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Mit dam 1. Anril beginnt ei« neue- LjunrLerl der Dresdner Nachricht n LFir er suchen daher unsere geehrten Abonnenten, ihre Veftellungen darauf rechtzeitig zu machen, damit keine Unterbrechung in der Zusendung «rfolflt. Die Expedition der Dresdner Nachrichten. Dresden, den 31 Mär, — Das Ministerium des Innern ist im diplomatischen Wege um Ausmittelung eures gewissen Sebastiano Peirone aus Peveragno angegangen worden, welcher', geboren im Jahre 17^9, als französischer Soldat 1813 in der Schlacht bei Leipzig gefangen genommen worden und seitdem verschollen sein soll. ' — Oesfentliche Sitzung der Stadtverordneten am 29. März. — Auf der Tacesordnung befindet sich ein Antrag des Stadtverordneten Gregor, eine veränderte Einrich tung der Jahrmärkte betreffend Der Antrag geht dahin: eine Organisation der Jahrmärkte derart vorzunehmcn, daß die jetzigen Z Dresdner Jahrmärkte künftig gleichzeitig in Alt- und Neustadt und zwar blos auf den öffentlichen Plätzen beider Stadtlhcile abgehalten werden sollen. Der Jahrmarkts- Verkehr in den Siraßen solle ganz verschwinden, weil dadurch die Straßen verengt, die Gewölbeinhaber benachiheiligt und Unglück herbsigeführt würde. Der Antra, wird nach wenigen Bemerkungen des Antragstellers und der Herren Stadtv. Krumbein unh Stellvertreter Ur. Stübel der Vcrfaffungsde- pusation überwiese«. — DaS Kanzleiwesen der Stadtverord neten ist bisher von der weitläufigsten undaeitraubendsten Art , gewesen. Dem sollte abgeholsen werden. Die p-wriniate Ver fassung«- und Kingnzdepulation hat unter Zuziehung oe« Di rektoriums geprüft, wie das Kanzleiwrsen künftighin zu rr.ru- liren sei. Nqmentlich glaubten die Deputationen würde eine bedeutende Verbesserung durch Anstellung eines Juristen als Archivar an Stelle deS jetzigen Registrators erzielt werden. Die Anstellung eine» solchen meinten die Deputationen aber erst dann befürworten zu können, wenn der jetzige Registrator in einer anderen städtischen Branche verwendet würde. Wenn nicht, s« solle ihm jrtzt eine kleine Gehaltsverbefferung zu Theil werden. Eine Rüge sprechen die Deputationen über di« Pro tokolle im „Anzeiger" auS; diese sollen künftighin schneller und schmackhafter als bisher von einem dazu anzustellenden Juristen besorgt werden Nach einer Debatte zw sch n den Herren Stadtv. Prof. Nr Wigard, Schilling, Adv. Kaiser, Unruh, Ur Stein, Stellvertreter Walther, I)r. Schaffrath und Re ferent (Vorsitzender Ackermann) werden die Vorschläge der De putation gegen 1 Stimme angenommen. — Den dem Staats- fiScuS gehörigen Antonsplatz zu Jahr- und Wochenmärkten zu benutzen, ist schon seit langer Zeit der Wunsch der städtischen Behörden gewesen. Rach langen Unterhandlun en ist die Stadtgemeinde endliH mit dem S aatsfiscuS wegen Uebcrlas- sung deS Platzes einig geworden und ein Vertrag hierüber ausgestellt worden. Dieser, der heute dem Kollegium zur Prü fung vorlag, enthält « Bedingungen, an welchen sich die Stadt- einde zu binden haben soll. Darnach soll dem Fiscus freie süguug über den Platz zugestanden bleiben, der Platz selber ,blo« zu Jahr- und Wochenmärkten, außer dieser Zeit aber zu öffentlichen Promenaden benutzt werden. Ferner soll die Stadt- grmeind« zur Herstellung und Instandhaltung des Platzes gehalten sein. Zu ersterrm Zwecke sind bereits früher >1000 Thaler bewilligt worden. D:r Vertragsentwurf wird mit einer Modifikation deS H. 1, durch welche das dem FiscuS zustehende fernere freie Vrrfligungtrccht in etwas beschränkt werden soll, gegen 1 Stimme angenommen. — Mit dem I. April 1865 