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1K4I c- c^schemt: «glich stich 7 «r. Inserate »«rH« aagea»«m«ll: bt« Abends o.Gon«. 1»g« bi« Mittag» 1» N-r: «errieustra»« IR. »nzeig in dies, Matte, da« jetzt in 11,MV Exemplare« erscheint» finden eine rrsslgrrich« Verbreitung- Sonnabend, LR April 18«5. . Tageblatt für Unterhaltung und Gefchästsvertehr. Mktredacteur: Theodor Droblsch. ^Sou»e»««r: «ienrljiitzrllch L««gx. bei unrntgeldlicherA^ sernng in'« Hm» Durch die Llnt-l. Psst vierteljährlich SS Agr Einzelne Stummer» .1 Ngr. . Anseratenpreise: Für den Raum ei«r gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" dir Zeile. LNgr. ' Druck und Eigenthum der Herausgeber: ikiepslh 4k Netchardt. — Verantwortlicher Redacteur: Julius Ukichardt. DreSda«, de» 23 April. — I. Maj. die Königin Marie ist vorgestern Nach mittag 3 Uhr nach Charlottenburg abgereist. — Se. König!. Majestät hat dem Ortsrichter und Kir chenvorsteher Johann Gottfried Jacob in Zöbigker in An erkennung seiner langjährigen treugeleisteten Dienste die zum Verdienstorden gehörige Medaille in Silber verliehen. — Unserm hochverehrten Herrn Geh. Hofrath l). Neichen bach sind neulich am Tage seines Doctor-Jubiläums von nah und fern die ehrendsten Beweise zugekommen, besonder- auch von der philosophischen Facultät der Universität Leipzig. Welch eine Wirksamkeit hat dieser in der Gelehrtenwelt hoch dastehende Mann entfaltet. Vom Jahre 1812 bis 1820 war er in Leipzig praktischer Arzt und seit Ostern 1815 bis jetzt ununter brochen akademischer Lehrer; erst Docent in der philosophischen Facultät, wurde er als Doctor der Medicin Professor extraord. der Medicin an der Universität Leipzig, bis er im Jahre 1820 einem Rufe nach Dresden folgte, wo er seine Thätigkeit als Professor der Naturkunde an der Kgl chsturgisch-medicinischen Academie und später bei der Thierarzneischule begann Durch Gründung gesellschaftlicher Vereine hat sich Reichenbach beson dere Verdienste erworben. So stiftete er im Jahr 1818 zu Leipzig die naturforschende Gesellschaft und später die Gefill- schaft „Flora" für Gartenbau und Botanik in Dresden. So sehen wir ihn auch als Mitstifter der Gesellschaft „Isis', die ihn dreißig Jahr lang zum Vorsitzenden erkor und auch dieß- »al wieder gewählt hat. Im Jahre 1830 führte Er im Zwingersaal, dm er als Hörsaal zum naturhistorischen Mu seum erlangt hatte, die öffentlichen Vorlesungen ein, an dmm selbst der im Jahr 1837 verstorbene König Friedrich August mit dem Hok theilnahm. Er setzte diese Vorlesungen mit mehreren Freunden hier bis zum Jahre 1819 fort, wo der Saal bekanntlich in ven politischen Stürmen jener Zeit der Zerstörung amheimfiel. In neuerer Zeit tragen diese Vorlesungen den Namm: Naturwissenschaftlicher Cyclus. So wirkt, schafft und lehrt diese Capacität der Wissenschaft noch immer, und die Tage sind nicht seltm, wo wir den rüstigm geh. Hofrath mit den botanischen Zuhörern eine Excursion in die Berge um Dresden unternehmen sehen. Möge er noch lange zum Heil der Wissenschaft und der seiner Leitung an dertraute» Institute wirken. — Im König!. Hofthrater kommt morgen, Sonntag, Mehuls herrliche Oper „Jacob und seine Söhne" zur Auffüh rung. worin Herr Tichatscheck nach langer Krankheit wiederum die Bühne in der Glanzparthie des „Joseph" betreten wird. Wer kennt nicht die herrliche Arie: „Ich war Jüngling noch an Jahren rc.", ein Gesangsstück, das, wie einmal der ver storbene Mendelssohn sagt, in seiner Schönheit befähigt ist, so manche ganze Oper der Neuzeit aufzuheben. Jedenfalls feiert Tichatscheck in Durchführung dieser Parthie wiederum einen Triumph, er, an dessen Stimme die Zeit bis jetzt macht los vorübergeganLM zu sein scheint. — eg Dirsden, den 20. April. Gestern Abend be schlossen die Mitglieder der K. musikalischen Kapelle, Herr Concertmeister Lauterbach, sowie die