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«r. ir». Srhuter Jahr». 419 f Mcheivt: «Sltch früh 7 Uhr. Auserale «erde« «mgenoMme«: «« «Send» v, Sonn tage bi, Mittag» 12 Uhr: ' vkarienffraße 1,. «n^Ig. i» dies. Blatte. : »a« letzt in 11,000 'Exemplare» erscheint» 'Dudru rin» erfolgreich« Verbreitung. 'Mt Dienstag. S. Mai 18«. i ZSaunnneul: vierteljährlich LONgr. bei unrntgeldlicherAe^ serung in'» Hanl. Durch di« KSntgl. Post dirrtrljLhrlich rr Rgu. Sin,eine Nummer» 1 Ngr. Tageblatt für Uuterhaltung und Geschäftsverkehr. Müredacteur: Theodor Drodisch. Inseratenpreis: Für den Raum einer gespaltenen Zestei 1 Ngr. Unter „Sing«- sandt" dir Zeile r «gr. Druck und Sigruthum drr Herauegeber: Liepsch st! Neichardt. — Verantwortlicher Redakteur: I«1iUS Nelchardt. D»»<de«, den 9 Mai — Se. Majepät der König hat dem ordentlichen Pro fessor drr Theologie an der Universität zu Leipzig, vr. Chri stoph Ernst Luthardt, das Prädicat eines EonsistorialratheS taxfrei verliehen. — Herr l>r. Krferstein, welcher nicht allein durch sein amtliches Wirken an der hiesigen Handelsschule, sondern auch durch seine zahlreichen pädagogischen Schriften und durch die von ihm gehaltenen Vorträge über Unterricht und Erziehung um das Heranwachsende Geschlecht sich bereits wohlverdient armacht hat, erfreute am Sonnabend den hiesigen pädagogischen Perein abermals durch einen vortrefflichen Vortrag, welcher dem Andenken eines der bedeutendsten Schulmänner Deutsch land-, den jüngst der Tod im schönsten ManneSatter dahin- raffte, gewidmet war. Es war dies nämlich vr. Karl Schmidt, Schulrath und Seminardirrctor in Gotha, der Sohn eines schlichten LandmanneS im Anhalt'schen. der sich zuerst in seiner Wirksamkeit als Landpfarrcr, dann als Gymnastalprofeffor in Köthen und zuletzt in seiner hohen Stellung in Gotha als «inen der hellsten Sterne am pädagogischen Himmel der Gegen wart ausgezeichnet hat. Der Vortragende verweilte insbeson dere bei der Besprechung des umfangreichen und höchst gedie genen literarischen Hauptwerkes von Vr. Schmidt, nämlich seiner. Geschichte der Pädagogik" und der nicht minder be achtenswerten Schrift: „Zur Reform der Volksschule und des Seminars." Der Dank, welchen der Vorsitzende des pädagogischen Vereins Herrn vr. Keferstein für diesen höchst anregenden Vortrag zollte, wurde ihm sicher im Sinne aller Zuhörer ausgesprochen. — l. Zweites Theater. Freitag den 5. Mai wurde zum Benefiz für ein würdige» und geschätztes Mitglied des zweiten Theater», Frau Anna Hermann, das Birch-Pfeiffer'sche Schauspiel „Die Waise aus Lowood" gegeben. Die Vor stellung, welche trotz des herrlichen Abends sehr besucht war, geschah unter Mitwirkung des Frl. Julie Knoch vom Stadt- thrater zu Elberfeld, welches sich an diesem Abend dem Publi kum mit entschiedenem Erfolg vorführte und durch mehrfachen Hervorruf, selbst bei offner Scene, ausgezeichnet wurde. Aus gerüstet mit schönen geistigen und körperlichen Mitteln, spielte Frl. Knoch die Hauptrolle „Jane Ehre" mit einer Sicherheit und feinem Verfiändniß, daß ihr volles Lob dafür gezollt werden kann. Besonder» wirkte sie durch ihr schönes, wenn auch nicht starke», wohl aber zartes, seelenvolles Organ, welches ihr gerade in dieser Rolle trefflich zu Statten kam. Der Gast wurde von dem bewährten Spiele der Frau Direktor A. NrSmüller unterstützt, auch Herr Hermann, welcher den Lord Rochester spielte, hatte dieser Rolle allen Fleiß zugewandt„ hingegen konnte Frl. A. Huth als Ladh Clärens nicht befrie digen, da sie ihre Rolle nicht inne hatte und dadurch oftmals störte. — Am Sonnabend spielte Frl, Clara Pause vom Stadtthrater zu Memel ihre Antrittsrolle in dem R, Hahn'schen einaktigen Lustspiele „Und Frauenzimmer sind doch Menschen." Die Debütantin machte in erwähntem Stücke, welches in ge bundener Rede geschrieben ist und manche aus unserem Leben geschöpfte witzige Momente enthält, einen