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s wegen genannten Verbrechens vom König!. Tericht-amt im Bezirksgericht zu 4 Monaten Gefängniß und Tragung sämmt- kicher Kosten verurtheilt worden, wogegen sie im Allgemeinen Einspruch erhob. Zum heutigen Termin war sie nicht er schienen. Aber auch diese Verhandlung hatte bald ein Ende; Aenn als eben der Anfang damit geniacht war, fand sich eine schriftliche Anzeige der Buschbeck vor, daß sie den Einspruch zurücknehme. Und so begann erst gegen Halo 11 Uhr die einzige heutige Sitzung, in welcher es sich um einfachen Dieb stahl handelt, um einen alten Kalkkasten, der nur ans l5 Ngr. taxirt ist. Ter Angeklagte heißt Ernst Herrmann Petermann, ist 28 Jahre alt, verheirathet, Bergarbeiier und Hausbesitzer zu Somsdorf, und noch nicht bisher bestraft Er ist zu zwei Tagen Gefängniß und Tragung der ganzen Kosten verurtheilt worden, wogegen er im Allgemeinen Einspruch erhoben und pch deshalb zum heutigen Termin in Person eingefunden hatte. Im Juli 1864 zeigte der Gensbarm zu Tharandt beim da- stgen Gerichtoaml an, daß ihm der Maurermeister Müller be kundet, ihm sei im H.rbst 1s6tt in Coßmannsdorf ein Kalk kasten gestohlen worden. Petermann müsse ihn haben Der Gensdarm suchte bei Petermann aus, fand aber nur die Z-rau zu Haute. Diese, von dem Beamten befragt, ob sie nicht eine» Kalkkasten im Hause hätten, verneinte dies, indem sie sagte: „I Gott bewahre, wir haben nie einen Kalkkasten ge habt; wenn tv»r einen brauchten, haben wir uns einen vom Nachbar Walther geborgt!" Jndeß, die Peicrmann'schen Eheleute hatten doch einen fremden Kalkkasten in Besitz und zwar gerade den Miiller'schen, der in Eoßmannsdoif schon im Sommer 1863 sogar gestohlen worden war. Als nämlich der Gensdarm auch den Petermann selbst nach dem besagten KH'ttn fragte, da gestand er zu, einen solchen zu besitzen. Er Habs ibn nur einem gewissen Zimmennann augenblicklich geliehen und bei diesem Zimmern-ann wurde auch wiiklich der Kasten aufgefundm Petermann sagte hieraus: „Ach ja. das wird Müller's Kasten sein, den habe ich mir einmal von ihm ge borgt. Na, da könnte ich schön in die Tinte kommen!" Müller weiß nichts davon, daß er dem Angeklagten den Kasten geborgt. Petermann well nicht die Absicht gehabt haben, sich das oorpus üvlicii anzueignen, sondern er will blos dessen Rückgabe vergessen haben. Es blieb heute beim Alte». Tagesgrfchichte. München, 18. Apnl. Am Sonnabend hat im Wäld chen bei Nhmphenburg ein Pistolenduell mit beklagcnswerthcm Ausgange stattgefunden, und zwar zwischen den bis dahin be freundeten Heiren. Baron v. Beer aus Kurland und Baron v. Lilienfeld aus Litfländ, beide Studirenoe der hiesigen Hoch schule. Der Elftere wurde tödtlich verwundet; er erhielt den Schuß in den Hals und die Kugel blieb in der Wirbelsäule steckm. Obwohl es gelang, die Ku el herauszuzichcn, befindet sich der Schwerverwundete voch »r einem sehr bedenklichen Zustande, denn er ist an allen Gliedern völlig gelähmt. Ba ron v. Lilienfeld hat sich sofort von hier geflüchtet. — Nach hiesigen Blattern ist der Kvpf-Genickkiampf in den letzten Tagen dieses Monats bereits auch in Negensburg ausgebrochen, und ist von den sechs bis jetzt Erkrankten, zwei Soldaten, zwei Kinder, wre zwei Erwachsene aus dem Eivilflaude, einer von den letztgenannten in kürzester Zeit daran gestorben Lübeck, 13 April. Unsere Stadt ist seit heute Morgen in ewig r allerdings gerechtfertigten Avsr.gu.