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Nr. 7». Zehnter Jahr-. Kschei«t: LLglich früh 7 Uhr. Inserate werden angenommen: bi« Abend» 6,Gönn- tag» bi» Mittag» 12 Uhr: Marirnftra-e IS. 1 Montag. LS. Mär, 18«L. «n^ig. in dies Blatte, da« jetzt in 11,000 Ukrmplaren erscheint, stnden eine erfolgreich« Berbreitur^. '1 Ltavvemeut: VietteljShrlich MNgr. bei nnentgeldlicher Lie ferung in'« Hau». Durch die NSnigl. Post »ierteljührUch SS Ngr Einzelne Nunnaer» 1 Ngr. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredactenr: Theodor Drodisch. Anseratenpretse: ffür den Raum einer gespaltenen Zelle: 1 Ngr. Unter „Singe- fandt" die Zelle Druck und Sigenrhum der Herausgeber: LikpsHl Nelchardt. — Verantwortlicher Redakteur: Julius Nrilhardt. Dres-«M, den 20. März. — Bei dem lebhaften Interesse, welche» durch da» br- vorstehrnde große Gesangfcst für den Männergrsang ange regt worden, wird e» gewiß Manchem lieb sein, auf ein Buch aufmerksam gemacht zu werden, welche» ein treue- Abbild von dem bisherigen Vtreben und Leben de» ältesten hiesigen Män nergesangvereines giebt. Dieses Buch führt den Titel „Der Dresdner Orpheu» nach seinem 30jährigen Bestehen", und ist eine von dem langjährigen, verdienstvollen Direktor dieses Vereins, Herrn Cantor I. G. Müller, dem derselbe seine jetzige Blüthe zum größten Theile verdankt, recht gründlich und interessant abgefaßte Geschichte des Orpheu». Da» größte Interesse wird diese» Buch allerdings den zahlreichen früheren und jetzigen Orpheiden gewähren; jedoch bietet eS auch an deren iFreunden und Freundinnen der edlen Musica vieles Interessante, indem es z. B. einen Urberblick der besten Kom positionen für Männergrsang aus älterer und neuerer Zeit gewährt, auch ein Btld giebt von den in den Jahren 1842. 1843 und 1859 in Dresden gefeierten Säi.gerfeste«, sowie von vielen anderen Gesangfesten, an welchen der Orpheus Theil genommen hat, wie in Meißen, Würzburg, Eisenach, Zittau, Teplitz, Nürnberg. Camenz u. s. w. In der Buch druckerei von Ernst L Porteger ist diese Schrift für 10 Ngr. zu bekommen. — Wenn man einerseits die zweckmäßige, für Dresden auch ganz unerläßliche Maßregel der Behörde dankend aner kennen muß, daß auf keiner der verkehrsreichen Straßen Hemm nisse und Störungen der Passage stattfinden dürfen, als z B. ungehöriges Stehenlaffen von Wagen, Vornahme von Bött-, cher-, Schmiede- und Stellmacherarbeiten u. s. w., so kann auf der andern Seite nicht begreifen, wie doch an ein- Schwender eine kleine hippologische Vorstellung statt. Acht Herren ritten unter den Klängen eines Musikchores mehrere Quadrillen. Die von Herrn Crasselt geleiteten, ziemlich com- plicirten Evolutionen wurden von den Betheiligten mit eben soviel Courage und Sicherheit als Eleganz ausgeführt. Einige andere sich anschließende Manövres hinterließen gleichfalls einen guten Eindruck. — Dem Vernehmen nach beabsichtigt die sächsische Ober- postdirection die vortreffliche neue Einrichtung der preußischen Postanweisungen, für Beträge bis zu 50 Thlr. ja wie die „L. N." von anderer Seite hörten, bis zu 100 Thlr. auch ihrerseits für daS Königreich Sachsen und das Herzogthum Altenburg demnächst einzuführen. Gewiß würde ihr dafür, wenn anders sich diese Nachricht bestätigt, die gesammte Ein wohnerschaft des sächsischen Postbezirks zu großem Danke ver pflichtet werden. — Gestern fanden wir die auf dem Eliaskirchhofe be findliche Grabstätte des im Jahre 1836 verstorbenen Ober- confistorialrathes und Superintendenten vr. Seltenrrichs mit Palmenzweigen, Guirlanden, Lorbeer- und andern Kränzen geschmückt. Dieser Schmuck, den treue Liebe und Dankbarkeit dargrbracht hatte, galt dem hundertjährigen Geburtstage Or. Seltenrrichs, denn er wurde den 19. März 1765 in Kamenz von armen Aeltern geboren. Er bestimmte sich für das geist liche Amt und in einer fast fünfzigjährigen treuen Wirksamkeit hat er wichtige Aemter in der Kirche mit großen Segen ver waltet. 