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«k 8K. Schnter Jak». Donnerstag, LS. März 181IS. Mvei^r LHgUch früh 7 Uhr. Inserate wrrdeu «genommen: bi« Abend» S,Sonn tag» bi» Mittag» 1L Uhr: Marienstraße 1». An zeig in dies Blatte, da« jetzt in U,ÜOV Exemplaren erscheint, finden eine erfolgreich« Verbreitung. Z5aiuie«e«1: vierteljährlich 20Rgv> bei uurntgeldlicher Lch» ferung in'« Han». Durch die Königl. Pass vierteljährlich 22 Ngr Sinzelne Nummer» - 1 Ngr. Tageblatt für Unterhaltung mü» Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Arabisch. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zelle: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile r Ngr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: tktepsch H Netchardt. — Verantwortlicher Redakteur: IilttUS Ueuhllldt. D»««d<«, de« 33. März. — Se. Königliche Majestät hat dem Lhausseegeld-Gin- nehmer Friedrich Samuel Hermann zu Kunersdorf die zum Verdienstorden gehörige Medaille in Gold verliehen. — Die Uebersiedelung der Königl. Porzellan-Niederlage in die neu gebauten Lokalitäten in der Schloßstraße soll neuer ding« sehr in Frage gekommen sein, da sich jetzt herausstellt, daß diese Räume für das große Porzellan-Lager viel zu klein sind. Ueberdieß soll auch die fernere Verwendung der bis herigen Lokalitäten in der Augustu»straße zu Expeditionszwecken de» Finanz-MinisteriumS deshalb bedenklich sein, weil diese Lokalitäten ohne Belästigung der oberen Etagen Ihrer Maje stät der Königin Marie nicht geheizt werden können. Sollte e« nicht zweckmäßig sein, die Porzellan-Niederlage in ihren jetzigen Räumen zu lasstn und nach dem Vorgänge Leipzigs/ dem Telegraphen-Amte eine würdige und bessere Räumlichkeit in dem Neubaue der Schloßstraße anzuweisen?W — Nachdem, wie man hörr, Herr Staatsanwalt Heinz« sich zur Uebernahme der ihm angetragenen Professur an der Universität Leipzig bereit erklärt hat, sind im Publikum die verschiedensten Behauptungen über den Nachfolger deS Herrn Heinze aufgetaucht und bereit» gewisse Persönlichkeiten mit ziemlicher Bestimmtheit al» die künftigen Inhaber der vacant gewordenen Stellung bezeichnet worden. Wir glauben versi chern zu können, daß an kompetenter Stelle über die Wieder besetzung des fraglichen Amtes bis jetzt noch keine definitive Entschließung gefaßt ist. — Im Gewerbevereine hatten am letzten Dienstage die Herren Tittel und Gündel Unterplatten für Berliner Oefen und eiserne Gartenflühle ausgestellt. Es wurde der Klage gedacht, daß Berliner Lesen sehr schwer-HU «wärmen seien, daß sie wenigsten« einer längeren Feuerung bedürften, ehe sie dem Zimmer Wärm« mittheilen. Diesem Uebelstande abzu helfen, hat man eine eiserne Unterplatte mit versenktem Feuer- kastrn angrfertigt, der nicht nur. nach kurzer Zeit im Zimmer «ine gewisse Wärme verbreitet, sondern auch ganz besonder- geeignet ist, den Fußboden zu erwärmen. Die sonstige Bau art der Oefen wird durch Einlage dieser Unterplatte nicht ge ändert. ES sind diese Platten bereit» in dem dem Bergkeller gegenüber liegenden herrschaftlichen Hause eingeführt und dort anzusehen. Der Preis beträgt 3 Thlr pro Stück. — Die eisernen Gartenstühle sind besonders für Restaurationen zu empfehlen, da sie nicht nur sehr dauerhaft und von nettem Aussehen sind, sondern auch den Vortheil haben, daß sie sich zusammenklappen und im kleinsten Raume aufheben lassen. Sie kosten pr. St. I.j— 1Z Thlr. — Im Fragekasten wird da« Vertauschen eines Hutes angezeigt, gefragt, auf welche Weise die Politur auf Nlarmorplatten wieder hergcstellt wer den kann, der Vorschlag gemacht, die dem Zahne der Zeit zu leicht unterliegenden, zum Hausbaue geschenkten Gegenstände zu verloosen und aufg> fordert, eine Kommission zu ernennen, die ein endgiltigeS Urtheil abgebe, welche Systeme von Näh maschinen zu den verschiedenen Zwecken besonder» zu empfehlen