>g durch den Um stand, daß h>er Fälle von Erkrankung durch Trichinen vor- c-rkommen sind. Das Auftreten der Kranlheitsersch inungen bei sieben Personen, von welch-n erwiesen war, daß sie von dem nämlichen geräucherten Schweineschinkeu genösse:: hatten, verar.laßte die Anstellung einer mikroskopisch:n Untersuchung des betreffenden Fleisches, die durch den Apothcker Herrn. Th. Schmer ausgefuhrt wurde und das Vorhandensein so wohl cingekapülter als freier Muek-.l-Trichinen in dem Schinken constatirt:. Der Lchucken war von einem Bauern, dec damit hausirt yatte, getauft worben, doch ist noch nicht ermittelt worden, aus welchem Ti .ile unserer Umgegend de:- se'be herstammte. Die Trichinen fanden sich in dem Fleische in sehr großer M-nze, obwohl ziemlich ungleich verthei't. Er krankt sind bis jetzt sieben Peesonru mehr oder weniger be denklich, keine davon indessen — tv'ie man wenigstens bis jetzt annehmen darf — lrbcnsgefäy'.lich. Aus Nizza, Donnerstag. 20. April, Vormittags sind über St. Petersburg neuere Nachrichten über das Befinden des Großfürsten-Thronfolgers eingegangen Derselbe ver brachte die Nacht von gest rn zu heute schlaflos; heute Mor gen »rat Delirium ein. Die Gehirnentzündung ist in der Zunahme begriffen, während der Pulsschlag und die Tempe ratur des Körpers abnimmt. Die Aerzle Pirozoff und Op polzer werden erwartet. — Nachmittags. Der Bruder des Kranken, Großfürst Alexander, traf heute, die Großfürstin Marie mit dem Herzoge von Leuchtenberg bereits gestern hier ein. Der Kaiser wird Sonnabend Morgen erwartet. Die Kaiserin verläßt keine» Augenblick das Lager ihres Sohnes. '.D I.) * Verbrennung der Leichen. Sobald irgendwo eine epidemische Krankheit auftritt, so befällt Zittern und Zagen das Menschengeschlecht Allüberall sinnt man auf Mittel und Wege, dem unheimlichen Feinde die weitere Ausbreitung un möglich zu machen, obwohl die Erfahrung aller Zeiten gelehrt hat, daß eine Absperrung nicht möglich. Den hauptsächlichen Grund aber aller epidemischen Krankheiten, das fortgesetzte Einscharren von Millionen und Millionen Leichen in die Erd rinde, diese verderbliche Maßregel zu beseitigen, fällt keiner Regierung ein, und doch wird die gebieterische Nothwendigkeit endlich dazu zwingen, wenn pestartige Krankheiten mehr und mehr, wie dies gar nicht anders möglich, überhand nehmen werden. Und weshalb denn nicht lieber bald und freiwillig thun, was endlich und nach traurigen Erfahrungen geschehen muß? — Alles de» leidigen Vorurtheils wegen, von dem nur so wenige Menschen sich frei zu machen vermögen! Und das voruriheil ist eben m diesem Punkt« so gar nicht gerecht fertigt; die Nachteile und hie Unannehmlichkeiten der «ichen- Einscharrung liegen gegen di« Vortheile und Annehmlichkeiten der Leichen-Verbrennung so klar auf der Hand, daß nur Dei- zenige sie nicht einsehe» wird, der mit Gewalt sei» .Auge da vor verschließt. Griechen, Römer (Letztere bis zu« 4 Jahr hundert v. Ehr), unsere Vorfahren, die alten Germanen, verbrannten ihre Todten und hielten die Erdrinde von Schwängerung mit pestilenzialischen Gasen frei. Und wie weit angenehmer ist eS, die Asche eines geliebten Verstorbenen in einer Urne bei sich im Hause zu haben, als die Ueberreste Dessin, den wir steis vor jedem rauhen Lüftchen zu wahren strebten, in die kalte Erde einzuscharr-n und den Würmern Preis zu geben. Welcher gefühlvolle Mensch könnte hier in der Wahl nur einen Augenblick schwanken! — Und die Bor- theile der Leichen-Verbrennung liegen augenfällig vor. Nicht mtt?r würden Begräbnißplätze die Städte eincngen und an ihrer Statt erständen Wohnungen der fröhlich Lebenden. Die Verbrennung einer Leiche würde noch billiger zu stehen kom men, als gegenwärtig die billigste Art der Beerdigung. Die Leichengepränge und was