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Nr. 81. - SehPter Jahr-. c-rs-ei«t: DtzNch früh 7 vhr. Kxftratr v«d«n angenomme«: bwAbendsS.Eo»». tag» bi» Mittag» ir llbr: Marlenstraße 1>. t Mittwoch. SS. Mär, 18«. i «nzeig in dies, Blatte, da» jetzt in 11,00V Exemplar«* erscheint, finden «ine erfolgreich« Verbreitung. Msnnmml: ^ virrteljührlich LONgr. ' bei uneiitgeldlicher sernng in'« Haus. Durch die König!. Pofl vierteljährlich S2 Ngr Einzelne Nummer« 1 Ngr. Tageblatt für Unterhaltung nnd Geschäftsverkehr. Mktredactenr: Theodor Drobisch. Anleralenpretse: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile L Ngr- Druck und BigenthilM der Herausgeber: Mepslh N-lchardt. — Verantwortlicher Redakteur: Julius Ukichardt. D»«sdck«, de» 22 Mär,. — Se. Königliche Majestät hat dem Vicepräsidenten bei« Ober - Appellationsgericht Nr. Heinrich Thierbach die nachgrsuchte Versetzung in dm Ruhestand mit der gesetzlichen Pension, unter Belüftung und Titel seines Range» und An erkennung seiner langm treugeleisteten Dienste bewilligt. — Der Major Senfft von Pilsach de» I. Reiter-Regiment» hat dm preußischen rothm Adlerordm 3. Classe und der Oberhofmeister Ihrer Maj. der Königin Maria, v. Langmn, dm Orden der eisernen Krone 1. Classe empfangm. — Dem Oberleutnant Grimmer de» 9. Infanterie-Bataillon» ist wegm erlangter Anstellung im Civilstaatsdienste die erbetene Entlüftung au» der Arme«, mit der Erlaubniß zum Tragm der Armeeuniform bewilligt worden. — Gestern Mittag beehrte Se. Majestät der König da» Diana-Bad de» Herrn vr. Staudinger mit Seinem Aller höchsten Besuche und nahm mit besonderem Interesse ge nauen Einblick von den Einrichtungen des irisch-römischen Bade». Hierauf begab sich Se. Majestät in die mit dem Bade verbundenen gymnastischen Cursäle des Herrn Direktor Nitzsche, wo Allerhöchstderselbe die verschiedenen Ap parate in Augenschein nahm und der Behandlung der Rück gratsverkrümmungen besonder« Aufmerksamkeit schenkte. Se Majestät schied mit dem Wunsche, daß die Anstalt, deren Ein richtungen ihn sehr befriedigt zu habm schienen, sich eines leb haften Besuches erfreuen möge. — Wie wir vernehmen, war der Besuch des Bades bisher auch ein außerordentlich erfreu licher, wie denn auch die Wirkungen des Bade» von Gesun den und Leidenden, die dasselbe besuchten, allgemein gelobt und anerkannt werden. — Se. König!. Hoheit der Kronprinz hat aus höchst eigener Bewegung der Firm« E. F. Schneider und Sohn Hier selbst da» Prädikat «ine» „Hofschneiders Sr. königlichen Hoheit des Kronprinzen Albert von Sachsen" verliehen, ebenso hat Se. König!. Hoheit der Prinz Georg aus höchsteigener Ver anlassung den hiesigen Schneidermeister A. F. Schneider zum Hofschneider ernannt und der Firma E. F. Schneider u. Sohn hirrselbst das Prädikat „Hofschneider" ertheilt. — Ihre Majestät die Kvmgin hat vorgestern Mittag Herrn Lüdicke's Wintergarten, welcher jetzt in voller Pracht steht, einen längeren Besuch gewidmet, denselben in allen seinen Theilen in Augenschein genommen und dabei dem Besitzer wie derholt Ihre Hohr Befriedigung kundgegeben. — Fast wollte eS hier den Anschein gewinnen, als soll ten Legionen von nicht erkorenen Festsprüchen, um dem drin genden Bedürfnisse ihrer Verfasser, „sich gedruckt zu sehen", abzuhelfen, nach und nach „auf dem nicht ungewöhnlichen Wege der Privatmittheilungen" zur Veröffentlichung gebracht wer den. Inzwischen wie anders unsere Schwesterstadt Leipzig; sie ist uns Dresdnern bereits mit dem Beispiele vorangegangen, wie wahrhaft deutsche Sänger-Eintracht nicht mit Nergeln und Mäkeln am Thatsächlichen, sondern vielmehr nur durch frisches, freies und gesundes Ergreifen desselben gefördert werden kann. Dort hat man den erkorenen Festspruch, der, wie wir hören, eine schwungvoll kräftige Komposition schon erhalten hat, sofort als willkommener