Herren Hüllweck, Göring «nd Grützmacher unter gefälliger Mitwirkung des Herrn Mehl hose ihren zweiten Chclu» der Soireen für Kammermusik. Nach einem anmuthigen Quartett in 0 «lur (Nr. 31) von Jos. Haydn, in welchem das Scherzo recht charakteristisch hervor- ckrat, folgte das phantastische, äußerst spannend« Quartett in «ä-moll (op 132) von Beethoven. Halte» sich die Werke von Mozart und besonders vo« Haydn mehr an das Herkömmliche, so geht Beethovens freier, kühner Flug hauptsächlich in seinen letzten Compositionen über dasselbe hinaus, denn die Schil derungen von gewaltigen Leidenschaften, von herbem Schmerz und anderen tiefen Stimmungen des Gemüthes lasten sich nicht in ein bestimmte- Maaß fasten und in eine sestgeschlosscne Form bringen. Während das Sostenuto des 1. Satzes gleich sam ein Erwachen schildert, finden wir im Allegro trübe Klagen, die selten von freundlichen Lichtblicken unterbrochen werden. Der 2. Satz des Brethoven'schrn Quartettes ist nicht ein Scherzo gewöhnlicher Art. da der vorausgegangene und folgende Satz keine ausgelassene Freude zulaffen, sondern ein mehr lyrisches, freundliches Musikstück. Am meisten tritt Beethoven's Origi nalität im 3. Satz, im Adagio, hervor Dieser Satz enthält 3 Themen, da- ein« in der lydischen Tonart*), das zweite in v-ckur, die, nachdem sie sich in der Wiederholung zu Varia tionen gestaltet haben, mit dem 1., lydischen, Satze abschließen. Auf den Zuhörer bringt diese- Adagio den Eindruck des Ge- heimnißvollrn, Mystischen, hervor; Beethoven selbst giebt diesem Gefühle «inen Ausdruck, indem er eS bezeichnet als „Heilige Danksagung einer Genesenen an die Gottheit." Der 4. Satz * Der lyvisschvr Tonart entspricht die Tonleiter fgakocket, die Nebenwirlcüer urov'L-iiur aus der 1. Su»s;; gleichsam ö-äur ohne d. beginnt mit einem marschähnlichen Stücke in X-ckvr, dem sich eine freie Fantasie in rrcitativischer Form anschließt, hierauf deutet ein schneller ä-mo>l-Satz das Ringen sich widerstrebender Gefühle an und schließt mit einem leidenschaftlichen Allegro in ä-ckur Einen wahren und reinen Genuß gewährte das nun folgende Quintett für 2 Violinen, 2 Bratschen und ein Violoncell in O-äur von Mozart. Erschwert das Quintett, gegen ein Quartett gehalten, dem Componisten die Arbeit in der polyphonen Schreibweise, so giebt es auf der andern Seite desto größere Freiheit und Mannichfaltigkeit in der Zusammen stellung der einzelnen Instrumente, die ein Meister, wie Mozart, denn auch reichlich ausgebeutet hat. Ein wahrer Schatz ist das stelenvolle Adagio, anziehend das Scherzo, in welchem letzter» die Nachahmungen eine strengere Form annehmen, um im letzten Satze zur strengsten Form, zur Fuge sich zu ver steigern. Reicher Beifall und Hervorruf galt der vorzüglichen Ausführung. — — Der gestern in diesem Blatte erwähnte Vorfall, daß eine Dame an der Löwenapotheke von einer Droschke «mge- fahrrn worden sei, hat wieder zu dem Mahnruf veranlaßt, daß Wagen, insbesondere Droschken beim Umbiegen um die Straßenecken im Schritt fahren sollen. Wenn dieser Mahn ruf ganz am Platze ist, so muß grade der beregte Vorfall Veranlassung geben, einen anderen und noch weit dringen deren Mahnruf an das Publikum zu richten. Die fragliche Droschke ist, wie Zeugen bestätigen, allerdings im Trabe, aber nicht um eine Ecke, sondern in gerader Linie von der See straße nach der Schloßstraße gefahren, und die umgefahrene Frau hat, obgleich sie körperlich schwächlich ist, doch noch ver suchen wollen, vor der Droschke vorbei über die Fahrbahn zu kommen Hätte sie eine Minute gewartet, würde ihr das Unglück, das sie betroffen, nicht zugestoßrn sein. Dieser Vor fall aber steht nicht allein^ da. Wir können auf allen Straßen Dresdens und fast alle ARßenblick« sehen, wie erwachsene Per sonen ohne alle Rücksicht auf die fahrenden Wagen die Fahr bahn