dazu gehört winden ein Ende haben. Wer Luxus treiben kann und will, der kann dies mit den Aschenkeügen genugsam thun. Die Leichen sollen in wohl- verschlossenen Retorten verkohlt und die sich entwickelnden Gase selbst zur Verbrennung verwendet werden, so daß die Atmo sphäre von allen übelriechenden Gasen entfreiet bleibt. Die Umgegend würde nicht mehr belästigt, als von dem Dampfe einer ki inen Dampfmaschine. * Am 29 März wurde vor der ersten Civilkammer des Obergerichts von Montpellier der Rcchtslicentiat Emmanuel de Ricard als Advocat beeidigt. Er ist erst sechszehn Jahre ait Aus der Anrede, welche in Bezugnahme auf dieses seltene Bcispitt der Frühreife der PräsitMt an ihn richtete, geht ie'vor, daß der junge Advocat schim im zwölften Lebensjahre sein Baccalameat M'iturienten-Examen) bestanden hat und wenige Monate daraus als Zögling in die Seeschule von Brest ausgenommen wurde. Er wandte sich jedoch dem NechtS- jtudlum zu. * Ein hocharistotratischer Feuerwehrmann. Vor Kurzem meldeten die Blätter von einem locharistokrati- sehen Pompiers-CIub, 1er sich in London unter der Leitung des Herzogs von Suthrrland gebildet. Jetzt wird weiter be- richttt, daß der junge Herzog seine Pflicht als Feuerwehr mann so ernst auffaßt, daß er in sein Schlafzimmer Telegra- phcndrähtc hat zi.hen lassen, welche mit allen Spritzenstatio nen Londons in Verbindung stehen. Sowie die Pompiers zur Arbeit gerufen werden, sendet man dem Herzog, der stets so schläft, daß er seinen Feuermannsavzug bei der Hand hat, ein Telegramm. Noch mit einer zweiten Person steht man telegraphisch in Verbindung, nämlich mit dem Berichterstatter, der den Journalen die Nieldungen der F uersbrünste liefert, und oft sieht man diesen Reporter und den Herzog auf einer Spritze stehen, die im Galopp durch die Straßen raffelt. NttmalS ist ein Feuer gewesen, bei dem der Herzog nicht her beigeeilt. um muthig seine Pflicht zu thun, und er ist in Folg dessen jetzt so bekannt, daß der Nus der Gassenjungen: „Ta ist der Herzog!" stets einen Thcil des Programms sol cher Unterhaltung bildet * Ein nicht ui bedeutender Diebstahl ist vor kurzer Zeit in Bertin in der Schumann'scken Porzellansabrik verübt wor den. Es verschwanden dort nach und nach Massen von Tel lern, Tassen, Kannen, Schüsseln rc. ohne daß der Thäler ent deckt werden konnic. Die Arbeiter wurden, wie gewöhnlich, beim Verlassen der Fabrik revidirt, jedoch vergeblich. Da genely ein Schlaukops auf die Idee, auch die Frauen, welche Mittags ihren Männern das Mittagsessen bringen, einer Un tersuchung zu unterziehen und — siehe da! unter den ver schiedenen Erinoluien fand man ein ganzes Assortiment von Porzellanwaaren verborgen! Die gerichtlichen Verhandlungen gegen die betreffenden Damen nehmen Ende dieses Monats ihr n Anfang. * Mariens;«, II April. Vor einiger Zeit verstarb hier eine Frau, bei deren Begräbniß sich einer der Träger des Sar-tts euoas üb-rsobcn hatte, so daß er längere Zeit daran leidend war Alle angewandten Hausmittel (ein Arzt wird seilen zu Rathe gezogen) blieben ohne Erfo'g. Nun begab es sich, daß in demselben Dorfe ein junges Mädchen von 14 — 15 Jahren als Somnambule ihr Wesen trieb. Diese wurde jetzt zu Rath: gezogen, und si.he da, sie wußle wirklich Rath. Sie verordnet? unserm Kranken, sich ein Stückchen von dem Hemde und ein Stückchen von dem Sarge von der von ihm mit zu Grabe getragenen Leiche zu verschaffen, diese Gegenstände zu verbrennen und die Aiche zu verzehren. Wie aber diese Ge genstände erlangen? Hier wußte die Frau des Kranken wieder Rath. Sie ging nämlich mit einer Freundin zum Todten- gräbcr, der