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I'',m «Frschentt: «Gtch stütz 7 lM- Inserat« »erb«» »,-«n»wm«a: ki,««ds0,«-«n' 1» Ußr : Mart«fir»ß« 13. Anpig. i« bits.VlaN«. d«, jetzt i» U.vav «xemPlanL erschein, finde» et« rrstlgrcich« »erdrritntz,. t Zehnter Jahr,. Montag 3. April 1833 ^öonnemeut: I vierteljLhrlich 2üNch bei unentgeldlicherN:. ferung in'ö Hau». Durch die Königl. Pr dierleljährlich 22 Rg" Sinzelue Nummer, 1 Ngr. Tageblatt für Uaterhalttmg und Geschäftsverkehr. MSvedaeterw: Theodor Drobisch. Inseratenpreisen Für den Raum »t» gespaltenen Zeile? 1 Ngr. Unter „Sing sandl" dir Zeile Druck und Ligrnthu» der Herausgeber: Etztstfttz 3k N-iHOkdl. — Leraunvortlichrr Redacteur: InliUS Relchardt. Dr«sdck«, den S. April. — Sin wackerer Kämpe auf dem Gebiet der Glauben», fteiheit, Herr «eh. «irchenrath vr. R. Käusser, hat jetzt ein Schriftchen heraus-egrben, da« den Titel führt: „Evange lium und Wissenschaft. Zwei Stücke au» vr. Luther» Schriften zunächst für seine jetzigen und ehemaligen Confir- rnandm nebst einem Vorworte und einigen Anmerkungen zum Besten der bestehenden KLuffer-Stiftung im Sächs. Pestalszzi- Lereine." — Wir erlauben un», au» dem trefflich geschriebenen Vorwort folgende Stelle unfern Lesern vorzuführen: „Lieben Leute; ich hatte neulich schon Folgende» in mein Tagebuch geschrieben und wollte e» in eine Zeitung rücken lasten; ich würde e» auch, wenn e» nöthig wäre, in alle Welt drucken lasten: Hoffentlich werden unsre Regierungen durch die neu lich« Laesvlie, (d. h. Rundschreiben) de« Papste« sich nicht beirren und da» Heft au» den Händen nehme« lasten, sondern Vielmehr einer edlen, sage edlen Menschlichkeit »ehr Raum unter sich gewähren. Wo nicht, so dürften auf Grund der heiligen Schrift, der besonder» durch Koperniku« völlig ver ändert« Ansicht de» Wrltgebäude«, wie auf Grund der mensch lichen Vernunft und Geschichte, Dinge zur Sprache kommen, welche seit achtzehn Jahrhundert« nicht also sind gehört wor den und welche weder au sich noch in ihrer Tragweite der Papst'« versteh« scheint. Lump« freilich, denen an der Persönlichkeit Jesu, ja an Gott überhaupt nicht» heilig ist, mag ein redlicher Christ auch nicht dienen; aber spannt man den Bog« zu hoch, so reißt, sagt die Erfahrung, endlich die Sehne. Sin christlicher Theolog a« Rande de« Grabe». — Jedoch ich schreibe nicht leicht öffentlich ohne mein« Ramm — uu» s» rühmet Ihr «» hier hi«. Ein großer Trost für mich, wenn ich »ein Haupt zu» letzten Schlummer einst niederlese, werden nächst d« viel« Hauptmittrln der Erleuchtung und Heiligung, welche un» Gotte» Gnade gegeben hat, die Loko motiven in Gotte» Hand sei»; denn so wie einst die Buch druckerkunst der Reformation vorauSgrhen mußte, so bereit« im Walt« Gotte» die Lokomotiven sicher eine socialere, menschen freundlichere Gestaltung der Dinge vor. Die Völker lernen einander mehr vertragen und da- Gut« hüb« und drüben mehr kennen und acht«; e» bahnt sich so ein Einfachere», Lichtere» dm Weg. Bi» dahin und zu dem Ende keinen Schritt rückwärt»! Jndrß in dem, wie vorwärts zu gehen sei, thuet Ihr allerdings da» Sure, jedoch achtet immer streng auf die Bestimmungen Gotte« im erleuchteten Gewiss«, daß Ihr nicht eigenwillig werdet und, wie die Schrift sagt, selbsterwählten Gottesdienst (Koloss. 2, 23) treibet. Segne Euch Alle Gott und „lasset Euch nicht da» Böse überwinden, sondern über windet Ihr da» Böse mit Gutem!" Kffr. — Im Saale der Ecntralhalle fand am I. April eine öffentliche Arbeiterversammlung statt, die von ungefähr 500 bi» 600 Personen besucht war. Herr Fritsche aus Leipzig beleuchtete in längerer öfters vom Beifall unterbrochenen Rede die Bestrebungen der Arbeiter, gab einen Abriß der Geschichte de» deutschen Arbeiterverein» und wies die Bedenken zurück, die man geg« die Tendenzen der Arbeiter hege. Sehr bitter wurde Redner, al» er auf den Nationalverein zu sprechen kam, der die Arbeiter mit Füßen getreten habe. Er beleuch tete da» Verfahr« diese» Verein» in der deutschen Flotten angelegenheit, wo über 90.000 Thlr.