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Nr. -8. 8eh«ter Ia-rg. Lrschenlt: «glich ftLH 7 Uhr. Ausn«te »erden angeoommm: btt Abend» V.T»««- tag» bi, Mittag» 1L Uhr: «Narienstrafie 1». «>,)«ig. in dies. Blatt,, da» jetzt i» U.vOV Uxemptare» erscheint, finden rin, ersolzrrich« Brrdreirung. Tonnabend. 8. April L8M. Tageblatt für Uuterhattung und Geschäftsverkehr. Mitvedacteur: Throdsr Drobisch. ASauuemnrl: vi,«Erlich LV Nzv. bri unentgeldticker tzüd» serung in's HanS. Durch die LsntUl. Pofi vierteljährlich 22 Ngr Tinzeln« Nummern 1 Ngr Inserate«preift: Für den Raum «nv gehaltenen Zeile: 1 Ngr Unter „Ein fand»" di« Zeile 2 Ngr. Druck und Sigenthrun der Herausgeber: Lßepsch ök Nelcharltt. — Beraunvartlicher Sirdacreur: JutillS Dieichsrdt. Du«sd<«. de» 8 April — Er. k. k. H. der Großherzog Leopold von Toscana ist gestern Nachmittag von Brandeis hier eingetroffen und im k. Refidenzschlofle abgetreten. — Ihre Maj. die Königin beehrte gestern Vormittag die Raths-Töchterschule mit einem Besuche, um daselbst den öffentlichen Prüfungen der oberen Claffen in der Religion (Dir. 0r Richter), Rechnen und Naturgeschichte (Lehrer Ger stenberger), Französisch (Prof. Belley), deutscher Literaturge schichte (Vr Häbler) und Gesang beizuwohnen und sich sodann durch den Direktor einzelne Lehrer und Schülerinnen vorstel len zu lassen. Am Schluffe der Prüfungen, denen auch Ober bürgermeister Pfotenhauer, Oberhofprediger vr Liebner, Hof prediger geh. Kirchenrath vr. Käuffer und viele andere di- stinguirte Personen beiwohnten, sprach Herr Consistorialrath Superintendent Nr. Kohlschütter nicht nur seine volle Zufrie denheit mit dm Leistungen der Schule aus, sondern erklärte sich auch beauftragt, die Freude Ihrer Majestät über die Lei stungen der Schülerinnen ausdrücken zu dürfm. — Das fünfzigjährige Bürger- und Meister-Jubiläum des Herrn Bürstenmacher-Meister Johann Daniel Kratzsch Hierselbst wurde am 6. April für ihn zu einem Ehrentage, der fest und beharrlich in der Erinnerung Aller stehen wird, die Zeuge der vielfachen Anerkennungen warm. Es geschahen Gratulationen durch einen Deputirten des StadtratheS, die Aeltrften der Bürstenmacher- wie der Kammmacher-Innung, sowie von vielen Freunden und Bekannten, und rin kleines Fest zu Ehren des Jubilars in Straffers Restauration beschloß den Tag, welcher zugleich ein Wohnungs-Jubiläum in sich schloß, indem Herr Kratzsch fünfzig Jahre lang auf der See straße Nr. 12 vier Treppen hoch unausgesetzt ein und dasselbe LogiS bewohnt. — Von Herrn vr. Rentzsch wird uns in Bezug auf den i« Gewerbeverein gehaltmm Vortrag berichtigend mitgetheilt, daß nicht während der 4 Tage des Leipziger Turnfestes l, 600,000 Thlr. von den Fremden verausgabt worden seien, sondern daß nach ungefähren Schätzungen durch diese Summe der Gesammtumsatz repräsentirt werde, der überhaupt (und zwar schon Monate vorher) durch das Turnfest hervorgerufen worden sei. — Die gesellig heitere Unterhaltung die am Mittwoch für die Mitglieder des Gewerbe-Vereins auf dem Linckeschen Bade arrangirt war, hatte die Mitglieder und ihre Damen zahlreich zusammengeführt und haben die Borträge des Herrn Schaberg-Fröhlich allgemeine Heiterkeit hervorgerufen. Diese Unterhaltungen sollen in Folge dessen, wie wir vernehmen, mehrfach arrangirt werden. — An dem Bau der Sängerhalle sind 300 Arbeiter be schäftigt. Hoffentlich erreicht der Wasserwuchs nicht die Höhe von 5 Ellen über 0, sonst hört die ganze Arbeit auf. Das Modell der Sängerhalle wird im Sächs. Böhm. Bahnhofsge bäude in einem großen Saale aufgestellt. Zum Feste läßt der Wirtschaftsausschuß besondere Geldmarken anfertigen um den mit verschiedenen Münzsorten versehenen zureisenden Sängern eine einheitliche Münze zu schaffen. Dem Bernehmen nach hat sich auch einer unserer höchsten Staatsbeamten zur Aufnahme von Sängern bereit erklärt. 