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t-'t ö- ' »»«>>«: «v«ch M 7 chr. ZUserate Werve« «-«»mm««: dw«»e«d«a,aoni». tag» — «tktag» 1» Uhr: «artenstra»« L». l Dq«ig. i» Vits Blatt«, h«, jetzt i, U.Ottv TktMplare» erscheint, sind«» eine ersolgrtich« , Bervrrituug. V W W - '» !.' ,/l Montag, LS. Mat L8SS. vterteljLhrlich AiNgV. bei «uentgtldlicherAatz serung in'» Hau». Durch dt« Köutgl.Pofl vierteljährlich » Stnielu» Nummer« 1 «gr. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mktredacteur: Theodor Arabisch. Inseratenpreise: Für den Raum eia« gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Eiago- saudt" dir Zeit« r s»gr. Druck und Uigenthrno der Hrraukgeber: ^lepsch »k Vlelchardt. — Berantwattlicher Redakteur: Julius Nrlchsrdt. Dresden de« 15 Mai — Der Wohnungsausschuß für das im Juli hier statt findende Säng rfest hat in diesen Tagen in aller Stille ein große» Werk vollendet, das zur Förderung seiner Aufgabe ein unerläßliches ist Auf Grund des Adreßbuchs ist die ganz« Stadt in 85 Distrikte (WohnungSdiflriete) getheilt und find für jeden derselben nach Maßgabe seiner Größe mehr oder weniger hiesige Einwohner, die ein besonderes Interesse für die Sache haben, gewählt und je »u einem DistrictS-Aus- schuffe vereinigt worden. Jeder Distrikt hat einen Vorsitzen den erwählt und eS zählt der GrsammtauSschuß außer den 14 Dirrctorialmitgliedern 304 Personen, welche sich dem Ge schäfte der Quartiersammlung mit vieler Hingebung unter ziehen. Außerdem sind in den verschiedenen Theilen der Stadt m 68 Localen Sammellisten auSgrlegt ss. Beilage zu Nr. 120 d. Bl ), in welchen die Anerbietungen, Wünsche und Beding ungen der Quartiergeber eingezeichnet werden können. Im Hauptbureau iZeughauSp'atz Nr. 3) sind Etraßenfa»cikel an gelegt in welche die durch die Ausschußmitglieder gesammelten und die in den Sammellisten eingezeichneten Offerten in der Art gebucht werden, daß auf Grund derselben und unter Be rücksichtigung der kundgegebenen Wünsche der Quartiergeber die Vertheilung der Sängergäste staltfinden kann. Es sind bereits erfreuliche Anmeldungen eingegangen, doch bei weitem noch nicht aztSreichend, waS darin seinen Grund hat, daß mancher Quartiergeber, durch äußere Verhältnisse veranlaßt, sich bi» jetzt noch nicht entscheiden konnte. Aber die Zeit rückt immer näher heran und eS ist daher sehr wohlgethan, dem WohnungSausschusse zur Bewältigung seiner riesigen Aufgabe dadurch fördernd entgrgertzukommen. daß die An meldungen der Freiquartiere nun baldigst geschehen. Bei der großen Zahl der sammelnden Ausschußmitglieder und der er- öffneten Sammelflellen kann die Anmeldung mit geringer Mühe bewirkt werden. — In nächster Woche wird von sämmtlichen hiesigen Mi litärmusikchören auf dem Linckeschen Bade ein großes Monstre- Concert stattfinden. — Die prachtvolle kaeooia srdoros in dem vorder« Garten Bautznrrstraß« Nr. 8 wird anscheinend in den nächsten Tagen in voller Blüthe stehen. Sie soll gegen hundert Knospen haben. — Vorvorgestern ließ sich auf der Sporergaffe rin unbe kannter Reiter aus einer dortigen Restauration ein Krügel mit Bier auf das Pferd reichen. Nachdem er das Glas ge leert, sprengte er in das Haus hinein, durch zwei ziemlich enge Thüren, welche nach der Hausflur eines Hauses in der Echloß- straße führen, nahm seinen Weg durch diese hohle Gaffe nach der Schloßstraße und verschwand schließlich ohne an das Bezahlen des genoffenen Bieres zu denken. — Von einem Bewohner der Glacisstraße wurde be merkt, daß ihm auf unerklärliche Weise immer Verluste in seiner Brieftasche und Geldbeutel erwuchsen. Vor einigen Tagen wurde e» aber so toll, daß plötzlich eine 20-Thaler- Nttte fehlte. Seiner Aufmerksamkeit und der Polizei gelang r< vorgestern die Diebin in seinem Aufwartcmädchen, welche bi» dato noch ganz