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's ^ D«ste«1e »mV« «4<».»m«»r «oAdmds«,«—»- bw »tttag» 1» »ßr- 1». H^g. i» dies Blatt«, Ü77.tzt i> u.E Hremptare« «scheint, sipd« ei« ech»l-rtich« ««»reit»,-. Oiensta- 11. April 18«, - ck - - ^ , 'U - - , <«"»»' ^ßeUNtWeNk! «trMjshMch »ei m»e»-«ldNch«r SK srr«»g i»'» Hem». Durch dir Köntgl. Pssi vierteljLtzrlich » Ngr St»»»»«« Nuunner, 1 «gr. Tageblatt skr Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mikedactevr: Theodor Drobisch. I«serate«preise: ffür den R«u« rtm« -rspaltrue» Zeile r 1 N,r. Unter „Sin-e- saudt" dir Zeit» t «gr. Druck »«d Tigenchum der Her»»«gebrr: Tiepfth Kt Rrtlharbt. — Berantrvertltchrr Redactror: Iniin« Urtlhardt. D«o<»<«, de» 11. April. Allerhöchster Anordnung zu Folge wird wegen er- fdlgten Ablebens Ihrer Maj. der verwitweten Königin der Niederlande, Anna Paulowna, gebornen Großfürstin von Ruß ltmd, am König!. Hofe eine Trauer auf drei Wochen angelegt. — Se. Majestät der König nahm gestern in Begleitung Er. k. k. Hoheit de» Großherzogs Leopold von ToScana das in de« schöngeschmückten Saale des böhmischm Bahnhofs auf «stellte Modell der Sängerhalle in Augenschein. Allerhöchst- vteselben, empfangen von dm Vorsitzenden des engern, der Empfangs», Bau und Finanzausschüsse, sowie von dem Stadt- taudireetor Friedrich, Oberinspector Tauberth und dm Archi» teetm Biese und Müller, nahmen das Modell mit dm dazu gehörigen Plänen mit großem Interesse in Augenschein, gaben Ihre vollste Befriedigung darüber kund und sprachen sich zu gleich dahin aus, daß da« bevorstehende erste deutsche Sänger- bundrsfest sowohl der Stadt Dresden, als auch den Leitern desselben zur hohen Ehre gereichen werde. — Seit gestern hat der Stadtrath die höchst dankenS- werthe Einrichtung getroffen, daß die von der K. Wasser bau»,reclion gegebenen telegraphischen Nachrichten über dm Wasserpand der Elbe sofort auch in mehreren der Elbe nahe- gelegenen Stadtvierteln und Mar vis-s-vis Herrn Kaufmann Herrmann, Ecke der Amalimstraße und Promenade, ferner am SchießhauS und am Neustädter Rathhaus angeschlagen ßvrrdm. — Wie uns mitgetheilt wird, beabsichtigt der HandelS- Lerein in dm nächsten Tagen eine Wahlliste zu dm Wahl- Hiännerwahlen der Handelskammer zu veröffentlichen. ,/ — Die legte Nummer der „Gartenlaube" (Nr. 15) ent lt einen Artikel, in welchem die Wuthkrankheit geradezu eine Fabel erklärt und die Meinung, als könne der kensch durch dm Geifer einer wüthmdm ThiereS ebenfalls outhkrank werden, als Aberglaube bekämpft wird. Der Atzt Lorinsrr in Wim war der Erste, welcher erklärte, daß Wuthkrankheit beim Menschen nichts als ein Starrkrampf der entweder aus freien Stücken oder Überhaupt durch Verletzung entstehe. — Daß man nicht in allen Ländern auf unser Sachsen bornehm herabsieht, sondern wohl zu würdigen weiß, daß wir ^ gar BielrS vor andern Staaten voraushaben, davon lie- kKrzlich auch eine Sitzung der Weimarschen Landtags seinen neuen Beweis. Dort äußerte der Abg. Hotzrl bei der I Eifrnbahn-Debatte nach den uns vorliegenden stenographischen ! Berichten sich wie folgt: „Meine Herrm, ich könnte Ihnen einen Brief vorlegen, den ich vor einigm Wochen aus Neu- jstadt erhalten habe, in welchem eS am Schluffe heißt: „gebe Bott daß Sie dm Beschluß des baldigen Baues unserer fEisenbahn mitbringm. — Glauben Sie nicht, daß das eine I gewöhnliche Redensart ist, es ist ein Angstruf der Bevölker ung, die noch immer fürchtet, in allen Hoffnungen, die sie seit 10 Jahren gehegt hat, doch endlich sich getäuscht zu ! schm. Ich habe in Neustadt einige Male Gelegenheit gehabt, l« hörm, daß man sagte: Wenn wir noch Königlich sSächsisch wären, würden wir längst eine Eisen bahn