fällt, wie bekannt, der Brückenzoll auf der Marienbrücke weg. Dies hat eine große Anzahl Neustädter Bürger zu dem Gesuche an den Stadtrath veranlaßt: den Brückenzoll auf der alten Elb brücke in Wegfall zu bringen, mindesten« aber den Klein Ver kehr von der Abgabe zu befreien. Der Stadtrath ist zum Pheil darauf eingegangm und hat namentlich 2 Vorschläge gemacht: 1) den Brückenzoll für die gesammte im Tarife d be merkte Passage (sämmtliches Klein-, Hunde- und Hand-Fuhr werk, s,wir dir von auswärtigen Passanten für jede- Pferd an unbesetzten Personenwagen, für Reit- und Zugthiere. Heer- den rc. zu entrichtende Steuer) vom 1. April 1865 an in Wegfall zu bringen und 2) für den Brückenzoll des Tarifs ». Marken einzuführen, welche im Mindestbetrage von l ONzr. «it Gewährung von 10 H Rabatt vorher verkauft werden kön nen. Im Jahr« 1864 betrug beiläufig die Brückenzollein nahme für die letztere Kategorie 19,843 Thlr. Die vereinigte Verfassung«, u,h Kstranzd Mutation schlägt vor: den stadträth- lichen Vorschlägen beizutreten. DaS geschieht nach wenigen Bemerkungen der Stadtverordneten Mörbe und Schmidt gegen I Etstnme. — yor einiger Zrit bewilligte da« Kollegium 9500 Thaler zur Erwerbung eine- Areales an der Löbtauer Straße für Herstellung eines Straßenbauhofes. Zu gleicher Zeit stellte der Stadtrath ein Postulat von 8500 Thaler zur Einrichtung desselben. Damals hielt da- Kollegium das letz tere Postulat für zu hoch gegriffen und bewilligte nur ein BerechnungSgeld von ^000 Th'.rn. Hiermit erklärt der Stadt rath neuerdings sei er nicht ausgekommen und postulirt von Neuem 4600 Thaler. Dre Finanzdeputation schlägt aber nur 1000 Thaler für verschiedene kleinere Herrichtungen zur Be willigung vor, mcht aber das Postulat von 3600 Thaler aber zu einem projectirten Wohngebäude im Straßenbauhofe. Das Kollegium giebt seine Zustimmung. — Für eine 75 jährige Lehrerin an der 3. Bezirksschule, welche seit Zg Jahren mit großem Se en an dieser Anstalt gewirkt hat, wird eine jähr liche Unterstützung von 50 Thalern bewilligt. — Zur Her stellung des Untergrundes zu einem Theile der neuprostclirten Parkstraße gewährt man auf Vorschlag der Finanzdeputation ein Berechn»« sgeld von 600 Thal rn — Außerdem faßte man heute Entschließung über die zweckmäßigere Verwendung einiger Gewandhausräume, über die Justisication mehrerer Rechnungen, die Regutirung des Amtseinkommens der Stadt- krankenhauePrediger, dir bedingungsweise Wiederveräußeiung des vormals Schwartz'schen Grundstückes an der Seminarstraße an den König!. Staarsfiscus und eine größere Anzahl von Petitionen. — Dankend erwähnen wir schließlich, daß unsere Tribünen endlich die lange erwünschten Verbesserungen in der Beleuchtung u. s. w. erhalten haben. — Die im gestrigen Referate des Gewerbenereius vorge führte Holzspaltmaschine, kostet uicht fertig, sondern an Aus lagen, für Stahlschneide, Buchen und Kiefernholz 18 Ngr. — Fräulein Atlram ist am 28. d. M. auf dem Stadt theater zu Prag mit große« Erfolg und unter vielmaligem Hervorruf ausgetreten — Bei den drei Concerten, welche Herr Artillerie-Musik- director Böhme gegeben, hatte sich bei jedem ein zahlreiches und gewähltes Auditorium eingefunden, und wird deßhalb nächsten Sonnabend in Braun'« Hotel ein vierte- Concert staltfi irden. — Im vergangenen Jahre sind im Dresdner Kreis- directionsbezirke l75 Selbstmorde (147 männliche und 46 weib liche Personen) und 200 Unglücksfälle (172 männliche und 28 weibliche Personen) vorgekommen. — Gestern früh 5 Uhr versuchte sich in seiner Wohnung in der Rosengaffe ein rother Dienstmann mittelst eines