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«rUM Ltduter Jahrg. Tonntag 1« April 18S8 cZrschkivt: «iglich früh 7 Uhr. Inserate »nrtxu «rgenommeu: bi, Abend-S.«o»N' tag» bi- Mittag» 12 Uber Marieustrafie 1». LI Fkonnemrnt: LtrNeljLhrlich A>Ngk> b«i uurntgtldlicher Lie fern ng in', HanS. Durch die Svnigl. Pop vierteljährlich 22 Rgr Sinretne Nummer» 1 Ngr «,,»eig in dies Blatte, da« jetzt in 11 MO Exemplaren erscheint, finden eine erfolgreiche Verbreitung Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredactenr: Theodor Drobisch. Inse'ratmpretse: Für den Raum ein« gespaltene» Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" dir Zeile r Rgr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Istepsch H Rkichardt. — Verantwortlicher Redaeteur: Julius Ntlchardt. Dresden, der 16. April !^- Se. Majestät der König hat dem Inhaber der unter der Firma: Johann Michael Schmidt L Comp hier bestehen den Colonialwaaren-Handlung. Carl Gottlob Siedel, das Prä dikat eines Königlichen Hoflieferanten ertheilt. — II. KK. HH. der Kronprinz Albert nebst Gemahlin beehrten gestern die Pflanzen- und Blumenausstellung der Gartenbaugesellschaft „Flora" auf der Brühl'schen Terrasse und verweilten daselbst längere Zeit. . — Wie schon seit Jahren geschehen, versammelten sich am 13. April zur Erinnerung an den denkwürdigen Tag gleichen Datums im Jahre 1849 die Veteranen des Thcils der K. S. Armee, welche damals auf des Königs Ruf freu dig für Deutschlands Recht und Ehre in Schleswig-Holstein rinrückten, um den niedergetrctenen Bruderstamm vom über- müthigen Dänenjoche befreien zu helfen. Nachdem sich gegen 8 Uhr Abends der zu diesem Zwecke eigens mit den Büsten Sr. Majestät des Königs und der lönigl. Prinzen decorirte Saal des Körnergartens gefüllt hatte, ergriff Herr Oberschaff ner Christin! das Wort und sprach als Vorstand des Co- mite's den Dank für zahlreiches Erscheinen aus, gedachte der vor 16 Jahren an diesem Tage erfolgten Erstürmung der Düppeler Höhen, bei welcher so mancher liebe Kamerad die Wahlstatt mit seinem Blute besiegelt, und bat die Versamm lung, denselben eine Thräne wehmüthiger Erinnerung zu weihen Hierauf brachte derselbe ein Hoch auf den König, den ritter lichen Kronprinzen und die damaligen Waffengefährten aus, welches begeisterten Wiederhall fand und mit der Sachsen- Hymne schloß. In der von Herrn Kreß gehaltenen Festrede gedachte derselbe der Einzelnheiten des 13. April l849, sowie der früheren und späteren Erlebnisse der sächsischen Armee, vergegenwärtigt« damit ein erinnerunMeiches Bild vor den Blicken der Anwesenden und schloß mit einem Hoch auf das biedere, den Sachsen so gastfrei entgegengekommene Volk von Schleswig-Holstein. Herr Hültig brachte hierauf dem Herrn Generalmajor von Heintz, dem Manne, der als achter Soldat das Banner der sächsischen Armee hoch zu halten wußte und dm die Mannschaft wie ihren Vater verehrte und gehorchte, ei» nicht enden wollendes Hoch aus. Das nächste Hoch aus gebracht von Herrn Geißler, galt Herrn Hauptmann von Meer- heimb, dem Gründer und unermüdlichen Förderer der sä fischen Invaliden-Stiftung und Verfasser des begeisternden Stammbuch-Molto's. Schließlich bat H:rr Christin! die an- wesenden Kameraden, sich in das von einem Comite-Mitgliede geschenkte Stammbuch, dessen erstes Blatt mit der eigenhän digen Eintragung Sr. Königl. Hoheit unseres geliebten Krön Prinzen Albert geziert ist, einzuschreiben, versprach, in diesem Stammbuche, dem Wunsche drs Herrn Generalmajor v. Heintz nachlommend, die Namen der in jenem Feldzuge gefallenen Kameraden zu verzeichnen und schloß den Festact mit dem Wunsche eines noch viele Jahre andauernden gesunden Wieder sehens. Die Versammelten blieben noch lange beisammen, um sich die erlebten Abenteuer verschiedener Art in Erinnerung zu bringen. Vom Anfang bis Ende der Versammlung war die Stimmung