haben. Meine Herren, an Ihnen ist eS, dafür Sorge itu tragen, daß man nicht etwa dort gar noch darauf kommt, soen Tag zu bedauern, an. welchem der Kreis dem Großher- »gthum Weimar einverleibt wordm ist." . ^ — Ein beiterer, schöner Frühlingstag, ein wahres Auf- H erstehungSfrp der Natur nach langem Wintersbanne war der »ergangene Palmsonntag. Wohl selten war die Bevölkerung d«r Residenz so in Bewegung, vorzüglich nach dem Wald- schlößchen hmauS, denn es galt die große Elbfluth iu Augen schein zu nehmen. Kopf an Kopf, Fuß an Fuß wogte die Menge inzwischen Equipagen, Droschken und Omnibussen; die letzteren natürlich bis in die späte Abendstunde überfüllt und oben auf dem Deck jeder Quadratzoll von Passagieren besetzt. Bämmtliche Restaurationen und Etablissements auf der Bautzner» straße, von Henne und der stillen^Musiksan bis zum Schiller- schlSßchm, konntm kaum die Gäste fasten und auf dem Wald- schlößchm ging die Zahl der Gäste in die Tausende. Jeder Stuhl, jeder Tisch in Zimmern, Sälen, Garten, Park und Parterrelokalitäten war besetzt, Hunderte lugten und spürten nach einem Plätzchen und Kellner wie Kellnerinnen kämm so zu sagen nicht aus einem gelinden Schweiß heraus. Leider hatte dir Direktion der Dampfschifffahrt wegen Ueberschwem- «ung der LandungSb^ücken ihre Fahrten einstellen müssen; der Andrang, eine Fahrt bis wenigstens nach Loschwitz zu unternehmen, wäre kolossal gewesm. Die Augm aller jmer Waldschlößchen-Wanderer richteten sich nach dem Platze, wo die Sängrrfesthalle erbaut wird und wo der untere Theil des bestimmten Raumes der Fluth zur Beute gewordm. Um die hohe« Stangen mit dm Fähnchen, welche die äußere Grenze ««gebe«, wogen und brausen d»e Wellen. Einen -roßartigrn Anblick bietet die Fluth im Ostragehege. Hier durch die alten Lindm wogt die Strömung und in der bekannten Restaura tion „Onkel Toms Hütte" hält der alte Wirth noch Stand. Er trotzt allen Wellen, die sein HäuSchm umfluthen und in höchsten Nöthen setzt er seine Hoffnung auf die in der Nähe liegrndm großm Elbkähne. Natürlich fehlt eS nicht an Ver gleichen mit früheren Hochfluthm und da bleibt die jetzige gegen frühere zurück. Im Jahre 1862 war die größte Höhe am 3. Februar 9 Ellen 8 Zoll, am 31. März 1815 aber 10 Ellen 16 Zoll über Rull. Während wir dies niederschreiben, Abends nach 6 Uhr gewahrt man am Elbmeffer 7 Ellen 18 Zoll über Null und allem Anschein nach ist größeres Wachsthum zu be fürchten, denn nach einer Kunde aus Leitmeritz hat sich in vor- vergangcncr Nacht auf der Eger oberhalb Carlsbad bei hoher Fluth die Eisdecke gehoben, wie denn auch nach einer gestern Nachmittag um 2 Uhr von Prag hier eingegangenen Nachricht auf der klemm Elbe das Wasser per Stunde 3 Zoll wachse. — Den Hausbesitzern, HauSleutm und Miethbewohnern ist dringend anzurathm, ja recht Acht auf den ordentlichen Verschluß ihrer Keller zu habm, dmn wir hörm, daß in die sen Tagm wieder einmal ein Keller auf der Räcknitzstraße erbrochen und daraus eine Parthie Wein gestohlen wor dm ist. — — Wegm des hohen Wasserstandes, der dm Zugang zu dm LandungSbrücken hindert, hat die Dampfschiffahrsgesell- schaft die Fahrten ihrer DaoHfer bis auf Weiteres einstellen müssen. — In der Nacht von vorgestern auf gestern ist ein un bekannter Dieb in das auf der Reuegaffe gelegene Comptoir eines Bauunternehmers durch ein offen grstandmeS Fenster eingestiegen und hat dort gewaltsam dar Schreibepult geöff net. Seine Hoffnung auf reiche Ernte ist aber nicht in Er füllung gegangen, da in dem Pulte an Geld gar nichts ent haltene war. —» —- — Die freiwillige Feuerwehr hält wegm der drohenden WafferSnoth seit vorgestern Tag und Nacht ihrm Posten in der Schmelzmühle besetzt. Nachts werdm zeitweilig Pa trouillen auSgeschickt. — Gestern Vormittags schwamm unterhalb der Marien brücke der bereits park in Verwesung übergegangene Leichnam einer unbekannten und gänzlich entkleideten Mannes an.