zugleich Kirchendiener ist und ersuchte ihn, das Grab zu öffnen. Da derselbe sich aber weigerte, so wurde beschlossen, vom Herrn Pfarrer die Genehmigung zum Oeffncn des Grabes einzuholen Der Herr Pfarrer versuchte es, den Leuten das Unzulässige ihres Begehrens klar zu machen, allein des andern Morgens fand man, Laß das Grab wirklich ge öffnet war und die genannten „Heilmittel" daraus entnommen waren. Dies ist vor acht Tagen geschehen und die Unter suchung soll eingeleitet sein (D. Z) * Revenuen vorr den Pittsburger Wasserwerken in Ameri ka. — Dem Berichte des Assessors der Wasserrenten entnehmen wir folgende Data. Die Gesammtrevenuen betrugen 90,005 Doll. An dieser Summe bezahlten die Gaswerke 500 Doll. Eourthaus und Gefängniß 750 Doll.; sieben Oelrasfinenen 706 Doll.; einhundert und sicbenzig Mieth- und andere Ställe 1,256 Doll; fünfzig Fabriken 1,502 Doll.; zwölf Eisenbahnen- und Pferdecisenbahndepotü 4,006 Doll.; neun Rollmühlen und Stahlwerke 3,8^0 Doll; fünfundvierzig Maschinenwerkstätten, Gießereien u. Dampfkessel-Fabriken 2,202 Doll.; vierzehn Brauer eien und Malzhäuser 1,263 Doll. ; dreihundert und siebenzigHotels, Tavernen und Kosthäuser 7,889 Doll.; eintausend zweihundert und sieben und dreißig Waarenmagazine, Kaufläden, Officen und Werkstätten 7,588 Doll.; fünfhundert und sieben und vier zig K-uflaß« mit Wohchhch« 4^62 Do« : hundert M vteqkg KHiiWek 45,580 DEDer au» 214 verschiedenen Geschäften * Ein Versuch, die Schiüer'schen Tragödie« t« ihrer ur sprünglichen Form zur Aufführung zu bringen, »urde neuer dings in München «Mf-Befehl des Königs mit „Don Carlos" gemacht, der sechs solle Stunden in Anspruch nahm. In den dreißiger Jahren fand ein solcher schon im Etadttheattr zu Breslau unter Haake'scher Direktion Statt. Das Publicum hatte sich vereinbart, gegen die Striche Einspruch zu thun. Es ivar zur Aufführung des „Tell" mit der Schiller-Ausgabe in der Hand erschienen und sobald eine Stelle ausblieb, hieß es: Strich! Strich! Der Lärm wiederholte sich dergestalt, daß der Vorhang fallen mußte. Haake trat nun vor, bat, das Stück ungestört zu Ende spielen zu lassen, und versprach dagegen, es binnen 6 Wochen unverkürzt zu wiederholen. — Der Dell wurde aufs Neue ausgeschrieben, einstudirt und kam zur be stimmten Zeit abermals zur Aufführung. Die Vorstellung be gann um 6 Uhr vor einen, überfüllten Hause; schon um 9 Uhr waren die Plätze sehr gelichtet, und als endlich um halb zwei zum letzten Male der Vorhang fiel, waren nur noch vier Studenten als Zuschauer zugegen. * Die neuest« Nummer des Darmst. „GewerbkblattS" bringt einen Aussatz über ein künstliches Ersatzmittel der Muttermilch, das Professor v Liebig erfunden hat. Man hatte zwar bisher schon durch entsprechende Mischung von Kuhmilch und Weizenmehl eine der Muttermilch ähnliche Sub stanz hergestellt, in welcher insbesondere die blutbildenden «nd wärmcerzeugenden Bestandthrile in gleichem Verhältnisse, ckvie in der Muttermilch, enthalten tvaren. Allein diese Vestand- Iheilc waren in der künstlichen Mischung in teilweise anderer Form enthalten, und mußten erst bei der Verdauung in drm Organismus des Kindes in die geeignete Form übergrführt werden, was »ine mindere Verdaulichkeit jener künstlichen Mischung zur Folge hatte. Die neue Erfindung von Liebig besteht wesentlich darin, daß er durch ein geeignete- Verfahren diesen Umsatz auf chemischem Wege herstellt, so daß seine künstliche Mischung nicht bloß dieselben Stoffe, sondern diese auch in derselben Form enthält, wie die Muttermilch. ES geschieht dieß dadurch, daß das Stärkemehl des Weizenmehls, welches