eine besonders gehobene, wozu außer dem kameradschaftlichen Geiste die guten Genüsse der Thomas'fchen Restauration wesentlich beitrugen. — Am Charfreitag kam im Dom zu Meißen das Ora torium „Das Weltgericht" von Friedrich Schneider unter Di rektion des Herrn Musikdirektor Hartmann höchst gelungen in allen seinen Theilen zur Ausführung ; selbst tiefere Kenner der Musik, die sich in der äußerst zahlreichen Zuhörerschaft befan den, stimmten freudig in das gerechte Lob ein. In den vor deren Reihen der Sänger standen aber auch Namen von Be deutung, als die Herren Hofopernsänger Freny und Hollmann, Frau Hofopernsängerin Krebs-Michalesi und Frau Johanna Schubert aus Dresden, während im Orchester viele wackere Mitglieder der königl. Hofcapelle mitwirkten und die Chöre im Gesang Sicherheit und Festigkeit bewiesen. Betrachten wir einmal Kirchenmusik und die Schöpfer derselben überhaupt. Einige bringen jubelnd ihren Dank wie Kinder dem Vater beim Weihnachtsftst, und legen nebenbei eine Geschicklichkeit ihrer Probe und Kunst ab. Andere streben mit Macht zu ihrer Gottheit hinauf und erheben sich in feierlichen Gedanken über das Irdische. Die dritte Classe sind die demüthigen, allezeit büßenden Seelen; zu schwach, sich zu erheben und zu muthlos, zu jubeln. Diesen gehört jene alte choralmäßige Kirchenmusik an, die wie ein ewiges miserere mei vomine! klingt und deren langsame tiefe Töne gleich sündenbeladenen Pilgrimen in liefen Thälern dahinschleichen. — Wie anders Friedrich Schneider im Gegensatz der Elfteren und Letzteren. Sein „Weltgericht" erschien in einer Zeit, wo die Völker aus- rühten und sich nur dem schlaffen Genußleben Hingaben, wo die Herrschaft Nossini's fast unbezwingbar geworden und die ganze musikalische Welt nur diesen sinnberauschenden Melodiken huldigte Friedrich Schneider hat darum das Verdienst, in einer solchen Epoche die Fahne der deutschen Musik hoch ge halten und solche vor Versumpfung gerettet zu haben. Des ächt deutschen Tonsetzers Stärke beruht aus dem Bau der Chöre und Fugen, in welche letztere er namentlich eine außer ordentliche Klarheit und Durchsicht in der Stimmführung, eine Reichhaltigkeit in Verwendung des Harmonischen hinein legte. Seine Melodik ist weich und von außerordentlicher Glätte, aber weniger reich und urwüchsig und steht solche so nach mit seiner Harmonik nicht auf gleichem Fuße. Die Sing stimmen sind in Mozart'scher Weise naturgemäß behandelt und Schneider hat nirgends dem Sänger außerordentliche Schwierig keiten zugemuthet, vielleicht mit weniger Ausnahme die unge mein hohe Lage des Solo-Sängers in dem großen Adagio vor dem Schlußchor des Oratoriums. Die verschiedenen Situa tionen des Textes sind vom Componisten nach ihrer Indivi dualität höchst charaktervoll wiedergegeben und das Orchester hatte Schneider ganz besonders in seiner Gewalt. Wie herr lich z. B. das Cello-Quartett als Staffage für die Arie der Eva ; wie charakteristisch der Ucbergang nach der ersten Arie Satans zum „Chor der Gläubigen": „Verfolgt von Feindes Haß und Spott." Wie süß und innig das Violoncello in dem großen Ensemble im dritten Theile: „Schon naht von Engeln gehoben". Wie markerschütternd die Posaunenstöße des Weltgerichts und wie überaus wirksam die Anwendung der Pauken bei den einzelnen Uebergängen von einer zur an dern Nummer. — Aber auch Lob und Ehre dem Herrn Musikdirektor Harimann, der mit unermüdlichem Eifer das Ganze vorbereitet und mit Energie am Dirigentenpult stand. Volle Anerkennung den Solosängern, Frau Kapellmeister Krebs, Frau Johanna Schubert, den Herren Freny und Hollmann. Die schöne Ausführung eines solchen Werkes in dem herrlichen Dom, ehrt nicht nur den Verarütalter, eS ehrt die Stadt Meißen als eine Pflegerix. uEHütenn der Kunst. Theodor Drobisch. — Das Resultat der stattgefundcnen Preisvertheilung bei der Vlumen-Ausstellung der Gesellschaft