unbescholten war, zu ermitteln. Sie wurde hinter die Frauenkirche gebracht und wird nun dort Zeit gewinnen ihren begangenen Fehler zu bereuen. — Eine schöne Stylprobe, die man eigentlich für unglaub lich halten sollte, findet sich an der Retirade des Hauses Nr. 2 der Camenzerstraße. Da steht wörtlich: „Es wird Köbäten ten Abbtritt zu Halden." Wo mag der Schreiber in die Schule ge gangen sein?j — In Bezug auf die neulich erwähnten Diebstähle, die'in Schönfeld verübt sind, sei noch erwähnt, daß dem dasigen Apo theker nebenbei auch ein Album gestohlen wurde, das man im Walde fand, ebenso wurden ein Paar Stiefeln ausgeführt. Beide oorpora äelivl» liegen im Gerichtsamt. Die sogenannte Diebesbande soll nicht klein sein, dürfte aber der Wachsamkeit der Behörde nicht entgehen. — In Thonhausen hat am 10. d. M. gegen Abend bei einem heftigen Gewitter der Blitz in das Stallgebäude des Gutsbesitzer Portzig geschlagen, in Folge dessen ein Theil diese» Gebäude» nebst den darin b,findlich gewesenen Heu- und Gtrohvorräthen bis auf da« Mauerwerk niederbrannte. Da» Lieh wurde bis auf rin Schwein gerettet. — Ebenso schlug an demselben Tage Nachmittags der Blitz in das Wohngebäude de« Gutsbesitzers Schillbach in Theuma, be- schädigte den Oessenkopf und entzündete das Dach. Der schnellen und kräftigen Hülfe gelang es bald, das Feuer zu dämpfe«. — Am 10. d. M. Nachmittags wurde auf dem Käst ner» Erben in Oberhohendorf gehörigen Kohlenwelke der Bergarbeiter Knoth au» Schneeberg durch unvermuthete- Her- von einer Masse Steinkohlen verschüttet und sofort — Wenn man jetzt die Straße von Grimma nach Leipzig fährt und unterwegs kurzen Aufenthalt in einem Gasthaus macht, so kann man von Gastwirthen und Grimmaischen Om> nibuskutschern seltsame Gespräche über die neu zu erbauende Eisenbahn von Leipzig nach Grimma hören. Wenn eS nach dem Sinn dieser Leute gehen sollte, dann würde keine Schiene gelegt werden. Diese Vetturinen mit ihren Eliaswagen und die vom Verkehr angeschnittenen Gastwirthe, sie haben nach ihrer Ansicht wohl Recht, denn ihr eigenes Interesse ist ja hier gefährdet. Aber wo für sie einen Ausweg finden? Zu Großpensionärrn de» Reiches können sie doch nicht erhoben oder ihnen von den Aclionären der Eisenbahn eine Ablösungs summe gewährt werden. Der Dampfwagen hat schon Vielen ein Bein gestellt und somit auch noch diesen Leutchen. Es dampft überall, das Wasser sinkt im Credit und nur beim deutschen Bund gehört das Feuer manchmal noch zu der ver botenen Waare. Der Dampf ist, bei Lichte besehen, nichts weiter als ein Juste-Milieu auS Wasser und Feuer, darum macht er jetzt so viel Glück, der Dampf hat jetzt das Heft in den Händen. Grünberg in Schl. 2 Mai. Der Gewerbe- und Gar tenverein Hierselbst, welcher gegen 300 Mitglieder zählt und sich die Förderungen des Handels und der Industrie unserer Stadt angelegen sein läßt, hat bereits früher eine allgemeine Kranken- und Sterbekafse für Gesellen und Fabrikarbeiter be gründet, die sich eines günstigen Standes erfreut und an Welcher sich infolge hierfür bestehender gesetzlicher Verpflichtung dre Gesellen und Arbeiter sämmtlicher hiesiger Fabriken be theiligen. Neuerdings ist von diesem Vereine eine, die Ver sicherung seiner Mitglieder bezweckende Vereinbarung mit der Lebensversicherungs-Gesellschaft zu Leipzig getroffen worden, und da die den ersten Kreisen unserer Stadt angehörenden Vereinsmitglieder mit g'ttem Beispiele vorangegangen sind, so haben sich auf der ausgelegten Liste sogleich vierzig Per sonen mit einem Capital von 78,000 Thlr. zur Versicherungs- Anmeldung eingezeichnct, wovon der größere Theil auch be reits zum Abschluß gelangt ist Der gedachte Verein hat sich für die Lebensversicherungs-Gesellschaft zu Leipzig besonder- aus dem Grunde entschieden, weil sie als Gegenseitigkeits- Anstalt