Besitzthum ergriffen und entsprechend in Anwendung zu bringen begonnen. So lasen wir in Leipziger Blättern, daß der 1>r. Möbius am letzten Sonntag seine er greifende Gedächtnißrede am Grabe Zöllner's mit dem Sän gerspruche: „Herz und Lied frisch, frei, gesund! Wahr' dir's Gott, du Sängerbund!" als Zuruf an die zur Feier an der Gruft des verewigten Lirdermeisters versammelten Sänger geschloffen habe. Ein Beweis, nach wie verschiedenen Rich tungen hin die erkorene Devise ihrem Zwecke entspricht. Der Allgemeinheit wie dem Besonder», als Willkomm wie zum Abschied, als Schiboleth zu dienen. — Es gewährt immer eine freudige Empfindung, ein heimische Talente auch auswärts anerkannt zu sehen. Dies ist der Fall mit einer musikalischen Composition „8«I»e llegins" von Frau Börner-Sandrini, welche unlängst in der Pfarrkirche am Hofe zu Wien zur Aufführung gekommen. Die „Wiener Zeitung" rühmt sie als eine durch Zartheit, Schwung und Andacht ausgezeichnete Composition und rühmt die treffliche Ausführung durch die tüchtige Kapelle unter Direktion de» Regens-Chor v. Rotter. Gleichzeitig sprechen sich Wiener Blätter sehr vortheilhaft über die früheren Com- positionen „Zwei italienische Canzonetten" und , Die Rose" (Lied von Tandler) der Frau Börner-Sandrini aus. —8. Wenn wir neulich den Muth bewunderten, mit welchem Herr Professor Lieb Holz es wagte, nach so vielen Vorgängern seiner Kunst sich hier zu produciren. kannten wir seine Leistungen noch nicht; seitdem wir aber am Sonntag der' ersten Vorstellung seiner „zwei Stunden amüsanter Täuschung" beigewohnt, begreifen wir diesen Muth vollkommen. Herrn Lirbholz' Zauberkünste sind ebenso überraschend und interessant als seine eigene Erscheinung, und seine Manier des Vortrag- ebenso ungezwungen als elegant, fern von allem unnöthigen Redeaufwand Das sehr zahlreiche Auditorium belohnte den Künstler mit dem rauschendsten Beifall. Ueber die einzelnen Kunststücke behalten wir uns speciellere Mittheilung vor und theilen heute nur eine vor ein paar Jahren viel besprochene Anekdote über ein ebenso elegantes, als in seiner Erfindung witziges Kunststück mit, welches vielleicht manchem unserer Leser noch unbekannt sein dürfte. Während der letzten Anwesenheit der Königin von England in Eoburg wurde der zufällig dort anwesende Prestidigateur Liebholz zu einer Vorstellung bei Hofe befohlen. Unter den auf dem Programm befindlichen Piecen befand sich eine, welche den Titel „der Held von Sol- ferino" führte. Der Künstler bat bei Executirung dieses Stückes Lord I. Russell, eine Pistole mit 7 gezeichneten Kugeln zu laden. „Hätten Sie die Güte, Mylord", fuhr der Künstler fort, „die Pistole auf das Ziel, welches ich Ihnen stellen werde, abzufeurrn?" 8ir," lautete die Antwort. „Feuern Eie auf mich ab." Der Schuß fiel, der Künstler trat in der sprechend ähnlichen Maske Louis Napoleons an den Lord heran und überreichte ihm die Kugeln mit den Worten: „Mylord, Ihre Schüsse sind nicht schädlich für mich!" — An den abschüssigen Enden der alten Brücke giebt es zuweilen einen kleinen Unfall. So kam vorgestern an der Ecke der Neustädter Hauptwache das einem der bekannten gelben kleinen Postwagen vorgespannte Pferd zum Fallen, wobei die Gabeldeichsel zerbrach. Der Wagen hatte zu einem abgehenden Zuge nach dem Bahnhofe zu fahren und der Schaffner, schnell entschlossen, nahm den eilig angebotenen anderweiten Vorspann in Gestalt dreier rothen Dienstmänner an. So ging's trapp trapp dem Bahnhofe zu, Alles kam noch zu echt und Berlin kann diesmal sagen, daß es seine Briese, Gelder und Packet« ^per Expreß" empfing. — Eint hiesige Hausfrau züchte in eine« hiesige« Blatte eine Aufwartung. Es meldete sich ein junges Mädchen, das gefiel und deshalb angmommen wurde. Dasselbe nannte sich Anna, damit war die Hausfrau zufrieden und srug nicht erst nach dem