Flora ergiebt Folgen des: Das Resultat der stattgefundencn Preisvertheilung wurden von dm 27 Ausstellern prämiirt: die Herren Kunst- und Han- ß delsgärtner Karl Petzold (für indische Azaleen und buntblätterige Koniferen); Gottlob Petzold (für Azalcm und Kamellien); B Richter (für Azaleen); Drciße und Papenberg (für Azaleen, Hyacinthen und geschmackvolle Anwendung abgeschnittener Blu men); ferner Herr Partikulier Semmelrath (für Rosen); Herr Hofgürtner Poscharsky (für Rosen und geschmackvolle Anwendung abgeschnittener Blumen); Herr Garteninspector Krause (für die reichste Sammlung tropischer Blattpflanzen, für Palmen, für Farren für ein geschmackvolles Arrangement von Topfpflanzen und für < H-m- nostaoliim Verseinttl'ottvi-; Herr Kunst- u. Handelsgärmer Tube für eine Sammlung tropischer Blattpflanzen); Herr Hofgärtner Melchior (für Koniferen und Pelargonien-; die Herren Ge brüder Maibicr (für schönblühende Neuholländer-; Herr Kunst- und Handelsgärtner Lange (für Einer arien); Herr Kunstgärt- ner Pietzsch (für Cinerarien und Cyclamen); die Herren Kunst- uNd Handelsgärtner Findeisen, Himmelstoß und Herrn Hof gärtner Lehmann's Wittwc (für geschmackolle Anwendung abgeschnittener Blumen); Herr Guhr (für Cyclamen); Herr Rohland aus Leipzig (für Uollvoliunm maoropbz-IIuiu); Herr Partikulier Schauert (für Lack, für Pensees und gut conser- virte Früchte), Herr Kunst- und Handelsgärtner Seidel (für Kamellien uüd einen Rhododendron- Sämling; das Fräulein v. Flotow (für ausgestellte Transparents von Blattformen-. — Von Seiten des engeren Ausschusses für das bevor stehende erste deutsche Sängerbundesfest sind die erforderlichen Einleitungen getroffen worden, um den nach Dresden kommen den Sängern eine Ermäßigung der Fahrpreise auf den deuischen Eisenbahnen zu erwirken. Es sind zu diesem Zwecke am ver gangenen Sonntage zwei Ausschußmitgliedcr, Herr Beiriebs- Oberinspector Taubert und Herr Direktor Dr. Kloß, in Berlin gewesen, um die nöthigen Verhandlungen mit den Vorständen des mitteldeutschen Ersenbahnverbandes einzuleitcn, und es ist denselben die bereitwillige Zusicherung ertheilt worden, daß dem gestellten Begehren gern entsprochen werden wird Die einzelnen Sängerbünde sind somit der Verhandlungen mit den Eisenbahndirectionen vollständig überhobcn. Dem Vernehmen nach ist Aussicht vorhanden, daß nicht blos für die Sänger, sondern auch für die übrigen Festtheilnehmer von den meisten Bahnen Billets, welche innerhalb einer bestimmten Frist für die Hin- und Rückreise gelten, zu dem einfachen Preise, ausge geben werden. (S. Dfz.) — Aus Anlaß der gestrigen Feier seines 50jährigen Ju biläums als Bürger und Geschäftsinhaber hat Herr Hof schneidermeister Karl Friedrich Schneider son (Firma: C. F. Schneider und Sohn) dem Nathe hiesiger Residenz ein Ge schenk von 50 Thlr. zum Besten des Bürgerhospitals über geben. — Sachsens Volkszahl. Nach der im statistische» Bureau soeben beendeten Auszählung der Censuslisten vom 3. December 1884 betrug die Bevölkerung deS Königreichs Sachsen an dem genannten Tage 2,344,094 Seelen, d. i. 118,854 mehr, als am 3. December 1861. Mitgezählt find hierbei die zu jener Zeit noch in Holstein befindlichen säch sischen Truppen in der Stärke von 6802 Mann. Nach Abzug derselben vertheilt sich der Zuwachs mit 45,203 auf dm Re gierungsbezirk Zwickau (872,448 Einwohner), 32,058 auf dm Regierungsbezirk Dresden (615,209 E.), 26,395 auf dm Re gierungsbezirk Leipzig (532,689 E ) und 8398 auf dm Re gierungsbezirk Budrssin (316,886 Einw. zählend). (Dr. I.) — Wir hören, daß dieser Tage wieder einige Blatter- erkrankungen in der Antonstadt aufgetaucht sind, welche seit Ende Juni vorigen Jahres vollkommen erloschen Ware». ES sind gleichzeitig diesmal zwei geimpfte und ein ungeimpftrS Kind erkrankt. — Endlich ist die länger als achc Tage andauernde Hochsluth der Elbe soweit gesunken, daß es der Dampfschiff fahrt möglich ist, den Frühlingsfahrplan in Kraft treten zu lassen und die durch Eis und Hochwasser so oft unterbrochenen Fahrten schon seit gestern definitiv beginnen zu können. Die Landung der von Dresden früh 64, Vorm. 114 und Nachm. 