Terzsrols zu erschießen. Dies gelang ihm nur unvollständig und man brachte ihn schwer verwundet in's Krankenhaus; doch sollen die Wunden der Art sein, daß schwerlich Rettung zu erwarten ist. Der Mann war erst seit 14 Tagen als Dienstmann ein- getrcten, versah seinen Dienst mit Fleiß und Pünktlichkeit und war am Diontag zum letzten Mal im Comptoir erschienen. Das Motiv der Thal ist noch unbekannt — Ein Bewohner der Friedrichstraße siel gestern Vor mittag ganz plötzlich vor seinem eignen Hause hin und blieb bewußtlos auf der Straße liegen. Man brachte ihn noch lebend in seine Wohnung, woselbst er alsbald darauf ver schied. Jedenfalls hat ein Schlagfluß seinem Leben ein Ende gemacht. — — Ein blauer Diensimsnn stattete vorgestern einer hie sigen Näherin, mit der er früher in Liebesverhältniß gestanden, einen Besuch ab und annectirte bei dieser Gelegenheit ihren Mörtel, den er natürlich sofort bei dem ersten besten Pfand leiher versetzte. Die Nemesis ereilte ihn aber alsbald und hatte seine Verhaftung zur Folge. — Vorgestern Mittag ist der bei der Leipzig-Dresdner Eisenbahn angestellte Bahnwärter Mehnert in der Nähe von Striegnitz bei der Station Priestewitz durch einen von Riesa abgelaffenen Güterextrazug, den er wegen des Schneegestöbers nicht zeitig genug wahrgenommen zu haben scheint, überfahren und ihm dabei der linke Arm in einer Weise verletzt worden, daß dessen Amputation durch Militärärzte der benachbarten Garnison Großenhain, welche man zu dem Behuf« gleich her deigeholt hatte, bald darauf hat vorgenommcn werden müssen. — Nach vorausgegangencr reglennntszemäßer schustlicher Reifeprüfung an der Reustädter Realschule (Rector l>. Nie- mrher) fand daselbst Mittwoch den 29 d. M unter Vorsitz des Kön'gl Commissanus, Herrn geh Negierungsrath !». Hülse und in Anwesenheit des Herrn Oberbürgermeister Ritter Psotenhaper, auch die mündliche R-iseprüfung statt, welcher sich im Ganzen 17 Abiturienten — incl. 2 Hospitanten — unterzogen hatten und denen sämmtlich das Zeugniß der Reife zuerkannt werde« konnte. — Heute geht im Zweiten Theater die Posse: „Viel Vergnügen" zum 70. Male in Scene und zwar als Benefiz- Vorstellung für Fräulein Josephs,,« Ober besser, die, «me geborene Wienerin, sich als eine beliebte Darstellerin im Fach der Soubretten erwiesen. — f Interessant ist die telegraphische Tepesche, die am 29. d. M. Abends 9 Uhr 15 Minuten während der Ver sammlung des Pfeifenklubs im Körnergarten auS Oederarr unerwartet eintraf. Sie lautet: „Pfeifenklub, Körnergarten, Dresden. Soeben in's Leben getreten hiesiger Pfeifenklub, begrüßt eingehüllt in einen anständigen Märznebel sein wür diges Vorbild." Pfrifenklub Oederanl" Da einer sofortigen Nachfrage zufslge schon die Telegraphenstation für diese Ncckht geschloffen war, so konnte der Verein nicht zurückt.-legraphiren, hat aber den Vieepräfidenten beauftragt, schriftlich dem Oe- deraner neugebornen Kinde zu danken. Den Oederanern wurde von der zahlreichen Versammlung ein dreifaches Hoch gebrecht Der Dresdner Pfeifenklub zählte bi- zum 29. d. schon 96 wirkt che Mitglieder. — Angetban in großen Wasserstiefeln gingen gestern Vormittag die Herren Architekt Giese und Maler Rau auf den Bergen unweit des Waldschößchens herum und zwar im Interesse der photographischen Anstalt von F. und O. Brock mann, wo als Kunstblatt die Sängerhalle erscheinen wird. Zweck der obigen Herren war, dem Bilde einen geeigneten Hintergrund zu geben und so wird man außer der Sänger halle noch das Waldschlößchen, Gerstkamps Villa nebst Wein berg und die Gegend bis zur Saluppe erblicken. — Auf den