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Lanz verküm««rt. Blaß ukd mager und mit lahmen,. ver krümmten Füßen hinkt, auf einen Stab gestützt, der kleine Mann herein. Seine Kleidung ist gewählt. Er zählt erst 46 Jahre, nennt seine Heimath Königstein, erlernte d« Litho graphie. seit 20 Jahren und mehr >twa betreibt er die Bild hau °rei und Malerei In Pirna, wo er 2> Jahr erst wohnt, ve heiratbete er sich ,um zweiten Male und bat aus beiden Ehen 3 Kinder. Bestraft ist er schon oft wegen Diebstahl«, Betrugs, Unterschlaaunq und Falschmünzerei. Mit ihm er scheint Carl Gottlob Klotzsche aus Boden gebürtig, 35 Jahr alt, seit 1858 in Pirna wohnhaft. Zuerst war er Müller, verlegte sich dann aber auf Ma>chinenbauerei. diente II Jahre bei dem Gardcrriterregiment und war 1 l Jahre davon Un teroffizier. Er erhielt seinen ehrenvollen Abschied. Auf dem Gerichtstisch liegen in einem Couvert eine Anzahl falsche lOthälerige weimarische Banknoten. Goldschmidt ist beschul digt, 13 bis 14 lOlhälrigr Banknoten gefragt und Klotzsche sie unter die Leute gebracht zu baben. Goldschmidt war sei nem Gevatter Klotzsche Geld schuldig, etwa 10 Thlr. Er wurde von ihm gedrängt und gemahnt, da er selbst Geld brauchte. Er hatte Wechsel und andere Schulden. Sie ver einbarten sich bald zu dem Unternehmen, das sie heut auf die Anklagebank brachte. Klotzsche sorgte für eine echte lOthä lerige w imarische Banknote, die leicht nachzumachen ist; er hatte noch einthälerige Kassenscheine, deren Nachahmung aber dem Genossen schwieriger erschien. Goldschmidt ging ans Werk Sein Gefährte gab ihm »och 6 Silbergulden, damit ei unbekümmert um äußere Nolhdurst arbeiten könne. Gold schmidt erklärt heut, wie ers gemacht. Er habe sich gewöhn- l ches Scbnitzer Schreibpapier besorgt, die Banknote durchge paust und das Uebrige mit Pinsel, Feder und chinesischer Tusche vollendet. Das Durchpausm habe dabei auch Klotzsche gelernt und mit Erfolg probirt. Das Wasserzeichen wird ge wöhnlich mit einer Mischung Wasser (einen Fingerhut voll) und 1 Tropfen Zitronensäure und einen Tropfen Vitriolöl fertig gebracht. So wurden 13 bis 14 solche Bank noten fabrizirt und zwar in der Zeit von Ende No vember bis zum Mittwoch vor Weihnachten 1864. An der erstm Banknote arbeitete er Wohl vier bis fünf Tage und als eine Partie fertig war, gingen Beide nach Dresden, wo sie umgewechselt und der Gewinn getheilt wurde Die Ausgabeorte waren zumeist Dresden, Kötzschenbroda, Pieschen, der wilde Mann, überhaupt die Lößnrtz. Im Anfänge waren Beide beim Versilbern der Papiere zusammen, die letzten fünf Stück setzte Klotzsche allein um, von ihnen erhielt auch Gold schmidt weniger als sein College. Beide gestehen fast Alles zu und weichen nur in Wenigem von einander ab Theils Versucht, theils ausgesührt wurde die Anbringung der falschen Papiere bei den hiesigen Kausleuten Noch, Schwenke, Clajus und Haselhorst auf der Meißner Gasse, bei Kurt Albanus auf der Schloßstraße, auf dem Altmarkle beim Conditor Trepp und in Stadt Neudorf beim Kaufmann Pätz. Im December 1864 Abends 6 Uhr kam Klotzsche in den Laden des als Zeugen erschienenen Herrn Curt Aibanus, kaufte Cigarren und zahlt« mit einer oben erwähnten fals l en Banknote, die dem Albanu« durch's Fühlen mit den Fingern allerdings etwas selten vorkam, da er aber grade sehr beschäftigt war, so nahm er sie an, merkte sich aber schnell den Käufer, der sehr wort karg war und den Hut sich tief in's Gesicht gequetscht hatte. Der gerichtliche Sachoersläi.dige hat die falschen Banknoten > untersucht und