überschreiten, augenscheinlich prätendirend, daß die Wagen Hallen sollen, bis sie in Gemächlichkeit den Weg überschritten haben. Wie hemmend ein solches Verhalten des Publikums für dm Fährverkehr ist, mögen dergleichen Personen vielleicht nicht begreifen, und um deswillen wäre es eben wünschens- werth, daß wir in Dresden in Ansehung des hiesigen leb haften Straßenverkehrs, das Londoner Gesetz hätten, nach welchem jeder Fußgänger, der auf den Fahrbahnen mit Wagen zusammenstößt, möge er von diesen verletzt werden oder nicht, zur Verantwortung und zur Bestrafung gezogen wird. — — Ein wahres Scandalosum für eine Haupt- und Re sidenzstadt ist unbedingt die berüchtigte schwarze Mauer auf der Augustusstraße, an welche sich als würdige Fortsetzung die alte Bildergalerie mit ihren schmutzigen Mauern und ihren dickbestäubten, theilwcis zerbrochenen Fensterscheiben anschließt. Wenn in diesem Jahre der Fremde,'Zusammenfluß in Dresden eine bisher wohl noch nicht dagewesene Höhe erreichen wird, und Alle- sich beeilt, Straßen, Plätze und Häuser festlich zu schmücken, so ist wohl der Wunsch nicht ganz ungerechtfertigt, daß auch die den erwähnten monumentalen Bauwerken Vor gesetzte Behörde zum wenigsten Das zur baldigen Ausführung bringen lasten werde, was durch die eisten Regeln der Sau berkeit und des Anstandes, sowie durch die schuldige Rücksicht auf den guten Ruf der Haupt- und Residenzstadt Dresden geboten ist kspicmli «at! — Mit großer Dankbarkeit hat man wahrgenommcn. daß ein in Dresden unerläßliches Geschäft, welches zu bitteren Klagen in den letzten Jahren vielfachen Anlaß gab, jetzt nur in den tiefen Nachtstunden besorgt wird. Es ist dies das Räumen der Straßenschl-ußcn. Es zeigt dies, das man den Forderungen des großstädtischen Verkehrs endlich Rechnung trägt, und gewillt, Wünsche im Publikum zu erfüllen, die nicht mehr als gerecht und billig waren. — — In jedem Jahre, „wenn die Schwalben heimwärts ziehen", d h. wenn sie zurückkommen in unsere Zone, wo sie das Licht der Welt erblickten, da wird der Tourist auf der Landstraße eine große Menge mehr wandernder Handwerks burschen finden als in anderen Jahreszeiten, aber ausfallend Viele waren an den Ostertagen auf den Straßen zu sehen, die hinein nach Dresden führen. Trupps zu 5, 6 und mehr traten zusammen an die Vorübergehenden heran und „sich teten". Eine Folge der jetzt leider nicht mehr vereinzelt da stehenden Arbeitseinstellungen kann dies wohl noch nicht sein, aber eS dürfte die Zeit nicht mehr ferne liegen, wo dies der Fall sein wrrd; und dem Unwesen des herumziehenden Brt- telns muß die Behörde, aber auch jeder gutgesinnte Bürger mit Entschiedenheit rntgegentreten, und das können die Bürger nur dadurch, daß sie keinem Handwerksburschen etwas geben, am allerwenigsten Geld. — Von einem drr.<an der Weißeritz, in den Friedrich- flädtrr Anlagen stehenden alten Bäumen (Silberpappel) löste sich gestern Vormittag ein Ast ab, fiel auf die unter demsel ben spielende,? Jahre alte Tochter eines auf der Adlergvffe wohnhaften Holzhändlers, und traf dieselbe so unglücklich am Kopfe, daß sie bewußtlos umfiel und in diesem Zustände in die elterliche Wohnung getragen werden mußte. — — Gestein Vormittag wurden zwei Pferde, die mit dem einem fremden Gutsbesitzer gehörigen Geschirre vor der Wein traube auf der Bautzner Straße hielten, durch das Trommeln der Tamboure einer vorübergehenden Militairabtheilung scheu, gingen darauf durch und rissen in der Folge mit dem Wagen eine derjenigen Linden um, die dort an der Straße stehen. Die Pferde stürzten darüber zwar hin, sie sollen aber wesent liche Verletzungen dadurch nicht erlitten haben. — — In Sachsen wurden im Jahre 1864 geprägt 2,024,418 Thalerstücke und für 26,890 Thlr ^-Stücke. Ferner Zweineugroschenstücke für 29,893 Thlr., keme Neu- groscheustücke, für 18,164 Thlr. Fünfpsennigstücke. für 