Familiennamen. Gestern wurde die Anna von ihrer Dienstherr« beauftragt, ihrem außer dem Hause aufhältlichen Mann Etwas hinzutragen. Dies geschah auch und nach ihrer Rückkehr richtete die Anna an ihre Auftraggeberin die Be stellung aus. daß sie sofort persönlich zu ihrem Mann kommen möchte, der ihr etwas Wichtiges mitzutheilen habe. Die Haus frau machte sich stracks auf den Weg, erfuhr aber sehr bald, daß sie von ihrer Aufwartung getäuscht worden sei, und als sie wieder in ihr Logis zurückkehrte, war dieselbe unter Mit nähme verschiedener Effecten verschwunden Die Betrogene hat sich vorgenommen, hinkünftig ihre Aufwartungen nach dem Familiennamen zu fragen und sich von deren Richtigkeit vor der Annahme zu überzeugen.— — Ein Brezelmann hat in diesen Tagen in einer hiesi gen ansehnlichen Restauration von einem Herrn, den er nicht weiter gekannt, einen versilberten Pfennig neuesten Gepräges für einen Neugroschen erhalten. Eine solche Täuschung hat sich in der letzteren Zeit hier bereits wiederholt und wird, so lange als das Gepräge der Neugroschen und Pfennige nicht eine von einander verschiedene Prägung erhält, so daß der Unterschied nicht, wie jetzt der Fall, blos in den Worten Pfennig und Neugroschen liegt, auch für die Folge sicher noch häufig Vorkommen. — — Gestern Mittag trafen 743 Mann österreichische, verschiedenen Truppengattungen angehörige Militärs, die zur Verabschiedung aus Holstein zurückkehren und für die der Ersatz des Baldigsten wieder hier durchpasfiren wird, hier ein. Sie wurden auf dem Bahnhof der Leipzig-Dresdner Bahn gespeist. — — Am IS. dss. Mts. früh wurde bei dem Steinpleiser Pfarrholze bei Werdau ein Mann, nach den bei ihm Vorge fundenen Papieren zu schließen, der Sattlermeister U aus Oelsnitz, todt und zwar jedenfalls erfroren ausgefunden. — Am 10. und 11. d. M. kam bei dem k. Bezirksge richte Borna in Gegenwart des Herrn Generalstaatsanwalts Comthur» l)r. Schwarze unter dem Vorsitze des Gerichtsraths Rosenmüller folgender Fall zur Hauptverhandlung Als An geklagter erschien der wegen Diebstahls schon 3 Mal mit Ge- fängniß und 2 Mal mit Zuchthaus bestrafte und erst am 23. Oktober v. I. nach Verbüßung siebenjähriger Zuchthaus strafe aus der Strafanstalt zu Hafte entlassene Schar frichter- knecht und Handarbeiter Joh. Gottlob Zinkeisen aus Heuke walde bei Zeitz. Derselbe war am 8- December v. I. gegen Abend in dem nur von der Wirthin, verw. Scheibe, deren 70 jährigem Vater Ehrenberg und der 18 jährigen Magd Mül ler bewohnten Gastbefe zu Zehnten cingekehrt, hatte dort zu Abend gegessen, 3 Schnäpse getrunken und sodann auf sein Ansuchen hinter dem Ofen der Parterregaststube ein Nachtla ger bereitet erhalten. Die genannten Bewohner des Gasthofs hatten sich gegen 9 Uhr Abends in die im ober» Gestock be findlichen Schlafstuben zurückgezogen. In der Nacht hatte sich nun Folgendes zugetragen: Nach 1 Uhr hörte die Scheibe rin Geräusch an ihrer von innen verriegelten Kammerthür wie ihr dünkt ein Klinken an derselben; ohne sich etwa« dabei zu den ken, ruft sie, durch den Hellen Mondschein getäuscht, ihrem in der angrenzenden Kammer schlafenden Dienstmädchen zu, daß „es aufstehen solle, weil es Tag sei". Die Müller, dieser Aufforderung nachkommend, kleidet sich an und will durch die Schlafstube ihrer Dienstherrin mit der brennenden Oellampe in die Küche heruntergehen, sie öffnet zu diesem Behuf« die aus dieser Stube auf den Saal führende Thür, erblickt aber den ganz nahe vor der Stubenthüre stehenden Fremden, der ein Beil in der rechten Hand in die Höhe haltend nach ihr (ihrem Kopfe) aus holt; mit den Worten: „Herr Jesus, Frau Scheiben, da steht der Kerl, der bei uns geblieben ist", springt das Mädchen in die Stube zurück nach dem Bett der Scheibe, so daß der nach ihr geführte Schlag fehl geht. Der in die Stube eindrin-' gende Zinkeisen springt, mit