gefunden, daß das Wasserzeichen bei einigen sehr schlecht sei, bei einigen ganz fehlte; schon deshalb hätten sie erkannt werden müssen. Der Unterdrück war ebenfalls , weggeblieben, außerdem fanden sich viel orthographische und sthlistische Fehler vor Die bräunliche Farbe des Papiers, die erst leicht aufgetragen war, vermittelst Pinsels; hatte sich an den Slitenwänden theilwcise auch schon ganz abgerieben. Das Gutachten wird nun verlesen. Herr Staatsanwalt Heinze hebt die offenen Geständnisse hervor, die Thatsachen lägen offen da, die Miturheberschaft charackeri- sire sich bei jedem Einzelnen. In Bezug aut die Abmessung der Strafe entscheide gew.ß die Menge und Sorte der ge fälschten Papi>re,^dic hohen Bewäge und der Umstand, daß das Erk nnen der FUsificate gar nicht so leicht gewesen sei, Wie die hinzugezogenen Sachverständigen erklärt haben. Bei Goldschmidt komme aber noch die NücklälluJeit hinzu. Herr Heinz« beantragte d<ßhalb die Bestrafung beider Angeklagten. Herr Advocat Nobert Fränzel, als B rtherdigcr des Hauptan geklagten Goldschmidt, heb: hervor, daß durch die offenen Ge ständnisse die Untersuchung einfacher und das Feld der Ver teidigung kleine geworden sei. Er bittet um milde Strafe, ebenso wie der Vcnheidiger Herr Advocat Kunhich für seinen Clienten Klotzsche. Letzterer befragt, ob er noch etwrs an- Juführen habe, murmelte unter heißen Thränen nur unver ständliche Worte, Goldichmidt sagte, ebenfalls schluchzend: ,Hch bitte blos, nehmen Sie Rücksicht auf meine Frau und meine Kinder, auf meine kränkliche Lage und bandeln Sie christlich!" Goldschmidt erhielt sieben, Klotzsche vier Jahre Zuchthaus. — Angeklndigte Gerichtsverhandlungen. Heute Bormittag finden sollende Bei Handlungstermine statt: 9 Uhr Privatanklagszche der Johanne Rosine verebel. Petzold Wider den Mu kus Herrmann Apel allhier 10 Uhr Privatanklag sache des Schneiderin« ster August Baum wider den Privatus Christian Ger'ach allhier 10' Uhr Privatanklaqsache des Gutsbesitzer Carl Gottlieb Zumpe in Wrlschcorf wider den Gutsbesitzer Traugott Gottlieb Gemmlich daselbst, ll Uhr Wider den Handarbeiter Carl Eduard Funcke Hierselbst wegen i Unterschlagung, lls Uhr Gerichtsamt Tbarandt wider den Handarbeiter Gottlieb Traugott Herklotz zu Klingenberg wegen Diebstahls. Vorsitzender: Gerichtsrath Ebert — Den 1 April Vormittags 9 Uhr Wider Christiane Friederike Hinkel aus Grumbach wegen Diebstahls und Betrug. Vorsitzender: Ge richtsrath Ebert. Vormittags l I Uhr Wider den Hand arbeiter Carl Wilh'lm Ernst Wahl aus Neucoschütz wegen I Widersetzlichkeit. Vorsitzender: Gerichtsrath Einert. — AuS Oberwiesenthal, 28. März, berichtet das Dv.' Journal: Wenn gestern in den Vormittagstunden ein Reisender den Weg nach den Tellerhäusern ''einem I f Stunden vom Kirchorte entfernten Parochialtheile) passirt hätte, dem wäre der Anblick eine« ergreifenden Bildes geboten gewesen. Eine Mutter trug im Korbe durch tiefen Schnee und übe un gebahnten Weg den kleinen Sarg, in dem ihr IZ jähriges Kind lag, hierher- zur Beerdiaung. Sie selbst war erst vor etwa 3 Monden des jüngsten Kindes genesen; der Ehemann liegt seit f Jahren krank danieder. Begleitet war die Mutter mit ihrer schmerzlichen Bürde nur von des Kindes Großmutter! — Der Winter scheint sich bei uns in Permanenz erklären zu wollen. Es schneit, als gälte es, einem längstgefühlten Bedürfnisse ad- zuhelfen, und der Sturm macht die Passage unsicher. Königliches .Hoftdeater. ^ Am 2't. März. „HanS Lange" betitelt sich ein vier- actiges Schauspiel von Paul Heyse, das gestern