« die das deutsche Volk gesteuert, noch nicht öffentlich Rechnung abgelegt worden sei und man nicht wisse, ob da» Geld noch vorhanden sei. Mit glühend« Färb« schilderte der Redner da» Elmd und die Noth in dm Kabrikdistricten England», Frankreich» und Bel gien». Nachdem noch mehrere andere Arbeiter dieses Thema auSgeführt, sprach der Vorsitzende, Kupferschmiedemeister Finsterling über die Arbeit«einstellung«. Er warnte vor denselben, zeigte, daß der AuSgang gewöhnlich geg« die Ar beiter ausschlüge, da« beweise England, lieber möchten die Arbeiter sich für das allgemeine und directe Wahlrecht au«- sprrchen, da» ein radicalrre» Mittel sei. Die Arbeiter würden zwar ih,« College« stets ihre Shmphathie zuwenden, doch würde mit solchen Arbeitseinstellung« seit« etwas erreicht. Dw Versammlung verlief in ruhigster Weise. --7- -f veffenrlich, Gerichr-verhandlungen vom » (Schluß). Um 11 Uhr entwickelt sich auf der An- «u. "" andere» Bild, weniger traurig, aber auch nicht -^jIrsse. Widersetzlichkeit liegt vor und diese» Ber- Elarl Wilhelm Ernst Wahl, ein Handarbeiter aus AaEA?§chuldigt. Dahl ist 31 J-Hre alt, evangelisch, »u dauern » L,d,ren, und Later von zwei Kin« brru. «ep ch „ criminell noch nicht, nur einmal wegen vtlerdrgunS t tz Gefängniß. „Schule — sagt er — habe ich werr» Lesen kann ich, aber schreiben nicht viel!- Zuerst ^ ^ ^en, jetzt betreibt er Handar beit«» 0" « ugm s,ud erschien«, zwei Gefangrnwärter von Nr S »er Wahl hatte wegen Belei digung eine sech-tägige Gefängnißstrafe abzubüß«. Gr wurde vorgelad«, hereinzukounnen und die Strafe endlich anzutret«. Er kam und bei dieser Gelegenheit behielt man ihn gleich da, was ihm nicht pass« mochte. Das geschah am 6. März dieses Jahres. Mw« führte ihn in Nr. 9 der Landhausstraße in die sogmannte Oksttirstube i» -streiten Hofe parterre rechts, wo jeder Arrestat eintreten muß, wo Jeder untersucht wird, ob er rein ist, und wo Jeder 'feine Taschenkleinodien, nament lich Messer und Schlüssel und Geld ableg« muß. Das sollte auch Wahl thun. Er war nüchtern, weigerte sich aber, Alles herzuzeben, bis er gezwungen wurde. Da er „rein" war, konnte er sich wieder anziehen. Da« wollte er auch nicht. Endlich that rr'S und sollte nach seiner zukünftigen* Gefäng- nißzelle im andern Hause in'« dritte Stockwerk gebracht wer den. Im Visitirzimmer befand« sich nur die beiden Gefan- genwärter Gasch und Ludwig. Gasch schaffte den Wahl fort, aber das ging nicht so leicht. Er stemmte sich an die Thür pfosten. Er sagt, er hätte geschwitzt und man hätte ihn nicht vollständig anzirhen lass«. Jndrß, die Zeugen bekunden, er habe alle Kleider angehabt, nnr den Rock habe er über dem Arm getrag«. Da mußte der Gefangenwärter Ost hinzu kommen, der in der Stube ckrn schrieb, und nun beförderten ihn die Zweie mit Gewalt hinauf. Im Arresthause selbst angrkommen, stemmte er sich mit den Füßen geg« die Stufen der Treppe, riß sich laß. schlug den Oft mit der Faust in s Auge, daß da» Blut hernntrrlief. und Gasch erhielt eins aus dm Kopf. Da mußte «in Dritter zu Hilfe kommen, der Ge- fangrnwärter Ludwig, dem'S aber noch schlechter erging ; denn er biß ihn so stark in de» Finger, daß er sich ärztlich unter- snch« und lange kurirm lass« mußte. Sr sagt, er habe das ge- tha«, «n fei» Leb« z».