1819 wurde er Superintendent in Zerbst, 1820 in Freiberg und zuletzt in unserer Stadt. Für Staat, Kirche und Schule hat er Bedeutendes geleistet; dabei war er ein wohlthuender Freund der Armen und insbesondere der Jugend. Gewiß in vielen Herzen lebt rin dankbares Andenken an ihn fort. Für dre hiesige evangelische Freischule war er der zelnen Punkten der Stadt und grade an solche», w» di« swiM chäügsta Mitbegründer rurd der fresgchißst« Miterhalter. Sv- Durchführung obiger Maßregel dringend geboten erscheint, letz- wohl an seinem Geburtstage, als auch am Christfeste bereitet« tere äußerst lax gehandhabt und dem Anschein nach ganz un beachtet gelassen wird. Man betrachte nur die neue Gaffe in der Nähe der Pirnaischen Straße, dort wird man fast ohne Unterbrechung Wagen und Wagentheile stehen finden, an denen zweifelsohne von Handwerkern gearbeitet wird. Ist nun der artige- Arbeiten an und für sich von der Behörde untersagt, so ist es grade an diesem Platze so außerordentlich störend für den Verkehr, wie kaum mehr in irgend einer Straße Dres den». Die TrottmrS der Straßen-Seite, wo die Wagen stehen, sind gar nicht zu pasfiren und der übrig bleibende Theil der grade an dieser Stelle äußerst engen Straße ist kaum aus reichend, daß noch ein Fuhrwerk daselbst passiren kann. Ein Begegnen von Fuhrwerken gehört dort zur Unmöglichkeit. Wir behalten uns vor, noch andere Straßen zu bezeichnen, auf denen ebenfalls Verkehrsstörungen stattfinden. — — Ein großer deutscher Philosoph sagt: „Alles, was besteht, ist vernünftig!" und so dürfte dieß auch der allhier von dem Herrn Benno von Zezschwitz gegründete Pfeifenclub sein, denn er besteht und hielt vorgestern Abend im Local des Körnergarten abermals eine Sitzung im Beisein von circa hundert Männern, wo man auch sechs Damen bemerkte, unter denen sich zwei von altem Adel befanden. Es wurden dreißig »eue Mitglieder ausgenommen, der Tabak frei gegeben und beschlossen, nächsten Donnerstag die Statuten de» Verein» fest zustellen. Dem Vernehmen nach hat sich auch in Freiberg ein Pseifenclub gebildet und mit der Zeit giebt es vielleicht Ehrenmitglieder, correspondirende Mitglieder und Inhaber von Ehrenpreis-Tabaksbeuteln. Kommen Meerschaumköpfe vor, die gebräunt werden sollen, so bildet sich vielleicht rin „Anräu- cherungs-Comitv", und über die Quasten und Bummeln, wie sie früher an langen Pfeifen üblich waren, entscheidet «in „Bummel-Inspektor". Um nicht hinter der Zeit zurückzu bleiben. werden vielleicht auch Vorlesungen gehalten und ein anschlägiger Kopf hält Vorträge über Abgüsse und Beschläge, wo er in Betreff der Hornpfeife die Sache nrcht allzusehr auf die Spitze treiben darf An einem Zweckessen wird es auch nicht fehlen, und poetische Raucher, welche das Tafellied oder sanft Verse zur Verherrlichung des Clubs machen, empfangen das Diplom als „gekrönter Pfeifenreimer". — Der berühmte Architekt und Baumeister Professor Semper verweilte dieser Tage in Dresden. Bekanntlich wurde derselbe wegen Betheiligung an den Maiereigniflen 184S von Dresden flüchtig, nachdem sein künstlerischer Ruf durch Aus führung mehrerer größerer Bauten (Hoftheater, Museum rc.) hier schon fest begründet war. — Im zweiten Theater wird morgen zum Benefiz für Fräulein Al ine Huth die äußerst nette dramatische Piece: „Eine Posse als Medicin, oder: So kurirt man schlimme Frauen" in