zum ersten Male hier und mit durchschlagendem Erfolge in Scene ging. Es hatte sich nicht gerade ein überaus zahlreiches, aber ein sehr feines Publikum hierzu eingefunden. Erster Rang, Par- quet und Amphitheater waren gefüllt, fast die gesammten hohen Herrschaften waren erschienen; wir bemerkten auch Ihre Ma jestät die Königin Wsttwe. Und doch ist das Stück «in recht populäres, es »st eine Verherrlichung des Bauernstandes, bei dem der Fürst in die Schule gehen muß, um einen übrr- mütbigen, selbstsüchtigen Adel, der sich zwischen Krone und Land geschoben hat, abzuschütteln. Das, was wir an dem Stücke tadeln, ist, daß der Held des Drama nicht sowohl der Bauer Hans Lange, als der junge Herzog von Pommern, Buislaff, ist. Der eigentliche Held bewegt sich nur in zweiter Linie, während dem Gegenspieler vom Dichter die Hauptrolle zugedacht ist. Wenn auf der Bühne nicht das Fertige, das Gewordene interrssirt, sondern das erst Werdende, so müssen wir den Schicksalen eines unglücklichen Fürstensohnes, der Entwickelung seines Charakters, mag dieselbe noch so sehr vom Hans Lange bestimmt werden, eine größere Theilnahme zu- wcnden, als dem Schalten und Walten eines Bauern, dessen Charakter von vorn herein in seiner ganzen naturwüchsigen Kraft dasteht und eine Entwickelung oder Steigerung weder zuläßt, noch erfährt. Ziehen wir aber selbst noch ab, daß die Sprache in manchen modernen Wendungen sich von der Ausdrucksweise des Jahres 1476 entfernt, so bleibt trotzdem noch ein treffliches Stück übrig, das bei einer so guten Be setzung, wie der gestrigen, auf lange Zeit hoffentlich unserem Repertoire erhalten bleiben wird. Die Handlung ist bewegt, die Charakterzrichnung fest; mit deib realistischer Naturwahr- heit werden Hofbben und Bauernstand geschildert, letzterer in seiner gan>en treuherzigen Loyalität, welcher der häufige Auf blick zu Gott nicht fehlt Die freie offene Sprache eines Mannes aus dem Volke, der den Fürsten unerschrocken ihre Fehler vorhält, steht im wvhlthuenden Gegensätze zu den Ea- balen des Hoflebens und der Grundgedanke, daß wenn Fürst und Volk zusammenhalten. kein intriguanter Adel das Ver trauen und die Macht nach außen erschüttert, ist sowohl zeit gemäß, w«e sittlich. Es weht ein humaner Geist durch da« Ganze. Mit einigen Kürzungen im vierten Acte wird das Stück bei seiner heiteren, angenehmen Stimmung eine gleiche wohlthuende Stimmung erzeugen und der zahlreiche Hervor ruf, mit welchem d«S Publikum gewiß auch den Dichter mit ehren wollte, sich wiederholen. — Herr Winger war ein vor züglicher Hans Lange, ein Bauer, aus einem Stücke Eichen holz geschnitten, die Personisicatisn des gesunden Menschen verstandes und Mutterwitzes, wie nicht minder der sogenann ten Bauernklugheit. Letztere Eigenschaft brachte sei» Groß knecht Henning, Herr Kramer, in überaus packender Weise zur Geltung; er war von köstlichem Humor. Auch Dörte, Lange'« Tochter, eine derbe Bauerndirne, wurde von Frl. Guinand gut vertreten. Herr Dettmer war ein stürmischer Jüngling, eine gewisse Ähnlichkeit mit Herrn Devrient's Sigismund in „Das Leben ein Traum" ließ sich nicht verkennen. Frau Bayer wußte sich in das Zweideutige ihrer Nolle mit großer Gewandtheit zu schicken. Herr Jaffa «IS Hofmarschall von Maffow war unS nicht intriguant genug ; die sinnlichen Be ziehungen. die zwischen ihm und der von ihrem Gemahl ver lassenen Herzogin obwalten, kamen nicht ganz zur Geltung. Hingegen waren die Herren Heese und Weiß echte Repräsen tanten des zechenden Adels; letzterem gelang die Rauschscene nicht