emporgehobener Hand das Beil haltend, auf die verw. Scheibe zu, welche indessen im Hemd und barfuß das Bett verlassen hat und in die Mädchenkam mer entfliehen will, er versetzt ihr mit der Nackenfläche des Beiles einen Schlag auf die linke Seite des Vorderkopfes, so daß ihr das Blut über das Gesicht hereinströmt und sie auf der Schwelle der zur Mädchenkammer führenden Thüre hin sinkt ; schon holt Z. zu einem zweiten Schlage nach ihrem Kopfe aus, da erfaßt sie den Helm des Beiles, welchen sie festhält; in dem Augenblicke, als es infolge ihrer Entkräftung dem Menschen gelingt, ihr das Beil wieder zu entreißen, er scheint ihr, aus das Hilfegeschrei der inzwischen geflohenen Magd herbeigceilter Vater in ihrer Schlafstube, gegen de» sich Z. nunmehr wendete. Während die über und über blu tende Scheibe durch die Mädchenkammer auf den Vorsaal und zur Hinterthüre des Gasthofs hinaus nach dem nächsten Hause, der etwa 5 Minuten entfernten Schmiede, läuft, empfängt Ehrenberg von dem mit emporgehobenen Beile auf ihn zu eilenden Z, nach welchem er mit beiden Händen greift, mit dem Beile einen Schlag auf die rechte Seite des Vorder kopfes. Ehrenberg erfaßt den Z. am Halse, balgt sich mit ihm ca. 10 Minuten herum und kommt hierbei mit Jenem in die anstoßende Kammer des Dienstmädchens, wo er von Z. noch mehrere mit großer Gewalt geführte Schläge mit dem Nacken des Beiles auf den Vordertheil des Kopfes empfängt und in den Daumen der linken Hand gebissen wird; infolge des vierten Beilschlages auf den Kopf ganz und gar entkräftet, läßt er den Z. los und entflieht mit dem Zurufe: „Machen Sie, was Sie wollen", aus der Kam mer hinaus, die Trevpe hinunter und auS dem Hause »ach der Schmiede. Als er aus letzterer mit der Müller und meh- rern durch das Hilfegeschrei wachgerufencn Nachbarn in den Gasthof zurückkommt, ist Z. unter Zurücklassung eines Theiles seiner Effecten in der Gaststube verschwunden. In der 5. Mor genstunde war der Gerichtsarzt aus Rötha eingelroffen und hatte die Verwundeten in ärztliche Behandlung genommen. Der hochbejahrte Ehrenberg schwebte in Lebensgefahr, allein Beide sind dermalen völlig wieder hergestellt, und konnten in der Hauptverhandlung ihre Aussagen persönlich erstatten. — Uebrigens war in der fraglichen Nacht aus einem in der Gast stube befindlichen verschlossenen Büffetschränkchen ein kleiner Geldbetrag (6—7 Ngr.) entwendet worden ; in einem in ihrer Schlafstube stehenden Secretär hatte die Scheibe damals gegen 20 Thlr. liegen gehabt. Z. war in der Nacht vom 9.—101 December in Großdeuben vom Nachtwächter (ohne Mütze) be troffen und nach geringer Widersetzlichkeit arretirt worden. — Der Gerichtshof erkannte wider Zinkeisen wegen versuchten Mordes, ausgezeichneten Diebstahls und Widersetzung (dem Nachtwächter gegenüber) auf 22 Jahre und 2 Monate Zucht haus. (Dr. I) -- In einem Eingesandt der „CH. N." befindet sich be züglich der Trichinen und Trichinenfurcht folgender Schlußsatz: „Ich erbiete mich, mir aus irgend einem Theile meines eigene« Körpers ein Stück Muskelfleisch herausnehmen und nach Tri chinen untersuchen zu lassen, fordere dann die Herren Fleischer auf, mir möglichst viel Fleisch, Wurst, Schinken u. dergl. trichincnhaltige Gegenstände zun: Verspeisen zu übergebm. Als einzige Bezahlung für dieselben will ich diejenigen Tri chinen, welche die Herren Aerzte hier und im Spital im Besitz haben, oder zu haben behaupten, als Dessert verspeisen und bereitwillgst nach vollbrachtem Kreislauf die irdischen Ueber- reste meines Ich» zur abermaligen Durchsuchung nach Trichi nen den Acrzten widmen. Neander Oscar Paul Meister, approbirtrr Apotheker und Chemiker, wirklich vortragendes, außerordentliche- und correspondirendes Mitglied mehrerer naturwissenschaftlichen und technischen Gesellschaften." — Oeffentliche Sitzung der Stadtverordnete».