20,924 Thlr. Zweipfennigslücke uud keine Pfennigstücke. — Vom Jahre 1839 bis 1864 wurden im Ganzen ausgeprägt für 53,159,076 Thaler Münzen. — Die Synagoge der hiesigen israelitischen Gemeinde wird künftigen 8. Mai das 25jäbngc Jubiläum ihres Be stehens feiern. Wie wir hören, wird dieser Tag von der Gemeinde feierlichst begangen werden. — Gestern Abend in der sechsten Stunde begegnete der Schauspieler Julius am Eingänge der Prager Straße seiner Ehefrau, welche in Gesellschaft eines hiesigen in der Waisen- hüusstraße wohnenden Augenarztes daherkam. Der gekränkte Ehemann setzte nun an der Lässig',chen Conditorri ein Drama in Scene, was einen ungemeinen Menschenauflauf veranlaßt«. Er hieb mit seinem Spazierstock auf den Doctor ein, daß dessen Hut vernichtet wurde und der Stock in Stücke zer sprang. Jedenfalls giebt dieß Veranlassung zu einer derben Klage, wo zum Ende „der eifersüchtige Ehemann" da- „Ge- fängniß" in Scene setzen muß. — Vielfach ging gestern die Sage: die an der Sänger» Halle arbeitenden Zimmerleute hätten die Arbeit eingestellt, weil man ihnen den höher verlangten Arbeitslohn verweigert. Das Gerücht ist aus der Luft gegriffen; es wird rüstig und ohne Aufenthalt gewirkt und geschaffen. — Die Buchdrucker Leipzigs haben sich bis jetzt mit ihren Prinzipalen über den Arbeits-Tarif noch nicht einigen können. Die Unterstützungen von auswärts sollen reichlich fließen. Die Schneitergesellen feiern bekanntlich auch, in ihrer nächsten Versammlung wird die Tagesordnung sein: „Unser Guthaben an die Meister wegen nicht genügender Beschäftig ung während der sogenannten schlechten Zeit". Die Buch bindergesellen bereiten ebenfalls eine Strike zu Aufbesserung ihrer Arbeitslöhne vor. Sic wollen aber die Zeit des Wrih- nachtsmarktcs abwarten, wo die Verleger ihrer Kräfte am meisten bedürfen. — Der über 8 Tage unterbrochen gewesene Eisenbahn verkehr auf der Großenhaincr Bahn ist seit 17. früh wieder regelmäßig hergestellt, nachdem die veranstalteten Probefahrten die Uebcrzeugung geliefert halten, daß der am 9. begonnene und am 15. vollendete Bau einer Jnterimspfahlbrücke voll ständig sicher und solid ausgeführt ist. — Auf dem zu dem Nittergute Gröba bei Riesa gehörigm Vorwerk Leerreußen waren mehrere Nächte hindurch die Kar toffelfeimen bestohlen worden, und es hatte sich deshalb der Hofemeister Ziegler, eine geladene Flinte bei sich führend, mit dem Schirrmeister Richter und dem Schafknecht Kretzschmar als Wache daselbst ausgestellt. Gegen Mitternacht nahten sich denn auch die Schiffszieher C. Jähnichen, I. Schade und C. Schmidt aus Riesa den Feimen, um diese zu berauben; sie wurden indessen von der Wache verscheucht. Bald darauf kehrten die drei Diebe, mit starken Pfählen versehen, nach den Feimen zurück und versuchten nochmals den Diebstahl au-zu- führen. Die Wache sprang herbei und cs kam zum Hand gemenge, wobei die Diebe die Wächter mit Todtschlag be drohten und auf den Schirrmeister Richter losschlugen, so daß sich der Hofemeister Ziegler genöthigt sah, zur Abwehr von seiner Schußwaffe Gebrauch zu machen. Durch den ab- gcfeuerten Flintenschuß wurde der Dieb Jähnichen tödtlich verwundet, so daß er nach Verlauf einiger Stunden verstarb. Die beiden andern Diebe sind noch in derselben Nacht an das königl. Gerichtsamt zu Riesa abgcliesert worden. (S Dfz ) - - t Oeffentlrchr <Äe»»Htüv«rhandlungen von 21. April. Es waren zuerst fünf Einspruchsverhandlun-er am schwarzen Brett für den heutigen Tag angefitzt, drei da von sind aber nach und nach wieder verschwunden, da di« Berufungen gegen das erstinstanzliche Erkenntniß wieder recht zeitig zurückgenommen wurden. Die beiden noch geblieben« Verhandlungen tragen einen criminellen Charakter, so gleiä sie erste, in welcher es sich um betrüglichen Bankerott Han delt, dessen Christiane Concordia Buschbeck beschuldigt ist