übcl. Herr Meister als Jude Hevoch hätte noch etwas mehr jüdeln und mauscheln scllen; er schien uns den Dialect noch nicht ganz zu beherrschen Fräulein Berg als Mutter des Hans Lange, Herr Kobelstein als Reiter spielten recht brav. — Dir Dresdner Nachrichten oder: Bekenntnisse einer schönen ZVedaetisnSseele. In den grauen Tagen der Vorzeit gingen die Alten an kein Geschäft, ohne erst ein Votum, eine Libation oder eine Apostrophe an und für die Götter dar^ und aus gebracht zu haben. Wir wollen jetzt bei dem Wechsel des Quartal- auch an ein Geschäft geh:n und mit dem Publikum eine kleine ver trauliche Unterredung halten. Nichts ist schwieriger, als von sich se.bst reden; aber warum nicht, zumal andere Blätter dies; doch von sich auch thun, oder Andere reden lasten. Für uns bricht Keiner eine Lanze, das steht bombenfest, da kommt der liebe blaffe Neid schon zu sehr in- Spiel, denn ein Blatt, das über 1 1,000 Abonnenten zählt, tagtäglich erscheint und mit wahrer Bcserkcrwuth nicht nur tn Dresden, sondern in den ganzen sächsischen Landen gelesen wird, das eben ist der kohlensauere Artikel, der sich nach der Melodie: „Nage, nage, gist'ger Wurm!" in Herz und Nieren eingebiffen hat. Aus diesem Grund« wird nun nicht versäumt, uns, w» es nur immer geht, einen Knipp zu geben. Man versucht auf uns herum zu trommeln, und dies geschieht meist von Leuten, die uns gar zu sehr thre ultra- liberalen und erzdemagogischen Gesinnungen rinimpfen und unser Blatt zum Tummelplatz und Ankergrund ihrer Ansichten und Meinungen machen möchten. Täglich s» 6V- bis 76,006 Leser, zwei Drittel davon in den Schichten des BolkeS, welche Alles mit Glerexfaff«,, wall Ihnen gedruckt, »htz' namenMch von Dresden, von der Residenz au« vor Lugen geführt wird, das wäre jenen Leutchen freilich rin gefundene« Esten. Uns Mangel an Freismnigkeit vorzuwrrftn, wird Wohl Keinem einfallen, der die Tendenz unseres Blattes kennt und demselben nur einige Aufmerksamkeit' geschenkt hat. Ein Tage blatt für Geschäftsverkehr und Unterhaltung kann sich nicht täglich auf pöntische Leitartikel klemmen, wo, wie oft ander wärts, doch nur leere« Stroh gedroschen wird. Es ist zwei tens kein Hühnerkvrb, wo gewisse Individuen, die am politi schen Pips leiden, ihn rothen Eier hinrinlegrn können. Mit unversöhnlichem Haß wider alles Falsche und Rechtswidrige kämpfen wir für Recht und Freiheit zu jeglicher Stunde, so weit es die Grenze der Vernunft gestattet und Zeit wie Leben uns den Stoff dazu in die Hand giebt. Mit Keulen d'remschlagrn geht nicht; irgend einer Unvernunft oder Thorheit «in Klett« chen angehangen, wirkt weit mehr, nnd für geringere Sachen dieser Art ist der „Briefkasten" vorhanden, itz Abgewiesen, wie immer, werden die breitspurigen Stu- b »gelehrten, die nicht selten ihre Weisheit über Dinge aus kramen wollen, von denen das Volk weder Gig noch Lax versteht. Dinteverschwendende Schönredner, die sich gern ein mal gedruckt sehen möchten und uns lhrew literarisch«» Band wurm als gemeinnützliches, furoremachende« (?) Werk an Ken Hals hängen wollen. Die Sonntags-Leilage ist der Unterhaltung gewid met und werden wir auch hier Erzählungen und Novellen von namhaften Schriftstellern bringen, wie denn auch die religiösen Gedichte fernerhin darin Raum finden werden, in dem gerad« dieselben nicht nur in der Frauenwelt, sondern auch in Männerkreisen sich großer Theilnahme erfreuen. Ebenso werden wir auf ein reichhaltiges Feuilleton bedacht sein, wöchentlich die „Politische Umschau" fortsetzen und Alles in unser» Bereich ziehen, was