hiesigen Bahnen hat der große Schnrefall das reglementmäßige Eintreffen der Züge nicht alterirt. — Vorgestern Abend geriethen durch die schneeverwehte Weiche mehrere Wagen auf der Marienbrücke in'S falsche Gleis, die Gefahr ging aber glücklich vorüber. — Wiederum rst in der vorvrrgangenen Nacht in einem Parterrelokal auf der Rhänitzgasse rin Einbruch verübt und dabei die Summe von 8 — 10 Thaler Geld entwendet worden. W e man vernimmt, hat der Dieb hierbei keine Anstrengung gescheut; denn seine Arbeit ist ihm nicht allein durch da« Aufbrechen eines Fensterladens und Einsteigen in das Lokal, sondern auch noch ganz besonders durch das gewaltsame Ein dringen zu dem dort aufbewahrten Kaffenbestande erschwert worden. — Wir empfangen folgende Zuschrift: Endlich scheint man auch in größeren Kreisen die Augen zu öffnen Über die immer mehr überhand nehmenden öffentlichen Ungezogenheiten. der Kinder. So las man vorgestern in diesem Blatte nicht, weniger als drei Beschwerden, wie Kinder sämmtlich« Fenster, der Fleischhallcn aus purem Muthwillen mit Steinen ringe» x Worten haben, wie sie lebensgefährlich schon seit langer Z»it. ' mit Schlüffelbüchsen und Teschings schießen und wie sich oder t Anderen, oft den Schwächsten, die wildesten Rangen beim, tödtlichgefährlichen Schaukeln auf Bauholz die Schenkel zer»' schlagen Das sind nur drei Nachrichten von einem Tage,' welche öffentlich wurden Wie viel geschieht ungestört, aber wird nur in kleinem Kreise bekannt? Ich habe Spalt - an einer armen Frau von 13 -14jährigen Buben üben sehep, j der entsetzlich war und habe Mädchen desselben Alters auf«. Freiste reden und sich gebcrden sehen. Man halte Schreiber. diests nicht für einen alten Grillenfänger, nein, ich weiß mich z im Gegcntheile in lustiger Gesellschaft ganz wohl Aber dg«, Uebel liegt darin, daß das heutige Publikum die Jugend nicht mehr so streng beaufsichtigt, wie sonst, weder in der Schule,- noch auf der Straße. Wir wollen hiermit dm Lehrern keinrn' Vorwurf machen; denn wir haben in diesen Blättern genüge davon gelesen, wie tbörichte Eltern hier und da wohlgemeinte, Strenge aufnehmen und können deßhalb nur recht und klug, finden, wenn der Lehrer außer per Schulstube seine Zuckt nicht ausübt, sondern da- der Polizei und dem Publicum" überläßt. Was thut aber so mancher Erwachsene bei den* Thorheiten der Jugend? Er lacht. Statt d>m Mädchen, da«* durch die Pfützen wadet, Andere neckt und heimlich reizt, i— statt dem Jungen, der sich balgt, reißt, blutig schlägt, Spreng- lätzchen und Pulverminen macht, raucht rc. — jedem einen tüchtigen Risthieb zu versetzen, oder wenigstens ungenirt und», beschämend zur Rede zu setzen, geht man mindestens eilig vox- über. Es muß leider noch schlimmer werden, dann wird man erst einschreitcn und Jeder sein Theil zur öffentlichen Zucht', beitragen. > " > — s Ocffentliche Gerichtsverhandlungen vopi 30. März, Auf den Höhen des Pfaffenstcines in der säch sischen Schweiz saß einst vor Jahren in einer Höhle der ehe-* malige Lithograpb Friedrich Eduard Goldschmidt. Er hatte* sich nvt einem Schänkwirth im nahen Dorfe zum Verbrechen- vereinigt > und fabrizirte dort oben falsche Fünfthalerscheine, hessische, dcffauische und andere. Er arbeitete nur bei Nacht und zwar im strengsten Winter. Nur ein spärliche« Feuert: erwärmte seine Steinhöhle, Er wurde entdeckt und wandelte wegen Falschmünzerei auf 6 Jahre und 6 Monate nache^ Waldbeim, wo er auch so lange blieb und heute fitzt er des-^ selben Verbrechen« wegen wiederum auf der Anklagebank, wo^ ihn eine noch schwerere Strafe erwartet. Er ist körperlrq »