auf demselben Princip der Selbsthülfe wie Gewerbe- und Vorschußvereine und ähnliche Genossenschaften beruht, und weil sie sich durch eine mehr als dreißigjährige Wirksam keit den Ruf der äußersten Solidität zu erwerben und zu er halten gewußt hat. Dieselbe dürfte überhaupt für den Ab schluß derartiger Verbindungen um so mehr zu empfehlen sein, als ihre Versicherungs Bedingungen, nach den vor eini gen Jahren vorgenommenen Abänderungen und Erweiterungen für die Versicherten in jeder Beziehung sehr günstig gestellt sind und die Gesellschaft dadurch, wie durch Ueberweisung d.r Agenten Provision den Verei en alle diejenigen Vortheile ge währt, die denselben von anderen Anstalten geboten werden. (B. B.-Z.) Allgemeine Wochenschau. Militärbudgets. Wiener Reichsrath. Pensionsunwesen. Berliner Abge ordnetenhaus. Nutzanwendung tur die Mittelstaaten. Eugenie, die lie benswürdige Regcntin. Noldamcrika. Brasilien und Paraguay. ^ In den beiden wichtigen parlamentarischen Versamm lungen Deutschlands, dem Wiener Reichsrath und dem Ber liner Landtage sind jetzt die Militärbudgets zur Verhandlung gekommen. Die Verhandlungen in beiden Körperschaften haben das Gemeinsame, daß die Forderungen der Regierungen für das Militärwesen von den Abgeordneten mit großer Majorität verkürzt wurden; ferner daß die Entscheidung über diese Cardinalfrage zugleich den nachhaltigsten Einfluß auf die Ge staltung des ganzen constitutionellen Verfafsungslebens beider Länder ausübt. Die Negierung, sei es die preußische, sei es die östreichische, welche in lebhafter Opposition mit den An sichten der Volksvertreter, deren Beschlüssen entweder entgegen- handelt, oder sie thatsächlich ignorirt, zeigt damit, daß sie auch nicht gewillt ist, in andern Zweigen der Verwaltung das kon stitutionelle Princip zur Wahrheit werden zu lassen. Für die Mittelstaaten allerdings, die sich seit einer längeren Reihe von Jahren volksthümlicher Verfassungen erfreuen, habe diese Ver fassungskämpfe, die sie längst an den Schuhen abgelaufen haben, nur in soweit ein unmittelbares Interesse, als der Sieg konstitutioneller Grundsätze in den Nachbarländern auch auf die freiheitliche Entwicklung der eignen Verfassung Ein fluß ausübt. Für die Mittelstaaten, deren constitutionelles Leben bereits die Feuerprobe bestanden, liegt aber hierin ge wiß auch der Hinweis, auf die eigne Kraft mehr zu vertrauen, als auf die Führerschaft des preußischen oder österreichischen Volkes. Für uns sind solche Fragen wie Budgetrecht, Steuer bewilligung, Vereinbarungen über Gesetze u. s. w. längst ab- grthan, warum sollten wir abwarten, bi» die deutschen Groß staaten die Kinderkrankheiten des Verfafsungslebens überstanden haben? Wir sind ihnen hierin um ein ganzes Menschenalter voraus, erwarten wir demnach nicht den Wink von Wien oder Berlin, sondern bauen unsre Verfassungen in freisinniger Rich tung so aus, daß unsre Erfahrungen den großstaatlichen Völkern zu Gute kommen! Völlig verschieden aber sind die Diskussionen der Häuser an der Donau und Spree durch die Art und Weise, in welcher sich Negierung und Volksvertretung begegnen. Nicht, daß der östreichische Kriegsminister nicht ebensolange Reden gehalten hätte, wie sein Berliner College, nicht daß nach ihren 4stündigen Reden der preußische Berichterstat ter Gneist nicht eine 3stündige Rede ebensogut drauf gesetzt hätte, wie der Wiener College GiSkra — dieses stundenlange Reden scheint hier wie dort eine noble Passion zu werden—- aber während in Wien der Strom der Debatte ruhig dahin floß Aberschwemmte er in der Stadt der Intelligenz, wie sie sich gern nennen hört, die Ufer in wildem Ungestüm, Kultur und Sitte in seinem Schlamme sortwälzend. Die Wiener Debatten bewegten sich in technischen Erörterungen und Zif fern, welche zu Diskussionen