seien. — Uebrr den, von Herrn Zimmer in Zittau erfunde nen und in Sachsen patentirten Effenkopf wird mitgctheilt, daß derselbe wegen seiner leichten Beweglichkeit für freistehende Häuser sehr zu empfehlen sei. Ob er sich auch für eingebaute Häuser, wo Rückschlag de» WindeS vorkomme, eigne, müsse erst die Erfahrung lehren. — Herr Chemiker Lichtenberger spricht hierauf von den Krankheiten, die in Folge des Betrie be» gewisser Gewerbe auftreten. Von Metallen kommt im Körper nur das Eisen vor und zwar als Bestandthril des Blutes; alle andere Metall« sind ihm fremd und, wenn in denselben eingeführt, schädlich. Blei ist dem Körper jedesmal schädlich; besonder« leiden darunter Bleiweiß- und Malertuch fabrikanten und Maler. Dadurch, daß man die Bleipulver in eigen- konstruirten Gefäßen bereitet, die da« Verstäuben hindern, daß man es in nassem Zustande verarbeitet, nicht im Arbeit-lokale ißt und sich vor dem Essen gehörig wäscht, ver meidet man die Bleivergiftungen. Folgen der Bleivergiftung sind gelbliche Gesichtsfarbe, belegte Zunge, Austrocknen der Haut, Blutstockungen, Lähmungen der Hände, Füße, der Lunge, de» Rückenmarks und de» Kopfes. Um die im Körper ent- stehenden Nietverbindungen unschädlich zu machen, wendet man Schweselsäurelimonade oder Schwefelwasserstoff an. — Das Quecksilber wird denen gefährlich, die sich mit Feuervergol- dung und Spiegelbelegung beschäftigen. Man darf bei der Arbeit nicht essen, darf nicht Spirituosen genießen und muß sich vor Erkältung hüten. Der Genuß von Fettstoffen wird als Schutzmittel angesehen. Vermehrter Speichelfluß, Verän derung der Haut- und Zungenfarbe, Zittern der Hände und Füße find Folgen der Quecksilbervergiftung. Da Gegenmittel meist erst dann angewendet werden, wenn die Krankheit schon einen hohen Grad der Entwickelung erreicht hat, so hat die Kur meist wenig Erfolg. Jod ist das Hauptgegrnmittrl. — Arsenik wird in Steyermark, Kärnthen, Jllyrien sogar ge nossen, um beim Bergsteigen die Athmung zu unterdrücke». Man sängt mit einem halbm Gran an. Der Dirigent einer Arsenikhütte soll täglich bi» 33 Gran vertragen haben. Hört man mit dem Genüsse auf, so stellen sich Arsenikvergiftungen ein, wenn dieses Aufhören nicht ganz allmählig geschieht, d. h. durch immer kleinere Dosen. Es wird der arsenhaltigen Kup ferfarben und besonders des Schweinfurther Grüns gedacht. 20 Ellen grüner Tarlatan enthielten S Pfd. grüne Farbe mit ln Pfd. Arsenik. Das Kupfer ist in reinem Zustande we niger gefährlich, als in seinen Legierungen, als Messing und Bronce. Es verbindet sich mit dem Fett auf dem ganzen Wege der Speis-n und in der Lunge, und färbt sogar Haut, Speichel und Excremente grün. Die meisten Kupfervergiftun gen endigen mit Tod. Wißmuth, Antimon und andere Metalle kommen weniger in Anwendung; es kommen demnach auch seltener Vergiftungen durch sie vor. Bei allen durch Metalle erzeugten Krankheiten ist frische Luft unbedingt nöthig. — Redner betrachtet schließlich noch die durch Chlor, durch Säuren und durch verdorbene Luft hervorgerufenen Krankhei ten und giebt Schutz- und Heilmittel an. — In der Debatte spricht Herr Schütze über die durch Cyankalium erzeugten Ge schwülsten, Herr Apotheker Grüner über das gefährliche Rei nigen der Weinflaschen durch Bleischrot, Herr v Petermann über die Phoshorvergiftungen, Herr v. Weber über Kupfer gifte und über Eisen- und Magnefiumhydrat als Gegenmittel, sowie über das Wurstgift und Herr Clauß über die gefürch tete Gefährlichkeit des Zinks, die sich auf den Bleigehalt zu rückführen lasse. Herr Apotheker Grüner erwähnt des Um standes, daß man in kupfernen Gefäßen sogar saure Gegen stände ohne Nachtheil koche« kann, daß aber die Vergiftung sogleich erfolge, wenn ma» dir Speisen im Kupfer erkalten lasse. — "Der angrkückdigtt vvttray üb« Vereinfachung der Begräbnißkosten mußte wegen vorgerückter Zeit abermals