100,000 Festgläser werden ange fertigt, zugleich als mitzunehmendes Andenken für die Sänger bestimmt. — Der hiesige handel-wissenschaftliche Verein hat den Statuten-Entwurf für die hier zu begründende sächsische Bank veröffentlicht. Die vorausgeschickten Motive enthalten eine Abhandlung über die verschiedenen Banksysteme und eine Ge schichte des Bankwesens. Das Endergebniß ist, daß das schottische System den Vorzug verdiene. Diesem System ist denn auch der aus 44 Paragraphen entstehende Entwurf nach- gebüdet, indem er namentlich die Aktien- und Antheilschein- Hnhaber für die Passiva der Bank nicht nur mit dem ein- gezahlren Aktienkapital, sondern auch mit ihrem ganzen Ver mögen haftbar erklärt. Die Bank soll eine „offene Handels gesellschaft auf Aktien" unter der Firm« „sächsischer Bankver ein, N. N. und Comp." bilden. Die Verfasser des Entwurfs sind der Ansicht, daß derselbe mehr als der Entwurf eines Localstatuts sein, vielmehr das allgemein gültige Bild eines Bankstatuts, den Entwurf zu einem Normalstatut geben soll. — Am bevorstehenden ersten Osterfeiertage wird in Chem nitz eine Versammlung von Vertretern sächsischer Turnvereine stattsinden, um zu besprechen, ob es zweckmäßig und wün- schenswerih ist, daß die Turnvereine des Königreichs Sachsen unter sich einen engeren Verband in Form eines sächsischen Turnerbundes gründen. Die Besprechung wird sich an einen Grundgesetz-Entwurf anlehnen, welcher von einer früher ein gesetzten Vertrauenscommission ausgearbeitet ist Sollte die Versammlung sich für einen Bund entscheiden, so wird als dann jeder einzelne sächsische Turnverein befragt werden und durch Beschluß seiner stimmberechtigten Mitglieder zu erklären haben, ob er dem Bunde beitrrten will oder nicht. — Die für Aufstellung des Modells zur Sängerhalle zur Disposition gestellte Lokalität in der Schloßstraße soll sich jetzt als unzureichend erwiesen haben und wird man sich nach einer paffenden größeren Lokalität umsrhen müssen. — 8. Circus Renz. Ein prachtvolle- Schauspiel bot an zwei Abenden der Renz'sche Circus durch die Aufführung des großen Fest- und Turnierzugs au» der Zeit de- Einzug» des Kaisers in Augsburg im Jahre 1608. Die herrlichen, prachtvoll gezäumten Pferde, di« wahrhaft glänzenden, einer ersten Hofbühne würdigen, historisch treuen Costüme der Ritter, Edeldamrn, Herolde, Knappen und Etandartenträger, vorzugs weise aber die überraschend pompösen Anzüge des Kaisers und der Kaiserin, die in der männlich kräftigen Gestalt des Herrn Renz, sowie in der anmuthig liebreizenden Erscheinung des Fräulein Agnes Bridges keine passenderen Repräsentanten fin den konnten, boten einen so malerisch schönen Anblick, wie er vollkommener nicht gedacht, in ähnlicher Weise aber kaum je an solcher Stelle bewundert worden sein dürfte. Fünfzig Reiter und Reiterinnen bildeten den kaiserlichen Zug. von denen die ersteren mehrere Quadrillen und Carouffels in echt ritterlicher Weise aufführten und dabei eine seltene Kunst geübtheit und Geschicklichkeit in Führung der Lanze, des Schwertes und des Wurfspießes an den Tag legten. Zum Schluß producirte sich das „Höllenpferd", das mit seltener Gemüthsruhe inmitten eines Regens von Feuerrädern, Re torten und Schwärmern Stand hält, als stände es vor der Krippe. Auch die dem großen Festzug vorangehende Vor stellung zeichnete sich durch viele gediegene Produotionen aus, unter denen wir nur zwei hervorheben wollen; erstens die Vorführung eine- Schulpferdes durch Fräulein Agnes Brid ges; ein anmuthigeS Bild, das stolze schöne Thier dem leisen Winke der bildschönen, ungemein graciösen jungen