günstigen Eindruck und wußte sich den Applaus des Publikums durch sicheres Spiel, wohlklingende Sprache und motivirten Ausdruck zu er ringen. Größere Rollen und Mannigfaltigkeit in denselben Werden erst zeigen, in wiefern Frl. Pause eine schätzenswerthe Acquisition für das zweite Theater ist. Diesem Lustspiele folgte zum 7. Male die in dies. Bl. schon besprochene Nestroi'sche Posse „Der Zerrissene", welche fortfährt, das Publikum, vor züglich durch die Leistung des Komikers Herrn Himmel, zu amüsiren. wie sie solches schon im Jahre 1819 bei dem Gast spiele der Herren Scholz und GroiS aus Wien, an unserem Hofthratrr that. — Die vom 35. Juni bis 1. Juli d. I. hier versam melte deutsche Ackerjaugrsellschast hat für ausgezeichnete Lei stungen und Produktionen bei der Ausstellung von Vieh, landwirthschaftlichen Maschinen, Geräthen rc. circa 6000 Thlr. an Prämien ausgesetzt, außerdem werden noch eine größere Anzahl PreiSmedaillen auf Vorschlag der erwählten Preis richter zur Vertheilung gelangen. Dem Vernehmen nach hat auch Ee. Maj. der König für ganz besonders intereffante Neuheiten und ausgezeichnete Leistungen 4 goldne Medaillen, ä 75 Ducat. Werth, prägen lassen, die in gleicher Weise an die dazu Vorgeschlagenen vertheilt werden sollen. — Vorgestern Abend um 10 Uhr herrschte auf der ZahnSgafle und der Wallstraße rin ungemeines Leben. Man sah dort ein zahlreiches Publikum in einzelnen Haufen zu- sammengruppirt. Auf Befragen darüber hörten wir, daß in einem Hause auf der Zahnsgaffe zwischen einer dort wohn haften Frauensperson und ihrem Geliebten Zank und Streit entstanden, der so laut geworden sei, daß man in Folge der hervorgrrufenm nächtlichen Ruhestörung nach drr Polizei ge- " schickt habe. dauerte auch wirklich nicht länge, so bkach-» ten einige GenSd'armen einen Soldatm aus dem fraglichen Hause transportirt. Derselbe wurde nach der in der Nähe gelegenen Bezirkswache geführt. Natürlich war das Publikum nun erst recht neugierig zu erfahren, was mit dem Arresta- ten geschehen werde. Bald darauf erschien eine Militair- patrouille, um den Arrestatm in Empfang zu nehmm. Kaum aber war dieselbe mit ihm auf der Straße herabgekommen, als plötzlich der Ruf „Halt auf!" gehört wurde. Der Arre- stat hatte Gelegenheit gefunden, die Flucht zu ergreifen und war auch nicht wieder zu erlangen. — Auf noch ganz unerklärbare Weise brach vorgestern Abend gegen 7 Uhr in einer Restauration der Josephinengaffe Feuer aus, zu einer Zeit» wo der Hausbesitzer und fast alle Nachbarn ins Freie gegangen waren. Es brannte nämlich an einer Stelle, wo das Ofenrohr in den Schornstein geleitet wird und nur der schnellen Hülfe mehrerer herzugeeilter Leute gelang es, dem Weiterumsichgreifen des Brandes vorzubeugm. Schon mehrere Tage hatte man einen merkwürdigen Geruch verspürt, aber an Brand um deswillen Niemand denken können, weil seit mindestens 8 Tagen kein Feuer in den Ofen ge kommen war. Bei der leichten Bauart des betroffenen und der anstoßenden Hänser konnte leicht große Gefahr entstehen, wmn daS Feuer zur Nachtzeit ausbrach. — Am 19. bis 23. August d. I. soll in Leipzig, nach Beschluß der im Jahre 1863 zu Augsburg stattgehabten 5. deutschen Feuerwehrversammlung, der 6. allgemeine deutsche Feuerwehrtag abgehalten werden. Der dort zusammen- getretme Localcomito hat beschlossen, mit dem Feuerwehr tage eine Ausstellung von Feuerwehr-, Rettungs- und Lösch- geräthschaftm, sowie von Wafferleitungsgegenftänden zu ver binden. — 1- In drr am vergangenen Sonnabend wider den Handarbeiter Kunath von hier stattgehabten Hauptverhand lung, in welcher es sich um ein Verbrechen handelte, das der Artikel 183 des Strafgesetzbuchs ahndet, lautete das Urtel auf 1 Jahr und 2 Monate Arbeitshaus. Die ganze Sitzung war eine geheime. — Zwei fremde Kellner, die am vergangenen Sonn abend in einer Leipziger Restauration ausgeholfen, waren von dort