— — Beim Klettern auf dem Nothstrge in der Schützen- gaffe fiel gestern Nachmittag ein Kind ins Wasser, kam aber mit dem nassen Schrecken davon. Aeltern möchten doch bei solcher Gefahr ihre Sprößlinge bester hüten! — Auf der Prießnitzstraße fiel Festem Nachmittag 4 Uhe ein Kind in dm angeschwollenen Bach. Der Maurer Schletter vom Bischofsweg sprang nach und rettete das be drohte Kind. — Der Knabe, der am vergangenen Sonnabend aus einem vier Trrppm hoch auf der Wrttinstraße gelegenen Logis heraus auf die Straße stürzte, ist noch am Abend desselben Tages gestorben. Der Knabe hatte sich näheren Erkundigun gen zufolge in der Wohnung zum Besuch befunden, mit zwei andern Kindern von 2 und 8 Jahrm dort gespielt und zur Zeit gern nach Hause gewollt. Da er die Vorhausthüre nicht aufmachen konnte, äußerte er: „da springe ich zum Fen ster hinaus, die- ist mir egal", stieg auf einen Stuhl und sprang auch wirklich hinaus. Erwachsene sind augenblicklich im Zimmer nicht anwesend gewesen. — Vorgestern schoß am Hellen Tage ein Fremder aus einem Hotel auf der Scheffelgaffe mittelst eines Teschins auf die Straße heraus nach Sperlingen. Er soll deshalb in einer für ihn höchst unliebsamen Weise mit der hiesigen Behörde nähere Bekanntschaft gemacht haben. — s- Am Sonntag Morgen fand im Hofbrauhause auf der Amalienstraße ein seltmeS Frühstück statt, das schon mehr an ein mwäldlich-amerikanische» Jägerleben erinnerte. Ein Bärenbraten wurde tranchirt, der sehr trefflich und saftig schmeckte. Freund „Pätz" hatte einige Jahre auf der Be sitzung eines jetzt verstorbenen Grafen in der Nähe von Dres den verlebt. Eine Kugel hatte dem Bärenherz den letzten Stoß gegebm und am Sonntag wurde seiner bei schäumen dem Weine gedacht. — In Senftenberg hat sich ein Comite zur Anlegung einer Eisenbahn von Kottbus nach Großenhain als Anschluß an die Leipziger Bahn gebildet. — Bei Wilsdruff erreichte am 6. d. die Saubach die Höhe vom Jahre 1845. Mehrere Brücken, Chausseen, Wege und Felder wurdm zerstört und versandet. — -1 Ein luftiger Berliner prahlte neulich wieder ein mal in einer hiesigen Restauration mit der Wohlhabenheit der ärmsten Leute seiner Vaterstadt. Er erzählte unter Anderem, »aß in Berlin selbst der einfachste Vürger-mann nur buchenes Holz im Winter und zwar nicht unter 50 Thaler verfeuere. Den Mist von Steinkohlen brauche man da jar nicht! Sei« Nachbar, ein gesunder Meißner, erwiderte ihm: „Das, für 50 Thlr. bloS buchenes Holz? Na, hören se! In Meißen giebt'S arme Familien, die brauchen jährlich blos allein für 70 bi» 80 Thaler Zündhölzel, um ihr Holz anzuzünden!" Der Sprre-Athenienser steckte nun die Pfeife rin. — -h Ein sonderbarer fliegender zoologischer Garten pro- ducirte sich in diesen Tagen in einigen Restaurationen in Neustadt. Ein etwa HjährigrS Mädchen ging in den Häuser« mit einem ganz gewöhnlichen Meerschweinchen herum, z,' es den Gästen, hielt dabei eine unverständliche Rede, die stets mit den sehr verständlichen Wortm endigte: „Und n«! bitt' ich um a klein' Trinkgeld!" Man muß dir Eltern nur bedauern, die solche Manöver mit ihrm Kindern machen. Da» Mädchen nannte sich Clara Berg au« Düffeldorf. — Am 8. d. M. früh brannten in St. Michaelis die sämmtlichen zum Richter'schen Gute gehörigm Gebäude niedere Bei der rasendm Schnelligkeit, mit welcher das Feuer um sich griff, konnte nur sehr wmig von der nicht versicherten Hab« gerettet werden. Sogar 4 Pferde, 2 Ochsen, rin Hund und fast das ganze Federvieh mußte man in den