Dame ge horchen zu sehen; bald geht sie in traulichem Gespräch mit ihm spazieren, bald dreht sie sich tändelnd mit ihm nach dem Tacte eines Strauß'schen Walzers, in jeder Stellung ein Bild würdig von einem Künstler verewigt zu werden. Nicht min der nennenswerth ist die von Herrn Walther-Hager auf der englischen Vollblutstute Lady Bied gerittene hohe Schule und zwar in den schwierigsten, wenn auch das edle Thier sehr er müdenden Gangarten. Die Arena war, und so soll es fast täglich sein, bis in die obersten Räume gefüllt. Zum Tröste für das Publikum sei schließlich noch bemerkt, daß Herr Ren die Osterfeiertage un» nicht verlassen wird, wie neulich ver lautete. — Ein Schwindel empörender Art wurde dieser Tage ausgeführt. Es erhielt ein hiesiger Bürger einen Brief, worin ihm gemeldet wurde, daß seine in Zwickau verheirathete Tochter auf den Tod erkrankt sei. Der bekümmerte Familienvater fährt sofort mit dem Dampfwasen nach Zwickau ab. Im Coups lernt er einen Mann kennen und im Drange seiner Gefühle eröffnet er dem unbekannten Reisegefährten den Zweck seiner Hinfahrt nach Zwickau In Riesa angekommen, steigt der Fremde aus, fährt nach Dresden zurück und begiebt sich sofort zu der Ehefrau des Mannes, die er mit der lügnerischen Trauerkunde von dem Tode ihrer Tochter überrascht Er giebt vor, von ihrem Mann mit der Weisung abgeschickt zu sein, ihm zur Beerdigung fünfzig Thaler einzuhändigen. In ihrer Bestürzung übergiebt die Frau dem Unbekannten das Geld, der damit auf Nimmerwiedersehen verschwunden ist. — Ein Kupferschmiedelehrling warf vorgestern auf der Scheffelgafle einen Holzpantoffel mit dem Fuße nach einem anderen Lehrling, den, er dort begegnete. Der Pantoffel flog aber, anstatt Letzteren zu treffen, in ein dort befindliches Fleischwaaren-Giffchäft und zertrümmerte natürlich die im Schaufenster befindliche große Glasscheibe. — — Von einer Eisenbahnbrücke auf der Pristewitz-Gro- ßenhainer Zweigbahn hat der dortige Fluß, die Röder, in der vorvergangenen Nacht zwei Pfeiler wcggenffen. Die Bahn ist an dieser Stelle vorläufig unfahrbar. Ein Unglück hat der Einsturz weiter nicht im Gefolge gehabt. — — Seit gestern Mittag 2 Uhr ist der Wafferstand der Elbe bedeutend gestiegen; gestern Abend 8 Uhr war derselbe 3 Ellen 20 Zoll über Null. — Die gestern Abend einge gangenen Telegramme vom 7. April lauten: Leitmeritz 5 Uhr Abends: „Stand am 6. Abends 5 Uhr 2 Fuß 6 Zoll, am 7. um 6 Uhr früh 6 Fuß, um 9 Uhr 7 Fuß 4 Zoll, um 12 Uhr Mittags 8 Fuß 0 Zoll, um 4 Uhr Nachmittags 9 Fuß 6 Zoll über Normal." Königstein 6,30 Abends: „Wafferstand 6 Uhr Abends 6 Elle» 18 Zoll über Null, wächst die Stunde 9 Zoll." Hier um 7 Uhr 3 Ellen 12 Zoll über Null, wächst seit 4 Uhr stündlich 9 Zoll. — In der früheren Rathsbaderei auf der Badergaffe hat die Masse Schnee, die auf dem den Hofraum überdecken den Glasdach gelegen, vorgestern eine Glasscheibe eingedrückt und durch den Herabsturz den am Hausbau angestellten Polie nicht unerheblich verletzt. — — Der Circus Renz bleibt von morgen bis Sonuabe«! den 16. April geschloffen. — Die Haararbeiterin, die neulich auf der alten Brüö einer Dame ein Portemonnaie mit 20 Thlr. mittelst Tasche« diebstahls entwendete, soll, wie wir zur Beruhigung ihre ordentlichen Kolleginnen mittheilen wollen, Weinert heiße und wegen Diebstahls, insbesondere Taschendiebstahls, scho mehrfach bestraft worden sein. — — Der Leubnitzbach führte vorgestern den Leichnam ein Mannes herzu, dessen Jndenität bis jetzr noch nicht festgestellt is — Die Beamten des Omnibus-Vereins tragen seit gl stern zur Unterscheidung von den Conducteuren eines andere Omnibus-Unternehmers hellgraue Mützen mit breitem, grüne Bund. — — Gestern ist rn der Nähe der Einmündung