Scene gehen. Wir wünschen der beliebten Dar stellerin eine rege Betheiligung von Seiten de» Publikums. — Am Sonnabend Abend fand vor eine« feinen Pu blic«« in der festlich decorirten Reitbahn von Crasselt und er den Kindern dies-r Schule durch freundliche Gaben große Freude», und diese Gaben der Liebe hat seine im Wohlthun nie ermüdende hinterlassene, hochgeehrte Witttve bis an ihr Ende fortgereicht. Mit Recht sang unser trefflicher Hohlfeldt beim Tode des würdigen Kinder- und Schulfreundes: Ach! es klagt die liebende Gemeinde Ilm den Lehrer, den Gott von ihr ries. Thronen fließen Ihm, dem Kinderfreunde, Der zu früh noch für ihr Wohl entschlief; Und verwaist, wie an des Vaters Grabe, Steht sie jetzt, die tiefbewegte Schaar, Bringt Ihm noch die letzte arme Gabe, Heiße Zähren ihres Dankes dar. — Das Fallissement der Leipziger Bankierfirma Blach- stein, welches vor wenigen Tagen erfolgte, scheint nicht ohne unseligen Einfluß auf die sonst von Wechselfällen dieser Art weniger berührte Geschäftswelt bleiben zu sollen. Mit allge meiner Theilnahme vernimmt die Stadt die Nachricht, daß sich am Donnerstag früh beiin Grauen des Tages der zweite Chef des großen Hauses Moritz Marx in den Wellen der Elster freiwillig den Tod gegeben hat, dergestalt, daß er Rettungsversuche, welche herbeieilende Arbeiter machten, als sie ihn mit dem Tode ringen sahen, stoisch zurückwics. Man bringt dies wahrhaft erschütternde tragische Ende des in der Blüthe des Mannesalters stehenden allgemein beliebten Kauf mannes zunächst mit jenem Sturz in Zusammenhang. Der erste Chef des Hauses ist zufällig seit einiger Zeit in London abwesend. Der Verstorbene war ein Mann von den liebens würdigsten Eigenschaften und ein eifriger Beschützer und Gön ner der dramatischen Kunst, wie es nur wenige giebt. Emil Devrient stand mit ihm z. B. auf dein freundlichsten Fuße — lieber die falschen Zehn-Thaler-Noten der preußischen Bank berichtet die N.Z, daß die beiden Wasserzeichen (10 — 10) durch Radiren erzeugt, die beiden Zahlen also verschwommen sind. Ferner ist die schwarze Zeichnung nicht deutlich und einzelne Theile. wie die Büste an der untern Ecke rechts, nicht zu sehen. — Noch im Laufe d. M. wird ein Herr Riese von Bremen als Lyonel und Tamino beim hiesigen Hoftheater gastiren. — Am 27. d. M soll Louis Schuberls neueste komische Operette „Der Universalerbe" zur Aufführung kommen. * Tod durch eine Cigarre. In Bischmisheim nächst St. Johann im preußischen Regierungsbezirk Coblcnz ereignete sich in der Nacht auf den 7. März folgender Unglücksfall: Ein junger Forstbeamter, welcher bei einem dortigen Wirthe wohnte, rauchte noch, nachdem er sich schon zu Bette gelegt, eine Cigarre, und schlief wahrscheinlich darüber ein, ohne zu bemerken, daß er das Bett entzündete. Als nun die Magd früh um 5 Uhr noch nicht aufgestandcn war, begab sich die Hausfrau in den zweiten Stock, um jene zu Wecken, fand aber alle Räume mit Rauch angefüllt. Sie eilt herunter zu ihrem Manne und theilt diesem in Angst mit, es müsse in ihrem Hause brmnen. Der Wirth springt sofort hinauf, stößt die Thüre des Schlafzimmers der Magd ein, ebenso die des Schlafzimmers seiner Tochter, und findet beide Mädchen in Folge des in den Zimmern befindlichen Rauches in betäubtem Zustande. Hierauf eilte er an das Zimmer, in welchem der junge Forstbeamte wohnte. Kaum hatte er aber dessen Thüre geöffnet, als ihm ein undurchdringlicher Rauch entgegenkam und das Bett in Folge des Luftzuges, da der Wirth sofort das Fenster aufrih, in Hellen Flammen aufschlug. Der Wirth untersuchte sofort das Bett, fand jedoch den jungen Mann nicht in demselben, sondern bei