rin Brand statt, der ohne Zweifel durch Fahrlässigkeit und jedenfalls durch eine weggcworfene, noch brennende Cigarre verursacht worden war. Es verbrannte dE dortige Gras auf einem ziemlich bedeutenden Flächenraum. Durch die Thä- tigkeit des Försters und mit Hülfe mehrerer Kinder wurde das Feuer erdrückt. — — Gestern Morgen ist auf der Johannisstraße der be- urlaubte Soldat Großer von der l. Compagnie des 14. In fanterie-Bataillons von einem Düngerwagen, auf dem er im Fahren eingeschlasen, herabgestürzt, überfahren und dadurch so bedeutend beschädigt worden, daß sich seine Unterbringung im Krankenhause nöthig gemacht hat. - — Als gestern Morgen die Auswärterin bei einer am Freibergerplatz Nr. 21a. wohnhaften Wittwe die Flur dieses Hause» betrat, wurde sie von einem ihr gänzlich fremden aber noch jungen Mann, der sich scheinbar dort versteckt ge halten, am Halse gefaßt Derselbe suchte ihr das Körbchen, in dem sie das Frühstück für ehre Herrschaft trug, mit Ge walt aus der Hand zu entreißen, stand aber davon ab, als die Frau laut um Hülfe schrie und ergriff hierauf die Flucht. Er nahm dieselbe durch die Hinterthür der Hausflur in den Garten, übersprang dort eine Mauer und ist auf diese Weise durch mehrere andere Gärten endlich in das Freie gelangt. — Am 21. Vormittag brannten in Bieberach bei Schön- fcld während eines heftigen Windes binnen nur fünf Viertel stunden 7 Güter niederst — Dem Vernehmen nach soll die von mehreren Cava- lieren früher schon gefaßte Idee: in Dresden einen Nenn- clubb zu bilden, in's Leben gerufen und vielleicht schon mit Beginn des Herbstes ein Wettrennen veranstaltet werden. Es sollen an der Verwirklichung der Sache besonders etliche Ca valiere Interesse nehmen, die wahrscheinlich, wie in einem uns zugekommenen Briefe gesagt wird, Beifall und Geschmack an den Pfrrdehrtzereien gefunden haben, die vor nicht langer Zeit in Grimma und Borna ausgeübt und deren Bravour noch rühmend in Zeitungsblättern besprochen wurde. — Wir haben zu jener Zeit auch von dieser Thierquälerei gelesen, welcher Ausdruck wohl der richtige ist. denn das arme Thier mußte binnen wenig Minuten den Raum einer Meile durchrennen, wo es nach Aussage eines Augenzeugen lechzend, triefend und kochgahr am Ziele ankam. Der Äubb mag. um den „nobeln Passionen" zu fröhnen, in's Leben treten, wir gönnen den Herren das Vergnügen, aber man erwarte nicht etwa von den Wettrennen Heil und Segen. — Pferderennen sind eine wesentliche Quälerei, die dem deutschen Volkssinn nicht viel mehr zur Ehre gereichen, als den Spaniern die Stiergefcchte und dem Engländer die Hahncnkämpfe, weil sie eben so un nütz als grausam, die Existenz des Thierrs auf's Spiel setzen. Sie liefern keinen Anhalt zur Pferdezucht, denn unsere besten Rennpferde sind außerdem sehr häufig unbrauchbar. Die schlechteste Mähre ist oft noch dazu verwendbar die Rennbahn dreimal zu umjagen, wenn sie auch keine Viertelstunde weiter mehr laufen könnte. Sowohl durch die Grausamkeit des An treibens, als durch die Wetten und Ausgaben, welche die Pferderennen veranlassen, sind sie überdieß «ine Quelle der Rohheit und der Entsittlichung des Volkes. Sie sind für die Pferdezucht dasselbe, was für den Flachsbau die Verfertigung x von Spielkarten gegenüber der Leinwandfabrikation. Um ; wahrhaft nutzbringend zu werden, bedürfen sie einer totale» , Reform. , — Wie wir hören ist nun auch der Eorporal, der un- , längst mit seiner inzwischen zurückgekehrten Geliebten von hi« durchgebrannt war, hier wieder eingetroffen und vorläufig vom Militärgericht in Verwahrung genommen wordm. — ^ — Zu dem großen Feste in Diesbar hat für morgen die ^ Dampfschifffahrt Extrafahrten veranstaltet. (S. Inserate.) : — 8. Am Montag trat der einbeinige Tänzer, Herr k Seitz-Donato im Saale des Lincke'schen Bades auf und ern- - dete durch die wirklich staunenswerthe Ausführung einer „Ma- > drilena" und einer „Schlacht-Scene" bei dem nur spärlich er-- schienenen Publicum den gerechtesten Beifall. Herr Gelhorn aber, der immerfort bemüht ist, seinen Gästen durch Vorfüh- 4 rung