vorgestern Morgen heimlich durchgebrannt, ohne vorher die gelöste Einnahme an ihren Dienstherrn abzuführen. Sie nahmen ihren Weg mittelst der Eisenbahn nach Dresden, waren aber sehr unangenehm überrascht, als sie kurz nach ihrem hiesigen Eintreffen von der Polizei in Empfang ge nommen wurden, die inzwischen von ihrer Flucht und der verübten Unterschlagung telegraphisch in Kenntniß gesetzt wor den war. Sie traten unter der erforderlichen Escorte bereits gestern Nachmittag ihren Rückweg nach Leipzig an. — — Bei der Vertheilung des Rittner'schen Legates am 7. Mai an die 10 ältesten Armen unserer Stadt zählten die zehn Empfänger (3 Männer und 7 Frauen) 89, 86P 841, 844. 64, 84. 83§, 83z, 83.' und 83 Jahr. Die Zahl der Lebensjahre scheint gegen früher zurückzugehen, denn während noch vor einem Decennium sechs Empfänger über 90 Jahr zählten, ist diesmal der älteste Percipient 89 Jahr alt. — Wir hatten gestern Gelegmheit das Modell des Neu baues der Sophienkirche zu sehen, welches gegen das billige Entree von l Ngr. in einem nach der großen Brüdergasse zu gelegenen Parterrelokale der Sophienkirche täglich für Jedermann ausgestellt ist. Dieser von Herrn Professor Arnold dem alten Bar: der Sophienkirche geschickt anpassend und genial entworfene Neubau zeigt in seiner Vorderansicht zu beiden Seiten 2 Thürme in einer Höhe von 117 Ellen (17 Ellen höher als der Annenthurm), in der Mitte ein Doppelportal, dessen Thüren auf die 2 Schiffe der inneren Kirche direct Hinweisen. Der 58 Ellen hohe mittlere Giebel schließt sich bemGiebel des alten Gebäudes in derselben Höhe an. Der ganze Bau ist im gothischon Style gehalten, 5 Stockwerke hoch, die Thürme gothisch gezackt und durchbrochen, die Steinbearbeitung von außen geschmackvoll gefärbt. Zur Seite oberhalb der beiden Portale werden in überdachter Nische die Figuren der Gründerin der Kirche, Churfürstin Sophie und Heinrich des Frommen, des Ein führers der Reformation, angebracht, währenv unmittelbar an den Thürgewänden die vier Evangelisten zu sehen sind. Jeder der neuen Thürme hat 12 Ellen Breite und ebensoviel Tiefe, die Breite der ganzen Fronte beträgt 44 Ellen, ist sonach 6 Ellen breiter wie die alte Kirche, deren alter Thurm nebst kleineren Ankäste lungen weggekiffen werden. Das früher reichverzierte Portal der Kirche wird dem Altcrthums-Museum zur Aufstellung über geben. Durch den Neubau werden die gewesenen Vetstübchen wieder hergestellt, in den mittler« obem Raum kommt das Archiv der Kirche, in den unteren die große bis zur zweiten Emporkirche reichende Vorhalle und die Thürme bilden haupt sächlich das Treppenhaus. Noch sei erwähnt, daß das oben erwähnte Gypümodell von dem hiesigen Bildhauer Selig sehr sauber ausgeführt ist. — Soeben erhalten wir die Nachricht, daß gestern Mor gen früh 411 Uhr ein Theil der Pulvermühle von Sinckwltz bei Bautzen (6 Stampfen) in die Luft gegangen ist. 2 Ar beiter sind tödtlich verletzt und einer leicht verwundet. Ein Arbeiter ist bereits gestorben. — Am 7. Mai war in Wilsdruff um 3 Uhr Schützen- > auSzug zum ersten Anschirßen. Die Schützen trugen eine nette . Schützenuniform, besitzen eine schöne Fahne und entwickelten, im Schießhause eine Heiterkeit, die durch das treffliche Eoneert , des schon früher rühmlichst erwähnten Musikdirektor Günther (ein zweiter Hühnerfürst in Betreff des DirigirenS und der ' Behandlung der Violine) unterstützt wurde. Urberraschrnd j wurden sogar Erinnerung an Wagners Tannhäuser, Motive» au» Beethoven» Symphonien und andere interessante Pikee» producirt. Harmlos verliefen die schönen Nachmittagsstunde».'