Untersuchung des Zimmer» hinter der Thüre als — Leiche. Der Unglückliche war also noch bis zur Thüre gelangt, hatte aber nicht mehr die Kraft, sie zu öffnen, da der Erstickungsproceß schon zu weit vorge schritten war. Möge dieser traurige Fall Denen als War nung dienen, welche die Gewohnheit haben, nach dem Schla fengehen noch im Bette zu rauchen. * Ein interessantes Schauspiel. Herr August Jünger, der Erfinder der Rettungsjacke, legte am Sonntag bei Steinwärder dem Direktor der deutschen Seemann-schule, Herrn Thaulow, Zeugniß von der Vortrefflichkeit seiner Er findung ab. Die Jacke ist auS starkem Leinen gefertigt und mit Kork, welcher durch eine Prozedur gegen die Annahme des Wassers geschützt wird, ausgelegt, im Uebrigrn praktisch und bequem construirt. Mit einer solchen Jacke angrthan sprang der Erfinder, von Kopf bis zu Fuß vollständig be kleidet, aus einem Boote in den Strom, und ließ sich, um geben von mehreren Kähnen, welche eine schaulustige Menge faßten, seine Cigarre rauchend, und ohne die geringste Be wegung zu machen, sich über Wasser zu erhalten, vom Strome fortführen. Die Schöße der Jacke legen sich flach auf's Wasser auf und tragen so den Körper, der bis an die Brust über Wasser bleibt. Will der Betreffende schwimmen, so ist durch einen einfachen Gürtel die Jacke enger zusammen zu ziehen, so daß er an keiner Bewegung gehindert wird. Zwanzig Minuten lang ließ sich der für seine Erfindung Propaganda machende kühne junge Mann bei einer Wasserwärme von nur 2 Grad Reaumür von seiner Jacke tragen, und nach dem Er folg, welchen derselbe erzielte, möchten wir nicht verfehlen, die Aufmerksamkeit der Interessenten wiederholt auf diese Er findung zu lenken. * Ein llemi-monäe-Ball. Ein Pariser Blatt meldet wörtlich: Montag fand in der Rue de Ponthieu Nr. 61 ein glänzender Ball statt: Illumination im Innern und Aeußern des Hotels, Strauß am Orchester, Blumen in Hülle und Fülle das Treppenhaus mit Spiegeln bedeckt, ein „sitzendes" Souper von 150 Gedecken aus der Küche der Madame Bontoux, dieserFee der kulinarischen Künste, eine Armee von Domestiken in großer Livree mit dem Wappen des Hauses u. s w. u. s. w. Man zählte in den Salons zehn Fürsten, acht Herzöge, 3 t Grafen, 29 Barone, fünf Marquis, vier Vicomtes; die einfachen Edel leute wurden erst gar nicht gezählt. Es war ein nationaler Ball, daher wenig oder gar keine Fremde — vier Engländer wurden mir im Ganzen bezeichnet — dagegen die Blume von Frankreich, was die männliche Welt betrifft. Von Damen war die Blume der galanten Gesellschaft anwesend. Die Herrin empfing man mit vollendeter Grazie. Den Intimen des Hau ses wurde gegen 7 Uhr Morgens ein Dejeneur servirt. Man tanzte Montag bei Madame Cora Pearl. * Festsprüche. Motiv: Das Festsprucli-Fieber hat auch mich ersaßt; Prüft meine Sprüche, ob Euch einer paßt! Der Zauber deutscher Lieder, rin warmer Druck der Hand, Ein' alle uns als Brüder vom Rhein bis NiemenS Strand! Macht. Deutschlands Söhne, Ihr zur Wahrheit Das Lied von Einigkeit und Treu, Dann tagt ein Morgen uns voll Klarheit, Dann sind wir stark und groß und frei! — Wie hier zum Liede voll und rein Sich einen alle Töne. So, Brüder, laßt uns einig sein Als einer Mutter Söhne! Dring', deutsches Lied, uns tief in's Mark, Und mach' uns einig groß und stark! Wie stark der Zauber auch im Liede. Nicht schirmen kann er deinen Heerd. Drum, droht» aus Ost und West, dann schmiede Zum Kampfe dir ein scharfes Schwerdt! Schlußbemcrkuug. Ob auch ein Kluger meine, Der Schanz sei hier der eine Der etwas Gutes schaffen kan«. Doch will ich ohne Zagen Mit ihm den Wettkampf wagen, Merkt auf, Ihr Herrn, und prüfet dann! W.