ver schoben werden. — Die theologischen Prüfungen an der Landesuniversität haben in diesem Monate folgendes Ergebniß gehabt: Von 21 Examinanden erhielten 5 die II., 8 die III. mit Auszeichnung, 5 die!II.. 2 die IV. und einer — fiel durch. — Die Waldschlößchen-Brauerei hat in de« 27 Jahren ihres Bestehens 1,299,613 Thlr. oder 328 Procent pro Aktie Dividende vertheilt, und 1.352,046 Eimer Bier gebraut. — Die Sächsische Sandstein-Compagnie zahlt in Folge schlechter Geschäfte in diesem Jahre keine Dividende. — Ein mit gutem Gedächtniß Begabter erinnert sich, daß vor 20 Jahren, am 20. März 1845, 21 Grad Kälte gewesen sind! Bei Magdeburg stand, wie auch hier, dazumal am heiligen Ostermorgen die Elbe noch fest, so daß Wagen hinüberfahren konnten; die Fischer hatten auf dem Elbeise eine Allee von eingesetzten Tannenbäumchen gebildet und be lustigten sich darin mit einem Kegelspiel von Eiskegeln und Eiskugeln! — Als nachahmungswerthes Beispiel für das Dresdner Sängerfeft dürfte die Spekulation eines Dorfschullehrers in der Nähe Frankfurts gelten können, welcher vor dem deutschen Schützenfeste daselbst alle größeren''Kinder seiner Schule auf sorderte, sich das Geld zu einem recht glänzenden Schulfeste dadurch zu verdienen, daß sie unter seiner Anleitung nach be endigter Schule vier Tage hinter einander für das gedachte Schützenfest aus Tannenreißig Guirlanden binden sollten. Mit Jubel wurde dem Herrn Schulmeister gefolgt, und auch schon aus der Schule entlassene Schüler und Schülerinnen gesellten sich zu den Guirlanden-bindenden Zöglingen, und die Kleinsten reichten die Reißer und den Bindfaden zu, für den der Lehrer mit weiser Ueberlegung schon gesorgt hatte, noch ehe er durch den vielen Verbrauch in der Feststadt theuer und selten ge worden war. Die fertigen Guirlanden wurden einstweilen in reine« Wasser gelegt, damit sie nicht vertrockneten, und sechs zweispännige Fuder mit saftig grüne« haltbaren Guirlanden ließen die Eltern der fleißigen Schuljugend zwei Tage vor Anfang des Festes unentgeltlich in die Feststadt fahren, wo sie sofort mit reichlichem Gewinn verkauft wurden. Der Ge danke des Lehrers war ein glücklicher gewesen, denn noch nie mals hatte man in dem Dörflern ein so glänzendes Schulfest feiern können, als das dort nach dem obigen großen Schützen feste mit dem erlangten Erlöse aus jenen Festguirlandrn ver anstaltete I — Die projectirte Eisenbahn von Radcberg über Groß röhrsdorf, Pulsnitz, Camcnz nach Hoyerswerda und Weiler, ist, wie wir aus zuverlässiger Quelle vernehmen, nunmehr von der sächsischen Staattregierung genehmigt, und wird dieselbe sosar dem nächste» Landtage eine Vorlage machen, wonach von Na^bir..' l:-> Camenz auf Staatskosten gebaut werben soll, während d'.c!urze Srncke non dorr bis an die preußische Grenze dem Privatunternehmer, überlassen bleibt. Den Weller bau von der Grenze soll die neu entstandcnr Görlrtz-Berliner Bahngesellschaft ausführen. Bon Dresden aus nach Berli» wird alsdann voraussichtlich der nächste Weg über Radeberg und Camenz führen. — — Auf der kleinen Meißnergasse wurde vorgestern ein unbekannter Mann gefunden, der dort in bewußtlosem Zu stande lag und an mehreren Stellen am Kopf und Gesicht bedeutend blutete. Man brachte ihn in das Krankenhaus.' Dort hat sich nachträglich ergeben, daß er ein auf dem neuen Anbau wohnhafter Handarbeiter von hier ist, der sich vorher betrunken gehabt hat und in diesem Zustande wiederholt auf der Straße gestürzt und endlich bewußtlos liegen geblieben ist.