3 Uhr nach Meißen und Riesa gehenden Dampfboote geschieht wieder am Theaterplatze bei Hotel Bellevue, während die nach Schandau und Böhmen verkehrenden Dampfboote von der Appareille früh 6 nach Aussig und Naudnitz, Vorm. 10 nach Aussig, Nachm 1 nach Pirna, Nachm. 3 nach Schandau und Abends 6 nach Pirna abfahren — Einem lang gefühlte» Bedürfnisse wird durch die gleichzeitig eingelegten Localdampf schifffahrten zwischen Dresden — Blasewitz — Loschwitz ge nügend abgeholfen. Denn es werden außer vorbemerkte» Abfahrten noch von Dresden täglich früh 7, 9, 11, und Nachm. 2, 4, 7 Uhr Localdampss/iffe nach Blasewitz — Losch» Witz entsendet, während ebenfalls täglich vofi Loschwitz . 6, 7j. 8, 8^, 10, 12. und Nachm. 124, 3, 4^, 5 und 7§ Uhr nach Dresden Dampsboote cxpedirt werden und an die nach Meißen und Riesa abgehenden anschließen. Im Usbrigr». verweisen wir auf das heurige Inserat. -- Während des vorgestern stattgefundenen Gewitters schlug der Blitz, jedoch ohne zu zünden, in einen an der Bautz» nerstraße in der Nähe der Diaconissen-Anstalt stehenden Kasta- nienbaum. — In der Nacht von vorgestern auf gestern wurden in dem ! Neustädter Rathskeller zivei Amerikaner, ein Student und ein Kaufmann, verhaftet, weil sic ohne alle und jede Veranlassung dort anwesende Gäste insullirt, ja sogar nach ihnm geschlagen hatten. — Vorgestern Nachmittag verließ eine hier aufhältliche fremde Dame die Reustädter Kirche in der sie zuvor dem dort zur Aufführung gelangten Oratorium beigewohnt hatte. Der in Folge Gewitters eingetretcne heftige Regen, sowie der Umstand, daß sie den Regenschirm aufgespannt hatte, verhinderte sie an der erforderlichen Umsicht, und so kam es, daß sie einem an ihr vorüberfahrenden Wagen zu nahe kam und dadurch über fahren wurde. Zwei Herren irugen sie sofort in ihre in der Rähc gelegene Wohnung. Außer einer Contusion am Arme soll sie weitere Verletzungen nicht erlitten haben. — Am vergangenen Sonnabend in der Mittagsstunde spielten zivei Knaben von im Alter von 6 und 8 Jahren an dem steilen Ufer der hvchangeschwollencn Pneßnitzbach unterhalb der Brücke am Linckeschen Bade. Durch Unvorsichtigkeit oder Muth-- willen gleitet der jüngere derselben aus und versinkt bis an die Brust im Schlamin und Wasser. Auf sein und seines Ge nossen Geschrei eilt der in einiger Entfernung stehende Bezirks- briefträger Heinsdors herbei, springt hinein und erfaßt den Knaben als dieser schon bis an den Hals im Wasser versunken, noch bei den Haaren, hebt ihn empor und schleudert ihn an das User, während dessen war aber der Retter selbst bis an den Leib versunken, Niemand war in der Nähe um ihm Hülfe! zu leisten, da in seiner Angst erfaßt er noch einen herüberhän genden Ast und erreicht endlich mit aller Krastanstrengung das Ufer. Möge der Mann für seine edle That in dem Bewußt sein erfüllter Menschenpflicht Belohnung finden und ihm über) den vor wenig Tagen erlittenen Berlust einigermaßen trösten.? — Gestern Mittag gegen 1 Uhr erschoß sich mit seinem ' Dienstgewchr der Soldat Eichler von der 1.. Compagnie deS'I I. Infanterie-Bataillons. Er vollführte die That im Parterre-„ Corridor der großen Infanterie-Caserne Fl. ^V. , — crinem Leser der hiesigen Tagesblätter fiel eS auf, s! naß fortwährend verlorene Pelzkragen angezeigt wurden. Jeden/ Morgen trieben sich unter verlorenen Hausschlüsseln und ent laufenen Hunden ein Paar liederliche Pelzkragen herum. Der/ Leser nahm sämmtliche Tagcsblätier vor^addirie die verloren«» s Pelzkragen >m Laufe des virgangencn ^Winters und bracht, H die Zahl 266 heraus. Das Exemp-l ist richtig, und rS'!j