politischer Natur wenig Gelegen heit boten; sie wurden durchaus sachlich und ohne jede Ge reiztheit geführt. Mit männlicher Entschiedenheit verwarf die Majorität den Vorschlag des Kriegsministers, Ritter v. Franck, nur 11 Millionen zu streichen. Sie strich 17 Millionen, trotzdem der Minister betheuert?, sein Vorschlag sei bis an die weiteste Grenze der Nachgiebigkeit gegangen; er habe vom Kaiser selbst den Auftrag erhalten, dem Abgeordnetenhaus so viele Conceffionen zu machen, als irgend thunlich wäre und mehr wie 11 Millionen zu streichen, sei gegen das Interesse de» Staats. Der Berichterstatter, Advocat Giskra aus Mäh ren, widerlegte die Bedenken der R girrung in einer glänzenden Rede. Er hob hervor, daß das Militärbudget absichtlich vvn der Regierung deshalb in solcher Höhe aufgestellt werde, da mit sie scheinbare Zugeständnisse um so leichter machen könne. Cs gäbe in Oesterreich 325 penfionirte Generale, wovon we nigstens Dreivurtel nach zum Felddienst völlig tauglich seien, die Musik bei den Jägern und der Infanterie koste über eine Million; oft würden einem Offizier, der gar keine Pferd« hielte, 6—8 Vferderationen gewährt; hingegen seien die Ge» halte der Offiziere und Soldaten so niedrig, daß der gemeine Mann weniger als «in Sträfling, der Offizier weniger al» ein Thürsteher erhalte; die Summe aller Gagen betrage IS Millionen, die Summe aller Pensionen 8 Millionen, ohne die Pensionen der Wittwen und Waisen. Diese Nachweise mach ten einen solchen Eindruck, daß die Abgeordneten, wie schon bemerkt, volle 17 Millionen strichen. Hierbei sei ern Seitenstück auS Preußen erwähnt: da» unnöthige Pensioniren vieler noch völlig diensttüch iger Offi ziere. Wird nämlich ein Hauptmann beim Avancement über gangen und nicht zur gehörigen Zeit Major, so ist er durch das Vorurtbeil gezwungen, sei er noch so gesund und tüchtig«' seinen Abschied zu nehmen. Unter lebhaftem Beifall bemerkte vr. Löwe, es müßte an der Majorsecke ein scharfer Wind wehen. In Berlin hatte mehrere Tage die Debatte in der Mi litärfrage heftig hin und hergewogt, die bekannten Gründe pro und contra waren zum so und sovielten Male vorgrtragen, da hielt Professor Gneist eine Rede, die von Allen als ein Musterwerk parlamentarischer Beredsamkeit gepriesen wird. Nicht leicht findet sich in Preußen ein zweiter Mann, der in solch grandioser Weise von der Tribüne herab gegen das schnöde Verfahren der preußischen Regierung donnern und blitzen könnte; aber nicht leicht auch findet sich einer, der bei so außerordentlichem Talent eine solche Charakterschwäche be säße. Mit einem Satze, in einer Sekunde vernichtete dieser Redner die mächtige Wirkung seiner 3ftündigen Rede. Er warf bekanntlich dem Krieg-minister als einem religiösen Manne vor, daß seine Militärvorlage das Kainszeichen de» Eidbruchs an der Stirn trüge und als der so gebrandmarkte Minister diese Beschimpfung mit dem weiteren Schimpf ver galt, daß diese Aeußerung sich selbst über höbe, daß sie un verschämt sei, sucht Herr Gneist seine Worte so zu deuteln, sein Verfahren so zu beschönigen, daß er einen wahrhaft kläglichen Eindruck hinterließ Er bat förmlich um Verzeihung und der Minister — er verzieh großmüthig. Der Präsident von Unruh spielte dabei auch eine erbärmliche Nolle, um die ihn kein Mensch beneiden dürfte. Stelle man sich nun noch die wüthende, schreiende, zischende, stampfende Masse der Ab geordneten hinzu, dazwischen die läutende Glocke des Präst anten, so haben wir ein trauriges Bild eines Parlamente», >as nur noch einige solche Scenen erleben lassen darf, um »ei den Zuständen im gesetzgebenden Körper in Washington anzukommrn. Mit diesem Austritt hat sich da» Hau» in der Achtung deS Volke» den Gnadenstoß versetzt, man giebt ihm von befreundeter Seite selbst den Rath, lieber nach Hause zu i, < tlZ