in den bisherigen Mischungen unverändert enthalten war, durch einen Zusatz von Malzmebl bei gelinder Hitze in Zucker übergeführt und so eine die Muttermilch ersetzende Mischung erzeugt wird. * Der Italiener Pellizioni, welcher in London bekannt lich wegen eines bei einem WirthShausstreit angeblich verüb ten Mordes zum Tode verurtheilt worden, und grade hin gerichtet werden sollte, als «in anderer Italiener sich als Thäter meldete, ist nun auch in zweiter Anklage wegen schwe rer Verwundung des Kellners in dem betreffenden Wirths- hause sreigesprochen worden. Dieser Wahrspruch rief lauten Jubel der Anwesenden und der vor dem Gerichtshof versam melten Leute hervor. Freigegcben wurde er darum doch «icht, vielmehr nach Newzate zurückgebracht, wo er erst noch -die formelle Begnadigung der Königin wegen der ersten Verur teilung abzuwarten hat. (!) * Kober und Pulle. Ein eigenthümliches, nach seiner Meinung jedenfalls sehr sinnreiches Vertheidigungs-Manöver wandte in Berlin der Arbeiter Urban vor Gericht an, um sich von einer gegen ihn und «inen anderen Arbeiter, Lustig, erhobenen Diebstahls-Anklage zu reinigen. Beide waren näm lich beschuldigt, aus einem Schanklokal eines Abends ein Bauer mit einem Kanarienvogel entwendet zu haben. Ein Zeuge hatte gesehen, wie Urban, auf die Straße hinauSttetend, das Bauer in der Hand getragen hatte. Als ihm dieser Um stand nun im Audienztcrmin als ein gegen ihn deutlich sprechen des Belastungs-Moment vorgehalten wurde, hob Urban einen großen Kober, den er mit auf die Anklagebank genommen, empor, zeigte ihn den Richtern und rief dabei auö: „Sehen Sre sich dat an, meine Herren? Det soll een Vogelbauer fin? Een Kober is et! Na nu sehn Sie sich ooch det hier an," fuhr er fort, indem er eine Flasche aus dem Kober zog, „det soll een Kanarienvogel sin? Ne Pulle ist et! Een Kanarien vogel singt, ne Pulle aber kann nich singen, folglich kann von Diebstahl ooch jar nich die Rede sinl Denn Wat der Zeuge als Bauer un Vogel bezeichnet, war Kober un Pulle — ver stehn Se?' — Dieser wunderbare vermeintliche Entlastungs- Beweis verfehlte natürlich nicht, eine große allgemeine Heiter keit zu erregen. Der Vorsitzende fragte den betreffenden Zeugen, ob er sich nicht vielleicht geirrt, als er das Bauer mit dem Vogel in Urbans Händen gesehen zu haben glaubte. Nun ward aber dieser Zeuge böse, erklärte, er könne ganz gut sehen und wisse — Gott sei Dank — einen Kanarienvogel sehr wohl von einer Pulle zu unterscheiden, müsse deshalb auch bei seiner Aussage stehen bleiben. Da auch noch andere Umstände für die Schuld der beiden Angeklagten sprachen, so erfolgte ihre Verurtheilung ; sie wurden mit je 3 Wochen Gefängniß btttgt. * Von Interesse dürfte eine Mittheilung sein, welche ein ehemaliger französischer Arzt, vr. Grand-Boulogne, der 1851 Arzt in Havana war, über eine erfolgreiche Behandlung der sogenannten Halsbräune macht, die ganz einfach darin bestcht, daß man im Munde des Kranken fortwährend kleine EiS- stückchen erhält Welches auch immer der Grad der Krank heit gewesen sei, sagt der Arzt, stets reichten 24 Stunden hin. um jede Gefahr zu beseitigen. Dresden, vom 19 bis mit 21 April 18SS- a. k. -Mi-,-. Tblr. Nor. b. Thlr. Rar. a. d- Martte Thlr-Nar. b. Lhlr.Ra« 1 25 Guter W-iz-n 4 - 4 25 Weizen (br.i 3 22>jz 4 17l> Guter Roaaen 3 3 3 6 Guttr Nogoen 3 — 3 9>/i Gute G-rile 2 15 2 22 GutetN-rstt 2 1252 2 23-/« Guter Hafer I 24 2 12 Kutte Hafer 1 23^,« 2 3'. Heu I 12 I Kartoffeln ! Itt 1 12 Ltwh 9 19 Bitter » Kanne 29 bis 22 Nur Erbten — — — — Bodenbacher Bier-Niederlage. * Rampeschestraße Nr. 8- (Töpfchen 2 Ngr.)