. — f- Oeffentliche Gerichtsverhandlungen vo« 8. Mai. Der heutige Tag bringt vier Einspruchs Verhand lungen. In der ersten fungirt der Handarbeiter Carl Auyust, Louis Cagiorgi von hier, der schon dreimalige Vorbestrafungen ^ hinter sich hat Ehemals wohnte Cagiorgi bei einer gewissen Rothe, er war daher mit den Lokalitäten und der Zeit ihre»' Zuhauseseins oder ihrer Abwesenheit hinlänglich bekannt. Er, stahl ihr soviel Leinwand, als gerade zu einem Hemde nökhig, )' ist und einem Bettüberzug, im Gesammttverthe von ea. 11, Thaler. In erster Instanz erhielt Cagiorgi 4 Monate Ar-' - beitshaus, wogegen er Einspruch erhob. Der Antrag de», Herrn Staatsanwalt Held, das erste Urtel zu bestätigen, ging durch, eS wurde bestätigt. — Die verehelicht gewesene, aber' , jetzt geschiedene Amalie Sophie Hentzschel ist ebenfalls de», v Diebstahls angrklagt und diese» Verbrechens wegen zu 1 Jahr! Arbeitshaus verurtheilt. Freilich ist der Gegenstand, den fie!H diesmal gestohlen, von nur geringfügigem Werthe, aber ihre^^ Vergangenheit ist eine um so traurigere; denn außerdem, daß !'!,' sie wegen EigenthumSvergehen schon sechsmal mit Gefängniß bestraft ist, hat sie auch schon durch 34 Jahr im Arbeitshaus« !' gesessen. Auch hier beantragte H-rr Staatsanwalt Htld die, . Bestätigung des erstinstanzlichen Bescheides und auch sie er» folgte. — Eine dritte Sache betrifft eine Privatanklage, die ^ schon einmal zur Verhandlung kommen sollte, aber vertagt wurde. Sie gehört anfänglich ins Gerichtsamt Wilsdruff. . Friedrich August Bennewitz zu Tharandt ist der Kläger und der Steueraufseher Schlimpert der Beklagte. Letzterer wohnt ^ zu Wilsdruff. Schlimpert war wegen Beleidigung von ! Bennewitz verklagt, aber straffrei gesprochen und der Klägers ' in die Kosten verurtheilt worden. Dagegen erhob der KlägerM ff Einspruch. Bennewitz hatte vor 2 Jahren etwa ein Rind geschlachtet und da soll er sich der Hinterziehung der Schlacht», steuer schuldig gemacht, das heißt, eigentlich zu wenig Schlacht steuer gezahlt haben. Schlimpert wurde beauftragt, die Sach« ^ zu untersuchen, will aber dabei von Bennewitz beleidigt wor-^ den sein. Es kam zur Sprache und Bennewitz wurde mit « 2 Thlr Strafe belegt. Das war ihm nicht recht, rr wollte auch den Schlimpert bestraft wissen und denuncirte ihn de»- halb, daß er in seiner Anzeige, die er an die Steuerbehörde , einreichte, das Wort „niedirträchtig" gebraucht habe. Schlim pert sagt nämlich, Bennewitz habe ihn in der Schänke zu. Grumbach, als er mit ihm über die Schlachtsteuer spreche« wollte, niederträchtig beschieden. Das Wort hob Bennewitz , als Beleidigung hervor. Er soll übrigens bei dem frag-' lichen Vorfall in der Schänke zu Grumbach betrunken ge> Wesen sein, was aber einige Zeugen nicht zugeben wollen. Der Gerichtshof änderte heute nichts an dem ersten Bescheide — Im letzten Prozeß liegt wieder eine Privatanklagesache vor in welcher wir den Advocateu Ernst Kersten als Kläger, der Advocaten Eduard Heinrich Heydenreich als Beklagten finden Es handelt sich um Beleidigung in gerichtlichen Schriftstücken * ' wegen derer Heydenreich zu 4 Thlr. Geldbuße und Trag««, der Kosten verurtheilt worden ist. Beide haben Einspruö > erhoben. Der Kläger deshalb, weil sein Gegner nicht »uä wegen Verleumdung, sondern bloS wegen Beleidigung bestraft x., überhaupt zu gering bestraft ist; der Beklagte legte Berufch»^, ein, weil er nicht freigesprochcn ist. Eine öxculpationSschrifl wie es der Gerichtsreferent nennt, ist Grund zur neuen Pri'ss- vatanklage. Es handelt sich hier um sehr delicate Punktes es dreht sich um Frau und Tochter und ihre Familienver » hältniffe, die schon oft zu Denunciationen zwischen den beide, H ^ Herren Anlaß gaben. Herr Advocat Heydeereich hat sich Verfasser der genannten Schrift bekannt, ..der behauptet, ni>? in seinen Aeußerungen das Maaß überschritten zu haben Heute werden eine Menge Eingaben von geringem Jntrreff« aber großem Umfange, verlesen und das erste Urtel tvir"> bestätigt. - Lage-ftesedievte r s Brüssel, 3. Mai. 'Der König leitet an einer Hain Wassersucht, und wir müssen zu unserem tiefen Leidwesen di I traurige Mitteilung machen, daß die Aerzte, trotz der -Hl