staatliches und städtische- Interesse hat. Zum Ende hier freundlichen Gruß allen unfern ver ehrten Lesern. Unter „Lesern" verstehen w»r die Abonnenten. Dir nichtabonnirten Leser zählen nicht, die KaffeehauS- Leser, die Mit-Leser, die zweite-Hand-Leser, die Seien-Sie-so-gut-und-borgen-Sie-mir-die-heu- tigen-Nachrichten-Leser, die auf-der-Straße-ge- schwind-beim-A«»träger-Leser, die vom-holenden- Dienstm8dchen-auf>der-Treppe-Leser, alle Die zäh len nicht«, denn wenn wer nichts zahlt, zählt nichts. Das ist unsere Meinung und somit — Gott befohlen. Italien. Am 21. d. M. ward in Forlimpopoli (Romagna) ein gewisser Mazzolini, einer der in den Volks versammlungen ausgetretenen hauptsächlichsten Redner zu Gun sten der Abschaffung der Todesstrafe, von unbekannter Hand und aus unbekannten Gründen meuchlings gemordet! * In der Normandie ist ein Giftmischer, ebenfalls wieder «in Arzt, entdeckt worden. Derselbe soll den Mann einer jungen Frau, in die er verliebt war, und seine eigne Frau vergiftet haben, um die erste heirathen zu können. Er habe sich, so heißt es ferner, vorher von seiner Frau zu ihrem Erben einsetzen lasten, um sich so ihr Vermögen zu sichern. Ein Dienstmädchen des Mannes, das zufällig von den für ihren Herrn bestimmten Getränken gekostet hatte, ist das dritte Opfer. Die Sache kam dadurch heraus, daß der Arzt sofort nach dem Begräbnisse seiner drei Opfer seine Heirath mit der Wittwe verkündigen licß. * Ueberschwemmung. Die „K. Ztg." schreibt au« Bucharest, 15. März Zum zweiten Mal in dem kurzen Zeiträume von neun Monaten ist die Hauptstadt der Walachei von einer furchtbaren Ueberschwemmung heimgesucht, und ob gleich Jedermann, der die ungeheuren Schneemaffen, welch« im Februar gefallen sind, in Berechnung zog, mit Bestimmtheit eine WasserSnoth bei eintretendem Thauwetter Voraussagen konnte, ist doch wiederum nicht da- Geringste geschehen, um das Unglück abzuwenden oder den Verunglückten rechtzeitig Hilfe zu bringen. Auch die allernothwendigsten RrttungSwerk- zeuge, wie Kähne und Flöße, fehlten gänzlich, als vorgestern Abend das Master unaufhaltsam in den Stadttheil Jsvor drang und denselben vollständig überschwemmte. Etwa 50 Flöße, welche man bei der vorjährigen Ueberschwemmung zur Rettung von Leben und Eigenthum der Bewohner gebaut, hat die Munic palität im Laufe des Winter« als Brennholz verwerthet, und die ersten Rettungskäbne mußten meilenweit von den Güürn einiger Bojaren he-beigeschafft werden. In einzelnen Straßen steht da« Master 5 bis 6 Fuß hoch und die Ströa mung ist so stark, daß sich kein Fahrzeug in derselben halten kann. Die Bewohner, grvßtenthril« der ärmeren Klaffe an gehörend, sind in das zweite Stockwerk der Häuser oder auf Dächer und Böden geflüchtet, doch sind leider verschiedene Kranke, Kinder und Frauen im Kindbette das Opfer der Fluthrn geworden. Jedenfalls ist das Unglück in diesem Jahr« noch bedeutend größer, als bei der Ueberschwemmung im vergangenen Sommer; das Master steht überall viel höher und ist dazu eiskalt; auch erlaubt die Jahreszeit den Verunglückten dießmal nicht, ihren zeitweiligen Aufenthalt im Freien oder unter Zelten zu nehmen. Der Fluß, welcher im Sommer so unbedeutend ist, daß man ihn bequem durchwaten kann, gleicht gegenwärtig einem breiten, mächtigen Strome und führt die Trümmer von Brücken, Mühlen, Häusern und Mobilien, sowie die Leichen ertrunkener Menschen und Thirre mit sich. Von heute an befindet sich da« äsr RioLrnisö1-?Ollis.äs von kabvrl 8Ü88miIek nicht mehr Liliengaffe, sondern Falkenstraße Rr. 6, Part.