Flammen um« kommen lassen. Das Feuer soll in der Scheune entstanden sei« — Am 6. d. wurde in dem ersten Stockwerke eine» klei nen, alten Hauses in Zittau «ine Frau dadurch erschreckt, daß sie um sich her ein rigenthümliches Geräusch wahrnahm. Sie springt auf, holt aus der Nebenstube ihr dort schlum» merndes Wochenkind aus dem Bett und eilt zurück nach der auf den Borsaal führenden Thür. Indem sie nach wmigms Sekunden die Thürschwelle noch glücklich erreicht, giebt mittelbar hinter ihr der Boden nach und die Wand in d Stube stürzt zusammen und durch, in demselben Augenblick«,! als aus dem im Parterre darunter befindlichen Gemache rin« Frau tritt, ahnungslos über die nahe LebeuSgefahr, der eben entgangen. — f Oeffentliche Gerichtsverhandlungen 10. April. Von den heutigen vier angekündigten Einfp Verhandlungen ist nur die erste eine Privatanklagesache zwar des Zimmergesellen Julius Oehm wider dm Zimmerge sellen Friedrich Wilhelm Adler Hierselbst. Es handelt sich un Beleidigung. Beide Gesellen arbeiteten an einem Schuppe und da soll eine» Tage» Adler zu Oehm gesagt habm: „D bist ein schöner Kerl. Du hast ja dem Polier Börner eine Thaler gegebm, damit Du dm Winter über die Arbeit " hältst! Du solltest Dich schämen. Was sollen denn da di^ Verheirathetm erst machen, wenn eS die Ledigen so thun!?' Darauf erwiderte Oehm kurz: „Du, merk' Dir, was Du ge sagt hast!" — und verklagte ihn wegen Beleidigung. Adle leugnet fast die ganze Thatsache und meint, er habe blos ge fragt: „Du höre, ist's wahr, daß Du dem Polier Börne einen Thaler gegeben hast, damit Du i« Arbeit bleib kannst?" Eine Confrontation zwischen Beidm blieb erfolglos Zwei Zeugen wurdm in dieser Sache vernommen und zwais erstens der Geselle Carl Heinrich Drechsel, der in seinen AuS sagm sehr schwankt. Er will von „schöner Kerl" und „sck men" nichts gehört haben, sondern nur von der oben ange führten Frage: „Ist es wahr?" u. s. w. Ebenso wenig ein zweiter Zeuge, ein Loschwitzer. Adler war nun zu 1 Thlrl 10 Ngr. Geldbuße oder 3 Tage Gefängniß und Tragung der Kosten verurtheilt worden, wogegen er im Allgemeine Einspruch erhob. Zum heutigen Termine war keiner vor! Beiden erschienen. Der Gerichtshof verkündete nach kurz» Berathung, daß der erste Bescheid bestätigt sei. — Dir zweit angesetzte Verhandlung fiel aus. — Im dritten Proceß dreh! es sich um einen Diebstahl, dessen der Kühjunge Carl Erns Richter zu Kauscha beschuldigt ist. Richter ist noch nicht Ir Jahre alt, vermögmSlos und unbestraft. Er erscheint heut selbst zum Termine, in dem er seinen Einspruch erhebt uni weint bittere Thränen, weil man unter gewissen Umstände^ ihm den nachfolgenden Diebstahl zugetraut. Der GmSdar Fiedler zeigte an betreffender Stelle an, daß im Januar de Knecht de- Gutsbesitzers Winkler zu Kauscha aus der Knecht kammer und zwar aus seiner verschlossenen Lade in baare Gelde 4 Thlr. 22 Ngr. 9 Pf. entwendet wordm seim. Schlüssel zu der Lade lag in dersrlbm Kammer und zwar iij einem verschlossenen Käsekorbe, in dem man aber trotz sein» Verschlusses mit der Hand hineinlangen konnte. Der Kuh junge Richter wurde nun des Diebstahls beschuldigt; al» der bestohlene Knecht Haussuchung hielt, kam plötzlich Ri< ter mit dem Beutel und dem Gelde an und rief: „Hier iß es. da» hat in meinen Stiefrlschästen gesteckt". Das gesck am 8. Januar, während der Diebstahl schon am 6. gesch« war. Richter warf alle Schuld auf dm Pferdejunge» Ldol der sollte durchaus der Dieb sein. Auch ließ er sich die L an jenem Tage legen und will da von der Prophet,« erfa haben, daß eine Magd der Dieb sei. Jndeß, Richter gegen dm 'GenSdarmen Fiedler schon Geständnisse ab-, Diese widerruft er aber, er sagt, der Grnsdarm habe