der We ßeritz in die Elbe ein bis jetzt unbekannter männlicher Leiff nam in der Weißeritz vorgefunden und polizeilich aufgehob worden. — — Gestern Nachmittag 3 Uhr siel am Altmarktc ein Hel um, man brachte ihn in's nächste Haus Hotel de l'Europ alle angewendeten Mittel waren aber erfolglos, ihn in's Lebe zurückrufen. — Vorgestern ist die Ueberwölbung des Landgrabem der an der kleinen Ziegelgaffe in die Elbe einmündet, einer Länge von 12 <Äen und in einer Breite von 6 Elle unweit des Leinpfades an der Elbe eingestürzt, ohne daß d< durch ein weiterer Schaden, insbesondere die Beschädigt»« irgend einer Person herbeigesührt worden ist. — — In dem mit Wasser gefüllten Landgraben beim Dor Dobritz »vurde am Donnerstag der Leichnam eines Kindes ar gefunden. — In Folge des eingetretenen Thauwetters war vo gestern Nachmittag die Prießnitzbach so angeschwollen, daß < Theil der auf der Bachstraße gelegmen Souterrain-Wohn« gen unter Wasser gesetzt und die Bewohner derselben dadur genöthigt wurden, in die oberen Etagen zu räumen, ist das Wasser wieder zurückgetreten. — — In Seelingstädt hatte am 3. d. M. die 24Iah alte Näherin Emilie Jung, welche aus dem dortigen Rittrj gute als Handarbeiterin bei der Dreschmaschine beschäftigt wo das Unglück, von Letzterer erfaßt und wiederholt mit her»»»! geschleudert zu werden. Hierbei wurde ihr der Kopf schlagen, so daß der Tod augenblicklich cintrat. — Gestern Abend stürzte in Folge des großen Waffe ein Hintergebäude des Hauses Nr. 46 d in Plauen bei Dresdl zusammen. Die Turnerfeucrwehr daselbst bewährte sich al das Thätigste beim Ausräumen der Werthobjecte. — 4 Orffentliche Gerichtsverhandlungen 7. April. Vier Einspruchsverhandlungen beschäf igen heut dl Gerichtshof. Die erste, Widersetzlichkeit und Beleidigung beb geht gegen den Bergarbeiter Johann Gotthoid Ziesche, deshalb zu 8 Tagen Gefängniß und Tragung der Kosten vei urthcilt wurde. Der Proccß entspann sich am 9. Äug« 1861 in der vierten Morgenstunde. Da ging Ziesche an seil Arbeit und mochte unterwegs, um etwas näher zu kommck einen verbotenen Weg gegangen sein ; denn ein in der Näl stationirter Flurschützc, Namens Starke, trat an ihn her^ und wollte ihn arretiren. Da soll sich nun Ziesche stark Arretur widersctzt und den Wächter zurückgestoßen haben. Ar! soll er gesagt haben: „Es ist schofel von ihnen, mich hier arretiren!" Da war nun die Autorität des Flurschützen vl letzt. Er denuncirte beim Gerichtsamt Döhlen. Ziesche st<s Alles fast in Abrede, er will sich weder widersctzt. noch er beleidigt haben; im Gcgenthcil. er sagt, er habe gebetl ihn loszulassen, er habe seinen Namen unverzüglich genan und gar nicht einmal gewußt, daß der Weg ein verboten gewesen sei. Ein gewisser Töpfer sah, daß der Flurschiß den Arrestaten bei der Brust fcsthielt und somit ein Hin- Herschieben sich entwickelte. Ein anderer Zeuge, Rudolph, sl daß Ziesche sich losriß. Der Flurschützc Starke hat se^ Aussage beschworen. Herr Staatsanwalt Held meint, Widersetzlichkeit sei allerdings constatirt, aber sie sei so geriii fügig, daß man recht gut aus eine nicht unerhebliche Hera setzung der Strafe eingehen könne. Ziesche, befragt, ob! zum Schluß noch etwas anzuführen habe, tritt ruhig und sonnen vor u. sagt: „Ja, meine Herren! der Flurschütze hat: ortwährend mit dem Flintenkolben in den Rücken gestoßl Ich sagte zu ihm: „Lassen Sie mich doch gehen, ich>ruß> an meine Arbeit, es ist die höchste Zeit"; aber cs half AÜ nichts, trotzdem, daß ich ihm gute Worte gab, stieß er dj mit der Faust und dem Gewehrkolben auf mich hinein! Gerichtshof milderte heut die Strafe; aus den 8 wurden 3 Ta Die zweite Sache spielt in der 'Nähe des Kammergutes bei Schäferei un) zwar am 30. August 1861 gegen halb 7