neuer und interessanter Erscheinungen in der Kunstwelt ) Vergnügen zu bereiten, verdient in seinen Bestrebungen größere . Beachtung durch zahlreichen Besuch. — f Wie wir hören, wird künftigen 2. Juni die An-- . klagesache des Advokat Bernhardt Miller wegen zweier Artikel zum Austrage kommen, die in der weiland existirt habende» ^ Dresdner Gerichtszeilung abgedruckt waren. Herr Miller wurde "> zu 3 Monat Gefängniß verurtheilt und hat Einspruch erhoben. Jedenfalls dürfte die Sitzung öffentlich sein, wenn nicht an- ' dcrs der Kläger von seinem Rechte des Artikels 6 der Sächsi > Strafprozessordnung Gebrauch macht. Ein großer Theil deS Publikums ist auf den AuSgang der Sache sehr gespannt — Vorsicht ist die Mutter der Weisheit, deshalb hat man die Sängerfesthalle bei der Dresdener Feuerversicherung mit 80.000 Thalern versichert und dem Vernehmen nach sollen auch die sämmtlichen Sängerfahnen und sonstigen Dekorationen bei andern Feuerversicherungen mit circa 100,000 Thalern eingetragen werden. An die Nachricht, daß sich das hiesige Kriegsministerium erboten, 5000 wollene Decken für Einrich tung der Massenquartiere und zu Benutzung für die Sänger gäste herzugeben, können wir noch die freudige Notiz knüpfen, > daß das Kriegsministerium zu Wien ebenfalls gesonnen ist,, 15,000 wollene Decken unentgeldlich darzuleihen, was zum l großen Theil der freundlichen Vermittelung des Herrn Ober- - leutnant Seyffert vom hier bestehenden kaiserl.-österreich. Etap- ' Pen-Commando zu verdanken ist. l — Aus Pirna, 22. Mai berichtet die „Sächs. Dorfz.": l Gestern Vormittag in der elften Stunde ist bci dem Halte- ! punkte Heidenau ein dem Schiffhcrrn M. Gasse in Dresden > gehöriges mit Kohlen beladen.es Schiff von dem Dampfschiff! „Dresden" überfahren worden. Dem Bootsmann, welcher den Dampfer mittelst des starken, mit einem Tau umwickelten ^ Bundstaken zu dirigiren suchte, brach nämlich der Staken ent- ^ zwei, als man dem stromabwärts kommenden Fahrzeuge auS- zuweichen bemüht war. Der Kapitain suchte nun mit voller Kraft rasch vorbeizufahren und emen Zusammenstoß zu ver meiden, allein das Schiff wurde vom Winde verdrückt und infolge dessen legte sich der Dampfer mit seinem Schnabel über den Kohlenkahn, der alsbald, obgleich er eine Elle Bord hatte, auf den Grund versank. Das Dampfschiff konnte, nachdem es von dem gesunkenen Fahrzeuge frei gemacht worden, seine Fahrt fortsetzen. Den Kapitain desselben trifft nach dem Urtheile Sachverständiger keine Schuld. — In den späten Nachmittagstunden fand am 21. in der zu Arnsgrün und Adorf gehörigen Waldung ein Brand statt welcher sich auf ungefähr 8 Acker Land erstreckte und den hier auf befindlichen 20- bis 25jährigcn Fichtenstand sowie die Wald streu vernichtete. — 4 Orffentlicbr Gerichtsverhandlung vom 23. Mai. Falschmünzerei ist der Grund der heutigen Hauptver- - Handlung. Dieses Verbrechens beschuldigt ist der Restaurateur Johann Heinrich Hergert aus Frohburg, 48 Jahre alt, auS Elmsdorf. Er ist beschuldigt, einem hiesigen Stcindruckerei-, bescher Franke aus der Frcibcrgcrstraße überredet zu haben, ' falsche österreichische Fünfguldcnnoten zu fabrizieren, der als ' Zeuge sungirt. Im Januar dieses Jahres suchte er den ' Franke in seinem Geschäft auf der Frciberger Straße auf ' und wünschte eines Tages mit ihm allein zu sprechen. S« erzählt nämlich Anfangs Hergcrt und es sei hier nur bemerkt, ^ daß fast Alles, was er eben erzählt, von Franke.später wider- . s legt wird. Franke soll zu ihm gesagt haben: „Ja, ich schinde mich, ich Plage mich, ich möchte mein Geschäft niederlcgen und einen Posten suchen man ist zu rechtschaffen.,", t. Ach Gott, 's hat nur schon Jemand viel Geld geboten, wenn "I I ich falsche österreichische Banknoten mache, aber 's ist doch eine » schwere Sache!" — „Nun" sagte angeblich Hergcrt, „können'! Sie denn diese machen?" — „O ja," will Franke fortge-< I fahren haben, „das ist mir ein Leichtes, ich habe ja beiäj I Fürstenau injDresden Kassenbillets machte müssen. Das geht', 1 sehr leicht, sehen Sie mal, was ich hier für schöne Must« 1