— — 8. Gestern Nachmittag in der 4. Stunde langte die Renz'sche Kunstreitergesellschaft, mittelst Separattrains von Wien kommend, auf dem böhmischen Bahnhofe an. Eine zahlreiche Menschenmenge wohnte dem interessanten Schau spiele der Ausladung der größtentheils sehr schönen Pferd« bei und ergötzte sich namentlich an den beiden großen Ele- phanten, ein Paar Prachtexemplare, die gleich bei ihrem Er scheinen sich als Künstler bewährten, indem sie auf höchst geschickte Weise ihre kolossalen Körper durch die kleinen Oeff- nungen des Waggons mit Leichtigkeit und Grazie hindurch zu zwängen verstanden. — -f Die Elbdampfschifffahrt hat nur einen Tag ge dauert, die Dampfer find, wie auch die Loschwitzer Dampf fähre, wieder in den Hafen zurückgrkehrt, da ihnen durch dm neuen Eisgang die Bahn versperrt wurde. Eisgang am 31. März, an Frühlings Anfang! — Auf dem Neumarkt, nahe an Stadt Berlin, bemerkte man gestern Vormittag in der 11. Stunde eine zahlreiche Menschenmenge, die um eine Droschke stand Die Veranlassung dazu gab das derselben vorgespannte Pferd, das, wie ma« erzählte, im Stehen eingeschlafen und darauf hingestürzt und durchaus nicht dahin zu bringen war, wieder aufzustehenZ Nach vielen Mühen und obligaten Peitschenhieben wurde. «- aus seiner Schlaftrunkenheit endlich wieder auf die Beine gebracht. — — In Leipzig hat man zwischen den beiden Telegra phen-Expeditionen, welche durch die Hausflur getrennt find, eine recht sinnreiche Luftdruckmaschine angebracht, durch welch« man die Depeschen mittelst eines Rohres durch einen Druck nach Belieben in eine oder die andere Expedition befördern kann. - Die junge Dame, eine Buchhallerstochter, welche vor einiger Zeit die Prüfung beim dasigen Telegraphen-Amt abgelegt hat, ist vor mehreren Tagen als Aspirantin ange treten. — Nach einer officiellen Mittheilung aus Prag vom 2l. März d. I. gewähren die Flüsse Böhmens gegenwärtig einen wahrhaft traurigen Anblick. Partielle Eishebungen ha ben stellenweise aufgeräumt, an anderen Punkten schwere Eis massen zusammengetragen. Vor der Ausmündung der Mol dau in die Elbe oberhalb Melnik bei Webno hat sich eine mehre Hundert Klafter lange Eisstellung gebildet, was zur Folge hatte, daß die Dämme durchbrochen wurden und der Fluß wieder das alte Bett einnimmt. Kleinere Schäden giebt es die Menge. So ist denn aller Orten nichts als Unregel mäßigkeit und Unordnung zu schauen, und bei solchen Zupän« den ist man am Frühlingsäquinoctium angelangt. Seit vor gestern sind wieder starke Kältegrade dort cingetreten (12 Gr.). Die Moldau, die in Prag zwischen den Wehren bereits eis frei war, hat wieder eine Eisdecke auf sich genommen; die schon im Schmelzen begriffenen Eisablagerungen verdichten sich von Neuem und bilden förmliche Wälle Treib- und Stau buhnen, die bei plötzlich umschlagender Witterung und Thau- wctter arge Verlegenheiten bereiten können. Nun muß man aber einen solchen Umschwung erwarten, und kann derselbe recht bald eintreten, da der Nordwind (dort wie hier) bereits in Ost umsetzte, dem dann gewöhnlich ein länger anhaltender Süd oder Südwest folgt. In den Gebirgen, namentlich im Bvhmerwalde, ist in letzter Zeit reichlich Schnee gefallen, er liegt auf Plattgefrornen Schichten aus den bereits früher eingetretenen Thauperioden; daraus folgt nothwendig, daß bei hoher» Wärme graden das Schmelzen schnell vor sich gehen und bedeutende Was seranschwellungen zur Folge haben wird. Dieser Proceß wird bei der vorgerückten Jahreszeit nicht vereinzelt, sondern bei allen dem Südwinde zugänglichen Gebirgsabhängen in ziem lich gleichen Zeiträumen vor sich gehen, woraus zu schließen, daß man der Eventualität eines bedeutenden Hochwassers ent gegenzusehen habe und auf Alles gefaßt sein dürfe. ^ Inner halb Sachsen hatte der Elbstrom die Eisdecke abgeworfen; hier und da entstandene locale Eisverstopfungen fanden end lich ruhigen, gefahrlosen Fortgang, da die sächsischen Ge birgsbäche bei dem anfangs dieses Monats wtever eengetrr- tenen Thauwelter ihre wenigen Eis- und Waflermassen ein zeln abgegeben hatten, während das Thauwetter die ober« Gegenden dieser Bäche verschonte und Schnee- und EiSmassen daselbst l.egen blieben. Das vom erstmaligen Eisbruche i«