«tte»r denn Ludwig habe ihn am Halstuch gefaßt und gesagt: ,Fuder verdammtes, soll ich Dich erwürgen!?" Auch will er ei» Paar „richtige Schelle«" schon i« Visitirzimmer erhalt« haben, was aber die betreffen den Beamt« in Abrede stellen. Der 35jährige Gefangen wärter de« Arresthauses Johann Gottfried Ost, seit heut als Obernachtwächter bei der Polizei angestellt, dekuuder ebenso, wie sein ehemaliger College, der 3 t jährige Gefangenwärter Friedrich Wilhelm August Ludwig, das bereits Erwähnte. Beide beschwören nach ernster Verwarnung ihre Aussage. Der Vorsitzende, Herr Gerichtsrach Einert, liest Leumunds zeugnisse über das frühere Verhalten des Wahl vor, sie klin gen sehr gut, namentlich da« vom Ortsgerichtsschöppen Ernst Herrmann zu Neukoschütz, der ihn als einen stets friedlieben den Mensch« lobt, der gern „seine Steuern richtig zahlt". Herr Staatsanwalt Held beantragte kurz d:e Bestrafung Wahl's, die auch geg« 1 Uhr Mittags mit fünf Monaten Arbeitshausstrafe erfolgte. Wahl ging ruhig ab. — Am Abend des 1 April fand vor einem gewählten Publikum die erste öffentliche Prüfung der Theaterschulen im Conservatorium statt. Es wurden neben der Titus- und Prometheus-Ouverture 3 kleine Stücke aufgeführt: Der erste Kranke, die Dienstboten, und Hans und Hanne. Im Ganzen wurde brav gespielt und die Aufführung mit Beifall ausge nommen. Sämmtliche Theaterschüler und Schülerinnen zeigten das eifrigste Bestreb«, den Anforderungen der Bühne ge recht zu werden. Die Leistungen des Abends legten Zeugniß von der trefflichen Leitung des ganzen Instituts durch Herrn Hofschauspieler Heine und Herrn Direktor Pudor ab. — Heute findet im Hoftheater eine Erinnerungsfeier an den vor Kurzem hier verstorbenen Dichter Otto Ludwig statt, indem dessen „Erbförster" vorgeführt wird. Es ist von der öfters bewährten Humanität der Theaterdirektion wohl zu er wart«, daß ein Thril der Einnahmen den Hinterlassenendes Dichters zufließen wird. — Heute giebt Herr Stabstrompeter Böhme mit seinen vereinigt« Chören ein Concert im Lincke'schen Bade. — Dem Vernehmen nach sollen in die erste und zweite Etage de- Hauses in der Echloßstraße, in welchem sich di« Königl. Hofapotheke befindet, in nächster Zeit die Königliche KreiSdirection, in die dritte Etage aber interimistisch und bis zum projectirten Neubau der Polytechnischen Anstalt die Bau gewerkenschule »erlegt werden. Bezüglich der neulich erwähn ten K. Porzellan-Niederlage hören wir, daß dieselbe doch noch in die Raume der Schloßstraße verlegt wird. — In dem gestrigen Referat über die neue Turncrfahne muß es statt: „der Turnverein von Alt- und Neustadt" heißen: „der Turnverein von Neu- und Antonstadt." — Ein praktischer HauSmann in der Grimmaischrn Straße in Leipzig erklärte dieser Tage einem Vorübergehenden, daß er gezwungen sei den Schnee, da er Fuhrwerk um denselben fortzuschaffen nicht auftreiben könne, zu verbrennen. Man sah auch wie er den Schnee massenhaft aus dem Hofe nach dem Waschhause, wo er ein großes Feuer unter einem Kessel unterhielt, wandern ließ und die Verbrennung mit Erfolg handhabte. — Gestern Mittag stürzte mit kolossalem Getöse eii Schnrelawine vom Dache des Zeughauses. Die Schildwaö machte noch rechtzeitig «in« Seitensprung, sonst wäre sie gA wiß sehr beschädigt worden. Ein Herr wurde zum Theil di von getroffen und hinkte höchst betrübt von dann«. ! — Am 31. v. MtS. stürzte auf dem Falk'schrn Kohle ^ werke in Bockwa der im 20. Lebensjahre stehende Bergarbeit Rau aus Zschorlau mit dem „Hund" 40 Ellen tief in ds Schacht und erhielt hierbei solche Verletzungen, daß er soso starb. Rau wollte den gedachten Hund auf ein Gert schieb«, wußte aber nicht, das Letzteres fehlte und WM . dadurch mit in den Schacht hinuntergerissen. — Eibenstock, 31. März. Von dem enorm« Schm fall und dm kolossalen Schneemassen welche hier liegen mach Sie sich kaum einen Begriff. Kein Mensch sah in so kurz ^ Zeit, d. h. innerhalb 48 Stunden so fürchterlichen Schn > herabfallcn. Die Verbindung zwischen hier nach Johann-Gl l orgmstadt ist so gut wie ganz aufgehoben und nach Karlsfel ( rxistirt faktisch keine. Die Post nach Johann-Georgenstal geht nicht mit groß« Schlitten, sondern nur mit kleinT Rennschlitten, wo blos die nöthigsten Postsachen aufgepaR sind. Die Pferde sinken oft bis an den Hals in den Schnei Die Abendpost des Dienstag kam erst Mittwoch Nachmittag von Johann - Georgknstadt und die Schneebergcr Nachtp, Mittags 12 Uhr. Der eine Postillon fiel beinahe ohnmächt zu Boden. Der Schneepflug geht mit acht, selbst 12 Pfe den. Man fährt und geht zwischen Schneehöhen wie sie wo noch nicht ex stirt und kleine Häuser sind fast ganz eingeschnei — Eine etwas dunkele Annonce bringt das Olbernhau Wochenblatt wie folgt: „Nächste Woche empfehlen ausgezeit net fettes Mast-Ochsenfleisch (vom RittergutSbeptz Hrn. Böhme in Wernsdorf) ü Pfd. 3 Ngr. 6 Pf. Carl u» ^ Gotthold Krcher." Mary Krebs Wie eine Lichterscheinung aus einer andern Welt ginl . dieses wunderbare Kunsträthsel an uns vorbei. Der Eindrui ft den Marh Krebs in allen Kreisen hinterläßt, ist ein nrächt,- ger, unauslöschlicher. Ganz besonders aber wird sie de-z Künstlern Löwenbergs unvergeßlich bleiben. Der Enthusiat - mus, den sie grade bei den Mitgliedern der Fürstlich« Hoi. > kapelle hervorrief, und der sich in einer Weise, wie sie st Löwenberg wohl gar nicht vorgekommcn ist, Ausdruck der- ' schaffte, er ist das erfreuliche äußere Merkmal der hohe Kunstbegeisterung, die den Künstlern innewohnt, er ist um s* höher anzur< chnen, je bewußter die Bewunderung, welche da 1 wunderbare Kind in uns weckte. j: Mary ist eine Erscheinung von dem Range und der B« i- deutung der ersten unserer Zeit; ihre Kunst hat einen Gra i. der Vollendung erreicht, der sich mit ihrem kindlichen Alt« in gar kein Verhälmiß bringen läßt. Bei vollendeter B< herrschung des Materials, eines Anschlags von wunderbare ' Modulationsfähigkeit, einer Ausgeglichenheit in d« schwierig - sten Passagen und einer unfehlbaren Sicherheit, wie sie uni bei den ersten Künstlern ihres Instrumentes nur sehr selte ft vorgekommen, ist es namentlich das klarbewußte, geistige, tie ' innerliche Durchvringen des Stoffes, die hohe Intelligenz, rn ! welcher sie den verschiedensten Kunstaufgaben gerecht zu wer g den weiß, was uns die Ueberzeugung verschafft, daß in di« sem Kinde der echte Genius wohnt. ft Und das macht den tiefen Eindruck, der dem Gefühl ft unbeschreiblicher Rührung am nächsten kommt, erklärlich, dei Mary Krebs wie überall, wo sie bisher auftrat, so auch hie- hervorbrachte. I,, In einem Kmde alle die seltenst« Eigenschaften, wie st dem gereift« Künstler nur nach unsäglichen Müh«, naö langem Ringen zwischen Wollen und Können eigen werd« ft vereinigt zu sehen, das erfüllt uns mit Bewunderung von den Walten des göttlichen Geistes, das muß den schlimmster Zweifler an dem Dasein Gottes bekehr«. So viel von der Künstlerin Marh Krebs. Ja ihrem gesellschaftlichen Umgänge ist es eine unbe ft schreibliche Anmuth und Naivctät, welche bezaubernd wirken- Die natürliche Einfachheit und rührende Bescheidenheit, mi s welcher sie kaum zu ahnen scheint, welche Bedeutung ihre klein« Persönlichkeit in Anspruch zu nehmen berechtigt ist, geber" t Bürgschaft dafür, daß Mary alle Bedingung« in sich der, ^ eint, um den höchsten Gipfel in der Kunst zu erreichen. Und so rufen wir der herrlichen, jungen Künstlerin, den Liebling der Musen, ein herzliches „Lebewohl" und „Au -.1 Wiedersehen!" zu. War es uns durch die Gnade unseres hohen Fürster und Herrn vergönnt, uns an dem mild« Glanze der auf , gehenden Sonne zu erwärmen und zu erfreuen, so hoffen wir ' dieses glänzende Gestirn am Kunsthimm l später auch in Zenith seines Glanres bewundern ,u dürfen